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Gewalt, Geschlecht und Kultur - Ein Beitrag zur Ethnopsychoanalyse von Kriminalität

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Abstract

Der folgende Aufsatz stützt sich auf Erfahrungen mit psychoanalytischer Arbeit im Strafvollzug und in einer Drogenberatungsstelle. Kriminologie scheint lange für die Psychoanalyse kein Thema gewesen zu sein. In Lehrbüchern werden Brandstiftung, Sexual- und Tötungsdelikte unter den Begriffen "Sadismus" oder "antisoziale Persönlichkeitsstörung" abgehandelt, obwohl sie weder psychodynamisch noch phänomenologisch damit identisch wären. Die psychoanalytischen Forschungen beziehen sich mehrheitlich auf die Gesamtheit der Kriminellen, die aber nosologisch keine Einheit bilden. Welche Ursachen vermuten wir hinter der offenkundigen Unerforschtheit dieser Themen? Die "Unreinheit" der stigmatisierten Klientel und deren Tabubrüchen haftet auch an Fachleuten, die versuchen zu verstehen und nicht bloss moralisierend verurteilen. Indessen ist das Gefängnis als Asyl für (temporär) »unerwünschte Existenzen«, der Ort, wo wir die Ergebnisse gesellschaftlicher Verdrängung und Abspaltung am besten beobachten können. Gefängnisse sind multikulturelle, hochverdichtete Zwangsgemeinschaften mit Insassen aller Kontinente. Sehr viele wichtige internationale und regionale Konflikte finden ihren Niederschlag in der Kriminalität. Deshalb bieten Gefängnisse als Projektionen der Welt für die Ethnopsychoanalyse ein ideales Forschungsfeld.
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Die Revolution der Neurowissenschaften lässt uns nun die altbekannten Prinzipien der Erziehung neu deklinieren. Die neuen Methoden offerieren den Eltern, Lehrern und Therapeuten ungleich wirksamere Instrumente für die Erziehung der gefährdeten Kinder liefern, als man sie noch vor zehn Jahren hatte. Die Prinzipien 1. Affektive Bindungen aufbauen, erhalten und stärken 2. Das Kind explorieren und frei spielen lassen 3. Regeln und Ziele setzen, Kontrollen durchführen und Belohnungen geben 4. Geeignete Sanktionen durchsetzen 5. Kindern mit spezielle Bedürfnissen massgeschneiderte Therapien zukommen lassen Seit vielen Jahrzehnten wissen Fachleute, dass sich gerade die Familien mit den schwierigsten Kindern den Intervention zu entziehen versuchen. Man kommt also um einen gewissen Zwang nicht herum, wenn ein Kind gefährdet ist. Hier zeigt sich die Schwierigkeit, wie man vom wissenschaftlich veralteten und breit widerlegten Dogma «man darf nichts diagnostizieren und gesondert behandeln, um jegliche Ausgrenzung zu verhindern» wegkommt, damit in Zukunft weder die «Opfer-» noch die «Täterkinder» von ihrer Familie und der Gesellschaft im Stich gelassen werden.
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