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Stephanie Zesch, Tanja Pommerening, Burkhard Madea, Thomas Henzler, Ronny Friedrich, Wilfried Rosendahl
Zur interdisziplinären
Untersuchung ägyptischer
Mumienobjekte aus dem
Nationalmuseum für Geschichte
und Kunst Luxemburg
2
1 Einleitung
Menschliche Ganzkörpermumien und Mumien-
teile sind sowohl für die Wissenschaft als auch
für die breite Öffentlichkeit gleichermaßen
interessant. Während bei letzteren sicherlich
das oftmals gut erhaltene, lebensnahe Antlitz
eines vor Jahrhunderten oder Jahrtausenden
verstorbenen Menschen fasziniert, stellen
Mumien wissenschaftlich betrachtet außerge-
wöhnliche Archive des Lebens dar. Durch die
Erhaltung von Weichgewebe wie Haut, Haaren,
Muskeln und Organen können unter Einsatz
interdisziplinärer Untersuchungsmethoden
spannende und sehr spezielle Erkenntnisse
über Leben und Leiden des Verstorbenen,
aber auch über Mumifizierungspraktiken und
Bestattungsbräuche in unterschiedlichen
Kulturen und Zeiträumen gewonnen werden.
Im Jahr 2014 wurden ein altägyptischer
Mumienkopf und eine Mumienhand aus dem
Musée National d’Histoire et d’Art im Rahmen
einer Kooperation mit dem German Mummy
Project an den Reiss-Engelhorn-Museen
Mannheim und dessen externen Projektpartnern
wissenschaftlich untersucht. Ein überraschender
anthropologisch-forensischer Befund ist eine
äußerlich nicht sichtbare Schädelfraktur unter
der geschlossenen Kopfhaut des Mumienkopfes.
Das Fehlen der Haare an der betreffenden
Stelle wird als Hinweis auf eine versuchte
ärztliche Versorgung der Verletzung gewertet.
Da Mumien und Skelettreste mit Spuren einer
medizinischen oder chirurgischen Behandlung
selten vorkommen, kann der Luxemburger
Mumienkopf als besonderes Beispiel einer
angestrebten Wundversorgung im alten
Ägypten gelten. Verglichen werden kann der
traumatische Befund darüber hinaus mit einer
im medizinischen Papyrus Edwin Smith
beschriebenen Schädelverletzung und den
dafür vorgesehenen heilkundlichen
Maßnahmen.
Abb. 1
Überreste der Leinenbinden am Oberkopf.
3
2 Historie,
Provenienz
und
Beschreibung
der Mumien-
objekte
2.1 Historische Aspekte
Der Mumienkopf und die Mumienhand stammen
angeblich aus Theben, dem heutigen Luxor.
Sie wurden der Société pour la recherche et
la conservation des monuments historiques
dans le Grand-Duché de Luxembourg 1857 von
Charles François Legénissel gestiftet (Namur
1857). Legénissel war Offizier im französischen
Ingenieurkorps und stand in Ägypten im Dienst
des Vizekönigs Muhammad Saïd Pacha. Von
dort brachte er altägyptische
Gegenstände mit,
die er bei seinen Aufenthalten
im Raum Metz
und Luxemburg verschiedenen Einrichtungen
schenkte (vgl. Beitrag F. Dövener „Die Stifter
der Aegyptiaca“ in diesem Band).
2.2 Mumienkopf
(Inv.-Nr. 2012-025/0021, Kat.-Nr. 15)
Der außergewöhnlich gut erhaltene Mumienkopf
wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt mit
einem relativ glatten Schnitt unterhalb des
siebten Halswirbels vom Körper getrennt.
Für eine Altersdatierung des Kopfes mit der
Radiokarbonmethode und eine DNA-Analyse
wurde aus dem Inneren des durch die Abtren-
nung geöffneten Halses eine geringe Menge
Weichgewebe entnommen. Das kalibrierte
14C-Alter des Mumienkopfes liegt zwischen
17 v. und 124 n. Chr. (zweifache Standard-
abweichung; vgl. Abschnitt 3.3), was der
Römerzeit in Ägypten entspricht.
Da der Luxemburger Mumienkopf vermutlich
in Theben angekauft wurde, stammt er wahr-
scheinlich, wie viele der heute in Museen
befindlichen Mumien, aus einer thebanischen
Nekropole. In Theben-West waren unter ande-
rem
die mit traditionellen wie auch neu
entwickelten Techniken präparierten römer-
zeitlichen Mumien von Mitgliedern der
sozialen „Oberschicht“ bestattet (spätes
1. Jahrhundert v. bis spätes 3. Jahrhundert
n. Chr., nach Gessler-Löhr 2012; siehe auch
Riggs 2003, Raven und Taconis 2005, Germer
et al. 2009, National Museums Scotland 2012).
An der linken Schläfe, der Stirn und am
Oberkopf sind noch wenige Reste der Leinen-
binden erhalten Abb. 1. Während sich viele
ägyptische Ganzkörpermumien und Mumien-
teile in Sammlungen noch in ihrer originalen
Leinenumwicklung befinden, gibt es ebenso
viele ohne Leinenumhüllung. Mumien wurden
zu Werbezwecken von ägyptischen Antiken-
händlern, die sie europäischen Reisenden
zum Kauf anboten, ausgewickelt. Vor allem im
19. Jahrhundert waren Mumien ein beliebtes
4
Souvenir bei europäischen Ägyptenreisenden.
In der höheren Gesellschaftsschicht wurde
das Auswickeln einer Mumie mitunter als
Höhepunkt geselligen Beisammenseins
durch-
geführt (Germer 1997, Germer et al. 2009).
Zu
welchem Zeitpunkt der Luxemburger Kopf
seine Leinenumwicklung verlor, ist unbekannt.
Auf der obersten Leinenlage sind schwärzliche
Rückstände von Balsamierungssubstanzen zu
erkennen. Im alten Ägypten wurde nach dem
Entwässern des Leichnams ein Gemisch aus
erhitzten Harzen (meist von Koniferen, aber
auch Myrrhe), Bienenwachs, pflanzlichen Ölen
und seit dem 1. Jahrtausend v. Chr. sogar
Bitumen auf den Körper und die Leinenbinden
aufgetragen (Germer 1997, Pommerening 2007,
Germer et al. 2009, Smith 2009). Aufgrund
der Behandlung des Körpers mit derartigen
Substanzen und infolge der Farbstoffe in Erdpech
und Bitumen hat sich die Haut dunkel verfärbt
(Connan 2005, Gessler-Löhr 2012). Die Ohr-
öffnungen des Mumienkopfs wurden mit einer
Masse aus Harz oder Wachs pfropfenartig
verschlossen, was bei vielen Mumien nach-
zuweisen ist. Ab dem Neuen Reich (etwa
1530 – 1070 v. Chr.) wurden Harze bei der
Mumifizierung in großen Mengen verwendet
und auch Harzpfropfen in Nase und Ohren
gesteckt (Pommerening 2007).
Das schulterlange, wellige Haar mit rötlichem
Farbton ist hervorragend erhalten und bedeckt
den Mumienkopf nahezu vollständig Abb. 2.
Lediglich am Hinterkopf fällt ein Bereich ohne
Haare auf, an dem die Kopfhaut flächig zu
sehen ist Abb. 3a – b. Markant sind an dieser
Stelle drei geradlinige, horizontal verlaufende
Risse in der Kopfhaut mit unregelmäßigen
Rändern, bei denen es sich um Platzwunden
handelt (vgl. Abschnitt 4.2.4). Einige verklebte
Haarsträhnen oberhalb und seitlich der kahlen
Stelle scheinen durchtrennt.
Ein auffallendes Merkmal des Kopfes ist der
rötliche Farbton der Haare. Da sich dieser bei
vielen ägyptischen Mumien feststellen lässt,
kann die Frage gestellt werden, ob die Haare
möglicherweise mit Färbemitteln oder anderen
Substanzen behandelt wurden. So wurde
die Verwendung eines auf der Hennapflanze
(Lawsonia inermis) basierenden Haarfärbemittels
zum Beispiel für die Mumie einer Frau aus der
prädynastischen Nekropole Hierakonpolis
(HK 43)
postuliert (Fletcher 1998, Fletcher 2002; für
weitere Beispiele rothaariger Mumienköpfe
vgl. auch Raven und Taconis 2005). Der häufig
rötliche Farbton von Kopf- und mitunter auch
Barthaaren könnte aber ebenso die Folge von
Oxidationsprozessen der Farbpigmente in den
Haaren sein, die nach dem Tode stattgefunden
haben (Germer et al. 2009). Untersuchungen
von Haarproben weiterer ägyptischer Mumien
mit Rasterelektronenmikroskopie (REM) und
Gaschromatographie–Massenspektrometrie
(GS-MS) ergaben, dass die Haare zum Teil mit
fetthaltigen, gel-ähnlichen Substanzen behandelt
Abb. 2
Das etwa schulterlange Haar mit rötlichem
Farbton ist hervorragend erhalten. Im Nacken-
bereich befindet sich eine Fayenceperle (Pfeil).
Abb. 4
Minimaler Überrest einer Blattgoldauflage am
rechten Auge.
Abb. 4Abb. 2
5
wurden, deren biochemische Zusammensetzung
von den harz- und bitumenhaltigen Balsamie-
rungsölen abweicht (McCreesh et al. 2011a,
McCreesh et al. 2011b). Die naturwissenschaft-
liche Analyse einer Haarprobe des Luxemburger
Mumienkopfes könnte im Hinblick auf die Frage,
ob und wie die Haare behandelt wurden, neue
Erkenntnisse liefern.
Im Gesicht sind mit Ausnahme zweier Hautrisse
an der rechten Wange und einem Riss auf
Höhe der linken Unterkieferhälfte keine
Schädigungen des Weichgewebes vorhanden.
Augenlider und Mund sind geschlossen.
Am rechten Auge ist der minimale Überrest
einer Blattgoldauflage zu erkennen Abb. 4.
Im Nackenbereich befindet sich eine Fayence-
perle Abb. 2. Sie stammt vermutlich von einem
aus Perlen zusammengesetzten, ägyptischen
Halskragen oder von einem Perlennetz,
das den bandagierten Körper abschließend
umspannte. Die hohe Qualität der Mumifizie-
rung des Luxemburger Kopfes, die Überreste
einer Blattgoldauflage und die vermutete
Behandlung der Haare weisen auf eine Person
höheren Standes hin.
Heute befinden sich zahlreiche römerzeitliche
Mumien und Mumienteile aus den thebani-
schen Nekropolen in Museen und Samm-
lungen (vgl. Riggs 2003, Raven und Taconis
2005, Germer et al. 2009, Gessler-Löhr 2012,
National Museums Scotland 2012). Merkmale
dieser sehr qualitätvoll präparierten Mumien
sind eine umfangreiche, zum Teil kokonhafte
Umwicklung der Mumie mit Leinenbinden,
die Dekorierung der Mumie mit Maske,
Mumienporträt, Leichentuch oder Perlennetz,
Amulette und Schmuck in den Leinenbinden und
die Verzierung der Haut mit Blattgoldauflagen
(Riggs 2003, Smith 2009, Gessler-Löhr 2012).
Abb. 3a – b
Haarlose Stelle am Hinterkopf mit Rissen in der
Kopfhaut (Abb. 3a, Pfeile) und verklebten
Haarsträhnen.
Abb. 3a
Abb. 3b
6
2.3 Mumienhand
(Inv.-Nr. 2012-025/0022, Kat.-Nr. 16)
Die Abtrennung der Mumienhand erfolgte
zu einem nicht bekannten Zeitpunkt unterhalb
der Handwurzelknochen. Aus diesem Bereich
wurde geringfügig Gewebematerial für eine
Altersbestimmung und eine DNA-Analyse
entnommen. Das kalibrierte 14C-Alter der
Mumienhand liegt zwischen 767 und 434
v. Chr. (zweifache Standardabweichung; vgl.
Abschnitt 3.3). Damit ist die Hand deutlich
älter als der Kopf. Sie datiert in die Übergangs-
phase von der 3. Zwischenzeit zur ägyptischen
Spätzeit.
Wie der Mumienkopf zeigt auch die Mumien-
hand eine dunkle, auf Balsamierungssubstanzen
zurückgehende Färbung der Haut. Auf dem
Handrücken und unter der Daumenspitze
haben sich von Balsamierungsflüssigkeiten
durchtränkte Leinenreste nur noch in einer
Lage erhalten Abb. 5. Der vierte Finger
hat
sich unter den Mittelfinger geschoben.
Die
Fingernägel der zu einer Faust geballten
Hand mit gestrecktem Daumen lassen keine
sichtbaren Spuren einer Behandlung erkennen.
Insgesamt ist die Mumienhand weniger gut
erhalten als der Kopf. Der Zeigefinger weist
an der Gelenkverbindung zwischen zwei
Abb. 5
Abb. 6
Abb. 7
7
Fingergliedern einen Riss im Weich gewebe
auf Abb. 6. Infolge der Dehydrierung des Körper-
gewebes
bei der Mumifizierung hat sich das
Nagelbett zurückgezogen, was eine Lockerung
der Fingernägel zur Folge hatte. Während der
Daumennagel stark gelockert im Nagelbett sitzt
Abb. 7, ist der Nagel des kleinen Fingers bereits
verloren gegangen Abb. 6. Aufgrund ihrer
Grazilität ist die Mumienhand vermutlich einer
Frau zuzuordnen.
Die DNA-Analyse von Weichgewebsproben
der beiden Mumienobjekte am EURAC-Institut
für Mumien und den Iceman in Bozen blieb
wegen unzureichender DNA-Erhaltung
ergebnislos.
Abb. 5
Überreste der Leinenbinden auf dem Handrücken.
Abb. 6
Die Hand mit gestrecktem Daumen ist zu einer
Faust geballt. Markant sind der Riss im Weich-
gewebe am Zeigefinger und der fehlende Nagel
des kleinen Fingers.
Abb. 7
Der Daumennagel sitzt stark gelockert im
Nagelbett.
3 Altersdatierung
der Mumien-
objekte mit der
Radiokarbon-
methode
Bei der wissenschaftlichen Untersuchung
sterblicher Überreste des Menschen, seien
es Skelette oder mumifizierte Körper, ist die
Bestimmung der Liegezeit beziehungsweise
des Todeszeitpunktes sehr wichtig. Das am
besten geeignete Verfahren zur absoluten
Datierung ist die Radiokarbon- oder
14
C-Methode.
Sie wurde Ende der 1940er Jahre von Willard
F. Libby von der University of Chicago entwickelt
und zur Anwendung gebracht (Arnold und Libby
1949, Libby 1952). Über die Jahre hinweg hat
das Verfahren zahlreiche Verbesserungen in der
Messmethodik erfahren. Vor allem die Entwick-
lung der Beschleuniger-Massenspektrometrie
(Accelerator Mass Spectrometry = AMS) an
der University of Oxford im Jahr 1977 war
ein bedeutender Schritt. Mit dieser Technik
konnte nicht nur die notwendige Probenmenge
deutlich minimiert, sondern auch die Messge-
schwindigkeit und -genauigkeit stark erhöht
werden (Geyh 2005, Kromer 2007).
8
3.1 Methodik
Das Element Kohlenstoff (C) gehört zu den
wichtigsten chemischen Bausteinen der
Biosphäre. Organische Kohlenstoffverbindungen
sind Bestandteil allen Lebens. Drei Isotope des
Kohlenstoffs kommen in der Natur vor. Dies
umfasst die stabilen Isotope 12C (98,89 %) und
13C (1,11 %) sowie das instabile beziehungs-
weise radioaktive Isotop 14C (10-10 %). Das
radioaktive Kohlenstoffisotop 14C wird in den
oberen Schichten der Atmosphäre überwiegend
durch Wechselwirkungen von sekundären
Neutronen der kosmischen Strahlung mit
Stickstoffatomen ständig neu gebildet. Bei der
Kernreaktion 14N(n,p)14C fängt 14N ein Neutron
ein und gibt dafür ein Proton ab, aus 14N wird
so Radiokohlenstoff. Die weltweite 14C-Produk-
tionsrate liegt zwischen 6 und 13,5 kg a-1
(Kovaltsov et al. 2012). Chemisch verhält sich
14C wie die anderen Kohlenstoffisotope und
verbindet sich mit Sauerstoff zu CO2. In die
Biosphäre gelangt 14C über die Photosynthese
der Pflanzen und darüber wiederum in die
Nahrungskette von Mensch und Tier. Dieser
Zyklus wird als Kohlenstoffkreislauf bezeichnet.
Solange ein Lebewesen aktiver Teil dieses
Kreislaufes ist, bleibt der 14C-Anteil im Kohlen-
stoff im Gleichgewicht. Mit dem Tod eines
Organismus ändert sich das. Es wird kein
neues 14C mehr zugeführt, stattdessen beginnt
der radioaktive Zerfall der initialen Menge. Die
physikalische Halbwertszeit beträgt 5730 +/- 40
Jahre, das heißt nach dieser Zeit ist nur noch
die Hälfte des initialen 14C-Gehaltes vorhanden,
nach weiteren 5730 +/- 40 Jahren wiederum
noch die Hälfte davon.
1958 wurde nachgewiesen, dass es über
die Zeit natürliche Schwankungen im
14C/12C-Verhältnis gab, so dass die Modell-
annahme eines zeit- und ortskonstanten
14C-Anfangswertes nicht erfüllt ist (De Vries
1958). Für die errechneten 14C-Alter bedeutet
dies, dass die Datierungen nicht Sonnen-
oder Kalenderjahren entsprechen, sondern
im Vergleich zu diesen zu jung ausfallen.
Die Abweichungen können in bestimmten
Zeitabschnitten deutlich über 1000 Jahre
liegen. Für die natürlichen Schwankungen
im atmosphärischen 14C/12C-Verhältnis gibt
es drei Hauptursachen: Änderungen des
erdmagnetischen Dipolfeldes, Schwankungen
in der Sonnenaktivität sowie der Austausch
von Kohlenstoff aus verschiedenen Reservoirs
der Geo- und Biosphäre mit der Atmosphäre.
Neben den genannten natürlichen Schwankun-
gen gibt es auch vom Menschen verursachte
Veränderungen. Der „Suess-Effekt“ beschreibt
den Einfluss der seit Mitte des 19. Jahrhunderts
erfolgten Industrialisierung beziehungsweise
Verwendung von fossilen Brennstoffen (kein
14C mehr enthalten) auf den 14C-Gehalt in der
Atmosphäre (Suess 1955), wodurch ein zu
hohes 14C-Alter vorgetäuscht wird.
Als „Kernwaffen-Effekt“ wird die starke
Erhöhung des atmosphärischen 14C-Gehaltes
durch oberirdische Kernwaffentests zwischen
1950 und 1963 bezeichnet. Da die Werte der
künstlichen 14C-Gehaltsverändungen relativ
genau bekannt sind, können über die soge-
nannte „Bombenpeak-Datierung“ mit der
Radiokarbonmethode auch sehr gut Proben
nach 1950 beziehungsweise der jüngsten
Zeit datiert werden.
9
Abb. 8
Eines der modernsten Geräte zur 14C-Datierung
ist das Beschleuniger-Massenspektrometer
(AMS) vom Typ MICADAS im Klaus-Tschira-
Archäometrie-Zentrum an den Reiss-Engelhorn-
Museen Mannheim.
3.2 Probenaufbereitung
und Messung
Von den beiden Luxemburger Mumienobjekten
wurden etwa je ein Gramm Gewebematerial
minimalinvasiv entnommen und im Klaus-
Tschira-Archäometrie-Zentrum an den Reiss-
Engelhorn-Museen Mannheim datiert.
Da es im Boden beziehungsweise während der
Liegezeit zu Kontaminationen kommen kann,
werden Proben im Labor grundsätzlich zuerst
von groben Verunreinigungen befreit und
Fremdkohlenstoffe, die das Alter verfälschen
können, chemisch entfernt. Da mögliche
Konservierungsstoffe (zum Beispiel Balsamie-
rungssubstanzen) das Alter verfälschen
können, werden entsprechende Proben
speziell chemisch vorbehandelt. Im nächsten
Schritt werden die organischen Proben in
Kohlendioxid umgewandelt und anschließend
in eine feste Kohlenstoffform – das Graphit –
konvertiert. Für die Messung im Massen-
spektrometer (AMS-Technik) ist nur eine
sehr geringe Kohlenstoffmenge im mg-Bereich
erforderlich. Die gewonnene Graphitprobe
wird im AMS mit Cäsium-Ionen beschossen,
um geladene Kohlenstoff-Ionen zu erzeugen
und störende Stickstoffatome zu entfernen.
Aufgrund der unterschiedlichen Massen der
Ionen werden die Ionen des 14C-Isotops im
Spektrometer und sich überlagernde Mole-
külionen im Beschleunigerteil abgetrennt.
Ausgehend vom Verhältnis 14C zu 12 C kann
schließlich das Alter errechnet werden. Die
Messungen in Mannheim erfolgen mit dem
von der ETH-Zürich entwickelten Teilchenbe-
schleuniger MICADAS, einem der kleinsten
und modernsten Massenspektrometer
weltweit Abb. 8.
Abb. 8
10
3.3 Ergebnisse und
Kalibration
Gemäß internationaler Übereinkunft werden
die über die Radiokarbonmethode ermittelten
Messergebnisse als konventionelle 14C-Alter
bezeichnet. Als Null-Bezugspunkt gilt das
Jahr 1950. Das gemessene Datum wird als
Zahlenwert mit einer Standardabweichung
(+/- Wert) und dahinter dem Symbol BP
(= before present; bezogen auf 1950) angegeben.
Das Ergebnis für den Mumienkopf ist ein
14C-Alter von 1949 +/- 24 Jahren BP, was einem
Alter von 1949 +/- 24 Jahre vor 1950 ent-
spricht. Für die Mumienhand wurde ein
14C-Alter von 2471 +/- 25 Jahren BP ermittelt,
was ein Alter von 2471 +/- 25 Jahren vor 1950
bedeutet. Da diese 14C-Altersdaten nicht mit
der physikalischen Halbwertszeit des 14C,
sondern mit der von Libby verwendeten
(5568 Jahre) berechnet werden (internationaler
Standard), und auch die zeitlichen Schwankun-
gen im 14C-Anfangsverhältnis berücksichtigt
werden müssen, ist es nötig, die Daten zu
kalibrieren beziehungsweise zu korrigieren
und in Kalenderjahre umzurechnen. Hierzu
werden in erster Linie die Dendrochronologie
(Jahresringkurve bestimmter Baumarten) und
die Warvenchronologie (jahreszeitlich geschich-
tete Seeablagerungen) verwendet. Die derzeit
bestimmbare maximale Altersgrenze mit der
AMS-Technik liegt bei etwa 50 000 Jahren.
Die kalibrierten Rohdaten werden je nach
Ergebnis mit dem Kürzel calBC (BC = vor Chr.)
oder calAD (AD = nach Chr.) angegeben.
Für die beiden hier behandelten Mumien-
objekte ergaben sich nach der Kalibration mit
dem Kalibrationsdatensatz INTCAL13 folgende
Werte: Das 14C-Alter des Mumienkopfes liegt
zwischen calBC 17 bis 124 calAD (zweifache
Standardabweichung), womit er in die Römer-
zeit fällt. Die Mumienhand datiert in die Zeit
von calBC 767 bis 434 (zweifache Standard-
abweichung), was dem Übergang von der
3. Zwischenzeit zur Spätzeit entspricht.
11
4.1 Methodik
Die Anfang der 1970er Jahre entwickelte
Computertomographie (CT) ist ein modernes
radiologisches Verfahren, bei dem mittels
Röntgenstrahlung und unterstützt von Compu-
tern überlagerungsfreie Schnittbilder eines
Körpers durch eine um diesen herum rotieren-
de Röntgenröhre erzeugt werden. Auf ihrem
Weg durch den Körper schwächen sich die
Röntgenstrahlen in Abhängigkeit des Gewebes
beziehungsweise der Strukturen, die sie
durchdringen, ab. Die reduzierte Intensität der
den Körper durchdrungenen Röntgenstrahlen
wird auf der gegenüberliegenden Seite von
multiplen Detektoren erfasst. Hierbei entstehen
tausende von verschiedenen Schwächungs-
profilen, die der Position der Röntgenröhre
zum Körper eindeutig zugeordnet werden
können. Mit Hilfe der sogenannten Radon-
Transformation können aus diesen Daten
Schnittbilder aus dem Körperinneren berechnet
werden. Über die Information der Abschwä-
chung der Strahlung (Absorption)
erzeugen
leistungsstarke Computer Schnittbilder
von
verschiedenen Gewebetypen und Strukturen
in
unterschiedlichen Grauwerten. Die Grauwerte
hängen von der lokalen Dichte des Gewebes
im jeweiligen Bildausschnitt ab und werden
durch die sogenannte Hounsfield-Skala
4 Computertomo-
graphische
Untersuchung
des Mumien-
kopfes
Abb. 9:
CT-Untersuchung des Mumienkopfes an der
Medizinischen Fakultät Mannheim der
Universität Heidelberg.
Abb. 9
Abb. 10a – b
Frontalansicht und Seitenansicht des Schädels.
12
angegeben. Auf dieser Skala ist für Luft ein
Absorptionswert von minus 1000, für Wasser
von null und für Knochen gewebe von über
1000 hinterlegt. Über die Grauwerte ist es
somit möglich, verschiedene Gewebe und
Strukturen in Abhängigkeit von ihrer Dichte
im Bild zu erkennen und zu charakterisieren.
Luft wird üblicherweise schwarz und Knochen
beziehungsweise kalkhaltige Gewebe weiß
dargestellt. Während sich der Körper auf einem
Tischvorschub durch die rotierende Röntgen-
röhre bewegt, wird ein spiralförmiger Volumen-
datensatz erhoben. Durch moderne Bildrekons-
truktionsverfahren sind diese Bilder in ihrer
räumlichen Orientierung frei wählbar. Darüber
hinaus können aus den vorliegenden Bilddaten
dreidimensionale plastische Datensätze erzeugt
werden. Im Vergleich zum konventionellen
Röntgen liegt der Vorteil des CT in einer hoch
auflösenden und überlagerungsfreien Darstel-
lung des Körperinneren in Schichten mit einer
Dicke von bis zu 0,4 Millimeter bei einer
Aufnahmezeit von nur wenigen Sekunden
(Henzler et al. 2011).
Die Computertomographie hat den Vorteil,
dass sie eine zerstörungsfreie Untersuchung
von mumifizierten Körpern und Skeletten
ermöglicht. Sie wird deshalb auch umfassend
in der modernen Mumienforschung eingesetzt
und trägt zur Klärung wichtiger Fragestellungen
bei, wie nach Alter und Geschlecht, Zahnge-
sundheit, Krankheiten und erlittenen Verlet-
zungen sowie mitunter sogar der Todesursache
des Verstorbenen. Sie ermöglicht außerdem
die Lokalisierung von Amuletten oder sonsti-
gen Artefakten im Inneren der Mumie und in
deren Umhüllung, sowie die Rekonstruktion
von kulturspezifischen Praktiken, so zum
Beispiel einer künstlichen Schädeldeformation
oder der Mumifizierungsart (nach Conlogue
und Beckett 2010).
Eine Schwierigkeit bei der CT-Untersuchung
von Mumien bestand lange Zeit darin, die
verschiedenen Gewebearten zu differenzieren
und körpereigenes von körperfremden
Gewebe, wie zum Beispiel Leinenbinden,
zu unterscheiden. Es zeigte sich, dass sich
hierfür vor allem die 2006 eingeführte,
sogenannte „Dual-Energy“-CT hervorragend
eignet. Im Gegensatz zu herkömmlichen
CT-Geräten arbeiten in Dual-Source-CT-Geräten
zwei um 90˚ versetzte Röntgenröhren-Detek-
torsysteme gleichzeitig. Diese können mit
unterschiedlichen Röhrenspannungen und
damit unterschiedlichen Energiespektren
(Dual-Energy) betrieben werden (Henzler
et al. 2011, Henzler et al. 2012).
Der ägyptische Mumienkopf aus dem Musée
National d’Histoire et d’Art Luxembourg wurde
im Institut für Klinische Radiologie und Nuklear-
medizin an der Medizinischen Fakultät Mann-
heim der Universität Heidelberg in einem
Dual-Source-CT (Somatom FORCE, Siemens,
Forchheim) untersucht Abb. 9. Dabei entstanden
1421 Schnittbilder mit einer Schichtdicke von
Abb. 10a Abb. 10b
Abb. 11a – b
Die Innenansicht des Schädels zeigt eine
Durchlochung der Siebbeinplatte an der
Schädelbasis (Abb. 11a, Pfeil). Balsamierungs-
substanzen in
der Schädelhöhle sind nicht
vorhanden (Abb. 11b).
Abb. 11a
13
0,4 Millimeter. Auf Basis der CT-Bilder erfolgte
anschließend die anthropologische Befundung
zu Fragen nach Alter und Geschlecht, Mumifi-
zierungsart (Gehirnentnahme), Zahngesundheit
und pathologisch-forensischen Befunden der
Person. Eine CT-Untersuchung der Mumien-
hand fand nicht statt.
4.2 Anthropologische
Ergebnisse und
pathologisch-
forensische Befunde
4.2.1 Alter und Geschlecht
Die Beurteilung von Entwicklung und Durch-
bruch der Zähne (Ubelaker 1989), die Zahn-
abnutzung (Lovejoy 1985) und der Verknöche-
rungsgrad der Schädelnähte (Meindl und
Lovejoy 1985) ergaben ein Sterbealter der
Person zwischen dem 25. und 35. Lebensjahr.
Besonders das abgeschlossene Wachstum der
Zahnwurzeln und der vollständige Durchbruch
der Weisheitszähne charakterisieren den Kopf
als einem Erwachsenen zugehörig. Kein Zahn
war ausgefallen und die Kauflächen der Zähne
zeigen kaum Spuren von Abnutzung. Um das
Geschlecht zu bestimmen, wurden Form
und Ausbildung von typischen Merkmalen
am Schädel mit geschlechtsspezifischen
Ausprägungsformen bewertet (Ferembach et
al. 1979). Die Beurteilung ergab, dass es sich
um den Kopf einer Frau handelt. Besonders
die Stirn und der Überaugenbereich sowie
die Form des Unterkieferknochens und die
nur geringfügig ausgeprägten Muskelansätze
am Hirnschädel zeigen ein typisch weibliches
Erscheinungsbild Abb. 10 a – b.
4.2.2 Transnasale Gehirnentnahme
Die linke Nasenöffnung des Mumienkopfes
scheint äußerlich betrachtet leicht geweitet zu
sein. Im CT-Bild zeigte sich eine Durchlochung
der knöchernen Siebbeinplatte (Lamina
cribrosa) an der Schädelbasis, durch die das
Gehirn über die Nase entfernt wurde Abb. 11a.
Abb. 11b
Abb. 12a – c
Von außen nicht sichtbare Schädelfraktur mit
halbrunden Biegungsbegleitbruch im Bereich
der Scheitelbeine am Hinterkopf (Abb. 12a).
Die intakte Kopfhaut über der Bruchstelle
und die geborstenen Knochenfragmente im
Schädelinneren sind deutlich zu erkennen
(Abb. 12b – c, Pfeile).
14
Die ältesten schriftlichen Zeugnisse über den
Prozess der Mumifizierung stammen aus der
Überlieferung des griechischen Historikers
Herodot, der Ägypten im 5. Jahrhundert v. Chr.
bereiste (Historien II, 86 – 89). Laut Herodot
führten die ägyptischen Balsamierer einen
Metallhaken in die Nase und zogen damit das
Gehirn heraus. Rückstände im Schädelinneren
wurden mit reinigenden Substanzen entfernt.
Aufgrund radiologischer und anthropologischer
Untersuchungen an ägyptischen Mumien wird
das Vorgehen heute so rekonstruiert, dass die
Schädelbasis meist an der Lamina cribrosa mit
einem Haken durchstoßen wurde. Durch
Rotationsbewegungen mit dem Haken wurde
das Gehirn verflüssigt und anschließend
entnommen (Germer 1997, Aufderheide 2003,
Pommerening 2007, Germer et al. 2009).
In die leere Schädelhöhle wurde häufig ein
vermutlich mittels Erhitzen verflüssigtes Gemisch
aus Balsamierungssubstanzen gegossen, das
sich unter Bildung eines Oberflächenspiegels
beim Auskühlen verfestigte (Germer 1997). Im
Schädel des Luxemburger Mumienkopfes ließen
sich derartige Substanzen nicht feststellen Abb. 11b.
Da die Ägypter die Funktion des Gehirns als
Kontroll- und Steuerungsorgan und Zentrum
des Denkens im Körper nicht kannten (Pomme-
rening und Hendrickx 2011), war ihnen die
Erhaltung des Gehirns für ein Weiterleben im
Jenseits auch nicht wichtig. Somit konnte es
bei der Haltbachmachung des Leichnams
entnommen und entsorgt werden.
Die frühesten Belege von Mumienköpfen
mit Durchlochungen an der Schädelbasis, die
mit einer Gehirnentnahme in Zusammenhang
stehen könnten, stammen aus der 4. Dynastie
(etwa 2670 – 2500 v. Chr.) des Alten Reiches
(Nicolaeff 1930, Pirsig und Parsche 1991). Einer
der bislang ältesten, sicher belegbaren Fälle
einer transnasalen Hirnentfernung ist der in
die 11. Dynastie (etwa 2081 – 1938 v. Chr.) des
Mittleren Reiches zu datierende Mumienkopf
des Djehutinacht aus der Nekropole Dayr
al-Barsha (Gupta et al. 2008). Mit dem Beginn
des Neuen Reiches (etwa 1530–1070 v. Chr.)
wurde das Gehirn routinemäßig über die Nase
entfernt (Aufderheide 2003). Die Mumien
der Ptolemäerzeit (332 – 30 v. Chr.) und der
Römerzeit (30 v. Chr. – 395 n. Chr.) zeigen im
Hinblick auf ihre äußere Erscheinung und die
angewandten Mumifizierungstechniken ein
variables Bild (Pommerening 2007). Maßgeb-
lich für die Wahl der Mumifizierungsart in der
Römerzeit, in die der Luxemburger Mumienkopf
datiert, waren zum einen lokale Bräuche, aber
auch die für die Mumifizierung zur Verfügung
gestellten Finanzmittel durch die Angehörigen
des Verstorbenen (Smith 2009, Gessler-Löhr
2012). Bei griechisch-römischen Mumien aus
dem Niltal wurde, sofern eine Gehirnentnahme
stattfand, sowohl der transnasale Weg, als
auch die Entfernung über das Hinterhauptsloch
beobachtet (Pommerening 2007). Im Gegen-
satz dazu wurde das Gehirn bei 65 % der
untersuchten Mumien aus der Nekropole
Douch (späte Ptolemäerzeit – 500 n. Chr.) in
der Oase Charga (Lichtenberg 1996) und 94 %
der Mumien aus der Nekropole Kellis in der
Oase Dachla (späte Ptolemäerzeit – 400 n.
Chr.) durch die Nase entnommen (Aufderheide
et al. 2004). Während sich in den Schädeln der
Mumien aus Douch in der Regel Balsamierungs-
substanzen befanden, ließen sich diese
bei
den Mumien aus Kellis nur selten feststellen
(Aufderheide et al. 2004). Die transnasale
Gehirnentnahme und das Fehlen von Balsamie-
rungssubstanzen im Schädel des Luxemburger
Kopfes gehört im römerzeitlichen Ägypten
somit zu den gängigen Mumifizierungstechniken.
15
4.2.3 Zahngesundheit
Das Gebiss ist komplett und weist einen
außergewöhnlich guten Gesundheitszustand
auf. Es ließen sich weder Zahnverlust, Zahn-
stein, Karies, entzündliche Veränderungen,
eine signifikante Zahnabnutzung oder sonstige
dentale Befunde feststellen. Im alten Ägypten
waren vor allem ein starker Abrieb der Kauflächen
sowie Erkrankungen des Zahnhalteapparates
und Abszesse weit verbreitet. Sie betrafen
sowohl die einfache Bevölkerung, als auch
Mitglieder der höheren Gesellschaftsschicht
und die Pharaonen (Forshaw 2009). Der starke
Zahnabrieb findet sich gleichermaßen an
Dauer- und Milchzähnen. Er kam primär durch
Verunreinigungen der Speisen mit Flugsand
zustande, aber auch durch anorganische Partikel
im Brot. Beim Ernten, Dreschen, Worfeln und
Mahlen des Getreides, aber auch über die
Teigherstellung und den Backprozess gelangten
mineralische Bestandteile ins Brot (Leek 1972,
Miller 2008). Karies kam bei der ägyptischen
Bevölkerung vor dem Neuen Reich weniger
häufig vor. Ab der 3. Zwischenzeit (etwa 1070 –
664 v. Chr.) und in späterer Zeit verbreitete sich
Karies zunehmend (siehe zum Beispiel Nerlich
et al. 2000, Harbort et al. 2008).
4.2.4 Pathologisch-forensische Befunde
Im Bereich der Scheitelbeine weist der
Mumienkopf einen äußerlich nicht sichtbaren,
etwa 49.5 x 55.7 Millimeter großen Lochdefekt
auf Abb. 12a. Es handelt sich um einen Terrassen-
oder Impressionsbruch des Schädels mit
Biegungsbegleitbruch. Die geborstenen
Knochenfragmente der Trümmerzone sind ins
Schädelinnere verlagert Abb. 12b – c. Am Wirbel-
bogen des dritten Halswirbels rechts und links
des Dornfortsatzes wurden parallel verlaufende
Frakturen lokalisiert Abb. 13a – b. In der intakten
Kopfhaut über der Schädelverletzung sind drei
geradlinige Kopfplatzwunden zu erkennen
(vgl. Abschnitt 2.2.; Abb. 3a – b). Ob es sich bei
den verklebten Haarsträhnen oberhalb der
Wunde und an der linken Schläfe um getrock-
nete Blutreste oder Balsamierungssubstanzen
handelt, ist unklar. Für die Differentialdiagnose
hinsichtlich der Verursachung durch Schlag oder
Sturz wird unter anderem die so genannte
„Hutkrempenregel“ angeführt. Laut dieser
kann bei Frakturen oberhalb einer gedachten
Hutkrempenlinie ein Schlag angenommen
werden, auf Höhe der Hutkrempe und unter-
halb dieser dagegen ein Sturz (Herrmann et
al. 1990, Madea und Preuß 2005).
Abb. 12a
Abb. 12b Abb. 12c
Abb. 13a – b
Parallel verlaufende Frakturen am Wirbel bogen
des dritten Halswirbels im Röntgenbild (Abb.
13a, Pfeile) und im CT-Bild (Abb. 13b, Pfeile).
Abb. 13a Abb. 13b
16
In der modernen Rechtsmedizin sind für
die Differentialdiagnose Sturz oder Schlag
Berstungsfrakturen der Schädelbasis, wie
sie etwa beim Sturz auf das Hinterhaupt
entstehen, äußerst wichtig. Der typische
Befund beim Sturz auf den Hinterkopf wäre
eine Unterblutung oder Platzwunde der
Kopfhaut über dem Hinterhauptsbein mit einer
von hier ausgehenden Berstungsfraktur,die
als Längsfraktur durch die hintere Schädelba-
sisgrube bis in die vordere Schädelbasisgrube
verlaufen kann. Finden sich zusätzlich zum
Schädelbasisbruch noch ausgedehnte Rinden-
prellungsherde des Gehirns an Stirn- und
Schläfenlappen in so genannten „Contre-
Coup-Lokalisationen“, so liegt das klassische
Befundmuster beim Sturz auf das Hinterhaupt
vor. Beim Aufschlagen des Hinterkopfes wird
die Bewegung des Schädels abrupt abge-
bremst, während sich das Gehirn aufgrund
seiner Massenträgheit weiter in Sturzrichtung
bewegt. Es kommt zu einem Überdruck an der
Schädelinnenseite des Hinterhauptes und zu
einem Sog im im frontalen Schädelbereich.
Da die Hirngefäße stärker auf Sog als auf
Überdruck reagieren, sind die Verletzungen
an der Gegenstoßstelle des Gehirns (Contre-
Coup-Position) in der Regel stärker ausgeprägt,
als an der Stelle der eigentlichen Gewaltein-
wirkung (Coup-Position). Die für die Differenzial-
diagnose
Sturz oder Schlag wichtigen Contre-
Coup-Verletzungen des Gehirns wurden durch
Fallbeobachtungen und experimentelle Unter-
suchungen des Instituts für Gerichtliche Medizin
der Humboldt-Universität Berlin um knöcherne
Contre-Coup-Verletzungen in der Augenhöhle
beim Sturz auf den Kopf ergänzt (Madea et al.
1993, Madea et al. 2005, Madea und Urbach
2014).
In der modernen Rechtsmedizin spielen bei
einer Schlagverletzung die Rekonstruktion
des Tathergangs und die Zuordnung des
verursachenden Werkzeuges eine große
Rolle. In einem modernen Fallbeispiel entstand
eine Impressionsfraktur am Schädel mit davon
ausgehenden Berstungsbruchlinien infolge
eines Schlags mit einem stumpfkantigen
Gegenstand Abb. 14.
17
Ein Schädelbasisbruch, wie er beim Sturz
häufig vorkommt, liegt beim Luxemburger
Mumienkopf nicht vor. Der Mangel an sturz-
typischen Schädelbrüchen und die Lokalisation
der Fraktur oberhalb der Hutkrempe sprechen
somit gegen einen Sturz der Frau. Vielmehr
kann von einer Gewalteinwirkung mit einem
stumpfen Gegenstand gegen den Hinterkopf
ausgegangen werden. Aufgrund der Anzahl
der Platzwunden ist anzunehmen, dass die
Schläge mehrfach ausgeführt wurden und
dadurch auch die Frakturen am dritten Hals-
wirbel zu Stande kamen. Anzeichen eines
Heilungsprozesses in Form von neu gebildetem
Knochengewebe gibt es nicht. Auszuschließen
ist somit auch, dass die Frau noch über einen
längeren Zeitraum weiterlebte. Die kahle Stelle
auf der Kopfhaut über der Schädelfraktur lässt
vermuten, dass die Haare entfernt wurden,
um die Verletzung begutachten und versorgen
zu können.
Vergleichbare Fälle von stumpfer Gewaltein-
wirkung gegen den Kopf sind aus verschiede-
nen Studien zu altägyptischen Mumienfunden
bekannt. So offenbarte zum Beispiel die radio-
logische Untersuchung des Mumienkopfes
eines 20 bis 40 Jahre alten Mannes aus Dra`
Abu el-Naga in Theben-West unter der intakten
Kopfhaut eine ovale Fraktur im linken Scheitel-
bein. Er wurde mit Überresten weiterer Mumien
in Grabanlage K 93.11 gefunden und durch
archäologische Funde in die 22. bis 26.
Dynastie (945 – 525 v. Chr.) datiert (Parsche
et al. 1996). Von außen waren lediglich eine
leichte Eindellung und ein Einriss im
Weichgewebe zu erkennen. Wie beim Luxem-
burger Mumienkopf entstand die Fraktur
vermutlich durch einen massiven Schlag,
möglicherweise mit einem Hammer oder
einem anderen stumpfkantigen Gegenstand.
Pigmentverfärbungen des Weichgewebes als
Folge einer Einblutung weisen darauf hin, dass
die Verletzung nicht sofort tödlich war (Parsche
et al. 1996).
Abb. 14
Das rechtsmedizinische Fallbeispiel zeigt eine
Impressionsfraktur am Schädel mit begleitenden
Berstungsbruchlinien durch einen Schlag mit
einem stumpfkantigen Gegenstand.
Abb. 14
18
5 Der
Luxemburger
Mumienkopf –
ein Beispiel
für eine
angestrebte
Wundver-
sorgung im
alten Ägypten
Obwohl am Luxemburger Mumienkopf kein
chirurgischer Eingriff am Schädel nachzuweisen
ist, sondern lediglich Spuren, die auf eine
angestrebte Wundver sorgung hindeuten
könnten, lässt sich eine Verbindung zu einer im
medizinischen Papyrus Edwin Smith beschrie-
benen Schädelverletzung herstellen. Dieser
schriftliche Beleg für den Umgang mit Verlet-
zungen und deren Behandlung im alten
Ägypten unterstützt die Vermutung, dass ein
Arzt eine Versorgung der Kopfwunde anstrebte
und dafür die Haare entfernt hat.
5.1 Quellenlage
zur Heilkunde
Kenntnisse über Erkrankungen und Behand-
lungsmaßnahmen in der Antike allgemein und
in Ägypten im Speziellen werden heute aus
Abb. 15
Textpassage im Papyrus Edwin Smith.
19
einem breiten Quellenspektrum geschöpft.
Dieses umfasst neben den pathologischen
Befunden an Mumien und Skeletten, bildliche
Darstellungen von Kranken und Behandlungs-
methoden an Grab- und Tempelwänden,
rundplastische Objekte von Menschen mit
körperlichen Defiziten und Funde von Ge-
brauchsgegenständen, wie zum Beispiel
Salbgefäßen oder chirurgischen Instrumenten.
Von besonderer Bedeutung sind darüber
hinaus die Textquellen, da sie Kenntnisse über
heilkundliche Verfahren aus altägyptischer Sicht
vermitteln (Metcalf 2007, Pommerening 2009).
5.2 Das sogenannte
„Wundenbuch“ des
Papyrus Edwin Smith
Der wichtigste Quellentext zur Untersuchung
und Behandlung von Verletzungen ist das
sogenannte „Wundenbuch“, das als Bestandteil
des um 1600 v. Chr. niedergeschriebenen
Papyrus Edwin Smith überliefert ist Abb. 15. Es
handelt sich um eine Abschrift einer deutlich
älteren, vermutlich um 2300 v. Chr. verfassten
Sammlung von Lehrtexten über Verletzungen.
Darin sind insgesamt 48 Lehrtexte zu meist
traumatischen Verletzungen vom Kopf bis zur
Wirbelsäule beschrieben. Danach endet der
Papyrus abrupt (Breasted 1930, Westendorf
1999, Sanchez et al. 2012). Die Lehrtexte des
Wundenbuches zeigen folgende Rubriken,
die in dieser Ausführlichkeit einmalig sind
(Pommerening 2014):
1. Überschrift > Benennung der Verletzung
2. Untersuchung > Einleitung, Untersuchungs-
technik, Beschreibung der Symptome
3. Befund > Einleitung, Diagnose, Urteil
(Beurteilung der Heilungsaussichten)
4. Behandlung > chirurgische Maßnahme
und / oder Verordnung des Heilmittels
5. Glossen > wurden später eingeführt und
erklären Unverständliches
Basierend auf den angenommenen Heilungs-
aussichten waren drei Urteile möglich:
• „ein Leiden, das ich behandeln werde“
> positive Prognose
• „ein Leiden, mit dem ich kämpfen werde“
> ungewisse Prognose
• „ein Leiden, das nicht behandelt werden
kann“ > negative / ungewisse Prognose
Die ersten acht Fälle des Wundenbuches
thematisieren Verletzungen, bei denen
der Hirnschädel und das Gehirn betroffen
sind (Brawanski 2001, Sanchez et al. 2012).
Besonders eindrücklich ist dabei der achte
Lehrtext, weil in ihm eine Schädelfraktur unter
der intakten Kopfhaut geschildert wird, wie
sie am Luxemburger Mumienkopf festgestellt
wurde. Fall 8 trägt die Überschrift „Erfahrungen
zu einem Splitterbruch des Schädels unter der
Haut seines Kopfes“. Beschrieben wird eine
geschlossene Schädelverletzung von nicht
unerheblichem Umfang, die über der Fraktur
eine Schwellung aufweist und durch einen
Schlag oder Stoß entstanden ist. Gemäß
den Schilderungen im Papyrus sind beim
Abtasten der Wunde Knochensplitter und
bisweilen sogar das Gehirn zu spüren. Nicht
unstrittig sind dagegen die ebenfalls genannten
Lähmungserscheinungen am Fuß, die sich laut
Papyrus jedoch an der Seite der Verletzung
und nicht an der Gegenseite, wo sie aufgrund
der Kreuzung der motorischen Nervenbahnen
eigentlich zu erwarten wären, befinden.
Der Patient zeigt des Weiteren eine Verdrehung
des Auges, blutet aus Ohren und Nase und
leidet unter einer „Aufrichtung“ des Nackens,
womit vermutlich Nackensteifheit gemeint
ist (Grapow 1958, Pommerening 2014).
Aus heutiger Sicht könnte die Verdrehung
des Auges entweder auf eine Einblutung
in die Augenmuskulatur oder eine Entrundung
der Pupille hinweisen, beides verursacht durch
eine Blutung der Hirnhäute (Brawanski 2001,
Stephan 2011). Mit den Mitteln der antiken
Medizin war diese Schädelverletzung nicht
20
6 Literatur
zu behandeln (Stephan 2011, Sanchez et al.
2012). Dies erkannten auch die altägyptischen
Ärzte und trafen für Fall 8 die Prognose
„Ein Leiden, das nicht behandelt werden
kann“. Es galt nun abzuwarten, ob der Patient
überlebte oder starb, wozu er einfach hinge-
setzt wurde. In heutiger Zeit wird der Verletzte
stabilisiert, der Hirndruck überwacht und
in Fällen der Drucksteigerung oder ernsten
Verletzung eine Schädelöffnung vorgenommen.
Je nach Schwere überleben 7 bis 36 % der
Patienten die Verletzung nicht. Überlebende
behalten neurologische Defizite in einer
Größenordnung von 10 bis 100 % zurück
(Sanchez et al. 2012).
Im Fall des Luxemburger Mumienkopfes ist
klar, dass die junge Frau aus dem römerzeitli-
chen Ägypten die gewaltsam beigebrachte
Kopfverletzung mit begleitenden Wirbel-
frakturen nicht lange überlebt hat, da keine
Heilungsspuren an Schädel und Kopfhaut
vorhanden sind. Trotz der umfassenden
Untersuchung des Kopfes mit Methoden
unterschiedlicher Fachrichtungen bleiben viele
spannende Fragen, wie beispielsweise nach
dem Ort, Zeitpunkt und Ablauf der Tat, aber
auch nach den Beweggründen des Täters und
dem benutzten Tatwerkzeug wohl für immer
unbeantwortet.
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Abbildungsnachweise
· Abb. 1 – 7, 9 – 13: © German Mummy Project, rem
· Abb. 8: © W. Rosendahl, Mannheim
· Abb. 14: © B. Madea, Institut für Rechtsmedizin,
Universitätsklinikum Bonn
· Abb. 15: © Jeff Dahl / Gemeinfrei