Wenn gegenwärtig über die gesellschaftlichen Folgen des demographischen Alterns gesprochen wird, steht der sorgenvolle, bisweilen alarmierte Blick auf zu erwartende Probleme im Vordergrund. Vor allem werden die unguten Wirkungen betont, die vom Altern auf den Sozialstaat ausgehen, der durch das sich verschiebende numerische Verhältnis zwischen Erwerbstätigen und Rentnern, auch durch die
... [Show full abstract] ansteigenden Kosten für Pflege und Gesundheit überfordert zu werden droht. Neue Altersarmut wird prognostiziert. Die Gefahr eines Kampfes der Generationen wird beschworen, obwohl es dafür bisher keine empirische Evidenz gibt. Mit seriöseren Argumenten sagen Ökonomen voraus, dass mit abnehmender Erwerbstätigenzahl das ökonomische Wachstum insgesamt absinken werde. Manche vermuten überdies, dass mit dem zunehmenden Alter der Erwerbstätigen die Dynamik, die Innovationsfähigkeit der Wirtschaft leiden werde – zum Nachteil Deutschlands im internationalen Wettbewerb mit Ländern, die weniger stark altern oder schrumpfen. Andere sehen voraus, dass die Schrumpfung zur partiellen Entvölkerung ganzer Landstriche führen wird, mit bedrohlichen Folgen für die infrastrukturelle Versorgung und für die Zunahme regionaler Ungleichheit. Schließlich wird überzeugend darauf aufmerksam gemacht, dass die Alterung, soweit sie aus dem Geburtenrückgang resultiert, auf eine geschwächte Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft verweist, die es nicht nur versäumte, durch die Investition in Kinder für die Zukunft zu sorgen, sondern es auch unterließ, das zukunftsentscheidende "Humankapital" in Form von Investitionen in Bildung und anderes soziales Kapital zu fördern, weil zuviel in Konsum und die Alimentierung der Alten gesteckt wird. Die Probleme sind groß, sie wurden lange verdrängt, sie werden zunehmend bewusst und jetzt auch in den Medien massiv ins Bild gesetzt, dabei entsprechend vergröbert. "Der Aufstand der Alten" hieß ein Thriller, den kürzlich das ZDF zur besten Sendezeit ausstrahlte. Ich möchte dagegen, gewissermaßen kontra-zyklisch, auf mögliche Chancen des demographischen Wandels zu sprechen kommen.