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Campus vor Ort: Zivilgesellschaftliches Engagement deutscher Hochschulen im
Kontext von Studium und Lehre
Thomas Sporer, Jörg Miller, Christiane Roth & Nadine Ruda
Ausgangspunkt und Kontext
Um Studierende auf vielfältige Herausforderungen in Gesellschaft und Wirtschaft vorzubereiten,
sollen Hochschulen heute zunehmend dem Anspruch gerecht werden, handlungs- und
erfahrungsorientierte Lehre anzubieten. Seit einigen Jahren entstehen daher in der nationalen und
internationalen Hochschullandschaft neue Ansätze, die fachliche und überfachliche Kompetenzen
durch die Verbindung von akademischer Lehre mit der Übernahme gesellschaftlicher
Verantwortung fördern (Baltes, Hofe & Sliwka, 2007; Altenschmidt, Miller & Stark, 2009;
Berthold, Meyer-Guckel & Rohe, 2010).
Obwohl sich an deutschen Hochschulen vorbildliche Beispiele für die Förderung
zivilgesellschaftlichen Engagements im Kontext von Studium und Lehre finden, sind diese Ansätze
noch vergleichsweise neu und werden bislang nicht in größerer Breite in die Hochschuldidaktik und
Profilbildung der Hochschulen aufgenommen (Backhaus-Maul & Roth, 2013). Um die
Weiterentwicklung dieses jungen Themenfeldes zu stärken, soll mit Hilfe einer Online-Plattform
beispielgebenden Aktivitäten von Hochschulen mehr Sichtbarkeit gegeben und der
Erfahrungsaustausch, der in dem Themenfeld engagierten Akteure, durch die Verbreitung von
Erfolgsmustern unterstützt werden.
Vorstellung der Online-Plattform „Campus vor Ort“
Ziel von Campus vor Ort (www.campus-vor-ort.de) ist es, die Kommunikation und Diskussion über
gute Praxis zwischen den Nutzerinnen und Nutzern der Online-Plattform anzuregen und die
gemeinschaftliche Erstellung eines Netzes von Erfahrungswissen zu erreichen. Konkrete
Aktivitäten und Erfahrungsberichte der Akteure des Themenfeldes bilden dabei den Ausgangspunkt
für die Abstraktion wiederkehrender Erfolgsfaktoren, aus denen im Austausch mit anderen
Community-Mitgliedern praktisch bewährte Muster generiert werden können (Schümmer & Haake,
2010). Die Online-Plattform basiert auf dem PATONGO-System und stellt ein Werkzeug bereit, das
eine reflexive Auseinandersetzung mit guter Praxis anregt und die kooperative (Weiter-)
Entwicklung von Erfolgsmustern ermöglicht (vgl. Schümmer, Mühlpfordt & Haake, 2010). Die
Hauptnavigation der Online-Plattform bietet den Nutzerinnen und Nutzern vier Bereiche, die im
Folgenden näher vorgestellt werden.
Orte entdecken. Da das Zusammenarbeiten verschiedener Akteure charakteristisch für Campus-
Community-Partnerschaften ist, bietet die Plattform eine Übersicht aller Hochschulen und deren
Partnerorganisationen, die eigene Beiträge auf Campus vor Ort veröffentlicht haben. Jede dieser
Einrichtungen hat im Bereich „Orte entdecken“ die Möglichkeit, sich in einem Profil in Wort und
Bild vorzustellen sowie Personen als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zuzuordnen. In einer
Sammelmappe können Beiträge aus der Hochschule und den Partnerorganisationen sowie
weiterführende Materialien zusammengestellt werden. Ein Diskussionsforum bietet den Mitgliedern
der Einrichtungen die Möglichkeit, sich in einem virtuellen Raum auszutauschen, auf den nur die
Mitglieder dieser Hochschule bzw. Partnerorganisation zugreifen können. Diese Übersicht der auf
Campus vor Ort aktiven Hochschulen und Partnerorganisationen dient dazu, sich über deren
Aktivitäten zu informieren sowie neue Kontakte zu knüpfen und gegebenenfalls Personen zu
finden, die an Kooperationen interessiert sind.
Projekte erleben. Die auf Campus vor Ort gesammelten Aktivitäten im Bereich gesellschaftlichen
Engagements beinhalten konkrete Projekte von Studierenden, ganze Lehrveranstaltungen oder
Studienbereiche und Koordinationsstellen. Im Bereich „Projekte erleben“ gibt es die Möglichkeit,
diese vielgestaltigen Aktivitäten in Form kurzer „Steckbriefe“ oder umfassenderer
Erfahrungsberichte darzustellen. In Erfahrungsberichten werden der Kontext und die
Entstehungsgeschichte der Aktivitäten genauer erläutert, Details beschrieben und/oder eine
(vorläufige) Bilanz bezüglich ihrer Wirkungen gezogen. Eine Sammelmappe ermöglicht auch hier
die Zusammenstellung von weiterführenden Materialien sowie Verweise auf andere Inhalte im
Kontext der jeweiligen Aktivität. Über ein Diskussionsforum kann zu jeder Aktivität ein Feedback
gegeben oder es können Nachfragen gestellt werden.
Muster entwickeln. Über die Vorstellung von Aktivitäten hinaus sollen auf Campus vor Ort auch
Erfolgsmuster guter Praxis zu finden sein. Erfolgsmuster sind ein Ansatz, um Erfahrungswissen zu
dokumentieren und mit anderen zu teilen. Auf Basis erfolgreicher Praxisbeispiele werden dabei
Gestaltungsempfehlungen gegeben, die von den konkreten Aktivitäten abstrahieren. Ausgangspunkt
eines Musters ist ein zu lösendes Problem, das als Herausforderung beschrieben wird und zu dem
eine sich mehrmals praktisch bewährte Lösung vorgeschlagen wird. Dabei werden die Geschichte
und der Kontext der Problemlösung - inklusive förderlicher und hemmender Rahmenbedingungen –
expliziert. Vor diesem Hintergrund wird die Übertragbarkeit des Lösungsvorschlags auf andere
Kontexte diskutiert und Empfehlungen für die Verwendung des Erfolgsmusters gegeben. Die
Sammelmappe und ein Diskussionsforum bieten wieder die Möglichkeit das Erfolgsmuster mit
anderen Inhalten anzureichern und den Lösungsvorschlag zu diskutieren.
Ideen teilen. Während es sich bei den Aktivitäten und Erfolgsmustern in der Regel um
Beschreibungen gelungener Praxis handelt, bietet Campus vor Ort den Nutzerinnnen und Nutzern
in diesem Bereich die Gelegenheit, auch Ideen und Fragen einzubringen, für die bislang (noch)
keine praktisch bewährten Problemlösungen verfügbar sind. Beispielsweise können Vorschläge für
neue Projektinitiativen und innovative Problemlösungen mit anderen Community-Mitgliedern
diskutiert oder (Nach-)Fragen zu aktuellen Herausforderungen gestellt werden. Wie auch in den
anderen Bereichen bieten die Sammelmappe und das Diskussionsforum die Möglichkeit, neue
Beiträge in den Kontext anderer Inhalte zu stellen und zu diskutieren. Zudem hat es sich bewährt,
einen Hinweis auf den Beitrag im Diskussionsforum einer Gruppe, die sich mit diesem Thema
befasst, zu posten, um deren Mitglieder auf den neuen Inhalt aufmerksam zu machen und zur
Auseinandersetzung mit dem Thema einzuladen.
Darüber hinaus bietet Campus vor Ort eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten, um als Nutzerin oder
Nutzer selbst aktiv zu werden. Wie auf anderen Online-Plattformen können Kontakte zu anderen
Community-Mitgliedern geknüpft, Hinweise auf themenspezifische Veranstaltungen gegeben sowie
regionale und thematische Gruppe gegründet werden. In einem persönlichen Bereich kann ein
eigenes Nutzer-Profil erstellt und zentral auf alle eigenen Inhalte auf Campus vor Ort (z.B.
Nachrichten, Dokumente, Kontakte, Gruppen) zugegriffen werden.
Zwischenbilanz und Beitrag zum „Forum der Lehre“
Im Rahmen des BMFSFJ-geförderten Verbundprojekts „Potentialförderung für Lernen durch
bürgerschaftliches Engagement und gesellschaftliche Verantwortung an Hochschulen“1 wird mit
Campus vor Ort eine Online-Plattform aufgebaut, die sich mit der Sammlung und Verbreitung guter
Praxis zivilgesellschaftlichen Engagements in Studium und Lehre befasst.
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Für den süddeutschen Raum gibt es auf Campus vor Ort regionale Gruppen, die sich zum Ziel
gesetzt haben, die Vernetzung der Akteure an benachbarten Hochschulen und Universitäten in
Bayern2 und Baden-Württemberg3 zu stärken. Neben einer virtuellen Vernetzung wurden im
Kontext dieser Gruppen erste Präsenztreffen organisiert, bei denen sich die Akteure persönlich
kennenlernen und in einen intensiven Erfahrungsaustausch treten konnten. In der regionalen Gruppe
für die bayerischen Hochschulen und Universitäten konnten auf diese Weise schon über 80
Steckbriefe und Erfahrungsberichte, die gute Praxis für konkrete Projekte, Lehrveranstaltungen,
Studienbereiche oder Koordinationsstellen darstellen, sowie erste Erfolgsmuster für den Einsatz
digitaler Medien im Service Learning4 gesammelt werden.
Aus diesem Fundus wird auf der Veranstaltung Forum der Lehre ein Überblick der vielfältigen
Aktivitäten an bayerischen Hochschulen geben. Zudem wird das bundesweite Hochschulnetzwerk
„Bildung durch Verantwortung“ vorgestellt, dem bislang aus Bayern die Hochschule Augsburg, die
Hochschule Coburg und die Hochschule Neu-Ulm sowie die Universität Augsburg und Universität
Würzburg angehören.5
Literatur
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Berthold, C.; Meyer-Guckel, V. & Rohe, W. (2010): Mission Gesellschaft. Engagement und
Selbstverständnis der Hochschulen. Ziele, Konzepte, internationale Praxis. Essen: Edition
Stifterverband.
Schümmer, T & Haake, J.M. (2010): PATONGO: Patterns and Tools for Non-Profit Organizations
— a pattern-based approach for helping volunteers to identify and share good practice. In New
Review of Hypermedia and Multimedia 16(1), pp. 85 – 111.
Schümmer, T.; Mühlpfordt, M. & Haake, J.M. (2010): Computer Supported Reflection of Good
Practice. In: Collaboration and Technology. pp. 65 - 80. Berlin, Heidelberg, New York: LNCS,
Springer:
Stark, W.; Miller, J & Altenschmidt. K. (2013): Zusammenarbeiten - Zusammen Gewinnen. Was
Kooperationen zwischen Hochschulen und Gemeinwesen bewirken können und was dafür nötig ist.
Potenzialanalyse Campus Community Partnerships. Universität Duisburg-Essen.
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