1.1 Hintergrund und Ziele Aufgrund der alternden Bevölkerung steigen die Fallzahlen aneurysmatischer subarachnoidaler Blutungen (aSAB) der älteren Patienten (Alter ≥ 65 Jahre) stetig an. Die Therapie mittels minimalinvasiver Coilembolisation steht sowohl bei rupturierten als auch nicht rupturierten Aneurysmen älterer Patienten im Vordergrund, sie ist technisch jedoch nicht immer möglich. Die Frage ist allerdings, ob das Clipping über eine Trepanation im erhöhten Lebensalter eine gleichwertige Behandlungsalternative darstellt. Diese retrospektive Studie vergleicht klinische und radiologische Parameter sowie das klinische Outcome nach der offenen Aneurysmaklippung zwischen jüngeren Patienten mit denen von über 65 Jährigen. 1.2 Methoden In dieser retrospektiven Single Center Studie der Universitätsklinik Erlangen wurden 347 Patienten (107 männlich, 240 weiblich; Durchschnittsalter 53,2 Jahre ± 11,4, Spanne 16-83 Jahre) in einem Zeitraum von 7 Jahren aufgrund inzidenteller und rupturierter akuter Aneurysmen analysiert. Die Kontrollgruppe (n=290) bestand in Patienten, die das 65. Lebensjahr noch nicht erreicht hatten, darunter 197 Frauen und 93 Männer, mit einem Durchschnittsalter von 49,7±8,8 (Median: 50,0; Variationsbreite: 16-64). Die Altersgruppe der älteren Patienten (n=57) bestand aus zum Zeitpunkt der Einlieferung 65 Jahre oder älterer Patienten (14 männlich, 43 weiblich; Durchschnittsalter: 70,9±4,4 Jahre, Altersmedian: 70,0, Variationsbreite: 65-83 Jahre). Innerhalb der älteren Patientenkohorte wurden mittels chirurgischem Aneurysmaclipping 26 Patienten nach akuter subarachnoidaler Blutung und 28 Patienten aufgrund inzidenteller Aneurysmen operiert. In der Kontrollgruppe wurden 146 Patienten nach akuter Blutung und 104 zur präventiven Versorgung inzidenteller Aneurysmen mittels Clipping versorgt. Klinische Einschätzung und radiologisches Ausmaß der SAB sowie klinisches Outcome wurden anhand des Hunt und Hess Klassifikation, der Fisher-CT-Klassifikation sowie dem Glasgow Outcome Wert (GOS Klassifikation) verglichen. 1.3 Ergebnisse Nach erfolgter klinischer Aufnahme wurden die Patienten anhand der Hunt und Hess Klassifizierung (Grad 1-5; leichte Kopfschmerzen und Meningismus bis hin zu Koma und Dezerebrationszeichen) eingeteilt. Es zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen den Werten älterer SAB Patienten und der Kontrollgruppe (3,0 vs 2,4) nach akuter Blutung (p=0.067). Es ließ sich unabhängig von der Altersgruppe ein gegengerichteter Zusammenhang mit dem GOS-Wert nach akuter SAB feststellen. Je schlechter die Einteilung im Hunt und Hess Score ausfiel (Annäherung an Grad=5), desto niedriger waren die Werte des GOS (Annäherung an Grad=1) (p<0,001 r=-0,431), das heißt, desto schlechter war das klinische Outcome der betroffenen Patienten. Es konnte gefolgert werden, dass der klinische Zustand der Patienten zum Zeitpunkt der Einlieferung maßgeblich für deren spätere Prognose war. Zudem ließ sich kein signifikanter Unterschied des Fisher-CT-Scores zwischen den beiden Altersgruppen (3,1 versus 3,1) ermitteln (p=0.574). Somit war die im CT sichtbar ausgetretene subarachnoidale Blutmenge von ähnlichem Ausmaß. Doch auch hier zeigte sich insgesamt ein altersunabhängiger, gegengerichteter Zusammenhang zwischen der Fisher-CT-Einteilung sowie dem zu erwartenden klinischen Outcome nach akuter SAB. Je höher die Einstufung im Fisher-CT-Score war, das heißt, je mehr Blut vorhanden war, desto schlechter waren die Werte beim GOS und ungünstiger die individuelle Prognose (p<0.001, r=-0,268). Ohne weitere Signifikanz stellte sich die Aneurysmagröße im Vergleich beider Altersgruppen dar (rupturierte Aneurysmen älterer Patienten 6,1mm; inzidentelle Aneurysmen älterer Patienten 6,4mm versus rupturierte Aneurysmen der Kontrollgruppe 6,7mm und inzidentelle Aneurysmen der Kontrollgruppe 6,2mm; p=0.440). Somit waren die technischen Herausforderungen in beiden Gruppen gleich. In den meisten Fällen präsentierten sich akut blutende Aneurysmen der Kontrollgruppe an der A. communicans anterior (Kontrollgruppe: n=75; 42,6%), hingegen zeigten sich rupturierte Aneurysmen der älteren Patienten überwiegend an der A. cerebri media (n=12; 41,4%) und nur zu 24,1% (n=7) an der A. communicans anterior (p=0.119). Innerhalb der Kontrollgruppe handelte es sich bei inzidentellen Gefäßaussackungen gehäuft um Aneurysmen der A. cerebri media (n=54;47,4%) sowie bei den älteren Patienten um Aneurysmen der A. communicans anterior (n=13; 46,4%) (p=0.111). Diese Unterschiede innerhalb der Altersgruppen waren nicht signifikant. Sowohl bei akuten SAB Patienten als auch bei inzidentellen Aneurysmen konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Alter und der Lokalisation nachgewiesen werden. Das Alter der Patienten hatte nach akuter SAB signifikante Auswirkung auf das zu erwartende Outcome (p<0.001). In der Kontrollgruppe betrug der durchschnittliche GOS-Wert nach akuter SAB 4,14±1,16 (Median: 5,00), wohingegen der durchschnittliche GOS-Wert nach akuter SAB der älteren Patientenkohorte bei 3,03±1,43 (Median: 3,00) lag. Je älter die Patienten bei einsetzender Blutung waren, desto schlechter deren Prognose. Nach Clipping inzidenteller Aneurysmen wurde das Outcome älterer Patienten mit einem durchschnittlichen GOS-Wert von 4,5±0,8 (Median: 5,0; Variationsbreite: 2-5) bemessen. Im Vergleich dazu lag der GOS-Wert der jüngeren Patientengruppe bei 4,8±0,4 (Median: 5,0; Variationsbreite: 4-5) nach Clipping inzidenteller Aneurysmen. 1.4 Schlussfolgerung Entsprechend der neurologischen Verfassung zum Zeitpunkt der Einlieferung und nach computertomographischer Bildgebung ließen sich unabhängig vom Alter erste Aussagen über das Outcome nach SAB treffen. Je schlechter die neurologische Verfassung der Patienten und je größer die gefundene Blutmenge im CT war, desto schlechter war die zu erwartende Prognose. Zudem zeigte der ermittelte Glasgow Outcome Scale bei chirurgischer Versorgung mittels Clippings akuter Aneurysmen älterer Patienten signifikant schlechtere Ergebnisse als bei identischer Versorgung jüngerer Patienten. Davon abzuleiten war das steigende Alter bei akuter SAB als ein Indikator einer ungünstigeren Prognose. Hingegen ließ sich kein signifikanter Unterschied beider Altersklassen hinsichtlich des Outcomes nach operativer Versorgung inzidenteller Aneurysmen nachweisen. Das Outcome nach chirurgischem Clipping inzidenteller Aneurysmen war in beiden Altersgruppen gleich gut. Somit spielte das Alter der Patienten in der präventiven Versorgung blander Gefäßaussackungen nur eine untergeordnete Rolle und folglich ist bei älteren Patienten – wenn eine Coilembolisation nicht möglich ist – auch die Operation eine gute Behandlungsalternative. Nur in der Gruppe der älteren Patienten nach rupturierten Aneurysmen mit akuter Subarachnoidalblutung zeigte sich ein signifikanter Unterschied mit schlechterem Outcome gegenüber der jüngeren Gruppe, was am Ehesten der Multimorbidität älterer Patienten geschuldet scheint. In dieser Patientengruppe ist die minimalinvasive Coilembolisation in jedem Fall, wenn möglich, vorzuziehen.