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Wenn das grüne Produkt zum Standard wird. Wie ein Energieversorger seinen Kunden die Verhaltensänderung einfach macht

Authors:
  • Institute for Economy and the Environment

Abstract and Figures

Die Energieindustrie verändert sich grundlegend und dies betrifft uns alle. Der Ausbau erneuerbarer Energie wird von der Politik wie auch von den Kunden vehement verlangt. Deren Eigeninitiative beim Wechsel vom «Egalstrom» zum Ökostromprodukt ist jedoch gering. Ist die Änderung des voreingestellten Standardangebots die Lösung, so dass die Kunden quasi zum Wandel «geschubst» werden? Die Sankt Galler Stadtwerke haben diesen als Nudge bekannten Wandelansatz erfolgreich ausprobiert und dabei einiges gelernt. The energy industry is changing radically and this affects us all. The expansion of renewable energy is demanded vehemently by politics as well as by customers. However, electricity customers’ own initiative to change from conventional to green power products is low. Is the change of default offers the solution, so that the customers are "nudged" to change? The electric utility company of St. Gallen has successfully implemented a green default and gained new experiences.
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OrganisationsEntwicklung
Zeitschrift für Unternehmensentwicklung und Change Management
313
Gefährten des Wandels
Coaching im Change Management
Am Wendepunkt
Ein Experten-Gespräch mit Manfred Kets de Vries über
die Veränderungskraft von Coaching
Mit den Emotionen gehen
Anleitung für Strategisches Change Coaching
Die Macht innerer Bilder
Einsatz imaginativer Verfahren in Coaching und
Teamentwicklung
Auf Augenhöhe
Was Berater im Topmanagement wirklich erfolgreich macht
Die mentale Fitness stärken
Coachingmethoden der Positiven Psychologie
OrganisationsEntwicklung
80 OrganisationsEntwicklung Nr. 3 |2013
Erfahrung | Wenn das grüne Produkt zum Standard wird | Sylviane Chassot, Rolf Wüstenhagen, Nicole Fahr, Peter Graf
Wenn das grüne Produkt
zum Standard wird
Wie ein Energieversorger seinen Kunden die
Verhaltensänderung einfach macht
Sylviane Chassot, Rolf Wüstenhagen, Nicole Fahr und Peter Graf
Die Energieindustrie verändert sich grundlegend und dies betrifft uns alle. Der Ausbau erneuerbarer Energie wird von
der Politik wie auch von den Kunden vehement verlangt. Deren Eigeninitiative beim Wechsel vom «Egalstrom» zum
Ökostromprodukt ist jedoch gering. Ist die Änderung des voreingestellten Standardangebots die Lösung, so dass die
Kunden quasi zum Wandel «geschubst» werden? Die Sankt Galler Stadtwerke haben diesen als Nudge bekannten
Wandelansatz erfolgreich ausprobiert und dabei einiges gelernt.
Die Energieindustrie durchläuft fundamentale Veränderungen.
Der Wechsel von fossiler und atomarer hin zu erneuer barer
Energie hat sich über Jahrzente angebahnt aufgrund verschärf-
ter Klimaschutzgesetze, sich erschöpfender fossiler Res sour-
cen und politischer Risiken der Abhängigkeit von Öl- und Gas-
Exporteuren. Durch den atomaren Unfall in Japan im März
2011 erhielt die „Energiewende“ die notwendige öffentliche
Aufmerksamkeit, um entscheidend voranzuschreiten. So ent-
schieden sich die Regierungen Deutschlands und der Schweiz
für den Ausstieg aus der Atomenergie.
Für ein Energieversorgungsunternehmen (EVU) bedeutet
diese Entscheidung eine große strategische Herausforderung
– eine Aufforderung zum grundlegenden Wandel des Unter-
nehmens. Bislang versorgten EVUs ihre Kunden mit einem
Strommix, der im Schweizer Durchschnitt zu rund 40 Prozent
aus Atomenergie besteht. Nun gilt es, diese 40 Prozent durch
Investitionen in erneuerbare Energien und Energieffizienz so-
wie wo nötig Erdgas und Stromimporte zu ersetzen. Am ande-
ren Ende der Wertschöpfungskette eines EVU wartet jedoch
eine weitere Herausforderung: Der erneuerbare Strom muss
nicht nur produziert und transportiert, sondern mittels an-
sprechender Produkte auch an Kundinnen und Kunden ver-
kauft werden. Die in diesem Artikel beschriebene Fallstudie
aus der Energiebranche zeigt, worauf beim Wechsel auf ein
ökologischeres Standardprodukt zu achten ist und wie Kun-
den auf eine veränderte Vorauswahl reagieren. Daraus lassen
sich auch Erkenntnisse für die Wirkung von «green defaults»
in anderen Branchen ableiten.
Laut Ökostromumfrage 2010 bieten 507 der total 730 Schwei-
zer EVU Stromprodukte aus erneuerbaren Energien an. Rund
15 Prozent aller Kunden nutzen diese Produkte, der Absatz aus
Stromprodukten erneuerbarer Energien liegt bei 10 Prozent.
Damit ist der Marktanteil des erneuerbaren Stroms seit Initiie-
rung im Jahr 1998 rasant gewachsen. Jedoch bestehen diese
umweltfreundlichen Produkte zur Mehrheit aus Wasserkraft,
und der Absatz der neuen erneuerbaren Energien wie Wind-
energie oder Photovoltiak verharrt unter 2 Prozent. Soll der
Atomausstieg nicht die Klimaschutzziele gefährden, muss da-
her der Stromabsatz der neuen erneuerbaren Energien bedeu-
tend wachsen. Hier nun sehen sich viele EVUs mit dem Wider-
spruch konfrontiert, dass der Ausbau der erneuerbaren Ener-
gien zwar auf politischer Ebene beschlossen und laut Umfragen
auch von Kunden gewünscht wird, jedoch fällt es schwer, die
Wechselaktivität der Kunden weg vom «Egalstrom» zum erneu-
erbaren Produkt weiter anzuregen. Was können Unternehmen
in dieser Situation tun?
81
OrganisationsEntwicklung Nr. 3 |2013
Sylviane Chassot, Rolf Wüstenhagen, Nicole Fahr, Peter Graf | Wenn das grüne Produkt zum Standard wird | Erfahrung
Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt...
...muss der Berg zum Propheten kommen. Dies haben sich
bei spielsweise die Stadtwerke Zürich bereits 2006 zum Motto
gemacht und ein Ökostromprodukt als Standard-Produkt de-
finiert, welches Stromkunden erhalten, wenn sie nicht explizit
etwas anderes wünschen. Inzwischen tat es ihnen ein Dut-
zend Schweizer EVUs gleich. Andere jedoch schrecken vor
dieser Umstellung zurück, oft wegen Bedenken, die Kunden
damit zu bevormunden und zu verärgern.
Dass die Vorauswahl großen Einfluss auf das Kundenver-
halten hat, wird oft mit dem Beispiel der Organspende illust-
riert: In Österreich liegt die Organspende-Rate bei 99 Prozent,
in Deutschland bei 12 Prozent – in Österreich ist die Voraus-
wahl die Spende, das heisst, Verstorbene werden als Organ-
spender betrachtet und Angehörige müssen die Initiative er-
greifen, falls sie eine Organspende verhindern wollen («opt
out»-System). Umgekehrt in Deutschland, wo das «opt in»-Sys-
tem gilt. In der Literatur zum Verbraucherverhalten wird hier-
bei von Entscheidungsarchitekturen gesprochen, und die Vor-
auswahl als wichtiges Element der Entscheidungsarchitektur
wird Default genannt. Die amerikanischen Verhaltungsökono-
men Richard Thaler und Cass Sunstein (Thaler und Sunstein
2008; siehe dazu auch Rubrik Einblick aus OrganisationsEnt-
wicklung 1/2013) sprechen vom «Schubs», den Kunden brau-
chen, um in komplexen Wahlsituationen die richtige Entschei-
dung zu treffen.
Ist der grüne Default legitim?
Laut einer Umfrage zu erneuerbaren Energien und Ökostrom
(Hübner et al. 2012) ist die Bequemlichkeit der Kundinnen und
Kunden das wichtigste Hindernis beim Stromwechsel. Eine
Studienteilnehmerin erzählt:
«Das ist ne Erledigungsblockade haben. To-do-Listen schreiben,
die man fleissig abarbeitet, um dann so’n paar kleine Punkte
immer auf die nächste Liste mit rüberzuschieben. Und so ein
paar Sachen werden halt immer weiter rübergeschoben, also
ich hasse Papierkram. Bei mir wächst der immer an, bis ich
mich dann irgendwann mal dransetze und den mache. Und
dann gibt es so ein paar Sachen, die leg’ ich zwar immer wieder
oben drauf, aber die verschwinden dann unter dem Wieder-
Anliegenden nach hinten. Also, ich glaub eigentlich ganz klas-
sisch. Die Empörung, die man zwischendurch empfindet, reicht
offensichtlich nicht aus, sich hinzusetzen.»
(Medienschaffende, interviewt von Hübner et al., 2012)
Dieser Person wäre ein Gefallen getan, würde das EVU von sich
aus das Standardangebot auf einen ökologischeren Strommix
umstellen. Aktiv eine Entscheidung zu treffen und das Strom-
produkt zu wechseln, erfordert mehr Aufwand, als den De-
fault zu akzeptieren. Dies ist laut Sunstein und Reisch (2013)
ein Grund, warum Konsumenten den Default oft befolgen. Da-
rüberhinaus werden zwei weitere Wechselhindernisse in der
Literatur genannt:
Kundinnen und Kunden nehmen den Standard als Empfeh-
lung von Entscheidungsträgern wahr, und damit als Hand-
lungsempfehlung.
Psychologen haben den Besitztumseffekt nachgewiesen;
das, was man «besitzt», hat automatisch mehr subjektiven
Wert als das, was man nicht besitzt.
Nebst Bequemlichkeit und Preis ist die Trittbrettfahrer-Prob-
lematik ein weiteres Hindernis zum selbst initiierten Strom-
wechsel: Manche Kunden sind nicht gewillt, mehr für Öko-
strom zu bezahlen, solange die Mehrheit den günstigeren
Strommix konsumiert – die richtige Wahl im falschen System
sei nur für die Nische der engagierten Konsumenten eine Op-
tion, so die Autoren Karsten und Reisch (2008). Die nachhalti-
ge Wahl zur leichten Wahl zu machen, sei daher gerechfertigt,
wenn die Mehrkosten für Kunden in einem günstigen Verhält-
nis stehen zum gesellschaftlichen Nutzen des umweltfreund-
licheren Produkts.
Beispiele aus anderen Bereichen
Es gibt unzählige Beispiele, wo Unternehmen mit geschickter
Entscheidungsarchitektur Alltagsentscheidungen lenken kön-
nen – sowohl Entscheidungen der Kunden als auch Entschei-
dungen der eigenen Mitarbeiter. Ein Beispiel für letzteres ist
der Papierverbrauch einer amerikanischen Universität. Indem
die Standard-Druckereinstellung von einseitig auf doppelsei-
tig umgestellt wurde, hat sich der Papierverbrauch der Univer-
sität um 44 Prozent (bzw. 4.650 Bäume) reduziert. Dies ist ein
Beispiel für einen umweltschonenden und kosteneinsparen-
den Defaultwechsel.
Ein weiteres Beispiel stammt aus der amerikanischen Alters-
vorsorge. Die Teilnahme am Vorsorgeplan 401k ist in den USA
freiwillig. Zu Beginn zahlten Mitarbeiter in die firmeneigene
Pensionskasse ein, wenn sie sich ausdrücklich dafür entschie-
den. Dies führte bei vielen Pensionskassen zu tiefen Teilnahme-
quoten. Ende der 90er Jahre haben stetig mehr Pensionskas-
sen die automatische Teilnahme am Vorsorgeplan eingeführt.
Dies führte zu einem unmittelbaren Anstieg der Teilnahme-
quote um 35 Prozent (Madrian und Shea 2001).
Fallstudie
Die Ausgangssituation der Sankt Galler Stadtwerke
Im November 2010 sprach sich die St.Galler Bevölkerung in
einer Volksabstimmung dafür aus, bis 2050 schrittweise aus der
Kernenergie auszusteigen – ein klarer Auftrag an die Sankt Gal-
ler Stadtwerke, die ihre Kunden bis dahin mit einem Default-
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Erfahrung | Wenn das grüne Produkt zum Standard wird | Sylviane Chassot, Rolf Wüstenhagen, Nicole Fahr, Peter Graf
Strommix («Basispower») mit rund 50 Prozent Atomstrom, 40
Prozent Wasser, 8 Prozent Strom aus Kehrichtverbrennung, 1
Prozent fossil, 1Prozent neue Erneuerbare versorgt hatten. Da-
rüber hinaus hatten alle Stromkunden die Möglichkeit, ihren
individuellen Mix aus «Aquapower», «Windpower» und «Solar-
power» zu gestalten (vgl. Abbildung 1).
Peter Graf, Leiter Energie und Marketing bei sgsw, stand
nach dem Abstimmungsresultat vor der Frage, wie der Volks-
wille in konkrete Stromprodukte umzusetzen ist. Ein möglicher
Lösungsansatz war, den Vertrieb der bestehenden Angebote
erneuerbarer Energien auszubauen. Dies war seit der Lancie-
rung der Ökostromprodukte im Jahre 2000 mit verschiedenen
Methoden versucht worden: von Postversand bis zu telefoni-
scher Kundenansprache – jedoch ohne zufrieden stellende
Kos teneffizienz.
Der andere Lösungsansatz war, das bisherige Standardpro-
dukt durch ein höherwertiges Stromprodukt zu ersetzen. Aber
durfte man das den Kunden zumuten, oder wäre ein teureres
Stromprodukt kontraproduktiv in einem demnächst auch für
Kleinkunden liberalisierten Strommarkt?
Sankt Galler Stadtwerke (sgsw) in Stichworten
Unternehmen zu 100% im Besitz der Stadt St.Gallen
Anbieter und Netzbetreiber für Strom, Gas, Wärme und Wasser
Investiert in jüngster Zeit in Glasfaser-Telekom-Netzwerk
Geothermie-Projekt (3% des Strombedarfs der Stadt St.Gallen,
10—20% des Wärmebedarfs)
300 Angestellte, Betriebsertrag von 204 Mio CHF, 530 GWh Strom-
absatz, Investitionen 46 Mio CHF (2011)
Zusammen mit sechs weiteren regionalen EVUs Aktionär des Strom-
zulieferers SN Energie AG, welcher Wasserkraftwerke betreibt und
auch Anteile an Schweizer und französischen Atomkraftwerken hält
Öffentliche Abstimmung der Stadt St.Gallen vom 28. November 2010:
60%-Mehrheit für den Atomausstieg bis 2050 (sofern die Versorgungs-
sicherheit gewährleistet ist)
Abbildung 1
Stromtarife sgsw 2011 (vor dem Default-Wechsel)
Preis Anteil an
# Kunden /MWh
Preiszuschlag 2,0 Rp./kWh 7% / 7%
zu Basispower
Preiszuschlag 7,0 Rp./kWh 0,2% / 0,06%
zu Basispower
Preiszuschlag 75,0 Rp./kWh 4,7% / 0,04%
zu Basispower
Preise incl. MwSt., excl. Netzkosten, Metering
Jährlicher Verbrauch < 48 MWh > 48 MWh > 1000 MWh
des Kunden < 1000 MWh
Hoch (7 — 20 h) 10,7 Rp. 8,9 Rp. 8,3 Rp.
Nieder (20 — 7h) 7,0 Rp. 6,3 Rp. 5,8 Rp.
83
OrganisationsEntwicklung Nr. 3 |2013
Sylviane Chassot, Rolf Wüstenhagen, Nicole Fahr, Peter Graf | Wenn das grüne Produkt zum Standard wird | Erfahrung
2010 die Volksabstimmung, 2011 ein
Forschungsprojekt...
Kurz nach der Volksabstimmung im November 2010 wurden
die sgsw von der Universität St.Gallen angefragt, ob Interesse
besteht, die Akzeptanz des «grünen Defaults» in einem For-
schungsprojekt zu untersuchen. Ziel der Studie war,
herauszufinden, worauf Kunden bei Stromprodukten ach-
ten, wenn sie sich im Prospekt oder im Internet über das
Angebot informieren
zu testen, ob ein Standardprodukt akzeptiert wird, selbst
wenn es nicht das günstigste verfügbare Produkt ist.
Eye Tracking — Dem Kundenwunsch auf der Spur
Um zu sehen, worauf Kunden bei Stromprodukten achten – Ist
es der Strommix, der Preis, das Label, die Empfehlung durch
die Stadtwerke? – wurde eine Eye Tracking-Studie durchge-
führt. Bei dieser Forschungsmethode setzen sich die Teilneh-
mer an einen Computer und betrachten ein Bild – in diesem Fall
eine Internetseite mit Stromprodukten – und eine Kamera un-
terhalb des Computers (der Eye Tracker) verfolgt die Blickbe-
wegungen der Person (siehe Kasten für weitere Informa tionen
zur Methode). Zu Beginn der Eye Tracking-Studie wurden die
Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgendermaßen instruiert:
«Stellen Sie sich vor, Sie wollen einen neuen Stromtarif bestel-
len. Im Folgenden werden Ihnen nacheinander verschiedene
Anzeigen mit jeweils 4 Stromprodukten gezeigt. Nehmen Sie
sich Zeit und entscheiden Sie sich jeweils immer wieder aufs
Neue für eines der 4 Produkte. Wenn Sie sich entschieden ha-
ben, klicken Sie bitte mit der linken Maustaste in eines der vier
Auswahlfelder, um Ihre Wahl zu bestätigen.»
In der Studie bekamen die Probanden neun Webseiten mit
den (hypothetischen) Sankt Galler Stromprodukten zur An-
sicht. In Abbildung 2 (erste Spalte) sind drei dieser neun Web-
seiten abgebildet. Variiert wurde jeweils die Darstellung des
Preises und die Vorauswahl (Default). Der Default wurde auf
drei verschiedene Arten dargestellt:
Vorauswahl durch Kreuz
Vorauswahl und Politikempfehlung auf gleichem Produkt
Politikempfehlung höher als Vorauswahl
Auch die Wirkung verschiedener Preisdarstellungen wurde
untersucht. Die Kosten eines Stromtarifes wurden entweder
gar nicht erwähnt
in Rappen pro Kilowattstunde angegeben, oder
in Franken pro Monat auf Basis eines durchschnittlichen
St.Galler Haushalts.
In jeder der 9 Darstellungen unverändert war die Beschrei-
bung der vier zur Auswahl stehenden Stromprodukte.
Um die Resultate der Eye Tracking-Studie zu validieren, be-
antworteten die Teilnehmer zusätzlich einen Fragebogen über
erneuerbare Energien und Ökostrom. Somit dauerte die Teil-
nahme an der Studie insgesamt 30 bis 45 Minuten. 66 Kundin-
nen und Kunden der Sankt Galler Stadtwerke nahmen im Mai
2011 an der Studie teil, 58 Datensätze konnten für die vorlie-
gende Eye Tracking-Auswertung verwendet werden. Die Aus-
wahl der Probanden erfolgte nach einem Quotenverfahren, so
dass die Stichprobe die St.Galler Bevölkerung hinsichtlich Al-
ter und Geschlecht proportional abbildet.
Resultate des Forschungsprojekts
Anhand der mittels Eye Tracking aufgezeichneten Blickbewe-
gungen konnte die Studie zeigen, worauf St.Galler Stromkun-
dinnen und -Kunden bei der Beschreibung von Stromtarifen
am meisten achten. Für jeden Studienteilnehmer wurden alle
Blickbewegungen in einem Film registriert. Diese Information
von allen Teilnehmern wurde zu sogenannten Heat Maps ver-
dichtet. Je dunkler eine Stelle auf der Heat Map, desto länger
wurde diese im Durchschnitt betrachtet (vgl. Abbilung 2,
zweite Spalte).
Resultat 1: Strommix und Preis werden am längsten
betrachtet
In Spalte 2 in Abbildung 2 ist erkennbar, dass
jener Stromtarif, der günstiger ist als der Default, praktisch
keine Aufmerksamkeit erhielt.
die Beschreibung der Strommixes und der Preis am längs-
ten betrachtet wurden.
die Vorauswahl mit Kreuz weniger beachtet wurde als die
Politikempfehlung.
Eye Tracking als Methode der Marktforschung
Eye Tracking als Teil der apparativen Methoden der Beobachtung ermög-
licht die Messung des tatsächlichen Blickverhaltens von Rezipienten zum
Zeitpunkt der Werbemittelnutzung. Mittels Blickaufzeichnung (Recording)
kann so ermittelt werden, wohin die Aufmerksamkeit einer Person gezo-
gen wird bzw. über was sie gerade nachdenkt («Eye-Mind»-Hypothese). So
kann mit Eye Tracking beurteilt werden, welche Elemente des Werbe-Sti-
mulus (hier Strommix, Preis, Default-System, Gestaltung) wie lange be-
trachtet werden und welche Rolle sie in der Entscheidungsbildung spie-
len. Es können so Reaktionen bezüglich verschiedener Komponenten
eines Werbemittels (hier Website) aufgezeichnet werden, ohne die «Ganz-
heit» des Stimulus zu beeinträchtigen (Djamasbi, Tullis & Siegel 2010,
S. 308f.; Poole & Ball 2005, S. 3f).
84 OrganisationsEntwicklung Nr. 3 |2013
Erfahrung | Wenn das grüne Produkt zum Standard wird | Sylviane Chassot, Rolf Wüstenhagen, Nicole Fahr, Peter Graf
Resultat 2: Politikempfehlung hat größeren Einfluss
als Vorauswahl durch Kreuz
In Spalte 3 von Abbildung 2 sind die Wahlentscheidungen der
58 Teilnehmer für die drei in der ersten Spalte gezeigten Web-
seiten dargestellt. (Da hier die Wirkung des Defaults interes-
siert und nicht der Einfluss der Preisdarstellung, wird nicht
auf Unterschiede nach Preisdarstellung eingegangen. Als Bei-
spiel wurden die Webseiten mit Preisdarstellung in Franken
pro Monat verwendet.)
Bei der Darstellung in Zeile 1 nur mit Vorauswahl durch
Kreuz hat sich die Mehrheit für das Produkt entschieden, wel-
ches etwas teurer war als der Default. Das Produkt, das noch
Abbildung 2
Tarifwahl im Experiment nach Darstellung des Defaults
Darstellung im Experiment Wo schauen Kunden hin? Wahl der Stromkunden (N=58)
(Je dunkler desto länger verharrt der Blick)
nur Vorauswahl
Vorauswahl und Politikempfehlung gleich
Politikempfehlung höher als Vorauswahl
35
30
25
20
15
10
5
0
St.Galler Strom
PREMIUM
St.Galler Strom
PLUS
St.Galler Strom
Budgetstrom
10
33
13
2
35
30
25
20
15
10
5
0
St.Galler Strom
PREMIUM
St.Galler Strom
PLUS
St.Galler Strom
Budgetstrom
9
25 22
2
35
30
25
20
15
10
5
0
St.Galler Strom
PREMIUM
St.Galler Strom
PLUS
St.Galler Strom
Budgetstrom
10
31
15
2
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OrganisationsEntwicklung Nr. 3 |2013
Sylviane Chassot, Rolf Wüstenhagen, Nicole Fahr, Peter Graf | Wenn das grüne Produkt zum Standard wird | Erfahrung
günstiger war als der Default wurde praktisch nicht gewählt.
Ein Proband, welcher konstant das günstigste Stromprodukt
gewählt hatte, begründete dies mit der oben erwähnten Free-
Rider-Problematik – er werde nicht mehr Geld für Strom aus
erneuerbaren Energien bezahlen, solange dies nicht alle Kun-
den täten.
In der Darstellung in der 2. Zeile wurde zur Vorauswahl
durch Kreuz eine Politikempfehlung für das zweitgünstigste
Produkt ergänzt. Dieses wurde nun deutlich häufiger gewählt
als im Setting ohne Politikempfehlung.
In der Variante mit Vorauswahl auf St.Galler Strom und Po-
litikempfehlung für den teureren St.Galler Strom Plus befolgte
wiederum die Mehrheit die Politikempfehlung und nicht die
Vorauswahl mit Kreuz.
Zusammenfassend kann zur Wirkung des Defaults gesagt
werden, dass ein Kreuz als Vorauswahl in der Studie bewirkte,
dass das qualitativ schlechtere Produkt selten gewählt wurde,
jedoch relativ oft ein Produkt, das noch besser war als die Vor-
auswahl durch Kreuz. Die Politikempfehlung hatte noch größe-
ren Einfluss auf die Wahlentscheidung: Einige Studienteilneh-
mer wechselten von St.Galler Strom zu St.Galler Strom Plus,
wenn dies auch die Politikempfehlung war. Jedoch wirkte die
Politikempfehlung auch in umgekehrter Richtung: Einige Teil-
nehmer, die ohne jegliche Politikempfehlung St.Galler Strom
Plus gewählt hatten, wechselten zum ökologisch minderwer-
tigen St.Galler Strom, wenn dies die Politikempfehlung war.
Resultat 3: Vorauswahl keine Bevormundung
Im Befragungsteil der Studie wurde nochmals genauer auf die
Einstellung zum ökologischen Stromprodukt als Default einge-
gangen. Tabelle 1 zeigt, nur vier von 66 Befragten würden sich
bevormundet fühlen, wenn der Standard-Mix neu ein Ökostrom-
Produkt wäre. Die Mehrheit bewertete diese Maßnahme hinge-
gen als sehr gut oder gut. Niemand befürchtete ein Versorgungs-
problem bei einer Umstellung auf Ökostrom als Standard-Mix.
...2012 die Umsetzung
Im Mai 2011 kommunizierte Bundesrätin Leuthard den Atom-
ausstieg auf nationaler Ebene. Damit war klar, dass die Stadt
St.Gallen mit dem Abstimmungsresultat vom November 2010
keinen Irrweg eingeschlagen hatte, sondern für die sgsw eine
wichtige Voraussetzung geschaffen hatte, in der Energiewende
eine Vorreiterrolle zu übernehmen. Zeitgleich zur Erarbeitung
eines neuen sgsw-Marketingskonzepts konkretisierten die Mit-
arbeiter des Bereichs «Netz Elektrizität» die Strategie, um Strom
aus erneuerbaren Energien zu produzieren und ins Netz zu
speisen. Das Beispiel sgsw zeigt, dass ein Default-Wechsel
nicht nur die Absatzseite, sondern auch die Produktionsseite
eines EVUs tangiert.
Nach der Ergebnispräsentation der Eye Tracking-Studie
En de Juni 2011 waren die Bedenken der Stadtwerke, der grüne
Default wäre eine Bevormundung der Kunden, empirisch wider-
legt. Die Zusammenarbeit zwischen Universität und sgsw war
damit offiziell beendet.
Im Januar 2012 wurde die Tarifänderung umgesetzt. Vier neue
Produkte wurden kreiert. Alle Kunden wurden informiert, dass
sie ab Januar 2012 neu den St.Galler Strom Basis (bzw. bisheri-
ge Ökostrom-Kunden erhielten nach wie vor ein höher werti-
ges Produkt) erhalten würden, sofern sie sich nicht aktiv für
ein anderes Produkt aussprachen. Diese Änderung wurde für
alle Kundensegmente gleichermaßen durchgeführt – sowohl
für Haushaltskunden als auch Gewerbe und Industrie.
Um die sgsw-Kundinnen und -Kunden auf ihr neues Strom-
produkt vorzubereiten, wurde Ende 2011 eine umfangreiche
Kommunikationskampagne in der Stadt St.Gallen umgesetzt.
Auf Plakaten, in Prospekten, auf einer speziell erstellten Home-
page, in Zeitungsinseraten, via persönliches Anschreiben und
Kinowerbung wurde über die Tarifrevision informiert.
Kundenreaktionen und finanzielle Auswirkungen
Am St.Galler Forum für Management Erneuerbarer Energien
im März 2012 berichtete Peter Graf von den Kundenreaktio-
nen auf den Default-Wechsel. Negative Reaktionen waren teil-
weise politischer Art («Die Energiewende muss politisch und
global herbeigeführt werden!»/«Atomausstieg nein Danke»)
oder auch spezifischer zur Darstellung der neuen Produkte
und Kommunikation durch sgsw («Es ist zu wenig genau be-
schrieben, was mit dem mehr verdienten Geld gemacht wird.»).
Darüberhinaus gab es jedoch auch zahlreiche positive Reak-
tionen wie «Ich gratuliere zu dieser Initiative und mache gern
dabei mit.» sowie wiederum konkretere Rückmeldungen zur
Broschüre und der Art der Kommunikation («Schön, dass je-
Tabelle 1
Frage zur Akzeptanz des «grünen Defaults» und
Häufigkeit der Antworten
Welche der folgenden Aussagen entspricht am ehesten Ihrer
Meinung, wenn der Standard-Mix neu der günstigste Ökostrom-Mix
und nicht mehr die bisherige Basispower wäre?
Finde ich sehr gut. 13
Finde ich gut. Denn viele Leute würden aktiv nichts unternehmen,
um ihren Strommix zu wechseln, selbst wenn sie bereit dazu wären. 42
Die Umstellung ist akzeptabel, da immer noch die Möglichkeit besteht,
sich für einen anderen Mix zu entscheiden. 7
Ich fühle mich durch die Vorauswahl bevormundet. 4
Es gäbe ein Versorgungsproblem, wenn alle die Vorauswahlen
wählen würden. 0
86 OrganisationsEntwicklung Nr. 3 |2013
Erfahrung | Wenn das grüne Produkt zum Standard wird | Sylviane Chassot, Rolf Wüstenhagen, Nicole Fahr, Peter Graf
de(r) Einzelne entscheiden kann, welche Stromgewinnung er/
sie unterstützen will!»).
Kundenreaktionen in Zahlen ausgedrückt bestätigen die Re-
sultate aus der Studie der Universität St.Gallen – die große Mehr-
heit hat den Default-Wechsel akzeptiert. Nur 10 Prozent haben
zum günstigsten «Kernstrom-Mix» zurückgewechselt (vgl. Ab-
bildung 3 für die Marktanteile der vier neuen Stromprodukte
bei Privathaushalten). Bei Großkunden waren die Wechselra-
ten höher als bei den Privathaushalten. Insgesamt macht damit
der Kernstrom-Mix immer noch 43 Prozent des Stromabsatzes
aus, der neue Default St.Galler Strom 42 Prozent, St.Galler
Strom Öko 13 Prozent und St.Galler Strom Öko Plus 2 Prozent.
Durch den teureren neuen Default geht das EVU von einem
jährlichen Mehrertrag von vier Mio CHF aus. Dieser steht jähr-
lich für den Umbau von Stromproduktionskapazitäten zur
Verfügung. Aufgrund der gewählten Produkte haben die sgsw
(Stand März 2012) einen jährlichen Zusatzbedarf von 2 Giga-
wattstunden Photovoltaik- sowie 6 Gigawattstunden Windkraft.
Insbesondere bei der Photovoltaik konnten auch neue Projek-
te ermöglicht werden. Desweiteren sind Investitionen in neue
Produktionskapazitäten geplant.
Fazit
Das Beispiel lehrt:
bei der Umsetzung einer Tarifrevision kommt es aufs Detail
an. Die sorgfältige Planung der Produktgestaltung hinsicht-
lich Namen der Produkte, Preisdarstellung, Farben, Mix,
lohnt sich.
Flächendeckende und leicht verständliche Kommunikation
der Maßnahme ist zentral, um verärgerte Kundenreaktio-
nen abzufangen – und andere Kundensegmente sogar für
die Veränderung zu begeistern.
• die graduelle Veränderung des Status quo führt nur sehr
langsam – wenn überhaupt – zum Ziel. Mit jahrelangen Mar-
ketingbemühungen hatten die Sankt Galler Stadtwerke den
Anteil Ökostromkunden von null auf gut 10 Prozent ge-
bracht, mit dem Default-Wechsel konnten weitere 80 Prozent
der Privatkunden für grüne Produkte gewonnen werden.
Wenn auch in diesem Artikel nicht näher beleuchtet, so ist
dennoch die enge Zusammenarbeit zwischen Energiebe-
schaffung, Netze und Vertrieb eine Voraussetzung für den Er-
folg. Damit ist eine Tarifrevision nicht nur eine Marketing-
übung, sondern auch ein Thema der Organisationsentwick-
lung bei EVUs.
Das neue Default-Produkt der Sankt Galler Stadtwerke ent-
hält noch immer 30 Prozent Atomstrom, welcher im Laufe der
nächsten Jahre durch erneuerbare Energien – möglichst viel
aus Eigenproduktion – ersetzt werden soll. Der Weg ist noch
weit bis zum kompletten Ausstieg, welcher gemäß Energie-
konzept der Stadt St.Gallen bis 2035 geplant ist.
Gleiches gilt für die gesamte Schweizer Energielandschaft;
einige EVUs sind schon weit voran in der Umsetzung einer
neuen, zukunftsgerichteten Energiestrategie, andere befin-
den sich in einer schwierigeren Ausgangssituation oder zwei-
feln am langfristigen Bestand der gegenwärtigen politischen
Entwicklungen. Das Beispiel der Sankt Galler Stadtwerke
zeigt, dass es sich lohnen kann, alte Zweifel zu überwinden
und mithilfe der jahrzehntelang erarbeiteteten Kompetenz
am fundamentalen Wandel der Schweizer Energieindustrie
mitzuwirken.
Denn aus Kundensicht schlägt der Wechsel zu einem öko-
logischeren Produkt als Standard zwei Fliegen mit einer Klap-
pe: Beziehen alle Kunden ein Ökostromprodukt, haben EVUs
eine Antwort auf den Trittbrettfahrer-Einwand, und Kundin-
nen und Kunden haben einen Punkt weniger, den sie von To-
Do-Liste zu ToDo-Liste übertragen müssen. Für Change Ma-
nager zeigt unsere Fallstudie auf, wie Abweichungen zwischen
sich verändernden Kundenpräferenzen und tradierter Pro-
duktpolitik mit Hilfe einer Neudefinition des Standard-Ange-
bots wieder in Einklang gebracht werden können. Oder einfa-
cher gesagt: Definieren Sie das gewünschte neue Verhalten
einfach als Ausgangswert, als «the new normal». Das Beispiel
Sankt Galler Stadtwerke zeigt, dass aus einem solchen Projekt
und der daraus entstehenden positiven Dynamik bei internen
und externen Anspruchsgruppen frische Impulse für die Or-
ganisation ausgehen.
Abbildung 3
Marktanteil der neuen Stromprodukte bei
Kleinkunden (März 2012)
Anzahl Kunden nach Stromprodukt nach Default-Wechsel
(Kundenkategorie <48 MWh)
St.Galler Strom
Öko Plus
3%
Kernstrom-Mix
10% St.Galler
Strom Basis
72%
St.Galler Strom
Öko
15%
87
OrganisationsEntwicklung Nr. 3 |2013
Sylviane Chassot, Rolf Wüstenhagen, Nicole Fahr, Peter Graf | Wenn das grüne Produkt zum Standard wird | Erfahrung
Peter Graf
Leiter Energie und Marketing, Sankt Galler
Stadtwerke
Kontakt:
peter.graf@sgsw.ch
Nicole Fahr
Beraterin ZIEL Consulting
Kontakt:
nicole.fahr@zielconsulting.com
Prof. Dr.
Rolf Wüstenhagen
Good Energies Lehrstuhl für Management
Erneuerbarer Energien, IWO-HSG, Univer-
sität St.Gallen
Kontakt:
rolf.wuestenhagen@unisg.ch
Sylviane Chassot
Doktorandin am Institut für Wirtschaft und
Ökologie, Universität St.Gallen
Kontakt:
sylviane.chassot@unisg.ch
Literatur
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economics and environmental protection. Harvard Environmental Law
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Thaler, R. & Sunstein, C. (2008). Nudge. Yale University Press.
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... Ebeling and Lotz (2015) carried out a large randomized controlled trial also in Germany where they found a large and significant default effect on the uptake by households. In Switzerland, Chassot et al. (2013) confirmed this result in a case study of a local energy provider. Ghesla (2017a) found that an opt-out default significantly increased the number of green electricity customers. ...
... Outcome Brown et al., 2013 Choice of energy-saving behavior The largest savings could be achieved by lowering the room temperature by 1°C by default. Chassot et al., 2013 Choice of green electricity An opt-out default significantly increased the number of green electricity customers: only 10% chose the opt-out, 72% stayed with the default, 18% chose a different (qualitatively better) green electricity tariff. Dinner et al., 2011 Choice of energy-efficient light bulbs ...
Article
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The present paper focuses on green defaults as demand-side policies supporting the uptake of renewable energy in Germany. It sets out to gain a better understanding of whether and for whom green electricity defaults work. The present study is one of the first to use a large-scale data set to investigate this question. We combine micro-level data from the German Socio-Economic Panel (GSOEP) covering private households (including a wealth of individual information) with macro-level information such as population density of a region and proportion of energy suppliers in a given region that use a green opt-out tariff within their basic supply. We show that in Germany, green defaults, automatically enrolling customers in renewable energy sources, tend to stick, especially but not only among those who are concerned about the problem of climate change. This finding, based on real-world rather than experimental evidence, attests to the power of automatic enrollment in addressing environmental problems in Germany and potentially beyond, including climate change, and also adds to the growing literature on the substantial effects of shifting from opt-in to opt-out strategies.
... 1. Default nudges make use of individuals' reluctance to actively engage and decide by modifying the choice architecture in such a way that the 'good option' is the pre-defined standard choice. A prominent example of a default nudge towards more environmental benign behaviour is to set the default option of energy choice in energy supply contracts to 'green energy' (Chassot et al. 2013;Pichert and Katsikopoulos 2008;Sunstein and Reisch 2014). 2. Framing nudges refer to attempts to present and communicate choices so that people are cognitively or emotionally attracted to a particular option. ...
... Today, it involves more than 2500 households in nine installations (ewz, 2015). Certain characteristics of the project must thus outweigh the financial expenditure ("willingness to sacrifice", see Oreg & Katz-Gerro, 2006) and motivate electricity customers to sign up for participation, even though their level of interest in electricity and their impetus to change their electricity supply are generally rather low (Chassot, Wüstenhagen, Fahr & Graf, 2013;Bakay & Schwaiger, 2006). Hence, we aim at gaining a more in-depth understanding of the project characteristics that trigger participation in ewz.solarzüri. ...
Article
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Over the course of the sustainable energy transition, distributed energy generation becomes increasingly important. Building residential energy installations requires resources (expertise, time, financial liquidity, space) not all citizens have at hand. Especially in urban areas, where land is scarce and many people live as tenants, only a minority qualifies. To include urban households in the energy transition, new smart and efficient solutions need to be developed. In this article, we examine an example of an innovative energy project in Zurich (Switzerland) that complements the concept of community energy, offering residents a simple and cost-effective way to participate in photovoltaic installations in their city. The aim of the study is to gain understanding of the project characteristics that trigger or hinder participation, drawing on qualitative data from semi-structured telephone interviews with participants and non-participants (n =18). The main drivers for participation are the direct and tangible way of supporting local sustainable energy generation, and the desire to feel as a co-owner at little effort and expense. Conversely, reservations against photovoltaics and a lack of financial resources, knowledge, or interest act as barriers for participation. The study lays a foundation for further quantitative examination and for the development of other urban energy projects.
... In terms of future research, it has been repeatedly demonstrated that what people prefer depends mostly on the context of the choice and the way it is presented (Chassot et al., 2013;Pichert and Katsikopoulos, 2008). In other words, the nature and context of the information that is transmitted to customers about green tariffs can convert inertia into action. ...
Article
Focusing on delayed outcomes facilitates goal pursuit, but people exhibit a clear preference for immediate outcomes. Introducing immediate incentives (rewards or penalties) that are contingent on later performance can act as a commitment device to facilitate long-term goal pursuit. Here we apply these behavioural insights to the design of incentive-based electricity products that aim to commit consumers to conserve electricity. Such products are often effective in lowering consumption levels, but their uptake among consumers is relatively low. Across two experimental studies, we tested consumer acceptance of three novel incentive-based electricity products that applied a combination of rewards and penalties to commit consumers to conserve electricity in their homes. Results show that consumers were less likely to choose incentive-based products that offer an upfront reward (combined with a delayed penalty that applies upon failing to reach a conservation target). Our results further indicate that this may be the case because consumers perceived the upfront rewards as a less effective commitment device. Thus, while immediate rewards can be effective commitment devices to long-term goal pursuit, this does not seem to apply in the context of electricity conservation. Moreover, individual differences predicted choices of electricity products: Individual levels of loss aversion and temporal discounting predicted tariff choices, mediated by perceived tariff attractiveness and perceived incentive effectiveness. Our findings highlight the potential for designing behaviourally-informed incentives and energy products as well as the market potential for innovative incentive-based tariffs designed to help consumers commit to long-term conservation goals.
Article
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Careful attention to choice architecture promises to open up new possibilities for environmental protection – possibilities that go well beyond the standard tools of economic incentives, mandates, and bans. How, for example, do consumers choose between environmentally-friendly products or services and alternatives that are potentially damaging to the environment but less expensive? The answer may well depend on the default rule. Indeed, green default rules may well be a more effective tool for altering outcomes than large economic incentives. The underlying reasons include the power of suggestion; inertia and procrastination; and loss aversion. If well-chosen, green defaults are likely to have large effects in reducing the economic and environmental harms associated with various products and activities. Such defaults may or may not be more expensive to consumers. In deciding whether to establish green defaults, choice architects should consider both consumer welfare and a wide range of other costs and benefits. Sometimes that assessment will argue strongly in favor of green defaults, particularly when both economic and environmental considerations point in their direction. But when choice architects lack relevant information, when interest-group maneuvering is a potential problem, and when externalities are not likely to be significant, active choosing, perhaps accompanied by various influences (including provision of relevant information), will usually be preferable to a green default.
Chapter
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Eye-movement tracking is a method that is increasingly being employed to study usability issues in HCI contexts. The objectives of the present chapter are threefold. First, we introduce the reader to the basics of eye-movement technology, and also present key aspects of practical guidance to those who might be interested in using eye tracking in HCI research, whether in usability-evaluation studies, or for capturing people's eye movements as an input mechanism to drive system interaction. Second, we examine various ways in which eye movements can be systematically measured to examine interface usability. We illustrate the advantages of a range of different eye-movement metrics with reference to state-of-the-art usability research. Third, we discuss the various opportunities for eye-movement studies in future HCI research, and detail some of the challenges that need to be overcome to enable effective application of the technique in studying the complexities of advanced interactive-system use.
Book
Every day, we make decisions on topics ranging from personal investments to schools for our children to the meals we eat to the causes we champion. Unfortunately, we often choose poorly. The reason, the authors explain, is that, being human, we all are susceptible to various biases that can lead us to blunder. Our mistakes make us poorer and less healthy; we often make bad decisions involving education, personal finance, health care, mortgages and credit cards, the family, and even the planet itself. Thaler and Sunstein invite us to enter an alternative world, one that takes our humanness as a given. They show that by knowing how people think, we can design choice environments that make it easier for people to choose what is best for themselves, their families, and their society. Using colorful examples from the most important aspects of life, Thaler and Sunstein demonstrate how thoughtful “choice architecture” can be established to nudge us in beneficial directions without restricting freedom of choice. Nudge offers a unique new take—from neither the left nor the right—on many hot-button issues, for individuals and governments alike. This is one of the most engaging and provocative books to come along in many years.
Article
This paper analyzes the impact of automatic enrollment on 401(k) savings behavior. We have two key findings. First, 401(k) participation is significantly higher under automatic enrollment. Second, a substantial fraction of 401(k) participants hired under automatic enrollment retain both the default contribution rate and fund allocation even though few employees hired before automatic enrollment picked this particular outcome. This "default" behavior appears to result from participant inertia and from employee perceptions of the default as investment advice. These findings have implications for the design of 401(k) savings plans as well as for any type of Social Security reform that includes personal accounts over which individuals have control. They also shed light more generally on the importance of both economic and noneconomic (behavioral) factors in the determination of individual savings behavior. © 2001 the President and Fellows of Harvard College and the Massachusetts Institute of Technology