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Destruktive Tendenzen und Adoleszenz
Kunsttherapie als Chance, Lebensprobleme zu bearbeiten und
konstruktive Lebensperspektiven zu erschließen
Joachim Bröcher
Musik-, Tanz- und Kunsttherapie, 5(2), 114–123
Hogrefe-Verlag, Göttingen, 1994
tt4
Destruktive
Tendenzen
und
Adoleszenz
-
,Kunsttherapie
als
Chance,
Lebensprobleme
zu bearbeiten
und
konstruktive
Lebensperspektiven
zu
erschließen
Joachim
Bröcher
Destructive
Tendencies
and
Adolescence
Art
Therapy
as
a Chance
to Work
Through
Pro-
blems
and
to
Find
More
Constructive
Prospects
In
this article,
pictures of
asocial
adolescents
are
examined
from the
point
of
view
of
unresolved
psychosocial
conflicts,
ego-structural
peculiarities,
specific
ways
of coping
with
a situ;tion,
in conneötion
with
the
typical
biography
of
the
subjects.
Destructive
ways
of
coping
decrease
when
it is
possible to
work
on the
biographical
and
social
experiences
on a
pictorial basis.
Key
words
Adolescence
-
art
therapy
-
biography
-
coping
-
destructiveness
-
special
education
-
outlook
on life
-
violence
Jugendgewalt:
durchgreifen
oder
therapieren?
,,In
der
Gazetta
stand
das
Üblictre
über
Gewalttaten
und
Banküberfälle...Und
da
war
ein bolschiger
Artikel
über
die
moderne
Jugend
(womit
ich
gemeint war, also
machte ich
die
alte
Verbeugung
und
grinste
wie bezumnie),
von
irgend-
einem
sehr
schlauen
Tschelloveck
mit Glatze...Dieser
ge-
lehrte
Veck sagte
die
üblichen
Wetsches
über
das
Fehlen
von
elterlicher
Autorität
und
Disziplin,
wie er
es
nannte,
und
die
Knappheit
an
richtigen
Horrorschaulehrern,
die
sich
nicht
scheuten,
ihre
Schüler
ordentlich
z:ubtezelt,
bis
sie
um
Gna-
Musik-,
Tanz-
und Kunsttherapie,
1994,
5, ll4-123
Verlag
fü
r Angewandte
Psychologie
(Verlagsgruppe Hogrefe),
Göttingen
Zusammenfassung
Die destruktiven,
zum
Teil
rechtse:
tärbten
Potentiale
von
seiten
vieler
Jugen'
derschulen
für
Erziehungshilfe
können
ver
auf dem
Hintergrund
ungelöster
psychosoi
ich-struktureller
Besonderheiten
und
spezifi
tungsmechanismen.
Die
Lebensgeschichte
e
Adoleszenten
wird
betrachtet
als
eingebettet
kulturellen
Kontext,
der
selbst
destruktivt
halten
oder
begünstigen
kann.
Bildgestaltun
tensauftälliger
Jugendlicher
werden
unter
I
untersucht.
Destrukive
Bewältigungsversu<
wenn
es
gelingt, die
biographischen
und
g
Erfahrungen
der
Jugendlichen
auf bildhafte
beiten.
Über
die
verbale
Exploration
könne:
wältigungsstrategien
für
die
aktuellen
unc
Lebensprobleme
der
Jugendlichen
erarbeil
Lebensperspektiven
erschlossen
werden.
Schlagworte
Adoleszenz
-
KunsttheraPie
-
Bic
fliktbewältigung
-
Destruktivität
-
Sonc
bensperspektive
-
Gewalt
de
wimmerten."
So
der
etwa
fünfzehnjähr
gendliche
Antiheld
in
Burgess'
"A
Clocku
So
ähnlich
würden
unsere
pädagogi
gen wohl
auch
von
auffälligen
Jugendlich
würden
sich
unsere
Interventionen
an dem
zur
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vielfach
in der
Öffentlichkeit
gefor
zer
setzei,
Durchgreifen,
Strafen.
Alex'
SPrach-
und
Denkmuster
klir
der
Szene
vertraut.
Durch
das
Selbst-
und
V
Jugendlichen
ziehen
sich
wie
eine
roter
Fad
dale,
eine
ablehnende
Haltung
gegenüber
c
chen
Institutionen
und
demokratischen
S
Verbindung
mit
rechtsextremistisch
gefärbt
Diese
Phänomene
existieren
längst
nicht
:
Iendenzen
und Adolesz enz
-
s
Chance,
Lebensprobleme
zu bearbeiten und
konstruktive
-en
zu erschließen
cies and Adolescence
-hance
to Work Through
Pro-
\Iore Constructive
Prospects
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adolescents are
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when
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and social experiences
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life
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ein bolschiger
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also
machte
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nannte, und die
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die
sich
nicht
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zu brezeln.
bis sie um Gna-
:.
-y9-1.
-i.
11.+-123
r:
\
eriagsgruppe
Hogrefe), Göttingen
Zusammenfassung
Die destruktiven,
zum Teil rechtsextremistisch
ge-
färbten Potentiale von seiten
vieler Jugendlicher
an Son-
derschulen
für Erziehungshilfe
können
verstanden
werden
auf dem
Hintergrund ungelöster
psychosozialer Konflikte,
ich-struktureller
Besonderheiten
und spezifischer
Verarbei-
tungsmechanismen.
Die Lebensgeschichte
eines
dissozialen
Adoleszenten wird betrachtet
als eingebettet
in einen sozio-
kulturellen
Kontext, der selbst destruktive
Elemente ent-
halten oder
begünstigen
kann. Bildgestaltungen
sog.
verhal-
tensauffdlliger
Jugendlicher
werden unter
diesen
Aspekten
untersucht.
Destruktive
Bewältigungsversuche
lassen nach,
wenn es
gelingt,
die biographischen
und
gesellschaftlichen
Erfahrulgen der Jugendlichen
auf bildhafter
Basis zu bear-
beiten. Uber die
verbale Exploration
können
adäquatere
Be-
wältigungsstrategien
ftir die aktuellen
und tieferliegenden
Lebensprobleme der Jugendlichen
erarbeitet,
konstruktive
Lebensperspektiven erschlossen
werden.
Schlagworte
Destruktive
Tenden:en
u\;
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,
Rändern
der
Geselischat-r.
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-
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Kunst-Projekte.
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Adoleszenz
fliktbewältigung
-
bensperspektive
-
-
Kunsttherapie
-
Biographie
-
Kon-
Destruktivität
-
Sonderschule
-
Le-
Gewalt
de
wimmerten." So der
etwa fünfzehniährige
Alex, der
ju-
gendliche Antiheld in Burgess'
"A
Clockwork
Orange".
So ähnlich
würden unsere
pädagogischen
Bemühun-
gen wohl auch von auffälligen
Jugendlichen
kommentierl,
würden sich
unsere Interventionen
an
dem
orientieren,
was
zur
Zeit vielfach in der
Öffentlichkeit
gefordert
wird: Gren-
zefi setzen,
Durchgreifen, Strafen.
Alex' Sprach-
und
Denkmuster
klingen dem
Kenner
der Szene
vertraut.
Durch das Selbst-
und
Welterleben
dieser
Jugendlichen
ziehen sich wie
eine roter
Faden:
Kampf,
Ran-
dale,
eine
ablehnende
Haltung
gegenüber den
gesellschaftli-
chen
Institutionen und
demokratischen
Werten,
häufig
in
Verbindung
mit
rechtsextremistisch
gefärbten Einstellungen.
Diese
Phänomene
existieren
längst
nicht
mehr nur an
den
I
l:-
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.14,
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Abb. 1
Destruktive
Tendenzen
und Adoleszenz.
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Konflikte,
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tieferliegenden
konstruktive
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-
Le-
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Bemühun-
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häufig
in
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Einstellungen.
:ii
:,,,::
mehr
nur
an
den
Rändern
der
Gesellschaft.
Vielmehr
bewegen
sie
sich
auch
in
deren
Mitte,
etwa
die
Regelschulen hinein (vgl.
Hurrelmann).
Anknüpfend
an früheren
Arbeiten des
Verfassers
(1991,
1993)
soll versucht
werden,
die destruktiven
Tendenzen
im Verhal-
ten, im Erleben
sowie in
der Konfliktverarbeitung
vieler
Ju-
gendlicher
auf kunsttherapeutischem
Wege
anzugehen.
Die
Schülerschaft
an
Schulen für
Erziehungshilfe
er-
weist
sich in ihren
Auffälligkeiten
als
heterogen.
Neurotische,
prä-psychotische,
dissoziale, narzißtische
und
andere Persön-
lichkeitsstrukturen
machen
einen spezifl
schen
sonderpädagogi-
schen
Unterricht
erforderlich.
Neben Themenbearbeitungen
in
den
einzelnen
Unterrichtsfächern geht
es um
das Aufbauenvon
Lernyerhaltensweisen
wd das Initiieren
von
therapeutischen
Prozessen.
Letztere
orientieren
sich an
Konzepten
aus
den ver-
schiedenen
psychologischen,
psychotherapeutischen
Schulen.
Durch
deren
Verknüpfung
mit kunsttherapeutischen
Arbeits,
weisen
erweitern
sich die
sonderpädagogischen
Möglich-
keiten.
Dissoziale
Jugendliche:
Kunst
Iäßt
sich nicht
ohne
weiteres
therapeutisch
instrumentalisieren
Kunsttherapeutische
Förderung
an
(Sonder-)Schulen
kann
konkret
stattfinden
integriert
in
die Aktivitäten
des Unter-
richtsfaches
Kunst
(vgl.
Richter,
1984,
S. 155ff.),
im Rahmen
eines
Ateliers
oder
Studios, im
Rahmen klassenübergreifender
Kunst-Projekte,
an denen
auch Künstler
und
externe Kunstthe-
rapeuten
mitarbeiten
oder
als kunsttherapeutisch
orientierte,
sonderpädagogische
Einzelförderung.
Während
Schüler,
bei denen neurotische
Probleme
im
Vordergrund
stehen,
sich in
allen
genannten
Bereichen
meist
aufgeschlossen
zeigen,
ist dies
bei Schülern,
die ich-struktu-
relle Besonderheiten
aufweisen
und
die
Aggressionen
neigen, von
Rauchfleisch
(19i
zeichnung
,,dissozial"
analysiert,
nicht
unt
Aufgewachsen
in meist
desintegrierten
Verhr
es meist
schon im Jugendalter
zu Delinque
Eigentumsdelikten,
Körperverletzung,
Sachb
Hier wäre
es fatal, allein
auf
die the
kung ästhetischer
Prozesse
oder
das bloße
Empathie
und Akzeptanz
zu
yertra:oen.
Denr
men diese
Jugendlichen dem
sozio-kulturell«
,,Selbstverwirklichungsmilieus"
(vgl.
Schulz
dem die
Therapien
zunehmend
als normaler
L
gelten,
noch
war das Bildermachen
Bestandt
schen
Sozialisation
(vgl.
Hartwig,
S. 96ff.)
nicht der Illusion
hingeben.
Übungen aus
dem
schen Repertoire
ohne weiteres
bei dissozial
anwenden
zu können.
Meist lehnen sie es ko
flüssigen Farben
oder
mit
Ton zu
arbeiten.
Filzstifte in
Verbindung mit
vorgegebenen
B
ernzige bildnerische
Ausdrucksmittel.
Führe ir
logisches
Gestalten"
(vgl.
Wichelhaus)
durch.
cher Prozeß
eigenwillig,
sprunghaft,
nimmt
ur
Wendungen.
Die
schweren Formen
dissozialer Fe
gelten
als therapeutisch
schwer
lösbares P
fleisch,
S. 18). Es
bedarfgenauer Kenntnisse
sozialen Konflikte,
die
Ich-Strukturen
und dir
weisen
dissozialer Jugendlicher,
um
aufgrun<
und im
Zuge
einer evtl. ungünstigen
Gegent
nicht
zu kontrollierenden,
strafenden
Maßnahr
lassen
(vgl.
Heinemann,
S. 73ff.).
Die Jugend
sachgemäß
mit
dem künstlerischen
Material
u
tungsversuche
und Hilfsangebote
oftmals
sch
Abb.
1 Dennis, 15
Jahre
'andenzen
und Adoleszenz
ll5
Gesellschaft.
Vielmehr
bewegen
sie
sich
auch in
ilwa
die
Regelschulen
hinein
(vgl.
Hurrelmann).
m fri.iheren
Arbeiten
des Verfassers (1991,
1993)
werden,
die destruktiven
Tendenzen
im
Verhal-
en
sowie in
der Konfliktverarbeitung
vieler
Ju-
f kunsttherapeutischem
Wege
anzugehen.
üülerschaft
an Schulen
flir
Erziehungshilfe
er-
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als heterogen.
Neurotische,
fu. dissoziale,
narzißtische
und
andere
persön-
uren
machen
einen
spezifischen
sonderpädagogi-
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erforderlich.
Neben Themenbearb
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en it
Unterrichtstächern
geht
es um
das Aufbauen
von
cß'eisen
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das Initiieren
von
therapeutischen
tztere orientieren
sich
an Konzepten
aus
den ver-
ychologischen,
psychotherapeutischen
Schulen.
Verknüpfung
mit
kunsttherapeutischen
Arbeits-
tern
sich
die
sonderpädagogischen
Möglich-
iele
Jugendliche:
Kunst läßt
sich
nicht
ohne
rs
therapeutisch
instrumentalisieren
berapeutische
Förderung
an
(Sonder-)Schulen
latrfinden
integriert
in
die Aktivitäten
des
Unter-
unst
(vgl.
Richter,
1984,
S. 155ff.),
im
Rahmen
oder
Studios, im
Rahmen
klassenübergreifender
:. an
denen
auch Künstler
und
externe
Kunstthe-
rbeiten
oder
als kunsttherapeutisch
orientierte,
:ische
Einzelförderung.
d Schüler,
bei denen
neurotische
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im
lehen,
sich
in
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genannten
Bereichen
meist
r zeigen,
ist
dies
bei
Schülern,
die ich-struktu-
relle
Besonderheiten
aufweisen
und
die zu
destruktiven
Aggressionen
neigen,
von Rauchfleisch
(1981)
unter
der Be-
zeichnung
,,dissozial"
analysiert,
nicht
unbedingt
der Fall.
Aufgewachsen
in
meist
desintegrierten
VerhäItnissen,
kommt
es meist
schon
im
Jugendalter
zu
Delinquenz
in Form
von
Eigentumsdelikten,
Körperverletzung,
Sachbeschädigung.
Hier
wäre
es fatal, allein
auf
die therapeutische
Wir-
kung
ästhetischer
Prozesse
oder
das
bloße
praktizieren
von
Empathie
und
Akzeptanz
zt
yertraven.
Denn
weder
entstam-
men
diese
Jugendlichen
dem
sozio-kulturellen
Spektrum
des
,,Selbstverwirklichungsmilieus
"
(vgl.
Schulze,
S.
3 l2ff.
),
in
dem
die Therapien
zunehmend
als
normaler
Lebensbestandteil
gelten,
noch
war das Bildermachen
Bestandteil
ihrer
ästheti-
schea
Sozialisation
(vgl.
Hartwig,
S.
96ff.). Man
darf
sich
nicht
der
Illusion
hingeben.
Üburgen
aus dem
kunsttherapeuti-
schen
Repertoire
ohne
weiteres
bei dissozialen
Jugendüchen
anwenden
zu können.
Meist lehnen
sie
es konsequent
ab, mit
flüssigen
Farben
oder mit Ton
zu
arbeiten.
Oftmals
bleiben
Filzstifte
in
Verbindung
mit
vorgegebenen
Bildelementen
das
einzige
bildnerische
Ausdrucksmittel.
Führe
ich
eine
Art
,,dia-
logisches
Gestalten"
(vgl.
Wichelhaus)
durch,
verläuft
ein sol-
cher Prozeß
eigenwillig,
sprunghaft
,
nimmt
unvorhergesehene
Wendungen.
Die
schweren
Formen
dissozialer
Fehlentwicklungen
gelten
als therapeutisch
schwer
lösbares
problem
(Rauch-
fleisch,
S. l8). Es
bedarfgenauer
Kenntnisse
über
die
psycho-
sozialen
Konflikte,
die Ich-Strukturen
und
die Verarbeitungs-
weisen
dissozialer
Jugendlicher,
um
aufgrund
ihres
Agierens
und
im Ztge
einer
evtl. ungünstigen
Gegenübertragung
sich
nicht
zu kontrollierenden,
strafenden
Maßnahmen
hinreißen
zu
lassen
(vgl.
Heinemann,
S. 73ff.).
Die
Jugendlichen gehen
un-
sachgemäß
mit
dem künstlerischen
Material
um,
weiien
Bera-
tungsversuche
und
Hilfsangebote
oftmals
schroff
zurück,
sie
{*;#,W
,ioe;fUq"u
Abb. 1 Dennis,
15
Jahre
Destruktive
Tendenzen
und
Adoleszenz
115
Rändern
der Gesellschaft.
Vielmehr
bewegen
sie sich
auch in
deren
Mitte,
etwa die
Regelschulen
hinein (vgl.
Hurrelmann).
Anknüpfend
an früheren
Arbeiten
des
Verfassers
(1991,
1993)
soll versucht
werden,
die
destruktiven
Tendenzen
im Verhal-
ten, im Erleben
sowie in
der
Konfliktverarbeitung
vieler
Ju-
gendlicher
auf kunsttherapeutischem
Wege
anzugehen.
Die
Schülerschaft
an
Schulen
für Erziehungshilfe
er-
weist
sich in ihren
Auffülligkeiten
als heterogen.
Neurotische,
prä-psychotische,
dissoziale,
narzißtische
und
andere
persön-
lichkeitsstrukturen
machen
einen
spezifi
schen
sonderpädagogi-
schen
Unterricht
erforderlich.
Neben
Themenb
earb eitun
gen
in
den einzelnen
Unterrichtsfächern
geht
es umdas
AuJbauen
von
Lernv
e rhaltensweis
en lnd
das Initii
eren
yon
the rap
euti
s chen
Prozessen.
Letztere
orientieren
sich
an
Konzepten
aus den ver-
schiedenen
psychologischen,
psychotherapeutischen
Schulen.
Durch
deren Verknüpfung
mit kunsttherapeutischen
Arbeits-
weisen
erweitern
sich
die
sonderpädagogischen
Möglich-
keiten.
Dissoziale
Jugendliche:
Kunst
läßt
sich
nicht
ohne
weiteres
therapeutisch
instrumentalisieren
Kunsttherapeutische
Förderung
an
(Sonder-)Schulen
kann konkret
statthnden
integriert
in
die
Aktivitäten
des Unter-
richtsfaches
Kunst
(vgl.
Richter,
19g4,
S.
l55ff.),
im
Rahmen
eines Ateliers
oder
Studios,
im
Rahmen
klassenübergreifender
Kunst-Projekte,
an
denen
auch
Künstler
und
externe
Kunstthe-
rapeuten
mitarbeiten
oder
als kunsttherapeutisch
orientierte,
sonderpädagogische
Einzelförderung.
Während
Schüler.
bei
denen
neurotische
probleme
im
Vordergrund
stehen.
sich in
allen
genannten
Bereichen
meist
aufgeschlossen
zeigen.
ist
dies
bei
Schülern,
die ich-struktu-
relle
Besonderheiten
aufweisen
und
die
zu destruktiven
Aggressionen
neigen,
von
Rauchfleisch (1981)
unter der
Be-
zeichnung
,,dissozial"
analysiert,
nicht unbedingt
der Fall.
Aufgewachsen
in meist
desintegrierten
Verhältnissen,
kommt
es
meist
schon im
Jugendalter
zu Delinquenz
in
Form von
Eigentumsdelikten,
Körperverletzung,
Sachbeschädigung.
Hier
wäre
es fatal,
allein
auf
die therapeutische
Wir-
kung
ästhetischer
Prozesse
oder
das bloße Praktizieren
von
Empathie
und Akzeptanz
zu vertraten.
Denn
weder
entstam-
men
diese Jugendlichen
dem
sozio-kulturellen
Spektrum
des
,,Selbstverwirklichungsmilieus"
(vgl.
Schulze,
S. 312ff.), in
dem
die Therapien
zunehmend
als normaler
Lebensbestandteil
gelten,
noch
war
das Bildermachen
Bestandteil
ihrer ästheti-
schen
Sozialisation (vgl.
Harrwig,
S. 96ff.).
Man darf
sich
nicht
der Illusion
hingeben,
Übungen
aus dem
kunsttherapeuti-
schen
Repertoire
ohne
weiteres
bei
dissozialen
Jugendlichen
anwenden
zu können.
Meist
lehnen
sie es konsequent
ab,
mit
flüssigen
Farben
oder mit
Ton zu
arbeiten.
Oftmals
bleiben
Filzstifte
in
Verbindung
mit vorgegebenen
Bildelementen
das
einzige
bildnerische
Ausdrucksmittel.
Führe
ich
eine Art
,,dia-
logisches
Gestalten" (vgl.
Wichelhaus)
durch, verläuft
ein
sol-
cher
Prozeß
eigenwillig,
sprunghaft,
nimmt
unvorhergesehene
Wendungen.
Die
schweren
Formen
dissozialer
Fehlentwicklungen
gelten
als
therapeutisch
schwer
lösbares
Problem
(Rauch-
fleisch,
S. 18).
Es
bedarfgenauer
Kenntnisse
über die
psycho-
sozialen
Konflike,
die Ich-Strukturen
und
die Verarbeitungs-
weisen
dissozialer
Jugendlicher,
um
aufgrund
ihres Agierens
und im
Zuge
einer evtl.
ungünstigen
Gegenübertragung
sich
nicht
zu kontrollierenden,
strafenden
Maßnahmen
hinreißen
zu
lassen
(vgl.
Heinemann,
S. 73ff.). Die
Jugendlichen gehen
un-
sachgemäß
mit
dem künstlerischen
Material
um,
weisen Bera-
tungsversuche
und
Hilfsangebote
oftmals
schroff zurück,
sie
tft
f\ f\
fl
fl
ü)
/6/'r
)v\
ä:üE",t
Abb.
1 Dennis,
15
Jahre
116
kommen
mehrmals
hintereinander
zu
spät
zur Förderstunde
oder bleiben
ganz weg.
Wenn
man diese
Verhaltensweisen
nicht als
Agieren,
als
Externalisierung
interner
Konflikte
ver-
steht,
wird
man
anfangen,
am
Sinn der
kunsttherapeutischen
Arbeit
zu
zweifeln,
evtl.
wiederum
aggressiv
auf
den
Jugend-
lichen reagieren,
mit dem
Abbruch
der
Förderarbeit
drohen,
diese
tatsächlich
beenden.
Unbewußt
hat der
Schüler
genau
dies
herbeiführen
wollen.
Es
bedeutet
nichts anderes
als
die
Wiederholung,
Neuinszenierung
einer
früheren
Erfahrung
von
Trennung
und
Zurückweisung.
Manifestationen
destruktiver
Tendenzen
Gefuchtel
mit einem
Butterflymesser.
Pistolen.
Waf-
fenkataloge.
Das
Klassentagebuch
voll mit
Sprüchen
wie:
,,Rot
ist die
Liebe,
schwarz
ist
das
Loch:
Auch
wenn es
weh
tut,
rein
muß er doch!"
Schilderungen
von der
Wochenendran-
dale,
konsumierten
Gewaltvideos.
Bildfragmente
wie aus
"A
Clockwork
Orange"
tauchen
auf:
,,...
sah
ich die schönsten
Bilder.
Da waren
Vecks
und
Titsas,
molodoi
und
stari,
und
lagen
auf dem
Boden
und
kreischten
um
Gnade,
und
ich
smeckte
von
einem
Ohr
zum
anderen
und
drehte
meinen
Stiefel
in
ihren Litsos.
Und
da
waren
Dewotschkas
mit
runtergerissenen
Platties
und
kreisch-
ten an
Wänden,
und
ich stieß
wie
ein Schli
(Burgess,
S.
40).
,,Rigor
Mortis",
eine
Sammlung
s
Zeichnungen
aus
der
Feder
von
T. Ungert
breiten
Angebots
an
Bildmaterial,
wie
keil
Jugendlichen,
mit
eigenen
Projektionen
anl
em
Leben
erweckt.
Dennis,
15 Jahre
(alle
!
den
vom
Verfasser
geändert),
hat sich
fotokopiert,
aufgeklebt
und
weiter
ausgesta
Du
Knecht
der
Dunkelheit,
töte
alle,
alles.
Häuser
ab.
Bring
mir
die
Köpfe
der
Leute"
auf
der
linken
Seite.
,,Gib
mir Geld,
ich
tö
lautät
die
Antwort
der
anderen.
Blut trol
Schulter
gelehnten
Sense
runter
in eine
leu
Eine
andere
Zeichnung
desselben
zum
Thema
Nikolaus.
Die
Figur erinnert
mung
an den
Ku Klux
Klan.
Eine
Wirkunl
beiten
eines
maskenaftig
aussehenden
Skateboardfirma
zustandegekommen
ist
(Al
rung,
die
spitz
zulaufenden
Finger
geben d
rung
des
Fünfzehnjährigen
etwas
Unheimli
So
entspricht
diese
Figuration
eher
Knecht
laus,
eher
dem
strafenden
als
dem
schenk'
Dieser
Schüler
zeigt
nicht
nur
d<
Verhaltensweisen
gegenüber
anderen,
auc
gung zur Selbstverletzung.
Starkes
Interet
men.
Orientierung
geben ihm Skin
Heads
Gruppierungen.
In
Springerstiefeln
über
t
die
Hand
zum
Hitlergruß:
,,Kühnen
an
beginnt
so
etwas
wie die
,,politische
Kulti
ten"
(Bergmann
&
Leggewie,
S.
17),
die
Versuch,
innere
Kontinuität
herzustellel
s.
760f.).
,,Blut,
Ehre
und
Haß"
ist
in
große
staben
im
Tagebuch
zu lesen.
Der fünfze
sein
Alter
ungewöhnlich
stark,
schwer
ul
schorenes
blondes
Haar.
Sein
Haß:
gegen I
lanten,
Schwarze,
die
Polizei:
In
ku
Filzstift-Graffiti
ist
ferner
von
Max
im
I
"White
Power,
Fuck
the
police,
Cop
Kilk
schwbin",
oder
:
,,Husch,
Husch,
Hut
Busch."
Die
traurigen
Gedichtzeilen
Kritzeleien
der
in Prostitution
und
DrogeI
ten
Moni
(17
Jahre),
,,...
solltet
ihr
mic
...",
kommentiert
Max
mit
,,Junkee
Queel
können
keine
Drogensüchtigen
gebrauche
Grundelemente
rechtsextremistischer
Oriel
Handlungsweisen
werden
sichtbar,
wie
etal.
(1992)
beschrieben
worden
sind:
Idel
heit,
Abwertung
anderer
Personengrupper
derungen,
G ew
altakzePtanz.
Später
bringt
Max
Broschüren
un
Förderstunde
mit.
Erzählt
von den
Ideen
d
rechtsgerichteten
Partei,
einem
Brandanscl
tenheim,
Feten,
Randale
machen,
Schau
einem
Freund
,
der
jetzt
im Knast
sitzen
wt
einer
anstehenden
Gerichtsverhandlung.
Sorgfalt
von
Max
angefertigte
Collagezei
dunklen
Raum,
im Hintergrund
vage
Un
paar
Möbel
(Abb.
3).
In
der
Mitte
breit
n
B
Jt-\
ä
e".l
§
ö
r/t
ü
a
&r
Ft
br
Abb. 2
Dennis,
15 Jahre
Joachim
Bröcher
Destruktive
Tenden:en
iä;
_+:;,t.
intereinander
zu spät
zur
Förderstunde
eg.
Wenn man diese
Verhaltensweisen
Eriernalisierung
interner
Konflikte
ver-
x,sen.
am Sinn
der
kunsttherapeutischen
,ri.
u'iederum aggressiv
auf
den
Jugend-
dem Abbruch
der
Förderarbeit
drohen,
rden.
Unbewußt
hat der
Schüler
genau
llen.
Es bedeutet
nichts
anderes
als die
szenierung
einer
früheren
Erfahrung
von
rr,r'eisung.
cn destruktiver
Tendenzen
einem
Butterflymesser.
Pistolen.
Waf-
a-.sentagebuch
voll
mit Sprüchen
wie:
:huarz
ist das
Loch:
Auch
wenn
es
weh
"
Schilderungen
von der
Wochenendran-
i:x.altvideos.
Bildfragmente
wie
aus
"A
Euchen
auf:
r schönsten
Bilder.
Da
waren
Vecks
und
stari,
und
lagen
auf
dem
Boden
und
:-
und
ich smeckte
von
einem
Ohr
zum
meinen
Stiefel
in ihren
Litsos.
Und
da
nit
runtergerissenen
Platties
und
kreisch-
ten
an
Wänden,
und
ich
stieß
wie
ein
Schlaga
in sie
rein
"'
(Burgess,
S.
40).
',,Rigor
Mortis",
eine
Sammlung
sadomasochistischer
Zeichnungen
aus
der
Feder
von
T. Ungerer
wurde,
trotz
des
breiten
Angebots
an
Bildmaterial,
wie
keine andere
von
den
Jugendlichen,
mit eigenen
Projektionen
angereichert,
zu
neu-
em
Leben
erweckt.
Dennis,
15
Jahre
(alle
Schülernamen
wur-
den
vom
Verfasser
geändert),
hat
sich
zwei
Todfiguren
fotokopiert,
aufgeklebt
und
weiter
ausgestaltet
(Abb'
1)'
,,Oh,
Du
Knecht
der
Dunkelheit,
töte
alle,
alles'
Brenne
Felder
und
Häuser
ab.
Bring
mir die
Köpfe
der
Leute",
verlangt
die
Figur
auf
der
linken
Seite.
,,Gib
mir
Geld,
ich töte
wen
Du
willst",
lautet
die
Antwoft
der
anderen.
Blut tropft
von
der
an
die
Schulter
gelehnten Sense
runter
in
eine
leuchtend
rote Lache'
Eine
andere
Zeichnung
desselben
Schülers
entstand
zum
Thema
Nikolaus.
Die
Figur
erinnert
in
ihrer
Vermum-
mung an
den
Ku
Klux
Klan.
Eine
Wirkung,
die
durch
Einar-
beiten
eines
maskenartig
aussehenden
Emblems
einer
Skateboardfirma
zustandegekommen
ist
(Abb' 2)' Die
Maskie-
rung,
die
spitz
zulaufenden
Finger
geben
der
Themenrealisie-
*ng d"t
Fünfzehnjährigen
etwas
Unheimliches,
Destruktives'
So
Äntspricht
diese
Figuration
eher
Knecht
Ruprecht
als
Niko-
laus,
eher
dem
strafenden
als
dem
schenkenden
Prinzip'
Dieser
Schület
zeigt
nicht
nur destruktiv-aggressive
Verhaltensweisen
gegenüber
anderen,
auch
eine
starke
Nei-
gung zur
Selbstverletzung.
Starkes
Interesse
an
brutalen
Fil-
ilenl
Otientierung
geben
ihm Skin
Heads
und
rechtsradikale
Gruppierungen.
In Springerstiefeln
über
den
Schulflur,
hebt
die
Hand
zum
Hitlergruß:
,,Kühnen
an die
Macht!"
Hier
beginnt
so
etwas
wie
die
,,politische
Kultivierung
von Affek-
ten-"
(Bergmann
&
Leggewie,
S'
17), die
,,Naziideologie
als
Versuch,
innere
Kontinuität
herzustellen"
(Streek-Fischer,
s.760f").
,,Blut,
Ehre
und
Haß"
ist
in
großen schwarzen
Buch-
staben
im
Tagebuch
zu lesen.
Der
fünfzehnjährige
Max,
für
sein
Alter
ungewöhnlich
stark,
schwer
und
kräftig'
Kurzge-
schorenes
blondes
Haar.
Sein
Haß:
gegen
Asylbewerber,
Asy-
lanten,
Schwarze,
die
Polizei:
In kunstvoller,
farbiger
Filzstift-Graffiti
ist ferner
von
Max
im Tagebuch
zu lesen:
"White
Power,
Fuck
the
police,
Cop
Killer,
D.
ist ein
Polen-
schwein",
oder
:
,,Husch,
Husch,
Husch,
Neger
in den
Busch.
"
Die
traurigen
Gedichtzeilen
und
Herz-Tränen-
Kritzeleien
der
in
Prostitution
und
Drogenkonsum
verwickel-
ten
Moni
(17
Jahre),
,,...
solltet
ihr
mich einmal
vergessen
...",
kommentiert
Max
mit
,,Junkee
Queen,
verpiß
Dich'
Wir
können
keine
Drogensüchtigen
gebrauchen
in Doitschland!"
Grundelemente
rechtsextremistischer
Orientierungsmuster
und
Handlungsweisen
werden
sichtbar,
wie sie
von
Heitmeyer
etal.09bD
beschrieben
woiden
sind:
Ideologie
der
Ungleich-
heit,
Abwertung
anderer
Personengruppen,
Ausgrenzungsfor-
derungen,
GewaltakzePtanz.
Später
bringt
Max
Broschüren
und
Aufkleber
in die
Förderstunde
mit.
Erzählt
von
den
Ideen der
Führerfigur
einer
rechtsgerichteten
Partei,
einem
Brandanschlag
auf
ein
Asylan-
tenheiä,
Feten,
Randale
machen,
Schaufenster
einschlagen,
einem
Freund
,
det
jetztim
Knast
sitzen
würde,
Polizeirazzien'
einer
anstehenden
Gerichtsverhandlung'
Eine
mit
äußerster
Sorgfalt
von
Max
angefertigte
Collagezeichnung,
zeigt
einen
dun-klen
Raum,
im Hintergrund
vage
Umrisse,
vielleicht
ein
paar Möbel
(Abb.
3).
In
der
Mitte
breitbeinig,
auf
ein
Beil
n
ry
d!^
ä
e-+
§
§
{/§
w
ü
{P
rtl
Lrt
Abb.
3
Max.
i5
-a-.:
Abb.
4 Klaus.
'6
"a--=
abgestützt.
eine
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Der
Körper in
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Ein
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Mit
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S
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werden,
daß
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ii
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:-;rrrq
der Befriedigung
libidraris: -,-
1&l
nisse
aktiviert wird.
D"i-:::
-:,:.s:
Durchsetzung
solcher
Bg;.--:-.-
. J
Arterhaltung
maßgebend
:E_
:.r: r
tenen
eliminativen
und
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..
übergeordneten
Triehzie.::.
_:,:
ie
tergeordnet.
Dagegen
sre-.:
::
-
:
Iose'
Aggression
da: Pr.r-.i:
:-:r
dar-
"
:.c1
.Ioachim
Bröcher
Destruktive
Tendenzen
und Adoleszenz.
rt ein
Schlaga
in sie
rein
..."
Smrmlun.'e
sadomasochistischer
la
T-
Ungerer
wurde,
trotz
des
rial.
sie keine
andere
von
den
fctrionen
angereichert,
zu
neu-
i
Jahre
talle
Schülernamen
wur-
tf-
hat
sich
zwei
Todfiguren
iIEr
ausgestaltet
(Abb. 1).
,,Oh,
e el]e.
alles.
Brenne
Felder
und
bder
Leute".
verlangt
die
Figur
rC*ld.
ich
töte
wen
Du
willst",
ea-
Blut
tropft
von
der
an
die
rr
in
eine
leuchtend
rote
Lache.
qg r;lesselben
Schülers
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kur
erinnert
in
ihrer
Vermum-
tio.
rvi.tuttg, die
durch
Einar-
ar.ehenden
Emblems
einer
ilrn
n
ist
(Abb.
2).Die
Maskie-
lqsr
geben
der
Themenrealisie-
rr L
nheimliches,
Destruktives.
r cher
Knecht
RuPrecht
als
Niko-
l dem
:chenkenden
PrinziP.
ictrt
nur
destruktiv-aggressive
deren.
auch
eine
starke
Nei-
hl'*
Interesse
an brutalen
Fil-
: Sin
Heads
und
rechtsradikale
tkfeln
r.iber
den
Schulflur,
hebt
Jühnen
an
die
Macht!"
Hier
lii':che
Kultivierung
von
Affek-
;- S-
l?).
die
,,Naziideologie
als
I
herzustelien"
(Streek-Fischer,
I
isr
in
sroßen
schwarzen
Buch-
r
Der
flinfzehnjährige
Max,
für
lL
r-hs'er
und
kräftig.
Kurzge-
rllaß:
gegen AsYlbewerber,
AsY-
üaei:
In
kunstvoller,
farbiger
u
}tar
im
Tagebuch
zu
lesen:
tcr-
Cop
Killer,
D. ist
ein
Polen-
,
Hu--ch.
Husch,
Neger
in den
idir-hueilen
und
Herz-Tränen-
r
unJ
Drogenkonsum
verwickel-
dhet
ihr
mich
einmal
vergessen
-.Imkee
Queen,
verPiß
Dich.
Wir
Er
eebrauchen
in
Doitschland!"
rttlscher
Orientierungsmuster
und
üüar.
u'ie
sie
von
HeitmeYer
rden
sind:
Ideologie
der
Ungleich-
nlurngrupPen,
Ausgrenzungsfor-
Fuchüren
und
Aufkleber
in
die
n
den
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der
Führerfigur
einer
:a
Brandanschlag
auf
ein
AsYlan-
ncten.
Schaufenster
einschlagen,
lrs
sizen
würde,
Polizeirazzien.
lutrandlung.
Eine
mit
äußerster
Ef
Collagezeichnung,
zeigt
einen
ps;1
.aee
Umrisse,
vielleicht
ein
lcr
\tinJ
breitbeinig,
auf
ein
Beil
:h'u\
\§1
,-l-421
w{
l
Ein Teil
der bei
den
auftälligen Jul
teten
Aggressionen
dürfte
dementspreche
konstruktiv,
da entwicklungsfördernd
zu
betrachte
das in
Abbildung
5 visualisierte
Beispiel flir
diese
tendenziell konstruktir
Schüler, in ihrem
Anrecht
auf Mitbestim
unterrichtliche
Strukturen, wurden
massiv
Niko angegangen.
Er
griff
seine
Klassen
zertrümmerte
einen Stuhl,
kam wutentbrarl
derstunde, wo
er das
gezeigte
Bild
anfertig
siven Techniken
des Schülers,
brachten
ihn
da sie der Abhängigkeitssituation,
in
der e
angemessen
waren. Doch
zielen
sie
im
Gru
ftihren einer
unterrichtlichen
Situation,
die
Freiheit,
Autonomie und
Verwirklichung
s
möglicht.
Abb.
5 Niko,
13 Jahre
Ein weiterer
Teil
der bei
den Jugend
tenden
aggressiven
Verhaltensweisen
wirkt
und
,,funktionslos",
scheint eher
das
,,Pro<
grationsprozesses" (Mentzos)
darzustellen
und Zerstörungen
ohne erkennbaren
Grund
kann
nur verstanden
werden
vor
dem
,,Hint
matisierten,
labilen Selbst"
(Streek-Fischer
Konflikt,
Struktur,
Verarbeitung
Diagnostik
und Förderung
Die
Grundlage flir
eine
Verände
Verhaltens und
Erlebens
bilden umfassende
bensweltbezogene
Rekonstruktionen (vgl.
pädagogisch-therapeutische
Interventionen
nung
an das
dreidimensionale
Modell
von M
Zt beachten
sind hiernach Konflikte,
ich-s
derheiten
und Verarbeitungsweisen
der Kr
der
Adoleszenten.
Mentzos
unterscheidet
äußere und
Die
inneren
Konflikte differenzieren
sich
in I
wußte Konflikte.
Auf der
einen
Seite: bewuf
gen,
Erfahrungen,
Konfliktthematiken.
Auf
unbewußte,
verdrängte Konflikte.
Als ein
t-
rl
-z-\
\
qz
\ I
r
Abb.
4 Klaus,
16
Jahre
abgestützt,
eine dunkle
Figur,
die an
einen Henker
erinnert.
Der
Körper
in
Schwarz
gehüllt.
Das
Gesicht
nicht
erkennbar.
Ein
Sinnbild
der
Gewalt,
auch der Angst.
Konstruktive
Aggression
versus
desintegriertes
de-
struktives
Verhalten
und Erleben
Mit Mentzos (1982,
S. 26) kann
davon
ausgegangen
werden,
daß
aggressives
Verhalten
durch
jede
,,Behinderung
der Befriedigung
libidinöser
und
narzißtischer (Selbst-)Bedürf-
nisse
aktiviert
wird. Dadurch
,sorgt'
die Aggression
... für die
Durchsetzung
solcher Bedürfnisse
und
trägt zur
Selbst-
und