Zusammenfassung
Hintergrund
Gewalt gegen Frauen hat strukturellen Charakter. Mit Blick auf die entsprechenden Hilfesysteme gibt es nur wenige Studien, welche die Perspektive der Betroffenen erheben. In der vorliegenden Studie werden Betroffene zu ihrem subjektiven Erleben des Hilfeprozesses und der im Hilfesystem gemachten Erfahrungen befragt.
Methoden
Im Rahmen dieser qualitativen Studie
... [Show full abstract] wurden 17 leitfadengestützte, problemzentrierte Interviews mit von Gewalt betroffenen Frauen aus Bremen und Bremerhaven geführt, die im Sinne der inhaltlich strukturierenden, qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet wurden.
Ergebnisse
Den Befragten fällt es häufig schwer zu beurteilen, ob sie selbst von Gewalt betroffen sind oder nicht. Dies gilt insbesondere bei Formen der „körperlich unsichtbaren“, psychischen Gewalt. In einigen Bereichen des Hilfesystems mangelt es gelegentlich an einer situationsangemessenen Kommunikation, was zu sekundären Viktimisierungen führen kann. Insbesondere bei der Gestaltung des Umgangsrechts (nach Trennungen und Scheidungen) wird dem Gewaltschutz von Frauen nicht hinreichend Rechnung getragen.
Schlussfolgerung
Bedarf besteht an differenzierten Informationsmaterialien zu den verschiedenen Formen von Gewalt, v. a. psychischer Gewalt. Um sekundäre Viktimisierungen zu vermeiden, sollte das Angebot von Schulungen, Fortbildungen etc. zur Sensibilisierung der Beratenden im Hilfesystem ausgebaut und gefördert werden.