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sche Untersuchung, die den Kriterien der empirischen Unterrichtsforschung ent-
spricht“(S. 181). Unabhängig davon eröffnet sie bereits heute neue Perspektiven
in der Schrifterwerbsdidaktik.
Literatur
Bredel, Ursula, Gesa Siebert-Ott & Tobias Thelen (Hg.). 2004. Schriftspracherwerb und Ortho-
graphie. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren.
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Hinney, Gabriele. 1997. Neubestimmung von Lerninhalten für den Rechtschreibunterricht.
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Elvira Topalović:Universität Paderborn, Institut für Germanistik und vergleichende
Literaturwissenschaft, Warburger Str. 100, D-33098 Paderborn,
elvira.topalovic@uni-paderborn.de
Christine Römer & Brigitte Matzke. 2010. Der deutsche Wortschatz. Struktur,
Regeln und Merkmale. Tübingen: Narr Francke Attempto. xi, 240 S.
„Man kann die Sprache mit einem ungeheuren Gewebe vergleichen, in dem je-
der Teil mit dem andren und alle mit dem Ganzen in mehr oder weniger deut-
lich erkennbarem Zusammenhange stehen“(Wilhelm von Humboldt). Christine
Römer und Brigitte Matzke leiten mit diesem Zitat in das komplexe Phänomen
des deutschen Wortschatzes ein. Die Autorinnen zeigen aus verschiedenen in-
haltlichen und methodischen Perspektiven auf, dass das Lexikon „keine bloße
DOI 10.1515/zrs-2012-0045 ZRS 2012; 4: 234–240
Anhäufung von Fakten, Merkmalen und Idiosynkrasien“ist (S. v). Es wird dar-
gestellt, dass das Bilden, Verstehen und Verwenden von Wörtern mit Regeln
und Konventionen verknüpft ist. Die Autorinnen haben ihr Lehrbuch in sechs
Kapitel eingeteilt, wobei das fünfte Kapitel von Matzke verfasst wurde, alle an-
deren stammen von Römer.
Im ersten Kapitel „Der deutsche Wortschatz und seine Analysekategorien“
(56 Seiten) stellt Römer den Wortschatzumfang sowie Wortschatzeinheiten als
Analysekategorien vor. Das Lexikon wird als offenes und instabiles System be-
schrieben; ständig kommen neue Wörter hinzu, andere sterben aus. Der produk-
tive Wortschatz eines Durchschnittssprechers liegt bei etwa 6.000 bis 10.000
Wörtern, verstanden werden aber bis zu 100.000 Wörter. Römer geht hier leider
nicht auf die Mehrdeutigkeit des Begriffs ‚Lexikon‘ein, der Verschiedenes be-
zeichnen kann: 1. ein Wörterbuch, in dem systematisch Auskunft über die Wör-
ter einer Sprache gegeben wird, 2. eine Komponente eines theoretischen Modells
der menschlichen Sprachfähigkeit, 3. das mentale Lexikon, das sich auf die
Speicherung, Verarbeitung und den Abruf von Informationen im Langzeitge-
dächtnis bezieht, und 4. das neuroanatomische Lexikon, welches den ‚Sitz‘des
mentalen Lexikons im Gehirn lokalisiert (vgl. Meibauer 2007: 16). Des Weiteren
wird im ersten Kapitel die Unterscheidung von phonetisch-phonologischem
Wort, graphischem Wort, morphologischem Wort, syntaktischem Wort, semanti-
schem Wort und pragmatischem Wort diskutiert und eine Definition eines pro-
totypischen Wortes vorgeschlagen. Weiter nehmen die Phraseologismen einen
großen Teil des ersten Kapitels ein. Sie werden mit ihren Merkmalen, ihrer so-
zialen Markiertheit und textuellen Eigenschaften beschrieben sowie als kulturel-
les Gedächtnis diskutiert.
Das kurz gehaltene Kapitel 2 „Wörter als sprachliche Zeichen“(15 Seiten)
beschäftigt sich mit relevanten Zeichenmodellen und dem Wort als sprach-
lichem Zeichen. Es werden das bilaterale Zeichenmodell von Saussure, das tria-
dische Zeichenmodell (das in der Abbildung allerdings als zweiseitiges Zeichen
erscheint) und das unilaterale Zeichenmodell vorgestellt, welches „in der lin-
guistischen Syntaxtheorie bevorzugt aus technischen Gründen zu Grunde gelegt
[wird]“(S. 58). In Anlehnung an Peirce werden Index, Ikon und Symbol als
Hauptarten von Zeichen vorgestellt. Römer untergliedert sprachliche Zeichen
weiter in Formativ (Lautkörper und Lautbild) und Bedeutung (Denotation und
Vorstellung) und geht auf deren Arbitrarität ein. Außerdem werden verschiedene
‚Motivierungen‘von Sprachzeichen präsentiert. Damit ist die ‚Bearbeitung‘des
vorhandenen Sprachmaterials gemeint, die die phonetische (Onomatopetika),
morphematische (Komposita), semantische (Metaphern, Metonyme), etymolo-
gische und politisch ‚korrekte‘Ebene betreffen kann (vgl. S. 65). Zum Abschluss
werden die ‚Unveränderlichkeit‘und ‚Unveränderbarkeit‘von Sprachzeichen
Der deutsche Wortschatz 235
thematisiert. Dieser scheinbare Widerspruch bezieht sich zum einen auf den in-
dividuellen Sprecher, zum anderen auf die Sprachgemeinschaft als Ganzes.
Kapitel 3 „Lexikalische Subsysteme“(28 Seiten) streift auf engem Raum
psycho- und soziolinguistische Aspekte. Das mentale Lexikon wird kurz im Un-
terschied zum Wörterbuch-Lexikon als menschlicher Wortspeicher vorgestellt
und die Wissensmodule im Lexikon werden erwähnt, leider ohne entsprechende
Graphik. Der Inhalt sprachlichen Wissens mit der Struktur und Beschaffenheit
von lexikalischen Einheiten und der Lemma-Lexem-Gliederung findet keine Er-
wähnung (vgl. hierzu Dietrich 2007: 25-70). Der größte Teil des dritten Kapitels
(21 Seiten) ist soziolinguistischen Aspekten gewidmet, z. B. Wörter als soziale
und kulturelle Phänomene, die nationale und regionale Gliederung des Wort-
schatzes sowie die soziale Geprägtheit des Wortschatzes. Die vielen Beispiele
für Neologismen, historische Wörter (Historismen und Archaismen), Entlehnun-
gen und Varietäten zeigen die Vielfältigkeit des deutschen Wortschatzes. Auch
Beispiele aus der Jugendsprache, aus Fachsprachen und der ‚Frauensprache‘
verdeutlichen dies sehr anschaulich. Jedoch wird die auf nur einer Buchseite
dargestellte Frauensprache zu klischeehaft vorgestellt, auch wenn Römer (mit
Verweis auf Günthner 1992: 130) ergänzt, dass die vorgestellten Eigenschaften
der „prototypische[n] Frauensprache“(S. 96) –wie der häufige Gebrauch von
abschwächenden Partikeln, eine geringere Verwendung von Vulgarismen und
der Einsatz von Füllwörtern –nicht „allen Frauen stets anhaftende Kommunika-
tionsmuster“(S. 97) seien. Unerwähnt lässt Römer zudem den Gender-Begriff:
„Frauensprache wird hier im sozialen Sinn –nicht biologisch –verwendet, d. h.
die prototypische Frauensprache wird von Frauen verwendet, die dem tradier-
ten westeuropäischen Frauenbild (Frau als Hausfrau und Mutter) entsprechend
sozialisiert werden“(S. 96).
Das vierte Kapitel „Beziehungen zwischen Wörtern“(10 Seiten) gibt einen
sehr kurzen Überblick über semantische Relationen zwischen Wörtern, über
Wortfamilien und Wortfelder. Unter den interdisziplinären Aspekten von Wort-
feldern wird auf die Psycho- und Neurolinguistik, die Computerlinguistik, die
kontrastive Linguistik und auf die Sprachphilosophie bzw. Anthropologie ver-
wiesen. Zu den semantischen Beziehungen zwischen Wörtern heißt es: „Diese
semantischen Relationen können sowohl syntagmatischer als auch assoziativer
(paradigmatischer) Art sein. Wir wollen nur die assoziativen Beziehungen be-
trachten“(S. 101). Es ist wenig nachvollziehbar, warum Römer hier die syntag-
matische Beziehungsart nicht kurz erläutert, wird sie doch später vorausgesetzt:
„Die paradigmatischen und syntagmatischen Relationen werden in die Feldkon-
stituierung einbezogen“und weiter unten „Ihre unterscheidenden Bedeutungs-
elemente [des Beispiels ‚Haarpflegemittel‘] können beispielsweise durch die
Analyse der syntagmatischen Verknüpfungen aufgezeigt werden“(S. 108).
236 Nina Jeanette Hofferberth
Es wird in der germanistischen Linguistik kontrovers diskutiert, ob die
Wortbildung Teil des Lexikons, Teil der Syntax, Teil einer morphologischen
oder einer gesonderten Wortbildungskomponente der Sprache ist. Die Autorin-
nen nehmen eine Selbständigkeit der Wortbildung gegenüber der Flexionsmor-
phologie an. Im fünften Kapitel „Wortstrukturen und Regeln der Wortbildung“
(59 Seiten) erörtert Matzke zu Beginn verschiedene Arten und Modelle der Wort-
bildung. Die Wortbildungselemente werden eingangs vorgestellt und klassifi-
ziert. Insbesondere Komposition und Derivation stehen bei den Strukturtypen
im Vordergrund. Hierbei liegt der Schwerpunkt auf der substantivischen Kom-
position –dem Worttyp, der im Deutschen am verbreitetsten ist. Matzke stellt
die Konversion als Sonderform der Derivation dar. In der Literatur bestehen be-
sonders bei Verben mit Adjektiven und Substantiven als erster unmittelbarer
Konstituente, beispielsweise totlachen, heimgehen, Unsicherheiten bezüglich des
Wortbildungstyps. Bei Fleischer & Barz (2007) sind diese den Komposita zuge-
ordnet, während Matzke postuliert:
„Gegen eine solche Einordnung spricht jedoch das Partikelmerkmal ‚morphologische und
syntaktische Trennbarkeit‘, über das Komposita (wie allerdings auch die Resultate der
anderen traditionellen Wortbildungstypen) grundsätzlich nicht verfügen, aber: totlachen
–totgelacht –er lachte sich tot; preisgeben –preisgegeben –man gab das Geheimnis
preis. Hier soll die Bildung von Partikelverben als ein relativ eigenständiger Typ inner-
halb der expliziten Derivation neben die Präfigierung gestellt werden.“(S. 139)
Partikelverben stehen im Bereich Wortbildung im Übergangsbereich von Kom-
position und Derivation und in ihrem grammatischen Wirken im Übergangs-
bereich von Syntax und Morphologie (vgl. S. 139). Römer & Matzke widmen der
Kurzwortbildung ein eigenes Unterkapitel, andere Autoren hingegen streifen
diese nur oder erwähnen sie gar nicht. Im gesamten Kapitel wird die aktuelle
Forschungsliteratur diskutiert. Die Überblickstabellen am Ende des Kapitels fas-
sen die wichtigsten Merkmale der Wortbildung noch einmal anschaulich in Gra-
phiken zusammen. Zur Regelkenntnis und Regelfolge von Phonologie und Mor-
phologie im Lexikon sei auf das Lexikonmodell von Keller & Leuninger (2004:
99ff.) verwiesen.
Das anschließende Kapitel 6 „Wortbedeutungen: Merkmale und Beschrei-
bungen“(48 Seiten) thematisiert Merkmale von Wortbedeutungen, die Unbe-
stimmtheit der Bedeutung, Methoden der Wortbedeutungsbeschreibung sowie
kognitive Bedeutungsbeschreibungen. Die Definition(en) ‚Bedeutung‘und die
Frage nach den angemessenen Methoden zu ihrer Beschreibung sind umstritten.
Römer diskutiert Vagheit, Mehrdeutigkeit und Kontextabhängigkeit von Wörtern
anhand vieler Beispiele. Unter den Methoden der Wortbeschreibung werden enge
Modelle, die eine Unterscheidung von Bedeutung (Extension) und Sinn (Intensi-
on) vornehmen, von weiten Modellen unterschieden, welche neben Sprachwis-
Der deutsche Wortschatz 237
sen auch Weltwissen zur Intension rechnen. Zu den engen Bedeutungsmodellen
werden diverse Wörterbücher und ihre Vorgehensweisen zur Bedeutungs-
beschreibung gezählt. Weite, pragmatische Bedeutungsbeschreibungen finden
sich z. B. im Modell von Leech (1981), der den gesamten Kommunikationsprozess
betrachtet (vgl. S. 193ff.). Unter den sonstigen Methoden der Bedeutungsanalyse
wird die Semanalyse vorgestellt und diskutiert. Die Zerlegung von Wortbedeutun-
gen in kleinste, universelle Bausteine ist allerdings laut Römer & Matzke (S. 199)
mit dem Status der Unbestimmtheit der Wortbedeutung nicht vereinbar:
„Wann hört ein Stuhl auf, ein Stuhl zu sein, und wann beginnt der Bereich des Sessels?
Warum können wir einen Hund als solchen erkennen, auch wenn er nur drei Beine hat
(widerspricht dem Merkmal [Vierbeiner]) oder tot ist (Merkmal [belebt])? [...] Es kommt
hier eine ganzheitliche Wahrnehmung mit ins Spiel, die sich nicht aus den semantischen
Merkmalen und nicht einmal aus der Summe der Merkmale ergibt.“(Blank 2001: 19f.)
Unter den kognitiven Bedeutungsbeschreibungen werden die Prototypentheorie
sowie Frames und Scripts beispielhaft vorgestellt. Den Abschluss des Kapitels –
und des Buches –bildet der Bedeutungswandel. Neben grammatisch-inner-
sprachlichen und sozial-außersprachlichen Faktoren wird hier auch der bewusst
herbeigeführte Bedeutungswandel erläutert, der z. B. in der Sprache des Rechts
zu finden ist.
Römer & Matzke haben jedes Kapitel mit Übungsaufgaben und Literaturhin-
weisen angereichert. Ein ausführliches Inhaltsverzeichnis und ein Index für Na-
men sowie ein Index für Termini runden das Studienbuch mit seinen 240 Sei-
ten ab. Der Lösungsschlüssel zu den Übungsaufgaben ist auf der Homepage
von Römer zugänglich (<http://www.personal.uni-jena.de/~xcr/v2/>, Stand:
16.08.2012). Außerdem verweist das Studienbuch auf das elektronische Wörter-
buch zur Lexikologie der Universität Jena (http://www.lexicology.de, Stand:
16.08.2012). Die Seite befindet sich allerdings noch im Aufbau. Aus meiner Sicht
wäre es sinnvoller, die Lösungen sowie ein Glossar im hinteren Teil des Buches
unterzubringen (wie in Römer 2006), so dass beim Lesen des Werkes und beim
Bearbeiten der Aufgaben jederzeit etwas nachgeschlagen werden kann. Beson-
ders hilfreich sind die Literaturhinweise zu den Einzelkapiteln. Wünschenswert
wäre noch eine kurze Zusammenfassung unter jedem Kapitel und eine Aufzäh-
lung der Schlüsselbegriffe.
Leider ist das Studienbuch Der deutsche Wortschatz kein neues Produkt auf
dem Büchermarkt, sondern basiert auf dem Werk Lexikologie des Deutschen.
Eine Einführung von Römer & Matzke (2005). Dies wird zwar in den Vorbemer-
kungen eingeräumt, was aber wenig an der allgemeinen Einschätzung ändert,
dass der Wortschatz im Grunde nicht viel Neues zu bieten hat. Das erste Kapitel
aus der Lexikologie „Objekt und Gegenstände der Lexikologie“wurde im Wort-
schatz nicht verwendet. Das zweite Kapitel „Wortschatzkunde“wurde 2010 auf-
238 Nina Jeanette Hofferberth
gegliedert in die Kapitel „Wörter als sprachliche Zeichen“,„Lexikalische Sub-
systeme“und „Beziehungen zwischen den Wörtern“, wobei das Unterkapitel
„Grammatische Wortdefinition: strukturelle Wortbetrachtung“in der Einleitung
von 2010 verwendet wurde. Das dritte Kapitel „Wortbildung“in Römer & Matzke
(2005) entspricht dem Kapitel „Wortstrukturen und Regeln der Wortbildung“in
Römer & Matzke (2010) und das vierte Kapitel „Lexikalische Semantik“entspricht
dem Kapitel „Wortbedeutungen: Merkmale und Beschreibungen“. Die „Phraseo-
logie“bildete 2005 noch ein eigenes Kapitel, wurde dann 2010 dem ersten Kapitel
„Der deutsche Wortschatz und seine Analysekategorien“zugeordnet. Alle Kapitel
in der Lexikologie stammen von Römer, abgesehen vom Kapitel zur Wortbildung,
welches wiederum von Matzke verfasst wurde. Insgesamt wurde demnach das
erste Kapitel, die „Einführung in die Lexikologie“, bei Römer & Matzke (2010)
weggelassen, alle anderen Kapitel übernommen, teilweise in einer anderen
(Unter-)Gliederung. Größtenteils ist der Wortlaut der beiden Werke identisch(!),
wie auch die Beispiele, Zitate, Übungen und Literaturverweise.
Dennoch ist das Studienbuch Der deutsche Wortschatz –als Neuauflage zur
Lexikologie des Deutschen –als Grundlage für Lehrveranstaltungen zum Wort
und dem deutschen Lexikon geeignet. Zusätzlich zum fünften Kapitel zur Wort-
bildung kann mit dem ‚Klassiker‘Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache
von Fleischer & Barz (2007) gearbeitet werden, so dass neben der Wortbildung
von Substantiven, Adjektiven und Verben auch die Wortbildung von Adverbien
Erwähnung findet. Das Kapitel 3.1 „Das mentale Lexikon“greift leider nur auf
kurzem Raum psycholinguistische Aspekte auf, obwohl das Buch „Wortwissen
im Sprachgebrauch und -lernen“im Vorwort verspricht. Dieses Kapitel könnte
beispielsweise mit Dietrich (2007: 71-135) sowie Aufsätzen aus Über Wörter von
Dittmann & Schmidt (2002) ergänzt werden.
Auch für Studierende ist das Buch zum Selbststudium empfehlenswert, al-
lerdings erst nach einer Einführung in die germanistische Linguistik. Die For-
schungsnähe und die vielen Fachbegriffe insbesondere im Kapitel zur Wortbil-
dung machen es Anfängern ohne Vorkenntnisse mitunter schwer, den
Gedankengängen zu folgen. Hier scheint Donalies’Basiswissen Deutsche Wort-
bildung (2007) für die Bachelor-Ausbildung besser geeignet.
Literatur
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Arbeitshefte 45). Tübingen: Max Niemeyer.
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Der deutsche Wortschatz 239
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die germanistische Linguistik. 2., aktual. Aufl. Stuttgart, Weimar: J. B. Metzler. 15-69.
Römer, Christine. 2006. Morphologie der deutschen Sprache (UTB 2811). Tübingen, Basel:
A. Francke.
Römer, Christine & Brigitte Matzke. 2005. Lexikologie des Deutschen. Eine Einführung. 2.,
aktual. u. erg. Aufl. Tübingen: Gunter Narr.
Nina Jeanette Hofferberth: Bergische Universität Wuppertal, Fachbereich A: Germanistik/
Linguistik, Gaußstraße 20, D-42119 Wuppertal, hofferberth@uni-wuppertal.de
Melani Schroeter & Björn Carius. 2009. Vom politischen Gebrauch der Spra-
che.Wort, Text, Diskurs. Eine Einführung (Leipziger Skripten 5). Frankfurt am
Main u. a.: Peter Lang. 145 S.
Die Politolinguistik stellt in der germanistischen Sprachwissenschaft einen ei-
genständigen Forschungsbereich dar, der das Verhältnis von Sprache und Poli-
tik zum Gegenstand hat. Ausgangspunkt und Legitimationsgrund für die Polito-
linguistik ist dabei die Annahme, dass Sprachhandeln einen zentralen und
konstitutiven Aspekt politischen Handelns darstellt, wenngleich politisches
Handeln nicht im Sprachhandeln aufgeht. Genau genommen entstand die lin-
guistische Auseinandersetzung um das Verhältnis von Sprache und Politik mit
dem Ende des Zweiten Weltkrieges v. a. durch die Auseinandersetzung mit der
Sprache der Nationalsozialisten. Seither ist eine stetige linguistische Beschäfti-
gung mit politischem Sprachgebrauch zu verzeichnen.
Politolinguistik befasst sich mit Sprachgebrauch im öffentlich-politischen
Bereich und wird durch die Begriffstrias Politik –Sprache –Öffentlichkeit kon-
stituiert. Seit den 1950er Jahren sind zahlreiche linguistische Untersuchungen
erschienen, die die unterschiedlichen Phasen dieses Forschungsbereiches be-
gründen. Derzeit ist eine Entwicklung innerhalb dieser Teildisziplin zur diskurs-
DOI 10.1515/zrs-2012-0046 ZRS 2012; 4: 240–245
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