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Hans-Joachim Flügel
Kassel 201415 Abb./4 Tab.
16/2
PHILIPPIA S. 155-171
Abstract
The soldier beetles were collected during
flower ecological or regional faunistic obser-
vations. There were a total of five species are
found: T. alvearius and T. apiarius from Europa,
T. octopunctata from Spain and Maroc as well
as T. leucopsideus and T. umbellatarum from
Maroc. The beetles have eaten at 45 plant spe-
cies pollen. This shows that the vegetable diet
constitutes an important part of their diet.
Zusammenfassung
Die vom Autor bei regionalfaunistischen und
blütenökologischen Erhebungen gemachten
Beobachtungen von Bienenkäfern (Trichodes
Species) werden mitgeteilt und der dabei er-
fasste Blütenbesuch der Bienenkäfer darge-
stellt. Insgesamt konnten fünf Arten von Tricho-
des nachgewiesen werden: T. alvearius und
T. apiarius aus Europa, T. octopunctata aus
Spanien und Marokko sowie T. leucopsideus
sowie T. umbellatarum aus Marokko. Die Be-
obachtungen dieser Bienenkäfer beim Fres-
sen von Pollen und vermutlich auch Nektar an
Blüten von 45 Pflanzenarten zeigen, dass die
vegetabile Kost einen wichtigen Bestandteil
ihrer Ernährung darstellt.
Einleitung
Zur Familie der Buntkäfer, der Cleridae gehören
auch die Bienenkäfer, die dem Familiennamen
alle Ehre machen. Denn alle Bienenkäfer in
Europa und rund um den mediterranen Raum
haben mehr oder weniger rote Flügeldecken
mit mehr oder weniger großen metallisch dun-
kelblau schillernden Flecken oder Binden. Im
Gegensatz zu den meisten übrigen Mitgliedern
der Familie der Buntkäfer sind die Bienenkäfer
zudem rege Blütenbesucher, sei es, um dort
Beute zu machen und andere Blütenbesucher,
selbst von der eigenen Art zu fressen oder aber
die lukullischen Angebote der Blüten zu nut-
zen. Da die Beobachtung von Blüten und ihren
Besuchern nicht unbedingt in das Aufmerk-
samkeitsspektrum von Koleopterologen fällt,
ist die Datenlage über die Verbreitung und das
Vorkommen von Bienenkäfern noch nicht be-
sonders umfangreich, wie sich auch aus den
jüngeren Publikationen zur Käferfauna entneh-
men lässt.
Selbst in der jüngsten, sehr umfangreichen
Arbeit über die Buntkäfer von Rheinland-Pfalz
und dem Saarland (Niehuis 2013), in der alle
bekannten Funde von Buntkäfern aus Europa
und Nordafrika aufgeführt sind, ist die aktuelle
Datenlage bei den Bienenkäfern noch ziemlich
dünn. Aus diesem Grund hat sich der Autor
entschlossen, neben den blütenökologischen
Beobachtungen an Bienenkäfern auch alle ei-
genen Fundnachweise der Gattung Trichodes
Über einige Fundnachweise und
den Blütenbesuch von Trichodes-Arten
(Coleoptera: Cleridae)
156 Hans-Joachim Flügel Über einige Fundnachweise und den Blütenbesuch von Trichodes-Arten 157
in dieser Arbeit aufzuführen. So sind beispiels-
weise aus Brandenburg bei Niehuis (2013) nur
20 Nachweise nach 1990 bekannt, aus Hessen
sind es acht Nachweise nach 1990. Der Autor
konnte dafür in seinen beiden Hauptsammel-
gebieten seit 1993 in Brandenburg 28 und in
Hessen 33 Nachweise von Bienenkäfern er-
bringen.
Von besonderem Interesse sind die Bienen-
käfer auch wegen ihrer Larvalbiologie. Ihre
Larven leben wohl überwiegend in den Brut-
nestern von Bienen und Wespen und ernähren
sich von deren Inhalt. Da die Larven aktiv in die
Brutzellen eindringen, werden sie – entgegen
der landläufigen Meinung – definitionsgemäß
weniger als Parasiten denn als Räuber (Präda-
toren) eingeordnet. Dabei scheinen die Larven
von T. apiarius sich vorwiegend in Nestern von
Blattschneider- und Mauerbienen (Megachili-
dae) zu entwickeln. Daneben konnten sie aber
auch in Totholz beobachtet werden, in dem sich
Larven von Holzwespen (Sirex) oder Bock-
käfern befanden. Weiterhin gibt es Berichte
von Larven in den Brutwaben von Honigbienen
(horioN 1953, PoPo 1983). Von T. alvearius
sind wesentlich mehr Zielgruppen bekannt,
bei und von denen sich deren Larven ernäh-
ren. Neben Nestern von Blattschneider- und
Mauerbienen werden auch die Nester von
solitären Falten- und Grabwespen (Vespidae
et Crabronidae) befallen. Außerdem gibt es
Beobachtungen von Larven in Totholz, so dass
es wohl keine ausgeprägte Wirtsspezifität bei
beiden in Mitteleuropa aktuell verbreiteten
Bienenkäferarten gibt, sondern nur eine ge-
wisse Präferenz für Nester der Blattschneider-
und Mauerbienen.
Interessant ist, dass bis heute nicht bekannt
wurde, wie genau die Larven der Bienen käfer
an die Nistplätze von Wildbienen und Solitär-
wespen gelangen. Vereinzelt konnten die
Weibchen der Bienenkäfer bei der Eiablage
an Totholz beobachtet werden, und möglicher-
weise belegt ein Bild, dass die Eiablage auch
an Blütenständen erfolgen kann (Niehuis
2013). Letzteres lässt vermuten, dass die aus
den Eiern schlüpfenden Larven zumindest
jener Gelege, die sich auf Blütenständen be-
finden, sich wie die Larven der Ölkäfer von
den die Blüten besuchenden Bienen in de-
ren Nester tragen lassen. Beobachtet werden
konnte dies allerdings noch nie. Dagegen
spricht allerdings die Gestaltung der drei Bein-
paare, die eine festere Umklammerung an den
potentiellen Transportbienen eher unwahr-
scheinlich erscheinen lassen.
Da Blattschneider- und Mauerbienen ihre
Nester bevorzugt in verlassenen Käferbohr-
löchern in Totholz anlegen, dürfte die Eiab-
lage an Totholz den Regelfall darstellen, von
wo die Larven dann über die Oberfläche des
Holzes bis an die Nesteingänge der Wildbie-
nen wandern können. Vielleicht lösen Löcher in
Totholz sogar einen Reiz zur Eiablage bei den
Bienenkäferweibchen aus; jedenfalls konnten
in Niströhren aus Plexiglas, die in Holzbretter
eingelassen wurden, mehrfach am Lebendigen
Bienenmuseum in Knüllwald-Niederbeisheim,
Nordhessen Larven von Trichodes alvearius in
Nestern der Mauerbiene Osmia bicornis (syn.
O. rufa) beobachtet werden.
Material und Methoden
Die Erfassung der Bienenkäfer erfolgte im
Rahmen regionalfaunistischer und blütenöko-
logischer Erhebungen mit einem handelsüb-
lichen Insektenkescher. Im Gegensatz zu an-
deren Arten aus der Familie der Buntkäfer, die
überwiegend durch ungezielten Streifnetzfang,
besonders aber in verschiedensten Fallen
(Lichtfallen, Malaisefallen, Barberfallen) vom
Autor nachgewiesen werden konnten, fanden
sich die Bienenkäfer nahezu ausschließlich
auf Blüten verschiedenster Pflanzenarten. Die
blütenökologischen Aufnahmen erfolgten meist
an einem Bestand einer Pflanzenart, an dem
jeweils eine halbe Stunde lang die dort auf den
Blüten befindlichen Insekten abgefangen wur-
den. Dabei wurde versucht, möglichst Mehr-
fachfänge einer Art zu vermeiden.
Die Käfer wurden teilweise fotografiert und
danach bestimmt, teilweise wurden sie zusam-
men mit den übrigen, jeweils an einem Blü-
tenstand gefangenen Insekten, in Essigäther
(Essigsäuredimethylester) getötet und aufbe-
wahrt, bis sie präpariert, mit Fundortetiketten
versehen und bestimmt wurden. Die Bestim-
mung erfolgte mit Hilfe von Freude, harde &
Lohse (1979), neuerdings auch mit dem für das Abb. 2: Der Westliche Bienenkäfer, Trichodes alvear ius beim Blütenbesuch an Giersch (Aegopodium podagraria). Hier liegt
der Nektar offen vor, so dass es durchaus möglich ist, dass der Bienenkäfer neben Pollen auch Nektar frisst.
Abb. 1: T. alvearius auf dem Blütenstand der Süßdolde, Myrrhis odorata.
158 Hans-Joachim Flügel Über einige Fundnachweise und den Blütenbesuch von Trichodes-Arten 159
Gebiet der Fauna Europaea, die neben Europa
auch Nordafrika umschließt, gültigen Internet-
Bestimmungsschlüssel von LomPe (2010). Die
Funddaten sind in einer Access-Datenbank
niedergelegt und können dort nach verschie-
densten Kriterien abgefragt und ausgewertet
werden. Die Belegtiere befinden sich in der
Sammlung des Lebendigen Bienenmuseums.
Die Koordinaten der Fundorte wurden seit
2011 mittels Google-Earth ermittelt. Von 2000
bis 2011 konnten sie für Hessen mittels der
TK 50 (Amtliche Topographische Karten Hes-
sen) von einer CD (hessisches LaNdesver-
messuNgsamt 1998) ausgelesen werden; alle
übrigen und die früher für Hessen erhobenen
Koordinaten wurden aus topographischen
Karten von Hand ausgemessen. Ausnahmen
bilden die Koordinaten aus Spanien und
Marokko von 2002, die mit einem GPS-Gerät
vor Ort ermittelt wurden.
Ergebnis
Von 1992 bis 2014 konnten vom Autor insge-
samt 83 Nachweise von fünf Bienenkäferarten
der Gattung Trichodes aus der Familie der
Buntkäfer (Cleridae) erbracht werden. Wie zu
erwarten gelangen die meisten Nachweise im
Bereich der Haupt-Aufenthaltsbereiche des
Autors in Brandenburg und Hessen.
Daneben liegen aber auch einzelne Fundnach-
weise aus Baden-Württemberg, Rheinland-
Pfalz und Thüringen vor. Außerdem konnten
bei verschiedenen Auslandsexkursionen wei-
tere Nachweise aus Italien, Marokko, Öster-
reich, Rumänien und Spanien erbracht werden.
Für Deutschland sind bisher vier Bienenkäfer-
arten der Gattung Trichodes genannt worden,
darunter sind die zwei Arten T. fava rius (Illiger,
1802) und T. ircutensis (Laxmann, 1770) zwei-
felhaft. Dabei handelt es sich bei der ersten Art
wohl sicher um Fehlbestimmungen (Niehuis
2013). KöhLer & KLausNitzer (1998) führen
T. favarius überhaupt nicht im Verzeichnis der
Käfer Deutschlands an, während T. ircutensis
von ihnen als eingeschleppt gekennzeichnet
wird. Wahrscheinlicher ist, dass das Verbrei-
tungsgebiet von T. ircutensis, einem sibirischen
Faunenelement, früher bis in die Schweizer
Alpen reichte. In diese Verbreitung würden auch
die Funde um 1910 im nördlichen Alpengebiet
von Bayern sehr gut passen (Niehuis 2013).
Damit müsste T. ircutensis in Deutschland als
ausgestorben gelten. So bleiben für Deutsch-
land aktuell nur zwei Arten: T. alvearius (Fabri-
cius, 1792), der Westliche Bienenkäfer, auch
Zottiger Bienenkäfer genannt, und T. apiarius
(Linnaeus, 1758), der Östliche Bienenkäfer,
auch als Gemeiner Bienenkäfer bekannt.
Diese beiden Arten konnten vom Autor in
Deutschland auch gefunden werden, wobei der
Östliche Bienenkäfer mit 36 Nachweisen etwas
häufiger war als der Westliche Bienenkäfer mit
33 Nachweisen. In Tabelle 1 sind alle 43 Funde
des Östlichen Bienenkäfers aufgeführt. Die
überwiegende Zahl an Nachweisen stammt
aus Brandenburg; daneben wurde T. apiarius
zusätzlich zu einem Nachweis aus Thüringen
auch mehrfach in Hessen nachgewiesen, hier
allerdings nur im östlichen, an Thüringen an-
grenzenden Kreis Hersfeld-Rotenburg sowie
mit einem Fund in Südhessen bei Seligenstadt
im Kreis Offenbach. Weitere Streufunde lie-
gen vor aus Italien, Österreich und Rumänien.
In Österreich gelang im äußersten Osten, im
Burgenland bei Jennersdorf ein Nachweis.
In Italien wurde T. apiarius in Südtirol bei
Naturns in einer Höhe von 600 m über NN
zusammen mit dem Westlichen Bienenkäfer,
T. alvearius nachgewiesen. Weitere Funde von
T. apiarius gelangen in Italien in der Region
Friaul bei Bordano und Gemona di Friaul. Die-
selbe Art wurde auch in Rumänien in den Ge-
bieten um Bistrita, Cusma und Rhegin, alle im
ehemaligen Siebenbürgen gelegen, gefunden.
Der Westliche Bienenkäfer konnte insgesamt
deutlich weniger oft und vor allem überwiegend
im südwestlichen Europa nachgewiesen wer-
den. Die vom Autor erbrachten 34 Nachweise
von T. alvearius finden sich in Tabelle 2. Trotz der
intensiven Erfassungstätigkeit in Brandenburg
konnte diese Art dort nicht nachgewiesen wer-
den. Aus Thüringen liegt je ein Fund von beiden
Arten vor; ebenfalls beide Arten konnten in
Hessen nachgewiesen werden. Während T.
apiarius aber, wie beschrieben, in Hessen nur
im östlichen Landkreis Hersfeld-Rotenburg
und im südlichen Landesteil gefunden wer-
den konnte, liegen zahlreiche Funde von T.
alvearius aus ganz Hessen vor. Aus Baden-
Württemberg gelangen Funde jeweils vom
äußersten Südwesten wie vom äußersten
Nordosten, weshalb anzunehmen ist, dass der
Westliche Bienenkäfer dort ebenfalls landes-
weit verbreitet und häufig sein sollte. Ebenfalls
Tab. 1: Liste der bisher vom Autor nachgewiesenen Fundorte des Östlichen Bienenkäfers, Trichodes apiarius.
Abkürzungen: A = Österreich, D = Deutschland, I = Italien, RO = Rumänien; BB = Brandenburg, BL = Burgenland,
FRI = Friaul, HE = Hessen, SB = Siebenbürgen, TH = Thüringen, TS = Trentino-Südtirol; HEF = Kreis Hersfeld-Rotenburg,
OF = Kreis Offenbach, WAK = Wartburgkreis.
Staat Land Stadt Funddatum Standort geogr. Längengrad geogr. Breitengrad
A BL Jennersdorf 07.05.2009 Waldsaum 016°08‘26“E 46°57‘08“N
D BB Jüterbog-Altes Lager 08.07.2011 Bahndamm 012°59‘32“E 52°00‘57“N
D BB Beelitz 03.06.2011 Waldwegsaum 012°56‘48“E 52°14‘01“N
D BB Fürstenberg-Drögen 10.07.1997 Bahndamm 013°09,1‘E 53°09,4‘N
D BB Fürstenberg-Drögen 10.07.1997 Bahndamm 013°09,6‘E 53°08,8‘N
D BB Fahrland 19.09.1996 Ackerbrache 013°00,9‘E 52°28,0‘N
D BB Fürstenberg 08.07.1997 Brachfläche 013°09,9‘E 53°10,8‘N
D BB Fürstenberg 14.07.1997 Ackerbrache 013°09,1‘E 53°10,6‘N
D BB Fürstenberg 14.07.1997 Bahndamm 013°09,0‘E 53°11,8‘N
D BB Gatow/Oder 29.06.1995 Staudenbeet 014°19,9‘E 53°06,4‘N
D BB Gatow/Oder 26.07.1995 Vorgarten 014°19,9‘E 53°06,4‘N
D BB Groß Behnitz 23.07.1996 Bahnhofbrache 012°45,5‘E 52°35,1‘N
D BB Jüterbog 07.07.2011 Brachfläche 013°02‘28“E 52°00‘05“N
D BB Jüterbog 07.07.2011 Brachfläche 013°03‘05“E 51°59‘40“N
D BB Liepe 22.08.1995 Uferstreifen 013°58,4‘E 52°41,7‘N
D BB Nauen 23.07.1996 Baubrache 012°53,4‘E 52°36,4‘N
D BB Neuthymen 09.07.1997 Ackerbrache 013°12,0‘E 53°13,2‘N
D BB Niederfinow 13.07.1995 Alte Schleuse 013°56,6‘E 52°51,1‘N
D BB Niederfinow 26.06.1996 Feuchtsenke 013°54,4‘E 52°50,7‘N
D BB Niederfinow 19.07.1996 Ackerbrache 013°54,1‘E 52°50,8‘N
D BB Niederfinow 19.07.1996 Trockenrasen 013°54,7‘E 52°50,5‘N
D BB Niederfinow 21.08.1996 Kanalufer 013°54,2‘E 52°50,4‘N
D BB Oderberg 20.06.1994 Pimpinellberg 014°01,5‘E 52°52,1‘N
D BB Oderberg 30.06.1994 Trockenhang 014°01,1‘E 52°51,9‘N
D BB Oderberg 12.07.1995 Pimpinellberg 014°01,5‘E 52°51,9‘N
D BB Stolpe/Oder 06.07.1994 Staudenbeet 014°06,8‘E 52°58,7‘N
D BB Wünsdorf 12.07.1997 Bahnbrache 013°28,2‘E 53°10,3‘N
D BB Wünsdorf 12.07.1997 Trockenrasen 013°29,3‘E 53°10,1‘N
D BB Fürstenberg-Zootzen 14.07.1997 Straßenrand 013°13,0‘E 53°09,1‘N
D HE Faßdorf (HEF) 22.06.2005 Weidewiese 009°50‘45“E 50°55‘25“N
D HE Heringen (HEF) 06.08.1998 Wiesenböschung 010°00,0‘E 50°56,2‘N
D HE Lengers (HEF) 04.06.2003 Waldsaum 010°00‘40“E 50°51‘44“N
D HE Niederaula (HEF) 29.06.2004 Feldwegsaum 009°36’44“E 50°47’54“N
D HE Seligenstadt (OF) 04.07.2012 Brachfläche 008°57‘47“E 50°03‘17“N
D HE Wehrshausen (HEF) 20.06.2005 Ruderalfläche 009°53‘21“E 50°48‘36“N
D HE Widdershausen (HEF) 06.08.1998 Bahnböschung 010°00,8‘E 50°54,4‘N
D TH Dippach (WAK) 06.08.1998 ehem. Bahndamm 010°02,5‘E 50°55,3‘N
I FRI Bordano 19.08.2005 Siedlungsbrache 013°06‘36“E 46°18‘55“N
I FRI Gemona di Friaul 19.06.2006 Schuttfächer 013°07‘53“E 46°17‘40“N
I TS Naturns 18.08.2004 Patleidhof 011°00‘E 46°39‘N
RO SB Bistrita 25.07.1993 Gartenbrache 024°29‘E 47°08‘N
RO SB Cusma 30.07.1993 Waldlichtung 024°44‘E 47°10‘N
RO SB Reghin 31.07.1993 Brachfläche 024°43‘E 46°47‘N
160 Hans-Joachim Flügel Über einige Fundnachweise und den Blütenbesuch von Trichodes-Arten 161
im Westen gelegen sind die beiden Nachweise
aus Rheinland-Pfalz. Überraschend ist der
Nachweis beider Arten aus dem Gebiet um
Naturns, südlich der Ötztaler Alpen auf einer
Höhe von ca. 600 m üNN.
Die meisten Nachweise von Trichodes alvea-
rius stammen aus Knüllwald-Niederbeisheim,
dem Wohnort des Autors. Dort ist auch der
Sitz des Lebendigen Bienenmuseums, dessen
Arbeitsschwerpunkte neben der Dokumenta-
tion der traditionellen Imkerei vor allem in der
Erfassung der lokalen Fauna und Flora sowie
der Blüten ökologie liegen. Hierfür wurde das
Gelände entsprechend gestaltet, so dass bei-
spielsweise bis jetzt 158 Arten von Bienen auf
dem Gelände nachgewiesen werden konnten.
Der Westliche Bienenkäfer konnte seit 2003
praktisch jedes Jahr auf dem Gelände und teil-
weise auch dessen Larven in den aufgestellten
Tab. 2: Liste der bisher vom Autor nachgewiesenen Fundorte des Westlichen Bienenkäfers, Trichodes alvearius.
Abkürzungen: BW = Baden-Württemberg, HE = Hessen, RP = Rheinland-Pfalz, TH = Thüringen;
Landkreise: BIT = Bitburg, BZ = Bozen, DA = Darmstadt, ESW = Eschwege, FR = Freiburg, HEF = Hersfeld-Rotenburg,
HG = Hochtaunus, HR = Schwalm-Eder, KS = Kassel, MKK = Main-Kinzig, TBB = Tauberbischofsheim, TR = Trier,
VB = Vogelsberg, WAK = Wartburg.
Land Kreis Stadt Funddatum Standort geogr. Längengrad geogr. Breitengrad
BW FR Vogtsburg 28.05.2011 Kaiserstuhl 007°40‘51“E 48°05‘36“N
BW TBB Lauda-Marbach 02.07.2014 Weinbergsaum 009°43‘51“E 49°34‘04“N
BW TBB Lauda 16.07.2014 Weinbergbrache 009°41‘40“E 49°34‘12“N
BW TBB Oberlauda 07.06.2014 Wiesenbrache 009°39’43“E 49°34’19“N
HE DA Gronau 27.05.2001 Wegrand 008°39‘47“E 49°41‘04“N
HE ESW Kirchhosbach 12.05.2000 Gebüschsaum 009°54‘17“E 51°07‘07“N
HE HEF Friedewald 06.06.2004 Dreienberg 009°51‘19“E 50°51‘46“N
HE HEF Herfa 05.06.2003 Waldsaum 009°55‘57“E 50°53‘07“N
HE HEF Ludwigsau-Tann 04.06.1998 Parkplatz 009°42,1‘E 50°55,3‘N
HE HEF Richelsdorf 03.06.2003 Straßenböschung 010°01‘22“E 50°58‘12“N
HE HEF Rockensüß 28.05.2012 Doline 009°50’14“E 51°02’56“N
HE HG Neu-Anspach 23.06.2012 Hessenpark 008°31‘46“E 50°16‘33“N
HE HG Wehrheim 13.06.2009 Bizzenbachtal 008°35‘38“E 50°18‘15“N
HE HR Kirchhof 29.05.2009 Vorgarten 009°35‘44“E 51°08‘43“N
HE HR Neukirchen-Nausis 23.07.2006 Feuchtwiese 009°21‘40“E 50°50‘45“N
HE HR Niederbeisheim 24.05.2003 Bahndamm 009°31‘25“E 51°02‘40“N
HE HR Niederbeisheim 18.05.2005 Haus+Garten 009°31‘29“E 51°02‘38“N
HE HR Niederbeisheim 31.07.2006 Streuobstwiese 009°31‘29“E 51°02‘38“N
HE HR Niederbeisheim 30.06.2011 Fachwerkhof 009°31‘24“E 51°02‘34“N
HE HR Niederbeisheim 07.06.2012 Streuobstwiese 009°31‘29“E 51°02‘38“N
HE HR Niederbeisheim 29.06.2012 Fachwerkhof 009°31‘24“E 51°02‘34“N
HE HR Niederbeisheim 19.05.2013 Bahndamm 009°31‘25“E 51°02‘40“N
HE HR Niederbeisheim 15.06.2013 Bahndamm 009°31‘25“E 51°02‘40“N
HE HR Niederbeisheim 19.05.2014 Bahndamm 009°31‘25“E 51°02‘40“N
HE HR Niederbeisheim 03.06.2014 Bahndamm 009°31‘25“E 51°02‘40“N
HE HR Neiederbisheim 16.06.2014 Bahndamm 009°31‘25“E 51°02‘40“N
HE KS Eberschütz 31.05.2014 Trockenhang 009°21’34“E 51°32’52“N
HE KS Stammen 17.06.2003 Siedlungssaum 009°25‘23“E 51°33‘41“N
HE MKK Mernes 18.06.2012 Motocrosshang 009°28‘25“E 50°14‘41“N
HE VB Fleschenbach 28.05.2004 Bauerngar ten 009°23‘37“E 50°24‘18“N
RP BIT Welschbillig 06.06.2013 Wiesenbrache 006°35‘09“E 49°51‘09“N
RP TR Fell (Mosel) 14.06.2013 Weinbergbrache 006°47‘31“E 49°46‘20“N
TH WAK Craula 18.06.2005 Waldsaum 010°31‘06“E 51°04‘58“N
Italien BZ Naturns 18.08.2004 Patleidhof 011°00‘E 46°39‘N
Abb. 3: T. alvearius frisst hier deutlich sichtbar Pollen in einer Blüte des Kriechenden Hahnenfuß (Ranunculus repens).
Abb. 4: Ebenfalls schön zu sehen, wie T. alvearius im Blütenstand der Margerite (Leucanthemum ircutianum) den Pollen
abweidet. Am Rand sitzt ein Stachelkäfer (Mordellidae), der auch zu den eifrigen Blütenbesuchern zählt.
162 Hans-Joachim Flügel Über einige Fundnachweise und den Blütenbesuch von Trichodes-Arten 163
Trichodes leucopsideus wurde in zwei Exem-
plaren beim Streifnetzfang und auf Blüten bei
Chefchaouen in den südlichen Ausläufern des
Rif-Gebirges nachgewiesen. Im Rahmen der
ersten Marokko-Exkursion konnte Trichodes
umbellatarum an zwei Fundorten entdeckt wer-
den: ein Einzelexpemplar bei Meknes in einer
Grünanlage und mehrere Exemplare in einer
extensiv genutzten Olivenplantage bei Sidi-
Mokhtar am Rand der Sahara.
Phänologie
Im Folgenden wurde anhand der erfolgten
Nachweise der beiden in Mitteleuropa ver-
breiteten Bienenkäferarten ein Phänogramm
erstellt, das sich auf alle 34 Nachweise von T.
alvearius und 43 Nachweise von T. apidarius
stützt und in Abbildung 6 wiedergegeben ist.
Dabei zeigen sich deutlich zwei verschiedene
Aktivitätsmaxima der adulten Käfer: während
der Westliche Bienenkäfer im Juni die höchste
Anzahl an Nachweisen hat, ist die Hauptakti-
vität des Östlichen Bienenkäfers um gut einen
Monat auf Juli verschoben. Dabei konnten bei-
de Arten bereits ab Anfang Mai nachgewiesen
werden. Doch während der letzte Fund von
T. alvearius vor Mitte August lag, fanden sich
Exemplare von T. apiarius noch in der zweiten
Septemberhälfte. Der Östliche Bienenkäfer hat
demnach eine um anderthalb Monate längere
Aktivitätszeit als der Westliche Bienenkäfer,
der nur etwa zweieinhalb Monate lang aktiv ist.
Diese Verteilung wird bestätigt in den Phäno-
grammen bei Niehuis (2013), die auf einer we-
sentlich umfangreicheren Datenbasis beruhen.
Blütenbesuch
Nicht als Blütenbesuch wurden vom Autor
Beobachtungen gezählt, bei denen der Bie-
nenkäfer nur in den Blüten schlief, darüber lief
oder dort saß, um andere Insekten zu fressen.
Als Blütenbesuche gewertet wurden aus-
schließlich langsame Bewegungen auf und
innerhalb der Blüten, die darauf schließen lie-
ßen, dass er dort den Pollen und vermutlich
auch – soweit dieser zugänglich war – den
Nektar konsumierte. Insgesamt konnten die
Bienenkäfer vom Autor an 45 Pflanzenarten
beim Fressen in deren Blüten beobachtet
werden. In Tabelle 4 sind alle vom Autor be-
obachteten 40 Blütenbesuche des Westlichen
und Östlichen Bienenkäfers aufgeführt mit der
Anzahl der Beobachtungen je Pflanzenart. In
derselben Tabelle sind jene Pflanzenarten mit
einem „X“ gekennzeichnet, die von einer oder
beiden Bienenkäferarten bei Niehuis (2013)
bereits als besuchte Blütenpflanzen aufgeführt
sind.
Abb. 6: Flugzeiten der
nachgewiesenen adulten
Käfer von Trichodes
alvearius (dunkelblau)
und T. apiarius (hellblau).
Die Hauptflugzeit von
T. alvearius liegt demnach
Mitte Juni, während
T. apiarius erst Mitte Juli
sein Aktivitätsmaximum
erreicht und noch bis in
den Spätsommer anzu-
treffen ist.
Nisthilfen für Stechimmen nachgewiesen wer-
den. Aufgeführt sind hier jedoch nur die Fund-
daten, an denen jeweils ein Belegexemplar der
Natur entnommen oder der Käfer beim Blüten-
besuch fotografiert wurde. Trotz der intensiven
Erfassung der Entomofauna auf dem Gelände
des Lebendigen Bienenmuseums ist bisher
noch kein einziger Nachweis des Östlichen
Bienenkäfers gelungen, obwohl dieser im nahe
gelegenen Nachbarkreis Hersfeld-Rotenburg
zusammen mit dem Westlichen Bienenkäfer
vorkommt.
Im Gebiet des westlichen Mittelmeerraumes
konnten bei zwei Exkursionen nach Marokko
drei Bienenkäferarten nachgewiesen werden,
die in Tabelle 3 aufgeführt sind: Trichodes leu-
copsideus (Olivier, 1795), T. octopunctatus
(Fabricius, 1787) und T. umbellatarum (Olivier,
1795). Dabei wurde T. octopunctatus sowohl in
Marokko wie in Spanien gefunden. Bei Ifrane,
das im Mittleren Atlas auf gut 1.600 m üNN
liegt, war diese Bienenkäferart relativ häufig
auf Blüten am Straßenrand zu finden, während
der Nachweis aus Spanien ein Einzelfund war.
Tab. 3: Liste der vom Autor nachgewiesenen Fundorte von Bienenkäfern (Trichodes) im westlichen Mittelmeergebiet.
Abkürzungen: MA = Marokko, SP = Spanien.
Bienenkäferart Land Stadt Funddatum Standort geogr. Längsgrad geogr. Breitengrad
T. leucopsideus MA Chefchaouen 16.05.2002 Straßenrand 005°17,15‘W 35°11,32‘N
T. octopunctatus MA Ifrane 14.05.2002 Straßenrand 005°05,85‘W 33°31,27‘N
T. octopunctatus MA Ifrane 15.05.2002 Straßenrand 005°06,46‘W 33°31,59‘N
T. octopunctatus SP Tarifa 17.05.2002 Stranddüne 005°41,62‘W 36°04,23‘N
T. umbellatarum MA Meknes 20.03.1992 Grünanlage 005°28,9‘W 33°50,9‘N
T. umbellatarum MA Sidi-Mokhtar 17.03.1992 Olivenplantage 008°58,1‘W 31°34,9‘N
Abb. 5: Gut präsentiert ist der Pollen auch bei der Großblättrigen Wucherblume (Tanacetum macrophyllum) und wird ent-
sprechend von T. alvearius genutzt.
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
1.-
15.5.
16.-
31.5.
1.-
15.6.
16.-
30.6.
1.-
15.7.
16.-
31.7.
1.-
15.8.
16.-
31.8.
1.-
15.9.
16.-
30.9.
alvearius
apiarius
164 Hans-Joachim Flügel Über einige Fundnachweise und den Blütenbesuch von Trichodes-Arten 165
Daneben führt Niehuis (2013) für den West-
lichen Bienenkäfer, T. alvearius folgende wei-
tere Blütenpflanzen an, die von diesem be-
sucht wurden:
Armoracia [rusticana], der Meerrettich
(Brassicaceae)
Medicago sativa, die Luzerne (Fabaceae).
Tab. 4: Beobachtete Blüten-
besuche der vom Autor
in Mittel- und Osteuropa
beobachteten Exemplare
von Trichodes apiarius und
T. alvearius. Die Zahlen
geben die Anzahl der Beo-
bachtungen der jeweiligen
Bienenkäferart an der ent-
sprechenden Blütenpflanze
an, „X“ kennzeichnet die
entsprechende Trichodes-
Art als Blütenbesucher
dieser Pflanzenart auch
bei Niehuis (2013).
Abkürzungen:
Anz. = Anzahl der
Gesamtbeobachtungen
des Autors von Besuchen
durch Trichodes an dieser
Pflanzenart,
Ast = Asteraceae,
Bras = Brassicaceae,
Car = Caryophyllaceae,
Cras = Crassulaceae,
Dips = Dipsaceae,
Fab = Fabaceae,
Ger = Geraniaceae,
Ran = Ranunculaceae,
Ros = Rosaceae,
Umb = Umbelliferae
(Apiaceae).
Fam Pflanzenart T. apiarius T. alvearius Anz.
Ast Achillea millefolium 4;X 1;X 5
Ast Anthemis tinctoria 2 2
Ast Arctium lappa 1 1
Ast Centaurea stoebe 2 2
Ast Cirsium arvense 4 4
Ast Crepis biennis 1 1 2
Ast Doronicum pardalianches 1 1
Ast Erigeron annuus 2 1 3
Ast Hypochoeris radicata 1 1
Ast Leucanthemum vulgare + ircutianum 2;X 2;X 4
Ast Matricaria recutita 1 1
Ast Senecio jacobaea 1 1 2
Ast Solidago canadensis 3 3
Ast Solidago gigantea 2 2
Ast Tanacetum macrophyllum 1 1
Ast Tanacetum vulgare 1 1
Ast Tripleurospermum inodorum 4;X 4
Bras Alyssum montanum 1 1
Bras Bunias orientalis 2 2
Bras Hesperis matronalis 2 2
Bras Sinapis arvensis 1 1
Car Gypsophila paniculata 1 1
Cras Sedum album 1 1
Cras Sedum reflexum 2 2
Dips Knautia arvensis 1 2;X 3
Dips Knautia dipsacifolia 1 1
Fab Melilotus alba 1 1
Ger Geranium palustre 1 1
Ran Ranunculus repens 1;X 1
Ros Crataegus monogyna + spec. X 1 1
Ros Pyracantha coccinea 2;X 2
Ros Rubus caesius + spec. X 1;X 1
Umb Daucus carota 4 1 5
Umb Aegopodium podagraria 3;X 2 5
Umb Anthriscus sylvestris 1 1 2
Umb Chaerophyllum hirsutum 1 1
Umb Falcaria vulgaris 1;X 1
Umb Myrrhis odorata 1 1
Umb Pastinaca sativa 2 2
Umb Peucedanum oreoselinum 4;X 4
Gesamtanzahl an Pflanzenarten 26 22 40
Außerdem nennt er allgemein die Dolden-
blütler (Apiaceae oder Umbelliferae) ohne
genaue Angabe von Arten, die sowohl vom
Westlichen wie vom Östlichen Bienenkäfer
bevorzugt aufgesucht werden sollen, was
durch die Beobachtungen des Autors bestätigt
werden kann. Eine ähnlich bedeutende Rolle
spielen allerdings die Korbblütler (Asteraceae
oder Compositae), die aufgrund ihrer größeren Abb. 8: Auf dem Blütenstand der Kriechenden Gemswurz (Doronicum pardalianches) tut sich ein Bienenkäfer (T. alvear ius)
am Pollen gütlich; deren Strahlenblüten sind zuvor schon von einem anderen Phytophagen teilweise konsumiert worden.
Abb. 7: Ewas mühseliger sind die Pollen an Brombeeren (Rubus species) abzuweiden, was T. alvearius aber nicht davon
abhält.
166 Hans-Joachim Flügel Über einige Fundnachweise und den Blütenbesuch von Trichodes-Arten 167
Abb. 9: Noch umständlicher sind die Pollen an der Nachtviole (Hesperis matronalis) erreichbar: der Westliche Bienenkäfer
wechselte so schnell von einer Blüte zur nächsten, dass kein Bild beim Fressen des Pollens gelang.
Abb. 10: Bei einem weiteren Kreuzblütler, der Orientalischen Zackenschote (Bunias orientalis), stehen die kleinen Einzel-
blüten so eng beisammen, dass es für T. alvearius hier einfacher war, den Pollen zu fressen.
Abb. 11: Auf den kleinen Blütenköpfchen des Kanadischen Berufskrautes (Conyza canadensis) hat T. alvearius Mühe, den
ange botenen Pollen abzuweiden.
Abb. 12: Beim Weißdorn (Crataegus oxyacantha agg.) muss T. alvearius auf die Farbe der Saftmale in den Blüten achten:
je mehr sie sich von gelb nach rot verfärben, desto weniger Pollen ist noch in den Staubblättern enthalten.
168 Hans-Joachim Flügel Über einige Fundnachweise und den Blütenbesuch von Trichodes-Arten 169
Abb. 13: Relativ häufig können Bienenkäfer auch auf Ackerwitwenblumen (Knautia arvensis) beobachtet werden. Hier
besucht T. alvearius ein Blütenköpfchen der Knautie im vorweiblichen Zustand: die Staubgefäße sind noch nicht fertig
entwickelt und liegen noch eingeklappt im Blütenbecher.
Häufigkeit im Sommer bevorzugt von Trichius
apiarius aufgesucht werden, wie die Beobach-
tungen des Autors zeigen.
Für die Östliche Bienenkäferart werden von
Niehuis (2013) folgende weitere Blütenpflan-
zen aufgeführt, an denen der Besuch durch
T. apiarius beobachtet werden konnte:
Aruncus dioicus, Wald-Geißbart (Rosaceae)
Cornus sanguinea, Roter Hartriegel
(Cornaceae)
Eryngium cf. amethystinum, Mannstreu
(Umbelliferae)
Euphorbia seguieriana, Steppen-Wolfsmilch
(Euphorbiaceae)
Filipendula ulmaria, Mädesüß (Rosaceae)
Heracleum sphondylium, Wiesen-Bärenklau
(Umbelliferae)
Lotus corniculatus, Gewöhnlicher Hornklee
(Fabaceae)
Persicaria spec., Knöterich (Polygonaceae)
Scabiosa spec., Skabiose (Dipsacaceae)
Tanacetum vulgare, Rainfarn (Asteraceae).
Damit sind insgesamt 52 Pflanzenarten be-
kannt, an denen die beiden Bienenkäferarten
beobachtet werden konnten. Darunter sind 24
Blütenpflanzen, die von Trichodes alvearius
und 35 Pflanzenarten, die von T. apiarius be-
sucht wurden. Die höhere Anzahl an besuchten
Blütenpflanzen von T. apiarius erklärt sich da-
bei mühelos durch dessen längere Flugzeit.
Bei den sporadischen Beobachtungen der üb-
rigen drei Bienenkäferarten in Marokko und
Spanien konnten folgende Besuche von Blü-
tenpflanzen festgestellt werden:
T. leucopsideus: Leontodon longirostris
(Asteraceae)
T. octopunctatus: Anthemis tinctoria (Astera-
ceae), Isatis tinctoria (Brassicaceae)
T. umbellatarum: Calendula stellata (Astera-
ceae), Retama monosperma (Fabaceae)
Wie bei den oben angeführten Beobachtungen
zum Blütenbesuch der beiden in Mitteleuropa
verbreiteten Bienenkäfer dominieren die Korb-
blütler und unter diesen vor allem jene, bei de-
nen der Pollen sehr leicht zugänglich ist. Tat-
sächlich scheinen die Bienenkäfer aber auch
in der Lage, schwieriger zugängliche Pollen-
quellen anzuzapfen, wie die verschiedentlich
beobachteten Besuche an Hülsenfrüchtlern
(Fabaceae, auch als Schmetterlingsblütler
bezeichnet) zeigen. Hier sind die Pollen im
Schiffchen verborgen und müssen durch ent-
sprechende Belastung desselben freigelegt
werden. Beobachtet werden konnte Trichodes
alvearius an Medicago sativa, T. apiarius an
Lotus corniculatus und Melilotus alba sowie
T. umbellatarum an Retama monosperma. Bei
letzterer Bienenkäferart konnten übrigens auf
den Sträuchern von Retama monosperma je-
weils nur wenige Käfer so verteilt beobachtet
werden, wie sie von O. eLLer in Niehuis (2010)
als „Strategische Verteilung“ beschrieben und
als Vermeidungsstrategie gegen Kannibalis-
mus vermutet wird. Ob der Kannibalismus,
ja selbst das Fressen anderer Insekten über-
haupt eine so wichtige Nahrungsquelle für Bie-
nenkäfer darstellt, ist nicht sicher. Unter allen
Beobachtungen durch den Autor konnte die-
ser nur zweimal Bienenkäfer beim Verzehren
anderer Insekten feststellen. Dagegen stehen
78 Beobachtungen, bei denen die Bienenkäfer
Blütenprodukte zu sich nahmen.
Bienenkäfer auf Briefmarken
Die Bienenkäfer sind zwar, wie bereits eingangs
erwähnt, weniger im Fokus der Käferkundler,
da sie sich überwiegend auf Blüten aufhalten,
auf denen ansonsten nur wenig Spektakuläres
für die Coleopterologie zu erwarten ist. Doch
aus genau diesem Grund fallen sie dem nor-
malen Naturliebhaber auf: durch ihre leuchten-
den Farben und im Kontrast zu den von ihnen
besuchten Blüten stellen sie einen deutlichen
Blickfang dar. Dies hat dazu geführt, dass
die Bienenkäfer auch außerhalb der üblichen
Naturschutz- und Fachkreise Anklang gefun-
den haben, unter anderem als Motiv für Brief-
marken. Eine der ersten Darstellungen findet
Abb. 14: Gleiches gilt für die Waldwitwenblume (Knautia dipsacifolia), an der T. alvearius auf diesem Bild seine Nahrung
sucht. Ob die Bienenkäfer, die hier ihre Köpfe tief in die Blütenbecher stecken, die noch nicht reifen Pollensäcke fressen
oder Nektar trinken, konnte nicht geklärt werden.
170 Hans-Joachim Flügel Über einige Fundnachweise und den Blütenbesuch von Trichodes-Arten 171
sich auf einer Ungarischen Marke, die 1980
herausgegeben wurde. Darauf ist der Öst-
liche Bienenkäfer (Trichodes apiarius) Pollen
fressend auf einer Schafgarbe (Achillea mille-
folium) zu sehen.
Kurz darauf folgte eine Marke aus Frankreich
mit einem Westlichen Bienenkäfer (Trichodes
alvearius), die von 1983 bis 1988 in einer regu-
lären Briefmarkenserie in Gebrauch war. In der
Bundesrepublik Deutschland erschien 1984
eine Sondermarke im Rahmen der Förderreihe
„Für die Jugend“ zusammen mit drei weiteren
Marken mit verschiedenen Blütenbesuchern:
einem Admiral auf einer Distelblüte, einer
Honig biene auf einer Salbeiblüte sowie einer
Schwebfliege auf einem Blütenstand der Weg-
warte. Der abgebildete Westliche Bienenkäfer
sitzt Pollen fressend auf einer Hahnenfußblüte.
Selbst in Somalia, wo der Östliche Bienen -
käfer überhaupt nicht vorkommt, wurde er 1995
auf einem Briefmarkenblock verewigt. Zwar
lebt der Östliche Bienenkäfer auch in Afri-
ka, allerdings nur nördlich der Sahara in den
Mittelmeer-Anrainerstaaten.
In Europa ist er – außer in Skandinavien und
den Britischen Inseln – überall anzutreffen, al-
lerdings eher in den östlichen Gebieten. Darü-
ber hinaus kommt er noch in Nordafrika, Klein-
asien und dem Kaukasus vor (gerstmeier
1998). In Liechtenstein wurde 2007 eine Brief-
marke herausgegeben mit dem Konterfei des
Östlichen Bienenkäfers. Im Hintergrund ist ein
klassisches Bienenhaus mit abgebildet, womit
wohl auf das mögliche Auftreten des Bienen-
käfers in Bienenstöcken hingewiesen werden
sollte.
Die jüngste Marke, die ebenfalls den West-
lichen Bienenkäfer zeigt, ist eine in nur 50 Ex-
emplaren gedruckte und im Juli 2014 erschie-
nene Sondermarke, die im Rahmen des von
der Deutschen Post angebotenen Services der
„Briefmarke individuell“ vom Verein Lebendiges
Bienenmuseum e.V. gestaltet und in Druck ge-
geben wurde (Abb. 15). Darauf ist der West-
liche Bienenkäfer abgebildet, wie er auf einem
Blütenstand der Wald-Witwenblume (Knautia
dipsacifolia) sitzt. Diese Briefmarke erschien in
einer Reihe von acht Briefmarkenmotiven, die
eine Beziehung zu dem thematischen Schwer-
punkt des Lebendigen Bienenmuseums her-
stellt: der Honigbiene und der Blütenökologie.
Dabei besteht ein doppelter Bezug: zum Einen
leben die Larven der Bienenkäfer räuberisch in
den Brutnestern von Bienen und zum Anderen
sind sie ausgiebige Blütenbesucher.
Danksagung
Für die Überlassung seiner beiden Funde bei
Naturns, Südtirol wird Rolf Angersbach ge-
dankt. Frank Lange hat freundlicherweise die
Belege von Trichodes umbellatarum bestimmt.
Literatur
FLügeL, h.-J. & BreNNer, u. (2007): Die Käferfauna der
Salzstellen bei Heringen. – Mitteilungen des inter-
nationalen entomologischen Vereins, 38: 119-165,
Frankfurt/Main.
Freude, h., harde, K.W. & Lohse, g.a. (1979): Die Kä-
fer Mitteleuropas. Band 6: Diversicornia. –, 367 S.,
Krefeld (Goecke & Evers).
gerstmeier, r. (1998): Buntkäfer – Illustrierter Schlüs-
sel zu den Cleridae und Thanerocleridae der West-
Paläarktis. – 241 S., Weikersheim.
hessisches LaNdesvermessuNgsamt (Hrsg.) (1998):
Amtliche Topographische Karten – Hessen. – Serie
Top 50, 1:50.000, CD, Wiesbaden (Hessisches Lan-
desvermessungsamt).
horioN, a. (1953): Faunistik der mitteleuropäischen
Käfer 3: Malcodermata Sternoxia (Elateridae –
Throscidae). – 340 S., München (Eigenverlag
Museum Frey).
Abb. 15: Die jüngste von mehreren Briefmarken aus
verschiedenen Ländern, die ebenfalls einen Bienenkäfer
zeigt, ist eine in nur 50 Exemplaren gedruckte und im Juli
2014 erschienene Sondermarke aus dem Programm
„Briefmarke individuell“ der Deutschen Post, herausgege-
ben vom Verein Lebendiges Bienenmuseum e.V. Darauf
ist der Westliche Bienenkäfer auf einem Blütenstand der
Wald-Witwenblume zu sehen.
KöhLer, F. & KLausNitzer, B. (1998): Verzeichnis der
Käfer Deutschlands. – Entomologische Nachrichten
und Berichte, Beiheft 4: 1-185, Dresden.
LomPe, a. (2010): Käfer Europas. Trichodes. Zuletzt
aktualisiert am 11.09.2013 – URL: <http://www.
coleo-net.de/coleo/texte/trichodes.htm>, zuletzt be-
sucht am 06.11.2014.
Niehuis, m. (2013): Die Buntkäfer (Coleoptera: Cleridae)
in Rheinland-Pfalz und im Saarland. – Fauna und
Flora in Rheinland-Pfalz, Beiheft 44, 1-683, Landau.
PoPo, a. (1983): Faunenbestand und Verbreitung der
Cleridae in Jugoslawien (Insecta, Coleoptera, Mala-
codermata). – Faunistische Abhandlungen, 11: 49-
62, Dresden.
Manuskript bei der Schriftleitung eingegangen
am 10. November 2014
Anschrift des Autors
Hans-Joachim Flügel
Beiseförther Str. 12
34593 Knüllwald
h_fluegel@web.de
172 Hans-Joachim Flügel