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Einleitung
Dexpanthenol-haltige Externa werden seit langem in Dermatologie
und Kosmetik eingesetzt. Primäre Anwendungsindikationen sind die
trockene Haut, Hautreizzustände sowie oberflächliche Hautläsionen
[1]. Die Wirksamkeit derartiger Zubereitungen beruht zum Einen auf
der biologischen Aktivität des Wirkstoffes, welcher nach Penetration
in die Haut intrazellulär in Panthothensäure (Vitamin B5) umgewan-
delt wird und als Ausgangssubstrat für die Synthese von Coenzym A
dient [3]. Zum anderen werden durch Dexpanthenol auch die Konsis-
tenz und Anwendungseigenschaften der Externa beeinflusst. Diese
vielfältigen Effekte beschreiben Dexpanthenol als multiaktiven Wirk-
stoff [5].
Von erheblichem Vorteil ist der Umstand, dass Dexpanthenol-haltige
Externa toxikologisch unbedenklich sind und ein ausgezeichnetes
Sicherheitsprofil aufweisen [1].
Im Folgenden wollen wir uns den multifunktionellen Eigenschaften
von Dexpanthenol auf drei Ebenen widmen:
•Hautpenetration,
•Hydratisierungswirkung und
•Antioxidative Eigenschaften.
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Multiactive qualities of dexpanthenol-containing topicals
Multiaktive Eigenschaften von
Dexpanthenol-haltigen Externa
Uwe Wollina1, Jörn Kubicki 2
ORIGINALIE ORIGINAL
Kosmetische Medizin 2/ 2007
1 Klinik für Dermatologie und Allergologie, Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt,
Städtisches Klinikum und Akademisches Lehrkrankenhaus der TU Dresden, Dresden
2 Roche Consumer Health Deutschland GmbH, Eppstein
Schlüsselwörter
Dexpanthenol, multiaktive Wirkungen, Penetration, Hydratisierung,
Antioxidation
Zusammenfassung
Dexpanthenol ist ein topisch aktiver multiaktiver Wirkstoff. Wir haben
uns der weiteren Charakterisierung solcher multiaktiver Wirkungen
auf drei Ebenen gewidmet: (a) der kutanen Penetration, (b) der
Hydratisierung der Haut und (c) antioxidativen Wirkungen. Hierzu
wurden In vivo-Untersuchungen an hautgesunden Probanden vorge-
nommen. Für die Penetrationsstudien setzten wir das Verfahren des
Tape-Stripping des Stratum corneum und der angrenzenden oberen
Epidermis ein. Aus diesen Proben wurde mittels Hochdruckflüssig-
keits-Chromatographie (HPLC) Dexpanthenol bestimmt. Für die
Hydratisierung wurden die Testsubstanzen wiederholt standardisiert
aufgetragen. Die Hautfeuchtemessung erfolgte dann über eine elek-
trische Kapazitätsbestimmung mit dem Corneometer CM 825. Im
Rahmen der Erfassung antioxidativer Wirkungen wurde die Haut ent-
weder einer UVA-Bestrahlung oder einer einmaligen Applikation
einer 10%igen Benzoylperoxidlösung ausgesetzt. Die Messungen
erfolgten mittels Chromametrie b* für den Verlust an Beta-Caroten
oder über HPLC und Fluoreszenzdetektion für peroxidiertes Squalen.
Wir konnten zeigen, dass Dexpanthenol aus verschiedenen topischen
Testpräparaten in Abhängigkeit von deren Zusammensetzung in
humane Haut penetriert. Die Winderfindungsraten lagen zwischen
30 und 78%. Dexpanthenol verfügt über einen speziellen Hydratisie-
rungseffekt, der über die physikalischen Effekte von Glycerin oder
Harnstoff hinausgeht und aus der Regeneration der Barrierefunktion
erklärt wird. Schließlich konnten wir zeigen, dass Dexpanthenol
sowohl die UVA-induzierte als auch die chemisch induzierte Bildung
reaktiver Sauerstoffspezies signifikant vermindert. Dexpanthenol
verfügt über multiaktive Eigenschaften in topischer Anwendung.
Key Words
Dexpanthenol, multiactive effects, penetration, hydration,
antioxidation
Summary
Topical dexpanthenol is a multiactive compound. We further char-
acterized those effects on three levels: (a) cutaneous penetration,
(b) hydration of skin and (c) antioxidative effects. The investiga-
tions have been performed in healthy volunteers in vivo. Penetra-
tion was studies using tape-stripping of stratum corneum and adja-
cent upper living epidermis. In these samples dexpanthenol was
analyzed by high-pressure liquid chromatography (HPLC). Hydra-
tion was assessed after standardised topical application of test
substances by electrical capacity measurements of skin with a Cor-
neometer CM 825. For antioxidative investigations skin was either
irradiated by UVA or exposed to a 10% benzoyl peroxide solution.
We assessed the consumption of beta-caroten by chromametry b*
and the peroxidation of squalens with HPLC combined with fluores-
cence detection.
We were able to show percutaneous penetration of dexpanthenol
from various test preparations depending on their composition.
The rate of penetration was between 30 to 78%. Dexpanthenol has
a special hydrating effect different from physical water binding
known for glycerine or urea. It seems to be related to capacity to
regenerate the epidermal barrier. Furthermore it could be demon-
strated that dexpanthenol reduces the oxidative stress induced by
UVA or benzoyl peroxide. In conclusion, dexpanthenol shows multi-
active qualities in topical use.
Material und Methoden
Penetrationsuntersuchungen
Es wurden vier Testprodukte bei 10 weiblichen hautgesunden Pro-
banden im Alter von 26–31 Jahren eingesetzt: Bepanthol Gesichts-
creme (a) mit 1% Dexpanthenol, (b) mit 2,5 % Dexpanthenol, (c) mit
5% Dexpanthenol und (c) ohne Wirkstoff. In einer zweiten Serie bei
10 weiblichen hautgesunden Probanden im Alter von 30–59 Jahren
wurden in gleicher Art und Weise die Testsubstanz Bepanthen Wund-
und Heilsalbe mit 5% Dexpanthenol (Verum) oder nur die Salben-
grundlage (Vehikel) eingesetzt.
Als Testfelder der ersten Serie dienten 10 x 16 cm große Hautareale
auf der Innenseite beider Unterarme. Für die zweite Serie wurden
gleich große Areale an der oberen Schulter genutzt. Mittels einer
7cm
2-Schablone und einer 1 ml Einwegspritze wurden von den Test-
substanzen jeweils 2mg pro cm2aufgetragen.
Es wurde anschließend der Dexpanthenolgehalt nach 2, 4, 8, 24 und
48 h nach Applikation eines der Testmuster von 17 durch Tape-Strip-
ping abgetragenen 2,5 x 2,0 cm großen Arealen des Stratum cor-
neum und der angrenzenden oberen Epidermis gewonnen. Aus die-
sen wurde mittels Hochdruckflüssigkeits-Chromatographie (HPLC)
Dexpanthenol bestimmt. Es fand das Gerät Beckman System Gold
(SA) mit den Modulen Solvent – Module 126 und Programmable
Detector Module 166 Anwendung. Wir setzten eine LiChrospher 100
RP-15-Elutionssäule (5 µm, 125 x 4 mm) der Firma Merck ein. Als
Eluent dienten Wasser und Acetinitrol, letzteres mit einem Gradien-
ten von 5–90% in 10 min. Die Flußrate betrug 1 ml/ min, das Injek-
tionsvolumen lag bei 20 µl. Detektiert wurde bei 214 nm UV-Licht.
Hydratisierungsstudien
In einer ersten Studie dienten als Testsubstanzen Bepanthol Lotio
ohne Zusätze (Vehikelprobe), mit 1%, 2,5 % oder 5 % Dexpanthenol,
mit 2%, 4% oder 6% Glycerin, mit 2%, 4% oder 8 % Harnstoff, mit
2%, 4% oder 8% Propylenglykol sowie mit 2%, 4 % oder 8 %
Natrium-Laktat. Die Studie wurde bei 20 weiblichen hautgesunden
Probanden im Alter von 35–43 Jahren in analoger Weise wie unter
(1) beschriebenen vorgenommen. In einem zweiten Teil wurde
Bepanthol Lotio F mit den gleichen Zusatzstoffen wie beschrieben
verwendet. In diesen Studienteil wurden 20 hautgesunde weibliche
Probanden im Alter von 30–59 Jahren eingeschlossen
Vor und jeweils 12 Stunden nach der ersten Applikation der Testsubs-
tanzen sowie and den Tagen 1, 3 und 7 wurde die Hautfeuchte über
eine elektrische Kapazitätsbestimmung mit dem Corneometer CM
825 (Courage & Khazaka, Köln) erfasst.
Antioxidative Wirkungen
Als Prüfsubstanzen verwendeten wir in einer ersten Studie Bepan-
thol Wund- und Heilsalbe (Vehikel bzw. mit 5 % Dexpanthenol) bei 20
(10 weibliche, 10 männliche) hautgesunden Probanden im Alter von
18–48 Jahren in Kombination mit 80 µl Beta-Caroten. In einer zwei-
ten Serie wurden die gleichen Testsubstanzen bei 20 hautgesunden
Probanden (9 weibliche, 11 männliche) im Alter von 18–37 Jahren in
Kombination mit 0,2% Alpha-Tocopherol geprüft. Alle Messungen
wurden im Winterhalbjahr vorgenommen.
An den Schultern wurden zwei Areale von 4 x 16 cm2markiert und in vier
Testfelder unterteilt. Diese wurden bis auf eines 7 Tage zweimal täglich
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Abb. 1: Zeitkinetik der Dexpanthenol-Penetration. Dargestellt sind Mittel-
werte des Dexpanthenolgehaltes in Prozent aus Dreifachbestimmungen. (a)
Bepanthol Gesichtscreme (5 % Dexpanthenol); (b) Bepanthen Wund- und
Heilsalbe (5% Dexpanthenol).
Abb. 2: Hautfeuchte (Hf) nach 7-tägiger Anwendung. (a) Bepanthol Lotio mit
Zusatzstoffen in aufsteigender Konzentration. (b) Bepanthol Lotio F mit
Zusatzstoffen in aufsteigender Konzentration.
mit den beiden Testsubstanzen behandelt (T7–T0). Auf allen vier
Testfeldern wurden 80 µl Beta-Caroten (5 mg / 100ml) appliziert
und 3 min später einmalig mit UVA (10 J/cm2) bestrahlt. Gemessen
wurden Farbveränderungen von Beta-Caroten (Farbindex b*, gelb-
grün) mittels Chromametrie (Chromameter CR 300, Minolta,
Japan).
Bei der zweiten Serie wurde statt Beta-Caroten 0,2%iges Alpha-
Tocopherol aufgetragen. Mittels HPLC wurden Squalen (SQ) und SQ-
Hydroperoxid (SQOOH) bestimmt. Für SQ verweneten wir die LiCh-
rospher 100 RP-18-Säule, für SQOOH setzten wir die LiChrospher
100 RP-Select B (beide Merck) ein. Als Dilutionsmittel diente Aceto-
nitril/Isopropanol (V/V = 1 : 1; SQ) bzw. Methanol (SQOOH). Die
Flußrate betrug in beiden Fällen 1 ml/min. Bei SQOOH diente Lumi-
nol (1 µg/ml), Cytochrom C (10 µg/ml in 50 mM Borat-Puffer (pH 10)
als Reaktionslösung. In Kombination mit dem Beckman System Gold
setzten wir das Shimadzu Fluorometer RF-551 ein.
In einem dritten Studienteil wurden die Testareale (wie oben) bei 20
hautgesunden Probanden (10 weibliche, 10 männliche) im Alter von
18–40 Jahren über 7 Tage zweimal täglich mit dem Vehikel oder dem
Verum mit 5% Dexpanthenol (Bepanthol Wund- und Heilsalbe) in
zwei Testfeldern vorbehandelt. Danach erfolgte auf alle 4 Testfelder
die Applikation von 80 µl Beta-Caroten-n-Hexan-Lösung (5 mg/ml).
Drei Minuten später wurde eine 10%ige Benzoylperoxidlösung in
Hexan auf die Testfelder 1 und 2 aufgetragen. Die Beta-Caroten-Ent-
färbung wurde mittels Chromametrie (Farbindex b* – gelb-grün)
verfolgt.
Ergebnisse
Penetrationsuntersuchungen
Der erste wichtige Aspekt dieser Studie untersuchte die Penetration
von Dexpanthenol aus Bepanthol Gesichtscreme bzw. Bepanthol
Wund- und Heilsalbe in gesunde Haut. Wie aus den Abbildungen 1a
und 1b zu entnehmen ist, penetriert der Wirkstoff über die Zeit hin-
weg in die vitale Epidermis. Es laufen hierbei zwei Vorgänge ab.
Während Dexpanthenolgehalt in den oberen Lagen des Stratum cor-
neum allmählich geringer wird, steigt der Gehalt in den unteren
Lagen an. Die Wiederfindungsraten des liberierten Wirkstoffes las-
sen sich mit 78% für die Bepanthol Gesichtscreme und 30% für die
Wund-und Heilsalbe kalkulieren.
Hydratisierungsstudien
Wie wir zeigen konnten, nimmt innerhalb von 7 Tagen die Hautfeuch-
tigkeit auch ohne Zusatz von Moisturizern deutlich zu. Dabei erweist
sich die lipidreichere Lotio F (Hf = 8,4) als tendenziell wirksamer als
die lipidärmere Lotio (HF = 7,7). Die Wirkung der Moisturizer ist kon-
zentrationsabhängig. Für die Wirksamkeit der Moisturizer ergibt sich
eine Reihenfolge des Feuchtigkeits-spendenden Effekts:
Glycerin (2,6) > Harnstoff (1,5) > Panthenol (0,97) > Na-Lactat (0,94) >
Propylenglycol (0,53) für die Lotio, Glycerin (1,5) > Panthenol (1,4) >
Harnstoff (1,1) > Na-Lactat (0,46) > Propylenglycol (0,39) für die
Lotio F (Abb. 2a,b).
Antioxidative Wirkungen
In zwei Untersuchungen wurde der Einfluss von topisch appliziertem
Dexpanthenol auf UV-induzierte Reaktionen an der Haut untersucht.
Die Haut wurde einem UVA-Stress ausgesetzt, welcher zu einer Minde-
rung der antioxidativen Schutzmechanismen führt. Beispielhaft wur-
den zwei wichtige epidermale Lipide herangezogen: Beta-Caroten und
SQ. Unter UV-Einfluss kommt es zum allmählichen Verlust der gelb-
orangen Eigenfarbe von Beta-Caroten sowie zu einer Peroxidation von
SQ zu SQOOH. Während die UVA-Bestrahlung zu einem 50% Verlust an
Beta-Caroten führt, konnte durch Vorbehandlung mit Dexpanthenol
auf 30% begrenzt werden. Dabei war der Unterschied zwischen Verum
und Vehikel statistisch signifikant (p < 0,05; Tab. 1).
In analoger Weise ist die Peroxidation von SQ bei Vorbehandlung mit
dem Dexpanthenol-haltigen Verum und einer 0,2%igen Alpha-Tocoph-
erol-haltigen Standardprobe um etwa 25% reduziert. Auch dieses
Resultat ist statistisch signifikant beim Vergleich von Verum und Kon-
trolle (p < 0,05; Tabelle 2).
Bei der durch Benzoylperoxid induzierten Oxidation von Beta-Caroten
findet eine Entfärbung von ca. 50% statt. Bei Vorbehandlung mit dem
Dexpanthenol-haltigen Testprodukt bleibt die Farbintensität auf einem
Niveau von 85% (p < 0,05; Tabelle 3).
Diskussion
Gegenstand der vorliegenden Untersuchungen sind so genannte mul-
tifunktionale Eigenschaften des topisch applizierten Dexpanthenols.
Der erste wichtige Aspekt dieser Studie untersuchte die Penetration
von Dexpanthenol aus Bepanthol Gesichtscreme bzw. Bepanthol
Wund- und Heilsalbe in gesunde Haut. Wie aus den Abbildungen 1a
und 1b zu entnehmen ist, penetriert der Wirkstoff über die Zeit hin-
weg in die vitale Epidermis. Es laufen hierbei zwei Vorgänge ab.
Während der Dexpanthenolgehalt in den oberen Lagen des Stratum
corneum allmählich geringer wird, steigt der Gehalt in den unteren
Lagen an. Es ist zu vermuten, dass diesem Prozess zwei unterschied-
lich gerichtete Bewegungen zugrunde liegen! Eine vertikale Diffusion
des topisch applizierten Dexpanthenol von der Hautoberfläche in die
vitalen Epidermis sowie eine laterale Diffusion der aufgetragenen
Zubereitung in die angrenzenden Randzonen. Die Wiederfindungsra-
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Tab. 1: Wirksamkeitsprüfung von Dexpanthenol bei UVA-induziertem photooxidativem Stress.
Behandlung mit Bepanthen Wund- und Heilsalbe mit 5% Dexpanthenol (Verum) versus Grundlage (Vehikel).
Alle Angaben als Mittelwerte +/– Standardabweichung; n = 20.
Beta-Caroten- Unbehandelt, Verum, Vehikel Unbehandelt,
Entfärbung unbestrahlt bestrahlt bestrahlt bestrahlt
b* (grün) 40,10+/–4,23 27,50+/–3,80 20,8+/–2,24 19,10+/–2,92
Inhibition (%) 38,5+/–15,0 8,6+/– 6,0
ten des liberierten Wirkstoffes von 30–78% werden durch frühere
Studien mit 14C-markiertem Dexpanthenol unterstützt, die sowohl die
Permeation des Wirkstoffes bis in das Corium als auch die Abhängig-
keit der Penetration und Permeation von der Externagrundlage
belegten. Eine O/W-Grundlage hatte seinerzeit zu einer schnelleren
Penetration und Permeation geführt als eine Ölgrundlage [3]. Kürzlich
konnte an Schweinehaut gezeigt werden, dass sich die Penetration
von Dexpanthenol durch Phonopherese verstärken lässt [6].
Die Hautfeuchtigkeit, wie sie mittels Corneometrie erfasst wird, wird
im Wesentlichen durch den Wassergehalt des Stratum corneum
bedingt. Dies ist technisch so gelöst, dass der Kondensator der Mess-
Sonde eine mittlere Eindringtiefe des elektrischen Feldes von 30 µm
garantiert. Der kapazitive Widerstand basiert auf der Dieelektrizi-
tätszahl des Wassers. Aus der gemessenen Kapazität kann auf den
Wassergehalt des Stratum corneum geschlossen werden [7].
Wie wir zeigen konnten, nimmt innerhalb von 7 Tagen die Hautfeuch-
tigkeit durch das Vehikel auch ohne Zusatz von Moisturizern deutlich
zu. Dabei erweist sich die lipidreichere Lotio F (∆Hf = 8,4) als tenden-
ziell wirksamer als die lipidärmere Lotio (∆HF = 7,7). Die Wirkung der
Moisturizer ist zum einen konzentrationsabhängig, andererseits
lässt sich eine Reihenfolge der Stärke des Feuchtigkeits-spendenden
Effekts herausarbeiten: Glycerin (2,6) > Harnstoff (1,5) > Panthenol
(0,97) > Na-Lactat (0,94) > Propylenglycol (0,53) für die Lotio, Glyce-
rin (1,5) > Panthenol (1,4) > Harnstoff (1,1) > Na-Lactat (0,46) > Propy-
lenglycol (0,39) für die Lotio F (Abb. 2a,b).
Die Kinetik der Hydratisierung legt die Vermutung nahe, dass unter-
schiedliche Prozesse beteiligt sind [7, 8]. Für Glycerin und Harnstoff
mit rascher Kinetik liegt offenbar eine spontan eintretende physikali-
sche Bindung von Wasser im Interzellularraum vor. Für Dexpanthenol
mit verzögerter Kinetik spielt die allmähliche Wasseraufsättigung
durch Regeneration der epidermalen Barriere eine größere Rolle. Als
Beleg für diese Sicht lassen sich experimentelle Studien anführen,
die für den Einfluss von Dexpanthenol auf die Regeneration der inter-
zellulären Lipiddoppelmembranen sprechen [9]. Bei Wunden hat
Dexpanthenol rascher zur Minderung des Flüssigkeitsverlustes über
die Haut geführt als Vergleichsprodukte [10–12].
Die Haut ist als Grenzorgan ständigen oxidativen Einwirkungen aus
der Umwelt ausgesetzt. Hier sind vor allem die UV-Strahlen zu nen-
nen, die die Bildung von Sauerstoff-Radikalen (ROS) in der Haut
induzieren. Diese bestehen aus dem Hydroperoxidradikal, Wasser-
stoffperoxid, Singulett-Sauerstoff und dem OH-Radikal, welche zu
Oxidationen von Hautbestandteilen wie Proteinen und Lipiden füh-
ren können und die antioxidativen Schutzpotentiale der Haut (Enzy-
matisch: Katalase, Peroxidase, Superoxid-Dismutase, Hämoxigenase;
antioxidative Substanzen: Alpha-Tocopherol, Ascorbinsäure, Harn-
säure, Glutathion) erschöpfen [13]. Dexpanthenol scheint indirekt an
der Regeneration von Alpha-Tocopherol über den Zitronensäurezy-
klus beteiligt zu sein [14].
In zwei Untersuchungen wurde der Einfluss von topisch appliziertem
Dexpanthenol auf UV-induzierte Reaktionen an der Haut untersucht.
Die Haut wurde einem UVA-Stress ausgesetzt, welcher zu einer Min-
derung der antioxidativen Schutzmechanismen führt [15]. Beispiel-
haft wurden zwei wichtige epidermale Lipide herangezogen: Beta-
Caroten und SQ. Unter UV-Einfluss kommt es zum allmählichen
Verlust der gelb-orangen Eigenfarbe von Beta-Caroten sowie zu einer
Peroxidation von SQ zu SQOOH [16]. Während die UVA-Bestrahlung
zu einem 50% Verlust an Beta-Caroten führt, konnte durch Vorbe-
handlung mit Dexpanthenol auf 30% begrenzt werden (Tab. 1). In
analoger Weise ist die Peroxidation von SQ bei Vorbehandlung mit
dem Dexpanthenol-haltigen Verum um etwa 25% reduziert (Tab. 2).
Bei der durch Benzoylperoxid induzierten Oxidation von Beta-Caro-
ten findet eine Entfärbung von ca. 50% statt. Bei Vorbehandlung mit
dem Dexpanthenol-haltigen Testprodukt bleibt die Farbintensität auf
einem Niveau von 85% (Tab. 3). Wie aus anderen Untersuchungen
bekannt ist, führt Benzoylperoxid zu einer Hemmung der antioxidati-
ven Enzyme der Haut (Katalase, Glutathion-Peroxidase und -Reduk-
tase etc.) [17]. Dexpanthenol kann diesen negativen Effekt deutlich
mindern.
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Tab. 2: Wirksamkeitsprüfung von Dexpanthenol bei UVA-induziertem photooxidativem Stress.
Behandlung mit Bepanthen Wund- und Heilsalbe mit 5% Dexpanthenol (Verum) versus Grundlage (Vehikel).
SQ = Squalen; SQOOH = Squalenperoxid. Alle Angaben als Mittelwerte +/– Standardabweichung; n = 20.
Squalen- Unbehandelt, Verum, Vehikel Unbehandelt,
Peroxidation unbestrahlt bestrahlt bestrahlt bestrahlt
pmol SQOOH/µg SQ 933,35+/–48,75 702,20+/–49,80 708,00+/–13,06 887,70+/–44,53
Inhibition (%) 24,60+/–6,44 24,10+/–4,24 4,88+/–2,52
Tab. 3: Wirksamkeitsprüfung von Dexpanthenol bei Benzoylperoxid (BPO)-induziertem oxidativem Stress.
Behandlung mit Bepanthen Wund- und Heilsalbe mit 5% Dexpanthenol (Verum) versus Grundlage (Vehikel).
Alle Angaben als Mittelwerte +/– Standardabweichung; n = 20.
Beta-Caroten-Entfärbung Verum Verum + BPO Vehikel + BPO
b* (grün) 39,94+/–3,28 35,23+/–4,08 19,93+/–3,19
Inhibition (%) 79,90+/–14,31 8,50+/–12,28
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Dexpanthenol ein mul-
tiaktiver Wirkstoff in topischen Zubereitungen ist. Dexpanthenol
kann in die Haut penetrieren und zu einem gewissen Anteil auch per-
meieren. Dexpanthenol besitzt hydratisierende Wirkungen, die mit
seiner die epidermale Barriere regenerierenden Eigenschaften in
Zusammenhang stehen und die Substanz von klassischen Moisturi-
zern wie Glycerin oder Harnstoff unterscheiden. Dexpanthenol zeigt
sowohl beim UV-induzierten als auch dem chemisch induzierten
kutanem ROS-Stress eine signifikante antioxidative Wirkung in vivo.
Korrespondenzadresse:
Prof. Dr. Uwe Wollina
Klinik für Dermatologie und Allergologie
Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt
Akademisches Lehrkrankenhaus der TU Dresden,
Friedrichstrasse 41
D-01067 Dresden
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