Content uploaded by Eva Wittenberg
Author content
All content in this area was uploaded by Eva Wittenberg on Sep 11, 2014
Content may be subject to copyright.
Linguistische Berichte 235/2013
©
Helmut Buske Verlag, Hamburg
Psycholinguistik
Paradigmenspezifische Effekte
subtiler semantischer Manipulationen
Eva Wittenberg
Abstract
Dieser Artikel vergleicht psycholinguistische Ergebnisse zweier Arten von subtilen semanti-
schen Manipulationen, nämlich von aspektuellen Anpassungen und von Funktionsverbgefü-
gen. Beide Phänomene bringen eine uneindeutige, schwer zu interpretierende Datenlage her-
vor. Es wird gezeigt, dass selbstgesteuertes Lesen unter Umständen zu unzuverlässig ist, um
präzise Aussagen über kognitive Verarbeitungskosten treffen zu können, dafür plädiert, auch
weniger beachteten Methoden der Psycholinguistik wieder mehr Aufmerksamkeit zu schen-
ken, und die Frage nach der Natur kognitiver Kosten neu gestellt.
1 Einleitung
Einer der Ankerpunkte der modernen Psycholinguistik ist die angenommene
positive Korrelation struktureller Komplexität mit kognitiven Kosten (Miller &
Chomsky, 1963; für eine heutige Version siehe Phillips, 2012
1
). Kognitive Kos-
ten werden durch verschiedene psychologische Messtechniken beobachtet, von
denen die Methode des selbstgesteuerten Lesens wegen ihres geringen techni-
schen Aufwandes eine der beliebtesten darstellt (Mitchell, 2004; Hemforth,
2006). Eine Vielzahl von Lesezeitstudien hat wiederholt bestätigt, dass komple-
xe oder fehlerhafte Strukturen mit einem Mehraufwand an kognitiven Kosten
verbunden sind. Ein syntaktisch komplexes Phänomen wie Objektrelativsätze
(„Maria erzählte mir von der Frau, die die Eltern angerufen haben“) beispiels-
weise resultiert in einem höheren Verarbeitungsaufwand gegenüber Subjektrela-
tivsätzen („Maria erzählte mir von der Frau, die die Eltern angerufen hat“) – ein
Ergebnis, das über verschiedene experimentelle Methoden und verschiedene
1
Für Hinweise und Kritik danke ich Heike Wiese, Manizeh Khan und einem anonymen Gutach-
ter.
Eva Wittenberg
294
Sprachen replizierbar ist (Schriefers, Friederici & Kuhn, 1995; Bader & Meng,
1999; Traxler, Morris & Seely, 2002; Hsiao & Gibson, 2003; Gibson, Desmet,
Grodner, Watson, & Ko, 2005).
In den letzten Jahren sind jedoch andere Phänomene in den Fokus der Psy-
cholinguistik gerückt; Phänomene, die sich syntaktisch simpler Strukturen be-
dienen, allerdings eine erhöhte semantische Komplexität aufweisen, wie bei-
spielsweise aspektuelle Anpassungen (“aspectual coercions”; Egg, 1994; Döl-
ling 2001, Pustejovsky und Boullion, 1995; Jackendoff, 1997). Bei aspektuellen
Anpassungen gibt es Unstimmigkeiten in der semantischen Struktur zweier
satzinterner Phrasen; beispielsweise wird ein punktuelles Verb („hüpfen“) mit
einer Temporalphrase kombiniert, die eine punktuelle Interpretation nicht zu-
lässt: „Der Frosch hüpft den ganzen Tag“ kann nicht als Bezug auf ein einzelnes
Hüpfereignis verstanden werden, sondern muss auf semantischer Ebene iterativ
angereichert, d.h. als eine Vielzahl von Hüpf-Ereignissen interpretiert werden,
die Ereignissemantik wird also angepasst. Zu diesem Phänomen gibt es eine
eher gemischte Datenlage; die Korrelation von struktureller Komplexität zu
kognitiven Kosten wird daher im Bereich der Semantik immer wieder in Frage
gestellt.
2
Zwei mögliche Schlussfolgerungen ergeben sich aus der Diskrepanz zwi-
schen zuverlässig beobachtbaren Kosten syntaktischer Komplexität und teilwei-
se unzuverlässiger Daten semantischer Komplexität: A) Indikatoren von Verar-
beitungskosten bei aspektuellen Anpassungen wurden durch puren Zufall her-
vorgerufen („falsch positiv“). Das semantische System ist so flexibel, dass durch
kleinere Unstimmigkeiten keine Kosten verursacht werden, bzw. liegen diejeni-
gen semantischen Theorien falsch, die von einer Unstimmigkeit bei aspektuellen
Anpassungen ausgehen. B) Das Fehlen eines Unterschiedes bei aspektuellen
Anpassungen ist das Ergebnis eines Fehlers zweiter Art, ein „falsch negativ“.
Subtile semantische Manipulationen verursachen beobachtbare Kosten, aber die
Lesezeit-Methode kann diese Kosten nicht aufgreifen.
Das Problem der existierenden Studien zu aspektuellen Anpassungen ist,
dass meist verschiedene Stimuli, verschiedene syntaktische Konfigurationen,
auch zum Teil verschiedene Arten aspektueller Anpassungen beobachtet wurden
und deshalb die uneindeutige Datenlage schwer zu beurteilen ist. Der vorliegen-
de Aufsatz bedient sich deshalb des Phänomens der Funktionsverbgefüge, die in
gewisser Hinsicht aspektuellen Anpassungen ähneln.
Zu Funktionsverbgefügen gibt es in zwei verschiedenen Methoden mit virtu-
ell identischen Stimuli und der gleichen Syntax bereits zuverlässige Daten, er-
hoben mit verschiedenen Methoden (Piñango, Mack & Jackendoff, erscheint;
Wittenberg & Piñango, 2011; Wittenberg, Paczynski, Wiese, Jackendoff & Ku-
perberg, in Begutachtung). Hypothese A („falsch positiv“) kann also mit großer
Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden.
2
So verorten de Almeida & Dwivedi (2008) das Phänomen im Bereich der Pragmatik. Auch
pragmatische Komplexität muss jedoch kognitiv bearbeitet werden, insofern verschiebt diese Sicht-
weise die Frage kognitiver Kosten lediglich auf eine andere theoretische Ebene.
Paradigmenspezifische Effekte subtiler semantischer Manipulationen
295
Es soll nun untersucht werden, ob Hypothese B („falsch negativ“) für das Feh-
len erhöhter Lesezeiten bei aspektuellen Anpassungen verantwortlich ist. Falls
auch im Falle von Funktionsverbgefügen keine Unterschiede in den Lesezeiten
gefunden werden können, spricht das dafür, dass selbstgesteuertes Lesen nicht
das Mittel erster Wahl für die Messung kognitiver Kosten bei subtilen semanti-
schen Manipulationen ist.
Im Folgenden wird die Datenlage zu aspektuellen Anpassungen und zu
Funktionsverbgefügen kurz zusammengefasst und dann eine Lesezeitstudie zu
Funktionsverbgefügen beschrieben.
2 Datenlage zu aspektuellen Anpassungen
Das Phänomen der aspektuellen Anpassungen ist einer von vielen Fällen, in
denen die Bedeutung eines Ausdrucks so semantisch angereichert wird, dass
eine im Satzkontext zunächst inkompatible Bedeutung widerspruchsfrei integ-
riert werden kann. So kann beispielsweise (1a) ohne einen Anpassungsvorgang
als punktuelles, telisches Ereignis interpretiert werden, da das Verb „niesen“ in
seiner Grundbedeutung punktuell und telisch ist; in (1b) muss die Bedeutung so
angepasst werden, dass das Niesen iterativ verstanden wird:
(1) a. Julius niest nach zehn Minuten.
b. Julius niest zehn Minuten lang.
Obwohl in der Literatur wenig Einigkeit herrscht, wie diese und andere aspek-
tuellen Anpassungen zu Stande kommen (Dölling, 2003), wird im Allgemeinen
angenommen, dass sie mit einem kognitiven Mehraufwand belastet sind (Bren-
nan & Pylkkänen, 2008; siehe jedoch Moens & Steedman, 1988). Psycholingu-
istische Studien haben dazu widersprüchliche Ergebnisse gefunden.
In der ersten experimentellen Untersuchung aspektueller Anpassungen nut-
zen Piñango, Zurif & Jackendoff (1999) eine cross-modale lexikalische Ent-
scheidungsaufgabe. Probanden hörten Sätze wie (2a) und (2b):
(2) a. The light shone for about two hours after the last cab left the par-
king lot.
b. The light flashed for about two hours after the last cab left the
parking lot.
Während das Verb “shine” in (2a) eine durative Grundbedeutung hat und da-
durch mit der Zeitangabe “for two hours” kompatibel ist, ist “flash” in (2b)
punktuell; somit muss (2b) aspektuell von einem punktuellen zu einem iterati-
ven Ereignis angepasst werden. Da diese Anpassung und eventuell damit ver-
bundene Kosten durch die Semantik der Adverbialphrase ausgelöst werden,
wollten Piñango et al. (1999) Verarbeitungskosten an diesem Zeitpunkt messen.
Zu diesem Zweck wurde nach der Adverbialphrase eine Buchstabenkette visuell
präsentiert. Die Probanden mussten durch Knopfdruck entscheiden, ob diese
Eva Wittenberg
296
Buchstabenkette ein legitimes Wort des Englischen präsentiert oder nicht (lexi-
kalische Entscheidung). Die Ergebnisse zeigen signifikant längere Reaktionszei-
ten für die lexikalische Entscheidung, wenn der auditiv präsentierte Satz eine
aspektuelle Anpassung enthielt. Eine spätere Studie replizierte diese Ergebnisse
mit dem gleichen Paradigma (Piñango, Winnick, Ullah, & Zurif, 2006).
Mit diesen Ergebnissen konsistent sind auch Resultate aus einer “stop-
making-sense” Studie von Todorova, Straub, Badecker & Frank (2000). Die
Probanden in dieser Studie führten Akzeptabilitätsurteile durch, während ihnen
Sätze in mehreren Segmenten präsentiert wurden. Nach jedem Urteil erschien
das nächste Segment des jeweiligen Satzes. Gemessen wurden sowohl die Zeit,
bis ein Urteil erreicht wurde, als auch die Akzeptanzraten. Die Autoren beobach-
teten längere Lesezeiten und geringere Akzeptanzraten in Sätzen, in denen eine
aspektuelle Anpassung gefordert wurde. Weitere Experimente stellten ebenfalls
längere Lesezeiten in Sätzen mit aspektueller Anpassung fest (Husband, Stockall
& Beretta, 2010; Brennan & Pylkkänen, 2008).
Auch neurophysiologische Experimente unterstützten diese Ergebnisse. Pac-
zynski & Kuperberg (2011) zeigten, dass aspektuelle Anpassungen zu einer
verlängerten, weit verteilten Negativität führten, die ca. 500 ms nach der Anpas-
sung einsetzte und mit einer Ausnahme eines Abschnittes von 100ms über eine
Sekunde dauerte. In einer Studie zu aspektuellen Anpassungen im Deutschen
berichtete Bott (2010) ebenfalls eine verlängerte, linksfrontal konzentrierte
Negativität von 500-1500ms. Brennan & Pylkkänen (2008) fanden in einem
MEG-Experiment erhöhte präfrontale Aktivität in Sätzen mit aspektueller An-
passung.
Soweit lässt sich sagen, dass Evidenz von cross-modalen lexikalischen Ent-
scheidungsaufgaben, “stop-making-sense”-Paradigmen und neurolinguistischen
Verfahren ergeben hat, dass aspektuelle Anpassungen mit erhöhtem Verarbei-
tungsaufwand im Verstehensprozess einhergehen. Allerdings ist die Datenlage
alles andere als eindeutig: Einige Lesezeitstudien konnten diese Ergebnisse
nicht replizieren, wie beispielsweise Pickering, McElree, Frisson, Chen & Trax-
ler (2006) oder Bott (2010, Experiment 6). Proctor, Dickey & Rips (2004) fan-
den ebenso wenig längere Lesezeiten nach der Anpassung, nur gegen Satzende.
Blickbewegungsexperimente brachten ebenfalls gemischte Ergebnisse hervor
(Pickering et al., 2006; Townsend, 2012).
3 Datenlage zu Funktionsverbgefügen
Funktionsverbgefüge sind Verbalphrasen wie in (3a) und (3c), die aus einem
semantisch gebleichten Verb („gibt“ bzw. „bekommt“) und einem Substantiv
(„Kuss“) bestehen, welches prädikativ wirkt (von Polenz, 1987; Gallmann,
1999; siehe auch Wiese, 2006, zur semantischen Repräsentation von Funktions-
verbgefügen):
Paradigmenspezifische Effekte subtiler semantischer Manipulationen
297
(3) a. Karl gibt Frieda einen Kuss.
b. Karl gibt Frieda einen Stift.
c. Frieda bekommt von Karl einen Kuss.
d. Frieda bekommt von Karl einen Stift.
Im Gegensatz zu Nicht-Funktionsverbgefügen in (3b) und (3d) muss das Ereig-
nis „küssen“ in (3a) und (3c) erst hergeleitet werden: Das Verb liefert Tempus,
Aktionsart und Richtung des Ereignisses und das Nomen den Ereignistyp. Inso-
fern ähneln Funktionsverbgefüge den aspektuellen Anpassungen: Der Ereignis-
typ ist gegeben, kann aber nicht ohne eine konzeptuelle Anpassung verstanden
werden. Im Fall von Funktionsverbgefügen besteht die Anpassung darin, dass
das vom Verb bereitgestellte Ereignis vom Ereignis „Kuss“ überlagert wird: in
(3a) beispielsweise ist das Subjekt nicht nur Agens von „geben“, sondern auch
Agens von „Kuss“. Die Semantik des Verbs bestimmt dabei, wie die themati-
schen Rollen verteilt werden, so dass in (3c) das Subjekt sowohl als Rezipient
von „bekommen“ als auch als Patiens von „Kuss“ verstanden wird. Dabei ist
noch umstritten (und wahrscheinlich von Fall zu Fall unterschiedlich), ob die
semantische Argumentstruktur des Verbs durch die semantische Argumentstruk-
tur des Substantivs im Funktionsverbgefüge komplett verdrängt wird oder ob
beide semantischen Argumentstrukturen gleichzeitig aktiv sind (von Polenz,
1963; Heringer, 1968; Helbig, 1979; Sommerfeldt, 1980; Heidolph et al., 1981;
Grimshaw & Mester, 1988; Eisenberg, 1999; Butt, 2010; Müller, 2010; vgl.
auch Wiese, 2006, für eine Modellierung der semantischen Repräsentation;
siehe Wittenberg & Snedeker (in Begutachtung) für eine psycholinguistische
Untersuchung dieser beiden Hypothesen). Ähnlich wie bei aspektuellen Anpas-
sungen wird auch hier zum Teil von vermehrten Verarbeitungskosten ausgegan-
gen (Piñango, Mack & Jackendoff, erscheint; Wittenberg & Piñango, 2011;
Müller & Wechsler, 2013).
Funktionsverbgefüge sind in den letzten Jahren vermehrt in den Fokus der
Psycholinguistik gerückt. Den Anfang machten Piñango et al. (erscheint) mit
einer cross-modalen Studie. Probanden hörten Sätze wie (3a) und (3b) auf Eng-
lisch und wurden nach dem direkten Objekt mit einer lexikalischen Entschei-
dungsaufgabe konfrontiert. Nach Funktionsverbgefügen erhöhte sich die Reak-
tionszeit signifikant, verglichen mit Nicht-Funktionsverbgefügen. Wittenberg &
Piñango (2011) konnten diesen Effekt in deutschen Verbletztsätzen replizieren.
Wittenberg, Paczynski, Wiese, Jackendoff & Kuperberg (in Begutachtung)
untersuchten das Verstehen von Funktionsverbgefügen mittels ereigniskorrelier-
ter Potentiale (EKP). Die Probanden in dieser Studie lasen einen Kontextsatz,
gefolgt von einem Satz mit Funktionsverbgefüge (4a), einer syntaktisch äquiva-
lenten, semantisch transparenten Konstruktion (4b, „Nicht-Funktionsverb-
gefüge“) oder einer inakzeptablen Kombination eines potentiellen Funktions-
verbs mit einem unpassenden Substantiv (4c, „Kombinationsfehler“):
Eva Wittenberg
298
(4) Das Flugzeug war schon hoch über den Wolken.
a. Als die Stewardess eine Ansage machte, ...
b. Als die Stewardess einen Kaffee machte, ...
c. Als die Stewardess ein Gespräch machte, ...
...ging gerade die Sonne über den Wolken auf.
Kombinationsfehler wie in (4c) resultierten in einem P600-Effekt, gemessen am
Verb („machte“). Dieser Effekt tritt oft nach grob unplausiblen Verb-Argument-
Kombinationen auf (Kuperberg, 2007). Funktionsverbgefüge hingegen brachten
eine anhaltende, weit gestreute Negativität hervor. Dieses Ergebnis wurde – wie
die erhöhten Reaktionszeiten in Piñango et al. (erscheint) und Wittenberg &
Piñango (2011) – als Beleg für gestiegene Verarbeitungskosten interpretiert.
Interessanterweise sind sowohl die Dauer als auch die Verteilung der Negativität
mit den Effekten aspektueller Anpassungen vergleichbar (Paczynski & Kuper-
berg, 2011; Bott, 2010).
Psycholinguistische Studien zu Funktionsverbgefügen haben also bisher kei-
ne widersprüchlichen Ergebnisse gebracht: Diese Konstruktionen sind mit ei-
nem kognitiven Mehraufwand in der Verarbeitung verbunden. Allerdings wurde
dieser Mehraufwand bisher nur in der selten angewandten cross-modalen lexika-
lischen Entscheidungsaufgabe und im sehr sensitiven EKP gezeigt, jedoch noch
nie im weit verbreiteten Paradigma des selbstgesteuerten Lesens. Im Folgenden
wird diese Lücke geschlossen.
Sollte sich in der unten beschriebenen Studie der kognitive Mehraufwand
von Funktionsverbgefügen durch längere Lesezeiten bemerkbar machen, wäre
dies ein Hinweis darauf, dass aspektuelle Anpassungen mit ihren widersprüchli-
chen Ergebnissen ein Sonderfall in der psycholinguistischen Literatur sind.
Finden sich jedoch keine signifikanten Unterschiede zwischen Funktionsverbge-
fügen und Nicht-Funktionsverbgefügen, können wir schließen, dass selbstge-
steuertes Lesen wahrscheinlich nicht die beste Methode ist, um subtile semanti-
sche Manipulationen zu erfassen. Die Kombinationsfehler in (4c) dienen in der
unten beschriebenen Studie als Qualitätskontrolle: Wenn sich hier Unterschiede
zu Funktionsverbgefügen finden, kann davon ausgegangen werden, dass weni-
ger subtile Manipulationen in jedem Fall durch das Paradigma erfasst werden
können.
4 Methode
Probanden
. 40 Studenten der Universität Potsdam (8 männlich, Durchschnittsal-
ter: 24) nahmen an der Studie gegen eine Aufwandsentschädigung teil. Alle
Probanden waren Rechtshänder und deutsche Muttersprachler.
Materialien. Es wurden 30 modifizierte Sets von Wittenberg et al. (in Begutach-
tung) benutzt, allerdings ohne den Kontextsatz. Jedes Set enthielt drei Sätze, die
entweder ein Funktionsverbgefüge (4a), eine syntaktisch äquivalente, seman-
Paradigmenspezifische Effekte subtiler semantischer Manipulationen
299
tisch transparente Konstruktion (4b, „Nicht-Funktionsverbgefüge“) oder eine
inakzeptable Kombination zwischen einem potentiellen Funktionsverb und
einem unpassenden Substantiv (4c, „Kombinationsfehler“) enthielten. Innerhalb
eines Sets variierten die Sätze allein durch das kritische Substantiv in der Ver-
balphrase. Jeder Satz begann mit einer subordinierenden Konjunktion, gefolgt
vom Subjekt, optional einer Adverbialphrase und einem indirekten Objekt.
Schließlich kam das kritische Substantiv („Ansage“/„Kaffee“/„Gespräch“) und
das kritische Verb („machte“), das je nach vorhergehendem Substantiv ein Funk-
tionsverb (4a) oder ein Nicht-Funktionsverb war (4b). Nach dem kritischen Verb
begann der Matrixsatz mit dem Hauptverb, gefolgt vom Rest des Satzes.
Um nomenspezifische Unterschiede in den Lesezeiten auszuschließen, wa-
ren die Substantive in ihrer Länge und Auftretenshäufigkeit genormt (siehe
Tabelle 1). Die Auftretenshäufigkeitsdaten wurden dem DWDS-Korpus ent-
nommen, das aus 100 Millionen Wörtern besteht (Geyken, 2007). Die kritischen
Substantive unterschieden sich weder in ihrer Länge (alle ts<0,44, alle ps >0,65)
noch in ihrer Auftretenshäufigkeit (alle ts<0,27, alle ps >0,76), wie t-Tests bestä-
tigten.
Substantive
in...
Funktionsverb-
gefügen
Nicht-Funktions-
verbgefügen
Kombinations-
fehlern
Länge 7,97 (2,23) 7,81 (2,42) 8,10 (2,81)
Auftretens-
häufigkeit
1314 (1709) 1360 (1749) 1396 (1710)
Tabelle 1: Länge (in Anzahl der Buchstaben) und Auftretenshäufigkeit (pro Millionen
Tokens) der kritischen Substantive, beides mit Standardabweichungen in Klammern. Die
kritischen Substantive unterschieden sich in diesen Punkten nicht zwischen den Ver-
suchsbedigungen.
Die 90 Sätze wurden in drei Listen zwischen den Probanden aufgeteilt, d.h.
jeder Proband las 10 Sätze jeder Kategorie, aber niemals ein Set zweimal. Über
alle Probanden hinweg wurde jedes Set jedoch in allen drei Bedingungen gese-
hen.
Jede Liste wurde um 60 Füllsätze mit ähnlicher Syntax ergänzt. Nach 40 der
Füllsätze wurden die Probanden gebeten, eine plausible Fortsetzung der Ge-
schichte zu schreiben. Dies stellte sicher, dass die Studienteilnehmer alle Sätze
aufmerksam und engagiert lesen würden (Fields & Kuperberg, 2012).
Vorgehensweise. Die Probanden wurden gebeten, in komfortabler und normaler
Geschwindigkeit zu lesen, so dass sie jeden Satz gut verstehen konnten. Für die
Präsentation wurde das Linger-Softwarepaket genutzt (Rohde, 2005). Nach
einer kurzen Einführung wurden die Sätze Wort für Wort nichtkumulativ in
einem sich bewegenden Fenster präsentiert (Just, Carpenter & Woolley, 1982).
Am Anfang jedes Probelaufs sahen die Probanden Striche an Stelle der Buch-
staben in 14pt schwarzer Courier-Schrift. Indem die Probanden die Leertaste
Eva Wittenberg
300
betätigten, erschien das erste Wort; mit jedem weiteren Drücken der Leertaste
erschien ein weiteres Wort, und das zuletzt gesehene verwandelte sich wieder in
Striche. Lesezeiten wurden als Zeit zwischen zwei Tastenbetätigungen gemes-
sen.
5 Ergebnisse
Lesezeiten an nicht-finalen Wörtern, die weniger als 200ms oder mehr als
2000ms betrugen, wurden von der Analyse ausgeschlossen (492 Fälle oder
0,03% der Daten). Für satzfinale Wörter wurde keine Grenze gesetzt, da es an
diesem Punkt oft zu längeren Lesezeiten kommt („Wrap-up-Effekt“, Just et al.,
1982).
Für die Analyse wurde an jedem Wort ein lineares gemischtes Modell ange-
wandt (Baayen, Davidson, & Bates, 2008), mit Satztyp (Funktionsverbgefüge,
Nicht-Funktionsverbgefüge und Kombinationsfehler) als Fixer Effekt und zufäl-
ligen Effekten für Probanden und Einzelsatz. Da unterschiedliche Lesezeiten an
einem Wort in verschiedenen Versuchsbedingungen auch das Resultat von Un-
terschieden an vorhergehenden Wörtern reflektieren können (Sanford & Garrod,
1989), wurden auch, ähnlich wie bei Hofmeister (2011), die Lesezeiten an den
vorhergehenden zwei Wörtern als Fixe Effekte in das Modell integriert. Die
Analyse wurde mit dem lme4-Paket in R durchgeführt (R Development Core
Team, 2007). Abbildung 1 zeigt die durchschnittlichen Lesezeiten nach Region
mit Standardfehlern.
Abbildung1. Durchschnittliche Lesezeiten für die Regionen ab dem Verb und darüber
hinaus, mit Standardfehlern. Die Unterschiede zwischen Konstruktionsfehlern und Funk-
tionsverbgefügen sind signifikant, die zwischen Funktionsverbgefügen und Nicht-
Funktionsverbgefügen nicht.
Paradigmenspezifische Effekte subtiler semantischer Manipulationen
301
Für die Regionen vor dem kritischen Substantiv gab es keine Unterschiede in
den Lesezeiten (alle bs<|11|, alle ts<|2|, alle ps >0,05). Tabelle 2 zeigt alle Lese-
zeiten und Standardabweichungen nach Region. Es gab einen signifikanten
Satztyp-Effekt zwischen Funktionsverbgefügen und Kombinationsfehlern:
Kombinationsfehler resultierten in längeren Lesezeiten am Substantiv (b=-30,
t=2,92, p<0,01), am Verb (b=-68,35, t=4,99, p<0,001), am ersten (b=-144.5,
t=9,5, p<0,001) und zweiten Wort nach dem Verb (b=-43,9, t=4,64, p<0,001). In
der postverbalen Region wurden beide Satztypen wieder gleich schnell gelesen
(b=-6,9, t=0,96, p=0,33), am satzfinalen Wort jedoch resultierten Kombinations-
fehler wieder in längeren Lesezeiten (b=-26,7, t=1,92, p=0,06). Ähnlich waren
die Ergebnisse zwischen Nicht-Funktionsverbgefügen und Kombinationsfehlern
(alle bs <-39, alle ts<-3,8, alle ps<0,003; postverbale Region: b=-11,4, t=-1,59,
p=0,11).
Die längeren Lesezeiten in Kombinationsfehlern können nicht auf Spillover-
Effekte vom Nomen reduziert werden, da zwar Spillover-Effekte für Konstruk-
tionsfehler zu beobachten waren (Effekt vom Nomen auf das Verb in Konstruk-
tionsfehlern: t=3,8, p<0,001; Effekt des Nomens auf das Wort nach dem Verb:
t=2,41, p<0,03), diese aber keinen Einfluss auf die Größe des Satztyp-Effekts
hatten. Die längeren Lesezeiten an Kombinationsfehlern unterstützen also die
EKP-Ergebnisse von Wittenberg et al. (in Begutachtung).
Zwischen Funktionsverbgefügen und Nicht-Funktionsverbgefügen gab es
keinen Unterschied in den Lesezeiten, weder am Substantiv (b=-12,1, t=-1,1,
p=0,25), noch am Verb (b=18,4, t=1,35, p=0,18), noch am ersten (b=15,2,
t=1,01, p=0,31) oder zweiten Wort nach dem Verb (b=2,7, t=0,28, p=0,78). Auch
in der postverbalen Region (b=-3,3, t
=-0,46, p=0,64) und dem satzfinalen Wort
ließen sich keine Unterschiede feststellen (b=16,6, t=0,51, p=0,61).
Eva Wittenberg
302
Funktions-
verbgefüge
Nicht-
Funktions-
verbgefüge
Kombinati-
onsfehler
Erstes Wort („Als“) 416 (164) 422 (176) 404 (149)
Zweites Wort („die“) 393 (124) 391 (122) 380 (104)
Drittes Wort („Stewardess“) 496 (254) 481 (230) 490 (263)
Pränominale Region („gerade
eine/en/_“)
450 (181) 447 (186) 445 (182)
Substantiv („Ansage/Kaffee/
Gespräch“)
462 (159) 451 (161) 490 (229)
Verb („machte“) 467 (191) 488 (218) 539 (304)
Erstes Wort nach dem Verb
(„ging“)
475 (203) 494 (208) 620 (310)
Zweites Wort nach dem Verb
(„gerade“)
415 (144) 418 (141) 460 (176)
Restliche postverbale Region
(„die Sonne“)
437 (170) 441 (183) 452 (164)
Satzfinales Wort („auf“) 755 (564) 769 (564) 818 (592)
Tabelle 2: Durchschnittliche Lesezeiten, mit Standardabweichung in Klammern. Die
Präsentationsrate war durchgängig Wort für Wort; Lesezeiten für die pränominale Region
und die restliche postverbale Region sind hier als Durchschnittswerte zusammengefasst,
da die Anzahl der Worte in diesen Regionen von Set zu Set variierte.
6 Diskussion
In dieser Studie wurden Lesezeiten zu Funktionsverbgefügen („eine Ansage
machen“), Nicht-Funktionsverbgefügen („einen Kaffee machen“) und Kombina-
tionsfehlern („ein Gespräch machen“) gemessen. Kombinationsfehler resultier-
ten in längeren Lesezeiten als die anderen beiden Satztypen; zwischen Funkti-
onsverbgefügen und Nicht-Funktionsverbgefügen konnte jedoch kein Unter-
schied in den Lesezeiten festgestellt werden. Da längere Lesezeiten als Indikator
für erhöhte kognitive Verarbeitungskosten gesehen werden, widerspricht dieses
Muster scheinbar früheren Studien (Wittenberg & Piñango, 2011; Piñango et al.,
Paradigmenspezifische Effekte subtiler semantischer Manipulationen
303
erscheint; Wittenberg et al., in Begutachtung), die solche erhöhten Verarbei-
tungskosten wiederholt zu Funktionsverbgefügen beobachtet haben.
Eine Erklärung für einen fehlenden Unterschied hätte gewesen sein können,
dass das Lesezeitexperiment auf Grund eines Design- oder Verfahrensfehlers
nicht funktioniert hat; allerdings fanden sich robuste Lesezeitverlängerungen zu
Kombinationsfehlern. Dies schließt ein fehlerhaftes Experiment aus.
Wahrscheinlicher erscheint da die Erklärung, dass verschiedene Verstehens-
prozesse in den unterschiedlichen Paradigmen unterschiedlich gut beobachtet
werden können. Wie die Ergebnisse zu Kombinationsfehlern sowie Ergebnisse
aus vielen anderen Studien zeigen, ist selbstgesteuertes Lesen sehr gut dazu
geeignet, um Kosten fehlerhafter, syntaktisch aufwändiger oder semantisch
äußerst ungewöhnlicher Kombinationen aufzuspüren (Mitchell, 2004). Aller-
dings ist diese Technik nicht sensitiv genug, um die Verarbeitungskosten plau-
sibler, grammatikalisch richtiger, jedoch kognitiv aufwändigerer Phänomene
wie Funktionsverbgefüge und aspektuelle Anpassungen zu erfassen.
Eine Erklärung dafür könnte sein, dass der Effekt „verdünnt“ wird, indem er
sich über mehrere Worte hinzieht (Ferreira & Henderson, 1990). Dafür gibt es in
den vorliegenden Daten allerdings keine Hinweise. Eine andere Erklärung für
einen fehlenden Effekt könnte sein, dass das selbstgesteuerte Lesen zu einem
weniger „tiefen“ semantischen Verständnis führt (Steward, Holler & Kidd,
2007). Die sekundäre Aufgabe für die Probanden, einige Sätze sinnvoll fortzu-
setzen, sollte dieses „flache“ Verständnis allerdings weitgehend verhindert ha-
ben (Fields & Kuperberg, 2012).
Weshalb bringen andere Methoden dann bessere Ergebnisse für subtile se-
mantische Manipulationen? Ereigniskorrelierte Potentiale haben sowohl für
aspektuelle Anpassungen (Bott, 2010; Paczynski & Kuperberg, 2011) als auch
für Funktionsverbgefüge (Wittenberg et al., in Begutachtung) eindeutige Unter-
schiede im Verstehensprozess gezeigt, verglichen zu syntaktisch äquivalenten
und semantisch weniger komplexen Konstruktionen: Sowohl aspektuelle Anpas-
sungen als auch Funktionsverbgefüge riefen eine erhöhte Negativität hervor. Die
Messung der Ereigniskorrelierten Potentiale kann die feinsten Unterschiede in
Verstehensprozessen zeigen (Hemforth, 2006; Kaan, 2007; Drenhaus, 2012); es
ist also nicht überraschend, dass diese Technik auch Effekte subtiler semanti-
scher Manipulationen aufspürt.
Vielleicht überrascht es mehr, dass mit Hilfe der cross-modalen lexikalischen
Entscheidungsaufgabe klare Ergebnisse zu solch subtilen semantischen Manipu-
lationen erfasst wurden. Sowohl zu aspektuellen Anpassungen (Piñango et al.,
1999; Piñango et al., 2006) als auch zu Funktionsverbgefügen (Piñango et al.,
erscheint; Wittenberg und Piñango, 2011) fanden sich längere Reaktionszeiten
als zu Kontrollsätzen. Die Methode der cross-modalen lexikalischen Entschei-
dungsaufgabe wurde oft kritisiert: Da diese Aufgabe verschiedene Ressourcen
aus verschiedenen Modalitäten heranzieht, sei die Quelle der Kosten nicht im-
mer eindeutig feststellbar, beziehungsweise verändere die Methode an sich den
Verstehensprozess (Mitchell, 2004; Pickering et al., 2006). Dies kann aber auch
Eva Wittenberg
304
ein Vorteil sein: Im cross-modalen lexikalischen Entscheidungsprozess müssen
die Probanden nicht nur die visuelle Wortform der Buchstabenkette erkennen,
sondern die Buchstabenkette auch mit einer semantischen Repräsentation ver-
knüpfen, um eine lexikalische Entscheidung zu treffen – all dies, während ein
auditiv präsentierter Satz verarbeitet wird. Genau diese gezielte Überlastung des
Arbeitsgedächtnisses macht es möglich, normalerweise wenig problematische
und unbewusste Prozesse so zu verlangsamen, dass sie besser beobachtet wer-
den können (Pashler, Johnston, & Ruthluff, 2001; Gherri & Eimer, 2011; Ka-
mienkowski, Pashler, Dehaene, & Sigman, 2011). Insofern könnte man auch
sagen, dass die cross-modale lexikalische Entscheidungsaufgabe eine Methode
ist, die für das Aufspüren subtiler semantischer Prozesse besonders gut geeignet
ist.
Damit stellt sich allerdings eine tiefergehende Frage: Wie ist der Unterschied
zwischen syntaktisch komplexen Konstruktionen und semantisch komplexen
Konstruktionen geartet, so dass der Verarbeitungsaufwand zu Objektrelativsät-
zen in Lesezeiten gemessen werden kann, der zu Funktionsverbgefügen aber
nicht? Selbstgesteuertes Lesen oder Hören ist ein erprobtes und bewährtes Para-
digma, um kognitive Kosten aufzuspüren, die mit Fehlern oder mit komplexeren
Regeln einhergehen, sowohl in der Sprache als auch in der Musik (Fedorenko,
Patel, Casasanto, Winawer & Gibson, 2009). Diese Phänomene haben alle eines
gemeinsam: Sie stellen hohe Ansprüche an dasjenige System, das dafür verant-
wortlich ist, hierarchisch geordnete Konzepte in eine lineare Struktur zu über-
führen. Je komplexer diese Struktur ist, desto höher sind der kognitive Aufwand
im Verstehensprozess und die Anforderungen an das Arbeitsgedächtnis. Lese-
zeitexperimente leisten einen wichtigen Beitrag, diese Kosten zu messen.
Aspektuelle Anpassungen und Funktionsverbgefüge hingegen stellen weni-
ger Ansprüche an diesen Hierarchie-zu-Linearität-Mechanismus, da ihre syntak-
tischen Strukturen meist denkbar einfach sind. Die Schwierigkeit dieser Phäno-
mene liegt darin, dass Konzepte auf eine Art miteinander kombiniert werden
müssen, die nicht von der syntaktischen Struktur vorgegeben wird. Die Natur
der kognitiven Kosten ist also eine ganz andere und fest im Bereich der Seman-
tik verwurzelt. Während der syntaktische Mechanismus zum Ziel hat, formale
Strukturen geordnet einer semantischen Repräsentation zuzuführen, muss der
Prozess der semantischen Kombination eine plausible Anpassung für eine Un-
stimmigkeit in der bestehenden semantischen Repräsentation finden. Dies je-
doch scheint eher ein Prozess zu sein, der zwar durch die semantischen Eigen-
schaften der betreffenden Worte ausgelöst wird, sich aber in der Interaktion von
konzeptueller Struktur und Semantik abspielt (Wiese, 2003). Dieser Prozess
kann anscheinend nur mit besonders sensitiven Methoden beobachtet werden,
wie dem EKP, oder mit Methoden, die das Arbeitsgedächtnis gezielt überlasten,
wie der cross-modalen lexikalischen Entscheidungsaufgabe. Es wäre deshalb
interessant, ob sich bei Kindern oder Demenzkranken, deren Arbeitsgedächtnis
gegenüber gesunden Erwachsenen reduziert ist, der semantische Aufwand von
Paradigmenspezifische Effekte subtiler semantischer Manipulationen
305
subtilen semantischen Manipulationen wie Funktionsverbgefügen oder aspek-
tuellen Anpassungen auch im selbstgesteuerten Lesen finden würde.
Literatur
Bader, Markus, & Meng, Michael (1999): “Subject-object ambiguities in German embedded
clauses: An across-the-board comparison.” Journal of Psycholinguistic Research 28, 2:
121–143.
Baayen, R. Harald, Davidson, Douglas J. & Bates, Douglas M. (2008): “Mixed-effects mode-
ling with crossed random effects for subjects and items”. Journal of Memory and Langua-
ge 59, 390–412.
Bott, Oliver (2010): The Processing of Events. John Benjamins.
Brennan, Jon, & Pylkkänen, Liina (2008): “Processing events: behavioral and neuromagnetic
correlates of Aspectual Coercion”. Brain and Language, 106(2), 132–43.
Butt, Miriam (2010): “The Light Verb Jungle: Still Hacking Away”. In M. Amberber, M.
Harvey and B. Baker (eds.) Complex Predicates in Cross-Linguistic Perspective, 48–78.
Cambridge University Press.
De Almeida, Roberto G., & Veena D. Dwivedi (2008): “Coercion without lexical decompositi-
on: Type-shifting effects revisited.” The Canadian Journal of Linguistics/La revue cana-
dienne de linguistique 53, no. 2, 301–326.
Dölling, Johannes (2001): “Aspektuelle Anpassungen”. In: Dölling, J. & Zybatow, T. (Hrg.):
Ereignisstrukturen. Linguistische Arbeitsberichte 76. Universität Leipzig, 321–353.
Dölling, Johannes (2003): “Aspectual (re-)interpretation: Structural representation and proces-
sing”. In H. Härtl & H. Tappe (Eds.), Mediating between concepts and grammar. Berlin &
New York: Mouton de Gruyter, 303–322.
Drenhaus, Holger (2012): “Ereigniskorrelierte Potenziale (EKPs)”. Zeitschrift für germanisti-
sche Linguistik, 40(1), 68–96.
Egg, Markus (1994): Aktionsart und Kompositionalität: zur kompositionellen Ableitung der
Aktionsart komplexer Kategorien (Vol. 37). Akademie Verlag.
Eisenberg, Peter (1999): Grundriss der deutschen Grammatik. Bd.2: Der Satz. Stuttgart: Metz-
ler.
Fedorenko, Evelina, Patel, Aniruddh, Casasanto, Daniel, Winawer, Jonathan & Gibson, Ed-
ward (2009): “Structural integration in language and music: Evidence for a shared sys-
tem.” Memory & Cognition 37-1, 1–9.
Ferreira, Fernanda, & Henderson, John M. (1990): “Use of verb information in syntactic
parsing: Evidence from eye movements and word-by-word self-paced reading”. Journal of
Experimental Psychology: Learning, Memory, and Cognition, 16(4), 555–568.
Fields, Eric & Kuperberg, Gina (2012): “It’s all about you: An ERP study of the interaction of
self-relevance and emotion in discourse”. NeuroImage, 62(1), 562–574.
Gallmann, Peter (1999): “Wortbegriff und Nomen-Verb-Verbindungen”. Zeitschrift für
Sprachwissenschaft, 18(2), 269–304.
Geyken, A. (2007): “The DWDS corpus: A reference corpus for the German language of the
20th century.” Collocations and Idioms, London, 23–40.
Gherri, Elena, & Eimer, Martin (2011): “Active listening impairs visual perception and selec-
tivity: An ERP study of auditory dual-task costs on visual attention”. Journal of Cognitive
Neuroscience, 23(4), 832–844.
Gibson, Edward, Desmet, Timothy, Grodner, Daniel, Watson, Duane, & Ko, Kara (2005):
“Reading relative clauses in English.” Cognitive Linguistics 16, no. 2, 313–353.
Eva Wittenberg
306
Grimshaw, Jane, & Mester, Armin (1988): „Light verbs and Theta-marking“. Linguistic Inqui-
ry 19;2, 205–232.
Heidolph, Karl Erich; Flämig, Walter; Motsch, Wolfgang, u.a. (1981): Grundzüge einer deut-
schen Grammatik. Berlin: Akademie-Verlag.
Helbig, Gerhard (1979): „Probleme der Beschreibung von Funktionsverbgefügen im Deut-
schen“. Deutsch als Fremdsprache 16, 273–285.
Hemforth, Barbara (2006): „Psycholinguistische Methoden zur Untersuchung des Satz- und
Textverstehens.“ Text–Verstehen. Grammatik und darüber hinaus. Berlin/New York: de
Gruyter (Institut für Deutsche Sprache Jahrbuch 2005), 205–221.
Heringer, Hans-Jürgen (1968): „Die Opposition von ‚kommen‘ und ‚bringen‘ als Funktions-
verben. Untersuchungen zur grammatischen Wertigkeit und Aktionsart“. Düsseldorf:
Schwann. [Sprache der Gegenwart 3].
Hofmeister, Philip (2011): “Representational complexity and memory retrieval in language
comprehension”. Language and Cognitive Processes, 26(3), 376–405.
Husband, E.Matthew, Stockall, Linnaea, and Beretta, Alan (2010): “The Online Composition
of Events”. Queen Mary’s Occasional Papers Advancing Linguistics 19.
Hsiao, Franny, and Edward Gibson (2003): “Processing relative clauses in Chinese.” Cogniti-
on 90, no. 1, 3–27.
Jackendoff, Ray (1997): “The Architecture of the Language Faculty”, MIT Press, Cambridge
MA.
Just, Marcel, Carpenter, Patricia, & Woolley, Jacqueline (1982): “Paradigms and processes in
reading comprehension”. Journal of Experimental Psychology: General, 111: 228–238.
Kaan, Edith (2007): “Event-Related Potentials and Language Processing: A Brief Overview”.
Language and Linguistics Compass, 1(6), 571–591.
Kamienkowski, Juan E., Harold Pashler, Stanislas Dehaene, and Mariano Sigman (2011):
“Effects of practice on task architecture: Combined evidence from interference experi-
ments and random-walk models of decision making.” Cognition 119, no. 1, 81–95.
Kuperberg, Gina (2007): “Neural mechanisms of language comprehension: Challenges to
syntax.” Brain Research 1146, no. 1, 23–49.
Miller, George A. & Chomsky, Noam (1963): “Finitary models of language users”, in: R.D.
Luce, R. R. Bush, & E. Galanter (Hrsg.): Handbook of mathematical psychology, Band II.
New York, Wiley, 419–491.
Mitchell, Don C. (2004): “On-line methods in language processing: Introduction and historical
review.” In: Carreiras, Manuel & Clifton, Charles (Hrsg.): The on-line study of sentence
comprehension, 15–32.
Moens, M., & Steedman, M. (1988). “Temporal ontology and temporal reference.” Computa-
tional Linguistics, 14, 15–28.
Müller, Stefan (2010): “Persian Complex Predicates and the Limits of Inheritance-Based
Analyses”. Journal of Linguistics 46(3), 601–655.
Müller, Stefan & Stephen Mark Wechsler (2013): “Lexical Approaches to Argument Structu-
re”, Manuskript, Freie Universität Berlin, http://hpsg.fu-berlin.de/~stefan/Pub/arg-st.html
(16. Januar 2013).
Paczynski, Martin & Kuperberg, Gina (2011): “A shift in time: Neural processing costs asso-
ciated with shifts in aspectual interpretation”. Annual Meeting of the Cognitive Neuros-
cience Society.
Pashler, Harold, Johnston, James C. & Ruthruff, Eric (2001): “Attention and performance.”
Annual Review of Psychology 52, no. 1, 629–651.
Phillips, Colin (2012): “Parser-grammar relations: We don’t understand everything twice”. In
M. Sanz, I. Laka, & M. Tanenhaus (Hrsg.), Language down the garden path: The cognitive
and biological basis for linguistic structure. Oxford University Press, erscheint.
Paradigmenspezifische Effekte subtiler semantischer Manipulationen
307
Pickering, Martin, McElree, Brian, Frisson, Steven, Chen, Lillian & Traxler, Matthew J.
(2006): “Underspecification and aspectual coercion.” Discourse Processes 42,2: 131–155.
Piñango, Maria M., Mack, Jennifer & Jackendoff , Ray (erscheint): “Semantic Combinatorial
Processes in Argument Structure: Evidence from Light Verbs.” Proceedings of the Berke-
ley Linguistics Society, 32.
Piñango, Maria M., Winnick, Aaron, Ullah, Rashad, & Zurif, Edgar B. (2006): “Time-course
of semantic composition: the case of aspectual coercion.” Journal of Psycholinguistic Re-
search, 35(3), 233–44.
Piñango, Maria M., Zurif, Edgar B., & Jackendoff, Ray (1999): “Real-time processing impli-
cations of enriched composition at the syntax-semantics interface”. Journal of Psycholin-
guistic Research, 28(4), 395–414.
Polenz, Peter von (1963): “Funktionsverben im heutigen Deutsch. Sprache in der rationalisier-
ten Welt.” Düsseldorf: Schwann [Beihefte zur Zeitschrift Wirkendes Wort 5].
Polenz, Peter von (1987): „Funktionsverben, Funktionsverbgefüge und Verwandter. Vorschlä-
ge zur satzsemantischen Lexikographie.“ Zeitschrift für germanistische Linguistik 15.2,
169–189.
Proctor, Andrea S., Dickey, Michael Walsh, & Rips, Lance J. (2004): “The time-course and
cost of telicity inferences.” Proceedings of the 26th Annual Meeting of the Cognitive
Science Society, Chicago.
Pustejovsky, James, & Bouillon, Pierrette (1995): “Aspectual coercion and logical polysemy.”
Journal of Semantics 12, no. 2, 133–162.
R Development Core Team (2007). R: A Language and Environment for Statistical Compu-
ting. R Foundation for Statistical Computing, Wien, Österreich. URL: http: //www.R-
project.org/.
Rohde, Doug (2005): “Linger experiment presentation software”. http://tedlab.mit.edu/
dr/Linger/.
Sanford, Anthony, & Garrod, Simon (1989): “What, when, and how?: Questions of immediacy
in anaphoric reference resolution.” Language and Cognitive Processes, 4, 235–262.
Schriefers, Herbert, Friederici, Angela D., & Kuhn, Katja (1995): “The processing of locally
ambiguous relative clauses in German.” Journal of Memory and Language 34, no. 4, 499–
520.
Sommerfeldt, Karl-Ernst (1980): „Zur Valenz von Funktionsverbfügungen“. Deutsch als
Fremdsprache 17, 294–297.
Todorova, Marina, Straub, Kathy, Badecker, William, & Frank, Robert (2000): “Aspectual
coercion and the online computation of sentential aspect.” Proceedings of the twenty-
second annual conference of the Cognitive Science Society, 3–8.
Townsend, D. J. (2012): “Aspectual Coercion in Eye Movements”. Journal of Psycholinguistic
Research, 1–26.
Traxler, Matthew J., Morris, Robin K. & Seely, Rachel E. (2002): “Processing subject and
object relative clauses: Evidence from eye movements”. Journal of Memory and Language
47, no. 1, 69–90.
Wiese, Heike (2006): „Ich mach dich Messer “: Grammatische Produktivität in Kiez-Sprache
(„Kanak Sprak“). Linguistische Berichte, 207(06), 245–273.
Wittenberg, Eva & Piñango, Maria (2011): “Processing Light Verb Constructions”. The Men-
tal Lexicon 6:3, 393–413.
Wittenberg, Eva & Snedeker, Jesse (in Begutachtung): “It Takes Two To Kiss -- But Does It
Take Three To Give A Kiss? Conceptual Sorting Based On Thematic Roles.”
Wittenberg, Eva, Paczynski, Martin, Wiese, Heike, Jackendoff, Ray & Kuperberg, Gina (in
Begutachtung): “Light Verbs Make Heavy Work: An ERP Study of Processing an Argu-
ment Structure Mismatch.”
Eva Wittenberg
308
Boston, Potsdam [?] Eva Wittenberg
Universität Potsdam, Harvard University und Tufts University, Department of Psychology,
Harvard University, 33 Kirkland Street, Room 1068, Cambridge, MA 02138, USA
E-Mail: eva@wjh.harvard.edu