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Die Seroepidemiologie der Hepatitis A, B und C in Deutschland: Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1)

Authors:
  • Robert Koch Institute, Germany, Berlin

Abstract and Figures

Die Daten aus der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) ermöglichen 10 Jahre nach der seroepidemiologischen Erhebung im ,,Bundes-Gesundheitssurvey 1998“ (BGS98) die Abschätzung der aktuellen Durchseuchung mit Hepatitis-A-, Hepatitis-B- und Hepatitis-C-Viren und der Immunitätslage gegen Hepatitis A und B sowie diesbezüglicher zeitlicher Trends in der Bevölkerung. Die Seroprävalenz von Antikörpern gegen das Hepatitis-A-Virus beträgt 48,6 %. Im Vergleich zu den Werten vor 10 Jahren liegt sie bei den 18- bis 39-Jährigen signifikant höher, bei den 50- bis 79-Jährigen dagegen signifikant niedriger. Das veränderte Muster in der altersabhängigen Seroprävalenz zeigt einen Rückgang der natürlichen Durchseuchung mit dem Hepatitis-A-Virus. Ein individueller Schutz vor Hepatitis A und eine gute Immunität auf Bevölkerungsebene sind daher nur durch Schutzimpfungen zu erreichen. 5,1 % der Erwachsenen weisen Marker für eine Hepatitis-B-Virus-Infektion auf; dieser Wert ist signifikant niedriger als vor 10 Jahren. Bei 22,9 % der Frauen und Männer kann auf eine durch Impfung hervorgerufene Immunität gegen Hepatitis B geschlossen werden. Dieser Anteil sinkt mit dem Alter, ist aber über alle Altersgruppen hinweg signifikant gestiegen. Es zeigen sich bereits deutliche Erfolge der seit 1995 allgemein empfohlenen Hepatitis-B-Impfung. Die Durchseuchung mit Hepatitis-C-Viren liegt bei 0,3 %; damit gehört Deutschland weiterhin zu den Ländern mit einer diesbezüglich niedrigen Prävalenz.
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Bundesgesundheitsbl 2013 · 56:707715
DOI 10.1007/s00103-013-1673-x
Online publiziert: 27. Mai 2013
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013
C. Poethko-Müller
1
 · R. Zimmermann
1
 · O. Hamouda
1
 · M. Faber
1
 · K. Stark
1
 · 
R.S. Ross
2
 · M. Thamm
1
1
 Robert Koch-Institut, Berlin
2
 Universität Duisburg-Essen, Essen
Die Seroepidemiologie 
der Hepatitis A, B und 
C in Deutschland
Ergebnisseder Studie zur Gesundheit 
Erwachsener in Deutschland(DEGS1)
Hintergrund und Fragestellung
Die viralen Leberentzündungen Hepati-
tis A, B und C sind weltweit bedeutende
Infektionserkrankungen. Neben der aku-
ten Erkrankung können bei Hepatitis B
und insbesondere bei Hepatitis C chro-
nische Verläufe auftreten, die schließlich
zu Leberzirrhose und Leberzellkarzinom
führen können. Die Hepatitis A verläuft
ausschließlich akut, sie kann aber schnell
und schwerwiegend (fulminant) ablaufen
und hat bei über 60-Jährigen eine Sterb-
lichkeit von 2%. Der Krankheitsverdacht,
die Erkrankung und der Tod an Virus-
hepatitis sowie der labordiagnostische
Nachweis der akuten Infektion mit den
entsprechenden Viren (Hepatitis C: alle
Infektionen außer als chronisch bekann-
te) sind in Deutschland nach dem Infek-
tionsschutzgesetz (IfSG) meldepflichtig.
Anonymisierte Fallmeldungen werden
über die zuständige Landesstelle an das
Robert Koch-Institut (RKI) übermittelt.
Die Beurteilungen der Immunitätslage in
der Bevölkerung allein auf Basis der Mel-
dedaten nach dem IfSG unterliegen einer
Reihe von Limitationen, da nur neu ent-
deckte Infektionen gemeldet werden und
ein großer Teil der Hepatitiden ohne kli-
nisch sichtbare Symptome verläuft. Zu-
dem lassen sich auf diesem Weg keine In-
formationen über durch Impfung erwor-
bene Immunitäten und damit über die
Immunität in der Gesamtbevölkerung er-
halten. Zur Entwicklung geeigneter Prä-
ventionskonzepte und für die regelmäßi-
ge Anpassung der Impfempfehlungen ist
eine bevölkerungsrepräsentative seroepi-
demiologische Surveillance erforderlich.
Diese Daten liegen jetzt, 10 Jahre nach
der ersten seroepidemiologischen Erhe-
bung im Bundes-Gesundheitssurvey 1998
(BGS98), aktuell und umfassend für He-
patitis A, B und C vor.
Methode
Die Studie zur Gesundheit Erwachse-
ner in Deutschland(DEGS) ist Bestand-
teil des Gesundheitsmonitorings des Ro-
bert Koch-Instituts (RKI). Konzept und
Design von DEGS sind an anderer Stelle
ausführlich beschrieben [1, 2, 3, 4, 5]. Die
erste Erhebungswelle (DEGS1) wurde von
2008 bis 2011 durchgeführt und umfasste
Befragungen, Untersuchungen und Tests
[6, 7]. Zielpopulation war die in Deutsch-
land lebende Bevölkerung im Alter von
18 bis 79 Jahren. DEGS1 hat ein Misch-
design, das gleichzeitig quer- und längs-
schnittliche Analysen ermöglicht. Hierbei
wurde eine Einwohnermeldeamtsstich-
probe durch ehemalige Teilnehmerinnen
und Teilnehmer des BGS98 ergänzt. Ins-
gesamt nahmen 8152 Personen teil, da-
runter 4193 Ersteingeladene ( Response
42%) und 3959 ehemalige Teilnehmerin-
nen und Teilnehmer des BGS98 (Respon-
se 62%). 7238 Personen besuchten eines
der 180 Untersuchungszentren, 914 wur-
den ausschließlich befragt. Die Netto-
stichprobe [2] ermöglicht für den Alters-
bereich von 18 bis 79 Jahren repräsenta-
tive Querschnittanalysen und Trend-
aussagen im Vergleich mit dem BGS98
(n=7988, davon 7116 in Untersuchungs-
zentren). Die Daten der erneut Teilneh-
menden sind r Längsschnittanalysen
nutzbar. Die Querschnitt- und Trendana-
lysen werden mit einem Gewichtungsfak-
tor durchgeführt, der Abweichungen der
Stichprobe von der Bevölkerungsstruktur
(Stand 31.12.2010) hinsichtlich Alter, Ge-
schlecht, Region und Staatsangehörigkeit
sowie Gemeindetyp und Bildung korri-
giert [2]. Für den Untersuchungsteil wur-
de ein gesonderter Gewichtungsfaktor er-
stellt. Bei der Berechnung der Gewich-
tung für die ehemaligen Teilnehmen-
den des BGS98 wurde die Wiederteil-
nahmewahrscheinlichkeit, basierend auf
einem logistischen Modell, berücksich-
tigt. Für die Durchführung von Trend-
analysen werden die Daten des Bundes-
gesundheitssurveys 1998 auf den Bevöl-
kerungsstand zum 31.12.2010 altersadjus-
tiert. Eine Nonresponder-Analyse und
der Vergleich einzelner erhobener Indi-
katoren mit Daten der amtlichen Statis-
tik weisen auf eine hohe Repräsentativi-
tät der Stichprobe für die Wohnbevölke-
Leitthema
Additional material online
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dx.doi.org/10.1007/s00103-013-1673-x
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rung in Deutschland hin [2]. Um sowohl
die Gewichtung als auch die Korrelation
der Teilnehmenden innerhalb einer Ge-
meinde zu berücksichtigen, wurden die
Konfidenzintervalle mit den Verfahren
für komplexe Stichproben von SPSS-20
bestimmt. Unterschiede werden als sta-
tistisch signifikant angesehen, wenn sich
die jeweiligen 95%-Konfidenzintervalle
nicht überschneiden.
Der Sozialstatus wurde anhand eines
Indexes bestimmt, in den Angaben zu
schulischer und beruflicher Ausbildung,
beruflicher Stellung sowie Haushaltsnet-
toeinkommen (bedarfsgewichtet) einge-
hen und der eine Einteilung in niedri-
ge, mittlere und hohe Statusgruppe er-
möglicht [8]. Für die Analysen der Prä-
valenz von Seromarkern für Hepatitis-A,
-B und -C-Erkrankungen konnten bei
7047 (Hepatitis A: 7046) der 7116 in der
Querschnittstichprobe untersuchten Er-
wachsenen die gewonnenen Blutserum-
proben analysiert werden (99%). Die ak-
tuellen Survey-Daten wurden mit Ergeb-
nissen des BGS98 verglichen.
Hepatitis A
Immunglobulin-G (IgG)-Antikörper
gegen das Hepatitis-A-Virus (Anti-HAV)
wurden qualitativ mit dem HAV-Che-
milumineszenz-Mikropartikelimmu-
noassay (CMIA) auf dem ARCHITECT
(hier und im Folgenden: Abbott Diagno-
stics) bestimmt. Proben mit einem S/CO
(sample/cut-off) von unter 1,0 galten als
nicht reaktiv, d. h. nicht nachweisbar,
Proben mit einem S/CO ≥1,0 galten als
reaktiv, d. h. positiv.
Hepatitis B
Jede Probe wurde zunächst auf Antikör-
per gegen das Core-Antigen des Hepati-
tis-B-Virus (Anti-HBc) und auf Antikör-
per gegen sein Surface-Antigen (Anti-
HBs) getestet.
Die Untersuchung auf Anti-HBc er-
folgte qualitativ mit dem CMIA auf dem
ARCHITECT. Proben mit einem S/CO
von unter 1,0 galten als nicht reaktiv, d. h.
nicht nachweisbar, Proben mit einem S/
CO≥1,0 galten als reaktiv, d. h. positiv.
Anti-HBs wurde quantitativ mit dem
CMIA auf dem ARCHITECT bestimmt.
Proben mit einer Anti-HBs-Konzentrati-
on unter 10,0 mIE/ml galten gemäß den
Kriterien des ARCHITECT-Anti-HBs-
Assays als nicht reaktiv, d. h. nicht nach-
weisbar, Proben mit einer Anti-HBs-
Konzentration ≥10,0 mIE/ml galten als
reaktiv, d. h. positiv.
Anti-HBc-reaktive Suchtestergebnis-
se in der Kombination mit nicht reak-
tiv gemessenen Anti-HBs-Ergebnissen
(<10 mIE/ml) wurden mit einem unab-
hängigen Anti-HBc-Test nachgetestet.
Zusätzlich wurde bei dieser Konstella-
tion auf das Vorhandensein von HBsAg
geprüft. Proben mit einer Konzentra-
tion <0,05 IE/ml galten gemäß den Kri-
terien des ARCHITECT-HBsAg-Assays
als nicht reaktiv, Proben ≥0,05 IE/ml gal-
ten als initial reaktiv und wurden erneut
getestet; nur bei erneut positivem Ergeb-
nis galten sie als positiv. Bei der Ergeb-
niskonstellation anti-HBc-positiv und
anti-HBs-positiv galt die Person als He-
patitis-B-Virus-exponiert mit Immuni-
tät, entsprechend einer durchgemachten
und ausgeheilten Hepatitis-B-Virus-In-
fektion. Probanden mit der Testkonstel-
lation anti-HBc-positiv und HBsAg-po-
sitiv wurden als Hepatitis-B-erkrankt ein-
gestuft (akute oder chronische aktive He-
patitis-B-Virus-Infektion). Bei Proban-
den, die ausschließlich anti-HBc-positiv
getestet wurden, kann in der Regel von
einer abgeklungenen Infektion (mit oder
ohne Immunität) ausgegangen werden.
Erklärungen r das isolierte Vorliegen
von Anti-HBc-Antikörpern sind ein wa-
ning“ von Anti-HBs-Antikörpern nach
durchgemachter Infektion, eine okkul-
te chronische Infektion ohne messbares
HBsAg oder falsch positive Reaktionen
[9]. Ein positives Anti-HBs (≥10,0 mIE/
ml) ohne weitere Marker kann als eine
durch Impfung erworbene Immunität
interpretiert werden.
Hepatitis C
Antikörper gegen das Hepatitis-C-Vi-
rus (Anti-HCV) wurden qualitativ mit
dem Anti-HCV-CMIA auf dem ARCHI-
TECT bestimmt. Proben mit einem S/CO
von unter 1,0 galten als nicht reaktiv, d. h.
nicht nachweisbar, Proben mit einem S/
CO ≥1,0 galten gemäß den Kriterien des
ARCHITECT-Anti-HCV-Assays als re-
aktiv, d. h. positiv. Bei Bestätigung dieses
Ergebnisses in einem Wiederholungstest
galt die Probe als positiv für Anti-HCV
im Suchtest und wurde mittels Polymera-
sekettenreaktion (PCR) auf Anwesenheit
von HCV-RNA untersucht. Der Nach-
weis von HCV-RNA führte zur Klassifi-
kation „Hepatitis C-infiziert“. War keine
Virus-RNA nachweisbar, wurde die Spe-
zifität des Antikörper-Suchtestergebnis-
ses mit dem Immunoblot geprüft. Ein
durch Immunoblot bestätigter Antikör-
pernachweis bei negativer PCR wurde als
durchgemachte Hepatitis-C-Virus-Infek-
tion angesehen. Für die Berechnung der
Gesamt-Hepatitis-C-Prävalenz wurden
die PCR-positiven Proben und die bestä-
tigten Antikörpernachweise addiert.
Die PCR-Diagnostik erfolgte bis Sep-
tember 2010 mittels Cobas-Ampliprep-/
Cobas-TaqMan-Test (Nachweisgrenze
15 IU/ml), nachfolgend bis Oktober 2011
mit dem VERSANT-HCV-RNA-qualita-
tive-TMA-Assay (Nachweisgrenze 10 IU/
ml). Die HCV-RNA-Konzentration wur-
de mit dem VERSANT-HCV-RNA-
Tab. 1 Prävalenz von Antikörpern gegen das Hepatitis-A-Virus (Anti-HAV) nach Geschlecht und Altersgruppen aus DEGS1 2008–2011 in 
Prozent mit 95%-Konfidenzintervallen. n
ungewichtet
 =7046
Alters-
gruppe
18 bis 19 Jahre 20 bis 29 Jahre 30 bis 39 Jahre 40 bis 49 Jahre 50 bis 59 Jahre 60 bis 69 Jahre 70 bis 79 Jahre Gesamt
Geschlecht
Frauen 18,0 (10,8–28,3) 41,2 (35,8–46,8) 42,0(36,3–47,9) 34,0 (29,3–39,1) 45,9 (41,4–50,5) 63,7(58,5–68,5) 83,0 (78,5–86,7) 48,9 (46,7–51,1)
Männer 24,1 (15,8–34,8) 40,3 (34,3–46,5) 39,0(33,1–46,5) 41,9 (37,0–47,0) 42,0 (37,4–46,6) 63,9(58,5–68,9) 83,9 (79,9–87,3) 48,3 (46,2–50,5)
Gesamt 21,5 (15,5–29,1) 40,7 (36,6–45,0) 40,5(36,1–45,0) 38,1 (34,5–41,7) 44,0 (40,5–47,5) 63,8(59,6–67,7) 83,4 (80,4–86,1) 48,6 (47,0–50,2)
708
Leitthema
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Bunde sgesundheitsblatt -Gesun dheitsforschung -Gesundheits schutz5/6· 2013
3.0-bDNA-Assay bestimmt. Ab Okto-
ber 2011 erfolgte die Ermittlung mit dem
VERSANT-HCV-RNA-1.0-kPCR-Assay
(Nachweisgrenze 15 IU/ml) von Siemens
Healthcare Diagnostics (Eschborn). Der
Immunoblot wurde bis September 2010
mittels Chiron-Riba-HCV-3.0-, nachfol-
gend mit recomBlot-HCV-IgG-2.0- und
ab Oktober 2011 mit recomLine-HCV-
IgG-Tests (beide Mikrogen Diagnostik,
München) durchgeführt.
Ergebnisse
Hepatitis A
Die durchschnittliche Prävalenz von
Antikörpern gegen das Hepatitis-A-
Virus (Anti-HAV) betgt bei 18- bis
79-hrigen 48,6% und unterscheidet
sich nicht signifikant zwischen Frauen
und Männern. Deutliche Unterschie-
de finden sich zwischen den Altersgrup-
pen; die Anti-HAV-Prävalenz steigt ins-
gesamt mit dem Alter an und liegt in der
Gruppe der 70- bis 79-Jährigen bei über
80%. Auffallend sind jedoch die relativ
ähnlichen Werte für die Seroprävalenz
um 40% in den Altersgruppen der 20-
bis 59-Jährigen. Im Vergleich zur näch-
stjüngeren Altersgruppe fehlt der An-
stieg in der Seroprävalenz bei den 30- bis
49-Jährigen. Der größte Anstieg in der
Antikörperprävalenz von der einen zur
nächsthöheren Altersgruppe ist erst zwi-
schen den Altersgruppen 50 bis 59 Jahre
und 60 bis 69 Jahre zu beobachten. Be-
sonders deutlich ist dieses Muster bei
den 40- bis 49-jährigen Frauen. In die-
ser Altersgruppe liegt die Antikörper-
prävalenz mit 34,0% (95%-Konfidenzin-
tervall 29,3–39,1) sogar statistisch signi-
fikant unter der der nächstjüngeren Al-
tersgruppe (. Tab. 1).
In einem multivariaten logistischen
Regressionsmodell zeigt sich, adjustiert
r Alter und Geschlecht, ein Zusam-
menhang zwischen der Prävalenz von
Anti-HAV und sozioökonomischem Sta-
tus (SES). Die Prävalenz von Antikör-
pern gegen das Hepatitis-A-Virus ist bei
Erwachsenen mit niedrigem oder hohem
SES höher als bei Erwachsenen mit mitt-
lerem SES [niedriger vs. mittlerer SES:
Odds Ratio (OR) 1,22 (1,02–1,46); hoher
vs. mittlerer SES: OR 1,28 (1,08–1,52)].
In der Gesamtgruppe der 18- bis
79-Jährigen unterscheidet sich der An-
teil der Frauen und Männer mit Anti-
rpern gegen das Hepatitis-A-Virus
dagegen kaum von den entsprechenden
Werten, die vor 10 Jahren im BGS98 er-
hobenen wurden (.Tab. 2). Allerdings
stieg im BGS98 die diesbezügliche Sero-
prävalenz kontinuierlich über alle Alters-
gruppen an. Ein sehr deutlicher Anstieg
zeigte sich dort insbesondere von der
Gruppe der 30- bis 39-Jährigen zur Grup-
Zusammenfassung · Abstract
Bundesgesundheitsbl 2013 · 56:707715   DOI 10.1007/s00103-013-1673-x
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013
C. Poethko-Müller · R. Zimmermann · O. Hamouda · M. Faber · K. Stark · R.S. Ross · M. Thamm
Die Seroepidemiologie der Hepatitis A, B und C in Deutschland.
Ergebnisse der Studie zur Gesundheit
Erwachsener in Deutschland (DEGS1)
Zusammenfassung
Die Daten aus der Studie zur Gesundheit Er-
wachsener in Deutschland (DEGS1) ermög-
lichen 10 Jahre nach der seroepidemiologi-
schen Erhebung im„Bundes-Gesundheitssur-
vey 1998“ (BGS98) die Abschätzung der ak-
tuellen Durchseuchung mit Hepatitis-A-, He-
patitis-B- und Hepatitis-C-Viren und der Im-
munitätslage gegen Hepatitis A und B sowie 
diesbezüglicher zeitlicherTrends in der Bevöl-
kerung. Die Seroprävalenz von Antikörpern 
gegen das Hepatitis-A-Virus beträgt 48,6%. 
Im Vergleich zu den Werten vor 10 Jahren 
liegt sie bei den 18- bis 39-Jährigen signifi-
kant höher, bei den 50- bis 79-Jährigen da-
gegen signifikant niedriger. Das veränder-
te Muster in der altersabhängigen Seroprä-
valenz zeigt einen Rückgang der natürlichen 
Durchseuchung mit dem Hepatitis-A-Virus. 
Ein individueller Schutz vor Hepatitis A und 
eine gute Immunität auf Bevölkerungsebene 
sind daher nur durch Schutzimpfungen zu er-
reichen. 5,1% der Erwachsenen weisen Mar-
ker für eine Hepatitis-B-Virus-Infektion auf; 
dieser Wert ist signifikant niedriger als vor 
10 Jahren. Bei 22,9% der Frauen und Männer 
kann auf eine durch Impfung hervorgerufe-
ne Immunität gegen Hepatitis B geschlossen 
werden. Dieser Anteil sinkt mit dem Alter, ist 
aber über alle Altersgruppen hinweg signifi-
kant gestiegen. Es zeigen sich bereits deutli-
che Erfolge der seit 1995 allgemein empfoh-
lenen Hepatitis-B-Impfung. Die Durchseu-
chung mit Hepatitis-C-Viren liegt bei 0,3%; 
damit gehört Deutschland weiterhin zu den 
Ländern mit einer diesbezüglich niedrigen 
Prävalenz.
Schlüsselwörter
Gesundheitssurvey · Hepatitis A · Hepatitis B · 
Hepatitis C · Seroepidemiologie
Epidemiology of hepatitis A, B, and C among adults in Germany.
Results of the German Health Interview and
Examination Survey for Adults (DEGS1)
Abstract
Ten years after seroepidemiological data 
were obtained in the German National Health 
Interview and Examination Survey 1998 (GN-
HIES98), German Health Interview and Ex-
amination Survey (DEGS1) data contribute to 
a population-based, representative surveil-
lance of hepatitis A and B immunity and of 
the serological markers for hepatitis C in Ger-
many. The prevalence of antibodies against 
the hepatitis A virus is 48.6%. In comparison 
to the situation 10 years ago, seroprevalence 
is significantly higher among 18- to 39-year-
old adults and is significantly lower in those 
aged 50–79 years. The association between 
age and seroprevalence has changed, indi-
cating a decrease in naturally acquired hep-
atitis A immunity. Individual and population 
immunity has to be achieved through vacci-
nation. Prevalence of hepatitis B antibodies 
indicates that 5.1% of adults have been ex-
posed to the virus, significantly fewer than 
10 years ago (7.9%). Prevalence of hepati-
tis B surface antibodies indicates that 22.9% 
of adults have been vaccinated against hep-
atitis B. Vaccination coverage has increased 
in all age groups and is highest in the young-
er age groups.These positive trends can be 
attributed to the general recommendation 
since 1995 to vaccinate against hepatitis B. 
For hepatitis C, the prevalence of antibodies 
in the general population is 0.3%. Germany 
thus remains a low-HCV-endemic country. An 
English full-text version of this article is avail-
able at SpringerLink as supplemental. 
Keywords
Health survey · Hepatitis A · Hepatitis B · 
Hepatitis C · Seroepidemiology
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Bunde sgesundheitsblatt -Gesun dheitsforschung -Gesundheits schutz5/6· 2013
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pe der 40- bis 49-Jährigen (. Tab. 2). Be-
trachtet man die nach Alter stratifizierten
Seroprävalenzen von Antikörpern gegen
das Hepatitis-A-Virus, so zeigen die aktu-
ellen Daten aus DEGS1 höhere Prävalen-
zen in den jüngeren Altersgruppen (18-
bis 39-Jährige). Hingegen liegen die Sero-
prävalenzen in den Altersgruppen der 50-
bis 79-Jährigen deutlich unter den Wer-
ten, die vor 10 Jahren im BGS98 erhoben
wurden (.Abb. 1).
Hepatitis B
Die Ergebnisse der Testung auf Hepati-
tis-B-Seromarker sind in . Tab. 3 aufge-
führt. Insgesamt weisen 5,1% der Erwach-
senen Antikörper gegen das Core-Anti-
gen des Hepatitis-B-Virus (Anti-HBc)
und damit Marker für eine Hepatitis-B-
Durchseuchung auf [Frauen 4,8% (4,0–
5,8) und Männer 5,3% (4,3–6,5)]. Die
Prävalenz von akuten oder chronischen
Infektionen [anti-HBc-positiv mit dem
Nachweis von Hepatitis-B-Virus-Surface-
Antigen (HBsAG)] beträgt 0,3%. Die im
Vergleich zu Frauen (0,2%; 0,1–0,4) -
here Prävalenz bei Männern (0,5%; 0,2–
1,1) ist statistisch nicht signifikant. Die ge-
ringe Fallzahl erlaubt keine weitere aussa-
gefähige Stratifizierung nach dem Alter.
Die Prävalenz anti-HBc/anti-HBs-positi-
ver Proben als Zeichen für eine ausgeheil-
te Hepatitis B beträgt 4,1%, sie zeigt kei-
ne geschlechterabhängigen Unterschie-
de und ist in den älteren Altersgruppen
höher als in den jüngeren. Ausschließlich
anti-HBc-positiv sind 0,6% der 18- bis
79-Jährigen. Dieser serologische Befund,
bei dem von einer Hepatitis-B-Virus-Ex-
position ausgegangen wird, ohne dass si-
chere Zeichen einer Immunität nachzu-
weisen waren, zeigte sich etwas häufi-
ger bei Männern als bei Frauen. Die im
Vergleich zu Frauen höhere diesbezügli-
che Prävalenz bei Männern ist statistisch
nicht signifikant. In einem multivariaten
logistischen Regressionsmodell zeigt sich,
adjustiert für Alter und Geschlecht, ein
Zusammenhang zwischen der Hepatitis-
B-Durchseuchung und dem SES [niedri-
ger vs. hoher SES: OR 3,82 (2,57–5,66);
mittlerer vs. hoher SES: OR 1,76 (1,20–
2,58)]. Je niedriger der Sozialstatus, desto
höher ist also das Risiko für eine Hepati-
tis-B-Infektion.
Insgesamt waren 22,9% der 18- bis
79-hrigen Frauen und Männer aus-
schließlich anti-HBs-positiv, sodass auf
eine durch Impfung hervorgerufene Im-
munität gegen das Hepatitis-B-Virus
geschlossen werden kann. Hier zeigen
sich signifikante Unterschiede nach Ge-
schlecht mit einer deutlich höheren Se-
roprävalenz bei Frauen. Obwohl in den
einzelnen Altersgruppen die Unterschie-
de nicht statistisch signifikant sind, ist
insbesondere bei den unter 30-Jährigen
die Prävalenz von Anti-HBs mit 70,9%
bei den 18- bis 19-hrigen Frauen im
Vergleich zu 61,6% bei den gleichaltrigen
nnern bzw. mit 62,1% bei den 20- bis
29-hrigen Frauen verglichen mit den
Männern dieser Altersgruppe (51,8%)
deutlich höher. In einem multivaria-
ten logistischen Regressionsmodell zeigt
sich, adjustiert für Alter und Geschlecht,
ein Zusammenhang zwischen dem r
eine Hepatitis-B-Impfung typischen
Nachweis von Anti-HBs und dem SES
[hoher vs. niedriger SES: OR 3,53 (2,62–
4,76); mittlerer vs. niedriger SES: OR 2,08
(1,60–2,69)]. Übereinstimmend mit dem
für die Hepatitis-B-Durchseuchung an-
gewandten Modell, zeigt sich ein nied-
riger SES damit als Risikofaktor für eine
fehlende, durch Schutzimpfung erreich-
te Immunität. Für Erwachsene mit nied-
rigem SES ist das Risiko für eine Hepati-
tis-B-Infektion (jemals oder aktuell) hö-
her als das für Erwachsene mit mittlerem
SES; für Erwachsene mit mittleren SES ist
das Risiko für eine Hepatitis-B-Infektion
(jemals oder aktuell) wiederum her als
das für Erwachsene mit hohem SES.
Im Vergleich zu den Ergebnissen des
BGS98 (. Tab. 4) zeigt sich in der aktu-
ellen Erhebung über alle Altersgruppen
eine deutlich höhere Prävalenz von aus-
schließlich anti-HBs-positiven Proben für
beide Geschlechter (. Abb. 2). Am größ-
ten ist dieser gegenüber den BGS98-Er-
gebnissen aus den Jahren 1997 bis 1999
beobachtete Anstieg des Anteils Geimpf-
ter in den Altersgruppen 18 bis 29 Jah-
re. Der Anteil an anti-HBc-positiven Er-
wachsenen als Marker für die Hepatitis-B-
Durchseuchung ist in der Gesamtstudien-
population mit 5,1% (4,4–5,8) signifikant
niedriger als vor 10 Jahren (7,9%; 6,9–
9,1). Standardisiert man die im BGS98 er-
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
18 - 19 Jahre 20 - 29 Jahre 30 - 39 Jahre 40 - 49 Jahre 50 - 59 Jahre 60 - 69 Jahre 70 - 79 Jahre
BGS98 Anti-HAV positiv DEGS Anti-HAV positiv
Abb. 19Seropräva-
lenz von Antikörpern ge-
gen das Hepatitis-A-Vi-
rus in Prozent nach Alters-
gruppen in DEGS1 und im 
BGS98 (gewichtet auf den 
Bevölkerungsstand vom 
31.12.2010), n=7046
710
Leitthema
|
Bunde sgesundheitsblatt -Gesun dheitsforschung -Gesundheits schutz5/6· 2013
hobenen Pvalenzen auf die aktuelle Be-
lkerungsstruktur (. Tab. 4), zeigt sich,
dass unter Berücksichtigung der demo-
grafischen Veränderungen die Durchseu-
chung der Bevölkerung mit dem Hepati-
tis-B-Virus sogar von 8,7% (7,7–9,9) auf
5,1% (4,4–5,8) zurückgegangen ist. Dieser
Unterschied zeigt sich am deutlichsten in
der ältesten Altersgruppe, also bei den 70-
bis 79-Jährigen.
Hepatitis C
Die durchschnittliche Prävalenz von
Antikörpern gegen das Hepatitis-C-Virus
(Anti-HCV) beträgt bei 18- bis 79-Jähri-
gen 0,3%. Bei zwei Dritteln (0,2%) der
Anti-HCV-Positiven konnte HCV-RNA
nachgewiesen werden. Bei einem Drittel
(0,1%) wurden im CMIA und Immuno-
blot Antikörper gegen Hepatitis-C-Viren,
jedoch keine Virus-RNA detektiert. Ins-
gesamt liegen damit bei 0,3% (0,1–0,5) der
Erwachsenen Zeichen r eine Durch-
seuchung mit Hepatitis-C-Viren vor
(. Tab. 3). Diese Prävalenz unterschei-
det sich nicht nach Geschlecht und SES
(Ergebnis eines altersadjustierten, multi-
variaten logistischen Regressionsmodells;
Daten nicht gezeigt). Positive Befunde
zeigten sich ausschließlich in den Alters-
Tab. 3 Prävalenz von Hepatitis-B- und Hepatitis-C-Seromarkern nach Geschlecht und Altersgruppen aus DEGS1 2008–2011 in Prozent mit 
95%-Konfidenzintervallen. n
ungewichtet 
=7047
Altersgruppe 18 bis  
19 Jahre
20 bis  
29 Jahre
30 bis  
39 Jahre
40 bis 
49 Jahre
50 bis 
59 Jahre
60 bis  
69 Jahre
70 bis  
79 Jahre
Gesamt
Hepatitis B
Frauen
Anti-HBc und 
HBs-Ag positiv
a
0 0,3 
(0,0–2,1)
0,4 
(0,1–2,8)
0 0,2 
(0,0–1,4)
0,2 
(0,0–1,2)
0 0,2 
(0,1–0,4)
Anti-HBc und An-
ti-HBs positiv
b
0 0,6 
(0,1–2,8)
3,1 
(1,6–6,2)
4,1 
(2,4–6,9)
6,2 
(4,3–8,8)
7,7 
(5,1–11,4)
5,4 
(3,4–8,7)
4,4 
(3,6–5,4)
Ausschließlich 
Anti-HBc positiv
c
0 0 0,8 
(0,1–5,2)
0 0,1 
(0,0–1,0)
0,6 
(0,2–1,6)
0,5 
(0,1–1,9)
0,3 
(0,1–0,7)
Ausschließlich 
Anti-HBs positiv
d
70,9  
(59,6–80,1)
62,1  
(56,5–67,3)
26,9  
(22,3–32,1)
23,1  
(19,4–27,2)
17,6  
(14,2–21,5)
9,6 
(7,0–12,9)
6,1 
(4,1–9,0)
25,8  
(23,8–27,8)
Männer
Anti-HBc und 
HBs-Ag positiv
a
0 0,2 
(0,0–1,2)
0,8 
(0,1–5,4)
0,2 
(0,0–1,2)
0,8 
(0,2–2,5)
1,0 
(0,1–6,5)
0,2 
(0,0–1,6)
0,5 
(0,2–1,1)
Anti-HBc und An-
ti-HBs positiv
b
0 1,1 
(0,4–3,0)
2,9 
(1,4–5,6)
3,8 
(2,0–6,9)
5,4 
(3,7–7,7)
5,7 
(3,6–8,9)
6,1 
(3,6–10,2)
3,9 
(3,1–4,9)
Ausschließlich 
Anti-HBc positiv
c
0 0 1,2 
(0,3–5,3)
0,2 
(0,1–0,9)
0,8 
(0,3–2,0)
2,6 
(1,1–5,7)
1,8 
(0,7–4,8)
0,9 
(0,6–1,6)
Ausschließlich 
Anti-HBs positiv
d
61,6  
(51,9–70,4)
51,8  
(45,6–58,0)
20,0  
(16,0–24,6)
14,1  
(11,1–17,7)
11,0  
(8,2–14,6)
7,4 
(5,3–10,4)
3,3 
(2,0–5,4)
20,1  
(18,2–22,0)
Gesamt
Anti-HBc und 
HBs-Ag positiv
a
0 0,2 
(0,1–1,0)
0,6 
(0,1–2,5)
0,1 
(0,0–0,6)
0,5 
(0,2–1,3)
0,5 
(0,1–2,9)
0,1 
(0,0–0,7)
0,3 
(0,2–0,6)
Anti-HBc und An-
ti-HBs positiv
b
0 0,8 
(0,3–2,0)
3,0 
(1,8–5,0)
3,9 
(2,6–5,9)
5,8 
(4,4–7,5)
6,8 
(5,1–8,9)
5,8 
(4,1–8,0)
4,1 
(3,1–4,8)
Ausschließlich 
Anti-HBc positiv
c
0 0 1,0 
(0,3–3,2)
0,1 
(0,0–0,4)
0,5 
(0,2–1,1)
1,5 
(0,8–3,0)
1,1 
(0,5–2,5) 
0,6 
(0,4–0,9)
Ausschließlich 
Anti-HBs positiv
d
65,5  
(58,2–72,0)
57,1  
(52,8–61,2)
23,4  
(20,1–27,0)
18,5  
(15,9–21,4)
14,3  
(11,9–17,1)
8,5 
(6,7–10,8)
5,4 
(3,8–7,5)
22,9  
(21,5–24,5)
Hepatitis C: Anti-HCV bestätigt positiv und/oder HCV-RNA positiv
Frauen 0 0 0 0,2 (0,0–0,8) 0,1 (0,0–0,9) 0,4 (0,1–1,9) 1,2 (0,3–5,6) 0,3 (0,1–0,8)
Männer 0 0 0 0,6 (0,1–2,6) 0,5 (0,1–2,3) 0,2 (0,0–0,8) 0 0,3 (0,1–0,7)
Gesamt 0 0 0 0,4 (0,1–1,3) 0,3 (0,1–1,1) 0,3 (0,1–0,9) 0,7 (0,1–3,2) 0,3 (0,1–0,5)
a
Akute oder chronische Infektion.
b
Ausgeheilte Infektion.
c
Durchgestandene Infektion, Immunität fraglich.
d
Immunität durch Impfung.
Tab. 2 Prävalenz von Antikörpern gegen das Hepatitis-A-Virus (Anti-HAV) nach Geschlecht und Altersgruppen aus BGS98 in Prozent mit 
95%-Konfidenzintervallen (altersstandardisiert auf den Bevölkerungsstand vom 31.12.2010). n
ungewichtet
 =6748
Alters-
gruppe
18 bis 
19 Jahre
20 bis  
29 Jahre
30 bis  
39 Jahre
40 bis  
49 Jahre
50 bis  
59 Jahre
60 bis  
69 Jahre
70 bis  
79 Jahre
Gesamt
Geschlecht
Frauen 6,4(2,3–16,5) 17,3 (13,3–22,2) 22,3 (18,5–26,7) 47,6 (43,0–52,2) 64,3 (59,9–68,5) 83,3 (78,8–87,0) 90,6 (86,3–93,7) 51,9 (49,5–54,4)
Männer 9,6(4,9–17,9) 21,1 (16,4–26,8) 26,2 (22,2–30,7) 38,3 (33,6–43,3) 63,1 (58,5–67,5) 82,7 (78,9–85,9) 88,0 (83,2–91,6) 49,1 (46,7–51,6)
Gesamt 8,0(4,6–13,5) 19,2 (15,6–23,3) 24,4 (21,2–27,8) 42,8 (39,2–46,6) 63,7 (60,4–66,9) 83,0 (80,1–85,5) 89,4 (86,4–91,8) 50,5 (48,4–52,7)
711
Bunde sgesundheitsblatt -Gesun dheitsforschung -Gesundheits schutz5/6· 2013
|
gruppen zwischen 40 und 79 Jahren. Von
den vor 10 Jahren im BGS98 erhobenen
Werten [bestätigte Anti-HCV-Prävalenz
0,4% (0,2–0,6)] unterscheidet sich die
aktuell ermittelte Hepatitis-C-Durchseu-
chung in der Gesamtgruppe nicht. Aller-
dings finden sich in DEGS1 anders als
im BSG98 auch keine HCV-Infektionen
bei den unter 40-Jährigen; im BGS98 wa-
ren positive Befunde bereits in der Alters-
gruppe 20 bis 29 Jahre feststellbar.
Diskussion
Hepatitis A
Die Hepatitis A ist eine akute Leberent-
zündung, die bei symptomatischem Ver-
lauf mit den klinischen Zeichen einer
Gelbsucht akut verläuft und vollständig
ausheilt. Allerdings steigt die Sterblich-
keit mit dem Alter an (ca. 2% bei über
60-Jährigen). Das Hepatitis-A-Virus wird
mit dem Stuhl ausgeschieden und von
Mensch zu Mensch sowie durch verun-
reinigte Nahrungsmittel übertragen. In
Ländern mit niedrigem Hygienestandard
ist die Durchseuchung schon im Kindes-
alter sehr hoch. In Europa und Nord-
amerika ging die Erkrankungshäufigkeit
in den letzten Jahrzehnten kontinuier-
lich zurück, sodass hier immer weniger
Jugendliche und Erwachsene eine natür-
lich erworbene Immunität gegen das He-
patitis-A-Virus besitzen. Eine Schutzimp-
fung steht zur Verfügung und wird von
der Ständigen Impfkommission (STI-
KO) seit 1993 für Reisende in Regionen
mit hoher Hepatitis-A-Prävalenz und für
Menschen mit Berufen oder Sexualver-
halten mit besonders hoher Infektions-
gefährdung empfohlen [10].
Fast 50% der erwachsenen Frauen und
nner in Deutschland weisen Antikör-
per gegen das Hepatitis-A-Virus auf. Die-
se wurden entweder natürlich (durchge-
machte Infektion) oder über eine Hepa-
titis-A-Impfung erworben. Bei Erwach-
senen mit mittlerem SES finden sich sel-
tener Antikörper gegen das Hepatitis-A-
Virus als bei Erwachsenen mit niedrigem
oder hohem SES. Unter Berücksichti-
gung der in diesem Heft gezeigten niedri-
gen Hepatitis-A-Impfquoten für Erwach-
sene mit niedrigem SES und den hohen
Impfquoten für Erwachsene mit hohem
SES [11] deutet dieses Ergebnis darauf
hin, dass die Immunität bei Personen mit
niedrigem SES häufiger natürlich und bei
Personen mit hohem SES eher über eine
Impfung erworben wurde.
Bei Betrachtung der Gesamtstichpro-
be unterscheidet sich die Prävalenz von
Anti-HAV nicht von den diesbezüglichen
Werten, die in den Jahren 1997 bis 1999 er-
hobenen wurden [12]. In beiden Studien
zeigt sich eine deutliche Altersabhängig-
keit mit höheren Prävalenzen in höheren
Altersgruppen. Allerdings unterscheidet
Tab. 4 Prävalenz von Hepatitis-B-Seromarkern nach Geschlecht und Altersgruppen aus BGS98 in Prozent mit 95%-Konfidenzintervallen 
(altersstandardisiert auf den Bevölkerungsstand vom 31.12.2010). n
ungewichtet
 =6747
Altersgruppe 18 bis  
19 Jahre
20 bis  
29 Jahre
30 bis  
39 Jahre
40 bis 
49 Jahre
50 bis 
59 Jahre
60 bis  
69 Jahre
70 bis  
79 Jahre
Gesamt
Geschlecht
Frauen
Anti-HBc und HBs-
Antigen positiv
a
0 0 0 0,6 (0,2–2,4) 0,3 (0,0–2,2) 0,6 (0,2–2,4) 0,8 (0,1–5,7) 0,4 (0,2–0,9)
Anti-HBc und An-
ti-HBs positiv
b
1,6 (0,2–10,7) 3,3 (1,5–7,2) 3,6 (2,2–5,9) 6,7 (4,5–9,8) 5,5 (3,6–8,5) 9,9 (7,2–13,4) 13,6 (9,5–19,1) 6,7 (5,6–8,1)
Ausschließlich An-
ti-HBc positiv
c
0 1,8 (0,6–5,5) 0,5 (0,1–3,8) 0,5 (0,2–1,7) 0,2 (0,0–1,2) 0,7 (0,2–2,2) 1,2 (0,4–3,6) 0,8 (0,4–1,4)
Ausschließlich An-
ti-HBs positiv
d
13,2 
(7,5–22,2)
12,3 (9,3–16,1) 9,6 (7,5–12,1) 6,0 (4,4–8,2) 4,4 (2,7–7,2) 1,0 (0,3–2,7) 0,4 (0,1–1,8) 5,9 (5,0–7,0)
Männer
Anti-HBc und HBs-
Antigen positiv
a
0,9 (0,1–6,3) 0,4 (0,1–2,0) 2,1 (0,9–4,6) 1,4 (0,6–3,2) 2,0 (0,9–4,3) 0,5 (0,1–2,5) 0,3 (0,0–2,2) 1,2 (0,8–2,0)
Anti-HBc und An-
ti-HBs positiv
b
1,1 (0,2–4,9) 4,3 (2,4–7,7) 3,0 (1,8–5,0) 6,5 (4,4–9,4) 7,6
(5,4–10,5)
5,6 (3,7–8,3) 15,5 (10,7–21,9) 6,5 (5,4–7,8)
Ausschließlich An-
ti-HBc positiv
c
0 0,6 (0,1–4,0) 1,3 (0,5–3,4) 0,8 (0,3–2,0) 2,8 (1,5–5,3) 2,3 (0,9–5,6) 3,6 (1,5–8,3) 1,7 (1,1–2,5)
Ausschließlich An-
ti-HBs positiv
d
5,3 (2,5–10,9) 4,9 (3,1–7,9) 5,1 (3,5–7,4) 3,1 (2,0–4,9) 1,1 (0,4–2,6) 0,5 (0,2–1,8) 0 2,7 (2,2–3,4)
Gesamt
Anti-HBc und HBs-
Antigen positiv
a
0,5 (0,1–3,3) 0,2 (0,0–1,0) 1,1 (0,5–2,4) 1,0 (0,5–2,0) 1,2 (0,6–2,4) 0,5 (0,2–1,6) 0,6 (0,1–2,8) 0,8 (0,5–1,2)
Anti-HBc und An-
ti-HBs positiv
b
1,4 (0,4–4,8) 3,8 (2,4–6,0) 3,3 (2,3–4,7) 6,6 (4,9–8,8) 6,5 (4,9–8,7) 7,8 (6,0–10,0) 14,5 (11,0–18,8) 6,6 (5,7–7,6)
Ausschließlich An-
ti-HBc positiv
c
0 1,2 (0,5–3,1) 0,9 (0,4–2,3) 0,6 (0,3–1,3) 1,5 (0,8–2,8) 1,5 (0,7–3,1) 2,3 (1,2–4,5) 1,2 (0,9–1,7)
Ausschließlich An-
ti-HBs positiv
d
9,2 (5,6–14,7) 8,6 (6,9–10,7) 7,3 (5,9–9,0) 4,6 (3,5–6,0) 2,8 (1,8–4,2) 0,8 (0,3–1,6) 0,2 (0,1–1,0) 4,3 (3,8–5,0)
a
Akute oder chronische Infektion.
b
Ausgeheilte Infektion.
c
Durchgestandene Infektion, Immunität fraglich.
d
Immunität durch Impfung.
712
Leitthema
|
Bunde sgesundheitsblatt -Gesun dheitsforschung -Gesundheits schutz5/6· 2013
sich das aktuelle Muster der Altersabhän-
gigkeit deutlich von der kontinuierlich
über die Altersgruppen ansteigenden Se-
roprävalenz von Antikörpern gegen das
Hepatitis-A-Virus zum Zeitpunkt des
BGS98. Aktuell sind die Anti-HAV-Sero-
prävalenzen in den Altersgruppen der 18-
bis 39-Jährigen her, die in den Gruppen
der 50- bis 79-Jährigen hingegen niedri-
ger als noch vor 10 Jahren. Diese Entwick-
lung hat zur Folge, dass der Anteil älterer
Frauen und Männer, die keine Immuni-
tät gegen das Hepatitis-A-Virus besitzen,
in den letzten 10 Jahren deutlich angestie-
gen ist. Berücksichtigt man den kontinu-
ierlich und über alle Altersgruppen zu
beobachtenden Rückgang der Hepatitis-
A-Inzidenz bei den nach IfSG gemelde-
ten Fällen in Deutschland [13], kann die
in DEGS1 deutlich höhere Anti-HAV-Se-
roprävalenz in den Altersgruppen der 18-
bis 39-Jährigen am ehesten auf eine ver-
stärkte Inanspruchnahme der Hepatitis-
A-Impfung (etwa vor Reisen) zurück-
geführt werden. Während im Jahr 2001
noch deutlich über 2000 Hepatitis-A-Er-
krankungen nach IfSG gemeldet wurden
(2001: 2273), sind es seit 2009 weniger
als 1000 Fälle pro Jahr. Konsistent zu den
Meldedaten nach IfSG sind die DEGS1-
Ergebnisse auch bei der geschlechtsstra-
tifizierten Betrachtung, die keinen Unter-
schied bei der Anti-HAV-Seroprävalenz
zwischen Frauen und Männern zeigt.
In den Niederlanden wurden 1995 bis
1996 und 2006/2007 zwei große, reprä-
sentative seroepidemiologische Surveys
zur Prävalenz von Antikörpern gegen
das Hepatitis-A-Virus durchgeführt. Da-
bei wurde ein Anstieg der Anti-HAV-Prä-
valenz von 34 auf 39,3% festgestellt, der
auf eine Zunahme des Anteils Geimpf-
ter sowie auf den höheren Anteil an Zu-
wanderern zurückgeführt wurde [14]. In
den Niederlanden liegt die Anti-HAV-
Prävalenz damit unter der in Deutsch-
land beobachteten Prävalenz, sie ist aber,
wie hier, stark altersabhängig. Es zeigt
sich bei den ebenfalls im 10-Jahres-Ab-
stand durchgehrten Erhebungen zu-
dem einen Anstieg des Anteils an nicht
gegen das Hepatitis-A-Virus immunen
älteren Frauen und Männern.
Schlussfolgerungen
Die vorliegenden DEGS1-Daten zur An-
ti-HAV-Seropvalenz liefern ein aktuel-
les, bevölkerungsbezogenes und zuver-
ssiges Bild der Immunität gegen das
Hepatitis-A-Virus, da diese Antikörper
sehr lange nach einer Impfung [15] und
noch länger nach einer natürlich durch-
gemachten Infektion [16, 17] einen durch
serologische Untersuchung nachweisba-
ren Schutz bieten. Aktuell sind jüngere
Altersgruppen besser, ältere Altersgrup-
pen hingegen schlechter als vor 10 Jah-
ren gegen eine Hepatitis-A-Infektion ge-
schützt. Bessere hygienische Bedingun-
gen führten zu einem Rückgang der He-
patitis-A-Inzidenz und der natürlichen
HAV-Durchseuchung. Der individuelle
Schutz vor einer Hepatitis-A-Virus-In-
fektion und eine gute Immunität gegen
das Virus auf Belkerungsebene sind
daher in Deutschland nur durch Schutz-
impfungen zu erreichen. Generell ist da-
rauf zu achten, dass die von der STIKO
herausgegebenen Impfempfehlungen in
der Praxis konsequent umgesetzt werden.
Dies gilt insbesondere auch für ältere Per-
sonen, die in Hochprävalenzgebiete rei-
sen, da in diesen Altersgruppen die Hepa-
titis A besonders schwer verlaufen kann
und der Anteil der Personen mit natürli-
cher Immunität zurückgeht.
Hepatitis B
Die Hepatitis B ist eine weltweit beim
Menschen vorkommende, durch Hepati-
tis-B-Viren ausgelöste Leberentzündung,
die vorwiegend sexuell oder durch Blut
übertragen wird. Bei Erwachsenen heilt
sie meistens aus, kann aber in bis zu 10%
der Fälle chronisch verlaufen und in eine
Leberzirrhose oder ein Leberzellkarzi-
nom übergehen. Seit 1982 (Westdeutsch-
land) und 1984 (Ostdeutschland) besteht
eine Impfempfehlung r Gruppen mit
erhöhtem Infektionsrisiko. 1995 wurde
von der STIKO die generelle Empfehlung
für eine HBV-Impfung für alle Neugebo-
renen und die Empfehlung zur Nachhol-
impfung bei älteren Kindern und Jugend-
lichen mit fehlender Grundimmunisie-
rung ausgesprochenen [18].
Die Durchseuchung mit Hepatitis-B-
Viren liegt bei 5,1% und unterscheidet
sich nicht zwischen Frauen und Män-
nern. Am häufigsten spricht die sero-
logische Befundkonstellation für eine
durchgemachte Hepatitis-B-Infektion
mit erworbener Immunität. Jedoch zeigt
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
18-19 Jahre 20-29 Jahre 30 - 39 Jahre 40 - 49 Jahre 50 - 59 Jahre 60 - 69 Jahre 70 - 79 Jahre
DEGS: Ausschließlich Anti-HBs positiv (geimpft)
BGS: Ausschließlich Anti-HBs positiv (geimpft)
DEGS: Anti-HBc gesamt
BGS: Anti-HBc gesamt
Abb. 29Prävalenz von 
Hepatitis-B-Seromarkern 
in Prozent nach Alters-
gruppen in DEGS1 und im 
BGS98 (gewichtet auf den 
Bevölkerungsstand vom 
31.12.2010), n=7047
713
Bunde sgesundheitsblatt -Gesun dheitsforschung -Gesundheits schutz5/6· 2013
|
der Vergleich mit den vor 10 Jahren im
BGS98 erhobenen Seroprävalenzen, dass
aktuell ein geringerer Anteil der Bevöl-
kerung eine solche Infektion durchge-
macht hat. Diese erfreuliche Entwick-
lung ist am deutlichsten in den jungen
Altersgruppen zu beobachten. Gleich-
zeitig ist der Anteil der Geimpften vor
allem in den jungen Altersgruppen stark
angestiegen (22,9%). Es kann daher da-
von ausgegangen werden, dass sich hier
bereits Erfolge der von der STIKO aus-
gesprochenen Impfempfehlungen zei-
gen. Ein positiver Trend zeigt sich auch
bei der Prävalenz aktueller akuter oder
chronischer Hepatitis-B-Erkrankungen.
Die vor 10 Jahren im BGS98 mit 0,8% ge-
messene HBsAg-Prävalenz ist auf 0,3%
zurückgegangen. Die bei den Seropräva-
lenzen zu beobachtenden positiven Ent-
wicklungen spiegeln sich gleichermaßen
in den rückläufigen bzw. seit 2007 stabi-
len Meldezahlen für eine akute Hepati-
tis B. Auch hier ist die Reduktion in den
jungen Altersgruppen besonders aus-
geprägt. Allerdings lässt sich auch bei
den Älteren ein solcher Rückgang ver-
zeichnen, sodass neben den Erfolgen der
HBV-Impfung auch allgemeine Präven-
tionsmaßnahmen (z. B. Hygienebestim-
mungen im medizinischen Bereich, ver-
besserte Sicherheit von Blut und Blut-
produkten) Wirkung zu zeigen schei-
nen. Die jährlichen Hepatitis-B-Inziden-
zen (IfSG) zeigen jedoch weiterhin einen
deutlichen Unterschied zwischen Frau-
en und Männern (2010: Frauen 0,6 Er-
krankungen/100.000 Einwohner; Män-
ner: 1,3 Erkrankungen/100.000 Einwoh-
ner). Beginnend mit der Altersgruppe
der 25- bis 29-Jährigen fand sich eine
durchweg höhere Inzidenz bei nnern
im Vergleich zu gleichaltrigen Frauen
[19]. Hingegen zeigen die Seroprävalen-
zen aus DEGS1 kaum einen Unterschied
zwischen den Geschlechtern hinsichtlich
der Seromarker, die auf eine akute oder
durchgemachte Hepatitis-B-Infektion
hinweisen. Diese Diskrepanz kann da-
mit erklärt werden, dass die höhere He-
patitis-B-Inzidenz bei Männern wahr-
scheinlich auf ein riskanteres Sexualver-
halten und ufigeren intravenösen Dro-
gengebrauch zurückzuführen ist, sodass
die wahre Prävalenz in bevölkerungsbe-
zogenen Surveys eher unterschätzt wird.
Mit dem Rückgang der Hepatitis-B-
Durchseuchung und -Inzidenz insbeson-
dere bei jungen Erwachsenen und Kin-
dern in Deutschland ist gut 15 Jahre nach
Einhrung der allgemeinen Hepatitis-
B-Impfung eine positive Entwicklung zu
verzeichnen. Eine solche wurde bereits
für Italien beschrieben, wo die Impfung
schon 1991 allgemein empfohlen wurde
[20].
Schlussfolgerungen
Die HBV-Infektions- und Immunitätsla-
ge wird durch die in DEGS1 ermittelten
Seroprävalenzen bevölkerungsbezogen
abgebildet. Aktuell sind vor allem jüngere
Altersgruppen deutlich besser durch eine
Impfung gegen Hepatitis B geschützt als
noch vor 10 Jahren. Insgesamt hat die Le-
benszeitprävalenz für eine Hepatitis-B-
Virus-Infektion bei den 18- bis 79-Jähri-
gen abgenommen. Das Risiko für eine In-
fektion ist umso geringer, je her der so-
ziale Status ist. Die beobachtete Abnah-
me der Lebenszeitprävalenz beruht einer-
seits darauf, dass die vor 10 Jahren unter-
suchte Altersgruppe mit der höchsten
Hepatitis-B-Virus-Durchseuchung, al-
so die damals 70- bis 79-Jährigen, aus Al-
tersgründen nicht mehr an der aktuellen
Untersuchung teilnehmen könnten. Auf
der anderen Seite zeigt sich aber auch
in den jüngeren Altersgruppen eine ge-
ringere Durchseuchung. Diese geht zu-
rück auf eine bereits erfolgte Reduktion
der Krankheitslast seit der Einhrung
der allgemeinen Impfung gegen Hepati-
tis B im Säuglingsalter. In der hier unter-
suchten Alterskohorte ist der rückläufige
Durchseuchungsgrad aber wohl vor al-
lem Resultat der Nachholimpfungen bei
älteren Kindern und Jugendlichen mit
fehlender Grundimmunisierung. Da al-
le hier untersuchten Frauen und Männer
vor der allgemeinen Impfempfehlung
geboren wurden und bei ngeren Ge-
burtsjahrgängen die Hepatitis-B-Durch-
impfung besser [21] als bei den in DEGS1
untersuchten älteren Geburtsjahrgängen
ist, lässt sich eine positive Entwicklung
prognostizieren.
Hepatitis C
Die Hepatitis C ist eine weltweit beim
Menschen vorkommende durch Hepati-
tis-C-Viren (HCV) ausgelöste Leberent-
zündung, die parenteral übertragen wird.
Ohne Therapie nimmt die Infektion in
50–85% der Fälle einen chronischen Ver-
lauf [22, 23], der nach Jahrzehnten durch
eine Leberzirrhose oder ein Leberzell-
karzinom kompliziert werden kann. Es
existiert kein Impfstoff gegen Hepati-
tis C. Die verfügbaren Parameter der vi-
rologischen Diagnostik erlauben gegen-
wärtig keine Rückschlüsse auf die Dau-
er der Infektion, sodass hier in der Regel
nicht sicher entschieden werden kann,
ob eine akute oder eine chronische Infek-
tion vorliegt. Im Vergleich zu den Befun-
den aus dem BGS98 ist die Gesamtpräva-
lenz der Hepatitis C in Deutschland un-
verändert. Aktuell konnten allerdings in
der Gruppe der 18- bis 39-Jährigen kei-
ne positiven Hepatitis-C-Befunde erho-
ben werden. Die seit Durchführung des
BGS98 erfolgte Einführung wichtiger
Präventionsmaßnahmen, wie z. B. die
routinemäßige Hepatitis-C-Virus-Diag-
nostik im Rahmen der Blutspendersur-
veillance im Jahr 1991, könnte diese Ent-
wicklung in der jungen Allgemeinbevöl-
kerung begründen. Durch die Verbesse-
rung medikamentöser Therapiemöglich-
keiten ist eine weitere Reduktion der Zahl
an chronischen HCV-Infektionen zu er-
warten [24].
Schlussfolgerungen
Mit einer HCV-Durchseuchung von
0,3% zählt Deutschland im europäi-
schen Vergleich weiterhin zu den n-
dern mit niedriger Hepatitis-C-Präva-
lenz [25]. Die tatsächliche HCV-Antikör-
per-Prävalenz dürfte allerdings höher lie-
gen als in DEGS1 ermittelt, da Personen
aus Heil- und Pflegeanstalten, Kranken-
häusern und Justizvollzugsanstalten aus
der Studie ausgeschlossen sowie Benut-
zer intravenöser Drogen und andere Ri-
sikogruppen nicht repräsentativ vertre-
ten waren.
714
Leitthema
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Bunde sgesundheitsblatt -Gesun dheitsforschung -Gesundheits schutz5/6· 2013
Korrespondenzadresse
Dr. C. Poethko-Müller
Robert Koch-Institut
General-Pape-Str. 62–66, 12101 Berlin
poethko-muellerc@rki.de
Finanzierung der Studie. Die Studie wurde finan-
ziert mit Mitteln des Robert Koch-Instituts und des 
Bundesministeriums für Gesundheit.
Interessenkonflikt. Die korrespondierende Autorin 
gibt für sich und ihre Koautoren an, dass kein Interes-
senkonflikt besteht.
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AMBIT – Advanced
Management of Biological
Threats: Fortbildung für
ärztliches Personal im
Öffentlichen Gesundheits-
dienst
Termin: 11.09. – 13.09.2013
Veranstalter: Robert Koch-Institut 
Veranstaltungsort: Robert Koch-Institut, 
Berlin, Liegenschaft am Nordufer 20
Programm: Der Kursi nhalt besteht aus 
zielgruppenspezifischen Modulen für 
das Management außergewöhnlicher 
biologischer Gefahren. Diese setzen sich 
nicht nur aus t heoretischen Beiträgen z u 
Erre gerinformationen, seuchenhygi eni-
sche n Maßnahmen und Meldewegen, 
sondern auc h aus vielen Praxisanteilen 
zusammen. Hierzu zählen der Umgang 
mit persö nlicher Schutzaus rüstung und 
die Simulation von unterschiedlichen Sze-
narien in Form von Table-Top-Übungen in 
kleineren Gruppen. 
Lernziele des Kurses sind u.a.
•  Die Sensibilisierung für das Erkennen 
bioterroristischer Gef ahrenlagen
•  Die Vermittlung von Grundlagen des 
krankheitsspezif ischen, mediz inischen 
Managements
•  Grundlagen des Managements außer-
gewöhnlicher biologischer Lagen unter 
Public Health-Aspekten
Anmeldung/Informationen:  
Der Kurs wurde von der Ärztekammer 
Berlin mit 18 Punkten zertifiziert. 
Die Teilnehmerzahl ist auf 16 Plätze 
begrenzt. Das ausführliche Pr ogramm 
sowie A nmeldeformulare und we itere 
Informationen finden Sie unte r 
www.rki.de und 
dem Suchbegriff  AMBIT“.
Fachnachrichten
715
Bunde sgesundheitsblatt -Gesun dheitsforschung -Gesundheits schutz5/6· 2013
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... Interestingly, more than 98% of these minors received antiretroviral therapy in 2021, while the overall treatment rate for all HIV-positive people was only 62% on average [13,14]. The prevalences of hepatitis B and C are as well considerably higher in Ukraine than in Germany (1.3% vs 0.4% and 3.6% vs 0.3%, respectively) [15][16][17], and serological screening for infectious diseases in minor refugees has been recommended in Germany [18]. ...
... The incidences for HIV (0.3%) and hepatitis C (0.5%) were higher than in age-matched German minors, but below expected occurrence of up to 1% HIV and 3.6% hepatitis C [15][16][17]. Multiple cases per family were also a rarity (HIV and hepatitis C 0.7% of cases each). Only for hepatitis C, several new diagnoses among the accompanying adults were detected, while most HIV and hepatitis B infections were already known. ...
Article
Full-text available
In 2022, over 1,000,000 people from Ukraine fled to Germany, mostly women and children. The aim of this study was to determine health status and socio-demographic background of Ukrainian refugee minors in Germany and to compare that to German minors. In this study, Ukrainian refugees of all ages, who voluntarily made contact with the study centres via flyers or refugee shelters, were interviewed with the help of trained interpreters from 09–12/2022. We assessed data from minors and their families on socio-economic status, general health perception, current and pre-existing infectious and non-contagious diseases, and vaccination status. The data for the minors were collected by interviewing the accompanying adults. In addition, a physical examination and serological screening for infectious and vaccine-preventable diseases were performed. Overall, 392 minors and accompanying adults (358) were included. Minors’ general and mental health were reported as “at least good" in 83% (316) and 80% (304), respectively. In 16% (63), infectious or other underlying diseases were recorded. Tuberculosis infections (7, 1.8%) and hepatitis C (2, 0.5%) were found through the serological tests. HIV could only be detected in one previously known case. Self-reported vaccinations against measles and varicella, for example, did not match serological findings (protection against measles 304; 84%; varicella 230; 64%). Conclusion: Accompanying adults often rate the general health and well-being of Ukrainian refugee minors as rather poor. Frequently, self-reported vaccinations and preexisting diseases did not match serology results; therefore, Ukrainian refugee minors without formal vaccination certificate should be offered all recommended vaccinations and be generously screened for hepatitis B, C and HIV in addition to tuberculosis. What is Known: • Infectious diseases (TB, hepatitis B/C, HIV) are more common among Ukrainian minors and vaccine hesitancy is more widespread than in many host countries and require appropriate medical care. • Displacement and war worsen medical care and have negative impact on mental health.. What is New: • Although intrafamilial spread of infectious diseases was rare (in this cohort), perceived general health of Ukrainian minors is rather poor. • Semi-structured interviews—even with interpreters—are often insufficient to collect valid medical information.
... Vaccine or infection-induced immunity against hepatitis B was found in 26% (n=454), whereas In comparison to the German population, the percentage of adult participants with evidence of immunity against hepatitis A and B was significantly higher (p<0,01 for both), whereas this difference could not be observed in the paediatric participants. 10,11 Significant differences between German and Ukrainian children (87.8% vs 64%; p<0,01) were observed in varicella zoster immunity, probably reflecting different vaccination policies 21 . ...
... In comparison, prevalence of HBV in the general German population equals 0·3% in adults and 0·2% in children showing a significantly higher percentage of infection in Ukrainian aduts, but not in children. 10,11 The prevalence of HCV in the adult German population was significantly lower and estimated as 0·3-0·6% (p<0,01). 10,12 A diagnosis of HIV was confirmed in 1·5% of the adults and 0·3% of the children in our study. ...
... Hepatitis B, C [13,14] Definition: Systeminfektion mit Leberbefall, wobei neben asymptomatischen Verläufen mit lediglich auffälligen Laborbefunden die Klinik von symptomloser Leberverfettung bis zu Fällen mit foudroyantem Leberzerfall reichen kann. Neben Übertragung durch kontaminiertes Fremdblut ist auch Übertragung Chlamydien [16] Definition: Infektion der Genitalien und Adnexe durch C. trachomatis, obligat intrazelluläre, energieparasitäre gramnegative Stäbchen. ...
Article
Zusammenfassung Auch im Lichte aktueller, infektionsimmunologischer Erkenntnisse über Entstehung und Behandlung spielen im Zeitalter der modernen Therapien einschließlich Antisepsis und Antibiotika sexuell übertragbare Erkrankungen nach wie vor, und speziell für bestimmte Risikogruppen, eine bedeutende Rolle. Die grundsätzliche Behandelbarkeit lange Zeit tödlich verlaufender Infektionen wie AIDS hat andererseits sogar vielfach zu vermehrter Sorglosigkeit geführt, wodurch nicht nur die HIV-Infektion und häufig ko-akquirierte Infektionen wie Syphilis nach wie vor wichtige Infektionskrankheiten auch in entwickelten Ländern darstellen, sondern grundsätzlich viele eindämmbare Erkrankungen z.T. auch wieder vermehrt auftreten und entsprechende Probleme bereiten. Daher ist und bleibt es unumgänglich, dass sich Ärzte und sexualmedizinisches Personal ständig auch über die Möglichkeiten der Übertragung wie der Prävention sexuell übertragbarer Krankheiten auf dem Laufenden halten.
... Hepatitis C is recognized as a disease of global importance since more than 170 million people worldwide are chronically infected with the hepatitis C virus (HCV) [1]. In Germany, survey data show an anti HCV-prevalence of 0.3 % in the general population [2]. However, considering a higher prevalence in risk-groups such as drug abuser, prison inmates, and HIV co-infected patients, recent studies estimate 275 000 chronically infected people [3]. ...
Article
Full-text available
Background & Aims With long-term consequences like the development of liver cirrhosis and hepatocellular carcinoma, chronic hepatitis C virus (HCV) infection is associated with a significant health burden. Information on HCV treatment outcomes and costs in routine care is still rare, especially for subgroups. The aim of this study was to analyse the treatment outcomes and costs of subgroups in routine care and to compare them over time with previous analyses. Methods Data were derived from a noninterventional study including a subset of 10298 patients receiving DAAs with genotypes 1 and 3. Sociodemographic, clinical parameters and costs were collected using a web-based data recording system. The total sample was subdivided according to treatment regimen, cirrhosis status as well as present HIV infection and opioid substitution treatment (OST). Results 95% of all patients achieved SVR. Currently used DAA showed higher SVR-rates and less adverse events (AE) compared to former treatments. Concerning subgroups, cirrhotic patients, HIV-coinfected patients and OST patients showed lower but still high SVR-rates. In comparison, cirrhotic had considerably longer treatment duration and more frequent (serious) AE. Overall, average treatment costs were €48470 and costs per SVR were €51129; for currently used DAAs costs amounted to €30330 and costs per SVR to €31692. After the end of treatment, physical health is similar to the general population in all patients except cirrhotic. Mental health remains far behind in all subgroups, even for currently used DAA. Conclusions Over time, some relevant factors developed positively (SVR-rates, costs, treatment duration, adverse events, health-related quality of life (HRQoL)). Further research on HRQoL, especially on mental health, is necessary to evaluate the differences between subgroups and HRQoL over time and to identify influencing factors.
... U. auch bei Menschen, die glaubhaft über eine Hepatitis unbekannter Ursache berichten. [303,304] Zusatz zur HBV-Impfung bei medizinischem Personal, das Tätigkeiten mit erhöhter HBV-Übertragungsgefahr ausübt. ...
... KiGGS) [19][20][21] ...
Article
Full-text available
Zusammenfassung Hintergrund Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2016 eine Strategie zur Eliminierung von Hepatitis-B-, -C- und -D-Virusinfektionen verfasst und Indikatoren zum Monitoring des Fortschritts definiert. Das Robert Koch-Institut hat 2019 ein interdisziplinäres Arbeitstreffen zur Verbesserung der Datenlage veranstaltet. Ziele Ziele waren die Vernetzung der Akteure, die Erstellung einer Übersicht zu den in Deutschland vorhandenen Datenquellen zu Hepatitis B, C und D und die Diskussion methodischer Aspekte. Material und Methoden Die für Deutschland relevanten WHO-Indikatoren wurden extrahiert und es wurde bestimmt, wie diese anhand vorliegender Daten konstruiert werden können. Bei dem Arbeitstreffen mit AkteurInnen aus dem öffentlichen Gesundheitsdienst, aus Kliniken, Laboren, von Krankenkassen, Forschungsinstituten, Datenhaltern und Registern wurden in Arbeitsgruppen Erhebungsmethoden diskutiert, welche dazu dienen können, fehlende Daten zu ermitteln. Die Datenquellen und Daten wurden hinsichtlich Qualität, Vollständigkeit sowie praktischer Umsetzbarkeit evaluiert und priorisiert. Ergebnisse Für die Allgemeinbevölkerung können die Indikatoren zu Prävention, Testung, Diagnose, Behandlung, Heilung, Folgeschäden und Mortalität aus Diagnose‑, Versorgungs- und Registerdaten, Daten aus Laboren und klinischen Zentren sowie einzelnen Studien konstruiert werden. Datenquellen für vulnerable Gruppen beschränken sich auf einzelne Studien zu Drogengebrauchenden, Männern, die Sex mit Männern haben, und HIV-Ko-Infizierten. Daten für MigrantInnen, Inhaftierte und SexarbeiterInnen sind kaum verfügbar; ebenso fehlen aktuelle Daten zur Krankheitslast chronischer Hepatitisinfektionen in der Allgemeinbevölkerung. Diskussion Für alle ausgewählten Indikatoren konnten Datenquellen, ihre Besonderheiten und Limitationen identifiziert werden. Im nächsten Schritt gilt es, die entwickelten Ideen in konkrete Projekte mit einzelnen Datenhaltern umzusetzen.
Article
According to the updated German maternity guidelines, determination of the hepatitis B antigen (HBsAg) is recommended as early as the first trimester of pregnancy in cases of a lack of immunity against HBV in order to initiate antiviral treatment of chronic Hep B-infections before the 28th week of gestation to prevent vertical transmission to the fetus. After diagnosis of an HBV infection an additional hepatitis delta virus (HDV) infection always has to be excluded as only HBV positive pregnant women can be simultaneously or subsequently infected with HDV. The incidence of hepatitis C (HC) in Germany is currently under 1%. The most important route of transmission among drug users is still needle sharing. Among HCV positive women the perinatal transmission rate to the neonate is approximately 6–7% of pregnancies. Hepatitis C has been curable since 2014 by an antiviral treatment with RNA polymerase inhibitors lasting 8–12 weeks, which however is contraindicated during pregnancy. Nevertheless, every HCV-infected pregnant woman should be referred prepartal to a specialist for infections for a timely planning of the postpartal antiviral treatment. Hepatitis A (HepA) and E (HepE) are transferred via a fecal-oral route. An inactivated vaccine against HAV is available, which can also be safely applied in pregnancy. Symptoms of an acute Hep E infection cannot be distinguished from Hep A, but the course of the disease is much more severe in Hep E. In our latitudes is transferred (genotype 3) to pregnant women from pigs, sheep and rodents. The mortality in pregnant women who are infected with hepatitis E virus (HEV) genotype 1 in endemic regions (e.g. north India) is 20–50% but this does not apply to pregnant women in Europe and Germany who are infected with HEV genotype 3. In this group not a single maternal death has been caused by HEV.
Article
Hepatitis B ist eine der häufigsten Infektionskrankheiten weltweit und im Fall eines chronischen Verlaufs eine der bedeutendsten Ursachen von Leberzirrhose und Leberzellkarzinom. Auch Hepatitis D kommt weltweit vor. Deutschland hat sich den Eliminierungszielen viraler Hepatitiden der WHO bis 2030 verschrieben, allerdings stellte die COVID-19-Pandemie eine große Herausforderung beim Erreichen dieser Ziele dar. Im Jahr 2021 wurde eine Zunahme von übermittelten Hepatitis-B-Fällen um 22 % im Vergleich zu 2020 verzeichnet und damit nach einem wohl hauptsächlich pandemiebedingten Rückgang das Niveau von 2019 nahezu wieder erreicht. Anlässlich des Welt-Hepatitis-Tages werden im Epidemiologischen Bulletin 30/2022 die Meldedaten zu Hepatitis B und D des Jahres 2021 nach Infektionsschutzgesetz dargestellt sowie aktuelle Studien zur Hepatitis-B-Virus-Prävalenz und Impfabdeckung in der Allgemeinbevölkerung und in ausgewählten Subpopulationen zusammengefasst.
Article
The parenterally transmittable hepatitides B, D and C and their complications are a problem worldwide and also in Germany that should not be underestimated. Due to the estimated high gray area, a broad distribution, particularly by drug abuse, increasing prevalence due to immigration and a pandemic-related delay in the diagnostics, the identification of affected persons and therefore potentially infectious patients represents a great challenge for the healthcare system. Highly effective treatment concepts with practically no side effects and a tablet ingestion once daily are available for hepatitis B and also hepatitis C. For hepatitis B this involves long-term treatment for suppression of replication, whereas for hepatitis C virus elimination occurs within a few weeks. A new treatment concept with inhibition of virus uptake for treatment of hepatitis D first became available in September 2020. For all patients a long-term further monitoring is necessary when advanced liver damage or even liver cirrhosis occurs, especially for the exclusion of liver cell carcinoma.
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Die ,,Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ (DEGS) ist eine bundesweite Erhebung, die vom Robert Koch-Institut (RKI) im Rahmen des Gesundheitsmonitorings durchgeführt wird. Ziel ist die wiederholte Bereitstellung bundesweit repräsentativer Daten zur Erwachsenengesundheit, die Ermittlung zeitlicher Trends in der Entwicklung der gesundheitlichen Lage und die Sammlung von Erkenntnissen über die gesundheitliche Entwicklung im Lebensverlauf. Realisiert werden diese Ziele durch ein Stichprobendesign, das sowohl den Aufbau und die Weiterverfolgung eines Panels als auch die Ergänzung durch neue bundesweit repräsentative Stichproben in den jeweiligen Erhebungswellen vorsieht. DEGS liefert Informationen für eine umfassende Gesundheitsberichterstattung, bildet die Grundlage für gesundheitspolitische Schwerpunktsetzungen und Maßnahmen und produziert Daten für die epidemiologische Forschung. Die erste Erhebungswelle (DEGS1) wurde von November 2008 bis Dezember 2011 durchgeführt und umfasste sowohl Befragungen als auch körperliche Untersuchungen sowie Bioprobenentnahmen. Erhoben wurden umfassende Informationen zu Gesundheitsstatus, Gesundheitsverhalten, Lebensbedingungen und Inanspruchnahme von Leistungen des Gesundheitssystems. Weitere Schwerpunkte sind chronische Krankheiten, gesundheitliche Folgen des demografischen Wandels und psychische Gesundheit. Um frühzeitig längsschnittliche Daten nutzen zu können, wurden bei DEGS1 Teilnehmer des Bundes-Gesundheitssurveys 1998 (BGS98) hinzugezogen. Auch das Erhebungsprogramm des BGS98 wurde mit DEGS1 fortgesetzt und ergänzt. Insgesamt nahmen in der aktuellen Welle 8152 Personen teil, davon waren 3959 ehemalige Teilnehmer des BGS98. Die Teilnehmer von DEGS1 bilden die Basis für Follow-up-Befragungen und -Untersuchungen. In Welle 2, die Mitte 2014 beginnen soll, sind ausschließlich Befragungen vorgesehen. Mit Welle 3 wird voraussichtlich 2017 erneut ein Befragungs- und Untersuchungssurvey mit ergänzender Stichprobenerweiterung durchgeführt. Für Mitte 2013 ist eine thematisch breit angelegte Basispublikation im Bundesgesundheitsblatt geplant. Ab 2014 werden die Daten von DEGS1 als Public-Use-File für die Fachöffentlichkeit verfügbar gemacht.
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Die ,,Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ (DEGS) ist Bestandteil des Gesundheitsmonitorings des Robert Koch-Instituts (RKI) und als kombinierte Quer- und Längsschnitterhebung konzipiert. Die erste Erhebungswelle (DEGS1; 2008–2011) umfasste Befragungen und Untersuchungen. Zielpopulation waren die in Deutschland lebenden Erwachsenen bis zum Alter von 79 Jahren. Das Mischdesign der Studie umfasste eine neue Einwohnermeldeamtsstichprobe, die durch Teilnehmende des Bundes-Gesundheitssurveys 1998 (BGS98) ergänzt wurde. Insgesamt nahmen 8152 Personen teil, darunter 4193 Ersteingeladene (Response 42%) und 3959 Wiedereingeladene (Response 62%). 7238 Personen besuchten eines der 180 Untersuchungszentren, 914 wurden ausschließlich telefonisch/schriftlich befragt. Der Vergleich verschiedener Merkmale zwischen der Nettostichprobe, der Gruppe der Nichtteilnehmer und der Bevölkerung Deutschlands weist auf eine hohe Repräsentativität hin. Gewichtungsfaktoren wurden berechnet, um Querschnitt-, Trend- und Längsschnittanalysen hinsichtlich einzelner Merkmale der Bevölkerungsstruktur zu korrigieren. Ferner wird bei den ehemaligen BGS98-Teilnehmenden die unterschiedliche Wiederteilnahmebereitschaft ausgeglichen.
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Background The German Health Interview and Examination Survey for Adults (DEGS) is part of the recently established national health monitoring conducted by the Robert Koch Institute. DEGS combines a nationally representative periodic health survey and a longitudinal study based on follow-up of survey participants. Funding is provided by the German Ministry of Health and supplemented for specific research topics from other sources. Methods/design The first DEGS wave of data collection (DEGS1) extended from November 2008 to December 2011. Overall, 8152 men and women participated. Of these, 3959 persons already participated in the German National Health Interview and Examination Survey 1998 (GNHIES98) at which time they were 18–79 years of age. Another 4193 persons 18–79 years of age were recruited for DEGS1 in 2008–2011 based on two-stage stratified random sampling from local population registries. Health data and context variables were collected using standardized computer assisted personal interviews, self-administered questionnaires, and standardized measurements and tests. In order to keep survey results representative for the population aged 18–79 years, results will be weighted by survey-specific weighting factors considering sampling and drop-out probabilities as well as deviations between the design-weighted net sample and German population statistics 2010. Discussion DEGS aims to establish a nationally representative data base on health of adults in Germany. This health data platform will be used for continuous health reporting and health care research. The results will help to support health policy planning and evaluation. Repeated cross-sectional surveys will permit analyses of time trends in morbidity, functional capacity levels, disability, and health risks and resources. Follow-up of study participants will provide the opportunity to study trajectories of health and disability. A special focus lies on chronic diseases including asthma, allergies, cardiovascular conditions, diabetes mellitus, and musculoskeletal diseases. Other core topics include vaccine-preventable diseases and immunization status, nutritional deficiencies, health in older age, and the association between health-related behavior and mental health.
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In Deutschland werden Impfquoten nicht über ein Impfregister erfasst. Die bevölkerungsrepräsentative Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) ist ein Baustein für das Monitoring der Durchimpfung. Zur Erhebung der Impfdaten wurden Impfpässe und Befragungsdaten genutzt. Der Tetanus- und Diphtherie-Impfstatus Erwachsener ist besser als vor 10 Jahren im ,,Bundes-Gesundheitssurvey 1998“, dennoch haben immer noch 28,6 % der Bevölkerung in den letzten 10 Jahren keine Tetanusimpfung und 42,9 % keine Diphtherieimpfung erhalten. Insbesondere bei Älteren, bei Erwachsenen mit niedrigem sozioökonomischem Status und in Westdeutschland bestehen Impflücken. Nur 11,8 % der Frauen und 9,4 % der Männer in Westdeutschland haben innerhalb der letzten 10 Jahre eine Impfung gegen Pertussis erhalten; die Durchimpfung ist in Ostdeutschland doppelt so hoch. Die seit 2009 bestehende Empfehlung, mit der nächstanstehenden Tetanusimpfung gleichzeitig gegen Pertussis zu impfen, lässt jedoch einen Anstieg der Durchimpfung erwarten. Im Vergleich zu den jährlichen Impfraten gegen Influenza ist der Anteil jemals gegen Influenza geimpfter Erwachsener höher. Allerdings liegt bei Frauen und Männern im Alter über 60 Jahren selbst die Lebenszeitprävalenz deutlich unter der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen jährlichen Impfrate von 75 %.
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Einleitung Am Robert Koch-Institut ist ein bundesweites Gesundheitsmonitoringsystem etabliert, das der Erfassung des Gesundheitszustands und –verhaltens der Bevölkerung sowie relevanter gesundheitlicher Einflussfaktoren dient. Dieses Monitoringsystem besteht aus den drei Komponenten KiGGS ( Kinder- und Jugendgesundheitssurvey), DEGS ( Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland ) und GEDA ( Gesundheit in Deutschland aktuell), die jeweils für regelmäßig durchgeführte repräsentative Untersuchungen und Befragungen (Gesundheitssurveys) sowohl von Kindern und Jugendlichen als auch von Erwachsenen stehen. Diese Daten und solche aus anderen Quellen wie beispielsweise den Krebsregisterdaten bilden eine umfassende Daten- und Informationsgrundlage für Public Health und die Gesundheitspolitik in Deutschland. Für die epidemiologische Forschung werden die Datensätze jeweils als Public Use Files zur Verfügung gestellt.
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Der sozioökonomische Status (SES) stellt eine zentrale Analysekategorie der epidemiologischen Forschung und Gesundheitsberichterstattung dar. Im Rahmen der Deutschen Herz-Kreislauf-Präventionsstudie 1984–1991 wurde zur Messung des SES ein mehrdimensionaler aggregierter Index entwickelt, der bis heute in vielen Studien verwendet wird. Für das Gesundheitsmonitoring am Robert Koch-Institut (RKI) wurde der Index nach einer kritischen Überprüfung grundlegend überarbeitet. Der Beitrag beschreibt, welche Überlegungen der Überarbeitung zugrunde lagen und wie diese in Bezug auf die „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ (DEGS1) umgesetzt wurden. Zudem werden Ergebnisse zur alters- und geschlechtsspezifischen Verteilung der Werte des überarbeiteten SES-Index und zum Zusammenhang mit anderen Maßen des sozioökonomischen Status berichtet. Die Ergebnisse basieren auf den Daten von DEGS1 2012 und des Bundes-Gesundheitssurveys 1998 (BGS98).
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This chapter discusses the natural history of hepatitis C that continues to be a dilemma, but knowledge in this regard is of extreme importance both for accurate counseling of patients and for rational decisions regarding therapy. Moving from the early view that hepatitis C was an insignificant form of liver disease to the view that it is almost certainly a seriously progressive disease, engendering profound concern by anxious patients exposed to sensational newspaper, magazine, and internet reports, the pendulum seems to be slowly swinging back to a less gloomy view of the chronic illness. Evidence accruing seems to suggest that more persons than originally believed to be the case recover spontaneously from the acute infection, which most do not even realize they have suffered. Among those who develop persistent infection, progression of liver disease to cirrhosis is not inevitable and probably varies in likelihood according to certain recognized and unrecognized factors. Among those who progress to marked fibrosis or cirrhosis, serious consequences for many can be anticipated. These facts are well characterized through retrospective studies or prospective studies of those with already well-established chronic liver disease, but that does not seem to be the complete story.
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Much controversy surrounds the issue of the natural history of hepatitis C virus (HCV) infection. Many authorities view the disease as inexorably progressive with a high probability of advancing over time to cirrhosis and occasionally hepatocellular carcinoma (HCC) and, therefore, likely to be responsible for causing death. Others regard chronic hepatitis C as having a variable outcome, the majority of infected persons not dying from the disease, but more likely from the comorbid conditions that so often accompany infection by this agent, or from more common medical conditions. Disagreements probably derive from the manner of conduct of the study and the populations studied. Efforts to determine natural history are handicapped by the primary characteristics of the disease, namely that its onset rarely is recognized and its course is prolonged exceedingly. Thus, different outcomes have come from retrospective rather than from prospective studies, but both have concluded that at least 20% of chronically infected adults develop cirrhosis within 20 years. More recent studies that used a retrospective/prospective approach, focusing largely on young infected individuals, have produced different results. Among these young people, particularly young women, spontaneous resolution of the viral infection is more common than previously thought and cirrhosis has been identified in 5% or fewer of them. The major failing for all groups studied, young and old, is that natural history studies have rarely exceeded the first 2 decades, so that outcome beyond this time is not known, other than through modeling. Several host-related and extraneous factors probably affect the natural history. (HEPATOLOGY 2002;36:S35-S46).