Content uploaded by Sandra Mann
Author content
All content in this area was uploaded by Sandra Mann on Jan 12, 2015
Content may be subject to copyright.
Hercynia N. F. 43 (2010): 119 –147 119
Die Entwicklung von ehemaligen Ackerächen unter extensiver
Beweidung (Wulfener Bruch)
Sandra Mann und Sabine Tischew
13 Abbildungen und 2 Tabellen
Abstract
Mann, S.; Tischew, S.: The development of former arable land with extensive grazing by megaherbi-
vores (Wulfener Bruch). – Hercynia N. F. 43 (2010): 119 –147.
In Germany since the seventies of the last century large areas of oodplain grasslands have been melio-
rated, ploughed and used for intensive cropping. Since 1996, a local NGO – the NABU Köthen – works
successfully in restoring species-rich oodplain grasslands in the “Wulfener Bruch” area (Saxony-An-
halt). Bit by bit, more than 40 ha of former arable land were bought and restored. This study shows
the successful restoration of two former arable elds that have been abandoned in the years 2001 and
2002 respectively. After abandonment, a year-round grazing regime with Heck-cattle and Przewalski-
horses without additional feeding and low stocking density was applied. In the year 2003, three different
treatments were realized on the sites: natural recovery, hay transfer, and seeding of a commercial seed
mixture. Until 2007, on sites with natural recovery and hay transfer, species-rich plant communities
developed, comprising many target species of oodplain grasslands. With ongoing time, problematic
species such as Cirsium arvense decreased their coverage without specic management measures. Fur-
thermore, our results show that restoration success depends strongly on the groundwater table. The more
the groundwater table converges towards its original state, the better the establishment of typical ood-
plain grassland species. Especially on drier sites, the sowing of commercial seed mixtures led to dense
grass swards, thus impeding the colonization of target species.
Key words: restoration, biodiversity, megaherbivore grazing, natural recovery, hay transfer, seed addition
1 Einleitung
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts sind für die Grünländer Deutschlands massive Flächenverluste zu ver-
zeichnen. Davon sind insbesondere auch die Feuchtgrünländer betroffen (Riecken et al. 2006). Sie
wurden entwässert und nachfolgend als Ackerland genutzt. Seit Beginn der 90er Jahre stehen vor dem
Hintergrund der Umsetzung der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie der Europäischen Union (European Coun-
cil 1992) Renaturierungsmaßnahmen auf ehemaligen Standorten der Feuchtgrünländer im Fokus vieler
Naturschutzaktivitäten (Šeffer et al. 2008, Vécrin et al. 2002, Manchester et al. 1999). Die Um-
wandlung von Acker in Grünland kann dabei auf unterschiedliche Art und Weise erfolgen. Eine spontane
Besiedlung mit typischen Arten der Feuchtgrünländer wird als sehr langwierig beschrieben (Oelmann et
al. 2009, Bischoff et al. 2009, Donath et al. 2007, Manchester et al. 1999). Sehr erfolgreich ist dage-
gen der Übertrag von Mahdgut aus artenreichen Reliktbeständen auf die Ackerbrachen (Schmiede et al.
2009, Donath et al. 2007, Hölzel & Otte 2003) oder die Einsaat mit regional vermehrten artenreichen
Saatgutmischungen (Török et al. 2010, Hellström et al. 2009, Manchester et al. 1999). Bei großä-
chigen Umwandlungen von Acker in Grünland wurden und werden aber nach wie vor kommerzielle Saat-
gutmischungen eingesetzt, da diese weitaus billiger sind als Mahdgutüberträge oder regional vermehrte
Wildpanzen (Tischew et al. im Druck). Die Entwicklung artenreicher Feuchtgrünländer auf ehemaligen
Ackerstandorten wird oft auch durch eine nicht ausreichende Wiedervernässung der Standorte erschwert,
da angrenzend an die Renaturierungsächen noch Ackerbau betrieben wird oder andere Flächennutzer
dem Grundwasseranstieg nicht zustimmen (u. a. Šeffer et al. 2008).
120 Mann & Tischew: Entwicklung ehemaliger Ackerächen unter extensiver Beweidung
Vor diesen Problemen standen auch regionale Naturschutzakteure im Wulfener Bruch, eines der großen
ehemaligen Feuchtgebiete in Sachsen-Anhalt. Der Regionalverband des Naturschutzbundes und die Pri-
migenius gGmbH haben es sich zum Ziel gesetzt, durch den Kauf und die Umwandlung von Acker in
Grünlandächen in Verbindung mit einer sukzessiven Wiedervernässung wieder ein durchgehendes Bio-
topverbundsystem aus Feuchtächen im Wulfener Bruch zu schaffen. Seit 2001 konnten mehr als 40 ha
Ackerland erworben und in Grünland umgewandelt werden. Da auch die nachfolgende Pege der großen
Flächen möglichst nachhaltig gesichert werden sollte, wurden bei der Renaturierung der Flächen völlig
neue Wege gegangen. Die Ackerächen wurden sofort nach Brachlegung durch Heckrinder und z.T. auch
Przewalski-Pferde beweidet. Ein aktiver Artentransfer konnte aus Kostengründen nur kleinächig vorge-
nommen werden. In Kooperation mit der Hochschule Anhalt (FH) wurde begleitend zu den praktischen
Maßnahmen ein Forschungsvorhaben gestartet, dass zum einen verschiedene Methoden der Beschleu-
nigung der Besiedlungsprozesse durch Grünlandarten testen sollte und zum anderen das Ziel hatte, die
natürlichen Wiederbesiedlungsprozesse zu dokumentieren und zu analysieren.
Hierbei standen folgende Fragen im Vordergrund:
• Wie entwickeln sich die Ackerbrachen bei extensiver Beweidung und ohne Initialensetzungen (Spon-
tanbesiedlung)?
• Wie stark beeinusst das aktive Einbringen von typischen Feuchtgrünlandarten über Initialenset-
zungen den Besiedlungsprozess?
• Welche Auswirkungen hat der Einsatz von kommerziellen Saatgutmischungen auf den Renaturie-
rungsprozess?
• Wie beeinussen unterschiedliche Grundwasserurabstände die Wiederbesiedlungsgeschwindigkeit
mit typischen Feuchtgrünlandarten?
2 Methoden
2.1 Untersuchungsgebiet
Das Wulfener Bruch liegt in Sachsen-Anhalt, nördlich der Stadt Köthen. Derzeit sind 972 ha des Wulfener
Bruchs als Natura 2000-Gebiet und Vogelschutzgebiet ausgewiesen. Weiterhin bendet sich das Bruch im
Biosphärenreservat „Mittelelbe“. Vor Errichtung der Elbdeiche in den Jahren 1856 bis 1861 gehörte das
Gebiet insbesondere im Winter zum Überschwemmungsbereich der Elbe (Darmer et al. 1998). Relativ
geringe Grundwasserurabstände von 0,3 m bis 0,8 m (Rochlitzer 1993), mit zeitweisem Überstau in
nassen Jahren, führten zur Entwicklung von Anmoorböden und einer Nutzung als Grünland (Darmer
et al. 1998). Seit Anfang der 1970er Jahre wurden in dem Gebiet großächig Meliorationsmaßnahmen
durchgeführt, welche zu einem drastischen Absinken des Grundwasserstandes um 1 m führten (Darmer
et al. 1998). Dies führte neben einer Intensivierung der Grünlandnutzung zum Umbruch vieler Grünländer
und einer anschließenden intensiven ackerbaulichen Nutzung. Die Folge waren eine starke Veränderung
der Bodenverhältnisse und eine rasant voranschreitende Verarmung der ehemals artenreichen Grünland-
ächen.
Im Moment stellt sich die hydrologische Situation so dar, dass im Frühjahr und Herbst z. T. noch relativ
hohe Grundwasserstände zu verzeichnen sind, jedoch bei weitem nicht die Grundwasserurabstände vor-
herrschen, wie sie für den Erhalt und die Entwicklung artenreicher Feucht- und Wechselfeuchtgrünländer
Voraussetzung sind. In den Sommermonaten herrschen in der Regel sehr lange Trockenperioden mit sehr
niedrigen Grundwasserständen vor.
Die in die nachfolgenden Untersuchungen einbezogenen Flächen liegen überwiegend außerhalb der
FFH- und Naturschutzgebiete. Sie stellen jedoch sehr wichtige Bindeglieder zwischen den bestehenden
Grünländern dar. Es handelt sich um zwei ehemalige, intensiv genutzte Ackerächen mit einer Größe
von jeweils ca. 10 ha. Beide Ackerächen wurden in ein Beweidungssystem mit bereits bestehenden
Grünlandächen integriert. Die Beweidungsstärke liegt in der Regel zwischen 0,3 und 0,6 GVE/ha, kann
Hercynia N. F. 43 (2010): 119 –147 121
aufgrund der Jungtiere zeitweise während der Vegetationsperiode auch etwas höher sein (schriftl. Mitt.
Wenk 2005, 2010).
Da die Flächen aufgrund unterschiedlicher Ausprägungen in der Höhennivellierung kleinräumig wech-
selnde Entwicklungspotenziale besitzen (Feuchtweide/Wechselfeuchtweide bis mesophile Weidestand-
orte), wurden entsprechend der unterschiedlichen hydrologischen Bedingungen verschiedene Versuchs-
blöcke eingerichtet (vgl. Karte 1, Tab. 1). Alle Untersuchungsächen liegen entlang des „Landgrabens“
zwischen Wulfen und Diebzig. In dieser Arbeit werden Ergebnisse der Versuchsanlagen A, B, D und
F vorgestellt. Um die Entwicklungsschritte der ehemaligen Ackerächen bewerten zu können, werden
für die Auswertungen zudem bereits bestehende, angrenzende Grünlandächen in die Betrachtungen (L)
einbezogen.
2.2 Untersuchungsvarianten
In unterschiedlichen Feuchtestufen (Tab. 1) wurden drei Varianten unter dem Einuss extensiver Be-
weidung untersucht: Spontansukzession, Auftrag von samenreichem Mahdgut und Ansaat einer Regel-
saatgutmischung. Zwei Blockversuche wurden unter Berücksichtigung aller drei Varianten angelegt, eine
Versuchsreihe ausschließlich mit der Variante Spontanbesiedlung mit extensiver Beweidung und eine Ver-
suchsreihe mit einem großächigen Mahdgutauftrag und extensiver Beweidung.
• Spontane Besiedlungsprozesse mit extensiver Beweidung (K)
In dieser Variante wurden seit Aufgabe der Ackernutzung, abgesehen von dem Beginn der extensiven
Beweidung, keine weiteren Maßnahmen durchgeführt.
• Mahdgutauftrag mit extensiver Beweidung (I)
Auf einer Fläche von ca. 1,5 ha sowie auf den 5 m x 5 m großen Flächen der Blockversuche wurde dia-
sporenreiches Mahdgut von artenreichen Spenderächen aus dem Wulfener Bruch aufgetragen, um so die
Etablierung gebietseigener Arten sicherzustellen.
Da die Mahdgutüberträge nicht sofort mit Beginn der Untersuchungen umgesetzt werden konnten, son-
dern erst im dritten und vierten Jahr nach Aufgabe der Ackernutzung erfolgten, hatte sich bereits sukzes-
sionsbedingt eine Krautschicht entwickelt. Vor dem Mahdgutauftrag wurden daher die Flächen gemäht
und das Schnittgut entfernt. Dies war notwendig, um einen gleichmäßigen Auftrag und das Anliegen des
Mahdgutes am Boden sicherzustellen. Die Mahd der Spenderächen, welche maximal 1,5km entfernt
lagen, und der Auftrag des frischen Mahdgutes erfolgten jeweils am gleichen Tag. Die Auftragsstärke
betrug ca. 5cm bis 8cm (frisch und locker auiegend). Vor Durchführung der Mahdgutaufträge wurde
jeweils der Status quo der Flächen erfasst.
• Einsaat mit Regelsaatgutmischung (RSM) mit extensiver Beweidung (G)
In den Versuchsblöcken A und B wurde die Variante Ansaat einer Regelsaatgutmischung untersucht. Die
Ansaat erfolgte 2002 per Hand mit ca. 10 g/qm, was in etwa 1/3 bis 1/4 der empfohlenen Ansaatmenge
entspricht (schriftl. Mitt. Wenk 2003). In der Saatgutmischung waren enthalten: Lolium perenne (mit den
Sorten Liprina, Lihersa und Lipondo), Festuca pratensis (Sorte Lifara), Festuca rubra (NFG), Phleum
pratense (Sorte Leutimo), Poa pratensis (Sorte Limagie) und Dactylis glomerata.
2.3 Untersuchungsächen - Kurzcharakteristik der Flächen und Zuordnung der Versuchsvari-
anten
Ehemalige Ackeräche 1 – Größe 10 ha; Beweidung mit Heckrindern und Przewalskipferden
Die Fläche wurde im Jahr 2001 letztmalig ackerbaulich genutzt (Winter-Roggen) (mdl. Mitt. Wenk 1993).
Im Winter 2001/2002 war die Fläche für einen Zeitraum von mehreren Wochen fast vollständig überstaut.
122 Mann & Tischew: Entwicklung ehemaliger Ackerächen unter extensiver Beweidung
Im Jahr 2002 erfolgte durch den neuen Flächenbewirtschafter die streifenweise Einsaat einer Regelsaat-
gutmischung (RSM), welche in die Untersuchungen der Blockversuche A und B einbezogen wurde. Seit
2002 wird die Fläche beweidet. Nordwestlich grenzt eine seit 1999 bestehende Extensivweide an, wobei
die Tiere durch einen Durchgang zwischen den Flächen beide Bereiche ganzjährig parallel nutzen. Da
sich auf der ehemaligen Ackeräche erst Panzenbestände entwickeln mussten, war diese Verknüpfung
der Flächen auch für eine ausreichende Versorgung der Tiere mit Futter notwendig (vgl. Abb. 1).
Hinsichtlich des Wasserhaushaltes ist der erste Teilbereich (Blockversuch A) überwiegend durch feuchte
Bodenverhältnisse gekennzeichnet. Im zweiten Teilbereich (Blockversuch B) herrschen trockene bis pe-
riodisch frische, z. T. feuchte Bodenverhältnisse vor. Der dritte Teilbereich (Versuchsanlage D), in dem
großächig Mahdgut übertragen wurde, ist wieder als frisch bis wechselfeucht einzuschätzen.
Ehemalige Ackeräche 2 – Größe 10 ha; Beweidung mit Heckrindern
Die letzte ackerbauliche Nutzung (Mais) dieser Fläche erfolgte im Jahr 2002 (mdl. Mitt. Wenk 2003).
Seit Sommer 2003 wird die Fläche mit Heckrindern beweidet. Vor Beginn der Beweidung wurden keine
Begrünungsmaßnahmen durchgeführt. Auf der Fläche benden sich Bereiche mit sehr unterschiedlich
ausgeprägtem Feuchtehaushalt. Die Stufen reichen von wechseltrocken, über frisch / z. T. wechselfeucht
bis hin zu feucht. In einem kontinuierlich sehr feuchten Bereich wurden im Sommer 2006 Dauerbeobach-
tungsächen für vegetationskundliche Erfassungen eingerichtet (Versuch F). An die ehemalige Ackerä-
che grenzen nördlich und westlich bestehende, zum Teil intensiv genutzte, Grünlandächen an. Teile die-
ser Flächen wurden bereits seit 2003 im Verbund mit der ehemaligen Ackeräche beweidet. Ein weiteres
Teilstück wurde im Jahr 2005 integriert.
Vergleichsächen zur Analyse der Annäherung an den Zielzustand (L)
Um die Entwicklung der ehemaligen Ackerächen besser bewerten zu können, wurde eine bereits seit
1999 beweidete Fläche für entsprechende Vergleiche herangezogen (L). Die Vegetationsaufnahmen er-
1
Abb. 1 Karte - Überblick: ehemalige Ackerächen, Lage der Versuche und alte Weideächen.
Fig. 1 Map - Overview with former arable land, location of trials and old pastures.
Hercynia N. F. 43 (2010): 119 –147 123
folgten im Jahr 2005 im Rahmen eines Studentischen Projektes (Hofmann et al. 2005). Vor 1999 wurde
diese Fläche als Intensivgrünland (Mahd) genutzt. Durch die extensive Beweidung hat sie sich innerhalb
von sechs Jahren zu einer wesentlich arten- und strukturreicheren Fläche entwickelt.
2.4 Vegetationserfassung
2.4.1 Vegetationsaufnahmen
Zur langfristigen Beobachtung der Entwicklungsprozesse erfolgte auf allen Varianten die Einrichtung von
fest mit Metallhohlstäben markierten Dauerbeobachtungsächen. Die Markierungen wurden zur Vermei-
dung von Verletzungen bei den Tieren ebenerdig eingeschlagen und farblich markiert. Weiterhin wurden
für jede Fläche die GPS-Daten erfasst.
Für die Versuchsächen A und B erfolgte die Einrichtung im Blockdesign. Die Größe der Aufnahmeä-
chen beträgt 5 m x 5 m, da dies dem Minimumareal des sich zukünftig entwickelnden Biotoptyps Grün-
land entspricht (Dierßen 1990, Dierschke 1994). Die Vegetationsaufnahmen wurden jeweils in den
Sommermonaten ab Mitte Juli durchgeführt. Zur Anwendung kam die Aufnahmeskala nach Zacharias
(1996).
Für alle Arten einer Aufnahme wurde erfasst, ob sie fertil und/oder steril vorkommen. Für typische
Feuchtwiesen-/Frischwiesenarten erfolgte eine Individuenzählung mit der Erfassung von sterilen und fer-
tilen Individuen (ab ca. 50 Individuen eine Schätzzählung).
Als weitere Parameter wurden erfasst: Strauchschicht, Krautschicht und Streuschicht – jeweils in Prozent
und unter Angabe der Schichthöhen (Minimal, Durchschnitt, Maximal), prozentuale Deckungswerte zu
vegetationsfreien Bereichen, Kryptogamen, Algen, und Kot sowie die Parameter Mikrorelief nach AG
Boden (1994) und aktuelle Bodenfeuchte nach AG Boden (1994).
Tab. 1 Übersicht Versuchsächen (K = Spontane Besiedlung, I = Mahdgutauftrag, G = Ansaat mit Regelsaatgutmi-
schung).
Tab. 1 Overview of trials (K = natural recovery, I = hay transfer, seeding of a commercial seed mixture).
Fläche „Ackeräche 1“ „Ackeräche 2“
Block/Versuch A B D F
Feuchtehaushalt feucht bis
periodisch frisch trocken bis
periodisch frisch
bis feucht
frisch bis
wechselfeucht kontinuierlich
feucht
Letzte ackerbauliche Nutzung 2001 2001 2001 2002
Beweidungsbeginn 2002 2002 2002 2003
Varianten K, I, G K, I, G I K
(Versuchs-)Flächeneinrichtung 2003 2003 2004 2005
Zeitpunkt des Mahdgutübertrags
(Auftragsächengröße)
09/2005
(5 m x 5 m) 09/2005
(5 m x 5 m) 09/2004
(ächig 1,5 ha)
-
Jahr der streifenförmigen RSM-
Ansaat 2002 2002
Anzahl Wiederholungen 10 / 15
je Variante 15
je Variante 12 16
Weidetiere Heckrinder,
Przewalskipferde Heckrinder,
Przewalskipferde Heckrinder,
Przewalskipferde Heckrinder
124 Mann & Tischew: Entwicklung ehemaliger Ackerächen unter extensiver Beweidung
Um für die statistischen Auswertungsmethoden eine ausreichend hohe Anzahl an Stichproben zur Verfü-
gung zu haben, wurde eine Wiederholungsanzahl von 15, mindestens jedoch 10 Aufnahmen je Variante
und Bereich angestrebt (vgl. Gl avac 1996).
2.4.2 Angrenzende Flächen und Spenderächen
Da für die Entwicklung der Untersuchungsächen das Diasporenangebot aus der Umgebung sowie das
Diasporenpotenzial der Spenderächen einen entscheidenden Faktor darstellen, erfolgten hier Erhe-
bungen von Gesamtartenlisten mit Häugkeitsklassen. Für die Vergleichsäche L liegen zudem Vegetati-
onsaufnahmen (5 m x 5 m) vor.
2.5 Datenanalyse
Für die Auswertung der Daten werden neben der klassischen Vegetationskunde weiterhin Methoden der
multivariaten Statistik genutzt. Da bei diesen Methoden die erhobenen Datenreihen in Bezug zu Standort-
oder Zeitgradienten gesetzt werden können und im Ordinationsdiagramm die Darstellung dieser Gradien-
ten über abstrakte Achsen erfolgt, welche diese Gradienten interpretieren (Whittaker 1967, Noy-Meir
& Whittaker 1977), stellen diese multivariaten Ordinationsverfahren gerade zur Analyse von Sukzes-
sionsprozessen bzw. Entwicklungsprozessen sowie standörtlichen Differenzierungsprozessen geeignete
statistische Methoden dar. Besonders hervorzuheben ist zudem, dass bei Auswertungen mit diesen Verfah-
ren quantitative Eigenschaften von Parametern (Artdaten, bioindikative Parameter) berücksichtigt werden
können.
Zur Verdeutlichung der Entwicklungsprozesse auf den umgewandelten Ackerächen wurde eine Daten-
analyse mit dem Programm CANOCO für Windows durchgeführt. Einbezogen wurden alle untersuchten
Einzelächen mit den entsprechenden Artdaten. Ausgenommen wurden lediglich Arten, die insgesamt
(in allen Aufnahmen und allen Jahren) nur ein einziges Mal auftraten. Nachdem der Datensatz mit einer
DCA (Detrended Correspondence Analysis; Lengths of gradient 3.154) getestet wurde, folgte eine Indi-
rekte Gradientenanalyse – PCA (Principle Components Analysis). Die Daten wurden für die Berechnung
wurzeltransformiert.
3 Ergebnisse
3.1 Entwicklung ausgewählter Vegetationsschichten
Bedingt durch den ein bis drei Jahre nach Aufgabe der ackerbaulichen Nutzung liegenden Untersuchungs-
beginn, hatten sich zum Zeitpunkt der Ersterfassung bereits erste Vegetationsbestände angesiedelt. Somit
ergaben sich bei den Ersterfassungen durchschnittliche Krautschichtdeckungen von ca. 60 % bis 90 %. In-
nerhalb der unterschiedlichen Feuchtestufen zeigt sich, dass die feuchteren Flächen (F, A, D) in der Regel
höhere Deckungsgrade aufweisen als die trockeneren Flächen (B), hier also eine beschleunigte Besied-
lung der ehemaligen Äcker erfolgt (Abb. 2). Der leichte Deckungsrückgang im Jahr 2005 auf fast allen
Flächen lässt sich möglicherweise durch die sehr trockenen Witterungsverhältnisse erklären. Im darauf
folgenden Jahr stiegen die Deckungsgrade der Krautschicht wieder an und sanken auf den feuchteren Flä-
chen zum Sommer 2007 wieder leicht ab, jedoch nicht unter das Niveau von 2005. Diese Schwankungen
in der Krautschicht sind, berücksichtigt man auch das noch junge Entwicklungsstadium der Flächen,
durchaus als normaler Entwicklungsprozess und keinesfalls negativ einzuschätzen. Hinzu kommen un-
terschiedliche Witterungsbedingungen in den Untersuchungsjahren, damit einhergehende Schwankungen
bei den Grundwasserurabständen sowie der Einussfaktor Beweidung. Alle Bereiche der Weideächen
wurden zwar von den Tieren gut angenommen, dennoch gab es je nach Futteraufwuchs und auch Darge-
bot auf anderen, angrenzenden Flächen zeitweise unterschiedliche Nutzungsintensitäten.
Auffällig sind sowohl bei der Krautschicht, als auch den anderen Schichten nicht unerhebliche Stan-
dardabweichungen. Hier muss jedoch wieder berücksichtigt werden, dass es sich für Flächen mit dem
Hercynia N. F. 43 (2010): 119 –147 125
Entwicklungsziel „artenreiches Weidegrünland“ um junge Entwicklungsstadien und keine gereiften Vege-
tationsbestände handelt. Die Abnahme der Standardabweichungen mit zunehmendem Flächenalter zeigt
für die Krautschicht, dass sich die Bestände im Laufe der Jahre zunehmend stabilisierten. Außerdem kann
für Weidegrünland ohnehin nicht von derart homogenen Beständen ausgegangen werden wie für gemähte
Grünlandächen.
Abb. 2 Mittlere Deckungsgrade der Krautschicht und Streuschicht (A-* = feucht bis periodisch frisch, B-* = trocken
bis periodisch frisch bis feucht, D-* = frisch bis wechselfeucht, F-* = kontinuierlich feucht; *-G = Ansaat mit
Regelsaatgutmischung, *-I = Mahdgutauftrag, *-K = Spontane Besiedlungsprozesse).
Fig. 2 Average coverage of herb layer and litter layer, A-* = wet conditions and periodically fresh, B-* = dry to peri-
odically wet conditions, D-* = fresh to periodically wet conditions, F-* = permanent wet sites; *-G = seeding
of commercial seed mixture, *-I = hay transfer, *-K = natural recovery).
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
A-G03
A-G04
A-G05
A-G06
A-G07
A-I03
A-I04
A-I05
A-I06
A-I07
A-K03
A-K04
A-K05
A-K06
A-K07
B-G03
B-G04
B-G05
B-G06
B-G07
B-I03
B-I04
B-I05
B-I06
B-I07
B-K03
B-K04
B-K05
B-K06
B-K07
D-I04
D-I05
D-I06
D-I07
F06
F07
mittlere Deckung in %
Krautschicht Streuschicht (mit Standardabweichung)
Sehr große Schwankungen traten in den Untersuchungsjahren bei den Streudeckungen auf (Abb. 2). Auch
unterscheiden sich die Streuschichten zwischen den Einzelplots innerhalb der Varianten deutlich, was
sich in den großen Standardabweichungen widerspiegelt. Für eine Analyse dieser Situation sollte jedoch
auch die jeweilige Schichtstärke einbezogen werden. So zeigt Abb. 3 (unten), dass die Streuschichten auf
allen Flächen mit durchschnittlich unter 0,5cm relativ gering waren und sich kaum dichte Streuauagen
bildeten. Selbst partiell etwas dickere Schichten, welche die Linie der „Streuschicht Höhe max“ darstellt,
waren immer nur sehr kleinächig ausgeprägt und blieben überwiegend unter einer Stärke von 1cm. Hier
kommen vor allem zwei Faktoren zum Tragen. Zum einen werden die Weidereste aus der Vegetationspe-
riode in den Wintermonaten von den Tieren gefressen, da keine Zufütterung (außer in Notzeiten) erfolgt.
Weiterhin wird die Streu auf den Flächen relativ schnell abgebaut. Auch auf den Flächen mit punktuellen
Initialensetzungen/ Mahdgutauftrag sind im Jahr nach dem Auftrag kaum nennenswert höhere Streu-
schichten vorhanden (A-I und B-I im Herbst 2005 mit 5 m x 5 m Flächen). Da diese ehemalige Ackerä-
che nach dem Mahdgutübertrag auch ca. drei Wochen für die Tiere gesperrt wurde und eine Flächenbege-
hung im Spätherbst erfolgte, kann sicher davon ausgegangen werden, dass das Mahdgut nicht kurz nach
Auftrag abgefressen wurde. Für den Block D (Auftrag im Herbst 2004), ergeben sich ähnliche Ergebnisse.
Nur an relativ wenigen Stellen wurden im Folgejahr des Mahdgutübertrages höhere Maximalwerte (im
Durchschnitt unter 1cm) erreicht.
Interessant ist auch die Betrachtung der ermittelten Höhen der Krautschicht (Abb. 3). Die durchschnitt-
lichen Höhen stiegen von überwiegend ca. 20cm auf 30–40cm im Jahr 2004 (2. bzw. 3. Entwicklungs-
jahr) und sanken dann wieder relativ einheitlich auf durchschnittlich 15–20cm. Eine Ausnahme bilden
die eingesäten Bestände im Block B (trockener), wo die Krautschicht insgesamt niedriger blieb. Sowohl
die Schwankungen in der Höhe der Krautschichten innerhalb der Untersuchungsjahre als auch die relativ
niedrigen Krautschichthöhen in den RSM-Grasansaaten haben eine gemeinsame Ursache: die Ruderalart
Cirsium arvense (Acker-Kratzdistel). Wie auch Abb. 7 zeigt, dominierte Cirsium arvense in den Anfangs-
jahren den überwiegenden Teil der Flächen. Diese Art erreichte auch, neben sehr wenigen anderen, aber
126 Mann & Tischew: Entwicklung ehemaliger Ackerächen unter extensiver Beweidung
nie so dominant auftretenden Arten, die Maximalwerte der Krautschichthöhen. Mit ihrem Rückgang kor-
reliert folglich auch der Rückgang der Krautschichthöhen. Da Cirsium arvense sich in den zum Teil sehr
dichten RSM-Grasansaaten nur sehr schlecht etablieren konnte, blieb hier auch die Höhe der Krautschicht
geringer. Auf den feuchten Teilächen konnte sich die Gräsermischung aus gebietsfremden Arten wesent-
lich schlechter etablieren (Abb. 6) und somit waren für Cirsium arvense bessere Etablierungsbedingungen
gegeben. Dies gilt jedoch nicht nur für Cirsium arvense – die zwar keine Zielart (vgl. Tab. 2, im Anhang)
ist, jedoch eine typische Art dieser Entwicklungsstadien darstellt – sondern auch für weitere gebietshei-
mische Arten, wie nachfolgende Auswertungen zeigen.
0
0,2
0,4
0,6
0,8
1
1,2
1,4
1,6
A-G03
A-G04
A-G05
A-G06
A-G07
A-I03
A-I04
A-I05
A-I06
A-I07
A-K03
A-K04
A-K05
A-K06
A-K07
B-G03
B-G04
B-G05
B-G06
B-G07
B-I03
B-I04
B-I05
B-I06
B-I07
B-K03
B-K04
B-K05
B-K06
B-K07
D-I04
D-I05
D-I06
D-I07
F06
F07
Höhe in m
Krautschicht Höhe max Krautschicht Höhe Ø Krautschicht Höhe min
0
0,5
1
1,5
2
A-G03
A-G04
A-G05
A-G06
A-G07
A-I03
A-I04
A-I05
A-I06
A-I07
A-K03
A-K04
A-K05
A-K06
A-K07
B-G03
B-G04
B-G05
B-G06
B-G07
B-I03
B-I04
B-I05
B-I06
B-I07
B-K03
B-K04
B-K05
B-K06
B-K07
D-I04
D-I05
D-I06
D-I07
F06
F07
Höhe in cm
Streuschicht Höhe max Streuschicht Höhe Ø Streuschicht Höhe min
(mit Standardabweichung)
(mit Standardabweichung)
Abb. 3 Höhen der Krautschicht (in m / oben) und Streuschicht (in cm / unten).
Fig. 3 Maximum height of herb layer (m, see above) and of litter layer (cm, see below).
Die vegetationsfreien Bereiche nahmen, bis auf wenige Ausnahmen, kontinuierlich ab. Auch bei Be-
trachtung dieser Schicht (Abb. 4) wird deutlich, dass insbesondere in den feuchteren Flächen die Ve-
getationsentwicklung schneller voranging als in den trockeneren Bereichen. So lagen im BlockA die
vegetationsfreien Bereiche bereits 2003 in der Regel deutlich unter 10 %, während sie in dem weniger
feuchtebegünstigten Block B im Jahr 2003 noch bei knapp über 20 % lagen und erst später auf 10 % zu-
rückgingen. Der frische bis zeitweise feuchte Block D sowie F (feucht) bestätigen diese Aussagen.
Die Entwicklung der Kryptogamenschicht (insbesondere Moose) verlief auf den Flächen sehr unterschied-
lich. Zwei bis drei Jahre nach Nutzungsaufgabe war diese Schicht in allen Bereichen mit lediglich sehr
geringen Deckungsgraden ausgeprägt. In den feuchteren Bereichen (A) nahm die Kryptogamenschicht in
den Folgejahren kontinuierlich zu. Durch den Auftrag von diasporenreichem Mahdgut (A-I) im Jahr 2005
stagnierte die Entwicklung der Kryptogamen, da sich durch die Abdeckung die Wachstumsbedingungen
für diese Schicht verschlechterten. Wie Abb. 2 und 3 zu entnehmen ist, wurde das aufgetragene Material
(dessen Reste im Jahr 2006 ebenfalls als Streuschicht erfasst wurden) jedoch sehr schnell abgebaut. Die-
Hercynia N. F. 43 (2010): 119 –147 127
ser schnelle Abbau des Mahdgutes wurde sicherlich durch die hier noch relativ guten Feuchtigkeitsver-
hältnisse begünstigt.
Da es sich um Beweidungsächen handelt, wurde auf den Flächen auch der Deckungsgrad von Kot erfasst.
Hier zeigte sich, dass bis auf sehr wenige Flächen fast in allen Vegetationsaufnahmen Kot durch die Tiere
verbracht wurde (im Schnitt 1,6 %). Dies deutet auf eine relativ homogene Nutzung der Weideäche hin.
3. 2 Entwicklung der Krautschicht
Wie Abb. 5 zeigt, gab es in der Krautschicht im Laufe der Untersuchungsjahre sowohl in den feuchteren
(A, D, F) als auch trockeneren Flächen (B) relativ starke Veränderungen. Das Diagramm (Abb. 5) zeigt
die Anteile der mittleren Deckungsgradsummen der Kräuter, Gräser (gesplittet in Süßgräser, Sauergräser
& Binsen) sowie Gehölze. Im Block A (feucht) nahmen sowohl in den Ansaaten der Regelsaatgutmi-
schung (RSM / A-G), den Flächen mit Initialensetzung (A-I) und den Kontrollen (A-K) die krautigen
Arten relativ gleichmäßig ab. Im Gegenzug nahmen die Süßgräser stark zu. Während in den Varianten
„Initialensetzung“ und „Kontrolle“ zu Beginn der Untersuchungen (zwei Jahre nach Aufgabe der Acker-
nutzung) fast keine Gräser vorhanden waren, erreichten sie auf den Flächen mit der RSM-Ansaat erwar-
tungsgemäß mit knapp über 20 % etwas höhere Werte. Innerhalb von vier Jahren stieg jedoch die Deckung
der Süßgräser in allen drei Varianten auf ca. 50 % bis 60 %. Die Sauergräser und Binsen waren im Jahr
2003 auf allen Varianten der feuchteren Standorte (A, F; außer D) mit ca. 20% Deckung vertreten, nah-
men nachfolgend jedoch, bis auf eine kurzzeitige Wiederzunahme im Jahr 2006, ab. Ausschlaggebend ist
hierfür der Zusammenbruch der anfänglich stärker ausgeprägten Bestände von Bolboschoenus maritimus
(Strand-Simse) (vgl. auch Abb. 7). Diese Art ist im Wulfener Bruch aufgrund des leichten Salzeinusses,
insbesondere auf nassen, gestörten Standorten (Brachestadien), sehr typisch, wird jedoch bei Aufkommen
anderer, konkurrenzstärkerer Arten relativ schnell wieder verdrängt. Gehölze, welche fast ausschließlich
in der Krautschicht auftraten, sind auf allen Flächen mit verschwindend geringen Deckungsgraden von
meist unter 0,1 % zu verzeichnen.
Im Block B (trocken) zeigten vor allem die eingesäten Flächen einen anderen Entwicklungsverlauf. Schon
kurze Zeit nach der Einsaat dominierten mit > 60 % bis zu > 80 % die Süßgräser. Krautige Arten waren bei
Beginn der Untersuchungen mit sehr geringen Deckungsgraden unter 5 % vertreten, nahmen jedoch im
Laufe der Zeit zu. Sauergräser und Binsengewächse waren ebenso wie Gehölze in diesen Bereichen kaum
anzutreffen. In den Varianten „Initialensetzung“ und „Kontrolle“ ist vom Jahr 2003 bis zum Jahr 2006 ein
Rückgang der Kräuter und eine Zunahme der Gräser zu verzeichnen. Dieser Entwicklungstrend kehrte
sich von 2006 zu 2007 in diesen beiden Varianten (B-I, B-K) wieder um, so dass die Deckungsgradanteile
der Kräuter und Gräser sich wieder etwas annäherten. Auch in diesen beiden Varianten sind kaum Sauer-
Abb. 4 Mittlere Deckungsgrade der Schichten Kot, Kryptogamen, vegetationsfrei.
Fig. 4 Average coverage of the layers: dung, bryophytes/lichens and bare ground.
128 Mann & Tischew: Entwicklung ehemaliger Ackerächen unter extensiver Beweidung
gräser, Binsen und Gehölze vorhanden. Der Untersuchungskomplex D (frisch bis wechselfeucht) zeigte
ähnliche Entwicklungsverläufe wie der Block A, auch wenn die Abnahme der Kräuter zwischen 2004
und 2007 nicht ganz so stark verlief wie im Block A. Der sehr nasse Bereich F, der seit 2003 nicht mehr
ackerbaulich genutzt wurde, weist im Vergleich zu allen anderen Flächen die höchsten Deckungsgrade
bei den Arten der Krautschicht auf und ähnliche Werte bei den Süßgräsern. Es etablierten sich folglich
auch ohne eine Ansaat, über vorwiegend spontane Besiedlungsprozesse, relativ dichte Panzenbestände.
Für die nachfolgenden Auswertungen wird noch eine ältere Weideäche (L), die sich an die „Ackeräche
1“ anschließt, einbezogen. Diese mit Heckrindern und Przewalski-Pferden beweidete, ehemalige Inten-
sivgrünlandäche hatte sich seit 1999 zu einer struktur- und artenreichen Weide entwickelt und soll für
Vergleiche hinsichtlich einer positiven Grünlandentwicklung herangezogen werden. Die Deckungen der
krautigen Arten lagen hier nach 5-jähriger Entwicklungszeit leicht unter denen der anderen Flächen mit
etwa 6- bis 7-jähriger Entwicklungszeit. Die Anteile der Süßgräser sind ebenfalls vergleichbar. Weiterhin
waren auch hier die Anteile von Sauergräsern, Binsen und Gehölzen verschwindend gering.
0
20
40
60
80
100
120
A-G03
A-G04
A-G05
A-G06
A-G07
A-I03
A-I04
A-I05
A-I06
A-I07
A-K03
A-K04
A-K05
A-K06
A-K07
B-G03
B-G04
B-G05
B-G06
B-G07
B-I03
B-I04
B-I05
B-I06
B-I07
B-K03
B-K04
B-K05
B-K06
B-K07
D-I04
D-I05
D-I06
D-I07
F06
F07
L05
Deck.summe i n %
Kräuter Süßgräser Sauergräser & Binsen Gehölze
Abb. 5 Entwicklung der mittleren Deckungsgradsummen je Versuch und Jahr der krautigen Arten, Süßgräser, Sauer-
gräser und Binsen sowie Gehölze.
Fig. 5 Development of cumulative average coverage of herbs, grasses, sedges and woody species per trial and year.
Über die unterschiedlichen Entwicklungsschritte geben die Abbildungen 5 bis 8 Aufschluss. In Abb. 6
wurden die Kräuter und Gräser verschiedenen Gruppen zugeordnet (vgl. auch Tab. 2, im Anhang). Zu den
Zielarten zählen jeweils Arten, welche aus vegetationskundlicher Sicht und entsprechend der Flächenpo-
tentiale eine positive Entwicklung der Weide anzeigen. In die Gruppe der „sonstigen Kräuter“ sind Arten
eingeordnet, für die sich eine Eingruppierung schwierig gestaltet, da sie in sehr geringen Deckungsgrad-
anteilen durchaus typisch sein können, bei Vorkommen mit höheren Werten jedoch eher als Störzeiger
anzusprechen sind (z.B. Mentha arvensis [Acker-Minze], Picris hieracioides [Gewöhnliches Bitterkraut]
oder Vicia tetrasperma [Viersamige Wicke]). In der Gruppe „Ruderalarten“ sind alle Kräuter und Gräser
zusammengefasst, die in der klassischen Vegetationskunde als Ruderalarten und Störzeiger in Wiesen und
Weiden angegeben werden (z. B. Ellenberg 1996, Dierschke & Briemle 2002). Dieser Gruppe wurde
für die nachfolgenden Auswertungen auch Bolboschoenus maritimus zugeordnet, da diese Art untypisch
für ausgereifte Grünlandbestände ist und auch im Wulfener Bruch vorwiegend auf gestörten Standorten,
in sehr jungen Entwicklungsstadien von Brachächen und als „Ackerunkraut“ auf sehr nassen Ackerä-
chen auftritt. Die Art Potentilla anserina (Gänse-Fingerkraut) wird als einzige Art extra gefasst, da sie
zum Teil sehr dominant auftritt; und wird bei anderen Auswertungen prinzipiell der Gruppe der sonstigen
Kräuter zugeordnet. Die Gruppe „Gräser-RSM“ enthält Arten, die sich in der Ansaatmischung befanden.
Diese Gruppe wurde gebildet, da im Gelände eine Unterscheidung zwischen eingesäten Zuchtsorten und
gebietseigenen und entsprechend spontan etablierten Individuen nicht möglich war, die Entwicklung der
angesäten, nicht gebietseigenen Bestände jedoch nachvollziehbar dargestellt werden soll.
Betrachtet man die einzelnen ökologischen Artengruppen, fällt der durchweg hohe Anteil an Ruderalarten
auf (Abb. 6). Dies kann mit den relativ jungen Entwicklungsstadien dieser Flächen und der vorherigen,
Hercynia N. F. 43 (2010): 119 –147 129
intensiven Landwirtschaft, die auch mit enormen Veränderungen der Standortbedingungen (Boden, Was-
serhaushalt, Diasporenhaushalt etc.) einherging, erklärt werden.
Abb. 6 Deckungsgradsummen verschiedener ökologischer Artengruppen und ausgewählter Arten (krautige Zielarten,
sonstige Kräuter, Ruderalarten, Potentilla anserina, Gräser-Zielarten, Gräser der Regelsaatgutmischung).
Fig. 6 Cumulative average coverage of different ecological species groups and selected plant species (herbaceous
target species, other herbaceous species, ruderal species, Potentilla anserina, gramnoid target species, grasses
from commercial seed mixture).
Einen sehr hohen Anteil an der Gruppe der Ruderalarten haben insbesondere Cirsium arvense (Abb. 7,
oben), Elytrigia repens und Bolboschoenus maritimus (Abb. 7, unten). Während Cirsium arvense wie
beschrieben abnahm, bzw. sich auf den trockeneren Flächen mit RSM-Grasansaat (B-G) kaum ansiedelte,
nahm Elytrigia repens, wieder mit Ausnahme der recht dicht geschlossenen, trockeneren Grasansaaten,
zu. Bolboschoenus maritimus ging auf den feuchteren Flächen (A, F) tendenziell zurück und hatte sich auf
den trockeneren Flächen (B) ohnehin kaum etablieren können. Damit zeigt die Art in frühen Besiedlungs-
phasen von ehemaligen Ackerstandorten einen ruderalen Charakter, was auch durch ihr Fehlen in den
Aufnahmen der alten Weideäche (L) bestätigt wird. Durch die früheren Meliorationsmaßnahmen und
die intensive ackerbauliche Nutzung wurde der frühere Anmoorboden stark geschädigt und verdichtet.
Dies förderte auch das starke Wachstum von Potentilla anserina (Gänsengerkraut), das vor allem auf den
feuchteren Flächen diese Verdichtungen anzeigt, jedoch im fünften Untersuchungsjahr (sieben Jahre nach
Nutzungsaufgabe) wieder abnahm. Durch dieses „Wechselspiel“ zwischen unterschiedlichen Ruderalar-
ten, nimmt der Anteil dieser Artengruppe nur allmählich ab. Es kann jedoch auch durch den Wechsel von
Arten innerhalb dieser Artengruppe, welche zum Teil auch verschiedene Altersstadien in Sukzessions-
prozessen repräsentieren, ein positiver Entwicklungstrend abgeleitet werden. Positiv ist weiterhin, dass
durch die ablaufenden Entwicklungsprozesse zeitweise auch seltenere Ruderalarten wie Bromus arvensis
(Acker-Trespe) oder die Ackerwildkrautart Aphanes arvensis (Acker-Frauenmantel) vorkamen.
Eine Analyse der Daten mit dem Programm CANOCO (Abb. 8 a-c) zeigt eine relativ klare Trennung zwi-
schen den feuchten und trockeneren Bereichen. Besonders deutlich wird die Abtrennung der trockeneren
Vegetationsbestände mit RSM-Grasansaat (B-G). In diesen Bereichen entwickelten die angesäten Arten
sehr schnell dichte Bestände und bildeten für weitere Arten regelrechte Etablierungsbarrieren. Zwischen
den Untersuchungsjahren gibt es daher kaum größere Veränderungen hinsichtlich der Artenzusammenset-
zung (Wegfall/Hinzukommen von Arten) oder stärkere Schwankungen in den Deckungsgraden einzelner
Arten. Somit sind die „Entwicklungssprünge“ im Vergleich zu den anderen Flächen wesentlich kleiner.
Man kann deshalb von einer Stagnation in der Entwicklung sprechen.
Die Veränderungen auf den trockeneren Flächen mit Initialensetzung (B-I) und den Kontrollächen (B-
K) sind wesentlich stärker, unterscheiden sich aber dennoch deutlich von den feuchten Flächen (A, D, F)
(Abb. 8 a). Aus den Abbildungen 8b und 8c wird durch die ergänzenden Achsenansichten (Achse 1 zu 3;
0
20
40
60
80
100
120
A-G03
A-G04
A-G05
A-G06
A-G07
A-I03
A-I04
A-I05
A-I06
A-I07
A-K03
A-K04
A-K05
A-K06
A-K07
B-G03
B-G04
B-G05
B-G06
B-G07
B-I03
B-I04
B-I05
B-I06
B-I07
B-K03
B-K04
B-K05
B-K06
B-K07
D-I04
D-I05
D-I06
D-I07
F06
F07
L05
Deck.summe in %
krautige Zielarten sonstige Kräuter Ruderalarten (Kräuter & Gräser) Potentilla anserina Gräser - Zielarten Gräser - RSM
130 Mann & Tischew: Entwicklung ehemaliger Ackerächen unter extensiver Beweidung
Cirsium arvense (mit Standardabweichung)
0
10
20
30
40
50
60
70
80
A-G03
A-G04
A-G05
A-G06
A-G07
A-I03
A-I04
A-I05
A-I06
A-I07
A-K03
A-K04
A-K05
A-K06
A-K07
B-G03
B-G04
B-G05
B-G06
B-G07
B-I03
B-I04
B-I05
B-I06
B-I07
B-K03
B-K04
B-K05
B-K06
B-K07
D-I04
D-I05
D-I06
D-I07
F06
F07
L05
mittlere Deckung in %
0
10
20
30
40
50
60
70
80
A-G03
A-G04
A-G05
A-G06
A-G07
A-I03
A-I04
A-I05
A-I06
A-I07
A-K03
A-K04
A-K05
A-K06
A-K07
B-G03
B-G04
B-G05
B-G06
B-G07
B-I03
B-I04
B-I05
B-I06
B-I07
B-K03
B-K04
B-K05
B-K06
B-K07
D-I04
D-I05
D-I06
D-I07
F06
F07
L05
mittlere Deckung in %
Bolboschoenus maritimus Elytrigia repens
Abb. 7 Entwicklung der mittleren Deckungsgrade der Ruderalarten / Brachezeiger Cirsium arvense, Bolboschoenus
maritimus und Elytrigia repens.
Fig. 7 Development of the average coverage of selected ruderal species: Cirsium arvense, Bolboschoenus maritimus
and Elytrigia repens.
Achse 3 zu 4) ersichtlich, dass sich alle untersuchten Flächen noch deutlich von den älteren Extensivwei-
deächen (L) unterscheiden. Bis sich vergleichbare Entwicklungszustände entwickelt haben, werden die
Flächen sicherlich noch mehrere Jahre benötigen.
3. 3 Artenzahlen und Artenzusammensetzung
Die mittleren Artenzahlen je Vegetationsaufnahme und Versuch zeigen überwiegend eine jährliche Zunah-
me von Arten (Abb. 9). Auf den ehemaligen Ackerächen sind die Artenzahlen hierbei höher als auf der
seit 1999 beweideten Weideäche. Die höheren Artenzahlen auf den Versuchsächen sind insbesondere
durch die auch im Jahr 2007 hohen Anteile an Ruderalarten begründet. Wenngleich diese Artengruppe ins-
gesamt im Deckungsgrad abnimmt, bleiben auch bei fortschreitender Entwicklung Vertreter mit geringen
bis mittleren Deckungsgraden über lange Zeiträume in den Flächen bestehen.
Betrachtet man die Artenzahlen, welche insgesamt je Aufnahmevariante (z.B. A-G; A-I; A-K etc.) und
Jahr erfasst wurden, bestätigt sich die hohe Artenvielfalt auf den Flächen (Abb. 10). Positiv sind die Zu-
nahmen bei den Zielarten (Gräser und Kräuter).
3.4 Ausgewählte Zielarten
Um die Etablierung typischer Feucht- und Wechselfeuchtwiesenarten besser bewerten zu können, wurden
zusätzlich zur Deckungsgradschätzung für ausgewählte Arten Individuenzählungen durchgeführt, wobei
jeweils die Anzahl steriler und fertiler Individuen erfasst wurde. Die Ergebnisse unterscheiden sich je
nach Flächen und Feuchtigkeitsstufen. Die besten Etablierungserfolge sind auf den Flächen mit besserer
Hercynia N. F. 43 (2010): 119 –147 131
Wasserversorgung zu verzeichnen (A, D, F). Sowohl die Artenanzahlen als auch die jeweiligen Indivi-
duenzahlen liegen hier höher als auf trockeneren Bereichen (B). Neben dem Wasserhaushalt zeigt aber
offensichtlich auch die Entfernung zu geeigneten Diasporenquellen von Zielarten eine deutliche Wirkung.
Beispielsweise grenzt der Block A unmittelbar an eine seit 1999 beweidete Fläche an und die Tiere kön-
Abb. 8 Indirekte Gradientenanalyse (PCA) mit den Artdaten je Versuch und Jahr (a = oben; b = unten links, c = unten
rechts).
Fig. 8 Principal components analysis (PCA) of the relevés from summer 2003 to 2007. Arrows connect the site loca-
tions in different years.
Axes 1 2 3 4 Total variance
Eigenvalues 0.304 0.168 0.120 0.091 1.000
Cumulative percentage variance of species data: 30.4 47.2 59.2 68.3
Sum of all eigenvalues 1.000
132 Mann & Tischew: Entwicklung ehemaliger Ackerächen unter extensiver Beweidung
mittlere Artenzahl je Aufnahme (mit Standardabweichung)
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
50
A-G03
A-G04
A-G05
A-G06
A-G07
A-I03
A-I04
A-I05
A-I06
A-I07
A-K03
A-K04
A-K05
A-K06
A-K07
B-G03
B-G04
B-G05
B-G06
B-G07
B-I03
B-I04
B-I05
B-I06
B-I07
B-K03
B-K04
B-K05
B-K06
B-K07
D-I04
D-I05
D-I06
D-I07
F06
F07
L05
Artenzahl
0
20
40
60
80
100
120
A-G03
A-G04
A-G05
A-G06
A-G07
A-I03
A-I04
A-I05
A-I06
A-I07
A-K03
A-K04
A-K05
A-K06
A-K07
B-G03
B-G04
B-G05
B-G06
B-G07
B-I03
B-I04
B-I05
B-I06
B-I07
B-K03
B-K04
B-K05
B-K06
B-K07
D-I04
D-I05
D-I06
D-I07
F06
F07
L05
Artenanzahl
krautige Zielarten sonstige Kräuter Ruderalarten (Kräuter & Gräser) Gräser - Zielarten Gräser - RSM Gehölze
Abb. 9 Mittlere Artenanzahl je Aufnahmeäche in den einzelnen Versuchen und Jahren.
Fig. 9 Average number of species per permanent plot for all trials and years.
Abb. 10 Artenzahlen in den ökologischen Gruppen (krautige Zielarten, sonstige Kräuter, Ruderalarten (Kräuter und
Gräser), Gräser-Zielarten, Gräser aus der Regelsaatgutmischung, Gehölze) je Variante und Jahr.
Fig. 10 Number of species in ecological groups (herbaceous target species, other species, ruderal species, gramnoid
target species, grasses from commercial seed mixture, woody species) per permanent plot and year .
nen über einen ca. 30 m breiten Durchgang auf die ehemalige Ackeräche gelangen. Weiterhin liegt die
vergleichsweise artenreiche Weide in Hauptwindrichtung (Abb. 1).
Innerhalb der noch relativ gut wasserversorgten Bereiche (A, D, F) konnten sich mehrere typische Feucht-
und Wechselfeuchtwiesenarten etablieren, zum Teil auch mit höheren Individuenzahlen (Abb. 11 bis 13).
Erfolgreiche Arten in der Spontanbesiedlung sind zum Beispiel Inula britannica (Wiesen-Alant), Stachys
palustris (Sumpf-Ziest), Symphytum ofcinale (Gewöhnlicher Beinwell), Pulicaria dysenterica (Großes
Flohkraut) oder auch Lythrum salicaria (Blutweiderich). Sowohl bei den weit verbreiteten als auch bei
den naturschutzfachlich besonders interessanten, seltenen Arten war zu beobachten, dass insbesondere
Arten erfolgreich waren, die leichte Samen besitzen (Windausbreitung) und zum Keimen offene und
feuchte Standorte benötigen. Weitere Untersuchungen auf den Flächen zeigen zudem, dass besonders
hohe Individuenzahlen entsprechender Zielarten in den Bereichen entlang der Tierpfade sowie auf Flä-
chen in unmittelbarer Nachbarschaft zu in Hauptwindrichtung liegenden Diasporenquellen auftraten.
Mit Centaurea jacea (Wiesen-Flockenblume), Ononis spinosa (Dornige Hauhechel) und Silaum silaus
(Wiesen-Silau) werden in Abb. 12 und 13 Arten dargestellt, die aufgrund fehlender Diasporenquellen oder
schwerer Samen nicht oder kaum mittels spontaner Prozesse auf die Flächen gelangen konnten. Diese
Arten traten bis 2007 ausschließlich auf den Flächen mit Mahdgutauftrag (A-I; B-I; D) auf. Da sie in den
Jahren nach den Mahdgutüberträgen (D = 2004; A, W = 2005) bei ihrer jeweils erstmaligen Erfassung
entweder als Keimlinge oder Jungpanzen aufgenommen wurden, kann davon ausgegangen werden, dass
sie tatsächlich durch das diasporenhaltige Mahdgut eingebracht wurden. Zum Teil konnten sogar schon
nach dem ersten Jahr, spätestens aber im zweiten Jahr nach den Initialensetzungen erste fertile Individuen
Hercynia N. F. 43 (2010): 119 –147 133
nachgewiesen werden (z.B. auch bei Cirsium canum [Graue Kratzdistel], Silaum silaus [Wiesen-Silau]
oder Centaurea jacea [Wiesen-Flockenblume]. Insgesamt wurden durch das Mahdgut jedoch weniger
Arten als erwartet übertragen. Zum einen waren die Startbedingungen durch die bereits bestehende Ve-
getation nicht optimal (Konkurrenz) und zum anderen folgte unmittelbar nach einem extrem trockenen
Sommer im Jahr 2005 ein sehr strenger Winter und wieder ein relativ trockener Sommer, so dass viele
Keimlinge (die bei zwischenzeitlichen Begehungen beobachtet wurden), wieder abgestorben waren. Zu
bemerken war jedoch, dass einige Arten eine Vegetationsperiode in Keimruhe verbrachten, da eine Reihe
von Arten erst im zweiten Jahr nach den Mahdgutüberträgen keimte.
4 Diskussion
Die Renaturierung von naturschutzfachlich wertvollem Grünland, unabhängig ob eine Nutzung als Wiese
oder Weide folgen soll, stellt in der Regel einen langandauernden Prozess dar. In verschiedenen Unter-
suchungen wurden Möglichkeiten für geeignete Renaturierungsmethoden unterschiedlichster Standorte
diskutiert. Viele dieser Untersuchungen bestätigen auch die Entwicklungsverläufe und Ergebnisse im
Wulfener Bruch.
Milberg (1992) und Thompson et al. (1997) beschreiben, dass die meisten Samen von Wiesenpanzen
im Boden nur zwei bis drei Jahre überdauern. Auf langjährig intensiv genutzten Ackerächen ist folglich
die Diasporenbank des Bodens in der Regel vergleichsweise gering ausgeprägt (z.B. Mrotzek & Sch-
midt 1993, Schopp-Guth 1997, Tischew 1994, Bosshard 2000). Bei Zulassen spontaner Besiedlungs-
prozesse können jedoch viele Arten über spontane Einwanderungsprozesse unter bestimmten Rahmenbe-
dingungen relativ schnell einwandern. Analysen zu spontanen Besiedlungsprozessen von Ackerbrachen
0
20
40
60
80
100
120
140
160
A-G03
A-G04
A-G05
A-G06
A-G07
A-I03
A-I04
A-I05
A-I06
A-I07
A-K03
A-K04
A-K05
A-K06
A-K07
B-G03
B-G04
B-G05
B-G06
B-G07
B-I03
B-I04
B-I05
B-I06
B-I07
B-K03
B-K04
B-K05
B-K06
B-K07
D-I04
D-I05
D-I06
D-I07
F06
F07
mittlere Anzah l - steril
Inula britannica Stachys palustris Symphytum officinale
0
20
40
60
80
100
120
140
160
A-G03
A-G04
A-G05
A-G06
A-G07
A-I03
A-I04
A-I05
A-I06
A-I07
A-K03
A-K04
A-K05
A-K06
A-K07
B-G03
B-G04
B-G05
B-G06
B-G07
B-I03
B-I04
B-I05
B-I06
B-I07
B-K03
B-K04
B-K05
B-K06
B-K07
D-I04
D-I05
D-I06
D-I07
F06
F07
mittlere Anzah l - fertil
Inula britannica Stachys palustris Symphytum officinale
Abb. 11 Anzahl der Individuen ausgewählter Zielarten (Inula britannica, Stachys palustris, Symphytum ofcinale):
steril (oben), fertil (unten).
Fig. 11 Number of individuals of selected target species (Inula britannica, Stachys palustris, Symphytum ofcinale):
vegetative (above), generative (below).
134 Mann & Tischew: Entwicklung ehemaliger Ackerächen unter extensiver Beweidung
0
5
10
15
20
25
30
35
A-G03
A-G04
A-G05
A-G06
A-G07
A-I03
A-I04
A-I05
A-I06
A-I07
A-K03
A-K04
A-K05
A-K06
A-K07
B-G03
B-G04
B-G05
B-G06
B-G07
B-I03
B-I04
B-I05
B-I06
B-I07
B-K03
B-K04
B-K05
B-K06
B-K07
D-I04
D-I05
D-I06
D-I07
F06
F07
mittlere Anzah l - steril
Centaurea jacea Leucanthemum vulgare agg. Lycopus europaeus Pulicaria dysenterica Teucrium scordium
0
5
10
15
20
25
30
35
A-G03
A-G04
A-G05
A-G06
A-G07
A-I03
A-I04
A-I05
A-I06
A-I07
A-K03
A-K04
A-K05
A-K06
A-K07
B-G03
B-G04
B-G05
B-G06
B-G07
B-I03
B-I04
B-I05
B-I06
B-I07
B-K03
B-K04
B-K05
B-K06
B-K07
D-I04
D-I05
D-I06
D-I07
F06
F07
mittlere Anzah l - fertil
Centaurea jacea Leucanthemum vulgare agg. Lycopus europaeus Pulicaria dysenterica Teucrium scordium
Abb. 12 Anzahl der Individuen ausgewählter Zielarten (Centaurea jacea, Leucanthemum vulgare agg., Lycopus euro-
paeus, Pulicaria dysenterica, Teucrium scordium): steril (oben), fertil (unten).
Fig. 12 Number of individuals of selected target species (Centaurea jacea, Leucanthemum vulgare agg., Lycopus
europaeus, Pulicaria dysenterica, Teucrium scordium): vegetative (above), generative (below).
(z.B. Kaplan 1987, Tischew 1994, Warming 1996, Manthey 1998, Schmidt 1998) belegen, dass die
Natur oft vergleichsweise schnell in der Lage ist, Flächen auch ohne umfangreiche Renaturierungsmaß-
nahmen zu begrünen. Das konnte auch für den Wulfener Bruch bestätigt werden. Ein wesentliches Ziel der
Renaturierung ist jedoch nicht nur die Begrünung der Flächen, sondern auch die Etablierung entsprechend
wertvoller und artenreicher Vegetationsbestände. Hierbei spielt insbesondere auch die Ausprägung der
umgebenen Biotope (potentielle Lieferbiotope für Diasporen) eine wesentliche Rolle, wobei einerseits die
Entfernung aber auch die Größe und Qualität der Flächen eine große Rolle spielen. Nur von entsprechend
großen und qualitativ hochwertigen Flächen, mit hohen Anteilen an Zielarten, die auch die Möglichkeit
haben zur Reife zu gelangen, können ausreichend Diasporen auf die zu entwickelnden Flächen gelangen.
Bei fehlenden Diasporenquellen können auch die von Urbanska (1992) beschriebenen rst-comer-Ef-
fekte zur Etablierung zielartenarmer Vegetationsbestände und einer Verlangsamung der Entwicklungspro-
zesse führen. Im Wulfener Bruch sind zwar noch einige artenreiche Wiesen und Weiden in der Umgebung
der Renaturierungsächen vorhanden, in den Anfangsjahren dominierten jedoch die aus der Diasporen-
bank oder dem Diasporeneintrag aufgelaufenen Ruderalarten die Vegetation. Sehr klar zeigte sich dieser
Effekt auch in den Ansaaten mit Regelsaatgutmischungen, die in den trockenen Bereichen sehr dichte Be-
stände entwickelten und die Etablierung von Arten aus der Umgebung fast vollständig verhinderten (vgl.
Vécrin et al. 2002). Eine Schlussfolgerung bei nicht ausreichendem Vorhandensein von Diasporen und
der von Manchester et al. (1999), Bakker & Berendse (1999), Verhagen et al. (2001) und Donath et
al. (2007) beschriebenen sehr langsamen spontanen Einwanderung von Zielarten in die zu etablierenden
Grünlandächen, ist die Unterstützung der Einwanderungsprozesse durch Initialensetzungen (vgl. Boss-
hard 2000). Beschrieben wurden in der Literatur bereits verschiedene Verfahren. So kommen für die
Beschleunigung der natürlichen Besiedlungsprozesse mit naturnahen Methoden z.B. Mahdgutauagen,
Ansaaten, Sodenschüttungen oder Mulchdecksaaten aus Materialien gebietsheimischer Herkunft in Frage
(Bradshaw & Handley 1982, Molder & Skirde 1993, Molder 1995, Kirmer & Mahn 1996, Kühn
Hercynia N. F. 43 (2010): 119 –147 135
1997, Keller & Kollmann 1998, Patzelt & Pfadenhauer 1998, Bosshard 2000, Tischew & Kir-
mer 2003, Kirmer 2004a, Kirmer 2004b, Kirmer & Tischew 2006, Donath et al. 2007, Kiehl et al.
2010). Häug entscheidet im Naturschutz jedoch auch die Frage nach den Kosten über eine nanzierbare
und dennoch efziente Methode. So kann, wie im Fall des Wulfener Bruch, die Koppelung von spontanen
und initiierten Prozessen, in dem beispielsweise eine Mahdgutauage nur punktuell oder auf Teilächen
erfolgt („Besiedlungsfenster“), eine sinnvolle Strategie sein. Auf diese Weise können gewünschte Ziel-
arten mit verhältnismäßig geringem Aufwand eingebracht werden. Wie die Ergebnisse im Wulfener Bruch
zeigen, war diese Methode durchaus erfolgreich, auch wenn die Deckungsgradanteile der eingebrachten
Arten aufgrund der bereits etablierten Ruderalarten unter den Erwartungen blieben. Zusätzlich wirkten
sich die ungünstigen Witterungsverhältnisse nach der Mahdgutübertragung negativ auf die Etablierung
der Arten aus. Diese Erfahrungen decken sich auch mit Ergebnissen von Mahdgutüberträgen in Grün-
landbeständen, bei denen nur dann höhere Etablierungsraten erzielt werden konnten, wenn die Flächen
vorher gepügt oder geeggt wurden (z.B. Poschlod & Biewer 2005, Hölzel et al. 2006, Donath et al.
2007, Kiehl et al. 2010).
Auf den Flächen im Wulfener Bruch konnten aber trotz der nicht optimalen Ausgangsbedingungen, in Be-
zug auf die Dominanz der Ruderalarten auf der Fläche und der gestörten Standortverhältnisse, vergleichs-
weise viele Zielarten auf den Flächen erfasst werden. Da die Bereiche kurz nach Aufgabe der Ackernut-
zung mit Robustrassen extensiv beweidet wurden und in das Beweidungskonzept auch bestehende, zum
Teil naturschutzfachlich wertvolle und artenreiche Flächen integriert wurden, haben durch die Weidetiere
bedingte Ausbreitungsprozesse einen deutlich positiven Einuss auf die Entwicklung der Fläche. Wie
Mann & Tischew (im Druck) zeigen konnten, waren insbesondere entlang der Tierpfade besonders viele
Vorkommen an Zielarten zu verzeichnen. Auch andere Autoren (z. B. Fischer et al. 1995, Bonn & Po-
0
1
2
3
4
5
6
7
A-G03
A-G04
A-G05
A-G06
A-G07
A-I03
A-I04
A-I05
A-I06
A-I07
A-K03
A-K04
A-K05
A-K06
A-K07
B-G03
B-G04
B-G05
B-G06
B-G07
B-I03
B-I04
B-I05
B-I06
B-I07
B-K03
B-K04
B-K05
B-K06
B-K07
D-I04
D-I05
D-I06
D-I07
F06
F07
mittlere Anzah l - fertil
Deschampsia cespitosa agg. Lythrum salicaria Ononis spinosa agg.
Scutellaria hastifolia Silaum silaus Thalictrum flavum
0
1
2
3
4
5
6
7
A-G03
A-G04
A-G05
A-G06
A-G07
A-I03
A-I04
A-I05
A-I06
A-I07
A-K03
A-K04
A-K05
A-K06
A-K07
B-G03
B-G04
B-G05
B-G06
B-G07
B-I03
B-I04
B-I05
B-I06
B-I07
B-K03
B-K04
B-K05
B-K06
B-K07
D-I04
D-I05
D-I06
D-I07
F06
F07
mittlere Anzah l - steril
Deschampsia cespitosa agg. Lythrum salicaria Ononis spinosa agg.
Scutellaria hastifolia Silaum silaus Thalictrum flavum
Abb. 13 Anzahl der Individuen ausgewählter Zielarten (Deschampsia cespitosa agg., Lythrum salicaria, Ononis spino-
sa agg., Scutellaria hastifolia, Silaum silaus, Thalictrum avum): steril (oben), fertil (unten)
Fig. 13 Number of individuals of selected target species (Deschampsia cespitosa agg., Lythrum salicaria, Ononis
spinosa agg., Scutellaria hastifolia, Silaum silaus, Thalictrum avum): vegetative (above), generative (below)
136 Mann & Tischew: Entwicklung ehemaliger Ackerächen unter extensiver Beweidung
schlod 1998, Kratochwil & Schwabe 2001) schreiben weidenden Tieren eine große Bedeutung bei
der Unterstützung der Einwanderungsprozesse durch Endozoochorie und Epizoochorie zu. Neben dem
Effekt, dass die Tiere Arten von den benachbarten Weideächen mit auf die Zielächen verfrachteten, tra-
gen sie auch mit dazu bei, erfolgreich etablierte Arten innerhalb der Weiden weiter zu verbreiten. Dies ist
auch insofern wichtig, da die meisten (Ziel-)Arten nur sehr langsame Ausbreitungsgeschwindigkeiten zei-
gen (vgl. Bonn & Poschlod 1998). Desweiteren fehlen überutungsgekoppelte Ausbreitungsvektoren
im Wulfener Bruch. Demgegenüber ist anzunehmen, dass Fernausbreitungsereignisse über Anemochorie
bei der Besiedlung der Ackerbrachen im Wulfener Bruch eine Rolle gespielt haben, da artenreiche Bestän-
de an die Flächen aus Hauptwindrichtung angrenzen (vgl. Tackenberg 2001, Tackenberg et al. 2003).
Durch die positiven Erfahrungen hinsichtlich des Einusses der Weidetiere auf Entwicklungsprozesse
in der Renaturierung wird für die Aufwertung bereits bestehender Grünländer, neben der in der Regel
angewandten Pege über Mahd, zunehmend auch die Pege mittels extensiver Beweidung untersucht und
diskutiert (z.B. McCoy & Rodriguez 1994, Luick 1996, Kampf 2000, Riecken et al. 2001, Overmars
2001, Cornelissen & Vulink 2001, Scholle et al. 2001, Lütkepohl 2001, Andres & Reisinger
2001, Fischer 2001, Schrautzer & Jensen 2001, Zahn et al. 2001, Kratochwil & Schwabe 2001,
Bunzel-Drüke et al. 2008). Wie u. a. Walther (1994), Qinger et al. (1995) und Barth et al. (2000)
zeigen konnten, stellen diese beweideten Flächen auch wichtige Refugien für einige seltene Arten dar.
Die Vorkommen von z. B. Samolus valerandi (Salzbunge) oder sogar Cnidium dubium (Brenndolde) in
Trittstellen oder anderen, durch die Tiere verursachten, Störstellen im Wulfener Bruch unterstreichen
diese Aussagen. Verdú et al. (2000), Barth et al. (2000) und Weibull et al. (2003) berichten außerdem
von einer höheren Strukturvielfalt bei Beweidung der Grünlandstandorte.
Eine wesentliche Bedingung für den Erfolg der Beweidung ist der Verzicht auf eine Zufütterung, Ledig-
lich bei hohen Schneelagen und sehr langen Kälteperioden ist ggf. eine Zufütterung notwendig (Bunzel-
Drüke & Scharf, 2004). Auch eine ganzjährige Gabe von Mineralien ist für den Erhalt der Tiergesund-
heit nicht auszuschließen.
Eine Optimierung der Renaturierung von Flächen wie im Wulfener Bruch ist möglich, wird jedoch auch
davon abhängen, welche nanziellen Mittel zur Verfügung stehen. Soll beispielsweise bei fehlender
Akzeptanz für mehrjährige Phasen des Auftretens von Problemarten (Cirsium arvense) der Prozess der
Etablierung von Grünlandarten zusätzlich beschleunigt werden, kann auf Ackerbrachen auch eine Kopp-
lung der Beweidung mit einer Pegemahd (ähnlich wie in zu etablierenden Wiesenbeständen) in den
Anfangsjahren in Betracht gezogen werden (Bosshard 2000). Sollen höhere Individuendichten bei den
Zielarten erreicht werden, können an Stelle von Mahdgut- bzw. Heuüberträgen kräuterreiche Mischungen
aus regionalen Herkünften eingesät werden. Die Erfahrungen mit dieser Methode sind sehr positiv (Man-
chester et al. 1999, Bosshard 2000), allerdings ist das Verfahren wesentlich kostenintensiver, wie z.B.
auch ein Renaturierungsvorhaben auf der österreichischen Seite des Morava-Dyje Überschwemmungs-
gebietes zeigte (Neuhauser 2001). Auch dabei sollte in möglichst frühe Besiedlungsstadien oder nach
nochmaliger Bodenbearbeitung eingesät werden, um die Konkurrenz der Ruderalarten zu vermindern.
Da in nicht öffentlich geförderten Projekten Landwirte oder auch ausführende Naturschutzverbände ohne
nanziellen Anreiz nur in Ausnahmefällen Samenmischungen regionaler Herkunft kaufen werden oder
aufwändigere Techniken wie Mahdgutübertrag anwenden (Manchester et al. 1999), stellt die extensive
Megaherbivorenbeweidung eine kosteneffziente Methode dar, um Biodiversität im Offenland zu entwi-
ckeln (Redecker et al. 2002).
Abschließend ist jedoch noch einmal darauf zu verweisen, dass ein wesentliches Kriterium für den Er-
folg der Renaturierungsvorhaben auch die Wiederherstellung natürlicher Grundwasserstände ist. In vielen
Vorhaben zeigte sich, dass sowohl der grundsätzliche Erfolg einer Renaturierungsmaßnahme als auch der
Zielerreichungszeitraum ganz wesentlich von diesem Parameter abhängen (Rosenthal 1995).
Hercynia N. F. 43 (2010): 119 –147 137
5 Zusammenfassung
Mann, S.; Tischew, S.: Die Entwicklung von ehemaligen Ackerächen unter extensiver Beweidung
(Wulfener Bruch). – Hercynia N. F. 43 (2010): 119 –147.
Die Umwandlung von ehemaligen Ackerächen in artenreiches Grünland ist, unabhängig von der künfti-
gen Nutzungsform, insbesondere bei stark degenerierten Böden eine große Herausforderung. Nach einer
zum Teil jahrzehntelangen intensiven Nutzung und der starken Entwässerung von Flächen bedarf es vieler
Jahre, um wieder artenreiche Grünlandgesellschaften zu entwickeln.
Die Untersuchungen im Wulfener Bruch zeigen, dass auch bis zu sieben Jahre nach Beendigung der
Ackerwirtschaft und Aufnahme einer extensiven Beweidung erwartungsgemäß noch keine ausgereiften
Weidegrünländer vorhanden sind. Die Flächen durchlaufen jedoch sehr interessante Entwicklungsstadien,
in denen in jeder Phase, neben klassischen Problemarten wie Cirsium arvense, auch immer wieder natur-
schutzfachlich sehr wertvolle Arten (z. B. Bromus arvensis, Centaurium pulchellum, Samolus valerandi,
Teucrium scordium, Scutellaria hastifolia, Inula britannica und Cirsium canum) vorgefunden werden.
Auf den Flächen etablierte sich eine enorm hohe Anzahl an Arten unterschiedlicher ökologischer Grup-
pen, darunter auch wichtige Zielarten. Auch wenn diese zum überwiegenden Teil noch keine sehr hohen
Deckungsgrade aufweisen, spricht ihre Etablierung und stetige Zunahme für einen positiven Entwick-
lungstrend. Erwartungsgemäß nahmen die Ruderalarten/ Brachezeiger in den ersten Jahren sowohl bei
den Artenzahlen als auch Deckungsgradsummen die größten Anteile ein. Die extensive Ganzjahresbewei-
dung ohne Zufütterung führte aber ohne zusätzliche Pegemaßnahmen zu einem steten Rückgang dieser
Arten, da vor allem in den Wintermonaten die überständige Ruderalvegetation sehr gut verbissen wurde.
Für die schnellere und gezielte Etablierung von Zielarten zeigten sich auch Mahdgutüberträge aus nahe-
gelegenen, artenreichen Spenderächen als geeignet. Sowohl bei ächigem als auch punktuellem Auf-
trag (Kostenreduzierung) konnten weitere Zielarten auf den Flächen etabliert werden, auch wenn die
Ausgangbedingungen aufgrund bereits bestehender Vegetationsbestände (Konkurrenz) und ungünstigen
klimatischen Bedingungen suboptimal waren.
Durch die Untersuchungen wird weiterhin deutlich, welchen enormen Einuss ein intakter Wasserhaus-
halt auf die Renaturierung solcher Flächen besitzt. So sind die besten Entwicklungserfolge auf den nassen
Flächen zu verzeichnen. In trockeneren Bereichen, die aufgrund der immer noch zu niedrigen Grundwas-
serstände zeitweise mit Wasser unterversorgt sind, stagniert die Entwicklung, insbesondere hinsichtlich
der Etablierung von Feucht- und Wechselfeuchtwiesenarten. Eindeutig verzögert wurde der Entwick-
lungsverlauf bei Einsaat der Flächen mit kommerziellen Regelsaatgutmischungen, die sich aus wenigen
Zuchtgräsern mit gebietsfremden Herkünften zusammensetzten. Die eingesäten Grasarten bildeten in
diesen Bereichen dichte Vegetationsbestände, welche die weitere Etablierung gebietsheimischer Arten
(sowohl Kräuter als auch Gräser) stark behindern. Auf den feuchteren Standorten waren diese Effekte
nicht zu verzeichnen, da sich die Regelsaatgutmischung dort weniger erfolgreich etablieren konnte und
ausreichend Nischen für die Etablierung der Zielvegetation erhalten blieben.
Die ganzjährige Beweidung ohne Zufütterung bewirkte eine erfolgreiche Abschöpfung des Aufwuchses
und die Entwicklung dichter Streuauagen konnte vermieden werden. Die Beweidung bringt neben der
effektiven Entnahme des Aufwuchses noch weitere Vorteile. So werden Arten, neben Wind und ggf. Was-
ser (seltene Hochwasserereignisse) auch durch die Tiere auf die zu renaturierenden Flächen verfrachtet.
Dies geschieht zum Beispiel durch den Kot, aber auch durch die Anhaftung an Fell und Hufen. Durch die
Integration bereits bestehender, artenreicher Weideäche in den Beweidungsverbund mit Ackerbrachen
können diese Prozesse erfolgreich gefördert werden. Ein positiver Nebeneffekt der Beweidung ist die
Schaffung von Störstellen für die Keimung von Arten. Einige Arten wie beispielsweise Samolus valerandi
(Salz-Bunge) und Pulicaria dysenterica (Großes Flohkraut) wurden im Wulfener Bruch besonders häug
entlang der Tierpfade und in Trittsiegeln beobachtet.
138 Mann & Tischew: Entwicklung ehemaliger Ackerächen unter extensiver Beweidung
6 Literatur
AG Boden (1994): Bodenkundliche Kartieranleitung. E. – Schweizerbart`sche Verlagsbuchhandlung, Hannover.
Andres, C.; Reisinger, E. (2001): Regeneration einer Binnensalzstelle mit Heckrindern. Erste Ergebnisse einer
ganzjährigen Beweidung auf Flora, Vegetation, Heuschrecken und Wiesenbrüter an den Numburger Salzstellen
(Nordthüringen). S. 290–299. – In: Gerken, B.; Görner, M.: Neue Modelle zu Maßnahmen der Landschaftsent-
wicklung mit großen Panzenfressern – Praktische Erfahrungen bei der Umsetzung. Natur- u. Kulturlandschaft
4. – Höxter/Jena.
Bakker, J. P.; Berendse, F. (1999): Constraints in the restoration of ecological diversity in grassland and heathland
communities. – Trends Ecol. Evol. 14: 63–68.
Barth, U.; Gregor, T.; Lutz, P.; Niederbichler, C.; Pusch, J.; Wagner, A.; Wagner, I. (2000): Zur Bedeu-
tung extensiv beweideter Nassstandorte für hochgradig bestandsbedrohte Blütenpanzen und Moose. – Natur und
Landschaft 75: 292–300.
Biewer, H.; Poschlod, P. (2005): Diaspore and gap availability limiting species richness in wet meadows. – Folia
Geobotanica 40 (1): 13–34.
Bischoff, A.; Warthemann, G.; Klotz, S. (2009): Succession of oodplain grasslands following reduction in land
use intensity: the importance of environmental conditions, management and dispersal. – J. Appl. Ecol. 46: 241–249
(doi: 10.1111/j.1365-2664.2008.01581.x).
Bonn, S.; Poschlod, P. (1998): Ausbreitungsbiologie der Panzen Mitteleuropas. – Quelle & Meyer, Wiesbaden.
Bosshard, A. (2000): Blumenreiche Heuwiesen aus Ackerland und Intensiv-Wiesen. Eine Anleitung zur Renaturie-
rung in der landwirtschaftlichen Praxis. – Naturschutz und Landschaftsplanung 32 (6): 161–167.
Bradshow, A. D.; Handley, J. F. (1982): An ecological approach to landscape design: Principles and problems. –
Landscape Design 138: 30–34.
Bunzel-Drüke, M.; Böhm, C.; Finck, C.; Kämmer, G.; Luick, R.; Reisinger, E.; Riecken, U.; Riedl, J.; Scharf,
M.; Zimball, O. (2008): Praxisleitfaden für Ganzjahresbeweidung in Naturschutz und Landschaftsentwicklung –
„Wilde Weiden“. – Arb.gem. Biol. Umweltschutz Kreis Soest e. V., Bad Sassendorf-Lohne.
Bunzel-Drüke, M.; Scharf, M. (2004): Naturentwicklung mit Rindern und Pferden in der Lippeaue. – NUA Semi-
narbericht 9: 81–87.
Cornelissen, P.; Vulnik, T. (2001): Effects of cattle and horses on vegetation structure – are cattle and horses brow-
sers enough to stop development of shrubs and trees? S. 189-197. – In: Gerken, B.; Görner, M.: Neue Modelle
zu Maßnahmen der Landschaftsentwicklung mit großen Panzenfressern – Praktische Erfahrungen bei der Umset-
zung. – Natur- u. Kulturlandschaft 4: Höxter/Jena.
Darmer, G.; Kade, N.; Herrmann, A.; Schilg, R. (1998): NSG Wulfener Bruch und Erweiterungsächen. Pege-
und Entwicklungsplan. Teil 1: Erhebung und Zusammenstellung der natürlichen Grundlagen. – Gutachten unver-
öffentlicht. Berlin/Wittenberg.
Dierschke, H. (1994): Panzensoziologie. – Ulmer, Stuttgart.
Dierschke, H.; Briemle, G. (2002): Kulturgrasland. – Ulmer, Stuttgart.
Dierßen, K. (1990): Einführung in die Panzensoziologie. – Akademieverlag, Berlin.
Donath T. W.; Bissels S.; Hölzel N.; Otte, A. (2007): Large scale application of diaspore transfer with plant mate-
rial in restoration practice - impact of seed and site limitation. – Biol. Conserv. 138: 224–234.
Ellenberg, H. (1996): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen – in ökologischer, dynamischer und historischer Hin-
sicht. 5. Auage. – Ulmer Verlag, Stuttgart.
European Council (1992): Council Directive 92/43/EEC of 21 May 1992 on the conservation of natural habitats and
of wild fauna and ora.
Fischer, A. (2001): Ergebnisse zum räumlichen Verhalten von Rindern auf extensivierten Niedermoorweiden. S.
309–316. – In: Gerken, B.; Görner, M.: Neue Modelle zu Maßnahmen der Landschaftsentwicklung mit großen
Panzenfressern – Praktische Erfahrungen bei der Umsetzung. – Natur- u. Kulturlandschaft 4: Höxter/Jena.
Fischer, S. F.; Poschlod, P.; Beinlich, B. (1995): Die Bedeutung der Wanderschäferei für den Artenaustausch zwi-
schen isolierten Schafdriften. – Beitr. Veröff. Naturschutz Landschaftspege Bad.-Württ. 83: 229–256.
Gl avac , V. (1996): Vegetationsökologie: Grundfragen, Aufgaben, Methoden. – Gustav Fischer Verlag Jena.
Hellström, K.; Huhta, A.-P.; Rautio, P.; Tuomi, J. (2009): Seed introduction and gap creation facilitate restoration
of meadow species richness. – J. Nat. Conserv. 17: 236–244.
Hofmann, K.; Geidel, C.; Graneis, I.; Osterloh, K. (2005): Auswirkungen der Beweidung mit Megaherbivoren
auf die Artenzusammensetzung und Vegetationsstruktur von Feuchtgrünland im Wulfener Bruch – Vergleich von
Weide und Mähweide. – Unveröff. Projektarbeit, HS Anhalt (FH), Bernburg.
Hölzel, N.; Otte. A. (2003): Restoration of a species-rich ood meadow by topsoil removal and diaspore transfer
with plant material. – Appl. Veg. Sci. 6: 131–140.
Hercynia N. F. 43 (2010): 119 –147 139
Hölzel, N.; Bissels, S.; Donath, T.; Handke, K.; Harnisch, M.; Otte, A. (2006): Renaturierung von Stromtal-
wiesen am hessischen Oberrhein. – Natursch. u. biol. Vielfalt 31. Bonn-Bad Godesberg: BfN-Schriftenvertrieb im
Landwirtschaftsverlag.
Kampf, H. (2000): Beweidung in den Niederlanden. – Arb.gem. Biol. Umweltschutz Kreis Soest e.V. Heft 2/2000.
Kaplan, K. (1987): Zur Entwicklung junger Ackerbrachen im NSG ”Fürstenkuhle” (Kreis Borken). – Natur- & Land-
schaftsk. 23: 90–96.
Keller, M.; Kollmann, J. (1998): Bedeutung der Herkunft von Saatgut. Untersuchungen an Buntbrachen und ande-
ren ökologischen Ausgleichsächen. – Naturschutz u. Landschaftsplanung 30 (4): 101–106.
Kiehl, K.; Kirmer, A.; Donath, T.; Rasran, L.; Hölzel, N. (2010): Species introduction in restoration projects –
evaluation of different techniques for the establishment of semi-natural grasslands in Central and Northwestern
Europe. – Basic and Appl. Ecol. 11 (im Druck).
Kirmer, A. (2004a): Methodische Grundlagen und Ergebnisse initiierter Vegetationsentwicklung auf xerothermen Ex-
tremstandorten des ehemaligen Braunkohlentagebaus in Sachsen-Anhalt. – Diss. Botanicae, Bd. 385.
Kirmer, A. (2004b): Methoden der beschleunigten Biotopentwicklung – Beschleunigte Entwicklung von Offenland-
biotopen auf erosionsgefährdeten Böschungsstandorten. – In: Tischew, S. (Hrsg.): Renaturierung nach dem
Braunkohleabbau. – Teubner-Verlag, Wiesbaden.
Kirmer, A.; Mahn, E.-G. (1996): Verschiedene Methoden zur Initiierung von naturnaher Vegetationsentwicklung auf
unterschiedlichen Böschungsstandorten in einem Braunkohlentagebau – Erste Ergebnisse. – Verh. Ges. Ökol. 26:
377–385.
Kirmer, A.; Tischew, S. (Hrsg.) (2006): Handbuch zur naturnahen Begrünung von Rohböden. – Teubner-Verlag,
Wiesbaden.
Kratochwil, A.; Schwabe, A. (2001): Ökologie der Lebensgemeinschaften. – UTB-Reihe, Ulmer-Verlag, Stuttgart.
Kühn, N. (1997): Renaturierung artenarmer Glatthaferwiesen im Tertiärhügelland. München: – AWI-Dissertationsdruck.
Luick, R. (1996): Extensive Rinderweiden – Gemeinsame Chancen für Natur, Landschaft und Landwirtschaft. – Na-
tursch. Landschaftspl. 28 (2): 37–45.
Lütkepohl, M. (2001): Die Entwicklung von Sandheiden, Moorheiden und Ackerbrachen unter dem Einuss der
Beweidung durch Heidschnucken. – In: Gerken, B.; Görner, M.: Neue Modelle zu Maßnahmen der Landschaft-
sentwicklung mit großen Panzenfressern – Praktische Erfahrungen bei der Umsetzung. – Natur- und Kulturland-
schaft 4: Höxter/Jena.
Manchester, S., Mccanlly, S., Treweek, J., Sparks, T., Mountford, J. (1999): The cost and practicability of
techniques for the reversion of arable land to lowland wet grassland - an experimental study and review. – J. Env.
Manag. 55: 91–109.
Mann, S.; Tischew, S.: Role of megaherbivores in restoration of species-rich grasslands on former arable land in
oodplains. – (im Druck).
Manthey, M. (1998): Vegetations- und standortkundliche Untersuchungen auf Ackerbrachen im Stechlinsee-Gebiet.
– Tuexenia 18: 331–356.
Mccoy, M. B.; Rodriguez, J. M. (1994): Cattail (Typha dominguensis) eradication methods in the restoration of
a tropical, seasonal, freshwater marsh. In: Mitsch, W. J. (ed.): Global wetlands old world and new. – Elsevier
Sciences: 469–482.
Milberg, P. (1992): Seed banks in a 35-year old experiment with different treatments of a seminatural grassland. –
Acta Oecol. 13/6; 743–752.
Molder, F. (1995): Vergleichende Untersuchungen mit Verfahren der oberbodenlosen Begrünung unter besonderer
Berücksichtigung areal- und standortbezogener Ökotypen. – Diss. Boden und Landschaft 5: 1–242.
Molder, F.; Skride, W. (1993): Entwicklung und Bestandesdynamik artenreicher Ansaaten. – Natur u. Landschaft
68 (4): 173–180.
Mrotzek, R.; Schmidt, W. (1993): Transekt- und Samenbankuntersuchungen zur Ermittlung von Veränderungen in
der Ackerwildkrautvegetation nach Änderung der Bewirtschaftungsintensität. – Verh. Ges. Ökologie 22: 139–143.
Neuhauser, G. (2001): Restoration and management of the Morava-Dyje oodplain meadows. – Proceedings of EU-
ROSITE workshop: Restoration of wet and dry meadows. Bile Karpaty. Czech Republic.
Noy-Meir, I.; Whittaker, R. H. (1977): Continuous multivariate methods in community analysis: some problems and
developments. – Vegetation 33: 79-98.
Oelmann, Y.; Broll, G.; Hölzel, N.; Kleinebecker, T.; Vogel, A.; Schwartze, P. (2009): Nutrient impoverish-
ment and limitation of productivity after 20 years of conservation management in wet grasslands of north-western
Germany. – Biol. Conserv. (im Druck).
Overmars, W. (2001): Entdeckungsreise Natürliche Beweidung 1989 – 2000. – In: Gerken, B.; Görner, M.: Neue
Modelle zu Maßnahmen der Landschaftsentwicklung mit großen Panzenfressern – Praktische Erfahrungen bei
der Umsetzung. – Natur- u. Kulturlandschaft 4: Höxter/Jena.
140 Mann & Tischew: Entwicklung ehemaliger Ackerächen unter extensiver Beweidung
Patzelt, A.; Pfadenhauer, J. (1998): Keimungsbiologie und Etablierung von Niedermoor-Arten bei Ansaat durch
Mähgutübertragung. – Zeitschrift f. Ökologie u. Naturschutz 7: 1–13.
Quinger, B.; Schwab, U.; Ringler, A.; Bräu, A.; Strohwasser, R. (1995): Landschaftspegekonzept Bayern - Le-
bensraumtyp Streuwiesen, Band 2. – Bayer. Staatsministerium f. Landesentwicklung u. Umweltfragen, München.
Redecker, B.; Finck, P.; Härdtle, W.; Riecken, U.; Schröder, E. (2002): Pasture landscapes and nature conserva-
tion. – Springer Verlag, Heidelberg.
Riecken, U.; Fink, P.; Raths, U.; Schröder, E.; Ssysmank, A. (2006): Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen
Deutschland, 2. fortgeschriebene Fassung. – NaBiV 34 – Münster Landwirtschaftsverlag.
Riecken, U.; Schröder, E.; Woithe, G. (2001): Halboffene Weidelandschaften und Wildnisgebiete als Ziele des Na-
turschutzes aus Bundessicht – Alternativen zum Erhalt und zur Pege von Offenlandbiotopen. – In: Gerken, B.;
Görner, M.: Neue Modelle zu Maßnahmen der Landschaftsentwicklung mit großen Panzenfressern – Praktische
Erfahrungen bei der Umsetzung. – Natur- u. Kulturlandschaft 4: Höxter/Jena.
Rochlitzer, R. (1993): Gedanken zur Sicherung des Feuchtgebietes Wulfener Bruch. – Naturschutz u. Forschung in
Anhalt, Köthen.
Rosenthal, G. (1995): Lassen sich Feuchtwiesen wiederherstellen? – In: Regeneration und Schutz von Feuchtgrün-
land. – Alfred Toepfer Akademie f. Naturschutz; NNA-Berichte 8. Heft 2: 2–5.
Schmidt, W. (1998): Langfristige Sukzession auf brachliegenden landwirtschaftlichen Nutzächen – Naturschutz
durch Nichtstun? – Natursch. Landschaftsp. 30: 8–9.
Schmiede, R.; Donath, T. W.; Otte, A. (2009): Seed bank development after the restoration of alluvial grassland via
transfer of seed-containing plant material. – Biol. Conserv. 142: 404–413.
Scholle, D.; Lederbogen, D.; Rosenthal, G. (2001): Ökologische und ökonomische Untersuchungen südwest-
bayrischer Allmendweiden – eine Projektskizze. – In: Gerken, B.; Görner, M.: Neue Modelle zu Maßnahmen
der Landschaftsentwicklung mit großen Panzenfressern – Praktische Erfahrungen bei der Umsetzung. – Natur- u.
Kulturlandschaft 4: Höxter/Jena.
Schopp-Guth, A. (1997): Diasporenpotenzial intensiv genutzter Niedermoorböden Nordostdeutschlands – Chancen
für den Naturschutz? – Zeitschr. Ökol. u. Natursch. 6: 97–109.
Schrautzer, J.; Jensen, K. (2001): Management einer norwestdeutschen Flusstallandschaft durch großächige Be-
weidung und Wiedervernässung. – In: Gerken, B.; Görner, M.: Neue Modelle zu Maßnahmen der Landschafts-
entwicklung mit großen Panzenfressern – Praktische Erfahrungen bei der Umsetzung. Natur- u. Kulturlandschaft
4, Höxter/Jena 2001.
Šeffer, J.; Janak, M.; Šefferova, S. V. (2008): Management models for habitats in Natura 2000 Sites. 6440 Alluvial
meadows of river valleys of the Cnidion dubii. – European Commission.
Tackenberg, O. (2001): Methoden zur Bewertung gradueller Unterscheide des Ausbreitungspotentials von Panzen-
arten - Modellierung des Windausbreitungspotentials und regelbasierte Ableitung des Fernausbreitungspotentials.
– PhD thesis, Philipps University: Marburg.
Tackenberg, O.; Poschlod, P.; Bonn, S. (2003): Assessment of wind dispersal potential in plant species. – Ecol.
Monographs 73: 191–205.
Thompson, K.; Bakker, J.; Bekker, R. (1997): The soil seed banks of North West Europe: methodology, density and
longevity. – Cambridge University Press, Cambridge.
Tischew, S. (1994): Zur Rolle des Diasporenfalls und der Diasporenbank für den Verlauf von Sekundärsukzessionen
am Beispiel von Acker- und Grünlandbrachen des Mitteldeutschen Trockengebietes. – Diss. Univ. Halle-Witten-
berg.
Tischew, S.; Baasch, A.; Conrad, M.; Kirmer, A. (early online): Evaluating restoration success of frequently im-
plemented compensation measures: Results, and demands for control procedures. – Restoration Ecology (doi:
10.1111/j.1526-100X.2008.00462.x).
Tischew, S.; Kirmer, A. (2003): Entwicklung der Biodiversität in Tagebaufolgelandschaften: Spontane und initiierte
Besiedlungsprozesse. – Nova Acta Leopoldina N. F. 87, 328: 249–286.
Török, P.; Deák, B.; Vida, E.; Valkó, O.; Lengyel, S.; Tóthmérész, B. (2010): Restoring grassland biodiversity:
Sowing low-diversity seed mixtures can lead to rapid favourable changes. – Biol. Conserv. 143: 806–812.
Urbanska, K. M. (1992): Populationsbiologie der Panzen: Grundlagen, Probleme, Perspektiven. – Gustav Fischer
Verlag, Stuttgart, Jena.
Vecrin, M. P.; Van Diggelen, R.; Grevilliot, F.; Muller, S. (2002): Restoration of species-rich ood-plain mea-
dows from abandoned arable elds in NE France. – Appl. Veg. Science 5: 263–270.
Verdú, J. R.; Crespo, M. B.; Galante, E. (2000): Conservation strategy of a nature reserve in Mediterranean eco-
systems: the effects of protection from grazing on biodiversity. – Biodiversity and Conserv. 9: 1707–1721.
Verhagen, R.; Klooker, J.; Bakker, J. P.; Van Diggelen, R. (2001): Restoration success of low-production plant
communities on former agricultural soils after top-soil removal. – Appl. Veg. Science 4: 75–82.
Hercynia N. F. 43 (2010): 119 –147 141
Walther, B. (1994): Biomanagement mit dem Schottischen Hochlandrind (Bos taurus primigenius scotticus). – In-
auguraldissertation, Univ. Basel.
Warming, D. (1996): Die Entwicklung von Vegetation und Boden auf ehemaligen Ackerächen im Naturschutzgebiet
Lüneburger Heide. Ergebnisse einer Chronosequenzanalyse. – Tuexenia 16: 451–496.
Weibull, A.-C.; Östman, Ö.; Granqvist, A. (2003): Species richness in agroecosystems: the effect of landscape,
habitat and farm management. – Biodiversity and Conserv. 12: 1335–1355.
Whittaker, R. H. (1967): Gradient analysis of vegetation. - Biol. Rev. 49: 207–264.
Zacharias, D. (1996): Vegetationskundliche Dauerbeobachtung; Konzepte und Beispiele aus der Praxis Niedersach-
sen. In: Umweltbundesamt (ed.). – Tagungsmappe zu Seminar on Monitoring for Nature.
Zahn, A.; Lang, A.; Meinl, M. (2001): Galloway-Rinder als Landschaftsgestalter – Ein Naturschutzprojekt zur Pege
einer offenen Kulturlandschaft. In: Gerken, B.; Görner, M.: Neue Modelle zu Maßnahmen der Landschaftsent-
wicklung mit großen Panzenfressern – Praktische Erfahrungen bei der Umsetzung. – Natur- u. Kulturlandschaft
4: Höxter/Jena.
Manuskript angenommen: 15. Mai 2010
Anschrift der Autoren:
Dipl.-Ing. (FH) Sandra Mann
Hochschule Anhalt (FH), Fachbereich Landwirtschaft, Ökotrophologie und Landschaftsentwicklung
Strenzfelder Allee 28, 06406 Bernburg
E-Mail: s.mann@loel.hs-anhalt.de
Prof. Dr. habil. Sabine Tischew
Hochschule Anhalt (FH), Fachbereich Landwirtschaft, Ökotrophologie und Landschaftsentwicklung
Strenzfelder Allee 28, 06406 Bernburg
E-Mail: s.tischew@loel.hs-anhalt.de
142 Mann & Tischew: Entwicklung ehemaliger Ackerächen unter extensiver Beweidung
Anhang:
Tab. 2 Stetigkeitsklassen der erfassten Arten im ersten und letzten Erfassungsjahr je Versuch sowie Zuordnung der
Arten zu den Gruppen für die Artenzahlauswertungen und Auswertungen mit ökologischen Artengruppen
(inklusive der Arten, die zwischenzeitlich auftraten); I = 0 – 20 %, I = > 20 – 40 %, III = > 40 – 60 %, IV = >
60 – 80 %, V = > 80 – 100%; (Artenzahlauswertungen: 1 = Kräuter, 2 = Süßgräser, 3 = Sauergräser & Binsen,
4 = Gehölze; ökologische Artengruppen: 1 = krautige Zielarten, 2 = krautige Ruderalarten, 3 = Gräser – Ziel-
arten, 4 = Gräser RSM, 5 = sonstige Kräuter, 6 = Gehölze, 7 = Potentilla anserina, 8 = Gräser – ruderal).
Tab. 2 Classes of steadiness of species in the rst and last year of capture per trial and year (also species with occurrence
between this period); I = 0 – 20 %, I = > 20 – 40 %, III = > 40 – 60 %, IV = > 60 – 80 %, V = > 80 – 100%;
(number of species: herbs, grasses, sedges, and woody species; ecological groups: 1 = herbaceous target species,
2 = herbaceous ruderal species, 3 = gramnoid target species, 4 = grasses from commercial seed mixture, 5 = other
herbaceous species, 6 = woody species, 7 = Potentilla anserina, 8 = gramnoid ruderal species).
Artenzahl-
auswertungen
ökologische
Artengruppen
A-G03
A-G07
A-I03
A-I07
A-K03
A-K07
B-G03
B-G07
B-I03
B-I07
B-K03
B-K07
D-I04
D-I07
F-06
F-07
L-05
Acer negundo 4 6
Achillea millefolium agg. 1 1 I I III I I I II V II
Aethusa cynapium 1 5 I
Agrimonia eupatoria 1 1 I II
Agrostis capillaris 2 3 I I
Agrostis gigantea 2 3 I I I I II I
Agrostis stolonifera agg. 2 3 I III II I I I II I I III II I
Ajuga reptans 1 1
Allium angulosum 1 1 I
Alopecurus pratensis 2 3 IIV
Althaea ofcinalis 1 1 I
Amaranthus blitum agg. 1 2 II II II
Anagallis arvensis 1 2 I II III I IV I I V V V IV IV V I III I I
Anthriscus sylvestris agg. 1 1 I
Apera spica-venti 2 8 I II II IV III V IV IV III IV
Aphanes arvensis 1 1 I II II
Arabidopsis thaliana 1 2 I I II I
Arctium lappa 1 2 I I I I II III V I I
Arctium tomentosum 1 2 I I I I I II I I I II IV I
Arenaria serpyllifolia agg. 1 5 I I II I I
Arrhenatherum elatius 2 3 II I I V III III III
Artemisia vulgaris agg. 1 2 I I I I I I II I I II
Asparagus ofcinalis 1 2 I II I I III IV IV IV III IV I II
Atriplex prostrata agg. 1 2 V V V II II IV I I
Avena sativa 2 8 I
Ballota nigra 1 2 I
Bellis perennis 1 1
Bidens frondosa 1 2 V I IV V I II
Bolboschoenus maritimus 3 8 V V V V V V I III III I V V V V
Brassica spec. 1 2
Bromus arvensis 2 8 I I IV I II II
Bromus hordeaceus agg. 2 8 I III III III III II
Bromus sterilis 2 8 III
Bromus tectorum 2 8 I
Calamagrostis epigejos 2 8 II III III I II II II III I I
Hercynia N. F. 43 (2010): 119 –147 143
Artenzahl-
auswertungen
ökologische
Artengruppen
A-G03
A-G07
A-I03
A-I07
A-K03
A-K07
B-G03
B-G07
B-I03
B-I07
B-K03
B-K07
D-I04
D-I07
F-06
F-07
L-05
Calystegia sepium agg. 1 1 IVIVI
Camelina spec. 1 2 I
Campanula spec. 1 1
Capsella bursa-pastoris 1 2 II I II I II I II II
Carduus acanthoides 1 2 III
Carex distans 3 3 I
Carex disticha 3 3 III
Carex hirta 3 3 IIIII
Carex pallescens 3 3 III
Carex vulpina agg. 3 3 III III IV I I I II V IV IV
Centaurea jacea 1 1 III III II
Centaurium erythraea 1 1 IIII
Centaurium pulchellum 1 1 II I I I II
Cerastium arvense 1 1 I
Cerastium holosteoides 1 1 II I IV III V I V I V II V I I III
Cerastium semidecandrum 1 1
Chaenorhinum minus 1 1 IIII
Chaerophyllum temulum 1 2
Chenopodium album agg. 1 2 V IV V V V V I III I I
Chenopodium polyspermum 1 2 I
Cirsium arvense 1 2 VVVIVVVVVVVVVVVVVV
Cirsium canum 1 1 I
Cirsium vulgare 1 2 I I I I I I I V IV III
Consolida regalis 1 5 I I I I II I
Convolvulus arvensis 1 2 I I I I I
Conyza canadensis 1 2 IV I V I IV I IV V V V IV IV V II I I
Cornus sanguinea 4 6 III
Corydalis cava 1 5 I
Corynephorus canescens 1 5
Crataegus monogyna 4 6 I II
Crepis biennis 1 1 I II
Crepis capillaris 1 1 I I V I IV I IV III I I
Crepis tectorum 1 1
Cymbalaria muralis 1 5
Dactylis glomerata 2 4 I II IV II V V II V III V I III I I III
Daucus carota 1 1 I I I I I I I
Deschampsia cespitosa agg. 2 3 V III III II I I II III IV
Descurainia sophia 1 1 I IV IV V I
Echinochloa crus-galli 2 8 I I IV I V I V I
Echium vulgare 1 2 I
Elytrigia repens 2 8 VVVVVVIIIVVVVVVVVVIII
Epilobium adnatum 1 2 IV IV IV V V IV I I IV II III II V V V V I
Epilobium hirsutum 1 1 III
Epilobium lamyi 1 1 I I
Epilobium parviorum 1 1 I V II V V I I I II I V V
Equisetum arvense 1 1 I I II I II
Erigeron acris 1 1 I II I I I
Erigeron annuus 1 1
144 Mann & Tischew: Entwicklung ehemaliger Ackerächen unter extensiver Beweidung
Artenzahl-
auswertungen
ökologische
Artengruppen
A-G03
A-G07
A-I03
A-I07
A-K03
A-K07
B-G03
B-G07
B-I03
B-I07
B-K03
B-K07
D-I04
D-I07
F-06
F-07
L-05
Erodium cicutarium agg. 1 5 I I I II
Euphorbia esula agg. 1 1 I
Euphorbia exigua 1 5 I I I I I
Euphorbia helioscopia 1 2 I I I I
Euphrasia ofcinalis agg. 1 1
Fallopia convolvulus 1 2 I III IV IV IV IV III II I
Festuca arundinacea 2 3 V II III IV V V III I III
Festuca pratensis 2 4 V V I II III V V II II II II III I I
Festuca rubra agg. 2 4 I I V III I I I
Festuca spec. 2 4 IV I I II III I II IV
Filago arvensis 1 5 IIIII
Filipendula vulgaris 1 1 I
Frangula alnus 4 6 I
Fraxinus excelsior 4 6 III
Galinsoga parviora 1 2 I
Galium album 1 1 I IV I II IV I IV I IV
Galium aparine agg. 1 2 I II I I IV I I I I
Galium boreale agg. 1 1 II
Galium palustre 1 1 IIII
Galium verum agg. 1 1 V V V I
Geranium pusillum 1 5 III V IV I
Geum urbanum 1 5 I
Glechoma hederacea 1 1 III V I IV I I I I II III II III I IV
Gnaphalium uliginosum 1 1 III
Hedera helix 4 6 I II
Hieracium pilosella 1 1 I
Holcus lanatus 2 3 I III I III III II V I I I
Holcus mollis 2 3 I
Humulus lupulus 4 6 II
Hypericum perforatum 1 1 II III I I I
Hypochoeris radicata 1 1 I I V III I III
Inula britannica 1 1 II V II IV II V I I
Inula salicina 1 1 III
Juncus articulatus 3 3 II I II I II V V I
Juncus compressus agg. 3 3 I I I II I II
Juncus gerardii 3 3 I
Juncus inexus 3 3 II
Juncus ranarius 3 3 II I II I III I I I I
Juniperus communis 4 6
Kickxia elatine 1 5 I
Lactuca serriola 1 2 II III III I III III II III I
Lamium album 1 1 I
Lapsana communis 1 2 I
Lathyrus tuberosus 1 1 I
Leontodon autumnalis 1 1 III
Leontodon hispidus 1 1
Leontodon taraxacoides 1 1 I
Leucanthemum vulgare agg. 1 1 V II I III I I I II
Hercynia N. F. 43 (2010): 119 –147 145
Artenzahl-
auswertungen
ökologische
Artengruppen
A-G03
A-G07
A-I03
A-I07
A-K03
A-K07
B-G03
B-G07
B-I03
B-I07
B-K03
B-K07
D-I04
D-I07
F-06
F-07
L-05
Linaria vulgaris 1 1 I
Linum catharticum 1 1 I I
Lolium multiorum 2 4
Lolium perenne 2 4 V V II II I IV V V III V I V IV II
Lotus corniculatus agg. 1 1 II
Lotus glaber 1 1 I
Lychnis os-cuculi 1 1 I I
Lycopus europaeus 1 1 IIIIII
Lysimachia nummularia 1 1
Lysimachia vulgaris 1 1 I
Lythrum salicaria 1 1 II I II I V V I
Malva neglecta 1 1 II
Malva sylvestris 1 1 I
Matricaria maritima 1 1 V I V V II IV IV V II V III V IV I I I
Medicago lupulina 1 1 I I I I I I III II II I II I
Melilotus ofcinalis 1 2
Mentha aquatica 1 1 I I
Mentha arvensis 1 5 V V IV V V V II II IV IV V IV III V II II II
Myosotis arvensis 1 1 I II IV I III III I
Myosotis stricta 1 1
Myosoton aquaticum 1 1 II
Odontites vulgaris 1 1 II I III I I I III II III I I III
Ononis spinosa agg. 1 1 IIIII
Papaver dubium agg. 1 2
Papaver rhoeas 1 2 III
Pastinaca sativa 1 1 I I I I I II
Phalaris arundinacea 2 3 I II II II
Phleum pratense agg. 2 4 V V II II V V V III III II IV II IV II
Phragmites australis 2 8 I
Picris hieracioides 1 5 I III I III I IV II V III V III V IV IV II III II
Pinus sylvestris 4 6 II
Plantago intermedia 1 1 V IV V II V V V V V III V V IV IV V V I
Plantago lanceolata 1 1 I I IV III II I III I
Plantago major 1 1 II
Poa angustifolia 2 3 I I III II IV III I I I
Poa annua agg. 2 8 III
Poa compressa 2 8 I
Poa palustris 2 3 I
Poa pratensis agg. 2 4 I IV V V III V III V III V V V III
Poa trivialis 2 3 III V II V I V II V V V V V II
Polygonum amphibium 1 2 III III II III IV IV I I I I I I IV V I
Polygonum aviculare agg. 1 2 V V V IV II V II V II III I
Polygonum hydropiper 1 5 I
Polygonum lapathifolium 1 5 I
Polygonum persicaria 1 5 II II I I I I I III I I
Populus alba 4 6
Potentilla anserina 1 7 V V V V V V III III II II III IV IV V V V IV
Potentilla argentea 1 1 I
146 Mann & Tischew: Entwicklung ehemaliger Ackerächen unter extensiver Beweidung
Artenzahl-
auswertungen
ökologische
Artengruppen
A-G03
A-G07
A-I03
A-I07
A-K03
A-K07
B-G03
B-G07
B-I03
B-I07
B-K03
B-K07
D-I04
D-I07
F-06
F-07
L-05
Potentilla reptans 1 1 I I I I I I I I I I
Prunella vulgaris 1 1 I I I I I I II II
Prunus cerasifera 4 6 I
Prunus domestica 4 6
Prunus spinosa 4 6 I
Pulicaria dysenterica 1 1 V I V V IV I II
Pyrus communis agg. 4 6 I I I I
Pyrus pyraster 4 6 I
Ranunculus acris 1 1 II
Ranunculus repens 1 1 III II IV I II I II IV II IV III
Raphanus raphanistrum 1 2 II
Reseda luteola 1 2
Rhamnus cathartica 4 6 IIIIIVI
Rhinanthus angustifolius 1 1
Roegneria canina 2 8
Rorippa palustris 1 1 II
Rosa canina 4 6 I I I II I
Rubus caesius 4 6 I I II I I I I
Rumex acetosa 1 1 II II I I III I II II
Rumex acetosella 1 1 I
Rumex crispus 1 1 I I II II II I I I I I IV IV
Rumex maritimus 1 1 I
Rumex thyrsiorus 1 1
Salix caprea 4 6 II
Salix cinerea agg. 4 6 II
Sambucus nigra 4 6
Samolus valerandi 1 1 I II IV I III II II IV
Sanguisorba ofcinalis
Scrophularia nodosa 1 1 I
Scutellaria hastifolia 1 1 I
Senecio aquaticus agg. 1 1 II
Senecio jacobaea 1 1 I
Senecio vernalis 1 1
Setaria viridis 2 8
Silaum silaus 1 1 II
Silene noctiora 1 5 I I III IV
Silene pratensis 1 1 I I I I I I I I
Sisymbrium loeselii 1 2 I
Sisymbrium ofcinale 1 2 I II II I II I
Solanum nigrum 1 5 I
Solidago canadensis 1 2 I I I I I I I
Sonchus arvensis 1 2 IV IV IV V III V IV V II V I IV I
Sonchus asper 1 2 III II III I III I I III III I III III III I III
Sonchus oleraceus 1 2 IV I IV I II I I I I II IV I
Spergularia salina 1 1
Stachys palustris 1 1 V V V V V V I I III II II II III V V V
Stellaria media agg. 1 1 I
Symphytum ofcinale 1 1 I I I I I V V III
Hercynia N. F. 43 (2010): 119 –147 147
Artenzahl-
auswertungen
ökologische
Artengruppen
A-G03
A-G07
A-I03
A-I07
A-K03
A-K07
B-G03
B-G07
B-I03
B-I07
B-K03
B-K07
D-I04
D-I07
F-06
F-07
L-05
Taraxacum laevigatum agg. 1 1 I
Taraxacum ofcinale agg. 1 5 II V I V V V V V V V V V V IV IV III
Tetragonolobus maritimus 1 1 I
Teucrium scordium 1 1 III
Thalictrum avum 1 1 I I I I I I I
Thlaspi arvense 1 2 I II III III I
Torilis japonica 1 2 I I I I I I II III III I I I
Tragopogon dubius 1 1 III
Tragopogon pratensis 1 1
Trifolium arvense 1 1 II
Trifolium campestre 1 1 II I II II I
Trifolium dubium agg. 1 1 I IV IV V III I I II
Trifolium fragiferum 1 1 I
Trifolium hybridum 1 5 I IV I II I III I V II IV I V I V II I II
Trifolium pratense 1 1 I I II I I I I I
Trifolium repens 1 1 I I I I
Triticum aestivum 2 8 I
Tussilago farfara 1 2 I
Urtica dioica 1 2 III I
Veronica arvensis 1 5 I II I IV I I
Veronica chamaedrys agg. 1 1 II
Veronica ofcinalis 1 1 I
Veronica persica 1 2 III
Veronica serpyllifolia 1 1
Vicia angustifolia 1 1 III
Vicia cracca agg. 1 1 I
Vicia sepium 1 1 I I
Vicia tetrasperma 1 5 V III V V V I V II V I III II
Viola arvensis 1 5 I III II II I II II
Xanthium spec. 1 2 I
148 Rezensionen
Fortsetzung von S. 84
Das Kapitel –Physikalische Grundlagen– bietet eingangs wichtige Klärungen, wie z.B. den bereits er-
wähnten Unterschied von Wetter und Klima. Die wesentlichen Komponenten des Klimasystems werden
dargestellt, dabei wird Wert auf die für die Klimadynamik wichtigen Aspekte gelegt. Hier können auch
Leser, die Standardlehrbücher kennen, relevantes Wissen auffrischen oder neues dazugewinnen. Wer
wie der Verfasser dieser Rezension als Biologie-Halblaie in dem Thema ist, lernt sogar sehr viel Neues.
In diesem Kapitel wird auch der Treibhauseffekt als physikalisches Phänomen erläutert, wobei – für ein
Lehrbuch angemessen – auch auf wichtige Formeln und Gleichungen zurückgegriffen wird. Ein genaues
Verständnis der entsprechenden Textteile erfordert Grundkenntnisse der Physik, aber die wesentlichen
Prinzipien sind auch ohne diese zu verstehen.
Das zweite Kapitel –Veränderungen in der Erdgeschichte– ist von besonderer Bedeutung, weil es sehr
klar macht, was am Klimawandel wirklich erdgeschichtlich gesehen neu ist. Temperaturschwankungen
hat es im Quartär, also seit den Eiszeiten immer gegeben, aber die laufende Erwärmung verläuft relativ
rasch und ist gekoppelt mit atmosphärischen CO2-Konzentrationen, wie es sie seit dem – sehr warmen
– Tertiär nicht mehr gegeben hat. Wir stehen also wirklich vor Bedingungen, wie sie menschliche Ge-
sellschaften noch nicht erlebt haben. Gleichsam en passant werden bei diesem historischen Überblick
auch wichtige Theorien zur Entstehung der Eiszeiten erklärt.
Das Kapitel Klimadynamik ist sicher der technischste Teil des Buches, geht es doch hier um die Dar-
stellung geeigneter statistischer Modelle und Kenngrößen, um dynamische Prozesse wie eben das Klima
zu beschreiben. Naturgemäß ist hier ein mathematischer Blickwinkel nötig, der aber nur soweit verfolgt
wird, wie zum Erläutern wichtiger dynamischer Phänomene wie El Niño / ENSO nötig ist. Auch bei der
Beschreibung wichtiger Klimamodelle werden Formeln erwähnt, die aber anscheinend vor allem zeigen
sollen, dass bei näherer Beschäftigung mit der Materie detailliertere, auch mathematische Fachkennt-
nisse nötig würden.
Beim –Nachweis des anthropogenen Klimawandels– wird entlang der im IPCC-Bericht gelegten
Grundlagen der überzeugende Nachweis geführt, dass in der raschen, beinahe global beobachtbaren Er-
wärmung ein starkes anthropogenes Signal steckt. Nach gängigen wissenschaftlichen Kriterien muss es
also als gesichert gelten, dass wir das Klima bereits jetzt verändern. Der Autor gibt dafür verschiedene
Belege, und auch wer die wiederum stärker statistisch orientierte Ableitung des –optimalen Fingerab-
drucks– (S. 151) nicht im Detail versteht, kann doch die Kernaussagen nachvollziehen.
–Das Klima der Zukunft– wird anhand der IPCC-Szenarien beschrieben, die in der gesamten For-
schungsliteratur, die sich mit Klimawandel und dessen Effekten beschäftigt, inzwischen fundamentale
Bedeutung haben. Wie in den anderen Kapiteln auch, werden die verschiedenen Möglichkeiten und
Gefahren beleuchtet, dabei argumentiert der Verfasser vorsichtig, zeigt aber auch auf, was mit großer
Wahrscheinlichkeit zu erwarten ist. Auch wer die IPCC-Berichte kennt, bekommt hier wieder einmal
vor Augen geführt, wie unausweichlich eine weitere Erwärmung der Erde schon jetzt ist.
Der Schlussabschnitt –Handlungsoptionen– scheint dabei vor allem der Bemühung um ein etwas ver-
söhnlicheres Ende gewidmet zu sein. Hier wird nicht die kaum überschaubare Vielfalt an möglichen
Maßnahmen dargestellt, sondern eher noch einmal betont, dass derzeit keinesfalls feststeht, wie stark
die Veränderungen im Klima ausfallen werden. Daraus leitet sich dann die Schlussbemerkung ab, dass
unter – wenn auch großen Anstrengungen – das weit diskutierte 2 °C-Ziel vielleicht noch erreichbar ist.
Bedenkt man, dass es sich bei dem Buch um eine Neuschöpfung und nicht um eine schon mehrfach korri-
gierte Wiederauage handelt, ist der Text auch formal ansprechend. Das Buch ist reich mit Farbgraphiken
illustriert; und die meisten der gut hundert Einzelabbildungen wurden extra für das Buch gezeichnet
oder zumindest bearbeitet. Bei dieser Fülle wundert es nicht, dass hier und da die Beschriftungen nicht
ganz eindeutig sind, manchmal auch eine Legende das Verständnis erleichtern würde. So erschließt sich
erst bei einigem Nachdenken, dass die schwarzen Flächen in Abb. 9 wohl den Verlauf des Meeresbodens
nachzeichnen. Ein Beispiel für einen weiteren kleinen Fehler ist der Verweis (S. 108) auf Abb. 52, wo
eigentlich Abb. 51 gemeint ist. Hier und da ist der Text auch etwas zu kompakt geraten. So werden nur
Fachleute nachvollziehen können, wie –die meridionale (Nord / Süd-) Erstreckung der Vegetation vor
Fortsetzung S. 167