In seiner Kritik der praktischen Vernunft bemerkt Kant, daß zur Religion Kenntnis und Verständnis darüber gehört, daß alle Pflichten Gebote Gottes sind, daß sie aber nicht willkürliche Gebote eines fremden Willens, sondern wesentliche Gesetze jeden freien Willens sind, die nichtsdestoweniger als Befehle des höchsten Wesens betrachtet werden müssen.1 Eine solche Beschreibung der Religion im
... [Show full abstract] Hinblick auf den Menschen und die Tugenden ist nicht ausgesprochen deistisch und thei-stisch sondern deutet an, daß beide in Kants endgültiger Formulierung transzendiert sind. Das hängt natürlich in etwa von der Interpretation dieser Bezeichnungen ab. In dem genau definierten philosophischen Sinn bedeutet Theismus, daß Gott beständig in der Welt wirkt, Mensch und Natur beeinflußt, wogegen nach dem Deismus Gott die Welt erschaffen und »die Uhr aufgezogen«, ihr ihre »Bewegungsgesetze« gegeben hat, sich aber nicht direkt einmischen kann. In der Tat hat der Deismus die rationale Komponente aus den theologischen Lehren eines Thomas von Aquin und Hooker herausgelöst und sie zum Kern der »natürlichen« Religion gemacht. Diese natürliche Religion ist der Ausdruck der Vernunft als dem »natürlichen Licht«; als solche haben sie alle Menschen, und jeder kann sie entdecken und übernehmen.