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Zusammenfassung der
Befragung zur
Graduiertenausbildung
an der Goethe-Universität
Frankfurt am Main
Stabsstelle Forschung und
wissenschaftlicher Nachwuchs
Herausgeber:
GRADE - Goethe Graduate Academy
Goethe-Universität Frankfurt am Main
Verantwortlich im Sinne des Presserechts:
PD Dr. Heike Zimmermann-Timm
Gestaltung:
Bosse und Meinhard GbR, Bonn
Fotos:
Hagen Grevenstein, Jürgen Lecher, Bernd Zierlein
Erscheinungsdatum:
2014
1
Zusammenfassung der Befragung
zur Graduiertenausbildung an der
Goethe-Universität Frankfurt am Main
André Lottmann
2
mit diesem Bericht stellen wir Ihnen die Ergebnisse
der ersten universitätsweiten Promovierenden-
befragung vor, die im Frühjahr 2013 in Zusammen-
arbeit mit dem Institut für Forschungsinforma-
tion und Qualitätssicherung (iFQ) durchgeführt
wurde. „Bist du glücklich?“ war das große
Motto der Umfrage. Wie glücklich die Frankfurter
Promovierenden wirklich sind, wo sie noch große
Verbesserungspotenziale sehen, wie heterogen
die Probleme bei den Promotionen in den einzel-
nen Fachkulturen sind und vieles mehr werden
Sie in der vorliegenden Zusammenfassung der
Ergebnisse der Umfrage erfahren.
Mich hat besonders die große Beteiligung sei-
tens der Promovierenden glücklich gemacht.
Mehr als ein Viertel aller DoktorandInnen hat
sich an der Umfrage beteiligt und damit Ein-
blick in die Situation der Promovierenden an der
Goethe-Universität in Frankfurt gewährt. Dafür
möchte ich Ihnen sehr herzlich danken, aber
selbstverständlich auch allen BetreuerInnen, die
an der Umfrage teilgenommen haben, und somit
die Betrachtung der anderen Seite der Medaille
ermöglichen. Auch möchte ich mich noch einmal
herzlich bei den MitarbeiterInnen der Dekanate
und Promotionsprüfungsämter bedanken, die
durch ihre Mitarbeit bei der Erstellung einer
Promovendenliste die Umfrage erst ermöglich-
ten, da ein universitätsübergreifende Erfassung
der Doktoranden bisher nicht erfolgt. Last but
not least gilt mein Dank den KollegInnen von
GRADE, FuN, dem Gleichstellungsbüro und der
Senatskommission Nachwuchs, die kreativ bei
der Erstellung der Fragen mitarbeiteten.
Durch die Vorarbeit und die Umfrage liegen
uns erstmals ganz grundlegende Informationen
zur Zahl der Promovierenden, zur Zusammen-
setzung nach Fachbereichen, Alter oder Geschlecht
sowie Angaben zur familiären Situation, der
Motivation für die Aufnahme der Promotion oder
zum Karriereziel vor. Mir persönlich ist darüber
hinaus vor allem die Betreuungssituation an der
Goethe-Universität ein Anliegen. Welche Formen
der Betreuung gibt es? Wie zufrieden sind die
Promovierenden mit einzelnen Aspekten ihrer
Betreuung? Welche Angebote der GRADE werden
als besonders wichtig erachtet? Und wie weit
weicht die Realität vom gewünschten Ausmaß
der Unterstützung ab?
Gerade im Zuge der aktuellen Plagiatsdebatte
ist die Qualitätssicherung der Promotion ver-
stärkt in das Blickfeld der Öffentlichkeit und der
Universitäten gerückt. Ich bin davon überzeugt,
dass eine gute Qualitätskultur nur mit hervor-
ragender Betreuung und zufriedenstellenden
Promotionsbedingungen einher gehen kann.
Die Umfrageergebnisse werden der Universität
und GRADE dabei eine große Hilfe sein, die
Rahmenbedingungen der Promotion, als Aus-
gangsbasis für hohe Qualität, gute Betreuung
und glückliche Promovierende, stetig weiterzu-
entwickeln. Denn nur wenn wir die Bedürfnisse
der Promovierenden und Betreuenden kennen,
können wir die Strukturen und Angebote an der
Goethe-Universität daran anpassen. Was wir aus
der Umfrage lernen können und wie wir damit
umgehen, darüber möchten wir mit Ihnen auch
in Zukunft im Gespräch bleiben.
Ich wünsche Ihnen nun
viel Spaß beim Lesen!
Prof. Dr. Enrico Schleiff
Vizepräsident der
Goethe-Universität
Vorworte
Liebe DoktorandInnen und liebe BetreuerInnen
der Goethe-Universität, liebe LeserInnen,
3
Liebe Promovierende, Betreuerinnen und Betreuer,
Liebe Angehörige und Freunde der Universität,
im Jahr 2014 geht GRADE ins fünfte Jahr ihres
Bestehens – Grund genug, eine Zwischenbilanz
zu versuchen. Die universitätsweite Umfrage „Bist
Du glücklich?“ ist erfolgreich abgeschlossen, ihre
Ergebnisse werden mit diesem Bericht publiziert
– und sie hat für Frankfurt einigen Aufschluss
über „die große Unbekannte“ der Wissenschaft,
die Promotion zutage gefördert. Insbesondere
hat die große Zahl der Promovierenden der
Goethe-Universität überrascht (über 6000) – und
gezeigt, dass Anstrengungen zur Optimierung der
Graduiertenausbildung auf der Tagesordnung
bleiben müssen.
GRADE hat sich als eine der großen Graduierten-
akademien in der deutschen Universitätsland-
schaft national und international etabliert. Die
dreigliedrige Struktur mit zentraler Service Unit,
GRADE Centres und Graduiertenprogrammen hat
sich so gut bewährt, dass sich mittlerweile eine
Reihe von Institutionen aus dem In- und Ausland
von GRADE beraten lässt, einige haben unsere
Strukturen bereits nachgeahmt.
Da die Goethe-Universität mit der Zahl der interna-
tionalen Promovierenden weit über dem Bundes-
durchschnitt liegt (14 %), hat GRADE ihre Angebote
konsequent international zugeschnitten – der
Anteil Promovierender aus dem Ausland liegt
inzwischen bei nahezu 30 % und wächst stetig.
70 % der GRADE-Mitglieder kommen mittler-
weile aus den Geistes- und Sozialwissenschaften.
Die Zusammenführung der Frankfurt Graduate
School (FGS) und der Goethe Graduate Academy
(GRADE) kann also nur als gelungen angesehen
werden und trägt dazu bei, die unterschiedlichen
Forschungskulturen im Sinne einer zukunfts-
fähigen Forschung miteinander zu verbinden.
In GRADE geht es aber nicht nur darum,
Promovierende zu exzellenten Forschern auszu-
bilden, sondern auch um die Entwicklung ihrer
Fähigkeit, ihre Arbeit in ein wissenschaftliches
und gesellschaftliches Gefüge einzubetten. Die
GRADE-Services sind inzwischen sehr bekannt,
und vor allem das Trainingsprogramm mit mehr
als 100 Veranstaltungen pro Jahr wird durch Be-
treuer und Promovierende sehr positiv bewertet.
Strenge Qualitätsanforderungen zu beachten, ist
für die Zukunftsfähigkeit der Universität und die
Reputation ihrer Absolventen unabdingbar. Nicht
erst seit den Berichten über unlauter zustande
gekommene Promotionen unterzieht GRADE
seine Standards einer regelmäßigen Prüfung
durch einen wissenschaftlichen Beirat. Konzept,
Zielvereinbarung und Budget der Akademie
werden fortlaufend geprüft und ggf. angepasst,
sodass eine zuverlässige Qualitätskontrolle ge-
währleistet ist.
Der Rückblick soll uns aber nicht daran hindern,
nach vorn zu schauen. Auch die bewährten Kom-
ponenten von GRADE dürfen nicht in Routine
erstarren, sondern müssen in einer dynamischen
Wissenschaftslandschaft lebendig und anschluss-
fähig bleiben. Deshalb werden wir auf der Basis
der hier vorliegenden Studie ein Zukunftskonzept
erarbeiten, das den unterschiedlichen Promotions-
formen und der Diversität der Promovierenden
gerecht wird.
Schließlich hoffen wir, dass die Veröffentlichung
dieser Studie denjenigen, die GRADE noch nicht
kennen, unsere Akademie ein wenig näher bringt.
Prof. Dr. Dr. h.c.
Volker Mosbrugger
Direktor der GRADE
PD Dr.
Heike Zimmermann-Timm
Geschäftsführerin der
GRADE
4Vorbemerkung
Die vorliegende Publikation stellt die Zusammenfassung einer Befragung dar, die das Institut für
Forschungsinformation und Qualitätssicherung (iFQ) für die Goethe-Universität Frankfurt am Main
durchgeführt und im Juli 2013 der Universität zur Verfügung gestellt hat
1
. Diese Zusammenfassung
wurde von der Goethe-Universität Frankfurt am Main in Auftrag gegeben. Wie jede Zusammen-
fassung gewinnt auch die vorliegende ihren Wert durch sprachliche Verknappung und inhaltliche
Taxierung. Der Autor weist aber darauf hin, dass die empirische Grundlage nicht verändert oder ergänzt
wurde. Die gesamte Zusammenfassung basiert auf den Ergebnissen der Befragung durch das iFQ.
1 Manuela Zinnbauer, Marc Kaulisch, Stefan Hornbostel: Promovierendenbefragung an der Goethe-Universität Frankfurt.
Berlin 2013.
5
Inhaltsverzeichnis
Vorworte ..........................................................................................................................2
Vorbemerkung .................................................................................................................4
1 Einleitung ....................................................................................................................6
2 Methodik und Hinweise zur Interpretation ...............................................................9
2.1 Methodik .............................................................................................................................................. 9
2.2 Repräsentativität .................................................................................................................................. 9
2.3 Hinweise zur Interpretation der Ergebnisse ....................................................................................... 10
3 Ergebnisse ..................................................................................................................11
3.1 Personenbezogene und allgemeine Merkmale der Promovierenden im Sample ............................... 11
3.2 Personenbezogene und allgemeine Merkmale der Betreuerinnen und Betreuer im Sample ............ 14
3.3 Individuelle Betreuung ...................................................................................................................... 16
3.4 Betreuung in strukturierten Programmen ......................................................................................... 19
3.5 Instrumente der strukturierten Unterstützung .................................................................................. 22
3.5.1 Betreuungvereinbarung ......................................................................................................... 22
3.5.2 Betreuungsteams .................................................................................................................... 23
3.5.3 Weitere Aspekte der strukturierten Unterstützung ................................................................ 25
3.6 GRADE ............................................................................................................................................... 26
4 Fazit ...........................................................................................................................30
4.1 Zur Betreuungsqualität an der Goethe-Universität insgesamt ........................................................... 30
4.2 Zur Betreuungsqualität an der GRADE .............................................................................................. 31
4.3 Zur Qualität der Betreuungsvereinbarungen und der Betreuungsteams ........................................... 33
61 Einleitung
Die Promotion ist eine, wenn nicht gar die große
Unbekannte des deutschen Hochschulsystems.
So kann bereits die einfache Frage, wie viele
Menschen an deutschen Hochschulen derzeit
promovieren, nicht mit Sicherheit beantwortet
werden1. Eine Verbesserung der „Daten über den
Qualifizierungsprozess des wissenschaftlichen
Nachwuchses, einschließlich Abbruch- und Er
-
folgsquoten sowie Prozessdaten zu Betreuungs-
verhältnissen und Betreuungsqualitäten
2
“ hat
inzwischen sogar der Bundestag eingefordert;
die Bundesregierung hat darauf auch im Rah-
men des „Bundesberichts Wissenschaftlicher
Nachwuchs“ reagiert.
Verlässliche Daten liegen aktuell jedoch weiterhin
ausschließlich für abgeschlossene Promotionen
vor. Wie es zu diesen Abschlüssen kommt und
was folglich im Prozess des Promovierens ge-
schieht, liegt – trotz einiger empirischer Einzel-
studien3 – nach wie vor weitgehend im Dunkeln.
Dies ist zwar angesichts diverser Erfassungs-
schwierigkeiten nachvollziehbar4, bleibt aber
1 Vgl. zur Diskussion insbesondere Konsortium Bundes-
bericht Wissenschaftlicher Nachwuchs: Bundesbericht
Wissenschaftlicher Nachwuchs 2013. Statistische Daten
und Forschungsbefunde zu Promovierenden und Pro-
movierten in Deutschland. Bielefeld 2013. S. 219/220.
Im Internet:
http://www.buwin.de/site/assets/files/1002/6004283_
web_verlinkt.pdf (30.11.2013).
2 Deutscher Bundestag (17. Wahlperiode): Exzellente
Perspektiven für den wissenschaftlichen Nachwuchs.
Antrag, angenommen am 28.06.2013 (=Drs. 17/9396). S.
1/2.
Im Internet:
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/093/1709396.pdf
(16.07.2013)
3 Vgl. für eine Aufbereitung des Forschungsstands Kalle
Hauss, Marc Kaulisch, Manuela Zinnbauer, Jakob
Tesch, Anna Fräßdorf, Sybille Hinze, Stefan Hornbostel:
Promovierende im Profil. Wege, Strukturen und Rah-
menbedingungen von Promotionen in Deutschland.
Ergebnisse aus dem ProFile-Promovierendenpanel.
iFQ-Working Paper No. 13. Berlin 2012. S. 12/13.
Im Internet:
http://www.forschungsinfo.de/Publikationen/Download/
working_paper_13_2012.pdf (30.11.2013).
4 Vgl. Stefan Hornbostel (Hg.): Wer promoviert in
Deutschland? Machbarkeitsstudie zur Doktoranden-
erfassung und Qualitätssicherung von Promotionen
an deutschen Hochschulen. iFQ-Working Paper No. 14.
Berlin 2012.
Im Internet:
http://www.forschungsinfo.de/Publikationen/Download/
working_paper_14_2012.pdf (30.11.2013).
vor dem Hintergrund der tief greifenden Reform-
anstrengungen der letzten drei Jahrzehnte – aus-
gehend von wissenschaftspolitischen Debatten
um die Adaptierbarkeit der angloamerikanischen
graduate schools in den 1980er Jahren und später
weiter stimuliert durch den Bologna-Prozess zur
Schaffung eines europäischen Hochschulraums
und die Exzellenzinitiative des Bundes und der
Länder – problematisch. So wurden zahlreiche
neue Wege in der Qualifizierung von Promo-
vierenden eingeschlagen, die unter dem Begriff
der ‚strukturierten Promotion‘ firmieren, ohne
dass belastbare Aussagen über die Effekte und
Nebeneffekte dieser Neuerungen möglich sind.
Die langsam, aber beständig voranschreitende
Diskussion um eine Ausweitung des Promotions-
rechts auf forschungsstarke Fachhochschulen
oder außeruniversitäre Forschungsinstitute zeigt
eindeutig, dass die Auffächerung des Promo-
tionswesens noch keinesfalls abgeschlossen ist.
Dabei dürften spätestens die in der breiteren
Öffentlichkeit diskutierten Plagiatsfälle gleichzei-
tig ins Bewusstsein gerufen haben, dass nicht
jedes Modell, nicht jeder fachliche Standard,
nicht jedes Betreuungsverhältnis, nicht jedes
Promotionsvorhaben, nicht jede Finanzierungs-
situation usw. in gleicher Weise zu einer quali-
tätsvollen Promotion führt. Zumindest drängt
sich die Vermutung auf, dass bei näherem Be-
trachten auch systematische Unterschiede und
gegebenenfalls auch qualitative Untergrenzen im
deutschen Promotionswesen erkennbar würden.
Eine genauere Analyse der Vor- und Nachteile
unterschiedlicher Promotionsmodelle auf der
Grundlage vergleichbarer Informationen über
die Promovierenden erscheint daher dringend
angeraten. Entsprechende Impulse finden sich
derzeit beispielsweise in Baden-Württemberg
5
oder im Rahmen des vom Wissenschaftsrat
5 Zur aktuellen Diskussion um eine Novellierung des
Landeshochschulgesetzes in Baden-Württemberg unter
Berücksichtigung neuer Qualitätssicherungsmaßnah-
men für die Promotion vgl. im Internet:
http://beteiligungsportal.baden-wuerttemberg.de/
index.php?id=2924 (30.11.2013), sowie insbesondere:
Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst
des Landes Baden-Württemberg: Qualitätssicherung im
Promotionsver-fahren: Baden-Württemberg geht voran.
Stuttgart, 2013.
Im Internet:
http://beteiligungsportal.baden-wuerttemberg.de/
fileadmin/redaktion/beteiligungsportal/MWK/Dokumen-
te/Eckpunkte.pdf (30.11.2013).
7
empfohlenen und aktuell in der Erarbeitung be-
findlichen Kerndatensatzes Forschung.6
Dass bereits einige Hochschulen selbst diesen
Umstand erkannt haben und ernst nehmen,
zeigen ihre Bestrebungen, zumindest über die
Promovierenden an ihren eigenen Fakultäten
mehr zu erfahren. Dies gilt auch für die im Folgen-
den zugrunde gelegte Befragung an der Goethe-
Universität Frankfurt am Main (im Folgenden
kurz: Goethe-Universität), die vom Institut für
Forschungsinformation und Qualitätssicherung
(iFQ) durchgeführt wurde. Die Befragung zielte
darauf ab,
¡grundlegende Merkmale der Promo-
vierenden an der Goethe-Universität zu
erfassen,
¡Einschätzungen vonseiten der
Promovierenden und der Promotions-
betreuerinnen und -betreuer zu den
Promotionsbedingungen in unterschied-
lichen Kontexten der Goethe-Universität
einzufangen,
¡Informationen über die Qualität des
Promotionsprozesses und hier
insbesondere der Betreuung zu gewinnen
sowie
¡die Bedeutung der GRADE – Goethe
Graduate Academy (im Folgenden kurz:
GRADE), die 2009 als fachbereichsüber-
greifende Institution für Promotionen
gegründet wurde und seither schrittweise
ausgebaut worden ist, zu eruieren.
6 Vgl. Wissenschaftsrat: Empfehlungen zu einem Kern-
datensatz Forschung. Drs. 2855-13. Berlin 2013.
Im Internet:
http://www.wissenschaftsrat.de/download/ar-
chiv/2855-13.pdf (30.11.2013)
Zu diesem Zweck wurden im April und Mai 2013
sowohl die ermittelten 6.631 Promovierenden als
auch die 1.637 Hochschullehrerinnen und -lehrer
aller 16 Fachbereiche der Goethe-Universität
befragt. Die Rücklaufquote der Befragung belief
sich auf 26 Prozent bei den Promovierenden und
28 Prozent bei den Hochschullehrerinnen und
-lehrern (vgl. genauer Kapitel 2).
Die Ergebnisse geben ein vielschichtiges und
differenziertes Bild von den Charakteristika und
der Qualität der Graduiertenausbildung an der
Goethe-Universität im Allgemeinen und der GRADE
im Besonderen ab.
8
immatrikulierte
Promotions-
student/inn/en
in den Fachbereichen
zur Promotion
angemeldete
Kandidat/inn/en
Promovierte in
strukturierten
Programmen
Mitglieder der
GRADE – Goethe
Graduate Academy
Angenommene Grundgesamtheit
6.631
Bereinigte Grundgesamtheit
6.526
Zur Befragung eingeladene
Netto-Teilpopulation
5.437
1.089
unzustellbare
Einladungen
fehlerhafte
Kontaktinformationen
oder Angabe, dass
keine Promotion an
der Goethe-Universität
durchgeführt wird
4.034
fehlende oder invalide
Befragungsteilnahmen
Befragung beantwortet / Sample
1.403
Netto-Ausschöpfungsquote
25,8%
in den Fachbereichen zur
Promotionsbetreuung berechtigte
Hochschullehrer/innen
Angenommene Grundgesamtheit
1.637
Zur Befragung eingeladene
Netto-Teilpopulation
1.369
269
unzustellbare
Einladungen
986
fehlende oder invalide
Befragungsteilnahmen
Befragung beantwortet / Sample
382
Netto-Ausschöpfungsquote
27,9%
Abbildung 1: Schematisierte Abfolge von der Grundgesamtheit zum Sample der Befragung der
Promovierenden (links) und der Befragung der Betreuerinnen und Betreuer (rechts)
Quelle: Manuela Zinnbauer, Marc Kaulisch, Stefan Hornbostel: Promovierendenbefragung
an der Goethe-Universität Frankfurt. Berlin 2013. – Eigene Darstellung.
9
2 Methodik und Hinweise
zur Interpretation
2.1 Methodik
Die Befragung zur Graduiertenausbildung an
der Goethe-Universität setzt sich aus zwei ge-
schlossenen Umfragen zusammen, die beide
zwischen dem 9. April und 20. Mai 2013 durch-
geführt wurden. Eine Umfrage richtete sich an
Promovierende, die andere an Betreuerinnen
und Betreuer von Promotionen. Die Daten bei-
der Adressatengruppen wurden auf der Basis
unterschiedlicher Quellen der Goethe-Universität
zusammengestellt.
Die Erfassung der Promovierenden gestaltet sich
– nicht nur an der Goethe-Universität – schwierig,
weil Anmeldungen, Registrierungen und/oder
Immatrikulationen uneindeutig geregelt, nicht
immer zum faktischen Zeitpunkt des Promotions-
beginns und in der Regel nicht an einer einheit-
lichen Stelle erfolgen
7
. Daher musste hinsicht-
lich der Ermittlung der Grundgesamtheit für die
Promovierenden-Befragung auf unterschiedliche
Quellen der Goethe-Universität zurückgegriffen
werden, die allerdings auch in der Summe keine
Vollständigkeit garantieren. Es wurden erfasst:
¡in den einzelnen Fachbereichen zur
Promotion angemeldete Personen,
¡immatrikulierte Promotionsstudierende,
¡Promovierende, die in strukturierten Pro-
grammen erfasst sind, und
¡Promovierende, die zugleich Mitglied der
GRADE sind.
7 Vgl. zu dieser Problematik auch: Stefan Hornbostel
(Hg.): Wer promoviert in Deutschland? Machbarkeits-
studie zur Doktorandenerfassung und Qualitäts-
sicherung von Promotionen an deutschen Hochschulen.
iFQ-Working Paper No. 14. Berlin 2012. Im Internet:
http://www.forschungsinfo.de/Publikationen/Download/
working_paper_14_2012.pdf (30.11.2013).
Diese Quellen wurden zusammengeführt und
um Doubletten bereinigt; außerdem wurden
fehlende Kontaktinformationen auf der Basis von
Recherchen ergänzt.
Als Betreuerin oder Betreuer wurde erfasst, wer
in den einzelnen Fachbereichen zur Promotions-
betreuung berechtigt ist. Fehlende Kontaktinfor-
mationen wurden – soweit dies möglich war –
ergänzt.
2.2 Repräsentativität
Für die Promovierendenbefragung konnten
6.631 Doktorandinnen und Doktoranden ermittelt
werden (angenommene Grundgesamtheit). Diese
wurden um diejenigen Personen bereinigt, deren
Kontaktdaten fehlerhaft waren oder die zu Beginn
der Befragung angegeben haben, nicht an der
Goethe-Universität zu promovieren. Zu der Befra-
gung vollständig eingeladen wurden so letztlich
5.437 Promovierende (Netto-Teilpopulation). Die
Befragung haben letztlich 1.403 Promovierende
in einem auswertbaren Umfang beantwortet
(Sample), sodass die Netto-Ausschöpfungsquote
25,8 Prozent beträgt (siehe Abbildung 1). Dieser
Rücklauf ist im Vergleich mit anderen Befragun-
gen von Promovierenden positiv zu bewerten8.
Die Frage nach Verzerrungen dadurch, dass die
Beteiligten möglicherweise andere Antworten ge-
ben als diejenigen, die nicht geantwortet haben,
(non-response bias) kann nicht zweifelsfrei beant-
wortet werden. Es kann aber mit Blick auf zentrale
Merkmale wie die fachliche Differenzierung und
die Geschlechterverteilung geprüft werden, ob
bezogen auf die Grundgesamtheit Über- oder
Unterrepräsentationen vorliegen. Hinsichtlich der
fachlichen Differenzierung fällt auf, dass die Medi-
zin unterrepräsentiert (Grundgesamtheit: 24,4 %,
Sample: 15,9 %) und die Biomedizin leicht über-
repräsentiert (Grundgesamtheit: 9,1 %, Sample:
12,8 %) ist. Für alle anderen Fachbereiche sind die
8 Vgl. etwa Kalle Hauss, Marc Kaulisch, Manuela
Zinnbauer, Jakob Tesch, Anna Fräßdorf, Sybille Hinze,
Stefan Hornbostel: Promovierende im Profil. Wege,
Strukturen und Rahmenbedingungen von Promotionen
in Deutschland. Ergebnisse aus dem ProFile-Promo-
vierendenpanel. iFQ-Working Paper No. 13. Berlin 2012.
S. 54–57. Im Internet:
http://www.forschungsinfo.de/Publikationen/Download/
working_paper_13_2012.pdf (30.11.2013).
10
Abweichungen unauffällig. Die beiden genannten
Abweichungen führen außerdem zu keinen Ver-
zerrungen hinsichtlich der Vergleiche zwischen
den Natur- und Lebenswissenschaften einer-
seits und den Geistes- und Sozialwissenschaften
andererseits. Hinsichtlich der Geschlechterver-
teilung ist kein allgemeiner non-response bias zu
erkennen. Allerdings ergeben sich größere Ver-
zerrungen, wenn der Frauen- bzw. Männeranteil
zusätzlich auf der Fachbereichsebene betrachtet
wird. In den Gesellschaftswissenschaften, den
Erziehungswissenschaften, der Evangelischen
Theologie, der Katholischen Theologie und den
Geowissenschaften ergeben sich Unterschiede
von mehr als fünf Prozentpunkten, was die Anteile
an der Grundgesamtheit und am Sample betrifft.
Es wird jedoch davon ausgegangen, dass diese
Verzerrungen die Interpretation der Daten nicht
essenziell beeinträchtigen.
Für die Befragung der Betreuerinnen und Be-
treuer konnten insgesamt 1.637 Personen er-
mittelt werden (angenommene Grundgesamt-
heit). Zur Teilnahme an der Umfrage wurden
1.368 Betreuerinnen und Betreuer eingeladen
(Netto-Teilpopulation); für die übrigen Personen
war der Fragebogen nicht zustellbar. Letztlich
lagen 382 auswertbare Rückläufe vor (Sample),
was insgesamt einer Netto-Ausschöpfungsquote
von 27,9 Prozent entspricht (siehe Abbildung 1).
Dieser Rücklauf ist verglichen mit ähnlichen Be-
fragungen gering
9
. Die Prüfung eines möglichen
non-response bias führt zu ähnlichen Befunden
wie bei der Promovierendenbefragung.
Fachlich ist die Medizin unterrepräsentiert, die
Biowissenschaften hingegen überrepräsentiert.
Differenziert nach Berufsgruppen zeigt sich, dass
die Professorinnen und Professoren gegenüber
Privatdozentinnen und -dozenten, Postdoktoran
-
dinnen und -doktoranden usw. überrepräsentiert
sind. Dies muss allerdings nicht zwangsläufig
Verzerrungen zur Folge haben, sondern kann auch
9 Vgl. etwa Susan Böhmer, Jörg Neufeld, Sybille Hinze,
Christian Klode, Stefan Hornbostel: Wissenschaftler-
Befragung 2010: Forschungsbedingungen von Profes-
sorinnen und Professoren an deutschen Universitäten.
iFQ-Working Paper No. 8. Berlin 2011. S. 21–30. Im
Internet:
http://www.forschungsinfo.de/Publikationen/Download/
working_paper_8_2010.pdf (30.11.2013).
darauf zurückgeführt werden, dass in den übrigen
Berufsgruppen der Anteil derjenigen, die zwar
promotionsberechtigt sind, aber faktisch keine
Promotionen betreuen, größer ist als innerhalb
der Professorenschaft.
2.3 Hinweise zur Interpretation
der Ergebnisse
Vor dem Hintergrund der Ausführungen zur
Repräsentativität wird davon ausgegangen, dass
die iFQ-Befragung insgesamt belastbare Aus-
sagen über die Graduiertenausbildung an der
Goethe-Universität ermöglicht. Gleichwohl sind
insbesondere die folgenden beiden Hinweise bei
der Interpretation der Daten zu beachten:
¡Die Graduiertenausbildung ist – nicht nur
an der Goethe-Universität – von stark dis-
ziplinären Unterschieden gekennzeichnet.
Aus diesem Grund werden Aussagen auf
der Basis von Mittelwerten nur in seltenen
Fällen getroffen. Auch darüber hinaus sind
bei der Interpretation der Ergebnisse die
unterschiedlichen Fachkulturen stets zu
berücksichtigen.
¡Bei bestimmten Differenzierungen bzw. der
Kombination unterschiedlicher Differen-
zierungsmerkmale können die Fallzahlen
mitunter ein kritisches Maß erreichen. Dies
gilt insbesondere für Differenzierungen
nach den Fachbereichen und für die Befra-
gung der Betreuerinnen und Betreuer. Die
in Tabelle 1 und Tabelle 2 in Abschnitt 3.1
bzw. 3.2 illustrierte Verteilung der Promo-
vierenden bzw. der Betreuenden im jeweili-
gen Sample nach Fachbereichen und nach
weiteren Merkmalen gibt eine Übersicht,
auf welchen Differenzierungsebenen
kritische Fallzahlen, nämlich weniger als
20, bereits im Sample grundsätzlich er-
reicht werden. Darüber hinaus können die
Fallzahlen bei der Betrachtung einzelner
Befragungsaspekte eine kritische Grenze
unterschreiten. Die vorliegende Zusam-
menfassung enthält grundsätzlich keine
Aussagen, die sich auf eine Gruppe mit
einer solch unterkritischen Fallzahl bezieht.
11
3 Ergebnisse
Im Folgenden werden zunächst einige ausschließ-
lich deskriptive Merkmale der Promovierenden
(Abschnitt 3.1) und ihrer Betreuerinnen und Be-
treuer (Abschnitt 3.2) aus den jeweiligen Samples
dargelegt. Sodann werden die Ergebnisse der
iFQ-Befragung entlang von vier zentralen Katego-
rien zusammengefasst: die individuelle Betreuung
(Abschnitt 3.3), die Betreuung in strukturierten
Programmen (Abschnitt 3.4), Instrumente der
strukturierten Unterstützung (Abschnitt 3.5) und
die Bedeutung der GRADE (Abschnitt 3.6).
3.1 Personenbezogene und
allgemeine Merkmale
der Promovierenden im
Sample
Ein wichtiges Merkmal der Promovierenden, die
an der Befragung teilgenommen haben, stellt
zunächst ihre Verteilung auf die 16 Fachbereiche
dar, über die die Goethe-Universität verfügt. Die
Medizin stellt unter den Fachbereichen mit 223
Promovierenden die größte Gruppe, gefolgt von
den Biowissenschaften (179) und der Biochemie,
Chemie und Pharmazie (149). Weniger als 60 Pro-
movierende befinden sich an den Fachbereichen
Erziehungswissenschaften, Psychologie und Sport-
wissenschaften, Evangelische und Katholische
Theologie, Neuere Philologien, Geowissenschaf-
ten/Geografie sowie Informatik und Mathematik.
Aufgrund der allgemeinen Bedeutung von dis-
ziplinären Einflüssen auf die Promotion ist die
Fächerverteilung außerdem für das Verständnis
aller übrigen Merkmale von großer Bedeutung.
Dies zeigt auch Tabelle 1, die neben der Fächerver-
teilung bereits einige der im Folgenden erläuterten
Merkmale aufschlüsselt. Dabei wird bereits die
disziplinäre Unterschiedlichkeit ersichtlich.
An der Goethe-Universität beträgt der Anteil der
Frauen unter den Promovierenden 56 Prozent.
Er variiert jedoch stark nach Fachbereichen. In
den Erziehungswissenschaften, der Psychologie
und in den Neueren Philologien liegt er über
70 Prozent, in den Wirtschaftswissenschaften,
in der Informatik und Mathematik sowie in der
Physik unter 30 Prozent.
Etwa die Hälfte aller Promovierenden an der
Goethe-Universität ist 29 Jahre und jünger. Die
mit 23 Prozent größte Gruppe ist 28 oder 29 Jahre
alt. Fachlich zeigen sich auch hier große Unter-
schiede. Vergleichsweise jung sind die Promo-
vierenden der Geowissenschaften/Geografie, der
Physik und der Biochemie, Chemie und Pharmazie
(mehr als 70 Prozent jünger als 30 Jahre). In die
andere Richtung weicht die Altersstruktur der
Promovierenden in den Erziehungswissenschaf-
ten, den beiden Theologien, der Philosophie
und den Geschichtswissenschaften sowie der
Sprach- und Kulturwissenschaften ab (mehr als
70 Prozent 30 Jahre und älter). Unter den Theolo-
ginnen und Theologen ist gar jede/r Dritte, unter
den Sprach- und Kulturwissenschaftlerinnen
und -wissenschaftlern noch jede/r Fünfte älter
als 40 Jahre.
22 Prozent der Promovierenden verfügen über
einen Migrationshintergrund10, leben aber be-
reits seit längerer Zeit in Deutschland. Unmittel-
bar für die Promotion aus dem Ausland an die
Goethe-Universität gekommen sind 12 Prozent
der Doktorandinnen und Doktoranden. In den
Wirtschaftswissenschaften macht die Gruppe der
Promovierenden mit Migrationshintergrund und
die derjenigen, die unmittelbar aus dem Ausland
gekommen sind, insgesamt knapp mehr als die
Hälfte der Promovierenden aus, wohingegen es
im Fachbereich für Psychologie und Sportwissen-
schaften, in den Geowissenschaften/Geografie
(nur mit natur- und lebenswissenschaftlicher
Ausrichtung), der Physik und der Medizin weniger
als 30 Prozent sind.
Von den Promovierenden haben 17 Prozent min-
destens ein Kind. Allerdings variiert auch hier der
Anteil von unter 10 Prozent in den Wirtschafts-
wissenschaften, der Physik und der Biochemie,
Chemie und Pharmazie. Demgegenüber sind über
30 Prozent der Promovierenden in den beiden
Theologien und im Fachbereich für Philosophie
und Geschichtswissenschaften bereits Vater oder
Mutter. Hier lässt sich ein starker Zusammenhang
mit der Altersstruktur in der jeweiligen Disziplin
10 Für die Befragten wurde ein Migrationshintergrund
angenommen, wenn mindestens ein Elternteil im
Ausland geboren wurde, die Muttersprache oder die im
Familien- oder Freundeskreis dominierende Sprache
nicht Deutsch ist und die Promovierenden bereits seit
längerer Zeit in Deutschland leben.
12
Tabelle 1: Verteilung der Promovierenden an der Goethe-Universität im Sample nach Fachbereichen
und nach weiteren Merkmalen für die jeweiligen Fachbereiche
Anmerkung: Grau hinterlegte Felder basieren auf sehr geringen Fallzahlen (n<20). Sie sind für direkt vergleichende
Betrachtungen nur sehr bedingt geeignet (vgl. Kapitel 2).
Quelle: Manuela Zinnbauer, Marc Kaulisch, Stefan Hornbostel: Promovierendenbefragung an der Goethe-Universität
Frankfurt. Berlin 2013. – Eigene Darstellung.
*) Die beiden Fachbereiche „Psychologie und Sportwissenschaften“ und „Geowissenschaften / Geografie“
wurden zur besseren Differenzierung nochmals nach Fachkulturen differenziert. Grundlage war die
Einschätzung der Befragten, ob ihr Fachbereich eher den „Geistes- und Sozialwissenschaften“ (GSW)
oder den „Natur- und Lebenswissenschaften“ zuzuordnen sei.
Fachbereich der
Goethe-Universität
Anzahl der
Promo-
vierenden
im Sample
nach
jeweiligen
Fach-
bereichen
Anteil in
Prozent
Anteil von Promovierenden im jeweiligen Fachbereich
nach bestimmten Merkmalen (jeweils in Prozent)
weiblich
mit Kind
Alter von 30 Jahren und älter
Finanzierung durch Stelle
als wissenschaftliche/r
Mitarbeiter/in (Haushalt und
Drittmittel)
Mitgliedschaft in
einem strukturierten
Promotionsprogramm
Interesse an wissenschaftl.
Forschung als wichtiger/
sehr wichtiger Grund für den
Beginn der Promotion
Verbesserung der
Berufschancen als wichtiger/
sehr wichtiger Grund für die
Aufnahme der Promotion
Ziel, eine wissenschaftliche
Laufbahn einzuschlagen
01 Rechtswissenschaft 84 6,0 45,1 18,6 47,2 24,6 13,3 68,4 52,6 20,3
02 Wirtschaftswissenschaften 90 6,5 28,7 8,3 34,7 60,0 50,7 77,8 60,5 27,7
03 Gesellschaftswissenschaften
108 7,8 61,5 20,9 66,7 34,7 46,0 92,9 34,7 34,7
04 Erziehungswissenschaften 59 4,2 75,9 23,4 75,0 51,2 18,2 89,5 29,8 26,3
05 Psychologie &
Sportwissenschaften - GSW *) 28 2,0 75,0 20,0 37,5 81,0 7,7 64,3 35,7 25,0
05 Psychologie/
Sportwissenschaften - NLW *) 31 2,2 77,4 13,8 30,0 66,7 13,3 100,0 32,3 45,2
06+07 Evangel.
& Kath. Theologie 25 1,8 50,0 31,8 77,3 33,3 33,3 86,4 50,0 25,0
08 Philosophie &
Geschichtswissenschaften 93 6,7 41,6 31,9 74,0 15,5 50,6 93,8 38,8 30,2
09 Sprach- &
Kulturwissenschaften 104 7,5 66,3 26,4 77,9 27,4 16,8 90,8 26,6 42,9
10 Neuere Philologien 52 3,7 72,6 20,0 65,0 32,3 6,4 93,6 42,2 43,8
11 Geowissenschaften/
Geografie - GSW *) 12 0,9 58,3 28,6 25,0 80,0 0,0 55,6 33,3 22,2
11 Geowissenschaften/
Geografie - NLW *) 42 3,0 57,5 17,1 36,1 83,3 11,4 76,9 46,2 38,5
12 Informatik & Mathematik 54 3,9 19,2 15,2 44,7 77,3 24,4 90,0 34,0 28,0
13 Physik 60 4,3 22,8 6,0 26,0 37,2 59,6 73,7 58,9 22,8
14 Biochemie, Chemie
& Pharmazie 149 10,7 58,6 4,7 26,8 67,0 45,2 80,7 76,3 21,4
15 Biowissenschaften 179 12,9 58,2 14,3 46,6 57,4 28,7 81,0 66,7 32,3
16 Medizin 223 16,0 62,7 16,5 41,3 23,8 25,5 42,4 64,1 13,3
alle Fachbereiche 1.393 100,0 55,0 16,8 48,8 46,3 30,8 77,0 52,1 27,7
13
erkennen. Der Großteil (46 %) promoviert im
Rahmen einer Anstellung als wissenschaftliche
Mitarbeiterin oder Mitarbeiter, davon etwas mehr
im Zusammenhang mit einer universitären Haus-
haltsstelle als im Rahmen einer Drittmittelfinan-
zierung. Halb so viele Doktorandinnen und Dok-
toranden (23 %) finanzieren ihre Promotion durch
ein Stipendium. Als weitere Finanzierungsquellen
werden eine Erwerbstätigkeit außerhalb der Uni-
versität (14 %) oder private Mittel (12 %) genannt.
Besonders hoch (mehr als 70 %) ist der Anteil der
stellenfinanzierten Promotionen im Fachbereich
für Psychologie und Sportwissenschaften, in den
Geowissenschaften/Geografie sowie in der Infor-
matik und Mathematik, besonders klein (weniger
als 25 %) dagegen in der Philosophie und den
Geschichtswissenschaften, in der Rechtswissen-
schaft und in der Medizin. Die Promovierenden
der Rechtswissenschaft finanzieren stattdes
-
sen ihre Promotion wesentlich häufiger über
eine Erwerbstätigkeit außerhalb der Universität
(32 %) und die Promovierenden des Fachbereichs
Philosophie und Geschichtswissenschaften über
Stipendien (41 %). In der Medizin wird häufig
auf private Mittel (47 %) verwiesen; dies liegt
aber vermutlich daran, dass in der Medizin die
Promotion größtenteils begleitend zum Studium
erarbeitet wird und daher womöglich die Finan-
zierungsquelle für das Studium genannt wird.
Knapp jede/r dritte Promovierende ist Mitglied
in einem strukturierten Promotionsprogramm11.
Dabei sind die Doktoranden gegenüber den Dok-
torandinnen leicht überrepräsentiert. Vergleichs-
weise hoch (mehr als 50 %) ist der Anteil der
Programmmitgliedschaften in den Wirtschafts-
wissenschaften, in der Philosophie und den
Geschichtswissenschaften sowie in der Phy-
sik, besonders niedrig (weniger als 15 %) in der
Rechtswissenschaft, in der Psychologie und den
Sportwissenschaften, in den Geowissenschaf-
ten/Geografie und in den Neueren Philologien.
Die wichtigste Motivation zur Aufnahme der
Promotion stellt bei den Promovierenden das
11 Der Begriff des „strukturierten Promotionsprogramms“
wurde in der Befragung möglichst weit gefasst. Er
schließt unter anderem Graduiertenkollegs, Promo-
tionskollegs, internationale Promotionsprogramme,
Graduiertenprogramme eines Exzellenzclusters,
Graduate Schools in Kooperation mit außeruniversitä-
ren Forschungseinrichtungen und ähnliche Programme
ein. Auf die genaue Verteilung wird im Abschnitt 3.4
eingegangen.
Interesse an wissenschaftlicher Forschung dar.
77 Prozent bewerten dies als wichtig oder sehr
wichtig. In einigen Fachbereichen überwiegt
jedoch das Interesse an einem speziellen The-
ma. Lediglich die Promovierenden der Medizin
sehen in der Verbesserung der Berufschancen den
im Vergleich wichtigeren Beweggrund für ihre
Promotion. Die Berufschancen spielen darüber
hinaus in den Wirtschaftswissenschaften, in der
Biochemie, Chemie und Pharmazie sowie in den
Biowissenschaften eine Rolle; hier halten mehr
als 60 Prozent eine potenzielle Verbesserung
durch die Promotion für einen wichtigen oder
sehr wichtigen Grund. Deutlich anders sieht es in
den geistes- und sozialwissenschaftlichen Fach-
bereichen mit Ausnahme der bereits genannten
Wirtschaftswissenschaften, den Theologien und
den Neueren Philologien aus; hier geben weniger
als 40 Prozent der Promovierenden bessere
Berufsaussichten als einen motivierenden Faktor
an.
Die Frage, ob eine wissenschaftliche Karriere
angestrebt wird, beantworten 28 Prozent der
Promovierenden positiv. 34 Prozent sehen ihre
berufliche Zukunft außerhalb der Wissenschaft,
39 Prozent sind sich unsicher. Unter den Medizin-
Promovierenden ist der Vorsatz für eine wissen-
schaftliche Karriere am schwächsten (13 %) aus-
geprägt. Danach folgen die Doktorandinnen und
Doktoranden der Rechtswissenschaft (20 %).
Besonders stark ausgeprägt ist das Ziel einer
wissenschaftlichen Karriere in den naturwissen-
schaftlich Teil des Fachbereichs Psychologie
und Sportwissenschaften (45 %), in den Neueren
Philologien (44 %) und in den Sprach- und Kultur-
wissenschaften (43 %).
Im Durchschnitt streben die Promovierenden an,
ihre Promotion nach insgesamt gut vier Jahren
(seit dem Zeitpunkt des Promotionsbeginns)
abzuschließen. Eine um mindestens ein halbes
Jahr kürzere Promotionsdauer wird in der Rechts-
wissenschaft, in der Psychologie und den Sport-
wissenschaften sowie in der Physik erwartet.
Promovierende in den Gesellschaftswissen-
schaften, in den Erziehungswissenschaften und
in den Sprach- und Kulturwissenschaften gehen
hingegen davon aus, mindestens gut viereinhalb
Jahre zu benötigen.
14
In der Befragung wurden Promovierende zu unter-
schiedlichen Zeitpunkten ihrer Promotionsphase
erfasst. Hiernach ist die Gruppe derjenigen, die
bereits seit mindestens vier Jahren promovieren,
mit 27 Prozent die größte. Sie haben daher die
durchschnittlich erwartete Gesamtdauer der
Promotion bereits überschritten. In den Gesell-
schaftswissenschaften, der Philosophie und den
Geschichtswissenschaften, den Sprach- und
Kulturwissenschaften, den Neueren Philologien,
aber auch in der Medizin promovieren sogar
30 Prozent bereits seit mindestens vier Jahren.
Promovierende, die vor weniger als einem Jahr
ihre Promotion begonnen haben, machen im
Durschnitt aller Fächer 14 Prozent aus.
3.2 Personenbezogene und
allgemeine Merkmale
der Betreuerinnen und
Betreuer im Sample
Der folgende Abschnitt legt – analog zum vorhe-
rigen – einige ausschließlich deskriptive Merk
-
male der Betreuerinnen und Betreuer an der
Goethe-Universität dar, die an der Befragung
teilgenommen haben. Das Betreuungspersonal
setzt sich – wie an anderen Universitäten – aus
unterschiedlichen Berufsgruppen zusammen (im
Folgenden zur Vereinfachung auch: Hochschul-
lehrerinnen und -lehrer). So sind von den insge-
samt 382 Betreuerinnen und Betreuer im Sample
58 Prozent ordentliche Professorinnen und Pro-
fessoren, 30 Prozent Privatdozentinnen und -do-
zenten, fünf Prozent Emeriti, drei Prozent Junior-
professorinnen und -professoren und weitere
drei Prozent Nachwuchswissenschaftlerinnen
und -wissenschaftler. Größere Geschlechter-
unterschiede bei der Verteilung auf die Berufs-
gruppen sind nicht zu beobachten.
Wie bei den Promovierenden ist auch mit Blick
auf die betreuenden Hochschullehrerinnen und
-lehrer die Berücksichtigung unterschiedlicher
Fächerzuordnungen von zentraler Bedeutung.
Daher ist der Überblick in Tabelle 2 ebenfalls
zunächst einmal an den Fachbereichen der
Goethe-Universität orientiert. Er verdeutlicht,
dass die mit Abstand meisten Betreuerinnen und
Betreuer im Sample aus der Medizin stammen,
wohingegen aus der Rechtswissenschaft, den
Erziehungswissenschaften, der Psychologie und
den Sportwissenschaften, den beiden Theologien,
der Philosophie und den Geschichtswissenschaf-
ten und den Geowissenschaften/Geografie jeweils
weniger als 20 Betreuerinnen und Betreuer an
der Befragung teilgenommen haben.
Über die Fächergrenzen hinweg beträgt der Frauen-
anteil 21 Prozent. Mindestens doppelt so hoch ist
er allerdings in den Gesellschaftswissenschaften
und in den Neueren Philologien. Zugleich beträgt
er in den Wirtschaftswissenschaften und in den
beiden Theologien unter 10 Prozent. Aus der Physik
sowie der Biochemie, Chemie und Pharmazie
haben ausschließlich Männer an der Befragung
teilgenommen.
Hinsichtlich der Altersstruktur ist die Gruppe
der Unter-50-Jährigen minimal größer als die
derjenigen, die 50 Jahre und älter sind. Allerdings
zeigen sich auch hier größere Fächerunterschiede.
So sind in den Erziehungswissenschaften fast
sieben von zehn, in den beiden Theologien und
in der Philosophie und den Geschichtswissen-
schaften gar acht von zehn der betreuenden
Hochschullehrerinnen und -lehrer 50 Jahre und äl-
ter, wohingegen die Situation in den Wirtschafts-
wissenschaften, der Psychologie und den Sport-
wissenschaften sowie in den Geowissenschaften/
Geografie umgekehrt ist; in den ersten beiden
Fachbereichen ist sogar jede/r Fünfte jünger als
40 Jahre. Die Altersstruktur hängt dabei auch
von der Geschlechterverteilung ab, insofern die
Betreuerinnen in der Regel jünger sind als ihre
männlichen Kollegen.
Unter den Betreuerinnen und Betreuern kann
für zwölf Prozent von einem Migrationshinter-
grund ausgegangen werden. Allerdings gibt es
Fachbereiche wie die Rechtswissenschaft, die
Wirtschaftswissenschaften, die Erziehungswis-
senschaften, die Psychologie und Sportwissen-
schaften und die beiden Theologien, in denen
kein Betreuungspersonal mit einem Migrations-
hintergrund identifiziert werden konnte. Dagegen
hat in den Sprach- und Kulturwissenschaften, in
den Neueren Philologien und in der Informatik
und Mathematik mindestens jede/r Fünfte einen
Migrationshintergrund.
15
Tabelle 2: Verteilung der Betreuerinnen und Betreuer an der Goethe-Universität im Sample nach
Fachbereichen und nach weiteren Merkmalen für die jeweiligen Fachbereiche
Quelle: Manuela Zinnbauer, Marc Kaulisch, Stefan Hornbostel: Promovierendenbefragung an der Goethe-
Universität Frankfurt. Berlin 2013. – Eigene Darstellung. Anmerkungen: Die Fallzahlen erreichen bei
der Differenzierung nach Fachbereichen fast immer ein kritisches Maß (n<20), sodass vergleichende
Interpretationen nur mit Bedacht vorgenommen werden sollten (vgl. Kapitel 2).
Fachbereich der Goethe-
Universität
Anzahl der
Betreuer/
innen im
Sample
nach
jeweiligen
Fach-
bereichen
Anteil der
Betreuer/
innen im
Sample
nach
jeweiligen
Fach-
bereichen
in Prozent
Anteil von Betreuer/innen im jeweiligen Fachbereich nach
bestimmten Merkmalen
weiblich
(in Prozent)
Alter von 50 Jahren und
älter
(in Prozent)
Mitwirkung in
einem strukturierten
Promotionsprogramm
(in Prozent)
Wöchentlicher
Zeitaufwand zur
Betreuung von
Promovierenden
(Stunden im Mittel)
Wöchentlicher
Zeitaufwand für die
Forschung
(Stunden im Mittel)
Betreuung von internen
Promovierenden
(Anzahl im Mittel)
01 Rechtswissenschaft 8 2,1 25,0 50,0 25,0 3,6 16,0 7,4
02 Wirtschaftswissenschaften 22 5,8 9,1 27,3 36,4 4,6 13,8 5,8
03
Gesellschaftswissenschaften 29 7,6 44,0 48,0 41,7 2,4 14,1 4,8
04 Erziehungswissenschaften 13 3,4 38,5 69,2 30,8 3,8 13,3 5,5
05 Psychologie &
Sportwissenschaften 15 3,9 20,0 33,3 13,3 3,8 13,1 4,1
06+07 Evangel. & Kath.
Theologie 11 2,9 9,1 81,8 81,8 3,6 12,6 4,9
08 Philosophie &
Geschichtswissenschaften 11 2,9 20,0 80,0 63,6 4,8 12,7 7,2
09 Sprach- &
Kulturwissenschaften 22 5,8 26,3 55,0 60,0 3,0 11,8 5,9
10 Neuere Philologien 22 5,8 55,6 58,8 33,3 2,8 12,3 4,5
11 Geowissenschaften/
Geografie 18 4,7 17,6 17,6 35,3 4,9 10,4 4,1
12 Informatik & Mathematik 25 6,5 15,8 47,1 30,0 5,2 11,5 2,9
13 Physik 30 7,9 0,0 56,7 63,3 5,4 14,7 4,3
14 Biochemie, Chemie &
Pharmazie 27 7,1 0,0 45,8 64,0 8,4 14,2 7,0
15 Biowissenschaften 33 8,6 25,0 56,3 50,0 6,3 15,0 5,9
16 Medizin 96 25,1 20,7 38,1 34,1 4,1 11,3 5,3
alle Fachbereiche 382 100,0 20,7 47,2 43,2 4,6 12,8 5,2
16
Weniger als die Hälfte der Hochschullehrerinnen
und -lehrer kommen ihrer Betreuung im Rahmen
eines strukturierten Promotionsprogramms nach
oder sind anderweitig in diesen aktiv. Allerdings ist
das Engagement in den beiden Theologien, in der
Philosophie und den Geschichtswissenschaften,
in den Sprach- und Kulturwissenschaften, in der
Physik und in den Biowissenschaften erkennbar
höher (mehr als 60 %). Besonders gering ist es
hingegen in der Rechtswissenschaft und in der
Psychologie und den Sportwissenschaften (weniger
als 30 Prozent).
Für die Betreuung von Promovierenden bringen
die Hochschullehrerinnen und -lehrer nach Selbst-
einschätzung im Durchschnitt 4,6 Stunden in der
Woche auf, wobei die sozial- und geisteswissen-
schaftlichen Fächer eher darunter und die Natur-
und Lebenswissenschaften eher darüber liegen.
Fast dreimal so groß ist über die Fächergrenzen
hinweg der Zeitaufwand für die Forschung (12,8
Wochenstunden). Auch für Aufgaben in der Lehre
(8,4 Wochenstunden) und der Verwaltung (4,7
Wochenstunden) wird mehr Zeit als für die Betreu-
ung von Promovierenden aufgebracht. Auffällig
ist, dass Betreuerinnen im Durchschnitt eine gute
Stunde mehr als ihre männlichen Kollegen in die
Betreuung von Promovierenden investieren. Dies
trifft zudem auch für die Aufgaben in der Lehre
zu. Dafür fällt der Aufwand für die Forschung
bei den Hochschullehrerinnen fast drei Stunden
kürzer aus als bei den Hochschullehrern.
Im Durchschnitt werden von einer Betreuungs-
person gut fünf Doktorandinnen und Doktoranden
betreut, deren Promotionsthema inhaltlich zum
jeweiligen Fachbereich passt (interne Promo-
vierende). Die Anzahl der betreuten Promovie-
renden variiert von 2,9 in der Informatik und
Mathematik bis 7,4 in der Rechtswissenschaft.
Relevante Unterschiede zwischen den Geistes-
und Sozialwissenschaften einerseits und den
Natur- und Lebenswissenschaften lassen sich
nicht feststellen. Allerdings gibt es in einigen Fä-
chern Einzelfälle mit überdurchschnittlich vielen
Doktorandinnen und Doktoranden. In der Medizin
werden beispielsweise von einer Betreuerin oder
einem Betreuer 35 interne Promovierende betreut.
Darüber hinaus betreut die Hälfte der Betreue-
rinnen und Betreuer zusätzlich Promotionen, die
thematisch nicht an ihrem jeweiligen Fachbereich
oder sogar außerhalb der Goethe-Universität
angesiedelt sind (externe Promovierende). Dies
ist häufiger in den Geistes- und Sozialwissen-
schaften, aber auch in den Biowissenschaften der
Fall. Die Betreuung von mehr als fünf externen
Promovierenden ist aber in allen Fachbereichen
die Ausnahme.
3.3 Individuelle Betreuung
Von den an der Befragung teilgenommenen
Doktorandinnen und Doktoranden promovieren
gut 30 Prozent im Rahmen eines strukturierten
Promotionsprogramms an der Goethe-Universität
(siehe Abschnitt 3.4). Die Mehrheit promoviert
daher nach wie vor unter eher traditionellen
Bedingungen im Rahmen einer individuellen
Betreuung (im Folgenden auch: Individualpro-
motion). Für diese ist charakteristisch, dass sie
häufig lediglich von einer Hochschullehrerin bzw.
einen Hochschullehrer betreut wird. Dies trifft auf
knapp die Hälfte aller Individualpromotionen zu,
wohingegen in strukturierten Programmen die
Betreuung durch zwei Personen am häufigsten
(37 %) vorkommt. In den Geistes- und Sozial-
wissenschaften, insbesondere in der Rechts-
wissenschaft und in den beiden Theologien,
kommt das binäre Schüler(in)/Meister(in)-Ver-
hältnis häufiger vor als in den Natur- und Lebens-
wissenschaften. Hauptbetreuend ist in der Regel
eine Professorin oder ein Professor. In knapp 11
Prozent der Individualpromotionen sind – im Unter-
schied zu strukturierten Programmen – Privat-
dozentinnen und -dozenten hauptbetreuend.
Zwei von drei Promovierenden treffen sich nach
eigenen Angaben einmal im Monat bis einmal
im Halbjahr mit ihrer Hauptbetreuerin bzw. ihrem
Hauptbetreuer. Wöchentliche Besprechungen
gehören mit 16 Prozent eher zur Ausnahme
und kommen fast ausschließlich in den Natur-
und Lebenswissenschaften vor. Die meisten
Treffen finden als Einzelgespräch statt.
Die Betreuerinnen und Betreuer schätzen die
Häufigkeit der Treffen auffällig höher ein. Be-
zogen auf die internen Promovierenden gehen
sie für knapp 90 Prozent von monatlichen Ab-
ständen aus. Wöchentliche Treffen werden für
17
45 Prozent der internen Promotionen angegeben.
Diese Einschätzungsdifferenz zwischen Promo-
vierenden und Betreuerenden kann bereits als
ein Indiz für einen impliziten Wunsch aufseiten
der Promovierenden nach intensiverer Betreuung
interpretiert werden.
Gleichzeitig kann festgestellt werden, dass knapp
die Hälfte der Individualpromovierenden zufrie-
den oder sehr zufrieden mit ihrer Betreuung ist,
wobei Doktoranden häufiger zufrieden (51 %)
sind als Doktorandinnen (44 %). 12 Prozent sind
unzufrieden bzw. sehr unzufrieden; hier zeigen
sich keine deutlichen Geschlechterunterschiede.
Vergleichsweise höher ist die Zufriedenheit in
der Informatik und Mathematik, in der Physik
und in den naturwissenschaftlich ausgerichteten
Geowissenschaften/Geografie sowie in den Bio-
wissenschaften. Umgekehrt fällt die Medizin auf,
in der jede/r Fünfte Unzufriedenheit signalisiert.
Vergleicht man darüber hinaus die Betreuungs-
realität und den Betreuungswunsch (vgl. Abbil-
dung 2) zu einzelnen Aspekten der Betreuung,
so zeigen sich die folgenden Charakteristika der
Individualpromotion an der Goethe-Universität:
Abbildung 2: Wunsch (links) und Realität (rechts) der Intensität von unterschiedlichen
Betreuungsaspekten bei Promovierenden mit individueller Betreuung an der Goethe-
Universität
Quelle: Manuela Zinnbauer, Marc Kaulisch, Stefan Hornbostel: Promovierendenbefragung an der Goethe-
Universität Frankfurt. Berlin 2013. – Eigene Darstellung.
18 1. Zwei von drei Individualpromovierenden
wünschen sich eine intensive oder sehr
intensive Unterstützung bei inhaltlichen
und methodischen Fragen. Dies ist der
höchste Wert hinsichtlich aller abge-
fragten Betreuungsaspekte. Allerdings
sehen nur 41 Prozent eine entsprechende
Unterstützungsintensität bei inhaltlichen
und 33 Prozent bei methodischen Fragen
durch ihre Betreuerinnen und Betreuer
realisiert.
2. 58 Prozent der Individualpromovierenden
wünschen sich außerdem (sehr) intensive
Mithilfe beim Publizieren in Zeitschriften.
Die Gruppe derjenigen, die sich bereits
entsprechend unterstützt sieht, ist jedoch
weniger als halb so groß (26 %). Hier ist
die Differenz von Betreuungsrealität und
Betreuungswunsch – gemessen in ganzen
Prozentpunkten – am deutlichsten.
3. Am viertwichtigsten – gemessen am
Wunsch nach intensiver oder sehr
intensiver Unterstützung – ist für die
Individualpromovierenden die Förderung
bei Kooperationen bzw. beim Ausbau
von Kontakten. Hier liegen Wunsch (38 %
hinsichtlich der Förderung bei Kooperati-
onen bzw. 38 % hinsichtlich des Ausbaus
von Kontakten) und Realität (18 % bzw.
12 %) ebenfalls noch deutlich auseinan-
der.
4. Geringer ist die gewünschte Unterstüt-
zung bei der Strukturierung der Disserta-
tion (37 %), der Teilnahme an Tagungen
(36 %) und der Planung der jeweiligen
Karriere (20 %). Auch die Abweichungen
von der Realität fällt jeweils geringer aus,
ist aber mit jeweils deutlich über
10 Prozent nach wie vor relevant.
Insgesamt fühlen sich Individualpromovierende
mit Blick auf alle Aspekte zu schwach betreut.
Betrachtet man umgekehrt diejenigen Aspekte,
bei denen sie sich keine oder nur sehr geringe
Unterstützung wünschen, so zeigt sich für keinen
Aspekt eine überstarke Betreuung.
Darüber hinaus lässt sich ein deutlicher Unter-
schied nach Geschlechtern feststellen. Doktoran-
dinnen, die individuell betreut werden, sehen sich
im Durchschnitt aller Aspekte um fast fünf Pro-
zentpunkte schlechter betreut als ihre männlichen
Kollegen. Eine solche Geschlechterdifferenz lässt
sich im Rahmen der strukturierten Promotionen
nicht beobachten.
Die Perspektive der Promovierenden lässt sich
mit den Selbsteinschätzungen der Betreuerinnen
und Betreuer kontrastieren. Diese wurden ge-
fragt, ob sie ihre Promovierenden mit einem
bestimmten Instrument unterstützen oder nicht.
Die Häufigkeit der Zustimmungen gibt Aufschluss
darüber, welche Unterstützungen insgesamt als
wichtiger und welche als unwichtiger gesehen
werden. Unter den Betreuerinnen und Betreuern,
die sich nicht an einem strukturierten Promo-
tionsprogramm beteiligen, sind es vier von fünf,
die ihre Promovierenden zu Präsentationen und
Teilnahmen auf Tagungen ermutigen und zu
gemeinsamen Publikationen anregen. Immerhin
noch mehr als 60 Prozent geben an, Kontakte
zu anderen Wissenschaftlerinnen und Wissen-
schaftlern zu fördern, bei der Karriereplanung
und der Beteiligung an wissenschaftlichen Netz-
werken zu helfen, zu Publikationen zu ermutigen
und karriereförderliche Aktivitäten während der
Arbeitszeit anzubieten.
Etwas weniger als vier von fünf Betreuerinnen
und Betreuern sehen mindestens ein Instru-
ment, mit dem ihre Betreuung verbessert werden
könnte. Von den in der Befragung vorgegebenen
Vorschlägen fand die mit Abstand größte Zustim-
mung eine Entlastung von anderen Aufgaben.
Etwa die Hälfte aller Betreuerinnen und Betreuer
sehen hierin eine Verbesserungsmöglichkeit.
Knapp 30 Prozent sehen außerdem in einer Lehr-
deputatsreduktion (nur Betreuerinnen: 38 %) und
in der Bonifikation von Betreuungsleistungen
einen geeigneten Weg. Eine eher untergeordnete
Bedeutung wird Angeboten für ein Supervisor
Training (18 %, nur Betreuerinnen: 27 %) ein-
geräumt. Keine Verbesserungen werden von
zusätzlichen Finanzierungsmöglichkeiten (1 %)
und weniger Bürokratie (1 %) erwartet. In dem
Fünftel, das keine Verbesserungen für nötig er-
achtet, sind Männer deutlich überrepräsentiert.
19
3.4 Betreuung in strukturierten
Programmen
Im Folgenden werden die insgesamt 385 Promo-
vierenden der Goethe-Universität betrachtet, die
als Mitglieder eines strukturierten Promotions-
programms an der Befragung teilgenommen
haben. Dies entspricht knapp einem Drittel der
Promovierenden an der Goethe-Universität ins-
gesamt. Die Hälfte von ihnen ist Mitglied in einem
Graduierten- oder Promotionskolleg. Die übrigen
Mitgliedschaften verteilen sich auf andere Formen
der strukturierten Promotion (vgl. Abbildung 3).
Wie bereits im Abschnitt 3.1 erläutert und in der
Tabelle 1 nochmals in der Übersicht zu erken-
nen, variiert der Anteil der Promovierenden in
strukturierten Programmen stark nach Fach-
bereichen.
Die Betreuung in den strukturierten Programmen
erfolgt in der Regel (37 %) durch zwei Personen.
Ein weiteres gutes Drittel hat drei oder mehr
Betreuerinnen und Betreuer, ein weiteres knappes
Drittel nur eine betreuende Person. Im Durch-
schnitt sind 0,5 Personen mehr an der Betreuung
beteiligt als dies bei den Individualpromotionen
der Fall ist (vgl. genauer Abschnitt 3.5.2).
Die Hauptbetreuerinnen und -betreuer stam
-
men auch in den strukturierten Programmen zu
-
meist aus der Professorenschaft. Die zweitgrößte
Gruppe bilden jedoch mit knapp 10 Prozent die
Postdoktorandinnen und -doktoranden. Die Privat-
dozentinnen und -dozenten spielen im Vergleich
zur Individualpromotion eine deutlich geringere
Rolle (5 %). Nennenswert ist außerdem, dass die
Hauptbetreuerinnen und -betreuer im Rahmen von
strukturierten Promotionsprogrammen häufiger
weiblich sind (30 %) als dies für die Individual-
promotion (24 %) gilt.
Promovierende treffen sich mit ihrer jeweiligen
Hauptbetreuerin bzw. ihrem jeweiligen Haupt
-
betreuer häufiger als dies im Rahmen der Indivi-
dualpromotion der Fall ist. Der größte Anteil der
Promovierenden gibt ein monatliches Treffen an.
Außerdem ist die Gruppe derjenigen, die einen
wöchentlichen Kontakt mit ihrer Hauptbetreuerin
bzw. ihrem Hauptbetreuer haben, größer (24%)
verglichen mit der Gruppe der Individualpromo-
vierenden (16%) Die häufigste Form der Treffen
ist das Einzelgespräch. Allerdings kommen an-
dere Gesprächsformate wie Treffen mit dem
Betreuungsteam, in Kleingruppen oder in einem
Doktorandenkolloquium etwas häufiger vor als
bei den Individualpromotionen.
Auch in den strukturierten Promotionsprogram-
men schätzen die Betreuerinnen und Betreuer die
Zahl der Treffen mit ihren Promovierenden höher
ein als die Doktorandinnen und Doktoranden
selbst. Im Vergleich mit den Individualpromo-
tionen weichen die Selbsteinschätzungen von
Promovierenden und Betreuenden in struktu-
rierten Programmen jedoch weniger deutlicher
voneinander ab.
Knapp die Hälfte der Promovierenden zeigt sich
insgesamt zufrieden oder sehr zufrieden mit
ihrer Betreuungssituation. 13 Prozent äußern
Unzufriedenheit. Differenzen nach Geschlecht
sind marginal. Ein wesentlicher Unterschied zur
Individualpromotion ist daher nicht feststellbar.
Dies gilt in der Regel auch auf der Ebene der
einzelnen Fachbereiche, insofern die Fallzahlen
entsprechende Aussagen erlauben.Vergleicht
man Betreuungswunsch und Betreuungsrealität
(vgl. Abbildung 4), so zeigt sich für die Promovie-
rende in strukturierten Programmen der Goethe-
Universität – wie bereits bei den Individualpromo-
vierenden –, dass die gewünschte Intensität in der
reellen Betreuung hinsichtlich aller abgefragten
Aspekte sichtbar unterschritten wird. Dabei ist
der Abstand von Wunsch und Realität über alle
Betreuungsaspekte summiert genau so groß wie
bei den Individualpromovierenden. Allerdings
fällt auf, dass bei strukturiert Promovierenden die
Anteile mit einem Wunsch nach intensiver oder
sehr intensiver Unterstützung größer sind als bei
den Individualpromovierenden; im Durchschnitt
aller Aspekte beträgt der Unterschied ca. fünf
Prozentpunkte. Doktorandinnen und Doktoranden
in strukturierten Promotionsprogrammen haben
also einen höheren Anspruch hinsichtlich der
Betreuungsleistungen. Gleichzeitig wird auch die
tatsächliche Betreuungsintensität im Durchschnitt
über alle Aspekte um knapp fünf Prozentpunkte
besser bewertet.
20 Hinsichtlich der Differenzen für einzelne Betreu-
ungsaspekte zeichnet sich ein ähnliches Bild wie
bei den Individualpromotionen ab:
1. Der Wunsch nach Unterstützung bei
inhaltlichen und methodischen Fragen ist
bei den Promovierenden in strukturierten
Programmen am stärksten ausgeprägt.
65 Prozent wünschen eine (sehr) intensive
Mithilfe der Betreuerinnen und Betreuer
bei inhaltlichen Fragen; bei methodischen
Fragen sind es 67 Prozent. Eine Unterstüt-
zung dieser Intensität nehmen andersher-
um nur 44 bzw. 36 Prozent wahr.
2. Etwas deutlicher als bei den Individual-
promotionen ist in den strukturierten
Programmen der Wunsch nach Unter-
stützung beim Publizieren. 64 Prozent
wünschen sich hier (sehr) intensive
Mitwirkung; bei weniger als der Hälfte
(29 %) findet sich eine solche Intensität
jedoch realisiert. Hier ist die Differenz von
Wunsch und wahrgenommener Wirklich-
keit unter allen Betreuungsaspekten am
größten.
3. Hinsichtlich der Kooperationen und der
Kontakte gehen die Einschätzungen im
Unterschied zu den Individualpromo-
tionen etwas auseinander. So zeigt sich
für die Hilfe beim Ausbau von Kontakten
eine starke Differenz (52 % mit Wunsch
nach intensiver/sehr intensiver Betreuung
gegenüber 19 % mit wahrgenommener
intensiver/sehr intensiver Unterstützung),
während hinsichtlich der eher institut-
ionell zu verstehenden Kooperationen
Wunsch und wahrgenommene Realität
(42 % gegenüber 27 %) näher beieinander-
liegen.
4. Bei der Teilnahme an Tagungen, der
Strukturierung der Dissertation und der
Planung der Karriere liegt der Wunsch
nach (sehr) intensiver Unterstützung und
dessen Einlösung weniger stark aus-
einander als bei den vorher genannten
Aspekten.
Die Betreuerinnen und Betreuer sehen ihre
Unterstützungsleistungen etwas anders. Vier
Fünftel des Betreuungspersonals, das gleichzeitig
in einem strukturierten Promotionsprogramm
aktiv ist, unterstützt Promovierende nach eigenen
Abbildung 3: Verteilung der Promovierenden in strukturierten Promotionsprogrammen nach Typen
(Mehrfachantworten möglich)
Quelle: Manuela Zinnbauer, Marc Kaulisch, Stefan Hornbostel: Promovierendenbefragung an der Goethe-
Universität Frankfurt. Berlin 2013. – Eigene Darstellung.
21
Angaben bei Präsentationen und Teilnahmen an
Tagungen, bei Kontakten zu anderen Wissen-
schaftlerinnen und Wissenschaftlern, durch
karriereförderliche Aktivitäten während der Ar-
beitszeit, beim gemeinsamen Publizieren, durch
Beteiligung an wissenschaftlichen Netzwerken.
Mehr als 60 Prozent unterstützen darüber hinaus
die Karriereplanung und fördern internationale
Kontakte.
Auffällig ist, dass die Betreuerinnen und Betreuer,
die sich an einem strukturierten Promotions-
programm beteiligen, im Durchschnitt den Einsatz
der abgefragten Instrumente häufiger bestätigen
als diejenigen, die Promovierende individuell be-
treuen. Dies gilt allerdings nicht für die Förderung
von Publikationen. Gemeinsames Publizieren
(87 % gegenüber 81 %) und noch deutlicher die
Ermutigung zu eigenständigem Publizieren (68 %
gegenüber 56 %) finden häufiger im Rahmen von
individuellen Promotionen statt als in den struk-
turierten Programmen der Goethe-Universität.
Vor diesem Hintergrund überrascht es, dass der
Wunsch nach Unterstützung beim Publizieren
seitens der Promovierenden in strukturierten Pro-
grammen nicht noch deutlicher ausgefallen ist.
Gefragt nach Verbesserungsmöglichkeiten stim-
men die Betreuerinnen und Betreuer, die sich in
einem strukturierten Promotionsprogramm enga-
gieren, den vorgeschlagenen Instrumenten sehr
ähnlich zu, wie dies bei den individuell betreu-
ten Promotionen der Fall ist. Zentral erscheinen
die Entlastung von anderen Aufgaben (56 %),
Abbildung 4: Wunsch (links) und Realität (rechts) der Intensität von unterschiedlichen
Betreuungsaspekten bei Promovierenden in strukturierten Programmen der
Goethe-Universität
Quelle: Manuela Zinnbauer, Marc Kaulisch, Stefan Hornbostel: Promovierendenbefragung an der Goethe-
Universität Frankfurt. Berlin 2013. – Eigene Darstellung.
22
die Reduktion des Lehrdeputats (37 %) und die
Bonifikation von Betreuungsleistungen (31 %).
Es fällt aber auf, dass auch knapp 19 Prozent
der Betreuerinnen und Betreuer in strukturierten
Programmen keinerlei Notwendigkeit zu Verbes-
serungen sehen, während es bei den Individual-
promotionen 23 Prozent waren. Dies kann als
Hinweis dafür gesehen werden, dass in den struk-
turierten Promotionsprogrammen nicht nur der
Anspruch seitens der Promovierenden höher
ist, sondern auch der Wunsch der Betreuerinnen
und Betreuer, auf diesen Anspruch angemessen
reagieren zu können.
3.5 Instrumente der
strukturierten
Unterstützung
Im Folgenden werden einige Instrumente thema-
tisiert, die in den letzten Jahren immer wieder
im Kontext einer stärkeren Strukturierung der
Promotion ins Feld geführt wurden und auch in
Hinsicht auf die Graduiertenausbildung an der
Goethe-Universität relevant sind. Dies betrifft
insbesondere
¡die Verwendung von Betreuungsvereinba-
rungen, durch die der Betreuungsprozess
terminiert und Verbindlichkeiten sowohl
aufseiten der Promovierenden als auch
aufseiten des Betreuungspersonals
gesteigert werden sollen, und
¡die Betreuung des Promotionsprozesses
durch mehr als eine Person, wobei mit
dieser Etablierung von Betreuungsteams
häufig auch eine zumindest teilweise
personelle Entkopplung des Betreuungs-
prozesses von der späteren Bewertung
verbunden wird.
Diese beiden Instrumente sind Gegenstand der
beiden folgenden Unterabschnitte. Ein dritter
Unterabschnitt thematisiert sodann weitere struk-
turierende Aspekte, die im Kontext der Befragung
relevant geworden sind.
3.5.1 Betreuungvereinbarung
An der Goethe-Universität hat ca. jede/r dritte
Promovierende eine schriftliche Betreuungs-
vereinbarung abgeschlossen. Dies geht sowohl
aus den Angaben der Promovierenden als auch
der Betreuenden hervor. Da in einigen struktu-
rierten Promotionsprogrammen der Goethe-
Universität schriftliche Betreuungsvereinbarungen
vorgeschrieben oder zumindest empfohlen sind,
liegt die Quote hier entsprechend über dem
Durchschnitt. 45 Prozent der Promovierenden
in strukturierten Programmen haben eine schrift
-
liche Betreuungsvereinbarung, während es unter
den Promovierenden mit individueller Betreuung
lediglich 25 Prozent sind (Angaben der Betreu-
erinnen und Betreuer leicht abweichend). Über-
durchschnittlich üblich sind Betreuungsverein-
barungen in den Gesellschaftswissenschaften
(43 %), in den Biowissenschaften (41 %) und in den
Erziehungswissenschaften (40 %), unterdurch-
schnittlich hingegen in der Rechtswissenschaft
(7 %) und im Fachbereich für Psychologie und
Sportwissenschaften (10 %).
Wie hilfreich die geschlossenen Betreuungsverein-
barungen sind, unterscheidet sich in der Perspek-
tive der Betreuenden und der Promovierenden
deutlich.
Von den Promovierenden, die eine solche Verein-
barung mit ihren Betreuern und Betreuerinnen
geschlossen haben, halten sie 46 Prozent für
hilfreich und 17 Prozent für nicht hilfreich; die
übrigen sind sich in ihrer Bewertung nicht sicher.
Als häufigsten Grund, warum die Betreuungsver-
einbarungen gegebenenfalls als nicht hilfreich
betrachtet werden, geben die Promovierenden
eine fehlende Verbindlichkeit an, die daraus re-
sultiert, dass die Betreuerinnen und Betreuer
die geschlossene Vereinbarung nicht ernst neh-
men. Größere und belastbare fachliche oder
geschlechtliche Unterschiede lassen sich nicht
beobachten. Auch zwischen Promovierenden in
strukturierten Programmen und mit einer indivi
-
duellen Betreuung gibt es keine nennenswerten
Unterschiede in der Bewertung des Nutzens von
Betreuungsvereinbarungen.
23
Unter den Betreuerinnen und Betreuern hal-
ten Betreuungsvereinbarungen generell nur 15
Prozent für wichtig und 38 Prozent für unwich-
tig; die übrigen 47 Prozent sind sich unsicher
oder haben sich mit solchen Vereinbarungen
bisher nicht beschäftigt. Als Gründe für die ab-
lehnende Haltung werden eine Erhöhung des
bürokratischen Aufwands, die Reduktion der
akademischen Freiheit oder die Annahme einer
prinzipiellen Unregulierbarkeit der Promotion
angegeben. Es ist allerdings zu beachten, dass
das gesamte Betreuungspersonal befragt wurde
und nicht – wie oben für die Promovierenden –
solches, das auch Betreuungsvereinbarungen
selbst abgeschlossen hat. Dennoch überrascht
die geringe Relevanz bzw. Aufmerksamkeit,
die den Betreuungsvereinbarungen seitens der
Betreuenden zugeschrieben wird. Immerhin hal-
ten Betreuerinnen (31 %) die Vereinbarungen sel-
tener für unwichtig als Betreuer (41 %). Außerdem
befinden diejenigen, die ihre Promovierenden
eher individuell betreuen, die Vereinbarungen
seltener für unwichtig (36 %) als ihre Kolleginnen
und Kollegen in den strukturierten Programmen
(42 %). Gleichzeitig ist bei den individuell Betreu-
enden der Anteil, der sich noch überhaupt nicht
mit solchen Vereinbarungen beschäftigt hat,
überdurchschnittlich hoch.
Vor diesem Hintergrund lassen sich zwei Schluss-
folgerungen ziehen. Zum einen sind die Betreu-
ungsvereinbarungen für die Promovierenden
deutlich wichtiger, da es auch vornehmlich sie
sind, die von der größeren Verbindlichkeit gegen-
über den Betreuerinnen und Betreuern profitieren.
Zum anderen wird – zumindest aus der Pers-
pektive des Betreuungspersonals – den Betreu-
ungsvereinbarungen unter den vergleichsweise
ungeregelten Bedingungen einer Individualpro-
motion ein größerer Wert beigemessen als in den
strukturierten Programmen, in denen ohnehin
– wie dargelegt – häufigere Treffen stattfinden.
3.5.2 Betreuungsteams
71 Prozent aller Promotionen in strukturierten
Programmen der Goethe-Universität werden von
mehr als einer Person betreut, die meisten von
ihnen durch zwei Betreuerinnen und Betreuer. Bei
den Individualpromotionen ist zwar die Betreuung
durch eine Person der häufigste Fall (siehe Ab-
schnitt 3.3); jedoch gibt auch hier noch die Hälfte
an, durch zwei, drei, vier oder noch mehr Perso-
nen betreut zu werden. Vor diesem Hintergrund
sind Betreuerteams – durchaus im Unterschied zu
den vorgenannten Betreuungsvereinbarungen –
fester Bestandteil der Graduiertenausbildung an
der Goethe-Universität. Allerdings relativiert sich
dieses Bild, wenn man hinterfragt, ob nicht nur
zahlenmäßig, sondern auch in der Zusammenwir-
kung der Betreuerinnen und Betreuer von einem
Team gesprochen werden kann. In etwas mehr als
der Hälfte der Fälle kommen nach Angaben der
Promovierenden die Betreuerinnen und Betreuer
in strukturierten Programmen ihren Betreuungs-
aufgaben unabhängig voneinander nach, das
heißt, ohne sich miteinander abzustimmen. Unter
den Individualpromotionen ist dieser Anteil mit
61 Prozent nochmals größer. Starke Unterschiede
zeigen sich dabei nach Fachbereichen. So erfolgt
die Betreuung, sofern überhaupt mehrere Hoch-
schullehrerinnen und -lehrer involviert sind, in
den Geistes- und Sozialwissenschaften sogar in
71 Prozent unabhängig voneinander, wohingegen
dies bei den Natur- und Lebenswissenschaften
lediglich knapp die Hälfte aller Promotionen (Indi-
vidualpromotionen und Promotionen im Kontext
strukturierter Programme) betrifft.
Dieses relativierte Bild von den Betreuungsteams
spiegelt sich auch in den Angaben des Betreu-
ungspersonals wider. Von ihnen geben zwei
Drittel an, die Betreuung ihrer Promovierenden
zumindest weitgehend allein vorzunehmen. Weit-
gehend oder vollständig zusammen mit anderen
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern be-
treuen lediglich 21 Prozent der Betreuenden ihre
Doktorandinnen und Doktoranden. Hier gibt es
erneut eine sichtbare Differenz zwischen den
Individualpromotionen und den strukturierten
Programmen sowie zwischen einzelnen Fachbe-
reichen, soweit die Fallzahlen eine Differenzierung
erlauben. Die auch von den Hochschullehrerinnen
und -lehrern selbst ausgewiesene Betreuung im
Team kommt sichtbar häufiger in strukturierten
Programmen (27 %) sowie in den Biowissenschaf-
ten (39 %) und der Physik (33 %) vor; deutlich
weniger verbreitet ist die Betreuung durch Teams
in den Gesellschaftswissenschaften (13 %) und in
24
Abbildung 5: Wunsch nach intensiverer Unterstützung im Rahmen der Promotionsbetreuung
seitens der Betreuerinnen und Betreuer nach bestimmten vorgegebenen Bereichen
Quelle: Manuela Zinnbauer, Marc Kaulisch, Stefan Hornbostel: Promovierendenbefragung an der Goethe-
Universität Frankfurt. Berlin 2013. – Eigene Darstellung.
25
der Informatik und Mathematik (15 %). Dass die
faktische Betreuung weitgehend oder in Gänze an
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter delegiert wird,
schließen vier von fünf Betreuende so gut wie
vollständig aus – Frauen (88 %) deutlicher als Män-
ner (77 %), in den Gesellschaftswissenschaften
(92 %) deutlicher als in den Biowissenschaften
(54 %) und in der Medizin (65 %).
Die Einführung von Betreuungsteams geht nicht
selten mit der Überlegung einher, dass die Per-
sonen, die die Betreuung verantworten, nicht
zugleich die Promotionsleistung abschließend
bewerten sollen. Die Hochschullehrerinnen und
-lehrer der Goethe-Universität wurden in Bezug
auf eine solche personelle Entkopplung von Be-
treuung und Bewertung um Einschätzung gebe-
ten. Dabei zeigt sich, dass zwei von drei Betreue-
nenden eine solche Entkopplung für nicht sinnvoll
erachten – die Betreuerinnen etwas deutlicher als
die Betreuer. 15 Prozent haben sich darüber noch
keine Gedanken gemacht, 23 Prozent halten eine
Trennung von Betreuung und Bewertung für sinn-
voll. Interessanterweise ist die Ablehnung in den
strukturierten Programmen (71 %) höher als bei
den Individualpromotionen (56 %), obwohl dort
Betreuungsteams häufiger vorkommen. Gleich-
zeitig haben sich in strukturierten Programmen
weniger Personen noch keine Gedanken über
diese Idee gemacht. Es lässt sich also vorsichtig
schlussfolgern, dass diejenigen, die eine Plural-
isierung der Betreuung eher befürworten, nicht
zugleich Fürsprecherinnen und -sprecher der
Entkopplung von Betreuung und Bewertung sind.
3.5.3 Weitere Aspekte der
strukturierten Unterstützung
Über die beiden in der Befragung besonders
thematisierten Instrumente – Betreuungsver-
einbarung und Betreuerteams – hinaus wur-
den sowohl die Promovierenden als auch die
Hochschullehrerinnen und -lehrer gefragt, wo sie
Verbesserungspotenziale im Promotionsverlauf
bzw. bei dessen Begleitung sehen.
409 Promovierende haben von der Möglichkeit
Gebrauch gemacht, auf eine offene Frage nach
solchen Verbesserungsmöglichkeiten zu antwor-
ten. Hiernach wünschen sich Promovierende der
Goethe-Universität im Allgemeinen besonders
häufig
¡eine emphatischere und zuverlässigere
Betreuung (n=45),
¡eindeutige Strukturen und Vorgaben
seitens der Betreuerinnen und Betreuer
(n=45) und
¡Betreuerinnen und Betreuer mit einem
größeren zeitlichen Kontingent für die
eigentlichen Betreuungsaufgaben (n=23).
Mit besonderem Fokus auf eine spätere wissen-
schaftliche Karriere wünschen sich die Promo-
vierenden
¡eine Verbesserung der Finanzierungs-
möglichkeiten der Promotion (n=33),
¡mehr Angebote für wissenschaftliche
Fort- und Weiterbildungen (n=23) und
¡eine intensivere Betreuung (n=23).
Hinsichtlich der Vorbereitung auf eine Tätig-
keit außerhalb der Wissenschaft schlagen die
Promovierenden vor,
¡die Netzwerkbildung mit Akteuren aus der
Wirtschaft zu verbessern (n=51),
¡mehr Angebote für Fort- und Weiter-
bildungen (n=30) anzubieten,
¡mehr Informationsveranstaltungen zu
organisieren (n=29) und
¡stärker Praktika während der Promotions-
phase zu nutzen und zu fördern (n=29).
Die Hochschullehrerinnen und -lehrer wurden in
Hinsicht auf einige vorgeschlagene Bereiche ge-
fragt, inwieweit sie sich hier eine stärkere Unter-
stützung resp. Entlastung wünschen. Den größten
Zuspruch erhält dabei die größere Bereitstellung
von Reisemitteln für Promovierende, Unterstüt-
zung bei der Einwerbung einer Finanzierung für
26
Promovierende und Hilfe bei Visa- bzw. Einreise-
formalitäten, bei Behördengängen und der Woh-
nungssuche sowie ein Ausbau des Angebots an
Sprachkursen und Fremdsprachenkorrekturen
für Manuskripte (vgl. Abbildung 5). Ein Großteil
dieser Verbesserungsvorschläge vonseiten der
Betreuenden adressiert nicht zuletzt internationale
Promovierende. Die Vorschläge sind dabei über
die Fachbereiche hinweg relativ ähnlich.
Darüber hinaus wurde den Betreuerinnen und
Betreuern im Rahmen einer offenen Frage die
Möglichkeit gegeben, weitere Verbesserungen
vorzuschlagen. Die Antworten fielen insgesamt
sehr heterogen aus und waren nicht selten stark
fachbezogen. Einige allgemeine Muster lassen
sich jedoch erkennen. So wird insbesondere
vorgeschlagen,
¡die Promotion an der Goethe-Universität
klarer zu strukturieren, das heißt insbeson-
dere ‚Doppelstrukturen‘ in der Verbindung
aus Programmen und Individualpromotio-
nen zu vermeiden, sowie die Promotions-
phase nicht zu ‚verschulen‘ (n=28),
¡die Arbeitsbelastung durch Betreuung zu
berücksichtigen und besser wertzu-
schätzen (n=23) und
¡mehr fachspezifische Weiterqualifizie-
rungsmöglichkeiten zu schaffen (n=8).
3.6 GRADE
Die GRADE ist eine fachbereichsübergreifen-
de Institution für Promotionen an der Goethe-
Universität. Als solche bündelt sie die struktur-
ierten Promotionsprogramme, über die die
Goethe-Universität verfügt, steht aber auch den
Individualpromovierenden außerhalb der Pro-
gramme offen. Alle Promovierenden können
Mitglieder der GRADE werden. Sie wurde 2009
gegründet und beschränkte sich im ersten Jahr
auf Promovierende in den natur- und lebens-
wissenschaftlichen Fachbereichen. 2010 wurde
die GRADE um die Fachbereiche der Geistes-
und Sozialwissenschaften erweitert. Das über-
greifende Ziel der GRADE ist es laut ihrer Ord-
nung, „im Zusammenwirken mit den Fach-
bereichen und auf der Grundlage der gültigen
Promotionsordnungen, eine hohe Qualität der
Doktorandenausbildung zu sichern und gleich-
zeitig auch einen Beitrag zur nachhaltigen akade-
mischen Profilbildung der Universität zu leisten
12
“.
Zentrale in der Ordnung definierte Aufgaben sind
die Qualitätssicherung und die Festlegung von
Mindeststandards, die Bereitstellung von zentralen
Services für Doktorandinnen und Doktoranden
aus dem In- und Ausland, die Außendarstellung
der Graduiertenausbildung an der Goethe-
Universität, die Sicherung der fachspezifischen
Ausbildung, die Steigerung der Interdisziplinarität
und die Vermittlung von transferable skills sowie
die Vergabe von Stipendien und Zuschüssen13.
Darüber hinaus wird aus dem Selbstverständnis
ersichtlich, dass die GRADE insbesondere auch
Beiträge zur besseren Vorbereitung von Promo-
vierenden auf ihre berufliche Karriere nach der
Promotion leisten möchte.
Die GRADE ist mehr als der Hälfte der Promo-
vierenden an der Goethe-Universität bekannt –
Doktorandinnen (61 %) mehr als Doktoranden
(48 %). Da die strukturierten Promotionsprogram-
me in der Regel prinzipiell der GRADE zugeordnet
werden, ist auch unter ihren Promovierenden
(69 %) die Bekanntheit stärker ausgeprägt als bei
den Promovierenden mit individueller Betreuung
(49 %). Sehr unterschiedlich fällt die Bekanntheit
nach Fachbereichen aus. Eine Bekanntheit bei
mehr als 85 Prozent wird bei den Doktorandinnen
und Doktoranden der Biowissenschaften erreicht.
Mehr als zwei von drei Promovierenden kennen
die GRADE in den Wirtschaftswissenschaften,
in den Gesellschaftswissenschaften, in den
Erziehungswissenschaften, in der Psychologie
und den Sportwissenschaften, in den Neueren
Philologien, in der Informatik und Mathematik
und in der Biochemie, Chemie und Pharmazie.
12 § 1 Ordnung der Goethe Graduate Academy (GRA-
DE) der Goethe-Universität Frankfurt am Main gem.
Beschluss des Senats vom 14. Juli 2010 und
Genehmigung des Präsidiums vom 21. Juli 2010.
In: Goethe-Universität Frankfurt am Main: UniReport
vom 8. November 2010. Im Internet:
http://www2.uni-frankfurt.de/37227509/GRADE-
Ordnung-dt.pdf (30.11.2013)
13 Vgl. ebd.
27
So gut wie kaum bekannt ist die GRADE hinge-
gen in der Rechtswissenschaft (7 %) und in der
Medizin (13 %).
Unter den Hochschullehrerinnen und -lehrern ist
die GRADE durchweg bekannter. Drei Viertel von
ihnen ist sie ein Begriff – Frauen (88 %) wiederum
häufiger als Männern (75 %), Beteiligten in struk-
turierten Programmen (90 %) häufiger als den-
jenigen, die ausschließlich individuell betreuen
(67 %). Die Bekanntheit in den unterschiedlichen
Fachbereichen ist vergleichbar mit dem Kenntnis-
stand der Promovierenden. Unterdurchschnittlich
bekannt ist die GRADE den Hochschullehrerinnen
und -lehrern erneut in der Medizin (59 %) und in
der Rechtswissenschaft (63 %).
43 Prozent derjenigen Promovierenden, welchen
die GRADE grundsätzlich ein Begriff ist, sind
auch formal Mitglieder der GRADE – unter ihnen
erneut mehr Doktorandinnen (47 %) als Doktoran-
den (37 %). Dies schlägt sich auch in der fachlichen
Verteilung der GRADE-Mitgliedschaften nieder.
Verglichen mit der Fächerverteilung im Sample
insgesamt sind die Gesellschaftswissenschaften
(Sample: 7,8 %, GRADE-Mitgliedschaft: 15,8 %)
und die Biowissenschaften (Sample: 12,8 %,
GRADE-Mitgliedschaft: 23,8 %) überrepräsentiert,
die Rechtswissenschaft (Sample: 6 %, GRADE-
Mitgliedschaft: 0 %) und die Medizin (Sample:
16 %, GRADE-Mitgliedschaft: 2,3 %) hingegen
deutlich unterrepräsentiert.
Außerdem verstärkt sich bei den GRADE-Mit-
gliedern nochmals das Übergewicht der Promo-
vierenden in strukturierten Programmen, sodass
letztlich mehr strukturiert Promovierende Mit-
glieder der GRADE sind als Individualpromo-
vierende, obwohl an der Goethe-Universität
insgesamt mehr als doppelt so viele Promo-
vierende individuell und nicht in strukturierten
Programmen promovieren (siehe Abschnitt 3.3).
Als Mitglieder bezeichnen sich 44 Prozent der
Promovierenden in strukturierten Programmen
und 15 Prozent der Promovierenden mit indivi-
dueller Betreuung. Offen bleibt dabei, wie viele
Promovierende durch die Zugehörigkeit zu einem
strukturierten Programm der Goethe-Universität
formal Mitglieder der GRADE sind, ohne dies
zu wissen oder ohne sich als Mitglied zu identi-
fizieren. Als häufigsten Grund, warum eine Mit-
gliedschaft nicht in Betracht gezogen wird, nennen
die Promovierenden fehlende Zeit für eine
Anmeldung (34 %) und einen zu hohen büro-
kratischen Aufwand (25 %). Dass die gewünschte
Unterstützung bereits außerhalb von GRADE
vorhanden ist (16 %) oder auch von GRADE nicht
erbracht wird (9 %), ist eher selten der Fall. Daraus
kann geschlossen werden, dass eine nennenswer-
te Anzahl an Doktorandinnen und Doktoranden
noch für eine GRADE-Mitgliedschaft gewonnen
werden kann.
Danach gefragt, ob sie ihren Doktorandinnen und
Doktoranden eine GRADE-Mitgliedschaft empfeh-
len, antworten 40 Prozent der Hochschullehrerin-
nen und -lehrer (sofern ihnen die GRADE bekannt
ist) positiv für alle, nochmals 32 Prozent für im-
merhin einige ihrer Promovierenden. 28 Prozent
geben ihren Promovierenden keine Empfehlung
für eine Mitgliedschaft. Größere Unterschiede
nach Geschlecht sind nicht zu beobachten. Eine
empfehlende Haltung ist bei denjenigen, die
sich auch in einem strukturierten Programm
engagieren, (45 %) höher als bei denjenigen, die
individuell betreuen (35 %). Eine Empfehlung kor-
reliert mit einer grundsätzlich positiven Haltung
der Betreuerinnen und Betreuer gegenüber den
Angeboten der GRADE. Jede/r Dritte hält die Un-
terstützungsangebote der GRADE insgesamt für
wichtig oder sehr wichtig – Frauen (38 %) mehr
als Männer (30 %).
Seitens der Promovierenden sind die einzelnen
Angebote der GRADE unterschiedlich stark be-
kannt und werden folglich auch unterschiedlich
stark in Anspruch genommen. Am weitesten
bekannt sind die Workshops des Trainings-
programms. 93 Prozent geben an, sie zu kennen.
Von ebendiesen haben wiederum 93 Prozent das
Workshop-Angebot bereits genutzt. Bekanntheit
und Nutzung sind ebenfalls bei den Sprachkursen
und Networkingveranstaltungen sichtbar. Die
Sprachkurse sind den männlichen Promovieren-
den (51 %) häufiger bekannt als den weiblichen
(37 %) und werden schließlich von diesen auch
etwas häufiger (41 % gegenüber 35 %) genutzt.
Nur ein Viertel der Promovierenden kennt die
DocAGs und die Karrieregespräche; dieses Viertel
macht aber überproportional stark von diesen An-
28
geboten Gebrauch (44 % bzw. 39 %). Überdurch-
schnittliche Bekanntheit und Nutzung erreichen
die DocAGs bei Promovierenden in strukturierten
Programmen (Bekanntheit: 29 %, Nutzung: 47 %)
und bei Frauen (Bekanntheit: 26 %, Nutzung: 52 %).
Männer kennen und nutzen überdurchschnitt-
lich die Karrieregespräche (Bekanntheit: 29 %,
Nutzung: 50 %). Kaum bekannt sind hingegen
das Buddy-Programm (9 %) und das individuelle
Coaching (13 %) (vgl. Abbildung 6).
Zwei Drittel der Promovierenden, die einzelne
Angebote genutzt haben, sind mit der Qualität
zufrieden oder sehr zufrieden gewesen. Der Anteil
derjenigen, die andersherum jeweils unzufrieden
sind, beträgt für alle Angebote höchstens fünf
Prozent. Promovierende, die individuell betreut
werden, schätzen die Qualität genutzter Ange-
bote durchweg noch etwas höher ein. Eine ge-
schlechterspezifische Einschätzung ist nicht zu
beobachten14.
14 Das Buddy-Programm, der Language-Service und das
individuelle Coaching wurden hier aufgrund zu gerin-
ger Fallzahlen nicht berücksichtigt.
Die Betreuerinnen und Betreuer bewerten die
einzelnen Angebote etwas differenzierter. Die
Workshops des Trainingsprogramms werden
von 46 Prozent und damit für überdurchschnitt-
lich wichtig oder sehr wichtig gehalten. Größere
Wichtigkeit wird noch den Sprachkursen (55 %)
und dem Language-Service (52 %) zugeschrieben.
Andersherum wird das Buddy-Programm von
einem Viertel für unwichtig oder vollkommen
unwichtig gehalten.
In einer offenen Frage nach Verbesserungsmög-
lichkeiten verweisen sowohl Promovierende als
auch Betreuerinnen und Betreuer auf stärker
fachlich zugeschnittene Serviceangebote der
GRADE (jeweils n=10).
Zentrales Ziel der GRADE ist darüber hinaus die
bessere Vorbereitung auf die jeweiligen Karriere-
ziele nach der Promotion. Eine Auswertung in
dieser Hinsicht zeigt (vgl. insgesamt Abbildung
7), dass Promovierende, die zugleich Mitglieder
der GRADE sind (38 %), deutlich häufiger eine
wissenschaftliche Laufbahn anstreben als dieje-
nigen, die nicht Mitglied der GRADE sind (28 %)
Abbildung 6: Bekanntheit von unterschiedlichen Angeboten der GRADE (links) und deren Nutzung,
sofern das jeweilige Angebot bekannt ist (rechts), aufseiten der Promovierenden
Quelle: Manuela Zinnbauer, Marc Kaulisch, Stefan Hornbostel: Promovierendenbefragung an der Goethe-
Universität Frankfurt. Berlin 2013. – Eigene Darstellung.
29
oder die GRADE gar nicht erst kennen (20 %).
Dies ist allerdings vermutlich größtenteils da-
rauf zurückzuführen, dass die häufiger an ei-
ner wissenschaftlichen Karriere interessierten
Promovierenden in den Gesellschafts- und Bio-
wissenschaften in der GRADE – wie eingangs
beschrieben – überrepräsentiert und die eher
an einer außerwissenschaftlichen Berufstätigkeit
interessierten Promovierenden aus der Rechts-
wissenschaft und der Medizin unterrepräsentiert
sind; die Fallzahlen ermöglichen diesbezüglich
keine definitiven Aussagen.
In der GRADE sind außerdem die männlichen
Mitglieder (52 %) wesentlich häufiger an einer
wissenschaftlichen Karriere orientiert als die
weiblichen (32 %). Ob auch dies vorrangig als
Effekt der anderen Fächerverteilung zu werten
ist, lässt sich aufgrund der geringen Fallzahlen
bei einer entsprechenden Differenzierung nur
vermuten.
Insgesamt fühlen sich 28 Prozent der Promo-
vierenden gut oder sehr gut auf eine wissen-
schaftliche Laufbahn vorbereitet. 13 Prozent
sehen ihre Vorbereitung auf eine Karriere in
der Wissenschaft hingegen als schlecht oder
sehr schlecht an. Der Großteil changiert also
dazwischen. Betrachtet man jedoch die beiden
Pole differenziert nach dem Verhältnis der Promo-
vierenden zur GRADE, so zeigt sich zweierlei. Zum
einen wirkt sich die GRADE-Mitgliedschaft selbst
nicht positiv auf die Einschätzung, vorbereitet zu
sein, aus. Sie bleibt ungefähr auf dem Niveau
der Nicht-Mitglieder. Zum anderen gibt es aber
eine sichtbare Differenz zu denjenigen, die die
GRADE überhaupt nicht kennen und die – wie
gezeigt – eine geringere Neigung haben, auf Dauer
in der Wissenschaft zu verbleiben; von diesen
Promovierenden sehen sich nur 23 Prozent (sehr)
gut und sogar 18 Prozent (sehr) schlecht auf eine
wissenschaftliche Karriere vorbereitet. Die GRADE
bewirkt somit zwar keine relative Verbesserung
des Vorbereitetseins, fällt aber angesichts einer
höheren Erwartungshaltung seiner Mitglieder
auch nicht gegenüber den Nicht-Mitgliedern
zurück. Dies spiegelt sich ebenso in der Zufrie-
denheit mit der Qualität der Infrastruktur, des
Forschungsumfelds und der Betreuung wieder.
Eine GRADE-Mitgliedschaft führt hier eher zu
einer negativeren Einschätzung als dies bei den
Nicht-Mitgliedern der Fall ist. Das Zufriedenheits-
niveau liegt aber in der Regel über denjenigen
Promovierenden, die die GRADE überhaupt nicht
Abbildung 7: Ziel und Vorbereitung auf eine wissenschaftliche Karriere im Anschluss an die
Promotion in Verbindung mit GRADE-Mitgliedschaften
Quelle: Manuela Zinnbauer, Marc Kaulisch, Stefan Hornbostel: Promovierendenbefragung an der Goethe-
Universität Frankfurt. Berlin 2013. – Eigene Darstellung.
30
kennen. Es kann also angenommen werden, dass
etwaige Verbesserungseffekte durch die GRADE
von einer gestiegenen Erwartungshaltung seitens
der Promovierenden kompensiert werden.
Anders ist es mit Blick auf die Vorbereitung für
berufliche Wege außerhalb der Wissenschaft.
Hier bringen weniger GRADE-Mitglieder zum Aus-
druck, (sehr) gut auf eine entsprechende Karriere
vorbereitet zu sein (18 %) als dies Nicht-Mitglieder
tun (25 %). Noch besser fühlen sich allerdings
diejenigen vorbereitet, die mit der GRADE über-
haupt nicht in Berührung kommen (35 %). Dies
gilt auch für die Gesellschafts- und Erziehungs-
wissenschaften, obwohl – wie beschrieben – in
diesen Fachbereichen die GRADE-Mitglieder
abweichend von den übrigen Fächern stärker
an einer außerwissenschaftlichen Karriere inte-
ressiert sind als die Nicht-Mitglieder. Für diese
Promovierenden wirkt sich die Mitgliedschaft
in der GRADE vergleichsweise negativ auf die
wahrgenommene Vorbereitung aus. Dass dies zu
Großteilen auf die strukturierenden Effekte der
GRADE zurückzuführen ist, zeigt ein Vergleich
der Selbsteinschätzungen von Promovierenden
in strukturierten Programmen und denen mit
individueller Betreuung. So fühlen sich die In-
dividualpromovierenden häufiger (sehr) gut auf
eine außerwissenschaftliche Karriere vorbereitet
(30 %) als die strukturiert Promovierenden (24 %).
Eine solche Differenz ist bei der Vorbereitung auf
eine Karriere innerhalb der Wissenschaft nicht
zu beobachten.
4 Fazit
Im April und Mai 2013 wurden vom iFQ sowohl
die 6.600 Promovierenden als auch die 1.600
Hochschullehrerinnen und -lehrer aller 16 Fach-
bereiche der Goethe-Universität befragt. Die Rück-
laufquote der Befragung belief sich auf 26 Prozent
bei den Promovierenden und 28 Prozent bei den
Hochschullehrerinnen und -lehrern. Im Folgenden
werden nochmals die wichtigsten Ergebnisse
aus der Befragung zur Graduiertenausbildung
an der Goethe-Universität zusammengefasst und
verdichtet. Dabei werden zunächst die Aussagen
zur Betreuungsqualität an der Goethe-Universität
im Allgemeinen, sodann zur Betreuungsqualität
an der GRADE im Besonderen und zuletzt noch
einige Aussagen zu den strukturierten Instru-
menten der Betreuungsvereinbarungen und der
Betreuungsteams resümiert.
4.1 Zur Betreuungsqualität
an der Goethe-Universität
insgesamt
Unter den Promovierenden der Goethe-Universität
ist knapp die Hälfte insgesamt zufrieden oder
sehr zufrieden mit der Betreuung. Demgegenüber
sind lediglich zwölf Prozent unzufrieden oder sehr
unzufrieden. Größere Unterschiede nach Ge-
schlecht, nach Geistes- und Sozialwissenschaften
bzw. Natur- und Lebenswissenschaften oder nach
Individualpromotion bzw. strukturiertem Promo-
tionsprogramm lassen sich nicht feststellen. Dies
spricht für eine insgesamt positive Grundsituation
der Promovierenden an der Goethe-Universität.
Es gibt jedoch auch Verbesserungsmöglichkeiten,
wie insbesondere der Wunsch der Promovierenden
nach einer wesentlich besseren Betreuung zeigt. Für
alle in der Befragung angesprochenen Betreuungs-
aspekte bleiben die Einschätzungen der Promo-
vierenden zur Betreuungsrealität hinter ihren
Wünschen zurück. Für keinen Aspekt ist die Be-
treuung nach Einschätzung der Promovierenden
zu intensiv. Bei möglichen Verbesserungen kann
und sollte jedoch nicht nur den Wünschen gefolgt
werden; es muss vielmehr auch geklärt wer-
den, inwieweit die gegebenenfalls gewünschte
Intensität bei einzelnen Betreuungsaspekten
31
mit den Qualifikationszielen der Promotion –
beispielsweise mit dem Erbringen einer eigen-
ständigen Forschungsleistung – kompatibel ist
oder gerade eine gewisse Diskrepanz zwischen
Betreuungswunsch und Betreuungswirklichkeit
erforderlich macht.
Die Promovierenden in den strukturierten Pro-
grammen haben einen vergleichsweise höhe-
ren Anspruch hinsichtlich der Betreuung. Ihre
Wünsche nach intensiver oder sehr intensiver
Betreuung liegen bei allen abgefragten Aspekten
ca. fünf Prozentpunkte über denen der Individual-
promovierenden. Gleichzeitig bewerten sie aber
auch die tatsächliche Betreuungsintensität um
knapp fünf Prozentpunkte besser. Daraus kann
geschlossen werden, dass die strukturierten Pro-
gramme eine stärkere Anspruchshaltung auf-
seiten der Promovierenden erzeugen, der durch-
aus nachgekommen wird; das Aspirationsniveau
der Doktorandinnen und Doktoranden wird aller-
dings nicht erreicht.
Besonders deutlich ist der Wunsch nach Un-
terstützung sowohl der strukturiert wie der in-
dividuell Promovierenden bei inhaltlichen und
methodischen Fragen, das heißt mit Blick auf
Betreuungsleistungen, die sich weitgehend auf
die Dissertation beziehen. Unter den Promo-
vierenden mit individueller Betreuung wünschen
sich diesbezüglich 65 bzw. 67 Prozent eine inten-
sive oder sehr intensive Betreuung. Eingelöst
sehen dies 44 bzw. 36 Prozent. Ähnlich sieht
es bei den Promovierenden in strukturierten
Programmen aus.
Größer ist die Differenz – gemessen an Prozent-
punkten – noch hinsichtlich der Unterstützung
beim Publizieren. 58 Prozent der Individual-
promovierenden wünschen sich hier eine inten-
sive oder sehr intensive Betreuung. In diesem
Ausmaß realisiert sehen es jedoch weniger als
die Hälfte von ihnen (26 %). Noch deutlicher
fällt die Diskrepanz in Bezug auf die Unterstüt-
zung beim Publizieren in der Einschätzung der
Promovierenden in strukturierten Programmen
aus (intensiver/sehr intensiver Wunsch: 64 %,
intensive/sehr intensive Realität: 29 %).
Die Betreuerinnen und Betreuern kommen hin-
sichtlich ihrer Unterstützungsleistungen zu einer
anderen Einschätzung. So wird bereits die Fre-
quenz der Treffen mit Promovierenden deutlich
höher eingeschätzt als von den Promovierenden
selbst. Diese optimistischere Selbsteinschätzung
spiegelt sich auch in der Frage wider, welche
Unterstützungen sie ihren Promovierenden im
Einzelnen zuteilwerden lassen. So werden Maß-
nahmen wie die Ermutigung zur Teilnahme an
und zu Präsentationen auf Tagungen oder die
Anregung zu gemeinsamen Publikationen von
vier Fünfteln der Betreuerinnen und Betreuer
positiv bestätigt. Allerdings fällt auf, dass die
von den Promovierenden insgesamt so wichtig
eingestufte Unterstützung beim Publizieren in
den strukturierten Programmen eine vergleichs-
weise geringere Bedeutung für die dort aktiven
Hochschullehrerinnen und -lehrer einnimmt (ge-
meinsames Publizieren: 81 %, Ermutigung zu
eigenständigem Publizieren: 56 %). Hier sind die
Betreuenden in den individuellen Betreuungs
-
situationen erkennbar aktiver (87 % bzw. 68 %).
4.2 Zur Betreuungsqualität an
der GRADE
Eine nennenswerte Zahl an Doktorandinnen und
Doktoranden an der Goethe-Universität ist noch
nicht Mitglied der GRADE; sie können aber teil-
weise als Mitglieder noch gewonnen werden.
Dies kann daraus geschlossen werden, dass die
GRADE einerseits knapp der Hälfte der Promo-
vierenden noch nicht bekannt ist – insbesonde-
re in der Rechtswissenschaft und der Medizin;
andererseits wird auf die Frage, warum trotz
Bekanntheit keine Mitgliedschaft abgeschlossen
wird, nicht mit einem fehlenden oder anders
gedeckten Bedarf an Unterstützung bei der
Promotion geantwortet, sondern als Grund auf
fehlende Zeit für die Anmeldung und auf büro-
kratischen Aufwand verwiesen. Dabei sollte
beachtet werden, dass insbesondere Promo-
vierende mit einer individuellen Betreuung in der
GRADE eher unterrepräsentiert sind.
Drei Viertel der Betreuerinnen und Betreuer ist
die GRADE bekannt. 40 Prozent empfehlen allen
ihren Doktorandinnen und Doktoranden, weitere
32
32 Prozent zumindest einigen von ihnen eine
GRADE-Mitgliedschaft. Die Empfehlung ist stark
mit einer positiven Haltung gegenüber den ein-
zelnen Angeboten der GRADE korreliert.
Die einzelnen Angebote der GRADE sind den
Promovierenden unterschiedlich stark bekannt
und werden folglich von ihnen auch sehr un-
terschiedlich in Anspruch genommen. Am be-
kanntesten (93 %) und – sofern bekannt – am
meisten genutzt (93 %) werden die Workshops
des Trainingsprogramms. Alle übrigen Angebote
changieren deutlich dahinter und weisen teilweise
erhebliche Unterschiede in der geschlechter-
spezifischen Nutzung auf. Einige Angebote wie
die DocAGs und die Karrieregespräche sind zwar
unterdurchschnittlich bekannt, werden dafür
aber von denen, die diese Angebote kennen,
vergleichsweise gut nachgefragt. Kaum bekannt
und genutzt werden das Buddy-Programm und
das individuelle Coaching. Die Qualität der ein-
zelnen Angebote wird durchweg überwiegend
positiv bewertet.
Die Betreuerinnen und Betreuer bewerten die An-
gebote der GRADE anders. Gefragt nach der Wich-
tigkeit, die sie einzelnen Angeboten zusprechen,
erhalten die offensichtlich stark etablierten Work-
shops des Trainingsprogramms größeren Zuspruch
(wichtig/sehr wichtig: 46 %). Als wichtiger werden
aber die von den Promovierenden weniger nach-
gefragten Sprachkurse (wichtig/sehr wichtig: 55 %)
und der Language-Service (wichtig/sehr wichtig:
52 %) eingeschätzt. Betrachtet man gleichzeitig
die Wünsche der Betreuerinnen und Betreuer
nach stärkerer Unterstützung bzw. Entlastung
in bestimmten Bereichen ihrer Promotions-
betreuung insgesamt – detailliert dargelegt in
Abbildung 5 auf Seite 24 –, entsteht der Eindruck,
dass die Hochschullehrerinnen und -lehrer die
GRADE stärker mit Angeboten für internationale
Promovierende verbinden als es der Anteil
an internationalen Promovierenden nahelegt.
Eventuell hat dies auch Auswirkungen auf das
Engagement der Betreuerinnen und Betreuer
für die GRADE und insbesondere für solche
Angebote, die nicht spezifisch auf internationale
Promovierende ausgerichtet sind.
Ein zentrales Charakteristikum der GRADE ist außer-
dem, dass ihre Promovierenden im Vergleich mit
den anderen Doktorandinnen und Doktoranden
der Goethe-Universität übermäßig häufig eine
wissenschaftliche Laufbahn anstreben. 38 Prozent
von ihnen haben eine wissenschaftliche Karriere
über die Promotion hinaus zum Ziel. Unter den-
jenigen Promovierenden, die die GRADE zwar
kennen, jedoch keine Mitgliedschaft eingegangen
sind, ist der Anteil mit 28 Prozent geringer, unter
denjenigen Promovierenden der Goethe-Univers-
tität, die die GRADE gar nicht erst kennen, mit 20
Prozent sogar deutlich geringer. Dies ist größten-
teils darauf zurückzuführen, dass die häufiger an
einer wissenschaftlichen Karriere interessierten
Promovierenden in den Gesellschafts- und Bio-
wissenschaften in der GRADE überrepräsentiert
und die eher an einer außerwissenschaftlichen
Berufstätigkeit interessierten Promovierenden
aus der Rechtswissenschaft und der Medizin
unterrepräsentiert sind. Dennoch bleibt die in der
Summe stärkere Wissenschaftsorientierung ein
besonderes Merkmal der GRADE in ihrer aktuellen
Zusammensetzung und Struktur.
Mit Blick auf die Frage, ob GRADE-Mitglieder
auf eine wissenschaftliche Karriere auch besser
vorbereitet sind als Nicht-Mitglieder, lässt sich
eine ähnliche Schlussfolgerung wie zuvor bereits
für die Differenz von Betreuungswunsch und
Betreuungsrealität der Individualpromotionen
gegenüber den Promotionen in strukturierten
Programmen an der Goethe-Universität all-
gemein ziehen. Die GRADE bewirkt gegenüber
den Nicht-Mitgliedern keine relative Verbesserung
der Einschätzung, auf eine wissenschaftliche
Karriere vorbereitet zu werden. Zwar kann auch
dies unter anderem auf die insgesamt gesteigerte
Anspruchshaltung der GRADE-Promovierenden
zurückzuführen sein. Dennoch sollte dieser Um-
stand bei der Weiterentwicklung der GRADE
Berücksichtigung finden.
33
4.3 Zur Qualität der
Betreuungsvereinbarungen
und der Betreuungsteams
Abschließend sollen nochmals die wichtigsten
Aussagen zu den gesondert thematisierten Be-
treuungsvereinbarungen und Betreuungsteams
als Instrumente der strukturierten Unterstützung
von Promotionen an der Goethe-Universität zu-
sammengefasst werden.
Jede/r dritte Promovierende an der Goethe-
Universität verfügt über schriftliche Betreuungs
-
vereinbarungen, sodass dieses Instrument der
strukturierten Unterstützung an der Goethe-
Universität noch nicht übermäßig stark verbreitet
ist. Die Promovierenden in strukturierten Pro-
grammen haben überdurchschnittlich häufig
(45 %) solche Vereinbarungen abgeschlossen. Ihre
Verwendung ist außerdem stark disziplinenspezi-
fisch. Ihr Nutzen wird von Promovierenden und
Betreuenden stark unterschiedlich bewertet. Fast
die Hälfte der Promovierenden finden sie hilfreich,
17 Prozent hingegen nicht. Als häufigsten Grund,
warum Betreuungsvereinbarungen für nicht hilf-
reich gehalten werden, geben die Promovieren-
den jedoch die fehlende Verbindlichkeit seitens
der Betreuerinnen und Betreuer an, sodass sich
die Kritik nicht gegen das Instrument als solches
richtet, sondern gegen dessen Umsetzung. Dies
passt zu den Einschätzungen der Hochschul-
lehrerinnen und -lehrer. 38 Prozent halten die
Betreuungsvereinbarungen für unwichtig; Betreu-
erinnen und Betreuer, die ihre Promovierenden
individuell betreuen, halten sie allerdings seltener
für unwichtig als ihre Kolleginnen und Kollegen
in den strukturierten Programmen, obwohl sie
dort häufiger Anwendung finden. Die größte
Gruppe der Betreuerinnen und Betreuer – sowohl
bei den Individualpromotionen als auch in den
strukturierten Programmen – aber hat sich noch
nicht mit Betreuungsvereinbarungen beschäftigt.
Daraus lässt sich Folgendes schlussfolgern:
¡Schriftliche Betreuungsvereinbarungen
sind für die Promovierenden deutlich
wichtiger als für die Betreuerinnen und
Betreuer, da auch sie vornehmlich von der
größeren Verbindlichkeit im Betreuungs-
prozess – sofern die Vereinbarungen auch
Umsetzung finden – profitieren.
¡Zumindest vonseiten des Betreuungs-
personals wird den Vereinbarungen unter
den vergleichsweise ungeregelten Be-
dingungen einer Individualpromotion ein
größerer Wert zugeschrieben als in den
strukturierten Programmen, in denen
zumeist auch auf anderen Wegen Verbind-
lichkeiten geschaffen werden.
Beide Aspekte sollten bei der weiteren Anwen-
dung und Verbreitung der Betreuungsverein-
barungen an der Goethe-Universität bedacht
werden.
Mehr als zwei von drei Promovierenden in struk-
turierten Programmen geben an, von mehr als
nur einer Person betreut zu werden. Das Instru-
ment der Betreuungsteams erscheint daher auf
den ersten Blick besser etabliert zu sein als die
Betreuungsvereinbarungen. Auf den zweiten
Blick wird aber ersichtlich, dass häufig nur zah-
lenmäßig von einem Team aus Betreuerinnen und
Betreuern gesprochen werden kann. Die Promo-
vierenden mit mehr als einer Betreuungsperson
geben an, dass in etwas mehr als der Hälfte der
Fälle die jeweiligen Betreuerinnen und Betreuer
ihren Aufgaben nachkommen, ohne sich dabei
untereinander abzustimmen. In den Geistes- und
Sozialwissenschaften erfolgt die Betreuung – so-
fern mehrere Hochschullehrerinnen und -lehrer
involviert sind – sogar zu 71 Prozent unabhängig
voneinander. Dieses Bild wird von Angaben der
Betreuerinnen und Betreuern gestützt. Für die
Goethe-Universität ist vor diesem Hintergrund zu
klären, ob dies der Vorstellung vom Betreuungs-
team im Sinne eines strukturierenden Elements
für die Promotion entspricht.
Im Zusammenhang mit der Betreuung des Promo-
tionsprozesses durch mehr als eine Person wird
häufig auch ein weiteres Instrument der struk-
turierten Promotion thematisiert: die zumindest
teilweise personelle Entkopplung des Betreuungs-
prozesses von der späteren Bewertung. Zwei von
drei Betreuerinnen und Betreuern, die an der Be-
fragung teilgenommen haben, halten eine solche
34
Entkopplung jedoch für nicht sinnvoll, 23 Prozent
finden sie hingegen sinnvoll; die übrigen haben
sich noch keine Gedanken dazu gemacht. Nen-
nenswert ist dabei, dass eine ablehnende Haltung
in den strukturierten Programmen häufiger auftritt
(71 %) als bei den Individualpromotionen (56 %),
obwohl dort Betreuungsteams verbreiteter sind
und sich insgesamt weniger Personen noch keine
Gedanken gemacht haben. Dies spricht insgesamt
dafür, dass die Hochschullehrerinnen und -lehrer,
die grundsätzlich für eine Betreuung im Team zur
Verfügung stehen, überdurchschnittlich häufig
eine gleichzeitige Entkopplung von Betreuung von
Bewertung nicht gutheißen. Dies sollte bei einer
weiteren Ausgestaltung der Betreuungsteams als
Instrument zur strukturierten Unterstützung der
Promotionen an der Goethe-Universität bedacht
werden.
35
Tabellen- und Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Schematisierte Abfolge von der Grundgesamtheit zum Sample
der Befragung der Promovierenden (links) und der Befragung
der Betreuerinnen und Betreuer (rechts) ........................................................................... 8
Tabelle 1: Verteilung der Promovierenden an der Goethe-Universität
im Sample nach Fachbereichen und nach weiteren Merkmalen
für die jeweiligen Fachbereiche ........................................................................................ 12
Tabelle 2: Verteilung der Betreuerinnen und Betreuer an der Goethe-Universität
im Sample nach Fachbereichen und nach weiteren Merkmalen für die
jeweiligen Fachbereiche ................................................................................................... 15
Abbildung 2: Wunsch (links) und Realität (rechts) der Intensität von unterschiedlichen
Betreuungsaspekten bei Promovierenden mit individueller Betreuung an
der Goethe-Universität ...................................................................................................... 17
Abbildung 3: Verteilung der Promovierenden in strukturierten Promotionsprogrammen
nach Typen (Mehrfachantworten möglich) ..................................................................... 20
Abbildung 4: Wunsch (links) und Realität (rechts) der Intensität von unterschiedlichen
Betreuungsaspekten bei Promovierenden in strukturierten Programmen
der Goethe-Universität) ..................................................................................................... 21
Abbildung 5: Wunsch nach intensiverer Unterstützung im Rahmen der Promotions-
betreuung seitens der Betreuerinnen und Betreuer nach bestimmten
vorgegebenen Bereichen .................................................................................................. 24
Abbildung 6: Bekanntheit von unterschiedlichen Angeboten der GRADE (links) und
deren Nutzung, sofern das jeweilige Angebot bekannt ist (rechts), aufseiten
der Promovierenden .......................................................................................................... 26
Abbildung 7: Ziel und Vorbereitung auf eine wissenschaftliche Karriere im Anschluss
an die Promotion in Verbindung mit GRADE-Mitgliedschaften ..................................... 29
36
GRADE
Goethe Graduate Academy
Goethe Universität Frankfurt am Main
Campus Bockenheim, Juridicum
Senckenberganlage 31
60325 Frankfurt
Phone: +49 (0)69 798-49411
Fax: +49 (0)69 798-49407
E-Mail: grade@uni-frankfurt.de
www.grade.uni-frankfurt.de