Auf der Suche nach alternativen Substanzen zu Finasterid und Minoxidil für die Behandlung der androgenetischen Alopezie (AGA) wurde Melatonin, ein starkes Antioxidanz und Wachstumsmodulator, als Kandidat aus In-vitro- und In-vivo-Untersuchungen identifiziert. Insgesamt fünf klinische Studien zeigten bei guter Verträglichkeit positive Effekte einer topischen Melatonin-Behandlung auf die AGA bei Männern und Frauen: (1) Pharmakodynamisch zeigte sich unter einmal abendlicher topischer Anwendung kein signifikanter Einfluss auf die endogenen Melatonin-Plasmaspiegel. (2) In einer Anwendungsbeobachtung mit 30 Männern und Frauen mit Prüfarzt- und Probandenfragebögen zeigte sich nach 30 und 90 Tagen ein signifikanter Rückgang des Schweregrades der Alopezie (p < 0,001). (3) Mittels digitaler, Software-gestützter Auflichtmikroskopie (TrichoScan) wurde bei 35 Männern mit AGA bei 54,8 bzw. 58,1 % der Patienten nach 3 und 6 Monaten eine signifikante Zunahme der Haardichte um 29 % bzw. 41 % gemessen (M0: 123/cm²; M3: 159/cm²; M6: 173/cm²) (p < 0,001). (4) Bei 60 Männern und Frauen mit Haarausfall wurde eine signifikante Reduktion des Haarverlustes bei den Frauen festgestellt, während bei den Männern der Haarausfall konstant blieb (p < 0,001). (5) In einer Multizenterstudie mit über 1800 Probanden in 200 Zentren über 3 Monate nahm der Anteil der Patienten mit 2- bis 3-fach positivem Pull-Test von 61,6 % auf 7,8 % ab und der Anteil der Patienten mit negativem Pull-Test von 12,2 % auf 61,5 % zu (p < 0,001). Zusätzlich wurde ein Rückgang der Seborrhö und der seborrhoischen Dermatitis der Kopfhaut beobachtet. Da die Sicherheit und Verträglichkeit in allen Studien gut war, kann die topische Anwendung einer kosmetischen Melatonin-Lösung eine sinnvolle Behandlungsoption bzw. Ergänzung bei androgenetischer Alopezie darstellen.