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Schoolwide Positive Behavior Support (PBIS) in German Schools, Kooperatives Forschungsprojekt von Münchner Schulstiftung Ernst v. Borries und Europa-Universität Flensburg, Inhouse Training Poster No. 7: Verhalten in seinem funktionellen Zusammenhang verstehen, bei erheblichem Förderbedarf (Tier III)

Authors:
SchoolwidePosiveBehaviorSupport(PBIS)inGermanSchools
KooperavesForschungsprojektvonMünchnerSchulsungErnstv.Borries
undEuropaUniversitätFlensburg
AbteilungfürPädagogikundDidakkzurFörderungderemoonalenundsozialenEntwicklung
Prof.Dr.habil.JoachimBröcher,PeterKramerundLinusWimann,laufendseit7/2014
VerhalteninseinemfunkonellenZusammenhangverstehen,beierheblichemFörderbedarf(TierIII)
FunconBasedAssessment(FBA)
FunkonsbezogeneVerhaltensanalyse
Grundannahme,dassjedesVerhalteneinenZweckerfüllt,dass
eseineFunkonfürdasKind/denJugendlichenhat
beginntmitdemSammelnallerInformaonen,diedasProb
lemverhaltensowiedieRahmenbedingungenundbegleitenden
Ereignissebzw.Auslöserbetreen,diedemVerhaltenvoraus
gehenunddieKonsequenzen,dieihmnachfolgen
InformaonenwerdenvonallenbeteiligtenPersonen,insbeson
derevomBehaviorSupportTeameinerSchule,möglichstbreit
angelegt,eingeholt
SammelnderInformaonenkanninFormvonTeam
Beratungen,Interviews,FragebögenoderdirektenBeobachtun
gen,etwaimUnterricht,aufdemSchulhofusw.geschehen
ImnächstenSchriwirdeineHypotheseentwickeltundformu
liertbezüglichFunkon/ZweckdesbeobachtetenProblemver
haltensfürdasbetreendeKind/denJugendlichen
WilldasKind/derJugendlicheirgendetwaserreichen,bekom
menodererhalten?OderwilldasKind/derJugendlicheetwas
vermeiden,voretwasausweichenoderiehen?
UnterwelchenBedingungengeschiehtdiesjeweils?
DasErgebnisistdanneineoperaonalisierteDeniondes
Verhaltensmitidenzierten,vorausgehendenSituaonen
undAuslösernunddasVerhaltenaufrechterhaltendenKonse
quenzensowiedieHypothesebezüglichderFunkondesProb
lemverhaltens
Beispiel:DerMangelanSchlafkannetwaeinEreignis(Seng
Event)imLebeneinesSchülersJohnnysein.DievonderLehr
kragestellteSchreibAufgabekannzumAuslöser(Antecedent)
füreinProblemverhaltenwerden.Angenommen,diesesProb
lemverhaltenmanifesertsichinimmerwiederkehrendemHer
umschreienvonObszönitäten(TargetBehavior).AlsKonse
quenz(Consequence)schicktdieLehrkradasKinddannje
weilsnachdraußenaufdenFlur.
DieHypothesebezogenaufJohnnylautetnun,nachAuswer
tungallervorhandenenBeobachtungenundInformaonen:
`WennJohnnyeineSchreibaufgabevonderLehrkrabekommt,
isteswahrscheinlich,dasserObszönitätenindieKlasseru,um
vordergestelltenAufgabezuenliehen.Diesistumsowahr
scheinlicher,wennerweniggeschlafenhat´(Ryan,Halseyand
Mahews2003,p.9)
ProblemVerhaltenmussgenaudeniertwerden;sollbe
obachtbarundmessbarsein
dernächsteSchriistdieEntwicklungeinesBehaviorSupport
Plans(BSP)unddieDurchführungdererforderlichenInterven
onenzurVerhaltensänderung(FunconBasedIntervenon)
einfachereBasisVersiondesFBAbeileichtenbismilerenVer
haltensproblemenkannvonschulinternemPersonal(Behavior
SupportTeam)alleindurchgeführtwerden,solangeessichnicht
umgefährlichesVerhaltenhandeltoderumeinProblemverhal
ten,dasssichnichtinallenmöglichenLebensbereichenmani
fesert
komplexereVersiondesFBAbeimilerenbisschwerwiegen
den/gefährlichenVerhaltensweisen;intensiveArbeitmitderFa
milieundKooperaonmitanderenInstanzenwieJugendamt,
externenPsychotherapeuten,VerhaltensspezialistenausPsy
chologieund/oderSonderpädagogik,Polizeiusw.
HerkunderobenstehendenGraken:www.pbis.org
Module1:Deningandunderstandingbehavior
Module2:Askingaboutbehavior:FBAinterviewing
Module3:SeeingbehaviorFBAobservaons
Module4:CricalfeaturesofBSP
Module5:Selecngfunconbasedbehaviorsupportstrategies
Module6:Implementaonandevaluaonplanning
Module7:Leadingateamthroughthebehaviorsupportplanningprocess
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CA:Corwinpress
MunichInhouseTrainingPosterNo.7
createdbyJoachimBröcher,printedatUniversityofFlensburg,December1—2014
www.muenchnerschulsung.de
wwww.bröcher.de,www.broecherresearch.de

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Poster
Full-text available
Auch wenn Auffälligkeiten im Lern- und Sozialverhalten an inklusiven Schulen Dauerthema sind: Deutschland verfügt nicht über ein systematisches, evidenzbasiertes und schulübergreifendes Modell, wie es die Amerikaner mit „School-wide Positive Behavior Interventions and Supports (SW-PBIS)“ seit Mitte der 1990er Jahre schrittweise entwickelt haben, indem sie bereits geprüfte, erforschte, bewährte Einzelinterventionen zu einem Gesamtsystem zusammengefügt haben. Während PBIS in Deutschland zunächst kaum Beachtung oder Anwendung fand, anders als etwa in Norwegen oder den Niederlanden, wo man bereits seit ca. 10 Jahren damit arbeitet, hat sich seit 2003 überraschenderweise ein anderes schulweites Programm, das “Trainingsraum”-Programm (TRP), an deutschen Schulen verbreitet. Es handelt sich um ein Time-out Modell, das auf dem (ebenfalls) amerikanischen „Responsible Thinking Process” (RTP) basiert. Das RTP findet interessanterweise in den USA selbst keine besondere Beachtung. Im Zuge der Umsetzung der UN-Konvention empfahlen gar Schulverwaltungen und Wissenschaftler die Implementierung des TRP, um insbesondere den Erfolg der inklusiven Beschulung bei Förderbedarf in der emotionalen und sozialen Entwicklung zu sichern. Formale Inklusion und schulinterne, temporäre, Exklusion werden im Rahmen des TRP miteinander verschränkt. Dies, obwohl bisher kein überzeugender empirischer Nachweis für die Effektivität des TRP vorliegt. Qualitativ gewonnene Daten sprechen sogar eher dafür, dass sich durch die Anwendung des TRP eine negative Auswirkung auf das Lehr-Lern-Geschehen in den Klassen und auf die Kultur einer Schule insgesamt ergibt. Während das TRP das Ziel verfolgt, die Disziplin im Klassenzimmer zu erhöhen und die Lehrkräfte zu entlasten, verhindert das Programm wahrscheinlich eher die Entwicklung einer stärkenorientierten und partizipativen Lernkultur. Auch das auf Anpassung und Konformität beruhende Menschenbild und Bildungsideal des TRP werfen erhebliche Bedenken auf. Es bleibt die bisher unbeantwortete Frage im Raum stehen, wie es sein kann, dass Schulverwaltungen und Wissenschaftler/innen den Schulen etwas so Problematisches wie das TRP überhaupt empfehlen konnten? Etwa aus bloßer Unkenntnis und versäumter Lektüre der internationalen Literatur, wo man seit dem Jahr 2000 Besseres und Effektiveres hätten finden können? ...und auch die Frage, warum so viele Schulen dieses fragwürdige Modell TRP überhaupt installiert haben? War es der bloße Griff nach dem rettenden Strohhalm? Dürfte man aber von Schulleitungen, Schulrät/innen und Lehrerkollegien nicht auch einen Blick in die internationale Literatur erwarten können, im Sinne lebenslangen Lernens, beständiger Weiterbildung und schulischer Organisationsentwicklung? Schauen wir nun auf „School-wide Positive Behavior Interventions and Supports“. SW-PBIS oder PBIS bezeichnet ein seit den 1990er Jahren in den USA entwickeltes, daten- und evidenzbasiertes schulübergreifendes System der Verhaltenssteuerung und des Verhaltenstrainings für inklusive allgemeine Schulen. Viele PBIS-Elemente werden auch im spezialisierten, separativen Förderschulbereich angewendet. PBIS funktioniert, wie die datenbasierte Lernförderung, nach dem dreistufigen Response-to-Intervention-Modell (RTI). Dabei zeigt die systematische Erhebung und Auswertung von Daten, welche Schülerinnen und Schüler eine intensivere, individuellere Förderung bekommen sollen. Allein in den USA wird PBIS mit seinen pädagogischen, didaktischen und sozialpädagogischen Interventionen, diagnostischen Tools und qualitätssichernden Prozessen von ca. 60.000 Schulen angewandt. Zunächst wird auf der ersten Stufe (=Tier I) mit allen Schüler/innen einer Schule im präventiven Sinne gearbeitet, um Verhaltensweisen aufzubauen und zu festigen. Zugleich geht es um das schulweite Etablieren von klaren verhaltensbezogenen Regeln und Erwartungen. Die Schülerinnen und Schüler auf Tier II bekommen eine intensivere Förderung, standardisiert und in Gruppen. Für die Gruppe mit hohem Risiko (Tier III) werden vom schulinternen „Behavior Support Team“, gegebenenfalls unter Einbindung externer Experten, individuelle Interventionen entwickelt. Am Anfang stehen Verhaltensanalysen, auf deren Grundlage ein individueller „Behavior Support Plan“ entwickelt und dann Interventionen durchgeführt werden. Zusätzlich wird auf Tier III eng mit den Erziehungsberechtigten und interprofessionellen Netzwerkpartnern zusammengearbeitet. Schulen, die PBIS erst einmal kennen, werden sich mit hoher Wahrscheinlichkeit mit dem TRP nicht mehr aufhalten wollen und können. PBIS stößt in Deutschland aber nicht nur auf Zustimmung. Die Kritiker/innen sehen darin eine raffinierte Steuerungsapparatur, die letztlich Konformität und Anpassung erzeugt und in der zu umfassend Daten erhoben werden. Gibt es also kulturelle Adaptierungsmöglichkeiten, evtl. auch von Bestandteilen von PBIS, die trotz der genannten Einschränkungen in die deutsche Bildungslandschaft passen würden? Lässt sich PBIS im Grundsatz übernehmen und stärker mit einem freiheitlichen Bildungsideal und partizipativen, prozesshaften, auch qualitativen Elementen variieren? Die Diskussion hat begonnen, auf europäischer Ebene. Dabei kristallisieren sich zwei Positionen heraus: Nr. 1: PBIS kann auch in Europa nur zu 100 % evidenzbasiert angewandt werden, also keine Variationen. Nr. 2: Wir variieren das strenge PBIS-System nach eigenen Maßstäben, - aber nach welchen genau?
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