Content uploaded by Bjoern Feistel
Author content
All content in this area was uploaded by Bjoern Feistel on Feb 09, 2015
Content may be subject to copyright.
Die oberirdischen Teile des Griechischen Bergtee´s (Herba Sideritis scardica) haben
im Europäischen Kulturkreis eine lange Tradition als Coffein-freier Tee zur
Entspannung nach der Arbeit [1].
Der Begriff Bergtee wurde jedoch historisch in verschiedenen Regionen parallel
benutzt, wobei ganz verschiedene Species von Herba Sidertis ssp. eingesetzt
wurden. Dies führte historisch zu Verwechslungen und letztendlich dem Beinahe-
Verlust an Wissen. So wurde nur regional das Wissen um die Sideritis-Tee´s
weitergegeben. Besonders in den bulgarischen Pirin-Bergen oder einzelnen
Mittelmeerinseln Griechenlands blieb dieses Wissen bis heute bewahrt. S. scardica
gehört zu den Gliedkräutern (lange Stengel mit mehreren Blatt-und Blütenansätzen).
Heute weiß die Botanik von über 150 bekannten Species zu berichten. In 2010
wurden erstmals verschiedene Sideritis Species systematisch durch eine
pharmakologische Prüfung anhand eines Serotonin-reuptake Modells in-vitro
verglichen [2]. Danach erwies sich unter Tee-analogen, wässrigen Extrakten die
Species Sideritis scardica am wirksamsten. Diese Daten konnten in 2012 sowohl für
einen rein wässrigen als auch einen rein methanolischen Extrakt mit S. scardica – Tee
aus dem Fachhandel bestätigt werden [3].
Aufgabe der vorliegenden Arbeit war es, basierend auf einer kommerziell
verfügbaren Drogencharge aus Anbau (Lieferant Martin Bauer GmbH, Alveslohe) den
Einfluss verschiedener Extraktionsmittel auf die pharmakolog. Aktivität zu testen.
Zur Extraktion wurde die getrocknete, oberirdische Ware in ca. 1cm Teilstücke
geschnitten und mittels erschöpfender Perkolation 1:20 extrahiert. Die Ansatzgröße
bestand aus mind. 10kg Droge. Die Lösemittel waren gereinigtes Wasser, EtOH 20%
V/V, EtOH 40% V/V und EtOH 60% V/V. Die erhaltenen Eluate wurden filtriert, im
Vakuum zu Dickextrakten lösemittelfrei beigedampft, entkeimend behandelt und
final durch Zugabe von 30% Maltodextrin als Trocknungshilfsstoff per
Vakuumtrocknung zu einer homogenen, pulvrigen Extraktzubereitung überführt.
Dabei ergab sich folgende Extrakt-Charakteristik (alle 70% Nativanteil):
Innerhalb der Flavonoide waren Acteosid und Apigenin-7-glucosid typische
Leitsubstanzen in der HPLC, zu den polaren Polyphenolen gehörten u.a. die
Caffeoylchinasäuren. Auch Iridoidsubstanzen waren qualitativ nachweisbar.
Extrakte aus Griechischem Bergtee hemmen die Wiederaufnahme von Neurotransmittern
Björn Feistel1 , Kurt Appel2,
1 Finzelberg GmbH & Co. KG, Koblenzer Strasse 48-56, D - 56626 Andernach , 2Vivacell Biotechnology GmbH, Ferdinand-Porsche Str. 5, D – 79211 Denzlingen
Phytokongress 2013 - Phytotherapie im Spannungsfeld zwischen Forschung und Praxis 08.-10. März 2013, Leipzig
Griechischer Bergtee – Sideritis scardica
[1] Österreichisches Lebensmittelbuch, IV. Auflage, Codexkapitel Tee und teeähnliche
Erzeugnisse, BMGFJ -75219/0012-IV/B/7/2007 vom 20.07.2007
[2] Walbroel, B., Feistel, B.: Greek Mountain Tea – an herbal drug for mental
enhancement. Poster P592; 58th Int Congr of the Soc. for Med Plant and Nat Prod
Res, Sept. 2010, Berlin - Germany
[3] Knörle, R.: Extracts of Sideritis scardica as triple monoamine reuptake inhibitors,
J Neural Transm 2012 Dec. 119(12):1477-82.
[4] Perovic S, Müller WE. Pharmacological profile of hypericum extract. Effect on
serotonin uptake by postsynaptic receptors. Arzneimittelforschung. 1995
Nov;45(11):1145-8.
Foto A - http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Sideritis_scardica_IMG_4653.jpg
Foto B - E: © by Martin-Bauer-Group / Greuther Teeladen
Zusammenfassung
Literatur / Referenzen
Meßmethodik (in-vitro)
Extraktzubereitungen
Alle Testextrakte inhibieren die Aufnahme der drei Neurotransmitter dosisabhängig.
Die Wiederaufnahme-Hemmung von Noradrenalin und Dopamin ist deutlich stärker
als die von Serotonin. Die Ergebnisse bestätigen den wichtigen Einfluss des
Auszugsmittels. Mit steigender Lipophilie des Auszugsmittels (EtOH 60% V/V > EtOH
40% V/V > EtOH 20% V/V > Wasser) konnten sinkende IC50-Werte bestimmt werden.
Für Wasser als Extraktionsmittel wurden um den Faktor 3 – 6 höhere IC50-Werte
gemessen, was für die Extrakte eine gegenüber dem Tee erwartete
Aktivitätssteigerung verdeutlicht.
Die insgesamt sehr gute Inhibierung der Wiederaufnahme von Neurotransmittern
bestätigt erneut das ausgezeichnete Potential von Extrakten aus Sideritis scardica
und rückt eine Anwendung bei Krankheiten z.B. Depression, ADHS oder bei mentaler
Beeinträchtigung in den zukünftigen Fokus.
Die Effekte der Extrakte hinsichtlich der Hemmung der Wiederaufnahme von
Serotonin, Dopamin und Noradrenalin wurde an Synaptosomen von Ratten
untersucht. Die Durchführung erfolgte wie bei Perovic und Müller (1995)
beschrieben [4]. Die Synaptosomen wurden zusammen mit [3H]-Serotonin, [3H]-
Dopamin oder [3H]-Noradrenalin und steigenden Konzentrationen der Extrakte
inkubiert. Nach 20 min Inkubation bei 37° C wurde die Reaktion mittels Vakuum-
filtration auf GF/C-Filterplatten (PerkinElmer) gestoppt. Die Filterplatten wurden
anschliesend mit eiskaltem Puffer [4] gewaschen und getrocknet. Die auf den
Filterplatten gebundene Radioaktivitat wurde mit einem Mikrotiterplattencounter
bestimmt (Microbeta, Wallac, Finnland).
Imipramin (Serotonin), GBR 12909 (Dopamin) und Protriptylin (Noradrenalin)
wurden als Referenzsubstanzen (= Positivkontrolle) eingesetzt.
Die IC50-Werte (n=10, zweifach gemessen) wurden mittels nichtlinearer
Regressionsanalyse (algorithm sigmoidal dose-response, GraphPadPrism, San Diego,
USA) ermittelt.
A – Herba S. Scardica nach
der Ernte getrocknet
C – Griechischer Bergtee (S. Scar-
dica) im Greuther Teeladen
B – Anbaufeld von Sideritis scardica in
Bulgarien durch Martin Bauer GmbH
Neurotransmitter-Aktivität
Anbei die graphische Darstellung für die S. scardica-Extrakte mit EtOH 20% V/V:
IC 50 Dopamin = 74µg/mL IC 50 Noradrenalin = 45µg/mL
Extraktionsmittel
Wasser
Ethanol
20% V/V
Ethanol
40% V/V
Ethanol
60% V/V
IC 50 Serotonin [µg/mL]
331
245
88
58
IC 50 Dopamin [µg/mL]
68
74
27
15
IC 50 Noradrenalin [µg/mL]
52
45
20
16
Extrakt
Extrakt
Vehicle Vehicle
Extraktionsmittel
Wasser
EtOH 20% V/V
EtOH 40% V/V
EtOH 60% V/V
Temperatur
80°C
45°C
45°C
45°C
Extraktausbeute
19%
17%
13%
15%
DEV nativ
5,3 : 1
5,9 : 1
7,7 : 1
6,7 : 1
Flavonoide [HPLC]
1,38%
1,40%
4,03%
4,33%
Polyphenole [UV]
nach Folin-Ciocalteu-Methode
DC-Prüfung
6,31%
Bahn 1
6,40%
Bahn 2
7,49%
Bahn 3
6,98%
Bahn 4
Foto D:
Ohne Derivatiserung
UV 365 nm
Foto E:
Nach Derivatisierung
im Weißlicht
DC-Prüfung auf polare Inhaltsstoffe
Stationäre Phase: Kieselgel 60 F254
Laufmittel:
Dichlorethan - Essigsäure 99% -
Methanol - Wasser
50 : 25 : 15 : 10 (V/V/V/V)
(mit ca. 20 min. Kammersättigung)
Laufstrecke: ca. 15 cm
Derivatisierung: Anisaldehyd-
Reagenz R
Testextrakt: Löse 1g pulverisierten
Extrakt in 15 mL Methanol 75% m/m
mit Hilfe eines Ultraschallbades,
filtriere die Untersuchungslösung
über 0,45µm zu einer klaren Lösung;
20µl werden hiervon auftragen.