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NEO-PI-R. NEO-Persönlichkeitsinventar nach Costa und McCrae. Revidierte Fassung

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Testinformationen
Testinformationen
NEO-PI-R. NEO-Persönlichkeitsinventar nach Costa
und McCrae. Revidierte Fassung von Fritz Ostendorf und
Alois Angleitner (2004). [Göttingen: Hogrefe, Testmap-
pe komplett Euro 188,–].
Hendrik Berth und Susanne Goldschmidt
1. Testart
Das NEO-PI-R ist ein Persönlichkeitsstrukturtest (Selbst-
und Fremdbeurteilung) für Personen ab 16 Jahren zur
Erfassung der Big-Five-Dimensionen Neurotizismus (N),
Extraversion (E), Offenheit für Erfahrungen (O), Verträg-
lichkeit (A) und Gewissenhaftigkeit (C) sowie deren ein-
zelnen Facetten.
2. Testmaterial
Das NEO-PI-R besteht aus einem Testmanual (TM, 205
Seiten), einem Testheft Form S mit integriertem Antwort-
modus, einem Testheft Form F mit integriertem Antwort-
modus, je fünf Testheften Form S (Selbstbeurteilung) und
Form F (Fremdbeurteilung), zehn Antwortbögen, fünf Bö-
gen Persönlichkeitsbild Kurzfassung, fünf Informations-
broschüren Persönlichkeitsbild (Langfassung, IPL) sowie
je fünf Exemplare der folgenden Profilbögen:
Form S Gesamtstichprobe/Bevölkerungsrepräsentative
Gesamtstichprobe
Form S Repräsentative Stichprobe Männer/Frauen
Form S Männer 16–20 Jahre/Frauen 16–20 Jahre
Form S Männer 21–24 Jahre/Frauen 21–24 Jahre
Form S Männer 25–29 Jahre/Frauen 25–29 Jahre
Form S Männer 30–49 Jahre/Frauen 30–49 Jahre
Form S Männer 50 Jahre/Frauen 50 Jahre
Form F Männer 16–29 Jahre/Frauen 16–29 Jahre
Form F Männer 30 Jahre/Frauen 30 Jahre
Form F Gesamtstichprobe.
Zum Ausfüllen wird ein Stift benötigt.
3. Testgliederung
Das NEO-PI-R umfasst 240 als Aussagen formulierte Items
(z. B. Item 49 Form F: „Wenn nötig, kann er/sie sarkastisch
und spitz sein.“, Item 126 Form S: „Häufig mag ich die
Leute nicht, mit denen ich mich abgeben muss.“). Von die-
sen sind je acht einer Persönlichkeitsfacette (vgl. Tabelle
1) zugeordnet. Aus je fünf Facetten werden die Skalen N,
E, O, A, C gebildet, d. h. diese Dimensionen umfassen je 48
Items.
Sonderdruck aus: Diagnostica, 52, Heft 2, 95–103 © Hogrefe Verlag Göttingen 2006
Zu den Aussagen ist auf einer fünfstufigen Skala Stel-
lung zu nehmen, vorgegebene Antwortmöglichkeiten sind
SA = starke Ablehnung, A = Ablehnung, N = neutral, Z =
Zustimmung und SZ = starke Zustimmung.
Auf dem Antwortbogen werden zusätzlich vier sozio-
demographische Variablen erfasst und – zur Kontrolle der
Auswertbarkeit – danach gefragt, ob alle Fragen ehrlich
und zutreffend beantwortet, überhaupt alle Fragen beant-
wortet und alle Antworten an den richtigen Stellen erfolg-
ten. In den Formen mit integriertem Antwortmodus wer-
den die soziodemographischen Daten ausführlicher er-
fasst. Form F mit integriertem Antwortmodus enthält
weiterhin sechs Fragen zur beurteilten Person.
4. Grundkonzept
Das Modell der Big Five Persönlichkeitsfaktoren geht auf
Tupes und Christal (1961) zurück und soll hier nicht aus-
führlich vorgestellt werden. Die Faktoren/Facetten wur-
den nicht faktorenanalytisch abgeleitet, sondern basieren
auf deskriptiven theoretischen Ableitungen der Autoren.
Die fünf Faktoren beinhalten (aus/nach TM S. 33–47, IPL
S. 5–12):
Neurotizismus (N): Diese Dimension beschreibt Un-
terschiede zwischen emotionaler Robustheit auf der einen
und emotionaler Empfindsamkeit bzw. Ansprechbarkeit
auf der anderen Seite.
Extraversion (E): Extravertierte Menschen sind gesel-
lig, freundlich, unternehmungsfreudig und aktiv. Sie mö-
gen Menschen und Menschenansammlungen, lieben
Aufregung und Anregung und sind auch aktiv, gesprä-
chig, dominant, energisch und optimistisch. Introversion
sollte eher als Fehlen denn als Gegensatz zu Extraversion
verstanden werden.
Offenheit für Erfahrungen (O): Die Skala erfasst das
Interesse an (und das Ausmaß der Beschäftigung mit)
neuen Erfahrungen, Erlebnissen und Eindrücken.
Verträglichkeit (A): Mit dieser Dimension werden
Einstellungen und gewohnheitsmäßige Verhaltensweisen
in sozialen Beziehungen umschrieben. Personen mit ho-
hen Merkmalsausprägungen sind z. B. hilfsbereit, entge-
genkommend, vertrauensbereit und bemüht, anderen zu
helfen (Altruismus).
Gewissenhaftigkeit (C): Diese Dimension bezieht sich
auf den aktiven Prozess des Planens, der Organisation und
Ausführung von Aufgaben. Personen mit hohen Merk-
malsausprägungen sind demnach zielstrebig und willens-
stark, leistungs- und pflichtbewusst, genau, pünktlich und
zuverlässig.
Das deutsche NEO-PI-R stellt die autorisierte Überset-
zung des amerikanischen NEO-PI-R (Costa & McCrae,
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1992) dar. Bei der Revision des ursprünglichen NEO-PI
wurden u.a. einige Items umformuliert und Persönlich-
keitsfacetten von A und C ergänzt. Bei der Übertragung
ins Deutsche wurden alle Items beibehalten, auch die N =
10 (Form S) bzw. N = 20 (Form F), deren Trennschärfe < .20
betrug. Damit wurde die internationale Vergleichbarkeit
des in mehr als 30 Sprachen vorliegenden Instruments
(vgl. http://www.ub.uni-bielefeld.de/diglib/semesterappa-
rate/ostendorf/Tests/Fremdsprachige.Versionen.%
DCbersetzungen.NEO.html) beibehalten.
Eine internationale Bibliographie zum Verfahren NEO-
PI-R (Stand 2003) findet sich unter http://www3.parinc.
com/uploads/pdfs/NEO_bib.pdf.
5. Durchführung
Die Durchführung kann im Einzel- oder Gruppensetting
erfolgen. Den verschiedenen Formen des Fragebogens ist
jeweils eine Instruktion vorangestellt, die das selbständi-
ge Bearbeiten ermöglicht. Die Probanden lesen (in der
„Standardform“) die Fragen im Testheft und kreuzen die
Antworten dazu auf einem separaten selbstdurchschrei-
benden Antwortbogen an. In der Form mit integriertem
Antwortmodus, die besonders für Forschungsfragestel-
lungen empfohlen wird (TM S. 14), erfolgt die Beantwor-
tung durch Ankreuzen direkt ins Heft. Der Zeitbedarf wird
mit 30 bis 40 Minuten veranschlagt.
6. Auswertung
Die auf dem Antwortbogen durch die Probanden ange-
kreuzten Alternativen SA bis SZ sind auf dem (nicht ein-
sehbaren) Durchschreibeblatt mit 0 bis 4 kodiert und,
wenn es die Polung erfordert, gleich rekodiert (4 bis 0).
Das erste Blatt des Antwortbogens wird abgetrennt. Jede
der 30 Zeilen des Auswertebogens entspricht einer Facet-
te des Verfahrens. Die Bestimmung der jeweiligen Roh-
Tabelle 1. Dimensionen und Facetten des NEO-PI-R, Reliabilität Form S (Cronbachs Alpha, N = 11.724), Retestreliabilität
Form S (N = 70 Angehörige und Bekannte von Studierenden der Universitäten Landau und Bielefeld, Intervall 1
Monat) (nach TM S. 104–106)
Dimensionen Drtt Facetten Drtt
Neurotizismus (N) .92 .91 Ängstlichkeit .82 .86
Reizbarkeit .73 .73
Depression .85 .86
Soziale Befangenheit .62 .75
Impulsivität .64 .79
Verletzlichkeit .79 .88
Extraversion (E) .89 .91 Herzlichkeit .71 .83
Geselligkeit .80 .90
Durchsetzungsfähigkeit .80 .86
Aktivität .70 .75
Erlebnishunger .60 .91
Frohsinn .80 .86
Offenheit für Erfahrungen (O) .89 .89 Offenheit für Phantasie .81 .87
Offenheit für Ästhetik .78 .88
Offenheit für Gefühle .76 .72
Offenheit für Handlungen .67 .77
Offenheit für Ideen .77 .88
Offenheit des Werte- und Normensystems .53 .88
Verträglichkeit (A) .87 .88 Vertrauen .76 .85
Freimütigkeit .64 .48
Altruismus .70 .78
Entgegenkommen .64 .83
Bescheidenheit .74 .79
Gutherzigkeit .60 .83
Gewissenhaftigkeit (C) .90 .91 Kompetenz .65 .72
Ordnungsliebe .70 .88
Pflichtbewusstsein .67 .75
Leistungsstreben .70 .81
Selbstdisziplin .81 .88
Besonnenheit .74 .80
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werte erfolgt zeilenweise durch Addition. Die Rohwerte
der sechs Facetten jeder Dimension werden addiert zu den
Dimensionsrohwerten. Alle Rohwerte werden dann auf
einen geeigneten (alters- und geschlechtsspezifischen)
Profilbogen übertragen. Dort lassen sich T-, Stanine- und
Prozentrangwerte ablesen. Farbige Markierungen kenn-
zeichnen durchschnittliche, sowie hohe bzw. niedrige
Werte. Die Berechnung von gewichteten Faktorwerten ist
ebenfalls möglich. Bei der Fremdbeurteilungsversion
muss die Auswahl des Profilbogens nach den Kriterien
der beurteilten und nicht der beurteilenden Person erfol-
gen.
Bei mehr als 25 fehlenden Antworten bzw. wenn die
Kontrollfragen auf fehlerhaftes Ausfüllen hindeuten, soll-
te keine Auswertung erfolgen (TM S. 17). Die benötigte
Auswertungszeit dürfte unter 10 Minuten liegen.
Für die Version mit integriertem Antwortmodus kann
die Auswertung manuell erfolgen, eine Tabelle im TM
(S. 21) gibt Aufschluss über Itemzuordnung und Polung.
Empfohlen wird jedoch die computergestützte Auswer-
tung. Eine entsprechende SPSS-Syntax ist im Anhang des
TM abgedruckt.
Für eine schriftliche Rückmeldung an die Probanden
stehen die Vordrucke Persönlichkeitsbild (Kurzfassung)
und Informationsbroschüre Persönlichkeitsbild (Langfas-
sung) zur Verfügung.
7. Gütekriterien
Zur Ermittlung der Gütekriterien und Normierung der Form
S wurden in über 50 Studien über mehrere Jahre N = 12.885
Personen befragt. Diese wurden nach definierten Aus-
schlusskriterien in eine nicht-klinische (N = 11.724) und in
eine klinische Stichprobe (N = 270, psychiatrische Patien-
ten, Patienten in Psychotherapie und Strafgefangene) un-
terteilt, die die Basis für die Analysen bildeten. Da die
nicht-klinische Stichprobe nicht repräsentativ für die Be-
völkerung der Bundesrepublik war, wurde aus dieser an-
hand der Merkmale Alter, Geschlecht und Bildungsstand
(verglichen mit den Angaben des statistischen Bundes-
amtes 2001) eine N = 871 Personen umfassende repräsen-
tative sekundäre Quotenstichprobe gezogen.
Für die Form F wurden N = 1.627 Probanden befragt,
von denen N = 1.547 in die Stichprobe aufgenommen wur-
den.
7.1 Objektivität. Durchführungs- und Auswertungsob-
jektivität sind durch die Fragebogenform mit gebundenen
Antworten und die standardisierte Art von Durchführung
(Instruktion) und Auszählung (Auswertungs- und Profil-
bögen) gesichert. Die Interpretationsobjektivität wird
durch die Normwerte und die ausführliche inhaltliche Be-
schreibung der Skalen (TM S. 32–47) gestützt.
7.2 Reliabilität. Für die Form S sind ausgewählte Werte
(Interne Konsistenz, Retestreliabilität) in Tabelle 1 darge-
stellt. Für die Form F beträgt Cronbachs Alpha N D = .92,
E D = .89, O D = .89, A D = .90 und C D = 93 (N = 1.547).
Weitere Werte (Retestreliabilität in verschiedenen Inter-
vallen, Stabilitätskoeffizienten, Profilreliabilität) sind im
TM dokumentiert, die insgesamt die Validität des NEO-PI-
R unterstreichen.
7.3 Validität. Im TM sind sehr umfassend verschieden-
artige Validitätsuntersuchungen für die Formen S und F
dargestellt. Für alle Items sind ausführliche Statistiken
(MW, SD, Schiefe, Exzess, Trennschärfe) verfügbar. Be-
richtet werden weiterhin Interkorrelationen der Skalen und
Facetten, faktorielle Validität, Übereinstimmung mit der
amerikanischen Faktorenstruktur und Kongruenzen der
Faktorenstrukturen in verschiedenen (Teil-)Stichproben.
Zahlreiche Faktorenanalysen aus verschiedenen Stu-
dien werden berichtet, bei denen das NEO-PI-R gemein-
sam mit anderen Fragebögen vorgegeben wurde, dazu
gehörten u.a. Gießen-Test (GT), Trierer Persönlichkeits-
fragebogen (TPF), Freiburger Persönlichkeitsinventar
(FPI-R), Bochumer Inventar zur berufsbezogenen Persön-
lichkeitsbeschreibung (BIP), Leistungsmotivationsinven-
tar (LMI), Myers-Briggs Typenindikator (MBTI), Fee-
lings, Reactions and Beliefs Survey (FRBS), 16-Persön-
lichkeits-Faktoren-Test Revidierte Fassung (16 PF-R),
Eysenck Personality Questionnaire – Form R (EPQ-R), Per-
sonality Research Form (PRF), Allgemeiner Interessen-
Strukturtest (AIST), Fragebogen zu Kompetenz- und Kon-
trollüberzeugungen (FKK), Bonner Test (Bote) oder Leis-
tungsprüfsystem (LPS). Die Faktorenstrukturen zeigen
recht übereinstimmend, dass sich die Skalen der anderen
Verfahren anhand ihrer Ladungen sinnvoll den NEO-PI-R
Dimensionen (Faktoren) zuordnen lassen.
Für die Form F (N = 750 Beurteilte) sind die Überein-
stimmungen anhand von Korrelationen zweier Beurteiler
(N r = .44, E r = .51, O r = .47, A r = .47, C r = .40, keine
Angabe von Signifikanzen) und sowie von Selbst- und
Fremdbeurteilung (N r = .53, E r = .61, O r = .53, A r = .47,
C r = .53, keine Angabe von Signifikanzen) für alle Dimen-
sionen und Facetten angeführt.
7.4 Normierung. Normwerte liegen als T-, Stanine- und
Prozentrangwerte für die Gesamtgruppe und die in den
Profilbögen spezifizierten Subgruppen (vgl. Pkt. 2) vor.
Im Anhang des TM (S. 194–201) sind weiterhin für die
Skala O der Form S getrennt nach Geschlecht, zwei Alters-
gruppen (16–19 Jahre, ab 30 Jahre) und Bildungsstand (mit
vs. ohne Hochschul- bzw. Fachhochschulreife) entspre-
chende Werte angeführt.
Mittelwerte und Standardabweichungen für Gesamt-
gruppe, repräsentative sekundäre Quotenstichprobe und
klinische Stichprobe sind ebenfalls dargestellt (TM S. 95–
102).
Im TM (S. 50–58) sind für individualdiagnostische Fra-
gestellungen (intra-, interindividuelle Vergleiche) wichti-
ge Informationen dargestellt, u.a. Standardmessfehler
und kritische Differenzen von T-Werten auf verschiede-
nen Signifikanzniveaus, Tabellen/Formeln/Beispiele für
Profilvergleiche.
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8. Kritik
8.1 Das sehr ausführliche, lesbare und gut strukturierte
Manual lässt beim Leser kaum Wünsche offen. Die Auto-
ren wählten eine empfehlenswerte „amerikanische Gliede-
rung“, d. h. nach einer knappen Einführung ist eine kurze
Inhaltsübersicht vorangestellt (TM S. 11–12), dann folgen
die praktischen Hinweise für die Anwendung, Durchfüh-
rung und Auswertung (S. 17–29) und danach erst alle not-
wendigen Angaben zu Entwicklung, Normierung, Validie-
rung usw.
Eine Danksagung im Teil zur Validität des TM (S. 174)
empfanden wir als fehlplaziert. Nicht immer wird im TM
ausdrücklich gesagt, ob die präsentierten Angaben sich
auf Form S oder F beziehen (etwa in den Tabellenüber-
schriften 57, 58, 59, 67).
Die Abb. 2 (TM S. 28) ist nicht wie im Text geschildert
ein Beispiel für eine Kurzform der Ergebnisrückmeldung,
sondern lediglich ein leerer Bogen Ergebnisrückmeldung
Kurzform.
Der Umfang des Handbuches würde u.E. die Erstel-
lung eines Schlag-/Stichwortverzeichnisses zur schnelle-
ren Orientierung rechtfertigen.
8.2 Die Big Five Persönlichkeitsfaktoren tragen ihren Na-
men nicht umsonst. Erwähnt werden soll dennoch, dass
es auch alternative oder weitergehende Persönlichkeits-
konzepte sowie kritische Befunde gibt (z. B. Becker, 2004).
So erfasst etwa das Hamburger Persönlichkeitsinventar
HPI sechs Persönlichkeitsdimensionen – die besagten Big
Five und den weiteren Faktor „Risikobereitschaft“ (vgl.
Berth & Brähler, 2003).
8.3 Kaum ein vergleichbares Persönlichkeitsverfahren
liegt in solch zahlreichen unterschiedlichen Sprachen wie
das NEO-PI-R vor. Die hohe Übereinstimmung zum ameri-
kanischen Original ist auf Grund der sich bietenden An-
wendungsmöglichkeiten daher besonders hervorzuhe-
ben.
8.4 Erwähnenswert ist die ausgeklügelte Abstimmung
zwischen Testheft und den Seiten des Antwortbogens,
welche die Auswertung entscheidend vereinfacht. Die
selbstdurchschreibenden Antwortbögen umfassen nur
eine Seite, sind somit sehr ökonomisch.
Allerdings sind die Antwortfelder für die 240 Items
notwendigerweise recht klein geraten. Dies macht das
Ausfüllen überaus anstrengend, Personen mit leichtgradi-
gen Sehbehinderungen werden Schwierigkeiten haben.
Verrutschen in den Zeilen usw. ist möglich. Die Bezeich-
nung der Spalten auf den Antwortbögen („Seite 4“ bis
„Seite 11“) ist falsch, da die Fragen in den Testheften auf
den Seiten 2–9 abgedruckt sind.
Korrekturen durch die Probanden erkennt man auf dem
Auswertungsbogen kaum. Das zeilenweise Addieren der
angekreuzten Werte bei der Auswertung ist auf Grund der
winzigen Zahlen recht anstrengend, Verrutschen in den
Zeilen möglich.
Bei der Auswertung von Fragebögen mit integriertem
Antwortmodus von Hand (ohne den Antwortbogen zu
verwenden) gilt es ebenfalls aufzupassen, weil zahlreiche
Items umkodiert werden müssen. Hier empfiehlt sich die
Verwendung von SPSS (s. 8.5).
8.5 Sehr gut gefiel uns die im Anhang des TM (S. 202–205)
vorgeschlagene SPSS-Anweisung zur Berechnung der
Skalenrohwerte. Deutlich besser wäre es allerdings, diese
Syntax als Datei zum kostenlosen Download auf die
Homepage des Verlages (http://www.testzentrale.de/?
mod=detail&id=249) oder der Autoren (vgl. 8.11) zu stel-
len. Da die Berechung von Faktorwerten (vgl. TM S. 26)
sehr aufwändig ist, könnten diese Routinen ebenfalls als
Syntax bereitgestellt werden.
8.6 Eine sehr gute und daher zur Nachahmung empfohle-
ne Idee ist die Bereitstellung von Materialien zur standar-
disierten Rückmeldung der Ergebnisse an den Probanden
in Kurz- und Langform. Auf dem einseitigen Bogen „Per-
sönlichkeitsbild Kurzfassung“ wäre allerdings eine knap-
pe Angabe des T-Werte-Bereichs sowie der Skalenbe-
zeichnung für den auswertenden Psychologen hilfreich.
Den im TM versprochenen Einschub für den Profilbogen
in der „Informationsbroschüre Langform“ konnten wir
nicht entdecken.
8.7 Die Untersuchungen zum NEO-PI-R erfolgten über-
wiegend an (Psychologie- ?)Studenten, daher sind Frau-
en, jüngere und gebildetere Personen in den verwendeten
Stichproben deutlich überrepräsentiert. Bei der Verwen-
dung der Profilbögen z. B. etwa Form S Männer/Frauen
21–24 Jahre zur Diagnostik einer Person mit keinem oder
einem niedrigeren Schulabschluss als Abitur ist dies zu
berücksichtigen, bzw. für die eindeutig bildungsabhängi-
ge Skala O besser auf die entsprechenden Tabellen im An-
hang des TM zurückzugreifen.
Über die einzelnen Studien (oftmals Diplom- oder Prak-
tikumsarbeiten, TM S. 80), in denen die insgesamt extrem
hohe Anzahl einbezogener Probanden gewonnen wurde,
werden im TM – sicher aus Gründen des Umfangs – keine
detaillierten Angaben gemacht.
8.8 Die Repräsentativität der aus der Gesamtstichprobe
gezogenen sekundären „repräsentativen“ Quotenstich-
probe ist zwar hinsichtlich Alter, Geschlecht und Bil-
dungsstand belegt. Jedoch wird zur Bildung repräsentati-
ver Stichproben nach den Richtlinien des ADM (Arbeits-
kreis Deutsche Marktforschungsinstitute) oft der Stadt-/
Land-Wohnort ebenfalls berücksichtigt. Empfehlenswert
wäre daher die eigenständige Erhebung einer repräsenta-
tiven Stichprobe gewesen.
8.9 Die Reliabilität einiger Facetten bei D < .70 ist kritisch
zu werten, z.B. „Werte“ (O) D = .53, „Gutherzigkeit“ (A)
D = .60, „Erlebnishunger“ (E) D = .60 (Form S, N = 11.724),
was jedoch in Zusammenhang mit der Länge der Skalen (je
8 Items) zu sehen ist.
8.10 Die Validierung des NEO-PI-R wurde außergewöhn-
lich gründlich vorgenommen und beschrieben. Die Aus-
sagen zur Validität beziehen sich jedoch zumeist „nur“ auf
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die Dimensionen des NEO-PI-R. Auf die Facetten, die eine
wesentliche Stärke der differenzierten Analyse der Persön-
lichkeit durch das Verfahren ausmachen, wird nicht bzw.
kaum eingegangen.
Die Interkorrelationen einiger Dimensionen/Facetten
(Form S) erscheinen relativ hoch, z. B. N × E r = –.27., N × C
r = –.37, E × O r = .40 (TM S. 109, ohne Angabe von
Signifikanzen), was jedoch dem amerikanischen Original
entspricht.
Für die Form F werden Validitätsbelege lediglich durch
die Übereinstimmung zweier Beurteiler, bzw. von Selbst-
und Fremdbeurteilung gezeigt – jedoch keine weiteren
Daten, etwa im Vergleich zu anderen (Selbstbeurteilungs-)
Verfahren. Die Korrelationen (vgl. 7.3) fallen zumeist auch
nicht besonders hoch aus.
Nach der Lektüre der entsprechenden Seiten im TM
stellt sich die Frage, was das NEO-PI-R eigentlich nicht
misst. Oder mit anderen Worten: Befunde zur diskriminan-
ten/konkurrenten oder auch prognostischen Validität feh-
len.
8.11 „Für das deutsche NEO-PI-R-Manual wurden bislang
keine Gruppenprofile oder Normen für Probandengruppen
mit spezifischen Störungsbildern entwickelt“ (TM, S. 48.).
Ausnahme bilden MW und SD der recht inhomogenen so
genannten „Klinischen Stichprobe“ (Strafgefangene, Pa-
tienten) im TM (S. 102). Differenzierte Werte wären jedoch
sehr interessant, da Persönlichkeitsbögen oft in klinischen
Settings eingesetzt werden und individuelle Vergleiche mit
der Normalbevölkerung unter bestimmten Umständen zu
unkorrekten Aussagen führen können.
Die Autoren bitten daher Nutzer um die Daten spezifi-
scher Gruppen, um eine Informationsdatenbank für das
deutsche NEO-PI-R zu schaffen, die im Internet frei
zugänglich gemacht werden soll (http://www.uni-biele-
feld.de/psychologie/personen/ae04/ostendorf.html). Die-
se hervorragende Idee wurde bislang leider noch nicht
verwirklicht.
8.12 Mit den Profilbögen und den im TM abgedruckten
Werten liegen insgesamt mehr als 20 verschiedene Nor-
mierungsmöglichkeiten (Form S) zur Einordnung individu-
eller Werte vor. Diese Fülle stellten den Nutzer allerdings
vor eine gewisse „Qual der Wahl“. Für die Form S existie-
ren deutlich weniger Normwerte. So gibt es etwa für „älte-
re“ Befragte nur Werte für Personen ab 30 Jahren.
8.13 Das NEO-PI-R ist ein sehr umfangreicher Fragebo-
gen. Wenn lediglich die fünf Hauptdimensionen interes-
sieren, kann auf andere Instrumente zurückgegriffen wer-
den, z. B. die Kurzform NEO-FFI (Borkenau & Ostendorf,
1993). Die Items der Kurzform NEO-FFI sind vollständig
und identisch im NEO-PI-R enthalten, ohne dass dies nä-
her erläutert wird und so den Einsatz lediglich der Kurz-
form erlauben würde. In den USA werden NEO-PI-R und
NEO-FFI zusammen vertrieben.
8.14 Der von den Autoren genannte Zeitbedarf zum Aus-
füllen erscheint nicht realistisch und dürfte wohl wesent-
lich höher liegen. Bei den im TM veranschlagten 40 Minu-
ten ergibt sich pro Item eine Antwortzeit zum Lesen, Ent-
scheiden und Ankreuzen von nur 10 Sekunden.
8.15 Ausführliche und konkrete Interpretationsbeispiele
für NEO-PI-R-Profile (zur Sicherung der Interpretations-
objektivität) – auch wenn die Big Five bei den meisten
Anwendern hinlänglich bekannt sein dürften – fehlen.
Dies hätte u.E. gut zur Ergänzung der im TM (S. 59–71)
geschilderten Anwendungsbereiche (Beratung, Klinische
Psychologie und Psychiatrie; Verhaltensmedizin und Ge-
sundheitspsychologie; Berufsberatung, Arbeits- und Or-
ganisationspsychologie; Pädagogisch-psychologische
Forschung) beitragen können.
8.16 Weitere Kritikpunkte finden sich z. B. bei Lyner (2004)
oder Muck (2004).
9. Empfehlung
Das NEO-PI-R ist ein international weitverbreitetes Ver-
fahren und kann in der vorliegenden deutschen Version
(Form S) zur Bestimmung der Big-Five-Persönlichkeitsfak-
toren und insbesondere deren Facetten empfohlen wer-
den.
Literatur
Becker, P. (2004). Zur Replizierbarkeit und Interkorrelations-
struktur der Faktoren im revidierten NEO-Persönlichkeits-
inventar (NEO-PI-R) und Trierer Integrierten Persönlich-
keitsinventar (TIPI). Diagnostica, 50, 39–48.
Berth, H. & Brähler, E. (2003). HPI. Hamburger Persönlich-
keitsinventar (Testrezension). Diagnostica, 49, 188–191.
Borkenau, P. & Ostendorf, F. (1993). NEO-Fünf-Faktoren In-
ventar nach Costa und McCrae. Göttingen: Hogrefe.
Costa, P. T. & McCrae, R. R. (1992). Revised NEO Personality
Inventory (NEO-PI-R) and NEO Five Factor Inventory. Pro-
fessional Manual. Odessa: Psychological Assessment Re-
sources.
Lyner, K. (2004). Ostendorf, F. & Angleitner, A. (2004). NEO-
Persönlichkeitsinventar nach Costa und McCrae: Revidierte
Fassung (NEO-PI-R). (Rezension). Zeitschrift für Klinische
Psychologie und Psychotherapie, 33, 237–239.
Muck, P. M. (2004). Rezension des „NEO-Persönlichkeitsin-
ventar nach Costa und McCrae (NEO-PI-R)“ von F. Osten-
dorf und A. Angleitner. Zeitschrift für Arbeits- und Organi-
sationspsychologie, 48, 203–210.
Tupes, E. C. & Christal, R. E. (1961). Recurrent personality
factors based on trait ratings. USAF ASD Technical Report
No. 61–97, Lackland Air Force Base, Texas.
Dr. rer. medic. Hendrik Berth, Dipl.-Psych.
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie
Fetscherstr. 74
01307 Dresden
E-Mail: berth@inhaltsanalyse.de
Dr. rer. nat. Susanne Goldschmidt, Dipl.-Psych.
Selbständige Abteilung für Medizinische Psychologie
und Medizinische Soziologie der Universität Leipzig
Philipp-Rosenthal-Str. 55
04103 Leipzig
E-Mail: susanne.goldschmidt@medizin.uni-leipzig.de
DOI: 10.1026/0012-1924.52.2.95
... Before giving the fitting procedure of the proposed model in detail (see Section 3) we consider an illustrative example. The data considered here are the responses of 1000 subjects on the 8 items of the sub-facet Achievement striving of the factor Conscientiousness of the German version of the NEO personality inventory revised (NEO-PI-R; Ostendorf and Angleitner, 2004). The 1000 subjects were randomly drawn out of the 11,724 cases of the norm data set. ...
... The major domain Conscientiousness is described in the manual as degree of organization, persistence, control and motivation in goal directed behaviour and the sub-facet Achievement striving as need for personal achievement and sense of direction (Ostendorf and Angleitner, 2004). ...
... The major domain Openness to Experience is described in the manual as the active seeking and appreciation of experiences for their own sake. Here we analyse the two sub-facets Fantasy (receptivity to the inner world of imagination) and Actions (openness to new experiences on a practical level ) (Ostendorf and Angleitner, 2004). Each of the items again has five categories. ...
Preprint
Various methods to detect differential item functioning (DIF) in item response models are available. However, most of the methods assume that the responses are binary, for ordered response categories available methods are scarce. In the present paper DIF in the widely used partial credit model is investigated. An item-focussed tree is proposed that allows to detect DIF-items, which might affect the performance of the partial credit model. The method uses tree methodology yielding a tree for each item that is detected as DIF-item. The resulting trees show which variables induce DIF and in which way. The visualization as trees makes the results easily accessible. The method is compared to an alternative approach, simulations demonstrate the performance of the method and an application illustrates how it works for real data.
... Intellectual curiosity. Intellectual curiosity was measured with the Ideas facet of the openness to experience scale from the German version of the NEO-PI-R questionnaire (Ostendorf & Angleitner, 2004). Seven items were used (sample item: "I like to solve complex problems"; the internal consistency, computed as Cronbach's alpha, was α = .77). ...
... As participants knew that they would be tested on the content of the hypertext before they read the text, information seeking could have been motivated by the desire to perform well on the test rather than curiosity. Thus, we controlled for trait conscientiousness, which was assessed with the respective scale of the German version of the NEO-PI-R questionnaire (Ostendorf & Angleitner, 2004; 48 items, sample item: "I work hard to achieve my goals"; α = .92). Furthermore, we controlled for the effects of self-rated previous knowledge on the history of the Panama Canal with one self-developed item ("How do you rate your previous knowledge about the Panama Canal?") with a response Figure 1. ...
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Intellectual curiosity and personal interest are both believed to spark information seeking and facilitate learning. In two preregistered studies (Study 1: exploratory lab study, N = 312; Study 2: online conceptual replication study, N = 960), we investigated effects of curiosity and interest on participants’ information seeking as they studied a hypertext on a historical topic. We captured their behavioral traces with log files. We also examined effects of curiosity, interest, and information-seeking behaviors on knowledge attainment. In both studies, latent profile analyses based on behavioral trace data revealed more adaptive information-seeking profiles (e.g., broad and deep-diving information searches, Study 1, or only broad information search, Study 2) and less adaptive (e.g., disengaged) information-seeking profiles. More adaptive profiles were consistently related to better knowledge test performance. Curiosity and interest positively predicted more adaptive information seeking (Study 1) and knowledge test performance (Study 2); however, these effects were inconsistent across study contexts. Furthermore, curiosity and interest did not interact in predicting information seeking and knowledge attainment (Studies 1 and 2). Overall, our work extends the understanding of how intellectually curious and interested individuals learn and attain knowledge and underscores the promise of using behavioral trace data to study interindividual differences.
... Intellectual curiosity. Intellectual curiosity was measured with the Ideas facet of the openness to experience scale from the German version of the NEO-PI-R questionnaire (Ostendorf & Angleitner, 2004). Seven items were used (sample item: "I like to solve complex problems"; the internal consistency, computed as Cronbach's alpha, was α = .77). ...
... As participants knew that they would be tested on the content of the hypertext before they read the text, information seeking could have been motivated by the desire to perform well on the test rather than curiosity. Thus, we controlled for trait conscientiousness, which was assessed with the respective scale of the German version of the NEO-PI-R questionnaire (Ostendorf & Angleitner, 2004; 48 items, sample item: "I work hard to achieve my goals"; α = .92). Furthermore, we controlled for the effects of self-rated previous knowledge on the history of the Panama Canal with one self-developed item ("How do you rate your previous knowledge about the Panama Canal?") with a response Figure 1. ...
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Intellectual curiosity and personal interest are both believed to spark information seeking and facilitate learning. In two preregistered studies (Study 1: exploratory lab study, N = 312; Study 2: online conceptual replication study, N = 960), we investigated effects of curiosity and interest on participants’ information seeking as they studied a hypertext on a historical topic. We captured their behavioral traces with log files. We also examined effects of curiosity, interest, and information-seeking behaviors on knowledge attainment. In both studies, latent profile analyses based on behavioral trace data revealed that some information-seeking profiles were more adaptive (e.g., broad and deep-diving information seeking, Study 1; broad information seeking, Study 2) and some were less adaptive (e.g., disengaged). More adaptive profiles were consistently related to better knowledge test performance. Curiosity and interest positively predicted more adaptive information seeking (Study 1) and knowledge test performance (Study 2); however, these effects were inconsistent across study contexts. Furthermore, curiosity and interest did not interact in predicting information seeking or knowledge attainment (Studies 1 and 2). Overall, our work extends the understanding of how intellectually curious and interested individuals learn and attain knowledge and underscores the promise of using behavioral trace data to study interindividual differences.
... Questionnaire. Participants completed the German version of the extraversion and agreeableness items of the NEO Personality Inventory Revised (NEO-PI-R; Ostendorf & Angleitner, 2004;after Costa & McCrae, 1992), which is a self-report measure of the 'Big Five' personality traits as defined in the Five-Factor-Model of personality (FFM; Digman, 1990). The NEO-PI-R items require responses on a 5-point Likert scale ranging from strongly agree to strongly disagree. ...
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The multiplicity of defensible strategies for processing and analysing data has been implicated as a core contributor to the replicability crisis, creating uncertainty about the robustness of a result to variations in data processing choices. This issue is exacerbated where a large number of data processing pipelines are defensible, and where there is great heterogeneity in the pipelines applied in the literature, such as in processing and analysing electroencephalography (EEG) signals. In a multiverse analysis, equally defensible pipelines are computed and the robustness of the result to these variations is reported. However, a large number of defensible pipelines is sometimes infeasible to compute exhaustively, and researchers rely on sampling approaches. In these cases, pipelines are sampled from the full multiverse and the robustness is reported across these samples, assuming that they are representative for the entire multiverse. However, different sampling methods may yield different robustness results, introducing what we term multiverse sampling uncertainty. To illustrate, we computed a 528-pipeline multiverse analysis on EEG-recordings during an emotion classification task aiming to predict extraversion scores from the Late Positive Potential. We applied three sampling methods (random, stratified, and active learning) to sample 26 pipelines (5%), and evaluated the results in terms of the representativeness of the distribution of model fits to that of the full multiverse. Our results highlight variability in the representativeness of the distribution of model fits between samples. The active learning sample most closely represented the median model fit of the full multiverse. The need for representative pipeline sampling to mitigate bias in large multiverse analyses is discussed.
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Gender differences in personality are typically summarised using broad trait domains. To acknowledge personality traits’ multidimensionality, we studied gender differences on different levels of the personality hierarchy. Using data spanning 74 countries and four different inventories, we compared the multivariate and univariate associations of gender with aggregate trait domains and facets, and unaggregated items as markers of trait nuances. Many gender differences were specific to narrow traits and geographical contexts. While gender is accurately predictable by aggregating small gender differences in multiple traits (multivariate gender difference), individual traits cannot be accurately predicted from gender (univariate gender differences), making many simplistic statements about gender differences inconsistent with data.
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Introduction How does a student's personality development relate to the personality of their classmates? The school class builds a pertinent comparison group during adolescence that has been identified as a critical factor in students' development of abilities and self‐perceptions. This study empirically tests the impact of classroom personality composition on changes in adolescents' Big Five personality traits. We hypothesized positive associations between class‐level openness and conscientiousness and the individual development of these traits given their role in academic performance. Method To test these hypotheses and explore additional composition effects, we employed three approaches of multilevel structural equation modeling on two large longitudinal samples of German adolescents ( N 1 = 5470; N 2 = 788). Results Our analyses yielded two principal findings: First, individual personality levels remained highly stable across different time periods. Second, contrary to our hypotheses, baseline class‐level openness and conscientiousness were not positively linked to individual personality development. Instead, there were some indications that higher class‐level openness was negatively linked to individual openness to experiences at the second measurement point. Conclusions We discuss the absence of systematic composition effects at the classroom level and consider methodological challenges in investigating these effects.
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Zusammenfassung. Das Fünf-Faktoren-Modell in seiner Konzeption und Operationalisierung von Costa und McCrae (1992) gilt derzeit als das elaborierteste Eigenschaftsmodell der Persönlichkeit. Es ist hierarchisch strukturiert und unterscheidet - neben den fünf varianzstarken Persönlichkeitsfaktoren (Neurotizismus, Extraversion, Offenheit für Erfahrungen, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit) - auf einer spezifischeren Ebene 30 Facetten, von denen je sechs einem Persönlichkeitsbereich zugeordnet werden. Das NEO-PI-R in der hier vorliegenden Übersetzung von Ostendorf und Angleitner (2004) bildet die Originalstruktur in hervorragender Weise nach. Alle Kennwerte sprechen für eine gelungene Übertragung in den deutschen Sprachraum. Lediglich fehlende kriteriumsbezogene Validitätsbefunde trüben das ansonsten positive Bild. Hier kann allerdings auf die Forschung mit dem US-amerikanischen Original verwiesen werden. Für die Organisationspsychologie im Allgemeinen und die Berufseignungsdiagnostik im Besonderen stellt sich außerdem die Frage nach der Brauchbarkeit eines nicht explizit berufsbezogenen Verfahrens.
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Zusammenfassung. Protagonisten des Funf-Faktoren-Modells der Personlichkeit vertreten haufig die Annahme, dass es sich bei den Big Five um gut replizierbare und unabhangige Faktoren handele. Diese Hypothesen werden am Beispiel der deutschen Version des revidierten NEO-Personlichkeitsinventars (NEO-PI-R) und des Trierer Integrierten Personlichkeitsinventars (TIPI) sowohl durch eine Literaturanalyse als auch in einer empirischen Studie an 255 Erwachsenen uberpruft. Dabei gelangt eine konfirmatorische Faktorenanalyse mit simultaner Bestimmung von funf NEO-PI-R- und vier TIPI-Faktoren zur Anwendung. Es zeigt sich, dass - von Verfahren abgesehen, die explizit am Vorbild des NEO-PI-R orientiert sind - weder die vom NEO-PI-R erfassten Big Five in anderen diagnostischen Verfahren exakt repliziert werden noch die NEO-PI-R Big Five unabhangig sind.
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ABSTRACT Intercorrelations among ratings on 35 personality traits, selected as representative of the personality domain, were obtained for eight samples. These samples differed in length of acquaintanceship from 3 days to more than a year; in kind of acquaintanceship from assessment programs in a military training course to a fraternity house situation; in type of subject from airmen with only a high-school education to male and female undergraduate students to first-year graduate students; and in type of rater from very naive persons to clinical psychologists and psychiatrists with years of experience in the evaluation of personality. Centroid or multiple-group factors were extracted and rotated orthogonally to simple structure. For one study, an independent solution was obtained in which analytic rotations were accomplished on an IBM 650 computer using Kaiser's normal varimax criterion. Five fairly strong and recurrent factors emerged from each analysis, labeled as (a) Surgency, (b) Agreeableness, (c) Dependability, (d) Emotional Stability, and (e) Culture.
NEO-Fünf-Faktoren Inventar nach Costa und McCrae
  • P Borkenau
  • F Ostendorf
Borkenau, P. & Ostendorf, F. (1993). NEO-Fünf-Faktoren Inventar nach Costa und McCrae. Göttingen: Hogrefe.
NEO-Persönlichkeitsinventar nach Costa und McCrae: Revidierte Fassung (NEO-PI-R). (Rezension). Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie
  • K Lyner
  • F Ostendorf
  • A Angleitner
Lyner, K. (2004). Ostendorf, F. & Angleitner, A. (2004). NEO-Persönlichkeitsinventar nach Costa und McCrae: Revidierte Fassung (NEO-PI-R). (Rezension). Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie, 33, 237-239.
  • P T Costa
  • R R Mccrae
Costa, P. T. & McCrae, R. R. (1992). Revised NEO Personality Inventory (NEO-PI-R) and NEO Five Factor Inventory. Professional Manual. Odessa: Psychological Assessment Resources.