In der Literatur werden zwar zahlreiche Einflussfaktoren von Leseaktivitäten und Leseverständnis beschrieben, jedoch fehlt eine systematische Untersu- chung der Kombination verschiedener Wirkfaktoren. Um das komplexe Bedin- gungsgefüge von Lesekompetenz bei Erwachsenen und Kindern genauer zu untersuchen, werden drei Studien durchgeführt. Es werden kausale Modelle entwickelt, die die Effekte von individuellen Faktoren und Sozialisationsfaktoren integrieren. Anhand von Strukturgleichungsmodellen wird die Gültigkeit dieser Modelle überprüft. Sowohl für Erwachsene als auch für Kinder zeigt sich ein beträchtlicher Einfluss von freiwilligen Leseaktivitäten auf das Leseverständnis. Freiwillige Leseaktivitäten werden stark beeinflusst von der intrinsischen Lese- motivation, die wiederum begünstigt wird durch ein positives Leseselbstkon- zept. Dabei erweisen sich das Leseselbstkonzept, die intrinsische Lesemotiva- tion und freiwillige Leseaktivitäten als unabhängig von der Intelligenz. Als zen- trale Einflussvariable von Lesekompetenz ist die Ausbildung anzusehen. Bei Erwachsenen gehen mit steigender Ausbildung ein besseres Leseselbstkonzept und ein höherer Berufsstatus einher, die wiederum häufigere Lese- und Schreibaktivitäten in der Freizeit und bei der Arbeit zur Folge haben und das Leseverständnis begünstigen. Eine gute Ausbildung wirkt sich auch positiv auf die Förderung ihrer Kinder aus. Je höher die Ausbildung der Eltern, desto häu- figer beschäftigen sie sich mit ihren Kindern in Form von gemeinsamen sprach- lichen Aktivitäten im frühen Kindesalter, desto günstiger ist das familiäre Lese- klima und desto stärker ist die Vorbildfunktion der Mütter hinsichtlich freiwilliger Leseaktivitäten. Diese Förderung erfolgt unabhängig von der Intelligenz der Kinder und wirkt sich positiv auf Selbstkonzept, Motivation, Leseaktivitäten und Leseverständnis aus. Es werden also schon in der frühen Kindheit Unter- schiede in der Lesekompetenz angelegt, die sich bis in das hohe Erwachse- nenalter hinein vergrössern und von Generation zu Generation weitergegeben werden. Die in der Literatur beschriebenen Einzelbefunde zur Lesekompetenz finden in einem komplexen Bedingungsgefüge Bestätigung. Zudem werden neue Wirkungswege aufgezeigt, aus denen Ansätze für Fördermassnahmen abgeleitet werden. Schlagwörter: Lesekompetenz, Literalität, Leseverständnis, Leseaktivitäten, Lesesozialisation, Lesemotivation, Leseselbstkonzept, Leseklima, Lesefähig- keiten, Lesetätigkeiten, Lesen, Kulturelles Kapital, Strukturgleichungsmodelle Though in the literature numerous influencing factors of reading activities and reading comprehension are described, however, a systematic investigation of the combination of different influencing factors is absent. To examine more detailed the complex causal structure of reading literacy in adults and children, three studies are conducted. Causal models are developed which integrate the effects of individual factors and socialisation factors. On the basis of structural equation modeling the validity of these models is investigated. For adults as well as for children a substantial influence of voluntary reading activities on reading comprehension is evidenced. Voluntary reading activities are strongly influenced by intrinsic reading motivation which is favoured by a positive reading self-concept. Reading self-concept, intrinsic reading motivation and voluntary reading engagement turn out to be independent of intelligence. As a key variable of influence for the development of reading literacy education emerges. The higher the education in adults, the better their reading self- concept and the higher their occupational status, which entail higher frequencies of reading and writing activities in leisure time and at work and promote reading comprehension. Good education also shows a positive effect on the support of their children in terms of common language activities in early childhood, a favourable family reading climate and the exemplary function of mothers’ voluntary reading activities. This support occurs regardless of the intelligence of the children and affects positively reading self-concept, reading motivation, reading activities and reading comprehension. Thus differences in reading literacy emerge quite early, increase in the course of life till late adulthood and are transmitted from generation to generation. The single findings about reading literacy described in the literature find confirmation in complex causal models. Besides, new pathways of effects are indicated from which support measures are derived. Keywords: Literacy, reading literacy, reading skills, reading comprehension, reading activities, reading engagement, reading socialization, reading motivation, reading self-concept, reading, cultural capital, structural equation modelling