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Untersuchung zur automatisierten Bestimmung des IVS-Referenzpunktes am TWIN Radioteleskop Wettzell.

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Abstract

Die Verknüpfung von geodätischen Raumtechniken wie GNSS, DORIS, SLR oder VLBI zur Ableitung eines geodätischen Referenzrahmens wie dem ITRF gelingt erst durch sogenannte Kolokationsstationen. Die geometrischen Beziehungen zwischen den betriebenen Raumtechniken sind dabei aus präzisen lokalen Vermessungen abzuleiten. Es wird ein Konzept zur automatisierten Bestimmung des IVS-Referenzpunktes am TWIN Radioteleskop Wettzell vorgestellt. Erste Untersuchungsergebnisse werden präsentiert.
A. Wieser (Hrsg.) Ingenieurvermessung 2014 Herbert Wichmann Verlag 335
Untersuchung zur automatisierten Bestimmung
des IVS-Referenzpunktes am
TWIN Radioteleskop Wettzell
Michael LÖSLER, Torsten LOSSIN, Alexander NEIDHARDT und Rüdiger LEHMANN
1 Einleitung
Die Verknüpfung von geodätischen Raumtechniken wie GNSS (Global Navigation Satellite
System), DORIS (Doppler Orbitography and Radiopositioning Integrated by Satellite),
SLR (Satellite Laser Ranging) oder VLBI (Very Long Baseline Interferometry) zur Ablei-
tung eines Referenzrahmens wie dem ITRF gelingt erst durch sogenannte Kolokationssta-
tionen (z. B. ALTAMIMI et al. 2011). Hierbei handel es sich um Forschungseinrichtungen,
an denen mindestens zwei der o. g. Raumtechniken betrieben werden, sodass diese Statio-
nen eine besondere Rolle im Global Geodetic Observing System (GGOS) spielen (vgl.
PLAG & PEARLMAN 2009). Die geometrischen Beziehungen zwischen den betriebenen
Raumtechniken (engl. Local Tie) sind dabei aus präzisen lokalen Vermessungen abzuleiten.
Durch die Genauigkeitsanforderung von unter 1 mm für den räumlichen Verbindungsvektor
und 0,1 mm/a für dessen Variationen sind die messtechnischen Anforderungen sehr hoch
(ROTHACHER et al. 2009). Aufgrund des zeitlichen und personellen Aufwands bei der Be-
stimmung der Referenzpunkte wurden Vermessungskampagnen bisher nur periodisch in
jährlichen oder größeren Zyklen wiederholt (z. B. KLÜGEL et al. 2011, SARTI et al. 2013).
Abrupte Veränderungen und saisonale Variationen können somit nur bedingt detektiert
werden. Das GGOS regt daher folgerichtig eine automatisierte und permanente Überwa-
chung der Referenzpunkte an (ROTHACHER et al. 2009).
Grundsätzlich ist zwischen dem elektronischen und dem geometrischen Referenzpunkt zu
unterscheiden. Während der elektronische Referenzpunkt das Phasenzentrum des aufge-
zeichneten Signals beschreibt und z. B. in Abhängigkeit des Signaleintrittswinkels variiert,
definiert der geometrische Referenzpunkt den ortsfesten Bezugspunkt der jeweiligen Raum-
technik. Raum-geodätische Beobachtungen sind daher durch geeignete Korrekturen auf den
geometrischen Referenzpunkt zu reduzieren. Gegenüber anderen Raumtechniken stellt die
Bestimmung der geometrischen Referenzpunkte von VLBI-Radioteleskopen eine große
Herausforderung für die Metrologie dar, da diese Punkte i. Allg. unzugänglich und nicht
direkt visierbar sind. Der Internationale VLBI Service für Geodäsie und Astrometrie (IVS)
definiert den Referenzpunkt als Schnittpunkt zwischen der primären und der sekundären
Achse. Schneiden sich beide Achsen konstruktionsbedingt nicht, so ist der Referenzpunkt
als die senkrechte Projektion der Sekundärachse auf die Primärachse definiert (NOTH-
NAGEL 2009). Der so definierte Punkt ist somit unabhängig von der Orientierung des Ra-
dioteleskops und wird daher häufig auch als invarianter Punkt bezeichnet. Im Folgenden
soll nur auf die Bestimmung des geometrischen Referenzpunktes eines Radioteleskops mit
Azimut- und Elevationsachse eingegangen werden, da dieser Konstruktionstyp am häufigs-
ten im bestehenden IVS-Netz vorkommt und auch neu entstehende VLBI2010-spezifizierte
Radioteleskope (NIELL el al. 2006) häufig diesem Typ entsprechen. Ein besonderer Fokus
M. Lösler, T. Lossin, A. Neidhardt und R. Lehmann 336
soll dabei auf der Automatisierung liegen. Im Gegensatz zu den bisherigen Untersuchungen
von HAAS & BERGSTRAND (2010) bzw. LÖSLER et al. (2010), die zur Überwachung des
Radioteleskops Reflektoren am starren Teil des Monuments befestigten, werden in der
vorliegenden Arbeit ausschließlich Reflektoren am drehbaren Teil des Radioteleskops ein-
bezogen, da nur aus diesen der Referenzpunkt abgeleitet werden kann.
Der Schwerpunkt dieses Artikels fokussiert das in Kapitel 2 beschriebene Konzept zur
automatisierten Bestimmung des IVS Referenzpunktes und definiert alle dafür notwendigen
Komponenten. Erste erzielte Ergebnisse werden in Kapitel 3 kurz vorgestellt.
2 Konzept zur automatisierten Referenzpunktbestimmung
2.1 Allgemeines
Während bei einem konventionellen Monitoring quasi-stabile Punkte beobachtet werden,
erfordert die automatisierte Bestimmung des Referenzpunktes das Beobachten von Punk-
ten, deren Positionen sich in Abhängigkeit der Radioteleskoporientierung ändern. Kommer-
zielle Produkte können diesen Umstand meist nicht berücksichtigen, sodass das von
LÖSLER et al. (2010) in Java erstellte HEIMDALL-System weiterentwickelt und an die
speziellen Erfordernisse angepasst wurde. Das datenbankbasierte System setzt sich aus vier
Kernkomponenten zusammen:
x Beobachtungsplan,
x Netzausgleichung,
x Referenzpunktbestimmung und
x Filterung.
Neben einem Tachymeter können eine Reihe weiterer Sensoren wie Neigungsmesser, me-
teorologische Sensoren oder Invardrahtmessungen zur Erfassung von Höhenvariationen bei
Bedarf eingebunden werden. Die Kommunikation und Ansteuerung erfolgt i. d. R. über die
serielle Schnittstelle RS-232. Sensordaten, die derzeit noch nicht direkt abgefragt werden,
können nachträglich in die SQL-Datenbank importiert und über einen Zeitstempel referen-
ziert werden.
2.2 Beobachtungsplan
Da die langfristige Zielsetzung die Bestimmung des Referenzpunktes während des regulä-
ren Beobachtungsbetriebes ist, wird die zeitliche Abfolge der terrestrischen Messungen
durch einen VLBI-Beobachtungsplan vorgegeben. Dieser enthält für das spezifische VLBI-
Experiment die jeweiligen Azimut- und Elevationswinkel der zu detektierenden Radioquel-
len mit einer zeitlichen Referenz. Durch den VLBI-Beobachtungsplan sind somit a priori
die Zeitpunkte und die anzufahrenden Azimutwinkel ߙ und Elevationswinkel ߝ des Radio-
teleskops bekannt. Folglich lassen sich die Positionen der Reflektoren am Radioteleskop
۾୓ୠୱ
ߙǡߝ in Abhängigkeit von ߙ und ߝ näherungsweise für jeden Zeitpunkt bestimmen,
wenn ۾୓ୠୱ in einer Initialisierungsorientierung (ߙൌɂൌͲ) koordinatenmäßig vorliegen.
۾୓ୠୱ
ߙǡߝൌ۾ୖ୔
൅܀
܀
൫۾୓ୠୱ
െ۾ୖ୔
൯ൌ۾ୖ୔
൅܀ఈǡఌ൫۾୓ୠୱ
െ۾ୖ୔
(1)
worin ܀ eine Rotationsmatrix ist, die eine Drehung um den im Subindex angegebenen
Winkel um die in Supindex angegebene Achse beschreibt.
Untersuchung zur automatisierten Bestimmung des IVS-Referenzpunktes in Wettzell 337
Die in Gleichung (1) benötigte Referenzpunktposition ۾ୖ୔
kann mit ausreichender Nähe-
rung aus Messungen der Elevationsachsenendpunkte abgeleitet werden (vgl. LOSSIN 2013).
Neben der Position der angebrachten Reflektoren ändern sich auch deren Orientierungen
ܖ୓ୠୱ
in Abhängigkeit der Teleskopwinkel. Bei der Erstellung des Beobachtungsplans ist
daher zu prüfen, ob ein Reflektor vom gewählten Standpunkt ۾୘ୗ aus überhaupt visierbar
ist. Der zu berücksichtigende Einfallswinkel ߬ ergibt sich aus
߬ቂ۾౐౏ି۾ోౘ౩
ఈǡఌ܀ഀǡഄܖోౘ౩
ቚ۾౐౏ି۾ోౘ౩
ఈǡఌቚቚܖోౘ౩
(2)
und ist mit dem spezifizierten Öffnungswinkel (z. B. ±45°) des verwendeten Prismas zu
vergleichen. Die Ableitung des Orientierungsvektors ܖ୓ୠୱ erfolgt zweckmäßigerweise
zusammen mit der Bestimmung der Initialisierungsposition ۾୓ୠୱ, indem temporär ein zwei-
ter Reflektor zentrisch in Richtung der Reflektornormalen des fest installierten Reflektors
gemessen wird (siehe Abb. 1).
Abb. 1:
Magnetisch befestigter 1,5Ǝ-Kugelreflekto
r
(Silber, links); temporär vorgehaltener RFI-
0,5Ǝ-Reflektor (Blau, rechts) zur Ableitung
der Reflektornormalen ܖ୓ୠୱ
Durch die Verwendung von 360°-Reflektoren könnte prinzipiell der Arbeitsbereich vergrö-
ßert werden, jedoch haben Untersuchungen gezeigt, dass diese Reflektoren konstruktions-
bedingt systematische Fehler von mehreren Millimetern verursachen (z. B. KRICKEL 2004).
Aufgrund von Verdeckungen durch das Radioteleskop selbst garantiert auch der Einsatz
von 360°-Reflektoren keine permanente Sichtbarkeit.
Auch der Einsatz von Standardglaskörperreflektoren führt zu systematischen Messabwei-
chungen in Abhängigkeit des Einfallswinkels. Die radialen Abweichungen ergeben sich zu
(z. B. RÜEGER 1990)
ߦ௥௔ௗ௜௔௟ൌ݀݊െξ݊െ߬൯െ݁ͳ߬ (3)
worin ݁ und ݀ die Abstände zwischen der Glasfläche und dem Drehpunkt bzw. der Spitze
des Tripelprismas sind und ݊ͳǡͷ͵ das Verhältnis zwischen den Gruppenbrechungsindi-
ces von Glas und Luft beschreibt. Des Weiteren verursacht ein schief ausgerichteter Reflek-
tor laterale Abweichungen (vgl. RÜEGER 1990).
ߦ௟௔௧௘௥௔௟݀െ݁߬݀
ୡ୭ୱ߬െ߬, mit ߬ൌୱ୧୬
(4)
Nach Gleichung (3) bzw. (4) führt eine Fehlausrichtung eines Präzisionsreflektors GPH1P
(Leica) von ߬͵ͷι zu einer optischen Verschiebung des Reflektorzentrums von
ߦ௥௔ௗ௜௔௟ൎͲǤͷ und ߦ௟௔௧௘௥௔௟ൎʹ (vgl. Abb. 2) und übersteigt somit die Messgenau-
igkeit gegenwärtiger Präzisionstachymeter und muss berücksichtigt werden. Diese Abwei-
chungen wirken einseitig und lassen sich daher nicht durch spezielle Messanordnungen
oder durch die automatische Zielerfassung (ATR) kompensieren. Modifizierte Reflektoren,
die eine (halb-)automatische Ausrichtung ermöglichen, benötigen Strom und basieren z. T.
M. Lösler, T. Lossin, A. Neidhardt und R. Lehmann 338
auf Funk (vgl. FANCHER et al. 2011, HORST & VON GÖSSELN 2013), sodass sie für einen
Einsatz am Radioteleskopfachwerk nicht infrage kommen. Da der Einfallswinkel im Re-
flektor für die Ableitung des Beobachtungsplans vorliegt, schlagen LÖSLER et al. (2013a)
eine rechnerische Korrektur der polaren Beobachtungen vor. Während die Strecke direkt
mit ߦ௥௔ௗ௜௔௟ zu korrigieren ist, wird ߦ௟௔௧௘௥௔௟ mittels ܖ୓ୠୱ in eine horizontale und eine vertika-
le Komponente zerlegt und an der gemessenen Richtung bzw. Zenitwinkel angebracht.
Abb. 2:
Radiale und laterale Abweichungen in-
folge eines schief ausgerichteten Glas-
körperreflektors GPH1P bzw. 1,5Ǝ-Ku-
gelreflektor (KR15) nach Gleichung (3)
bzw. Gleichung (4)
Die Näherungskoordinaten der sichtbaren Reflektoren und die Einfallswinkelkorrekturen
werden zusammen mit einem Zeitstempel in der Datenbank gespeichert. Neben den mess-
baren Punkten am Radioteleskop werden die Koordinaten der Vermessungspfeiler in der
Datenbank hinterlegt. Diese dienen zur Stabilitätskontrolle des Instrumentes und werden in
vorgegebenen Intervallen beobachtet.
2.3 Netzausgleichung
Die erhobenen Daten einer Beobachtungskampagne bzw. -epoche werden zunächst mittels
einer Netzausgleichung ausgewertet. In diesem Schritt werden die Beobachtungen der ein-
zelnen Standpunkte miteinander verbunden und der Bezug zum lokalen Vermessungsnetz
(Beobachtungssystem) hergestellt. Die Ausgleichung erfolgt im Gauß-Markov-Modell mit
Bedingungen als freie Netzausgleichung (z. B. ILLNER 1985) mit dem Programm JAG3D1,
wobei die Lagerung des Netzes auf den örtlichen Vermessungspfeilern erfolgt; vgl. Abbil-
dung (3).
Für die Verknüpfung der Standpunkte mit dem lokalen Vermessungsnetz liegen i. Allg.
redundante Beobachtungen vor, sodass bereits im Rahmen der Netzausgleichung Fehlmes-
sungen detektierbar sind und eine Prüfung des stochastischen Modells erfolgen kann. Im
Gegensatz dazu sind Beobachtungen zu den Punkten am Radioteleskop unkontrolliert,
sodass eine äquivalente Analyse erst bei der Referenzpunktbestimmung möglich wird (z. B.
LÖSLER 2008). Lediglich ein Vergleich zwischen der gemessenen und der prädizierten
Position kann für das Aufdecken von Punktverwechslungen verwendet werden. Die Va-
rianz-Kovarianz-Matrix, die zusammen mit den ausgeglichenen Teleskoppunktkoordinaten
für die Referenzpunktbestimmung benötigt wird, hängt somit stark von den gewählten
a priori Unsicherheiten ab.
1 http://derletztekick.com/software/netzausgleichung
í40 í30 í20 í10 010 20 30 40
í3
í2
í1
0
1
2
3
Einfallswinkel τ [°]
Abeichung [mm]
εlateral GPH1P
εradial GPH1P
εlateral KR15
εradial KR15
Untersuchung zur automatisierten Bestimmung des IVS-Referenzpunktes in Wettzell 339
Abb. 3:
Südlicher Teil des lokalen Vermessungsnetzes (Ausschnitt)
am Geodätischen Observatorium Wettzell im Bereich des
überwachten TWIN-Radioteleskops (TTW2) mit zulässigen
Sichten. Datumsdefinition auf gegründeten Vermessungs-
pfeilern (15, 27, 28, 29 und 30). Pfeiler 33 ist nicht gegrün-
det und wurde daher nur als (freier) Standpunkt verwendet.
2.4 Referenzpunktbestimmung
Der Referenzpunkt eines Radioteleskops ist i. d. R. nicht materialisiert, sodass eine Be-
stimmung auf indirektem Wege erfolgen muss. Zwar existieren Radioteleskope, die durch
bauliche Maßnahmen den Referenzpunkt materialisieren, jedoch setzt eine direkte Beob-
achtung eine bestimmte Teleskopstellung voraus. Ferner lassen sich aus diesen Messungen
keine zusätzlichen Parameter wie bspw. der Achsenoffset ableiten.
Ein geometrisch anschauliches Modell zur Bestimmung des IVS-Referenzpunktes entsteht,
wenn während der Rotation des Radioteleskops um eine Achse die andere fixiert ist. Wird
ein Reflektor beobachtet, der sich am drehbaren Teil des Radioteleskops befindet, so be-
schreibt dessen Trajektorie einen räumlichen Kreis (z. B. E
SCHELBACH
& H
AAS
2003). Der
Kreismittelpunkt ist dabei ein Punkt der Rotationsachse, welche durch den Normalenvektor
der Kreisebene eindeutig beschrieben ist. Die bisher fixierte Achse lässt sich auf dem glei-
chen Weg ableiten und der Referenzpunkt aus der o. g. Projektionsbedingung schätzen.
Grundsätzlich kann die Parametrierung eines räumlichen Kreises auf verschiedenen Wegen
erfolgen; etwa durch die Verschneidung einer Kugel mit einer Ebene (z. B. E
SCHELBACH
&
H
AAS
2003, S
ARTI
et al. 2004). D
AWSON
et al. (2007) untersuchen den Einfluss zusätzli-
cher geometrischer Restriktionen in diesem Modell und zeigen, dass diese signifikante
Auswirkungen auf das Ergebnis des ermittelten Referenzpunktes haben. Ein Nachteil der
Kreisausgleichung ist, dass das Radioteleskop nur um eine der beiden Achsen verfahren
werden kann, da sonst keine räumlichen Kreise entstehen. S
ARTI
et al. (2004) setzen darü-
ber hinaus die Referenzpunkthöhe mit denen der Elevationskreismittelpunkte gleich. Eine
mögliche Schiefstellung der Achsen kann hierbei nur vernachlässigt werden, wenn eine
symmetrische Beobachtungsstrategie gewählt wird. Eine permanente Überwachung der
Referenzpunkte (vgl. R
OTHACHER
et al. 2009) ist daher hrend des regulären Stationspro-
zesses mit diesem Modell nicht möglich.
Ein alternatives Modell, bei dem die Azimutwinkel ߙ und die Elevationswinkel ߝ als zu-
sätzliche Beobachtungen mit einfließen, stellt L
ÖSLER
(2009) vor.
۾
୓ୠୱ
ൌ۾
ୖ୔
൅܀
܀
܀
஑ି୓
܀
൫۳
܋܋
൅܀
ఌିை
۾
୘ୣ୪
(5)
Hierbei ist der Achsenoffset mit ۳
܋܋
gegeben, eine mögliche Schiefstellung der Azimutach-
se gegenüber der ݖ-Achse des Beobachtungssystems wird durch die Winkel ߠ und ߶ be-
M. Lösler, T. Lossin, A. Neidhardt und R. Lehmann 340
rücksichtigt, und der Winkel ߰ kompensiert die Nicht-Orthogonalität zwischen der Elevati-
ons- und Azimutachse. Gleichung (5) beschreibt somit die Transformation eines Punktes
۾୘ୣ୪ܾܽͲ
vom Teleskopkoordinatensystem ins Beobachtungskoordinatensystem
۾୓ୠୱ unter Berücksichtigung möglicher Imperfektionen beim Übergang. Die Verschiebung
zwischen diesen beiden Koordinatensystemen ist letztlich der gesuchte Referenzpunkt ۾ୖ୔.
Da ۾୘ୣ୪ zwar eine beliebige aber feste Position im Teleskopsystem hat, sind zwei zusätzli-
che Orientierungswinkel ܱ und ܱ mitzuschätzen. Einen zu Gleichung (5) äquivalenten
Ansatz schlagen KALLIO & POUTANEN (2012) vor, wobei sie die Rotationen nicht durch
Eulerwinkel, sondern durch Richtungskosinusse parametrieren. Beiden Modellen ist ge-
mein, dass durch die Berücksichtigung der Teleskopwinkel ߙ und ߝ keine vordefinierten
Teleskoppositionen notwendig sind und somit eine Bestimmung des Referenzpunktes wäh-
rend des regulären Stationsprozesses möglich wird (vgl. KALLIO & POUTANEN 2013,
LÖSLER et al. 2013a).
Bei der Anwendung von Gleichung (5) wird davon ausgegangen, dass stabile Umgebungs-
verhältnisse vorliegen. Untersuchungen zum thermischen Verhalten von Radioteleskopen
haben jedoch gezeigt, dass temperaturbedingt Höhenvariationen ݖ۾౎ౌȟܶ von mehreren
Millimetern auftreten (z. B. ZERNECKE 1999, WRESNIK et al. 2007). LÖSLER et al. (2013b)
evaluieren die Kompensation für die räumlich wirkende Ausdehnung jeder gemessenen
Position ۾୓ୠୱ
im Rahmen der Referenzpunktbestimmung und zeigen, dass die Güte der
Kompensation bei der Berechnung validierbar ist. In Anlehnung an die IVS-Konventionen
(NOTHNAGEL 2009) ergeben sich
ݖ۾౎ౌȟܶൌݖ۾౎ౌߛௌ݄൅ߛ஻݄ȟܶ (6)
ܽȟܶൌܽͳ൅ߛௌȟܶ (7)
ܾȟܶൌܾͳ൅ߛௌȟܶ (8)
worin ߛௌ und ߛ஻ die Ausdehnungskoeffizienten von Stahl bzw. Beton beschreiben, ݄ die
Höhe des Referenzpunktes über dem Betonmonument und ݄ die Höhe des Betonmonu-
ments sind, und ȟܶൌܶെܶ die Temperaturänderung in Bezug auf eine Referenztempe-
ratur ܶ beschreibt.
Eingangsdaten für die Referenzpunktbestimmung sind die aus der Netzausgleichung stam-
menden ausgeglichenen Koordinaten ۾୓ୠୱ
, die zugehörigen Orientierungswinkel ߙ und ߝ
des Radioteleskops sowie die Varianz-Kovarianz-Matrix ۱୪୪ൌ۱௫௬௭ ۱ఈఌ. Da es
sich bei Gleichung (5) um ein gemischtes Modell handelt, erfolgt die Bestimmung der un-
bekannten Parameter im Gauß-Helmert-Modell (z. B. LENZMANN & LENZMANN 2004).
2.5 Filterung
Lokale Vermessungen werden bisher nur periodisch in jährlichen oder größeren Abständen
durchgeführt. Die dabei bestimmten Referenzpunkte werden jeweils als aktuell gültige
Lösung vorgehalten. Durch den verringerten personellen Aufwand bei einer automatisierten
Vermessung lassen sich die Zyklen zwischen den einzelnen Messkampagnen deutlich ver-
kürzen, sodass mit jeder neuen Epoche die zusätzlichen Informationen aus den aktuellen
Beobachtungen mit der Information der Parameter der vorangegangenen Epoche optimal
kombiniert werden können.
Untersuchung zur automatisierten Bestimmung des IVS-Referenzpunktes in Wettzell 341
ܠൌ൮ܠ
ܠ
ڭ
ܠ൲Ǣۿ୶୶ۉ
ۈ
ۇ
ۿ૙ǥ
૙ۿ
ڭ
ڭڰ
૙ǥۿ
ی
ۋ
ۊ
(9)
Betrachtet man die Ergebnisse von ݉ Epochen ܠ als unabhängige Realisierung eines Zu-
fallsexperimentes (vgl. Gleichung (9)), so können Methoden der rekursiven Schätzung und
Filterung angewendet werden. Wird als Bewegungsansatz Identität der Parameter ange-
nommen, so ergibt sich die kombinierte Lösung hierbei zu (z. B. KNICKMEYER et al. 1996,
CAROSIO 2000, NIEMEIER 2008)
ܠൌܠ
௝ିଵ൅۹௝ିଵǡ௝൫ܠെܠ
௝ିଵ (10)
ۿൌۿೕషభೕషభെ۹௝ିଵǡ௝ۿೕషభೕషభ (11)
mit der sogenannten Gain-Matrix
۹௝ିଵǡ௝ൌۿೕషభೕషభቀۿ൅ۿೕషభೕషభିଵ. (12)
Die Gleichungen (10) und (11) berücksichtigen nicht die zeitliche Entstehung der einzelnen
miteinander kombinierten Lösungen. Um den Einfluss der jeweils aktuellen Epoche auf die
gefilterte Lösung zu verstärken und um nicht modellierte Modellabweichungen zu kompen-
sieren, kann ein zusätzliches Prozessrauschen ۱୬୬ൌߪ۾౎ౌ
ߪ۾౎ౌ
ߪ۾౎ౌ
൯ bei der
Bildung des stochastischen Modells ۿ
୼௧ in Gleichung (9) verwendet werden (vgl.
LÖSLER et al. 2013a).
ۿ
୼௧ ൌۿ൅۰۱୬୬۰ (13)
worin ۰ den Übergang des stochastischen Prozesses zwischen den Zeitpunkten
ȟݐݐെݐ௝ିଵ der zu kombinierenden Epochen beschreibt (z. B. NIEMEIER 2008). Das
vorgeschlagene Kalman-Filter ermöglicht es, alle zum gegenwärtigen Zeitpunkt verfügba-
ren geometrischen Informationen sowie deren Unsicherheitsbudget in die aktuelle Lösung
einfließen zu lassen.
3 Erste Untersuchungsergebnisse
Die Forschungsgruppe Satellitengeodäsie (FESG) der Technischen Universität München
betreibt in Kooperation mit dem Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG) das
Geodätische Observatorium Wettzell im Bayerischen Wald. Seit Anfang der 1980er-Jahre
nimmt die Station mit dem ʹͲ Radioteleskop (RTW) an Beobachtungskampagnen im
Rahmen des IVS teil (SCHLÜTER & BEHREND 2007) und gehört heute zu einer der am häu-
figsten messenden Stationen für geodätisches VLBI (NEIDHARDT et al. 2012). Neben VLBI
existieren seit den frühen 1970er-Jahren SLR/LLR-Teleskope, mit denen Entfernungsmes-
sungen zu Satelliten bzw. zum Mond durchgeführt werden. Als dritte Raumtechnik sind seit
1986 permanent installierte GNSS Antennen vorhanden. Eine ausführliche Chronik über
die Entwicklungen der Fundamentalstation Wettzell geben HUGENTOBLER et al. (2011).
M. Lösler, T. Lossin, A. Neidhardt und R. Lehmann 342
Im Rahmen des Aufbaus und der Erweiterung des sogenannten VLBI2010 Global Obser-
ving System (VGOS) Netzes werden in Wettzell die bisher weltweit einzigartigen und
komplett VLBI2010 konformen TWIN-Radioteleskope in Betrieb genommen. Hierbei
handelt es sich um zwei baugleiche 13,2 m Antennen (vgl. NEIDHARDT et al. 2011). An
einem der beiden TWIN-Teleskope wurde im Frühjahr 2013 das Monitoringsystem
HEIMDALL eingerichtet, um Erfahrungen für die automatisierte Vermessung von Radio-
teleskopreferenzpunkten zu bekommen und das o. g. Konzept zu validieren. Hierzu wurden
26 1,5Ǝ-Kugelreflektoren (vgl. Abb. 1) an der Azimutkabine und im Fachwerk des Parabo-
loids magnetisch befestigt und in verschiedenen Epochen mit einer Leica Totalstation TS30
überwacht. Zeitweise wurde mit einer TCA2003 (Leica) parallel gemessen. Meteorologi-
sche Daten wurden durch Sensoren vom Typ MSR145 im Außen- und Innenbereich regis-
triert und dienten zur Korrektur der elektro-optischen Distanzmessung (EDM) bzw. zur
Kompensation der thermischen Verformungen des Radioteleskops vgl. Gleichung (6)-(8).
In dieser ersten Testphase wurden keine realen VLBI-Beobachtungspläne, sondern Kalibra-
tionsfahrten mit beliebigen aber vordefinierten Positionen genutzt, bei denen besonders
viele Beobachtungen auf die verwendeten Standpunkte abfielen. Diese Abarbeitung wurde
bereits im neuen, fernsteuerbaren Kontrollsystem e-RemoteCtrl2 für die TWIN-Teleskope
integriert und über das NASA Field System, welches als Standard zur Steuerung der IVS-
Radioteleskope genutzt wird, umgesetzt (vgl. ETTL et al. 2012). Die Dauer eines Messexpe-
rimentes betrug in Abhängigkeit der Anzahl der besetzten Pfeiler ca. 7 – 14 h und enthielt
durchschnittlich 75 Teleskopstellungen. Eine ausführliche Beschreibung der durchgeführ-
ten Messungen sowie der untersuchten Konfigurationen ist LOSSIN (2013) zu entnehmen.
In den Tabellen 1-3 sind die Ergebnisse der Einzelauswertungen für den Referenzpunkt und
das Exzentrum in Relation zur finalen Filterlösung sowie die Anzahl der im Experiment
besetzten Pfeiler (Standpunkte) zusammengefasst. Abbildung 4 zeigt die aus den Einzelex-
perimenten stammenden Koordinatendifferenzen sowie die gefilterte Lösung für den Refe-
renzpunkt. Aus Übersichtsgründen wurde auf die Messung von 2012 bei der Darstellung in
Abbildung 4 (rechts) verzichtet. Gut zu erkennen ist, dass Konfigurationen mit mehreren
Standpunkten weniger streuen und geringere Abweichungen erzeugen als Kampagnen, die
nur von einem Standpunkt aus beobachtet wurden. Zum einen treten bei Kampagnen mit
mehreren Standpunkten keine konfigurationsbedingten Extrapolationen für den Referenz-
punkt auf, und zum anderen wird bei einer symmetrischen Verteilung der Standpunkte ein
mögliches Achstaumeln des Radioteleskops kompensiert, sodass diese Konfiguration
grundsätzlich vorzuziehen ist. Auf der anderen Seite ist der personelle Einsatz bei Kampa-
gnen, die lediglich von einem Standpunkt aus durchgeführt wurden, am geringsten und aus
wirtschaftlicher Sicht zu favorisieren. Das in Kapitel 2.5 vorgeschlagene Filter erlaubt die
Kombination von allen Einzelexperimenten. Insbesondere auch jenen die für sich genom-
men die Genauigkeitsanforderungen nicht erfüllen, aber durch die Kombination plausible
Resultate liefern. Bei den Lagekomponenten ist bei den Juni/Juli-Kampagnen eine Ände-
rung in der gefilterten Lösung von < 0,2 mm zu erkennen, die sich auch in den Einzellö-
sungen zeigt. Diese Variation ist auf geringfügige Abweichungen beim Wiedereinrichten
des Versuchsaufbaus zurückzuführen, was auch erklärt, warum alle Ergebnisse im benann-
ten Zeitraum diese Tendenz aufweisen. Ferner sind in den Höhenkomponenten noch Varia-
tionen zu erkennen, die vorrangig auf eine noch unzureichende Kompensation der tempera-
turbedingen Höhenänderungen schließen lässt.
2 http://www.econtrol-software.de
Untersuchung zur automatisierten Bestimmung des IVS-Referenzpunktes in Wettzell 343
Abb. 4: Einzellösung mit 99%-Konfidenzellipsen (Maßstab: 10:1) für Einzellösung und
Filterlösung reduziert auf finale Filterlösung (links); Zeitlicher Verlauf der Va-
riationen der ermittelten Referenzpunktkoordinaten mit ͳߪ-Unsicherheitsbalken
und gefilterte Lösung mit ͳߪ-Unsicherheitsband (rechts).
Tabelle 1: Referenzpunkt- und Exzentrumsvariationen [mm] im März/April 2013
31.05.322.03. 23. 03. 24.03. 25.03. 26. 03. 27.03. 30.04.
Pfeiler 5 (134)111113 3
ߜݕ۾౎ౌ –0,19 –0,65 –0,36 0,57 0,54 –0,34 –0,10 –0,19
ߜݔ۾౎ౌ 0,20 –0,20 0,98 0,37 0,15 –0,25 0,34 0,36
ߜݖ۾౎ౌ 0,11 0,00 0,37 –0,22 0,14 –0,19 –0,19 0,02
۳܋܋ –0,01 0,12 0,00 0,01 –0,04 0,02 –0,16 –0,02
Tabelle 2: Referenzpunkt- und Exzentrumsvariationen [mm] im Mai 2013
01.05. 02.05 03.05. 04.05. 05.05. 07.05. 08.05. 09.05. 13.05. 14.05. 15.05.
Pfeiler 3 111224233 3
ߜݕ۾౎ౌ –0,21 –0,50 0,52 –0,31 –0,04 –0,36 –0,15 –0,10 –0,13 –0,14 –0,13
ߜݔ۾౎ౌ 0,34 –0,19 0,38 0,72 0,11 0,32 0,24 0,44 0,25 0,19 0,22
ߜݖ۾౎ౌ –0,11 –0,21 0,21 0,38 –0,21 0,15 –0,10 –0,08 0,27 0,03 0,10
۳܋܋ –0,03 0,09 0,01 0,07 –0,07 –0,03 –0,06 –0,12 0,03 0,03 –0,02
Tabelle 3: Referenzpunkt- und Exzentrumsvariationen [mm] im Juni/Juli 2013
20.06. 21.06. 22.06. 23.06. 24.06. 26.06. 27.06. 28.06. 29.06. 30.06. 01.07. 02.07.
Pfeiler 1 3 3 3 2 (14)3 (2
4)3 (3
4)3 (3
4)1 (1
4) 4 4 1
ߜݕ۾౎ౌ –0,15 0,00 0,02 0,10 0,09 0,05 0,08 0,04 –0,02 –0,02 0,01 –0,05
ߜݔ۾౎ౌ –0,15 –0,33 –0,19 0,04 –0,06 0,01 –0,01 –0,02 –0,16 –0,16 –0,02 –0,45
ߜݖ۾౎ౌ –0,26 –0,24 –0,12 0,05 0,00 0,20 0,24 0,13 –0,07 –0,07 –0,05 –0,39
۳܋܋ 0,10 0,01 0,05 0,03 0,15 0,09 0,09 0,04 0,07 0,07 –0,04 –0,12
3 Resultate vom 31.05.2012 aus manuell durchgeführter Messung (LÖSLER et al. 2013b).
4 Zusätzliche freie Standpunkte für Parallelmessung mit zweitem Tachymeter.
í1.0 í0.5 0 0.5 1.0
í1.0
í0.5
0
0.5
1.0
δ x
P
RP
[mm]
δ y
P
RP
[mm]
1 Pfeiler
2 Pfeiler
3 Pfeiler
4 Pfeiler
5 Pfeiler
Filterung
01.04. 01.05. 01.06. 01.07.
í1
0
1
δ y
P
RP
[mm]
01.04. 01.05. 01.06. 01.07.
í1
0
1
δ x
P
RP
[mm]
01.04. 01.05. 01.06. 01.07.
í1
0
1
δ z
P
RP
[mm]
Kampagnen 2013
M. Lösler, T. Lossin, A. Neidhardt und R. Lehmann 344
4 Zusammenfassung und Ausblick
Das GGOS regt eine automatisierte und permanente Überwachung der Referenzpunkte an
Kolokationsstationen (Core Stations) an, um ein Höchstmaß an Zuverlässigkeit für die
Verbindungsvektoren zu erreichen. In diesem Beitrag wurde ein Vermessungs- und Aus-
wertekonzept vorgestellt, dass diese Anforderung erfüllt. Seit dem Frühjahr 2013 wird am
Geodätischen Observatorium Wettzell dieses Konzept in einer ersten Langzeitstudie betrie-
ben, bei der der IVS-Referenzpunkt und zusätzliche Parameter von einem der VLBI2010-
konformen TWIN-Radioteleskope automatisiert bestimmt werden. Die vorgeschlagene
Kalman-Filterung ermöglicht es, alle zum Zeitpunkt der Berechnung verfügbaren Informa-
tionen in die gegenwärtige Lösung mit einfließen zu lassen. Die Filterung erlaubt darüber
hinaus auch das Kombinieren von Einzellösungen, die für sich betrachtet den Genauig-
keitsanforderungen nicht genügen würden, in der Summe aber plausible und zuverlässige
Resultate liefern. Bei Bedarf kann das Filter noch erweitert werden, um bspw. saisonale
Effekte besser abzubilden. Derartige Modifikationen erfordern jedoch Beobachtungen aus
einer längeren Zeitreihe und sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht möglich. Die
angestrebte Genauigkeit von ͳ wird durch das vorgeschlagene Konzept erreicht
(vgl. Abb. 4). Insgesamt können für das untersuchte TWIN-Radioteleskop in einem Zeit-
raum von über einem Jahr keine signifikanten Änderungen des Referenzpunktes festgestellt
werden.
Zukünftige Entwicklungen sehen eine Erweiterung des Konzeptes auf andere Raumtechni-
ken vor, sodass der vollständige Local Tie im Ergebnis vorliegt. Weiterhin ist eine Integra-
tion des Konzeptes in das Projekt zum Monitoring und Bewerten von Sicherheits- und
Systemparametern (SysMon) vorgesehen (vgl. ETTL et al. 2010).
Danksagung
Für die Bereitstellung von Messequipment und Sensoren möchten wir uns bei Frau Prof.
Cornelia Eschelbach (FH Frankfurt) ganz herzlich bedanken. Weiterhin sei Frau Kerstin
Schnabel (BKG G3) für die Bereitstellung der Totalstation TS30 (Leica) gedankt.
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... The first parameter leads to a shape deformation of the main reflector; this deformation has been document for several radio telescopes based on terrestrial laser scanner measurements or cameras (Holst et al., 2015Sarti et al., 2009b;Dutescu et al., 2009;Shankar et al., 2009;Subrahmanyan, 2005). Instead, the latter two parameters lead to an instability of the radio telescope's reference point which has only been monitored based on total stations, laser trackers or GNSS so far (Eschelbach and Haas, 2003;Lösler et al., 2014;Sarti et al., 2009b;Bergstrand et al., 2000;Kallio et al., 2016). In this paper, we present a new strategy for validating the stability of a radio telescope's reference point combined with the shape deformation analysis. ...
... The stability of VLBI radio telescopes' reference points has been investigated up to now only based on total station or laser tracker measurements, e.g., at the OSO 20-m telescope (Eschelbach and Haas, 2003;Lösler et al., 2016), the Wettzell 20-m telescope (Lösler et al., 2014) or the Medicina 32-m telescope (Sarti et al., 2009b(Sarti et al., ,a, 2011. Other strategies used solely GNSS measurements or GNSS measurements combined with total station measurements (Kallio et al., 2016), e.g., at the OSO 20-m telescope (Bergstrand et al., 2000(Bergstrand et al., , 2017. ...
... Existing strategies for assessing the stability of a radio telescope's reference point are based on GNSS, total station or laser tracker measurements (Sarti et al., 2009a(Sarti et al., , 2011Bergstrand et al., 2000;Lösler et al., 2014Lösler et al., , 2016Eschelbach and Haas, 2003). These analyses partially differ in two aspects: First, the reference point's position is determined directly in an absolute reference coordinate system or it is geo-referenced after measuring using ground control points given in, e.g., the International Terrestrial Reference Frame (ITRF). ...
Article
In geodetic very long baseline interferometry, pairs of radio telescopes simultaneously observe signals from quasi stellar objects to estimate the baseline between their reference points. Gravity-dependent variations of the radio telescopes' reference points deteriorate the estimated baseline's accuracy since they lead to signal path variations in the radio telescopes. This study investigates a new concept for determining the stability of a radio telescope's reference point. Differing to previously used strategies, this concept is able to reveal instabilities due to an elevation-dependent tumbling of the telescope independent from the part of the axis offset that is constant for all elevation angles. The new concept is exclusively based on terrestrial laser scanning that at the same time is used for analyzing the main reflector's shape deformation. We applied this concept to the Onsala Space Observatory (OSO) 20-m radio telescope: The results show that we cannot disprove the reference point's stability. In general, our new strategy can be transferred to also investigate the stability of other radio telescopes' reference points. A prerequisite for this strategy is that the laser scanner-that moves between the elevation angles-observes identical objects from different stations. These objects need to be stable during all measurements. In the case of the OSO 20-m radio telescope, the radome is used for this purpose.
... Im Beobachtungszeitraum von März bis Juli 2013 wurden im inneren des Monuments Temperaturänderungen von über 30°C registriert, die ohne Kompensation eine Höhenänderung von ℎ > 3 mm hervorrufen würden. Das abgeleitete Korrekturmodell wird somit durch die erzielten Resultate bestätigt (Lossin 2013). Die angestrebte Genauigkeit von unter 1 mm für den Referenzpunkt wird erreicht. ...
... Die Systemübergangsmatrix = reduziert sich in diesem Fall auf eine Einheitsmatrix. Das Prozessrauschen leitet sich aus den Störgeschwindigkeiten ab, sodass sich vereinfacht (siehe auchLösler et al. 2013a, Lossin 2013 ...
Chapter
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Bei der Ableitung des Internationalen Terrestrischen Referenzrahmens (ITRF) nehmen Kollokationsstationen eine Schlüsselrolle ein. An diesen Stationen werden verschiedene Raumtechniken wie GNSS (Global Navigation Satellite System), SLR/LLR (Satellite/Lunar Laser Ranging) oder VLBI (Very Long Baseline Interferometry) betrieben, die im Rahmen der ITRF-Bestimmung miteinander kombiniert werden. Aufgrund der geringen räumlichen Ausdehnung der Kollokationsstationen lassen sich die Verbindungsvektoren (engl. „Local Ties“) zwischen den Referenzpunkten der betriebenen Raumtechniken hochgenau aus lokalen, terrestrischen Messungen bestimmen. Bei der Berechnung des ITRF werden diese Local Ties als geometrische Bedingungen berücksichtigt. Die Qualität der terrestrisch bestimmten Referenzpunkte beeinflusst somit direkt die Inter-Technik-Kombination. Das Global Geodetic Observing System (GGOS) fordert daher ein kontinuierliches und automatisiertes Monitoring der Techniken, um eine räumliche Genauigkeit von 1 mm für den Referenzpunkt und 0,1 mm/a für dessen Variationen nachzuweisen. Im Frühjahr 2013 wurde am Geodätischen Observatorium Wettzell das Monitoringsystem HEIMDALL eingerichtet. Das System bestimmt in einer ersten Langzeitstudie regelmäßig den Referenzpunkt und weitere Antennenparameter von einem der VLBI2010-spezifizierten TWIN-Radioteleskope. Erste Ergebnisse belegen die zeitliche Stabilität des neugebauten Radioteleskops und zeigen, dass die geforderten Sub-Millimeter-Genauigkeiten erreicht werden können. Insbesondere lassen sich durch die Anwendung eines rekursiven Filters die Ergebnisse der Einzelepochen miteinander kombinieren. Dadurch lässt sich die Zuverlässigkeit der Ergebnisse steigern.
Thesis
Die Erde befindet sich in einem kontinuierlichen Wandel, der aus verschiedenen variierenden dynamischen Prozessen und einwirkenden Kräften resultiert. Die globale Erderwärmung, der Anstieg des Meeresspiegels oder tektonische Verschiebungen sind einige der globalen Phänomene, die diesen Veränderungsprozess sichtbar machen. Um diese Veränderungen besser zu verstehen, deren Ursachen zu analysieren und um geeignete Präventivmaßnahmen abzuleiten, ist ein eindeutiger Raumbezug zwingend notwendig. Der International Terrestrial Reference Frame (ITRF) als globales erdfestes kartesisches Koordinatensystem bildet hierbei die fundamentale Basis für einen eindeutigen Raumbezug, zur Bestimmung von präzisen Satellitenorbits oder zum Detektieren von Verformungen der Erdkruste. Die 2015 verabschiedete Resolution „A global geodetic reference frame for sustainable development“ (A/RES/69/266) der Vereinten Nationen (UN) verdeutlicht den hohen Stellenwert und die Notwendigkeit eines solchen globalen geodätischen Bezugssystems. Das Global Geodetic Observing System (GGOS) wurde 2003 durch die International Association of Geodesy (IAG) gegründet. „Advancing our understanding of the dynamic Earth system by quantifying our planet’s changes in space and time“ lautet die 2011 formulierte Zielsetzung, auf die alle Arbeiten von GGOS ausgerichtet sind, um die metrologische Plattform für sämtliche Erdbeobachtungen zu realisieren. Die Bestimmung eines globalen geodätischen Bezugsrahmens, der weltweit eine Positionsgenauigkeit von 1mm ermöglicht, ist eine der großen Herausforderungen von GGOS. Das Erreichen dieses Ziels setzt neben der technischen Weiterentwicklung und dem infrastrukturellen Ausbau geodätischer Raumverfahren das Identifizieren und Quantifizieren von systematischen Abweichungen sowohl im lokalen als auch im globalen Kontext voraus. Die Bestimmung eines globalen geodätischen Bezugsrahmens erfolgt durch eine kombinierte Auswertung aller geodätischen Raumverfahren. Da diese untereinander nur eine geringe physische Verknüpfung aufweisen, stellen lokal bestimmte Verbindungsvektoren, die auch als Local-Ties bezeichnet werden, eine der wesentlichen Schlüsselkomponenten bei der Kombination dar. Ungenaue, fehlerbehaftete und inaktuelle Local-Ties limitieren die Zuverlässigkeit des globalen geodätischen Bezugssystems. In der vorliegenden Arbeit werden ein Modell sowie verschiedene Lösungsverfahren entwickelt, die eine Verknüpfung der geometrischen Referenzpunkte von Radioteleskopen bzw. Laserteleskopen mit anderen geodätischen Raumverfahren durch prozessbegleitende lokale terrestrische Messungen erlauben. Während Radioteleskope zur Interferometrie auf langen Basislinien (VLBI) verwendet werden, ermöglichen Laserteleskope Entfernungsmessungen zu Erdsatelliten (SLR) oder zum Mond (LLR). Die Bestimmung des geometrischen Referenzpunktes von Laser- und Radioteleskopen ist messtechnisch herausfordernd und erfordert eine indirekte Bestimmungsmethode. Bestehende geometrische Methoden sind entweder auf eine bestimmte Teleskopkonstruktion beschränkt oder erfordern ein spezielles Messkonzept, welches ein gezieltes Verfahren des Teleskops voraussetzt. Die in dieser Arbeit hergeleitete Methode weist keine konstruktionsbedingten Restriktionen auf und erfüllt zusätzlich alle Kriterien der durch das GGOS angeregten prozessintegrierten in-situ Referenzpunktbestimmung. Hierdurch wird es möglich, den Referenzpunkt kontinuierlich und automatisiert zu bestimmen bzw. zu überwachen. Um die Zuverlässigkeit von VLBI-Daten zu erhöhen und um die Zielsetzung von 1mm Positionsgenauigkeit im globalen Kontext zu erreichen, wird das bestehende VLBI-Netz gegenwärtig durch zusätzliche Radioteleskope unter dem Namen VLBI2010 Global Observing System (VGOS) erweitert. Die hierbei entstehenden VGOS-Radioteleskope zeichnen sich u. a. durch eine sehr kompakte Bauweise und hohe Rotationsgeschwindigkeiten aus. Weitgehend ununtersucht ist das Eigenverformungsverhalten dieser Teleskope. Während für konventionelle Radioteleskope bspw. Signalwegänderungen von z. T. mehreren Zentimetern dokumentiert sind, existieren nur wenige vergleichbare Studien für VGOS-Radioteleskope. Hauptgründe sind zum einen die erhöhten Genauigkeitsanforderungen und zum anderen fehlende Modelle zur Beschreibung der Reflektorgeometrien, wodurch eine direkte Übertragung bisheriger Mess- und Analyseverfahren erschwert wird. In dieser Arbeit werden für VGOS-spezifizierte Radioteleskope Modelle erarbeitet, die eine geometrische Beschreibung der Form des Haupt- und Subreflektors ermöglichen. Basierend auf diesen Modellen lassen sich u. a. Änderungen der Brennweite oder Variationen der Strahllänge infolge von lastfallabhängigen Deformationen geometrisch modellieren. Hierdurch ist es möglich, wesentliche Einflussfaktoren zu quantifizieren, die eine Variation des Signalweges hervorrufen und unkompensiert vor allem zu einer systematischen Verfälschung der vertikalen Komponente der Stationskoordinate führen. Die Wahl eines geeigneten Schätzverfahrens, um unbekannte Modellparameter aus überschüssigen Beobachtungen abzuleiten, wird häufig als trivial und gelöst angesehen. Im Rahmen dieser Arbeit wird gezeigt, dass neben messprozessbedingten systematischen Abweichungen auch systematische Abweichungen durch das gewählte Schätzverfahren entstehen können. So resultieren aus der Anwendung eines Schätzverfahrens, welches ausschließlich in linearen Modellen Gültigkeit besitzt, i.A. keine erwartungstreuen Schätzwerte bei nichtlinearen Problemstellungen. Insbesondere in der Formanalyse des Hauptreflektors eines VLBI-Radioteleskops zeigt sich, dass die resultierenden Schätzwerte verzerrt sind, und diese Verzerrungen Größenordnungen erreichen, die als kritisch zu bewerten sind.
Article
The geodetic space techniques VLBI, SLR, GNSS and DORIS are the basis for the realisation of global reference frames. The long-term stability of their reference points is crucial since any temporal variation has a direct impact on the reference frame itself. While the terrestrial survey of non-moving reference points like GNSS- and DORIS antennas or their reference markers can be done directly, the geometric reference point of VLBI- and SLR telescopes has to be constructed from numerous measurements of points on the moving telescope structure. A quasi-permanent reference point monitoring system has been set up at both of the TWIN telescopes at the Geodetic Observatory Wettzell. The in-house software package called HEIMDALL allows the coordination of the VLBI- and tachymeter schedules, the management of the moving targets and the acquisition and storage of tachymeter and meteorological data in a database. The obtained data sets spanning a period of 1.5 and 3.5 years provide an insight into the three-dimensional motion of the invariant point. As expected, the largest motions occur in the vertical with an annual period, a maximum in the second half of July and a peak-to-peak amplitude of nearly 2 mm. In addition, a weak seasonal signal of less than 1 mm is also visible in the horizontal component of both telescopes pointing towards Southeast and showing a delay of two months with respect to the thermal peak. The excellent correlation of the height changes with the temperature records in the TTW-2 tower allows the derivation of an appropriate expansion coefficient and a correction of the height variations on the basis of temperature records.
Article
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ZUSAMMENFASSUNG: Die geodätischen Raumverfahren VLBI, SLR, GNSS und DORIS bilden die Grundlage für die Realisierung globaler Referenzrahmen. Die Langzeitstabilität ihrer Referenzpunkte ist äußerst wichtig, da jede zeitliche Variation sich direkt auf den Referenzrahmen auswirkt. Während die Vermessung unbeweglicher Punkte wie GNSS- und DORIS-Antennen bzw. deren Bezugsmarker direkt möglich ist, müssen die geometrischen Referenzpunkte der VLBI- und SLR-Teleskope aus zahlreichen Messungen von Punkten auf der bewegten Teleskopstruktur konstruiert werden. Am Geodätischen Observatorium Wettzell wurde ein Messsystem zur quasi-permanenten Beobachtung der Referenzpunkte der beiden TWIN-Teleskope aufgebaut. Das hierfür entwickelte Softwarepaket HEIMDALL ermöglicht die Koordination der VLBI- und Tachymeter-Beobachtungspläne, die Verwaltung der bewegten Ziele sowie die Erfassung und das Speichern der Messwerte und meteorologischer Größen in einer Datenbank. Die über 1,5 bzw. 3,5 Jahre gewonnenen Datensätze geben einen Einblick in die dreidimensionale Bewegung des invarianten Punkts. Wie erwartet, treten die größten Bewegungen in der Vertikalen mit einer jährlichen Periode und dem Maximum in der zweiten Julihälfte sowie einer Peak-to-peak-Amplitude von annähernd 2 mm auf. Zusätzlich ist auch in den Horizontalkomponenten beider Teleskope ein schwaches jährliches Signal von weniger als 1 mm nach Südosten erkennbar, das mit zwei Monaten Verzögerung gegenüber dem thermischen Maximum auftritt. Die sehr gute Korrelation der Höhenänderungen mit den Temperaturverläufen im Turm des TTW-2 ermöglicht die Herleitung eines geeigneten Ausdehnungskoeffizienten und eine Korrektur der Höhenvariationen auf der Basis von Temperaturmessungen. ABSTRACT: The geodetic space techniques VLBI, SLR, GNSS and DORIS are the basis for the realisation of global reference frames. The long-term stability of their reference points is crucial since any temporal variation has a direct impact on the reference frame itself. While the terrestrial survey of non-moving reference points like GNSS- and DORIS antennas or their reference markers can be done directly, the geometric reference point of VLBI- and SLR telescopes has to be constructed from numerous measurements of points on the moving telescope structure. A quasi-permanent reference point monitoring system has been set up at both of the TWIN telescopes at the Geodetic Observatory Wettzell. The in-house software package called HEIMDALL allows the coordination of the VLBI- and tachymeter schedules, the management of the moving targets and the acquisition and storage of tachymeter and meteorological data in a database. The obtained data sets spanning a period of 1.5 and 3.5 years provide an insight into the three-dimensional motion of the invariant point. As expected, the largest motions occur in the vertical with an annual period, a maximum in the second half of July and a peak-to-peak amplitude of nearly 2 mm. In addition, a weak seasonal signal of less than 1 mm is also visible in the horizontal component of both telescopes pointing towards Southeast and showing a delay of two months with respect to the thermal peak. The excellent correlation of the height changes with the temperature records in the TTW-2 tower allows the derivation of an appropriate expansion coefficient and a correction of the height variations on the basis of temperature records.
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Recent years marked the development of classical theodolites into modern multi sensor total stations. These offer the possibility of motorized control and automatic data collection. Nevertheless, the efficiency and other benefits of these developments are limited by the still passive prisms used in many surveying tasks. Due to the limited aperture angle of a prism of (~ 30°), a time intensive manual alignment to the current total station has to be performed that interrupts the automated workflow. The solution to this problem by using 360° prisms is expensive and associated with loss of accuracy. A way to overcome these disadvantages is to introduce an automatic prism alignment. This paper presents the development of a low-cost feasibility study for an active rotary prism based on a typical circular prism. The prism is mounted on the motor shaft of a stepper motor. A microcontroller platform is used to calculate and perform the automatic alignment. A wireless connection guarantees a flexible data communication between the total station and the active prism. With given position and orientation of both - the prism and the total station - the alignment is a straightforward mathematical task. Without this prior information, the alignment has to be carried out on the basis of sensor measurements by compass and GPS. Other additional sensors can be attached to the presented device, too. A temperature sensor is used to deliver atmospheric corrections to increase the distance measurement accuracy. The paper concludes with test measurements that reflect the capabilities of the new active prism. Based on efficiency analysis of an exemplary network measurement, the advantage of the active prism is shown.
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A new mathematical model to estimate the International VLBI Service (IVS) reference point and additional parameters of a Very Long Baseline Interferometry (VLBI) radio telescope was developed by Lösler and Hennes (2008). To verify this analysis procedure a reference point determination was carried out on the 20 m radio telescope at the “Fundamentalstation Wettzell” (Germany) from April to May 2008. This paper describes the terrestrial local survey, the analysis methodology and the results obtained, in particular the accuracy of the determination of the IVS reference point.
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This field trip provides the opportunity to visit a prominent fundamental observatory where a variety of space geodetic instruments are routinely operated for precise location of a stable reference point in space, serving the geodetic community and society. The co-location of three large radio telescopes and two laser ranging facilities at the same observatory is exceptional; the large “G” ring laser is a unique instrument. Staff members are available to explain technical and operational details and to answer questions. Last but not least, the observatory is located in the picturesque landscape of the Bavarian Forest.
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In this article we discuss and give an example of three different methods to measure the local tie between the IGS GPS antenna reference point (ARP) and the VLBI antenna reference point at the Metsähovi fundamental station. First we introduce traditional survey approach combined with a space intersection technique and then local tie based on kinematic GPS during geo-VLBI campaigns and finally local ties with static GPS measurements. We discuss the measurements and computations, problems and error sources encountered between the planning of the measurements and the end product, the local tie vector. Although millimetre precision can be achieved, our experience during tests at Metsähovi fundamental station shows that some techniques are very time consuming and impractical for a routine use. We aim for a more automated process in local tie measurement. Based on our experiments and results, we propose that in the future, the VLBI antenna tie could be tracked permanently during geo-VLBI campaigns with attached GPS antennas.
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In this Chapter, we focus on the design of the geodetic observing system that will meet the specifications summarized in Section 7.7 and be able to sustain the products listed in Section 7.5. Thus, this Chapter treats GGOS as an observing system (see Section 1.3 for a discussion of the two different meanings of “GGOS”). In Chapter 10, the main focus will be on GGOS as an organization and the integration of GGOS in the global context of Earth observation.
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For the next-generation geodetic VLBI network a 1 mm positioning accuracy is anticipated. The accuracy should be site-independent consistent, reliably controlled, and traceable over long time periods. There are a number of remaining limitations. These include random and systematic components of the delay observable itself, various antenna-related errors, and especially a proper handling of local ties at multi-technique sites. At the Metsähovi Fundamental Station operated by the Finnish Geodetic Institute there are a CGPS and Glonass receivers, both in IGS network, a SLR (currently under renovation), a DORIS beacon, a superconducting gravimeter, and a 14.5 m radio telescope owned by Metsähovi Radio Observatory of the Helsinki University of Technology. Between five and eight geodetic VLBI sessions are conducted annually. We tested a method to simultaneously measure the tie of the VLBI antenna to the GPS network by tracking the movement of two GPS antennas attached to the radio telescope during geodetic VLBI sessions. We used kinematic trajectory solutions of the two GPS antennas to calculate the orientation and the reference point of the VLBI antenna. In this paper we describe the data acquisition, calculation model, some error sources and test results of four campaigns. The position of the reference point is time, temperature, antenna elevation and azimuth dependent. We propose that in the future, the position should be tracked permanently during geo-VLBI campaigns with attached GPS antennas.