Problemstellung:
Die von den therapeutischen Gesundheitsfachberufen (Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie) angestrebte Akademisierung bedeutet neben einer Ausbildung auf Hochschulniveau den Aufbau eigenständiger universitärer Abteilungen für die Forschung. Mit Blick auf die Verhältnisse in Deutschland ist es das Ziel der vorliegenden Analyse, die Vor- und Nachteile dieses Prozesses aus Sicht
... [Show full abstract] des Fachgebietes Physikalische und Rehabilitative Medizin (PRM) näher zu betrachten, um Strategien für die Bewältigung der daraus resultierenden Herausforderungen zu entwickeln.
Methode:
Die verfügbare Literatur wurde unter Berücksichtigung von Kommentaren und Positionspapieren zum Thema der Akademisierung auf unterschiedlichen Betrachtungsebenen kritisch gesichtet: sachlich medizinische und ökonomische Gründe sowie berufspolitische Interessen mit den daraus resultierenden Konsequenzen.
Ergebnis:
Die Akademisierung zumindest eines Teils aller Therapeuten ermöglicht einen verbesserten kritisch-reflektierten Einsatz der Therapieverfahren auf den Grundlagen der evidenzbasierten Medizin, obwohl eindeutige Belege für eine Überlegenheit dieser Ausbildung gegenüber der fachschulischen Ausbildung bisher fehlen. Weitere Vorteile sind eine verbesserte Qualifizierung von Fachschullehrern, der Erwerb von Managementkenntnissen sowie die Ausbildung qualifizierter und motivierter Therapeuten für wissenschaftliche Projekte. Ärztliche Vorbehalte bestehen gegenüber dem Anspruch eines Direktzugangs und eines Aufbaus eigenständiger universitärer Abteilungen parallel zu vorhandenen PRM-Abteilungen. Neben der Qualitätsverbesserung der klinischen Behandlung scheint die Autonomie von ärztlicher Einflussnahme ein wesentliches Motiv der gegenwärtigen Akademisierungsbestrebungen zu sein.
Diskussion:
Langfristig besteht die Gefahr, dass die Zuständigkeit für die physikalische Therapie und Rehabilitation alleine auf die Therapieberufe verlagert wird und die Repräsentanz des Fachgebietes PRM an Universitäten schwindet. Andererseits eröffnen sich für das Fachgebiet auch neue Chancen, zum Beispiel durch die Rekrutierung wissenschaftlich qualifizierten Nachwuchses aus den Reihen der Therapeuten. Daher ist es erforderlich, mit wohl überlegten Strategien auf diese Entwicklungen zu reagieren.