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Bewegung & Lernen in der Grundschule. Bewegung beeinflusst Gehirnstrukturen.

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Bewegung beeinflusst Gehirnstrukturen
Lange Zeit wurde davon ausgegangen, dass kogni tives
Lernen – das Lernen also, das im weitesten Sinne das
Denken betrifft – in der Schule fast ausschließlich durch
Trainingsformen wie z.
B. Gedächtnisübungen oder Denk-
spiele positiv beeinflusst werden kann. Mittlerweile ist wis-
senschaftlich belegt, dass auch körperliche Aktivität für die
Verbesserungen der kognitiven Fähigkeiten eine bedeutende
Rolle spielt. Untersuchungen belegen, dass Bewegung, Spiel
und Sport sich positiv auf das Lernverhalten und die geistige
Leistungsfähigkeit von Grundschulkindern auswirken kön-
nen (u. a. Windisch/Voelcker-Rehage/Budde 2011, S. 308).
Der Mensch ist bekanntlich eine Ganzheit: Motorische und
kognitive Entwicklungen sind aufs Engste miteinander ver-
knüpft. Insbesondere bei Kindern werden neue Reize und
Informationen häufig erst durch Bewegung erschlossen. Ver-
Uwe Pühse | Sebastian Ludyga
Bewegung & Lernen
in der Grundschule
Lernen beruht auf der Fähigkeit des
Gehirns, sich zu verändern. Das ist die
Voraus setzung für die Aneignung von
Wissen, Können, Denken und Handeln.
Verschiedenartige sportliche Aktivitäten
können dabei nachweislich unterstützen.
Grundschule
Sport 06 | 2015
Grundlagen
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änderungen im täglichen Lebensumfeld haben dazu geführt,
dass die körperliche Aktivität bei vielen Kindern bereits in den
ersten Schuljahren abnimmt. Aus medizinischer Perspektive
ist Bewegung notwendig, um eine gesunde körperliche Ent-
wicklung zu fördern und schon in dieser frühen Lebensphase
die Entstehung von gesundheitsbezogenen Risikofaktoren zu
vermeiden bzw. sie zu verringern. Dieser Aspekt stand in den
letzten Jahrzehnten im Zentrum der Diskussion.
Der mittlerweile viel diskutierte Bewegungsmangel er-
höht nicht nur das Risiko, zivilisationsbedingte Krankheiten
wie z. B. Übergewicht und Adipositas zu bekommen. Jüngste
Untersuchungen zeigen auch, dass zu wenige Bewegungs-
reize in engem Zusammenhang mit gestörtem Lernverhal-
ten und einer geringeren schulischen Leistung stehen kön-
nen (Hillman/Schott 2013, S. 34), z. B. wurde festgestellt, dass
aktive Kinder gegenüber weniger aktiven Klassenkamera-
den über ein besseres Lese- und Rechenverständnis ver fügen
(Kehne 2011, S. 62 ff.). Der körperlichen Aktivität kommt somit
eine Schlüsselfunktion für die Förderung der geistigen Leis-
tungsfähigkeit und damit auch der Qualität von Lernprozes-
sen in der Grundschule zu.
Bewegung beeinflusst Gehirnstrukturen
Wie ist es zu diesem veränderten Blick auf die Bedeutung der
Bewegung für das schulische Lernen gekommen? Ein wesent-
licher Grund war die Entwicklung neuer technischer Mess-
methoden. Sie ermöglichte, dass Veränderungen der kogni-
tiven Leistungsfähigkeit nicht länger nur mit Verhaltensdaten
nachgewiesen werden konnten. Insbesondere bildgebende
Verfahren (sog. „Neuroimaging“) lieferten neuartige Erkennt-
nisse über die Funktionsweise des Gehirns. Mit diesen Verfah-
ren konnte u. a. festgestellt werden, dass körperliche Aktivität
markante Veränderungen in den Hirnstrukturen hervor ruft
(Schneider 2008, S. 255). Konkret führen z. B. Balancetraining
und bestimmte Formen des Bewegungs lernens zur Bildung
neuer Synapsen im Gehirn (Synaptogenese). Kraft- und
Ausdauertraining haben wiederum die Entstehung neuer Neu-
ronen (Neurogenese) und Kapillaren ( Angiogenese) im Gehirn
zur Folge.
Aus pädagogischer Sicht ist in diesem Zusammenhang Fol-
gendes wichtig: Um die genannten Veränderungen l angfristig
zu erhalten, müssen die neu gebildeten Strukturen regelmäßig
„trainiert“ werden. Andernfalls droht eine Rückbildung nach
dem Prinzip: „Use it or lose it“ (Jaencke 2008). Ein einprägsames
Bild in diesem Zusammenhang ist der Vergleich des Lehrers mit
einem Fitnesstrainer. Er trainiert quasi immer wieder die Gehir-
ne der Kinder und das Studio, in dem er arbeitet, heißt Schule.
Vielfältige Bewegungsreize im Grundschulalter bewirken
auch eine Zunahme der grauen Substanz im Gehirn und füh-
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Schematische
Darstellung der
Wirkung körper-
licher Aktivität
auf das Gehirn
Bewegungsangebote Motivation zur Bewegung
Exekutive Funktionen
Gehirnstruktur Gehirnfunktion
Nährstoffversorgung
Wachstumsfaktoren
Hormonausschüttung
Lehrer, Eltern & pädagogische Entscheidungsträger
Grundschulkinder
Körperliche Aktivität
Schulleistung
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Grundschule
Sport 06 | 2015
ren zu einer vergrößerten Kapazität der kognitiven Leistun-
gen von Kindern. Wichtig ist auch, dass Bewegung sich of-
fenbar nicht direkt auf die Lernleistungen auswirkt, sondern
zunächst Verbesserungen verschiedener kognitiver Funktio-
nen, der sog. „exekutiven Funktionen“ hervorruft. Dieser Zu-
sammenhang ist als Übersicht auf S. 3 (Abb. 2) dargestellt:
Durch vielfältige Bewegungsangebote und die entsprechen-
de Motivation der Kinder kann deren körperliche Aktivität
angeregt werden. Verschiedene Mechanismen verbessern
die Gehirnstruktur und -funktion, die sich zusammen posi-
tiv auf die exekutiven Funktionen auswirken. Diese wiede-
rum beeinflussen die kindlichen Lernprozesse und bestim-
men maßgeblich den Lernerfolg in der Grundschule. Eine
ausführliche Erklärung und Erläuterungen zu den „exeku-
tiven Funktionen“ lesen Sie im Interview mit Dr. Sabine Ku-
besch auf S. 6/7.
Treibende Kräfte für die Steigerung
der geistigen Leistung
Fest steht mittlerweile, dass Bewegung einen Effekt auf die
Hirnleistungsfähigkeit hat. Unklar ist noch, welche Ursachen
hierfür verantwortlich sind. In dieser Frage besteht noch
Forschungsbedarf. Einige Wissenschaftler schreiben die
Veränderungen hormonellen Prozessen zu, da Bewegung
zur Ausschüttung von Noradrenalin und Endorphinen füh-
ren kann. Die daraus resultierende Verbesserung der Stim-
mung bei gleichzeitiger Verminderung des Stressniveaus
wirkt sich förderlich auf die Lernfähigkeit aus. Außerdem
führt körperliche Aktivität zu einer verbesserten Versorgung
des Gehirns mit Nährstoffen, wodurch die Hirnleistung po-
sitiv beeinflusst wird. Gleichermaßen werden mit einer An-
regung der regionalen Durchblutung im Gehirn vermehrt
Wachstums faktoren ausgeschüttet, die zu der beschriebenen
Neubildung von Neuronen und Synapsen führen (Kubesch
2002, S. 488).
Abgesehen davon spielt auch die soziale Komponente der
körperlichen Aktivität eine Rolle. Schulkinder profitieren von
organisierten Bewegungsangeboten, weil sie auf diese Weise
lernen, Anweisungen zu verstehen und zu befolgen. Zudem
bietet die soziale Interaktion bei Bewegung, Spiel und Sport
die Möglichkeit, Selbststeuerung, Kooperations- und Team-
fähigkeit auszubilden.
Bedeutung für die Schulpraxis
Was bedeuten diese Erkenntnisse zum Zusammenhang von
Bewegung und Lernen für Sportlehrerinnen und -lehrer? Ins-
besondere im Grundschulalter tragen Eltern, Lehrkräfte und
andere Entscheidungsträger eine besondere pädagogische
Verantwortung, da der Entwicklungsprozess des Zentral-
nervensystems noch nicht abgeschlossen ist. Es wird ange-
nommen, dass körperliche Aktivitäten für die optimale Aus-
prägung der geistigen Fähigkeiten besonders wirksam sind
(Gasse/Dobbelstein 2003, S. 23).
Regelmäßige und vielfältige Bewegungsangebote und vor
allem der Sportunterricht verdienen deshalb einen höheren
pädagogischen Stellenwert. Dafür müssen entsprechende
Spiel- und Sportmöglichkeiten geschaffen werden. Außer-
dem sollten die Schulkinder motiviert werden, längerfristig
Sport zu treiben und Bewegung in ihren Alltag zu integrie-
ren. Beides ist nötig: Spiel und Bewegung in den Pausen und
DVD-Empfehlung
Zahner, L./Furger, R./Graber, M./Keller, A.:
Bewegungsfreundliche Schule (DVD 1 und 2).
ISSW Universität Basel. Nidau: BattantaMedia 2012.
Bestellung über: www.DSBG4public.ch,
Stichwort: Bewegungsfreundliche Schule.
Kindern fehlen heute zunehmend ausreichende Bewegungs-
gelegenheiten, um sich und ihre Umwelt zu erproben, ihre
Geschicklichkeit zu üben, mit anderen in Bewegung zu
kommen, sich sportlich zu betätigen oder auch bewegt im
Klassen zimmer zu lernen. Schule ist Lernort und Lebens-
raum, in dem Kinder und Jugendliche immer mehr Zeit ver-
bringen (müssen). Das Konzept einer „bewegungsfreund-
lichen Schule“ nimmt diese Herausforderungen wahr und ver-
sucht, den Schulraum und die Eltern „bewegter“ zu machen.
In beiden DVDs werden verständlich (u. a. entwicklungs-
psychologisch, medizinisch …) Bedingungen und Notwen-
digkeiten eines bewegteren Lebensalltags von Kindern heu-
te aufgezeigt. Sie gehen auf die Vorbildwirkung der Eltern
und Bewegung in der Freizeit sowie im Lebensraum Schule
ein. Praxisorientierte Hinweise und gelungene Filmsequen-
zen helfen bei der Umsetzung in einer Bewegten Schule. Die
Verbindung von Praxisbeispielen und wissenschaftlichen
Erkenntnissen bieten für Schulleitungen, Sportlehrer(innen)
als „Anwälte für Bewegung in der Schule“ eine praktische und
anschauliche Hilfe zur Ausgestaltung und Profilierung ihrer
Schule. Auch können sie zur Information an Elternabenden,
Lehrerbesprechungen u.
v.
a.
m. dienen. Sergio Ziroli
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Grundschule
Sport 06 | 2015
Grundlagen
im Unterricht sowie ein ausreichender, vielfältiger, alters-
angemessener und motivierender Sportunterricht.
Die Integration von körperlicher Aktivität in den Schulall-
tag kann als effektive Strategie zur Förderung des Lernver-
haltens betrachtet werden. Schon eine kurze Übungseinheit
führt zu einer schnellen Wiederherstellung der kognitiven
Leistungsfähigkeit. Mittlerweile gibt es zahlreiche Praxisbei-
spiele für die Integration von körperlicher Aktivität in die
Schulstunden und Pausen (s. auch Kopiervorlage auf der
Homepage). Der Kreativität von Grundschullehrerinnen und
-lehrern sind hier keine Grenzen gesetzt.
Die Förderung der körperlichen Aktivität von Kindern soll-
te jedoch nicht nur innerhalb der Schulzeit stattfinden. Eine
gute Ergänzung sind Bewegungsangebote auch nach dem
Unterricht. Hier waren bisher die meisten wissenschaftlichen
Untersuchungen angesiedelt. Die Erkenntnisse deuten darauf
hin, dass außerschulische Sportprogramme eine Kombinati-
on von moderaten bis anstrengenden Ausdauerbelastungen
und Bewegungsspielen beinhalten sollten. Einen ganzheit-
lichen Ansatz für die Steigerung des Bewegungsverhaltens
von Grundschulkindern stellt das Konzept der „Bewegungs-
freundlichen Schule“ dar (s. S. 4, Kasten „DVD-Empfehlung“).
Dieses an der Universität Basel entwickelte Modell wird in
einem der folgenden Hefte näher dargestellt.
Literatur
Gasse, M./Dobbelstein, P.: Lernen braucht Bewegung. Soest: Forum Schule 2003.
Hillman, C./Schott, N.: Der Zusammenhang von Fitness, kognitiver Leistungs-
fähigkeit und Gehirnzustand im Schulkindalter. In: Zeitschrift für Sportpsy-
chologie. Göttingen: Hogrefe 2013, S. 33–41.
Jaencke, L.: Macht Musik schlau? Neue Erkenntnisse aus den Neurowissenschaf-
ten und der kognitiven Psychologie. Bern: Hans Huber 2008.
Kehne, M.: Zur Wirkung von Alltagsaktivität auf kognitive Leistungen von Kin-
dern. Aachen: Meyer & Meyer 2011.
Kubesch, S.: Sportunterricht: Training für Körper und Geist. Nervenheilkunde.
Ulm: Schattauer 2002.
Schneider, F.: Gehirn, Gesundheit, Gymnásion: zur zerebralen Leistungsförderung
in Schule und Sport. Göttingen: Cuvillier 2008.
Windisch, C./Voelcker-Rehage, C./Budde, H.: Förderung der geistigen Fitness bei
Schülerinnen und Schülern durch koordinative Übungen. Sportunterricht.
Schorndorf: DSLV 2011.
Zahner, L. u. a.: Die bewegungsfreundliche Schule (DVD), s. Kasten S. 4.
In dieser Ausgabe lesen Sie
• Im Interview mit Josef Kloker erklärt Sabine Kubesch den Zusammenhang zwischen „exekutiven Funktionen“ und Lernen und
auch, warum die Fähigkeit zur Selbstregulation bei Kindern gefördert werden sollte (S. 6
f.).
• Sabine Stuber-Bartmann zeigt an Spielen mit dem Kleingerät Reifen, wie bereits in Klasse 1/2 die exekutiven Funktionen durch
den Einbezug sog. „kognitiver Aufsetzer“ gefördert werden können (S. 8
f.).
• Nach Frieder Beck und Frank Huber macht Bewegung „schlau“. Mit einem einfachen „Memory-Spiel“ für die Klassen 3/4 zeigen
sie, wieso körperliche Fitness von Grundschulkindern mit deren Schulnoten in einem positiven Zusammenhang steht (S. 10
f.).
• In der „Ideenkiste“ zeigt Elke Haberer an drei Spielen zum Stundenausklang, wie über Entspannung und Erholung die Fähigkeit
zur Selbstregulation gefördert werden kann (
S. 12 f.
).
•
Andrea Menze-Sonneck geht mit Kindern einer 4. Klasse auf eine akrobatische Weltreise. Bekannte Sehenswürdigkeiten werden
gestalterisch über Gruppenpyramiden dargestellt, alles endet in einer Aufführung (S. 14
ff. und Materialbeilage).
• Carola Peter-Weiß koordiniert Bewegung und Sprache. Die vorgestellte FRESCH-Methode ist eine Möglichkeit, das Richtig-
schreiben zu fördern. Sie gibt Beispiele, wie das Gefühl für Sprache und Rhythmus über kleine Spiele im Sportunterricht ent-
wickelt werden kann (S. 17
ff.).
• Christina Müller gibt Anregungen und Beispiele, wie mathematische Sachverhalte über Bewegung empfunden, Vorstellungen
von Zahlen und Größen erworben, Ergebnisse durch Körpersprache mitgeteilt und die Informationsverarbeitung optimiert
werden kann (S. 20
f.).
•
Tanja H. Kakabeeke und Kristin Egloff führen aus, dass eine normale, gesunde Entwicklung viel Bewegung benötigt. Sie belegen
diese These aus neurophysiologischer und psychosozialer Sicht auf Bewegung und Lernen (S. 22
f.).
• Anspruchsvoll für die 4. Klasse wird´s im Hip-Hop-Unterrichtskonzept von Marcus Deufel-Keck. Fächerverbindend sind Musik,
Deutsch sowie Sport/Bewegung integrativ beteiligt (S. 24
ff.).
• Petra Vogel-Deutsch plädiert für Hausaufgaben auch im Fach Sport. Dabei macht sie einen Unterschied zwischen „bewegten
Hausaufgaben“ und „Sporthausaufgaben“. Beide bieten vielfältige Lern- und Entwicklungschancen (S. 30
f.).
• Marcus Wegener beschreibt acht „EXE!“-Spiele“. Diese fördern die exekutiven Funktionen und die Konzentrationsleistungen
der Kinder (Materialbeilage). Josef Kloker
... For example, according to a study by the OECD, an average of 16% of teenagers in Germany suffer from obesity, which results in far-reaching medical conditions such as sleep disorders, diabetes, knee arthrosis and much more [2], [3]. Additionally, studies show that physical activity positively increases health status, general well-being as well as learning success, which is especially important for children [4], [5]. ...
... These, in turn, influence learning processes and significantly determine learning success. Since fitness improves the function of the frontoparietal brain network, which is also used for mathematical skills and reading comprehension, the literature generally says that active children have better literacy and numeracy skills than less active classmates [4], [5]. According to M. Frommlet, the activation of the whole organism, the movement, to achieve an increase in cerebral functions is "a means to an end". ...
... sugar, and thus consequently the formation of an increase in cognitive abilities in the subsequent period" [1]. [4] In literature, a distinction is made between acute and chronic effects of physical activity on cognition. In the long-term the relationship between physical fitness and cognitive performance over a period of several weeks or months is referred to as a persistent (chronic) effect [5]. ...
Article
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Es findet sich eine zunehmende Zahl an Studien, die den positiven Zusammenhang zwischen physischer Aktivität und kardiovaskulärer Fitness einerseits und kognitiven Fähigkeiten, geistiger Gesundheit und schulischen Leistungen andererseits thematisiert. In diesem Review werden Ergebnisse beschrieben, die eine Beziehung zwischen Fitness und Kognition bei Kindern herstellen. Dadurch wird die Annahme unterstützt, dass gesundheitlich relevante Verhaltensweisen einen Einfluss auf bestimmte Hirngewebe und neuronale Prozesse haben, die für akademische Leistungen verantwortlich sind. Des Weiteren werden Forschungsarbeiten vorgestellt, die kurzfristige Effekte einzelner Einheiten körperlicher Aktivität auf die kognitive und geistige Gesundheit sowie die schulische Leistung untersucht haben. Diese Ergebnisse haben Auswirkungen auf die kognitive Gesundheit und das Lernen sowie die generelle Atmosphäre im Klassenzimmer. Die Auswirkungen dieser Forschungsergebnisse zeigen sich während des Reifungsprozesses in einer Verbesserung der effizienten Funktionsfähigkeit als auch der schulischen Leistungsfähigkeit, so dass daraus eine Vielzahl an Vorteilen für die gesamte Lebensspanne entsteht. In einer Zeit, in der Kinder immer mehr sitzen und unfit werden, sind solche Daten wichtig, um das gesellschaftliche Gesundheitsproblem rückgängig zu machen.
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Eine Vielzahl von Studien untersucht den Einfluss vermehrter körperlicher Aktivität auf die schulischen Leistungen von Schülerinnen und Schülern (1). Bei diesen Untersuchungen ist zwischen Studien zu unterscheiden, die eher kurzfristige („akute“) Auswirkungen körperlicher Aktivität untersuchen (kognitive Leistung während oder direkt nach einer körperlichen Belastung) und solchen, die überdauernde („chronische“) Effekte von körperlicher Aktivität betrachten (kognitive Leistung in Abhängigkeit von der körperlichen Fitness oder die Wirkung gezielter Interventionsprogramme auf die Kognition). Des Weiteren unterscheiden sich die Studien in der Art der körperlichen Aktivität. Während der Großteil der bisher durchgeführten Studien die sogenannte kardiovaskuläre Fitness, also die Ausdauerleistungsfähigkeit bzw. den Effekt eines gezielten Ausdauertrainings betrachtet, mehren sich die Erkenntnisse, dass auch andere Formen körperlicher Aktivität, insbesondere ein Koordinationstraining, positive Effekte auf die kognitiven Funktionen haben können. Der Schwerpunkt des folgenden Beitrags liegt auf der Darstellung aktueller Befunde zum Zusammenhang zwischen Koordinationstraining und Kognition sowie auf einem Überblick möglicher zugrundeliegender neurophysiologischer Mechanismen. Aus diesen Erkenntnissen werden dann Schlussfolgerungen für den Schulsport gezogen. In den Lehrhilfen des Heftes werden zudem praktische Hinweise für die Umsetzung bisheriger Studienergebnisse zur Förderung der Kognition durch koordinative Übungen in der Schulsportpraxis gegeben.
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«Musik macht schlau» ist eine typische Pressemeldung, die dem Laien den Eindruck vermittelt, dass Musikhören und Musizieren das Lernen quasi auf geheimnisvolle Art und Weise verbessern würden. Allerdings sind die Wirkungen von Musik auf das Lernen viel differenzierter, als es diese einfachen Pressemeldungen glauben lassen. Erstmals werden im Rahmen dieses Buches die in den letzten 20 Jahren erzielten Befunde bezüglich der neurowissenschaftlichen und kognitiven Grundlagen des Musizierens und des Musikhörens dargestellt und bewertet. So werden neben dem berühmten «Mozart-Effekt» auch die aktuellen Längsschnitt- und Querschnittstudien besprochen, die sich mit den Zusammenhängen zwischen Musiktraining und schulischen Leistungen oder allgemeinen kognitiven Leistungen auseinandersetzen. Besondere Beachtung findet die Besprechung des Themas Musik und Gehirn, denn nur durch das Verständnis der hirnphysiologischen Grundlagen wird es möglich, auch die Wirkung von Musik auf andere Funktionen besser zu verstehen. Einen besonderen Schwerpunkt findet dieser Teil in der Besprechung der Hirnplastizität im Zusammenhang mit dem Musizieren und dem damit zusammenhängenden Training. Schließlich werden zwei wichtige und relativ neue Aspekte erörtert. Zunächst wird der neu entwickelte Zusammenhang zwischen Musik und Sprache mit seinen möglichen Auswirkungen auf klinisch-therapeutische Anwendungen besprochen. Abschließend werden mögliche Einsatzmöglichkeiten der Musik und des Musizierens im Zusammenhang mit dem Alter thematisiert.
Gehirn, Gesundheit, Gymnásion: zur zerebralen Leistungsförderung in Schule und Sport. Göttingen: Cuvillier Förderung der geistigen Fitness bei Schülerinnen und Schülern durch koordinative Übungen
  • F Schneider
  • C Windisch
  • C Voelcker-Rehage
  • H Budde
Schneider, F.: Gehirn, Gesundheit, Gymnásion: zur zerebralen Leistungsförderung in Schule und Sport. Göttingen: Cuvillier 2008. Windisch, C./Voelcker-Rehage, C./Budde, H.: Förderung der geistigen Fitness bei Schülerinnen und Schülern durch koordinative Übungen. Sportunterricht. Schorndorf: DSLV 2011.
Bartmann zeigt an Spielen mit dem Kleingerät Reifen, wie bereits in Klasse 1/2 die exekutiven Funktionen durch den Einbezug sog. " kognitiver Aufsetzer
  • Sabine @bullet
  • Stuber
@BULLET Sabine Stuber-Bartmann zeigt an Spielen mit dem Kleingerät Reifen, wie bereits in Klasse 1/2 die exekutiven Funktionen durch den Einbezug sog. " kognitiver Aufsetzer " gefördert werden können (S. 8 f.).
Memory-Spiel " für die Klassen 3/4 zeigen sie, wieso körperliche Fitness von Grundschulkindern mit deren Schulnoten
  • bullet Nach Frieder Beck
  • Frank Huber
  • Bewegung
@BULLET Nach Frieder Beck und Frank Huber macht Bewegung " schlau ". Mit einem einfachen " Memory-Spiel " für die Klassen 3/4 zeigen sie, wieso körperliche Fitness von Grundschulkindern mit deren Schulnoten in einem positiven Zusammenhang steht (S. 10 f.).
Ideenkiste " zeigt Elke Haberer an drei Spielen zum Stundenausklang, wie über Entspannung und Erholung die Fähigkeit zur Selbstregulation gefördert werden kann
  • bullet In Der
@BULLET In der " Ideenkiste " zeigt Elke Haberer an drei Spielen zum Stundenausklang, wie über Entspannung und Erholung die Fähigkeit zur Selbstregulation gefördert werden kann (S. 12 f.).
Sonneck geht mit Kindern einer 4
  • Menze @bullet Andrea
@BULLET Andrea Menze-Sonneck geht mit Kindern einer 4. Klasse auf eine akrobatische Weltreise. Bekannte Sehenswürdigkeiten werden gestalterisch über Gruppenpyramiden dargestellt, alles endet in einer Aufführung (S. 14 ff. und Materialbeilage).
Die vorgestellte FRESCH-Methode ist eine Möglichkeit, das Richtigschreiben zu fördern
  • bullet Carola Peter-Weiß Koordiniert Bewegung
  • Sprache
@BULLET Carola Peter-Weiß koordiniert Bewegung und Sprache. Die vorgestellte FRESCH-Methode ist eine Möglichkeit, das Richtigschreiben zu fördern. Sie gibt Beispiele, wie das Gefühl für Sprache und Rhythmus über kleine Spiele im Sportunterricht entwickelt werden kann (S. 17 ff.).
Vorstellungen von Zahlen und Größen erworben
  • bullet Christina Müller Gibt Anregungen Und Beispiele
@BULLET Christina Müller gibt Anregungen und Beispiele, wie mathematische Sachverhalte über Bewegung empfunden, Vorstellungen von Zahlen und Größen erworben, Ergebnisse durch Körpersprache mitgeteilt und die Informationsverarbeitung optimiert werden kann (S. 20 f.).