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Gefährdet Pendelmobilität die Stabilität von Paarbeziehungen?
Einflüsse von Erwerbskonstellationen und Haushaltsarrangements in Ost- und
Westdeutschland auf die Trennungswahrscheinlichkeit von Paaren
Does Commuting to Work Endanger Partnership Stability?
Influences of Employment and Household Arrangements on the Probability of Couples
Separating in East and West Germany
Stefanie Kley
Universität Hamburg, Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Fachbereich Sozialwissenschaften, Allende-Platz 1,
20146 Hamburg, Germany
stefanie.kley@uni-hamburg.de
Zusammenfassung: Dieser Beitrag geht der Frage nach, ob das Fernpendeln zwischen Wohn- und Arbeitsort die Tren-
nungswahrscheinlichkeit von Paaren erhçht. Die Analyse erfolgt auf Paarebene und innerhalb eines Kontrastgruppen-
designs mit Befragten aus Ost- und Westdeutschland. Sowohl verheiratete als auch unverheiratete Paare werden unter-
sucht, wobei verschiedene räumliche Haushaltsarrangements berücksichtigt werden. Die Daten stammen aus Zufalls-
stichproben, die im Rahmen einer dreijährigen Panelstudie in einer ostdeutschen und einer westdeutschen Stadt erhoben
wurden. Untersucht wird die Paarbeziehungs-, Wohn- und Arbeitsgeschichte von 890 Paaren. Diskrete Ereignisdaten-
modelle zeigen, dass das Fernpendeln zum Arbeitsplatz das Trennungsrisiko von Paaren signifikant erhçht, wenn die
Frau pendelt, nicht jedoch wenn der Mann pendelt. In der westdeutschen Teilstichprobe hat die Vollzeiterwerbstätigkeit
von Frauen an sich bereits einen negativen Effekt auf die Partnerschaftsstabilität. In der ostdeutschen Teilstichprobe er-
hçht nicht die Vollzeiterwerbstätigkeit, sondern das Pendeln über große Entfernungen das Trennungsrisiko signifikant.
Weitere Analysen zeigen, dass die negativen Effekte erwerbsbezogener Pendelmobilität von Frauen in verschiedenen Er-
werbs- und Haushaltskonstellationen von Paaren nachweisbar sind.
Schlagworte: Trennung; Scheidung; Pendeln; Zirkuläre Mobilität; Frauenerwerbstätigkeit; Getrennte Haushalte.
Summary: This contribution considers the question of whether long-distance commuting between the place of residence
and the working place increases the risk of separation for couples. The question is analyzed on the couple level and within
a contrast group design with respondents from East and West Germany. Both married and unmarried couples with differ-
ent locational constellations in their household arrangements are analyzed. The data come from random samples drawn
from a three-year panel study in an East and a West German city. Partnership, residence, and occupational information
are investigated longitudinally for 890 couples. Discrete event history models indicate that long-distance commuting be-
tween home and work significantly enhances the risk of separation for couples if the woman commutes but not if the
man commutes. In the West German sample, female full-time employment per se exerts a negative effect on the stability
of partnerships. In the East German sample, it is the necessity of commuting over long distances rather than the full-time
employment of women which significantly enhances the risk of separation. Further analyses show that negative effects of
female long-distance commuting are detectible in various work arrangements and household constellations of couples.
Keywords: Separation; Divorce; Commuting; Circular Mobility; Women’s Employment; Separate Households.
1. Einleitung
Das Pendeln zwischen Wohnung und Arbeitsplatz
beansprucht persçnliche Ressourcen in Form von
Zeit, Geld oder Gesundheit, sobald der Weg zur Ar-
beitsstelle eine gewisse Distanz überschreitet (Kos-
lowsky et al. 1995). Nach Daten des deutschen So-
zio-oekonomischen Panels berichtet ein Fünftel der
Erwerbstätigen, die einen Arbeitsweg von mehr als
30 Minuten zu bewältigen haben, dass das Pendeln
für sie eine große psychische und kçrperliche Belas-
tung darstelle, und es wurde gezeigt, dass die sub-
jektive Lebenszufriedenheit mit der Länge des Ar-
beitsweges sinkt (Stutzer & Frey 2008). Pendler
nehmen diese Bürde auf sich, weil sie sowohl außer-
çrtliche Karrierechancen realisieren als auch in
356 Lucius & Lucius Verlag Stuttgart Zeitschrift für Soziologie, Jg. 41, Heft 5, Oktober 2012, S. 356–374
wohnçrtliche Sozialbeziehungen eingebettet bleiben
wollen. Ein großer Teil der Berufspendler ist verhei-
ratet oder lebt in nichtehelicher Lebensgemein-
schaft und hat Kinder (Schneider et al. 2008: 129;
Kley 2010). In jüngster Zeit wurden einige Studien
verçffentlicht, welche die sozialen Beziehungen und
Familienformen von Berufspendlern zum Gegen-
stand haben (z. B. Reuschke 2010; Rüger et al.
2011) und die negative Auswirkungen verschiede-
ner Formen von Pendelmobilität auf soziale Inter-
aktionsmçglichkeiten illustrieren (z. B. van der Klis
& Mulder 2008; Schneider et al. 2009).
Ein Wohnortwechsel zur Vermeidung langer Pen-
delstrecken ist indes für Paare ungleich kosten-
trächtiger als für Alleinstehende, da verschiedene
Interessen berücksichtigt werden müssen (Kalter
1998; Abraham et al. 2010), und in der Regel profi-
tiert einer der Partner deutlich mehr vom Orts-
wechsel als der andere (Bielby & Bielby 1992; Kal-
ter 1998; Nisic 2010). Dies gilt in besonderem
Maße, wenn beide Partner erwerbstätig sind und
wenn Kinder im schulpflichtigen Alter in der Fami-
lie leben. Pendelmobilität ist somit eine konkurrie-
rende Form der räumlichen Mobilität, die gewählt
werden kann, um Migration zu vermeiden (Kalter
1994; van Ham 2002; Clark & Huang 2003). Hält
man sich jedoch die Stressbelastung der Pendler vor
Augen, lässt dies die Frage aufkommen, ob und ge-
gebenenfalls unter welchen Umständen die mit Pen-
delmobilität verbundene Belastung auf andere Le-
bensbereiche ausstrahlt und das Trennungsrisiko
für Paare erhçht.
Die gesellschaftspolitische Brisanz dieser Fragestel-
lung wird deutlich, wenn man sich zeitgençssische
Prognosen zu den Auswirkungen der modernen Ar-
beitswelt vor Augen hält: In der fortschreitenden
Moderne erschweren die zunehmenden Flexibili-
täts- und Mobilitätserfordernisse langfristige Le-
benspläne und gefährden die Aufrechterhaltung
dauerhafter Beziehungen (z. B. Sennett 1998). Ab-
gesehen von der Frage, ob in Deutschland die ar-
beitsbezogene Pendelmobilität in den letzten Jahren
auf Kosten der Binnenmigration zugenommen hat
(Schneider et al. 2008; Ruppenthal & Lück 2009),
sind mçgliche destabilisierende Effekte der Pendel-
mobilität für Paarbeziehungen deshalb von beson-
derem Interesse. Das Pendeln zwischen Wohn- und
Arbeitsort über weite Strecken kann als Strategie
angesehen werden, den Erfordernissen der moder-
nen Arbeitswelt Rechnung zu tragen, ohne die lokal
verankerten Beziehungen zu gefährden, die sich
zum Beispiel in der familiären Wohnung, dem Ar-
beitsplatz des Partners, der Schule der Kinder, der
räumlichen Nähe von Eltern und Freunden mani-
festieren. Ist die Pendelmobilität eine Strategie, die
„aufgeht“ in unserer heutigen Gesellschaft, oder ge-
fährdet diese räumliche Flexibilität eine der wich-
tigsten sozialen Beziehungen, nämlich die Paarbe-
ziehung?
Um diese Frage angemessen analysieren zu kçnnen,
muss für die Pendeldistanz ein Schwellenwert ge-
wählt werden, der kostenträchtige von weniger
kostenträchtigen Distanzen trennt. Die vorliegende
Analyse wird sich deshalb auf das Fernpendeln
konzentrieren, das durch mindestens eine Stunde
Wegezeit für den einfachen Weg zwischen Woh-
nung und Arbeitsplatz charakterisiert ist.
1
Der Be-
griff der Trennung bezieht sich auf den Zeitpunkt
des (von den Befragten genannten) Endes der Paar-
beziehung sowohl von unverheirateten als auch von
verheirateten Paaren.
In gängigen Scheidungstheorien wird das Fernpen-
deln zwischen Wohn- und Arbeitsplatz nicht expli-
zit thematisiert, wohl aber die Erwerbstätigkeit an
sich. Die mikroçkonomische Theorie der Eheschei-
dung sieht in der Erwerbstätigkeit von Frauen gene-
rell ein destabilisierendes Moment für Paarbezie-
hungen. Da die zu untersuchenden Pendler eine
Teilgruppe der Erwerbstätigen darstellen, muss ein
eventuell genereller Effekt der (weiblichen) Er-
werbsbeteiligung vom Effekt der Pendelmobilität
unterschieden werden. Es werden deshalb exempla-
rische Erwerbskonstellationen von Paaren unter-
sucht, d. h. das Fernpendeln wird additiv zur
Erwerbsbeteiligung der Frau bzw. des Mannes ana-
lysiert.
Üblicherweise werden in Scheidungsstudien zusam-
menlebende Paare betrachtet (Amato 2010; Lyngs-
tad & Jalovaara 2010). Da hier der Einfluss von
räumlicher Mobilität auf die Trennung von Paaren
untersucht wird, sollte jedoch mçglichst die ganze
Bandbreite an Haushaltsarrangements einbezogen
werden, denn diese Arrangements haben selbst eine
räumliche Komponente. Deshalb werden auch Paa-
re mit separaten Wohnungen in die Untersuchung
einbezogen. Das Zusammenleben und die Heirat
werden als Merkmale einer Paarbeziehung verstan-
den, die den Grad ihrer Institutionalisierung abbil-
den (Arrnz Becker & Hill 2010). Ein zweiter
Wohnsitz sollte ebenfalls berücksichtigt werden, da
er die Interaktionsmçglichkeiten eines Paares beein-
flusst – ungeachtet der Frage, ob arbeitsbezogene
oder andere Gründe für den Zweitwohnsitz aus-
schlaggebend waren. Auf der Basis der betrachteten
Stefanie Kley: Gefährdet Pendelmobilität die Stabilität von Paarbeziehungen? 357
1Diese Definition ist angelehnt an die internationale Stu-
die „Job Mobilities and Family Life in Europe“ Limmer
& Schneider (2008: 34).
Theorien lässt sich vermuten, dass Paarbeziehungen
umso stärker trennungsgefährdet sind, je geringer
ihr Grad der Institutionalisierung ist und je weniger
Mçglichkeiten zu gemeinsamer Freizeitgestaltung
und Interaktion gegeben sind.
Alle diese Aspekte stellen hohe Anforderungen an
das Forschungsdesign; bençtigt werden längs-
schnittliche Daten, die detaillierte Informationen
über die Wohn- und Arbeitsorte von zusammenle-
benden und nicht zusammenlebenden Partnern ent-
halten. Eine relativ kleine aber in dieser Hinsicht
bislang einmalig detaillierte Studie in Deutschland
stammt aus dem durch die Deutsche Forschungs-
gemeinschaft (DFG) gefçrderten Projekt „Migra-
tionsentscheidungen im Lebensverlauf“ (Kley &
Huinink 2010).
2
Die Daten basieren auf Zufalls-
stichproben unter der 18- bis 50-jährigen Wohnbe-
vçlkerung in zwei deutschen Städten (Magdeburg
in Ost- und Freiburg in Westdeutschland) und ent-
halten monatsgenaue Angaben zur Wohn- und Ar-
beitsgeschichte beider Partner während der dreijäh-
rigen Panellaufzeit. Die Analysen basieren auf
Angaben von 890 Befragten, die im Beobachtungs-
fenster mindestens einen Partner hatten und bis zur
letzten Welle teilgenommen haben (N&26.000
Personenmonate). Mittels diskreter Ereignisdaten-
modelle wird das relative Trennungsrisiko in Ab-
hängigkeit des Fernpendelns und unter Kontrolle
des räumlichen Haushaltsarrangements sowie gän-
giger Scheidungsprädiktoren längsschnittlich ge-
schätzt. Abschließend werden die geschätzten Ef-
fekte des Fernpendelns auf das Trennungsrisiko für
verschiedene Eigenschaften der Paarbeziehung noch
genauer analysiert, und die Ergebnisse werden im
Lichte gängiger Scheidungstheorien diskutiert.
2. Theorie und Forschungsstand
Die theoretischen Erklärungsansätze, die in deut-
schen Scheidungsstudien am häufigsten Anwen-
dung finden, sind die mikroçkonomische Schei-
dungstheorie und die soziale Austauschtheorie
(Wagner & Weiß 2003: 38). Diese Theorien wur-
den in den 1960er und 1970er Jahren entworfen
und beziehen sich auf Ehen; aus theoretischer Sicht
spricht jedoch wenig dagegen, sie auch auf nicht-
eheliche Paarbeziehungen anzuwenden. Aus em-
pirischer Sicht kann man anführen, dass die nicht-
eheliche Paarbeziehung in vielen westlichen Gesell-
schaften zunehmend Verbreitung gefunden hat. Es
gibt Hinweise darauf, dass das unverheiratete Zu-
sammenleben in Deutschland die Heirat als wich-
tigsten Grund für den Auszug aus dem Elternhaus
im frühen Erwachsenenleben abgelçst hat (Konietz-
ka & Huinink 2003; Kley & Huinink 2006). Dass
man kaum annehmen kann, nichteheliche Bezie-
hungen seien weniger ernsthaft als eheliche, zeigt
sich daran, dass heutzutage ein beträchtlicher An-
teil der Geburten auf nicht verheiratete Eltern
entfallen (in Ostdeutschland 60 Prozent, in West-
deutschland 27 Prozent).
3
2.1 Theoretische Perspektiven auf die Stabilität
von Paarbeziehungen
Die soziale Austauschtheorie beruht auf Thibaut &
Kelleys (1959) Theorie der Interdependenz, die sich
auf den sozialen Austausch zwischen den Partnern
und signifikanten Anderen bezieht (Karney &
Bradbury 1995). Frühe Anwendungen der Theorie
auf die Stabilität von Ehen analysierten drei Bündel
von Einflüssen (Levinger 1965): Die Anziehungs-
kraft der Beziehung; die Barrieren, die Partner-
schaft zu verlassen; und die Präsenz von attraktiven
Alternativen außerhalb der Beziehung. Lewis &
Spanier (1979) schlugen ein kausales Modell zur
Erklärung der Ehestabilität vor, in dem die Qualität
der Ehe der wichtigste Prädiktor ist. Die Qualität
der Ehe beruht demnach auf vorehelichen Charak-
teristiken, wie dem Grad der Homogamie zwischen
den Partnern oder dem Ausmaß ihrer materiellen
Ressourcen; auf der Zufriedenheit mit dem momen-
tanen Lebensstil, zum Beispiel mit der eigenen be-
ruflichen Position und der des Partners oder mit der
Zahl der Kinder; und schließlich auf dem Beloh-
nungscharakter ehelicher Interaktionen durch Auf-
merksamkeit, Liebe und Versorgung (Hill & Kopp
1999: 30).
Im Rahmen der sozialen Austauschtheorie kann er-
wartet werden, dass die Pendelmobilität generell
das Trennungsrisiko von Paaren erhçht (H1), denn
den Partnern bleibt weniger Zeit für gemeinsame
Aktivitäten. Stattdessen verbringen Pendler mehr
Zeit in sozialen Kontexten, in denen der Partner
bzw. die Partnerin nicht präsent ist, zum Beispiel
358 Zeitschrift für Soziologie, Jg. 41, Heft 5, Oktober 2012, S. 356–374
2Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) enthält ebenfalls
einige Informationen über Wohn- und Arbeitsorte und hat
die Vorteile bundesweiter Stichproben und der direkten
Befragung des jeweiligen Partners der Zielperson. Ein
Nachteil ist jedoch, dass keine Informationen zur Arbeits-
und Wohngeschichte von Partnern vorliegen, die nicht mit
dem Befragten in einem Haushalt zusammenleben.
3Daten vom Statistischen Bundesamt; http://www.zeit.de/
news/2011-08/gesellschaft-jedes-dritte-kind-wird-unehe-
lichgeboren-12115204. Siehe auch Statistisches Bundes-
amt: Fachserie 1, Reihe 1.1, Wiesbaden 2012.
auf der Fahrt zur Arbeit und in der Umgebung ihres
Arbeitsplatzes, insbesondere wenn sie über Nacht
am Arbeitsort bleiben. Dies kçnnte zur Erweiterung
der wahrgenommenen Alternativen zur bestehen-
den Paarbeziehung führen, zum Beispiel weil am
Arbeitsort vom Partner unabhängige Bekanntschaf-
ten gepflegt werden oder weil am Arbeitsort eine
weitere Wohnung vorhanden ist. Nicht zuletzt ver-
ringern lange Wegezeiten zwischen Wohn- und Ar-
beitsort vermutlich die Zufriedenheit mit dem mo-
mentanen Lebensstil, da das Pendeln als stressig
empfunden wird.
Die mikroçkonomische Theorie der Ehe ist kein
von der Austauschtheorie fundamental verschiede-
nes Paradigma (Hill & Kopp 1999: 36; Wagner
1997: 97): Im Hinblick auf die Trennung von Paa-
ren führen beide Theorien zu ähnlichen empiri-
schen Hypothesen und auch zu ähnlichen Analy-
sestrategien. In der mikroçkonomischen Theorie
(Becker et al. 1977) ist der Nutzen, der aus der
Paarbeziehung erwächst, von zentraler Bedeutung
für deren Stabilität. Wichtige Determinanten für
den Nutzen einer Partnerschaft sind der „Partner-
Match“,Formen der Arbeitsteilung und Investitio-
nen in paarspezifisches Kapital. Der „Partner-
Match“ wird gedacht als eng verwoben mit der
paarspezifischen Arbeitsteilung. Optimal für die
Stabilität der Paarbeziehung ist es demnach, wenn
bestimmte Eigenschaften der Partner positiv korre-
lieren, während andere, die sich gegenseitig ergän-
zen, negativ korrelieren (Hill & Kopp 1999: 33).
Zu den Eigenschaften, die mçglichst ähnlich sein
sollten, gehçren zum Beispiel das Lebensalter und
der sozioçkonomische Hintergrund der Partner,
denn sie führen in der Regel zu ähnlichen Geschmä-
ckern bzw. Präferenzen. Eigenschaften, die sich ge-
genseitig ergänzen, beziehen sich vor allem auf un-
terschiedliche Potenziale am Arbeitsmarkt. Die
Theorie nimmt an, dass Partnerschaften, in denen
eine geschlechtsspezifische Arbeitsteilung prakti-
ziert wird, besonders stabil sein sollten, da die Paar-
beziehung durch die Spezialisierung des Mannes
auf die Erwerbsrolle und der Frau auf die Haus-
frauenrolle beiden den grçßten Nutzen bringt (Be-
cker et al. 1977: 1145ff.). Diese Erwartung beruht
auf der Annahme, dass Frauen in der Regel ein ge-
ringeres Bildungsniveau und damit ein geringeres
Arbeitsmarktpotential aufweisen als Männer. Die
Erwerbsarbeit von Frauen kçnnte demnach generell
das Trennungsrisiko erhçhen (H2). Denn erstens
kann das Paar durch die gemeinsame Arbeitsmarkt-
beteiligung keine Spezialisierungsgewinne realisie-
ren, zweitens stellt das Alleinleben nur dann eine
echte Alternative für Frauen dar, wenn sie çkono-
misch „auf eigenen Füßen stehen“.
Es gab und gibt einigen Widerspruch gegen die Prä-
missen der mikroçkonomischen Theorie der Ehe-
scheidung. Anhand von Wohnortwechseln bei Dop-
pelverdiener-Paaren wurde gezeigt, dass in Zeiten
steigender Arbeitsmarktchancen für Frauen Fragen
der paarinternen Arbeitsteilung oft verhandelt wer-
den (Abraham et al. 2010). In Verhandlungsmodel-
len hängt das Ergebnis des gemeinsamen Entschei-
dungsprozesses über die optimale Allokation der
Haushaltsressourcen von der relativen Verhand-
lungsmacht eines jeden Partners ab, und die Vertei-
lung der Macht in einer Paarbeziehung ändert sich
mit jeder Veränderung der Arbeitsteilung (Engel-
hardt 2002: 42ff.). Obgleich kooperative Verhand-
lungsmodelle im Hinblick auf die Stabilität von
Paarbeziehungen ähnliche Hypothesen generieren
wie mikroçkonomische Modelle, ist die Erklärung
der Mechanismen, die zu einer Trennung führen,
dennoch verschieden: Beim mikroçkonomischen
Modell ist eine Trennung letztlich auf den (von Be-
ginn an bestehenden) mismatch der Partner zurück-
zuführen, denn die Präferenzen der Partner werden
als weitgehend stabil gedacht. Das Verhandlungs-
modell hingegen lässt die Veränderung der Präfe-
renzen, z. B. im Hinblick auf die Arbeitsteilung zwi-
schen den Partnern, explizit zu.
In den letzten Jahrzehnten haben Frauen durch-
schnittlich deutlich an Bildungsstand und Arbeits-
marktchancen gewonnen, so dass die Verbreitung
stärker egalitärer Geschlechtsrollen vermutlich zu-
genommen hat (Huinink & Rçhler 2005; Treas &
Drobnic 2010). Es ist deshalb denkbar, dass die Er-
werbstätigkeit der Frau prinzipiell keine Gefähr-
dung mehr für die Stabilität von Paarbeziehungen
darstellt. Andererseits ist bekannt, dass Haushalts-
tätigkeiten nach wie vor eine weibliche Domäne
sind und dass die Kombination von Erwerbsarbeit
und der Verantwortlichkeit für Hausarbeit und
Kindererziehung zu einer Doppelbelastung der
Frauen führt (Künzler 1999; Huinink & Rçhler
2005; Treas & Drobnic 2010). Die Einstellungen
zu Geschlechterrollen bestimmt sowohl die Zeit,
die Frauen mit Hausarbeit verbringen (van der Lip-
pe 2010) wie auch das Ausmaß an Konflikten über
die Arbeitsteilung zwischen den Partnern (Rçhler
& Huinink 2010), welche insbesondere Frauen zu
einer Trennung veranlassen kçnnen (Frisco & Wil-
liams 2003). Da in Ostdeutschland eine positive
Einstellung gegenüber der Erwerbstätigkeit von
Frauen weiter verbreitet ist als in Westdeutschland
(Huinink & Rçhler 2005), kann ein Kontrastgrup-
pendesign mit ost- und westdeutschen Befragten
dazu dienen, den evtl. interagierenden Einfluss von
Geschlechtsrollenüberzeugungen auf die Partner-
Stefanie Kley: Gefährdet Pendelmobilität die Stabilität von Paarbeziehungen? 359
schaftsstabilität zu analysieren. Auf Basis des Ver-
handlungsmodells ist zu erwarten, dass die Arbeits-
marktbeteiligung von Frauen in Ostdeutschland die
Stabilität von Paarbeziehungen weniger gefährdet
als in Westdeutschland (H3).
Eine stärkere Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen
und eine stärker egalitäre Einstellung im Hinblick
auf die Verteilung von Hausarbeit schlagen sich je-
doch in der Praxis der Haushaltsführung nicht un-
bedingt signifikant nieder. Es wurde gezeigt, dass
erwerbstätige Frauen trotz egalitärer Einstellungen
beider Partner oft einen Großteil der Hausarbeit
quasi nebenbei erledigen (Huinink & Rçhler 2005;
Rçhler & Huinink 2010). Dies erfordert ein straffes
Zeitregiment, insbesondere wenn noch Kinder zu
versorgen sind. Lange Arbeitswege kçnnten diese
Praxis der Haushaltsführung erschweren. Mçgli-
cherweise kommt es dann zu Konflikten zwischen
den Partnern, wenn sich Frauen gezwungen sehen,
eine stärkere Beteilung ihrer Männer an der Haus-
arbeit einzufordern. Diese Situation stellt das
Selbstverständnis einer egalitären Paarbeziehung in
Frage und gefährdet eventuell auch deren Stabilität.
Man kann deshalb erwarten, dass insbesondere das
Fernpendeln von Frauen die Trennungswahrschein-
lichkeit erhçht (H4).
2.2 Forschungsstand
Es gibt relativ wenige Befunde zum Einfluss von Pen-
delmobilität auf das Trennungsrisiko von Paaren. In
ihrer Dissertation zeigte Sandow (2010) auf der Ba-
sis von schwedischen Registerdaten, dass Fernpend-
ler mit einer einfachen Wegstrecke von mindestens
30 km ein signifikant hçheres Trennungsrisiko auf-
weisen als andere Paare. Sie untersuchte eine Periode
von zehn Jahren und analysierte verheiratete und un-
verheiratet zusammenlebende Paare.
Viry et al. (2010) untersuchten den Einfluss von ar-
beitsbezogener Mobilität auf die wahrgenommene
Qualität von Paarbeziehungen. Sie fanden keinen
Nettoeffekt, weil zwei gegenläufige Einflüsse am
Werk waren: Wenn Kontakte im sozialen Netzwerk
zur Mobilität gedrängt hatten, war Mobilität nega-
tiv mit der Qualität von Paarbeziehungen asso-
ziiert; wenn hingegen die Mobilität als durch den
Arbeitsmarkt erzwungen wahrgenommen wurde,
ging sie mit einer erhçhten Qualität von Paarbezie-
hungen einher. Diese Befunde stützen die Idee, dass
individuelle Wahrnehmungen und Einstellungen ei-
ne bedeutsame Rolle für die Effekte von beruflicher
Pendelmobilität haben. Da jedoch die Analyse auf
Querschnittsdaten beruht, bleibt die Kausalität die-
ser Effekte fragwürdig.
Auch geografische Aspekte erwiesen sich als be-
deutsam. Für Berufspendler, die in einer ländlichen
Gegend leben, wurde ein hçheres Trennungsrisiko
geschätzt als für Pendler aus städtischen Gebieten
(Sandow 2010). Andere Studien fanden ebenfalls
unterschiedliche Trennungsraten in verschiedenen
Gebieten, die in der Regel mit Unterschieden im
Partnermarkt und in der Verteilung sozio-demogra-
fischer Eigenschaften erklärt werden (South 2001;
Lyngstad 2011). Aus diesen Befunden kann man
den Schluss ziehen, dass der Gebietstyp in Analysen
zur Stabilität von Paarbeziehungen kontrolliert
werden sollte.
Der Befund, dass Frauen seltener Fernpendler sind
als Männer, wird in der Regel mit der Doppelbelas-
tung von Frauen durch Erwerbsarbeit und Haus-
haltsführung erklärt, die lange Wege zum Arbeits-
platz besonders unattraktiv macht (Kalter 1994;
Limmer 2005; Schneider et al. 2008; Kley 2010).
Untersuchungen zum geschlechtsspezifischen Ein-
fluss von Pendelmobilität auf die Trennungswahr-
scheinlichkeit von Paaren sind mir nicht bekannt;
es gibt jedoch diesbezügliche Befunde zur Erwerbs-
tätigkeit generell. Schmitt & Trappe (2010) unter-
suchten den Einfluss von weiblicher Erwerbstätig-
keit auf die Trennungswahrscheinlichkeit in Verbin-
dung mit Geschlechtsrollenüberzeugungen, indem
sie einen Vergleich von ost- und westdeutschen Paa-
ren vornahmen. In der ostdeutschen Teilstichprobe
fanden sie keinen negativen Effekt von weiblicher
Erwerbsarbeit auf die Beziehungsstabilität, wohl
aber in der westdeutschen Teilstichprobe. In West-
deutschland war das Trennungsrisiko für Paare mit
einer stärker egalitären Arbeitsteilung im Vergleich
zu Paaren, die das männliche Ernährermodell prak-
tizieren (der Mann arbeitet Vollzeit, die Frau ist
nicht erwerbstätig), signifikant erhçht. War die
Frau in Teilzeit erwerbstätig, gab es in West-
deutschland keine Effekte, in Ostdeutschland hal-
bierte sich jedoch das Trennungsrisiko im Vergleich
zu Paaren, die das männliche Ernährermodell prak-
tizieren. Die Teilzeiterwerbstätigkeit der Frau hat
auf ostdeutsche Paarbeziehungen demnach sogar ei-
nen stabilisierenden Effekt. Dieser Befund spricht
dafür, dass die Erwerbstätigkeit der Frau für Paare
mit stärker egalitären Geschlechtsrollenüberzeu-
gungen kein grundsätzliches Risiko für die Stabili-
tät der Paarbeziehung darstellt. Es sollte allerdings
nicht außer Acht gelassen werden, dass die gesell-
schaftliche Akzeptanz der Frauenerwerbstätigkeit
in Ostdeutschland hçher ist, was sich auch in einer
stärkeren Verbreitung von Kinderbetreuungsein-
richtungen niederschlägt, sodass in Ostdeutschland
bessere Rahmenbedingungen für eine (Vollzeit-)Er-
360 Zeitschrift für Soziologie, Jg. 41, Heft 5, Oktober 2012, S. 356–374
werbstätigkeit der Frau bestehen (Pfau-Effinger
2010; Rçhler & Huinink 2010).
Im Licht dieser Befunde lassen sich für diesen Bei-
trag zwei Ziele spezifizieren: Erstens sollen die
Befunde zum differenzierten Einfluss der Arbeits-
marktpartizipation von Frauen auf das Trennungs-
risiko von Paaren in Deutschland repliziert werden.
Zweitens gilt es zu analysieren, ob das Pendeln zwi-
schen Wohn- und Arbeitsort die Wahrscheinlichkeit
einer Trennung (zusätzlich) erhçht.
Im Hinblick auf Scheidungsprädiktoren gibt es eine
Fülle von Befunden, aber relativ wenige davon er-
wiesen sich über verschiedene Studien als reliabel.
Die folgende Darstellung konzentriert sich auf
Befunde zu Einflüssen, die auf der Basis der sozia-
len Austauschtheorie und der mikroçkonomischen
Theorie der Ehescheidung gewonnen wurden. Die
Hauptquellen für diese Darstellung sind eine Meta-
analyse deutscher Scheidungsstudien, die zwischen
1987 und 2001 durchgeführt wurden (Wagner &
Weiß 2003), und Literatur-Reviews zu Scheidungs-
studien, die in Europa und den Vereinigten Staaten
von Amerika in den letzten zwei Dekaden verçf-
fentlicht wurden (Amato 2010; Lyngstad & Jalo-
vaara 2010). Danach werden folgende Indikatoren
berücksichtigt:
a) Indikatoren des „Partner-Match“ bzw. der At-
traktivität der Paarbeziehung. Es wurde gezeigt,
dass die Heirat in jungen Jahren das Scheidungs-
risiko stark erhçht, während ein hçheres Hei-
ratsalter dieses Risiko senkt (Heaton 1991;
Teachman 2002; South 1995). Homogamie im
Hinblick auf ethnische Zugehçrigkeit, Bildung
oder Religion wurde lediglich in den USA (Brat-
ter & King 2008; Teachman 2002), nicht jedoch
in Deutschland und den Nordeuropäischen Staa-
ten als einflussreich ausgemacht (Wagner &
Weiß 2003; Jalovaara 2003; Lyngstad 2004).
b) Indikatoren der Arbeitsteilung. Befunde zum
Einfluss der Arbeitsteilung zwischen den Part-
nern aus deutschen Studien stützen die Hypo-
these, dass die Arbeitsmarktpartizipation von
Frauen das Scheidungsrisiko erhçht (Wagner &
Weiß 2003). Neuere Studien insbesondere aus
den USA zeigen jedoch eine gemischte Evidenz
im Hinblick auf die Stärke und sogar die Rich-
tung dieses Zusammenhangs für bestimmte
Gruppen (Sayer & Bianchi 2000; Rogers 2004;
Schoen et al. 2006). Eine ländervergleichende
Studie kam zu dem Befund, dass sich in West-
deutschland das Scheidungsrisiko erhçht, wenn
die Frau einen etwas grçßeren Anteil zum Haus-
haltseinkommen beiträgt oder der Mann einen
etwas grçßeren Anteil an der Hausarbeit leistet,
während sich in den USA egalitäre Partnerschaf-
ten als die stabilsten erwiesen (Cooke 2006).
Dieser Befund stützt die oben angeführten Über-
legungen zum Einfluss von Geschlechtsrollen
auf das Trennungsrisiko.
c) Indikatoren des paarspezifischen Kapitals bzw.
Barrieren, die Partnerschaft zu beenden. Die
Geburt des ersten Kindes, das Vorhandensein
gemeinsamer Kinder, Wohneigentum, katholi-
sche Religionszugehçrigkeit sowie die kirchliche
Trauung wurden in deutschen Studien wieder-
holt als Merkmale ausgemacht, die das Schei-
dungsrisiko senken, während das Leben in der
Großstadt, wo die soziale Kontrolle mçglicher-
weise geringer ausfällt als in kleineren Gemein-
den, das Scheidungsrisiko erhçht (Wagner &
Weiß 2003). Des Weiteren kann man argumen-
tieren, dass das Zusammenleben in einem ge-
meinsamen Haushalt ein wichtiger Schritt zur
Institutionalisierung einer Partnerschaft ist und
deshalb als Investition in paarspezifisches Kapi-
tal angesehen werden kann. Es wurde gezeigt,
dass das Zusammenleben die subjektive Wahr-
nehmung von Instabilität in der Paarbeziehung
in ähnlichem Umfang senkt wie die Heirat
(Arrnz Becker & Hill 2010). Die Heirat ist oft
der nächste Schritt, und es ist bekannt, dass die
Ehe eine starke Barriere darstellt, die Partner-
schaft zu beenden: Die Trennungsraten sind für
unverheiratet zusammenlebende Paare generell
hçher als für verheiratete Paare, selbst in den für
nichteheliches Zusammenleben offenen skan-
dinavischen Gesellschaften (Jensen & Clausen
2003).
3. Daten und Analysemethoden
Die Daten der folgenden Analyse stammen aus der
Studie „Migrationsentscheidungen im Lebensver-
lauf“, einem Drei-Wellen-Panel mit Ereignisdaten,
die auf monatlicher Basis erhoben wurden (Kley &
Huinink 2010). Die Beobachtungsperiode deckt die
Dauer der Panelstudie ab und reicht von Januar
2006 bis Dezember 2008, das sind 36 Monate. Um
eine Linkszensierung zu vermeiden, wurde jeweils
der Beginn der ersten Episoden erfragt. Die Daten
wurden per Zufallsauswahl unter der Wohnbevçl-
kerung im Alter von 18 bis 50 Jahren in zwei deut-
schen Städten erhoben. Die Auswahl erfolgte mit-
tels Random Digit Dialing (Gabler et al. 1998), die
Erhebung als Computer Assisted Telephone Inter-
views (CATI). Abgesehen von unterschiedlichen
Stefanie Kley: Gefährdet Pendelmobilität die Stabilität von Paarbeziehungen? 361
çkonomischen Bedingungen aufgrund ihrer Lage in
Ost- und Westdeutschland sind die beiden ausge-
wählten Städte (Magdeburg und Freiburg) recht
ähnlich. Sie haben beide rund 200.000 Einwohner,
haben Universitäten und liegen nicht in unmittel-
barer Nähe zu einer anderen Großstadt, die in einer
kurzen Pendeldistanz erreicht werden kann. Im
Hinblick auf den Befund, dass der Einfluss des
Fernpendelns auf das Trennungsrisiko zwischen
ländlichen und städtischen Regionen variiert (Sand-
ow 2010), kann eine Einschränkung der Analysen
auf städtische Gebiete als Vorteil angesehen wer-
den. Im Hinblick auf den jeweiligen Partner-Markt
kçnnten die beiden Städte nichtsdestotrotz unter-
schiedlich sein, da es aufgrund der unterschiedli-
chen historischen Entwicklung in der ehemaligen
DDR und in der BRD Diskrepanzen in der Vertei-
lung von Bildungsabschlüssen zwischen Ost- und
Westdeutschland gibt. Diese Unterschiede spiegeln
sich auch in den Daten: In der ostdeutschen Stadt
ist zum Beispiel der Anteil an Personen mit mittle-
rem Schulabschluss hçher, hingegen die Anteile an
Personen, die hçchstens einen Hauptschulabschluss
erzielt haben, sowie an Personen, die eine Studien-
berechtigung erworben haben, jeweils geringer als
in der westdeutschen Stadt (Kley & Huinink
2010).
4
Neben dem Bildungsgrad wird deshalb der
Ort der Teilstichproben in den Analysen kontrol-
liert.
Die untersuchte Altersspanne reicht von 18 bis 50
Jahren (in der ersten Welle); Heranwachsende, die
noch an einer allgemein bildenden Schule involviert
waren, wurden jedoch aus der Untersuchung ausge-
schlossen, da sie noch nicht in den Ausbildungs-
markt und das Berufsleben eingetreten waren.
Ebenfalls ausgeschlossen wurden Paare, die zu Be-
ginn der Beobachtung verheiratet waren, aber ge-
trennt voneinander lebten. Sie haben die Trennung
vom Partner zumindest teilweise bereits vollzogen,
und ihre separaten Wohnsitze sind Ausdruck dieser
Trennung. Nach der Datenbereinigung verbleiben
890 von 944 Befragten, die mindestens einen Part-
ner während des Beobachtungszeitraums hatten.
Die Informationen über den Partner bzw. die Part-
nerin stammen jeweils vom Befragten.
5
Für die Analysen der Forschungsfragen sind Metho-
den der diskreten Ereignisdatenanalyse geeignet. Es
wird die logistische Regression verwendet. Dies hat
den Vorteil, dass das Antilog der geschätzten Koef-
fizienten (e
coeff
) als Veränderung im relativen Risiko
der abhängigen Variable interpretiert werden kann,
die aufgrund einer Änderung des Prädiktors um ei-
ne Einheit auftritt, während alle anderen Prädikto-
ren konstant gehalten werden (Long 1997: 80). Die
abhängige Variable bezieht sich auf das durch den
Befragten angegebene Ende der Paarbeziehung.
Innerhalb des Beobachtungszeitraums von 36 Mo-
naten wurden 141 Trennungen beobachtet, d. h.
Trennungen erfolgten bei 16 Prozent der Paare (un-
gewichtet). Kalkuliert auf der Basis des längs-
schnittlichen Datensatzes ist die Trennung ein ext-
rem seltenes Ereignis, das in 0,5 Prozent der
beobachteten 26.014 Personenmonate stattfand.
Beginnend mit dem ersten Monat des Beobach-
tungsfensters im Januar 2006 wird das Risiko einer
Trennung vom ersten Partner geschätzt, mit dem in
der Panellaufzeit eine Paarbeziehung bestand bzw.
eingegangen wurde.
Im Folgenden werden die Prädiktoren erläutert. Ta-
belle A1 im Anhang zeigt deren Verteilung in der
Stichprobe und gibt ihr Messniveau an. Außerdem
wird die Anzahl der Monate wiedergegeben, die
auf die jeweiligen Kategorien im Beobachtungszeit-
raum entfallen (Exposures), sowie die Zahl der
Trennungsereignisse in dieser Kategorie (Occurren-
ces) und deren Anteile (Occurences/Exposures).
Die Arbeitsmarktbeteiligung und die räumliche Pen-
delmobilität werden jeweils für beide Partner ge-
schlechtsspezifisch analysiert. Die Vollzeitbeschäfti-
gung umfasst mindestens 35 Arbeitsstunden pro
Woche, die Teilzeitbeschäftigung alle Beschäfti-
gungsverhältnisse geringeren Umfangs inklusive ge-
ringfügiger Beschäftigung. Sowohl abhängig Be-
schäftigte als auch Selbstständige und Freiberufler
gelten als erwerbstätig. Als momentan nicht er-
werbstätig wurden Hausfrauen und Hausmänner,
Arbeitslose, Auszubildende und Studierende, Prak-
tikanten und Personen im Ruhestand zusammenge-
fasst. Da der Erwerbsstatus monatsgenau erfasst
wurde, kçnnen auch temporäre Nebentätigkeiten
als Erwerbstätigkeit berücksichtigt werden. Da hier
die Analyse des Einflusses der Erwerbstätigkeit und
des Pendelns auf das Trennungsrisiko im Vorder-
grund stehen, wurde bei konkurrierenden Status-
lagen der Erwerbstätigkeit Vorrang eingeräumt.
6
362 Zeitschrift für Soziologie, Jg. 41, Heft 5, Oktober 2012, S. 356–374
4Die Verteilung der Bildungsabschlüsse verändert sich
nur unwesentlich, wenn man die Analyse auf Befragte be-
schränkt, die in der jeweiligen Stadt geboren sind.
5Um nicht weitere Fälle durch unvollständige Informatio-
nen im Hinblick auf die Arbeitsgeschichte der Partner zu
verlieren, wurden fehlende Werte beim Beginn oder Ende
einer Erwerbstätigkeit imputiert. Nach dem Geschlecht
der Partner wurde nicht gefragt. Im Folgenden werden he-
terosexuelle Paare angenommen, was zweifellos eine Ver-
einfachung darstellt.
6Damit werden auch alle temporären Nebentätigkeiten,
Als Fernpendler gelten Personen, die mindestens ei-
ne Stunde Fahrtzeit zu ihrem Arbeitsplatz bençti-
gen. Der Großteil pendelt täglich oder mehrmals
wçchentlich (72 Prozent), einige Personen pendeln
seltener (11 Prozent) bzw. unregelmäßig (18 Pro-
zent). Eine weitere Differenzierung der Pendler ist
jedoch aufgrund der Fallzahlen nicht sinnvoll.
7
Nahpendler, die weniger als eine Stunde je Strecke
unterwegs sind, und Personen, die am Wohnort ar-
beiten, werden zusammengefasst und als Erwerbs-
tätige im Nahbereich gekennzeichnet. Voranalysen
zeigten, dass sich das Trennungsrisiko der Nah-
pendler und der am Wohnort Erwerbstätigen nicht
unterscheidet. Abbildung 1 zeigt die Beschäfti-
gungsarten für Frauen und Männer nach der An-
zahl der Monate im Beobachtungszeitraum.
Die Anteile der Monate, in denen die in Vollzeit
oder in Teilzeit beschäftigten Frauen einen einfa-
chen Arbeitsweg von mindestens einer Stunde zu-
rücklegen, beträgt jeweils gut fünf Prozent der Mo-
nate, die Frauen insgesamt in Vollzeit- bzw.
Teilzeitbeschäftigung verbringen. Der Anteil der
Fernpendler-Monate von in Vollzeit erwerbstätigen
Männern ist mit rund elf Prozent deutlich hçher.
Der Anteil der Fernpendler-Monate von in Teilzeit
erwerbstätigen Männern beträgt sechs Prozent, al-
lerdings ist die Teilzeiterwerbstätigkeit unter Män-
nern insgesamt wenig verbreitet. Um die Arbeits-
marktbeteiligung und Pendelmobilität von Frauen
und Männern relativ detailliert, aber im Modell
nicht zu komplex zu analysieren, werden vier Kate-
gorien gebildet, um den Umfang der Erwerbstätig-
keit für beide Partner darzustellen: in Vollzeit be-
schäftigte Frau, in Teilzeit beschäftigte Frau. in
Vollzeit beschäftigter Mann; die Referenzkategorie
umfasst Frauen und Männer, die momentan nicht
erwerbstätig sind, sowie in Teilzeit arbeitende Män-
ner.
8
Die Information, ob die Frau Fernpendlerin
bzw. der Mann Fernpendler ist, wird additiv hinzu-
genommen. Damit kçnnen die Effekte des Pendelns
auf die Partnerschaftsstabilität von den Effekten
der Erwerbstätigkeit an sich unterschieden wer-
den.
9
Die bisherige Dauer der Partnerschaft zum Zeit-
punkt des ersten Interviews wird jeden Monat, den
der Befragte an der Studie teilnahm, fortgeschrie-
ben, um für unbeobachtete Heterogenität in den
Schätzmodellen zu kontrollieren. Ein quadratischer
Term bildet den nichtlinearen Verlauf des Tren-
nungsrisikos ab (Wagner 1997: 209; Engelhardt
2002: 63ff.). Zusätzlich wird das Alter des Befrag-
ten zum Zeitpunkt des Beginns der aktuellen Part-
nerschaft berücksichtigt. Das Alter des Partners
bzw. der Partnerin wurde nicht aufgenommen, da
Stefanie Kley: Gefährdet Pendelmobilität die Stabilität von Paarbeziehungen? 363
Abb. 1 Beschäftigungsarten von
Frauen (o) und Männern (O) nach
der Anzahl der Monate im Beobach-
tungszeitraum Jan. 2006 bis Dez.
2008 (Design-gewichtet)
zum Beispiel von Studierenden, Hausfrauen und -männern
oder Rentnern, als Erwerbstätigkeitsphasen in die Schät-
zung aufgenommen.
7Voranalysen zeigten, dass die Pendelfrequenz keinen
substanziellen Einfluss auf den untersuchten Zusammen-
hang mit der Beziehungsstabilität hat.
8Voranalysen zeigten, dass sich in Teilzeit erwerbstätige
Männer hinsichtlich ihres Trennungsrisikos nicht von
nichterwerbstätigen Männern unterscheiden.
9Bei der Interpretation der Effekte ist darauf zu achten,
dass die Effekte der Erwerbstätigkeit für den Nahbereich
gelten, da das Fernpendeln „kontrolliert“ wird.
es stark mit dem Alter des Befragten und mit der
Dauer der Paarbeziehung korreliert ist. Es wird je-
doch zeitabhängig gemessen, ob das Paar oder einer
der Partner über einen weiteren Wohnsitz verfügt,
da dies ebenso wie der Wohnort und die Pendel-
mobilität zu den räumlichen Charakteristiken der
Paarbeziehung gehçrt.
Der Bildungsgrad des Befragten und des Partners
wurde jeweils in drei Kategorien entsprechend der
ISCED-Klassifikation
10
zusammengefasst (Schroed-
ter et al. 2006). Der untere sekundäre Bildungsgrad
umfasst alle Befragten, die neun bis zehn Jahre
Schulzeit durchlaufen haben (Hauptschulabschluss,
Realschulabschluss). Der obere sekundäre Bil-
dungsgrad umfasst Personen, die mit ihrem Schul-
abschluss eine Studienberechtigung erworben ha-
ben (z. B. Fachhochschulreife, Abitur) und jene, die
eine Berufsausbildung abgeschlossen haben (z. B.
Ausbildung im Dualen System, Berufsschule). Ei-
nen tertiären Bildungsgrad haben Befragte erreicht,
die ein Studium oder eine hçhere Schule abge-
schlossen haben (z. B. Fachschulabschluss, Meister,
Techniker, Bachelor, Master, Diplom, Magister).
Ob der oder die Befragte mit seiner Partnerin bzw.
ihrem Partner zusammengezogen ist, wurde zeitab-
hängig gemessen. Dabei ist es unerheblich, ob die Be-
fragten an ihren Wohnsitzen polizeilich gemeldet
sind oder nicht, und es spielt auch keine Rolle, ob sie
am ersten oder zweiten Wohnsitz zusammenziehen.
Da die Ehe stark mit dem Zusammenleben und an-
deren wichtigen Prädiktoren konfundiert ist, wird
sie in der Analyse nicht zusätzlich berücksichtigt.
11
Um den Einfluss von Kindern auf das Trennungs-
risiko zu schätzen, wird das Alter des jüngsten im
Haushalt lebenden Kindes in der Analyse berück-
sichtigt, wobei Kinder unter drei Jahren und ältere
Kindern unterschieden werden. Darunter sind sehr
wenige Stiefkinder. Die Information über das Vor-
handensein eines Kindes unter drei Jahren wird be-
ginnend mit dem Monat der Geburt im Beobach-
tungsfenster aktualisiert.
12
Da Personen, die an einen Wegzug aus der Stadt
dachten, in der ersten Welle überproportional erho-
ben wurden, muss die deskriptive Analyse der
Schichtung der Stichprobe durch Designgewichte
Rechnung tragen. Eine leicht erhçhte Panelmortali-
tät unter denjenigen, die Wegzugsgedanken oder
-pläne hegten, macht außerdem die Unterrepräsenta-
tion von Personen wahrscheinlich, die tatsächlich
weggezogen sind (Kley & Huinink 2010); aus
diesem Grund wurden längsschnittliche Designge-
wichte konstruiert, die auch die Bleibewahrschein-
lichkeit bis zur dritten Welle der Studie berücksichti-
gen.
13
Die längsschnittlichen Analysen werden nicht
gewichtet, da die Schichtungsvariablen mit der ab-
hängigen Variablen nicht korreliert sind und da au-
ßerdem die Schichtungsvariablen (Migrationsgedan-
ken und -pläne) als Prädiktoren in der Schätzung
berücksichtigt werden (Winship & Radbill 1994).
14
4. Ergebnisse
4.1 Das Trennungsrisiko von Fernpendlern
Die Analyse des Einflusses von Pendelmobilität auf
das Trennungsrisiko von Paaren erfolgt in vier
Schritten, um den Stellenwert des Fernpendelns im
Vergleich zu anderen, aus der Theorie abgeleiteten
Einflussfaktoren zu bestimmen. Im ersten Modell
werden die Arbeitsmarktbeteiligung und die Pen-
delmobilität für Männer und Frauen analysiert,
während für den Wohnort und für Wegzugsgedan-
ken, die auch das Schichtungskriterium der Erhe-
bung waren, kontrolliert wird. Im zweiten Modell
werden zusätzlich Interaktionen zwischen der Art
der Erwerbstätigkeit der Frau und dem Wohnort
berücksichtigt, um die aus dem Forschungsstand
abgeleitete Erwartung zu prüfen, dass die Arbeits-
364 Zeitschrift für Soziologie, Jg. 41, Heft 5, Oktober 2012, S. 356–374
10 ISCED ist die Abkürzung für International Standard
Classification of Education, die von der UNESCO einge-
führt wurde.
11 Von den zusammenlebenden Paaren sind in der Stich-
probe 61 Prozent verheiratet, von denjenigen, die in sepa-
raten Wohnungen leben, nur 2 Prozent. Des Weiteren sind
die Arbeitsmarktpartizipation von Frauen und das Pen-
deln mit der Ehe verquickt: Von den verheirateten Frauen
arbeiten 38 Prozent in Vollzeit verglichen mit 44 Prozent
der nicht verheirateten, und der Anteil der fernpendelnden
Frauen wird mit der Heirat halbiert (5 zu 2 Prozent).
12 Zugunsten einer knappen Schätzung wurden weitere Va-
riablen, die keinen nennenswerten Einfluss auf das Schätz-
ergebnis zeigten, nicht in das Modell aufgenommen: Die
subjektive Wichtigkeit von Karriere und Einkommen, die
Anzahl der Kinder, ob der Befragte am Wohnort geboren
ist, selbst genutztes Wohneigentum.
13 Informationen über das Design der Längsschnittge-
wichte werden auf Anfrage bereitgestellt.
14 Man kann außerdem davon ausgehen, dass bei der An-
nahme einer weit entfernten Arbeitsstelle Überlegungen
zum Wohnortwechsel und zum Fernpendeln gegeneinan-
der abgewogen werden (Kalter 1994; van Ham 2002),
und dass Fernpendler häufiger Umzugsgedanken oder
-pläne hegen als Personen, die am Ort beschäftigt sind
(Clark & Huang 2003). Dies zeigt sich auch in den vorlie-
genden Daten. Der Einfluss des Fernpendelns auf das
Trennungsrisiko würde deshalb tendenziell überschätzt,
wenn Migrationsgedanken und -pläne nicht kontrolliert
würden.
marktbeteiligung von Frauen in Westdeutschland
die Stabilität von Paarbeziehungen eher gefährdet
als in Ostdeutschland. Im dritten und vierten Mo-
dell werden Angaben zu zeitlichen und räumlichen
Merkmalen der Paarbeziehungen sowie zur Homo-
gamie und zum paarspezifischen Kapital analysiert.
Es wird somit schrittweise geprüft, ob die erwarte-
ten Effekte der Pendelmobilität durch andere theo-
retisch bedeutsame Einflüsse aufgeklärt werden
oder ob das Fernpendeln ein zusätzliches (additives)
Risiko für die Partnerschaftsstabilität darstellt.
Modell 1 in Tabelle 1 zeigt, dass sowohl die Vollzeit-
erwerbstätigkeit als auch die Pendelmobilität der
Frau tendenziell das Trennungsrisiko eines Paares
erhçhen im Vergleich zu Paaren, in denen die Frau
nicht erwerbstätig ist, allerdings nicht in statistisch
signifikantem Ausmaß. Die Vollzeiterwerbstätigkeit
des Mannes hingegen senkt das Trennungsrisiko ei-
nes Paares deutlich gegenüber der Nichterwerbstä-
tigkeit oder Teilzeitbeschäftigung des Mannes, und
die Pendelmobilität hat ebenfalls einen negativen,
jedoch nicht signifikanten Effekt. Auch für weibli-
che Teilzeitarbeit wird ein negativer aber nicht
signifikanter Effekt geschätzt. Es gibt jedoch einen
signifikanten Effekt des Wohnortes, der auf bedeut-
same Kontexteffekte hindeutet und im nächsten
Modell erklärt werden soll.
Aufgrund der stärkeren Verbreitung traditioneller
bürgerlicher Geschlechtsrollen in Westdeutschland
wurde vermutet, dass sich eine Vollzeiterwerbstä-
tigkeit der Frau in der westdeutschen Stadt eher ne-
gativ auf die Partnerschaftsstabilität auswirkt als in
der ostdeutschen Stadt. Deshalb werden im zweiten
Modell (Tabelle 1) zwei Terme hinzugefügt, die den
Einfluss der Vollzeiterwerbstätigkeit der Frau und
des Fernpendelns der Frau auf das Trennungsrisiko
Stefanie Kley: Gefährdet Pendelmobilität die Stabilität von Paarbeziehungen? 365
Tabelle 1 Relatives Trennungsrisiko von Paaren in Abhängigkeit von Pendelmobilität
Binomiale Logistische Regression Modell 1
Exp(b)
(Std.F.)
Modell 2
Exp(b)
(Std.F.)
Modell 3
Exp(b)
(Std.F.)
Model 4
Exp(b)
(Std.F.)
Arbeit und räumliche Mobilität
onicht erwerbstätig, Oin Teilzeit (Nahbereich) oder
nicht erwerbstätig
1111
oVollzeit (Nahbereich) 1,37
(0,21)
0,69
(0,31)
0,99
(0,32)
1,02
(0,33)
oTeilzeit (Nahbereich) 0,83
(0,23)
0,90
(0,23)
1,19
(0,23)
1,26
0,24)
OVollzeit (Nahbereich) 0,40***
(0,18)
0,41***
(0,18)
0,57***
(0,19)
0,71*
(0,20)
oFernpendlerin (in Voll- oder Teilzeit beschäftigt) 1,57
(0,31)
3,99***
(0,44)
3,38***
(0,44)
3,31***
(0,44)
OFernpendler (in Voll- oder Teilzeit beschäftigt) 0,74
(0,37)
0,75
(0,37)
0,85
(0,37)
0,83
(0,38)
Wohnort: Freiburg (Ref. Magdeburg) 1,36*
(0,18)
0,96
(0,23)
0,98
(0,23)
1,02
(0,23)
oVollzeit x Wohnort Freiburg 2,98***
(0,37)
2,14**
(0,37)
1,91*
(0,37)
oPendlerin x Wohnort Freiburg 0,23**
(0,63)
0,33*
(0,64)
0,37
(0,65)
Zeit und Ort
Dauer der Paarbeziehung (Jahre) 0,90***
(0,02)
0,98
(0,02)
Dauer der Paarbeziehung quadriert 1,31*
(0,14)
0,95
(0,15)
Alter zu Beginn der Beziehung 0,99*
(0,01)
0,99
(0,01)
Zweiter Wohnsitz 0,89
(0,28)
0,77
(0,28)
in Interaktion mit dem Wohnort abbilden. Die ge-
schätzten Odds Ratios zeigen, dass in der Tat die
Vollzeiterwerbstätigkeit der Frau nur in Freiburg
das Trennungsrisiko signifikant erhçht; im Ver-
gleich zu Paaren, in denen die Frau nicht arbeitet,
verdoppelt sich das Trennungsrisiko (Odds Ratio =
0,69 2,98 = 2,06). In Magdeburg hingegen ver-
mindert die Vollzeit-Erwerbstätigkeit der Frau im
Vergleich zur Nichterwerbstätigkeit das Trennungs-
risiko eher (Odds Ratio = 0,69, n. s.). Modell 2
zeigt aber auch, dass sich das Trennungsrisiko für
ostdeutsche Paare stark erhçht, wenn die Frau
Fernpendlerin ist. Im Vergleich zu Paaren, in denen
die Frau nicht arbeitet, wird ein viermal hçheres
Trennungsrisiko geschätzt (Odds Ratio = 3,99). Für
westdeutsche Frauen hingegen erhçht das Fernpen-
deln das Trennungsrisiko nicht zusätzlich (Odds
Ratio = 3,99 0,23 = 0,92), welches bereits durch
die weibliche Vollzeiterwerbstätigkeit signifikant
erhçht ist. Der Haupteffekt des Wohnortes ist nun
nahe eins und nicht mehr signifikant, d. h. die im
ersten Modell geschätzte hçhere Trennungswahr-
scheinlichkeit in der westdeutschen Stadt wird
durch das hçhere Trennungsrisiko von in Vollzeit
erwerbstätigen Frauen vollständig erklärt.
In Modell 3 (Tabelle 1) werden zeitliche und räum-
liche Merkmale der Paarbeziehung hinzugefügt.
Der Einfluss der Vollzeiterwerbstätigkeit und derje-
nige der Pendelmobilität auf das Trennungsrisiko
verringern sich, sobald die Dauer der Paarbezie-
hung berücksichtigt wird. Allerdings sind die Effek-
te immer noch hoch und auch statistisch signifi-
kant. Die Reduzierung der Effekte ist darauf
zurückzuführen, dass die Arbeitsmarktpartizipation
und das Pendeln mit der Beziehungsdauer verbun-
den sind, was in Form von t-Tests für mittlere Part-
nerschaftsdauern dargestellt werden kann.
15
Voll-
366 Zeitschrift für Soziologie, Jg. 41, Heft 5, Oktober 2012, S. 356–374
Tabelle 1 (Fortsetzung)
Binomiale Logistische Regression Modell 1
Exp(b)
(Std.F.)
Modell 2
Exp(b)
(Std.F.)
Modell 3
Exp(b)
(Std.F.)
Model 4
Exp(b)
(Std.F.)
Homogamie
Bildungsgrad: Beide tertiärer 1
Beide oberer sekundärer 1,25
(0,27)
Beide unterer sekundärer 3,76*
(0,76)
Ohçher als o1,43
(0,27)
ohçher als O1,03
(0,27)
Paarspezifisches Kapital
Zusammenleben 0,20***
(0,27)
Jüngstes Kind: kein Kind 1
unter 3 Jahren 0,28*
(0,74)
3 Jahre und älter 0,80
(0,29)
Konstante 0,01***
(0,22)
0,01***
(0,22)
0,01***
(0,31)
0,02***
(0,41)
Zahl der Personenmonate 26.014 26.014 26.014 26.014
LR Chi
2
(Freiheitsgrade) 52,5(7) 65,0(9) 128,1(13) 188,9(20)
Modellsignifikanz 0,000 0,000 0,000 0,000
Mc Faddens Pseudo-R
2
0,030 0,037 0,073 0,108
*p < 0.10, **p < 0.05, ***p < 0.01; alle Modelle kontrolliert für Wegzugsgedanken und -pläne
o= Frau, O= Mann; Fernpendler = einfacher Weg zw. Wohnung und Arbeitsstätte mind. 1 Std.
15 Da das Ergebnis der Signifikanztests von der Fallzahl
abhängt, beschränken sich die Mittelwertvergleiche auf
zeitbeschäftigte leben durchschnittlich länger mit
ihrem Partner bzw. ihrer Partnerin zusammen als
andere, die Differenz in der mittleren Beziehungs-
dauer ist bei Frauen allerdings nicht signifikant (bei
vollzeiterwerbstätigen Frauen liegt sie bei 9,8 und
bei anderen Frauen bei 9,3 Jahren). Für Männer
hingegen zeigen sich signifikante Unterschiede
(vollzeiterwerbstätige Männer: 9,1 Jahre, andere
Männer: 4,3 Jahre). Bei Fernpendlern zeigen sich
für die Geschlechter entgegengesetzte Zusammen-
hänge, die mit den Schätzergebnissen korrespondie-
ren: Fernpendelnde Frauen weisen mit durch-
schnittlich 6,1 Jahren signifikant kürzere Paarbezie-
hungsdauern auf als andere Frauen mit 9,7 Jahren.
Fernpendelnde Männer sind hingegen mit durch-
schnittlich 9,1 Jahren länger mit ihrer Partnerin zu-
sammen als andere Männer mit 6,8 Jahren, der Un-
terschied ist jedoch statistisch nicht signifikant.
Die in Modell 3 (Tabelle 1) geschätzten Effekte für
die bisherige Dauer der Paarbeziehung und das Al-
ter bei Beginn der Beziehung entsprechen den Er-
wartungen gemäß dem Stand der Forschung. Die
Wahrscheinlichkeit einer Trennung sinkt mit jedem
zusätzlichen Jahr der Beziehungsdauer, die Kurve
wird jedoch flacher: Jedes zusätzliche Altersjahr zu
Beginn der Beziehung senkt die Trennungswahr-
scheinlichkeit signifikant, allerdings in einem gerin-
gen Ausmaß. Ob das Paar einen weiteren Wohnsitz
hat, spielt keine bedeutsame Rolle, und entgegen
den Erwartungen wird ein eher stabilisierender
Effekt auf die Paarbeziehung geschätzt (nicht signi-
fikant). Weitere Analysen zeigen, dass das Tren-
nungsrisiko von Fernpendlern durch das Vorhan-
densein einer zweiten Wohnung stärker reduziert
wird als für andere Gruppen. Dies steht im Wider-
spruch zu der Hypothese, dass ein zweiter Wohnsitz
die Trennungswahrscheinlichkeit erhçhen kçnnte,
weil dadurch ein Partner grçßeren Freiraum ge-
winnt. Ein zweiter Wohnsitz scheint eher den Cha-
rakter einer Ressource zu haben, die den Stress des
Fernpendelns reduzieren kann.
Im vierten und letzten Modell (Tabelle 1) werden
die Bildungshomogamie des Paares und paarspezifi-
sches Kapital berücksichtigt. Für Paarbeziehungen,
in denen entweder der Mann oder die Frau ein hç-
heres Bildungsniveau hat, wird im Vergleich zu bil-
dungshomogamen Paaren kein signifikant hçheres
Trennungsrisiko geschätzt. Wenn beide Partner
hçchstens einen unteren sekundären Bildungsgrad
erreicht haben, verdreifacht sich im Vergleich zu
Akademikerpaaren jedoch das Trennungsrisiko. Es
handelt sich hierbei um einen substanziellen Effekt,
da für das Alter und die Beziehungsdauer kontrol-
liert wird.
In Übereinstimmung mit den theoretischen Erwar-
tungen erweist sich das paarspezifische Kapital als
sehr bedeutsam für das Trennungsrisiko. Lebt das
Paar in mindestens einer Wohnung zusammen, so
reduziert sich das Risiko einer Trennung signifikant
um 80 Prozent (Modell 4 in Tabelle 1). Zusätzlich
halten Kinder die Partner von einer Trennung ab,
insbesondere wenn das jüngste Kind weniger als
drei Jahre alt ist. Dieser Befund erscheint bemer-
kenswert, da das Vorhandensein von Kindern so-
wohl mit dem Beschäftigungsstatus als auch mit
dem Zusammenleben korreliert ist.
16
Die geschätzten Effekte von Vollzeiterwerbstätig-
keit und Pendelmobilität erweisen sich als relativ
robust gegenüber Trennungsbarrieren (Modell 4 in
Tabelle 1). Für Fernpendlerinnen in der ostdeut-
schen Stadt wird immer noch ein mehr als dreimal
so hohes Trennungsrisiko geschätzt im Vergleich zu
Paaren, in denen die Frau nicht arbeitet (Odds Ra-
tio = 3,31). Die Interaktion zwischen weiblicher
Pendelmobilität und dem Wohnort verliert aller-
dings an Signifikanz durch die Berücksichtigung
der Trennungsbarrieren. Für Fernpendlerinnen in
Westdeutschland wird nun ein positiver, aber gerin-
ger Effekt ausgewiesen (Odds Ratio = 3,31 0,37 =
1,22). Allerdings wird weiterhin für die westdeut-
sche Stadt eine Verdopplung des Trennungsrisikos
allein durch die Vollzeiterwerbstätigkeit der Frau
geschätzt (Odds Ratio = 1,02 1,91 = 1,95), und
auch die Teilzeiterwerbstätigkeit zeigt nun eine
leichte Erhçhung der Trennungswahrscheinlichkeit
an (Odds Ratio = 1,26, n. s.).
17
Insgesamt zeigt sich
somit in beiden Städten eine signifikant grçßere
Trennungswahrscheinlichkeit bei Paaren, in denen
die Frau Fernpendlerin ist.
Die Effekte der Beziehungsdauer und des Alters bei
Beginn der Paarbeziehung verlieren im vollen Mo-
dell an Signifikanz (Modell 4 in Tabelle 1). Dies ist
auf deren starke Verquickung mit dem Zusammen-
Stefanie Kley: Gefährdet Pendelmobilität die Stabilität von Paarbeziehungen? 367
Angaben aus der ersten Welle (N=890). Die Angaben zur
mittleren Beziehungsdauer sind Design-gewichtet.
16 Im Vergleich zu Kinderlosen in der Stichprobe leben
diejenigen mit Kind(ern) deutlich häufiger mit ihrem Part-
ner bzw. ihrer Partnerin zusammen (57 zu 95 Prozent). Im
Hinblick auf das Fernpendeln gelten wiederum gegenteili-
ge Zusammenhänge für Männer und Frauen: Im Vergleich
zu kinderlosen Frauen sind Mütter seltener Fernpendlerin-
nen (5 zu 3 Prozent), während für Männer der gegenteilige
Zusammenhang gilt (6 Prozent der kinderlosen Männer
sind Fernpendler, jedoch 11 Prozent der Väter).
17 Interaktionen der Teilzeiterwerbstätigkeit mit dem
Wohnort erwiesen sich als nicht signifikant.
leben zurückzuführen (t-Tests; vgl. Fußnote 15):
Paare, die in der ersten Welle zusammenleben, wei-
sen in der ersten Welle eine mittlere Beziehungs-
dauer von 12,7 Jahren auf, während jene, die nicht
in einer gemeinsamen Wohnung zusammenleben,
im Mittel erst seit 1,4 Jahren ein Paar sind. Außer-
dem waren die zusammenlebenden Befragten zu
dem Zeitpunkt, als sie die Beziehung eingingen,
durchschnittlich signifikant älter (24,7 Jahre) als
die separat lebenden (17,4 Jahre).
4.2 Zur Varianz des Trennungsrisikos
In dem geschätzten nichtlininearen (logistischen)
Regressionsmodell sind die Koeffizienten jeweils
von den Ausprägungen aller anderen Prädiktoren
abhängig (Long 1997: 5). Angesichts der unter-
schiedlichen Effekte des weiblichen Fernpendelns
nach dem Umfang der Erwerbstätigkeit und der
Wohnregion, und angesichts des stark stabilisieren-
den Einflusses paarspezifischen Kapitals stellt sich
die Frage, welche Arten von Beziehungen in einem
relevanten Ausmaß gefährdet sind. Hierzu kçnnen
marginale Effekte auf der Basis des vollen Modells
herangezogen werden (Modell 4 in Tabelle 1). Der
marginale Effekt gibt an, in welchem Ausmaß sich
die Trennungswahrscheinlichkeit durch einen be-
stimmten Parameter – die Pendelmobilität der Frau
– verändert, während andere Parameter im Modell
konstant gehalten werden (Long 1997: 71). Es wer-
den sechs exemplarische Erwerbs- und Haushalts-
konstellationen der Paare gebildet, um diese Varia-
tion zu illustrieren (Tabelle 2).
18
Die letzten beiden
Spalten von Tabelle 2 zeigen die Verteilung dieser
Konstellationen in den beiden Teilstichproben der
Wohnorte Magdeburg und Freiburg.
Abbildung 2 illustriert, dass das Fernpendeln der
Frau in allen untersuchten Konstellationen die
Trennungswahrscheinlichkeit signifikant erhçht. Ist
die Pendlerin zum Beispiel in Vollzeit in der west-
deutschen Stadt erwerbstätig und lebt mit einem
vollzeiterwerbstätigen Partner zusammen, so wird
eine partielle Erhçhung der Trennungswahrschein-
lichkeit durch die Pendelmobilität der Frau um
0,14 Prozentpunkte geschätzt. Angesichts des gerin-
gen Wertes kçnnte man dazu verleitet werden, dies
als unbedeutend anzusehen; es handelt sich jedoch
um die monatliche Trennungswahrscheinlichkeit.
Das Modell 4 (Tabelle 1) schätzt die durchschnittli-
che Trennungswahrscheinlichkeit auf 0,54 Prozent
im Monat, so dass eine Erhçhung um 0,14 Prozent-
punkte deutlich zu Buche schlägt. Arbeitet dieselbe
Frau in Teilzeit, so wird die Trennungswahrschein-
lichkeit durch die Pendelmobilität in der westdeut-
schen Teilstichprobe noch etwas stärker erhçht. In
Magdeburg sind die negativen Effekte des Fernpen-
delns auf die Beziehungsstabilität noch deutlicher:
0,19 Prozentpunkte, wenn die Frau in Vollzeit er-
werbstätig ist, und sogar 0,23 Prozentpunkte, wenn
sie in Teilzeit erwerbstätig ist.
368 Zeitschrift für Soziologie, Jg. 41, Heft 5, Oktober 2012, S. 356–374
Tabelle 2 Ausgewählte Erwerbs- und Haushaltskonstellationen von Fernpendlerinnen und marginale Effekte des Pen-
delns auf das Trennungsrisiko
1)
Marginale
Effekte
Std. F. Personen-
monate
Anteil in
Teilstichprobe
2)
oVollzeit, Freiburg
(OVollzeit, gemeinsamer Haushalt)
0,0014** 0,0007 124 16 %
oTeilzeit, Freiburg
(OVollzeit, gemeinsamer Haushalt)
0,0017* 0,0010 219 29 %
oVollzeit, Magdeburg
(OVollzeit, gemeinsamer Haushalt)
0,0019** 0,0008 184 37 %
oTeilzeit, Magdeburg
(OVollzeit, gemeinsamer Haushalt)
0,0023** 0,0012 52 11 %
Onicht Vollzeit
(oVollzeit, Magdeburg, gemeinsamer Haushalt)
0,0027** 0,0012 74 15 %
Separate Haushalte
(OVollzeit, oVollzeit, Magdeburg)
0,0093** 0,0039 133 27 %
o= Frau, O= Mann; *p < 0,10; **p < 0,05; ***p < 0,01
1)
auf Basis von Modell 4 in Tabelle 1; restliche Prädiktoren im arithmetischen Mittel
2)
bezogen auf 760 Pendlerinnenmonate in Freiburg und 491 in Magdeburg; ungewichtet
18 Berechnet wurden die durchschnittlichen marginalen
Effekte, mit dem Postestimation-Kommando margins in
Stata 12.1.
Anhand der ostdeutschen Teilstichprobe wurde des
Weiteren untersucht, wie sich die Konstellationen
auswirken, wenn der Partner gar nicht oder ledig-
lich in Teilzeit erwerbstätig ist und wenn das Paar
nicht zusammenlebt. Wie Abbildung 2 zeigt, wird
der negative Einfluss der weiblichen Pendelmobili-
tät jeweils verstärkt. Bei nicht zusammen lebenden
Paaren wird das Trennungsrisiko im Vergleich zum
Durchschnitt um fast das Doppelte erhçht.
5. Diskussion
In diesem Beitrag wurde das Trennungsrisiko für
verheiratete und unverheiratete Paare im Hinblick
auf Pendelmobilität zwischen Wohn- und Arbeits-
ort untersucht, wobei das räumliche Lebensarran-
gement der Paare explizit berücksichtigt wurde. Als
Schwellenwert für eine bedeutsame Pendeldistanz
wurde das Fernpendeln mit einem einfachen Weg
von mindestens einer Stunde zwischen Wohnung
und Arbeitsstätte gewählt, während Nahpendler
mit einem kürzeren Arbeitsweg mit den am Wohn-
ort Erwerbstätigen zusammengefasst wurden. Aus
der sozialen Austauschtheorie und der mikroçko-
nomischen Theorie der Ehestabilität und gestützt
auf aktuelle Literaturstudien und eine Meta-Analy-
se deutscher Scheidungsstudien wurden Prädikto-
ren abgeleitet, die anschließend mit einer diskreten
Ereignisdatenanalyse empirisch getestet wurden.
Als Datenbasis diente die deutsche Panelstudie
„Migrationsentscheidungen im Lebensverlauf“.
Die aus der sozialen Austauschtheorie abgeleitete
Hypothese 1, dass die Pendelmobilität das Tren-
nungsrisiko von Paaren generell erhçht, konnte klar
widerlegt werden. Die Analysen zeigen, dass der
Einfluss des Fernpendelns auf das Trennungsrisiko
zum einen mit dem Geschlecht des Pendlers va-
riiert; zum anderen hat die weibliche Erwerbs-
tätigkeit per se im regionalen Kontext einen unter-
schiedlichen Einfluss auf Partnerschaftsstabilität.
Eine Vollzeiterwerbstätigkeit der Frau erhçht im
Vergleich zur Nichterwerbstätigkeit das Trennungs-
risiko für ein Paar signifikant, und zwar auf das
Doppelte – allerdings ausschließlich in der west-
deutschen, nicht in der ostdeutschen Teilstichprobe.
Die mikroçkonomische motivierte Annahme, dass
die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung zwischen
den Partnern einen positiven Einfluss auf die Part-
nerschaftsstabilität ausübt, wird somit nur im west-
lichen Teil Deutschlands gestützt, wo traditionelle
bürgerliche Geschlechtsrollen weiter verbreitet sind.
Die Hypothese 2, wonach die Erwerbstätigkeit der
Frau das Trennungsrisiko generell erhçht, wird so-
mit durch die Befunde ebenfalls nicht gestützt.
Die Analysen zeigen, dass gemäß der Hypothese 3
die Vollzeiterwerbstätigkeit von Frauen in Ost-
deutschland die Stabilität von Paarbeziehungen we-
niger gefährdet als in Westdeutschland, dass jedoch
in Ostdeutschland das Fernpendeln von Frauen die
Trennungswahrscheinlichkeit signifikant erhçht. Da-
mit wird Hypothese 4, wonach die Pendelmobilität
von Frauen ein besonderes Trennungsrisiko dar-
stellt, zunächst nur für die ostdeutsche Teilstichpro-
be gestützt: Für ostdeutsche Paare wurde durch das
Fernpendeln der Frau ein dreimal so hohes Tren-
nungsrisiko geschätzt, während das mit der weibli-
chen Erwerbstätigkeit ohnehin erhçhte Trennungs-
risiko für westdeutsche Paare durch die Pendel-
mobilität der Frau nicht zusätzlich in signifikantem
Ausmaß steigt.
Diese Befunde stützen eine Erklärung des Tren-
nungsrisikos durch Pendelmobilität auf der Basis
der Verhandlungstheorie, wobei Überzeugungen zu
Stefanie Kley: Gefährdet Pendelmobilität die Stabilität von Paarbeziehungen? 369
Abb. 2 Marginale Effekte der
Pendelmobilität der Frau auf das
Trennungsrisiko von Paaren
1)
1)
nach Modell 4 in Tabelle 1;
restliche Prädiktoren im arithm.
Mittel; o= Frau, O= Mann
Pendeln = einfacher Weg zwischen
Wohnung und Arbeitsplatz
mindestens 1 Stunde
Geschlechtsrollen und die Art der Alltagsarrange-
ments eine prominente Rolle zu spielen scheinen.
Für Paare, die stärker egalitäre Geschlechterrollen
praktizieren – was durch ein entsprechendes Ange-
bot an Kinderbetreuung erst ermçglicht wird –, ist
die Vollzeiterwerbstätigkeit der Frau demnach ge-
nerell keine Bedrohung für die Partnerschaft. Sie
wird mçglicherweise dann zum Risiko, wenn sie
der Frau zu hohe Bürden auflädt, etwa in Form von
langen Pendelwegen zum Arbeitsplatz, die Frauen
im Vergleich zu Männern durchschnittlich als be-
lastender empfinden. Studien haben gezeigt, dass
diese Wahrnehmung darin begründet ist, dass sich
Frauen häufig auch dann als Hauptverantwortliche
für die Hausarbeit und Kindererziehung sehen,
wenn sie in Vollzeit erwerbstätig sind (z. B. Huinink
& Rçhler 2005).
Mit dieser Interpretation steht im Einklang, dass
die Vollzeiterwerbstätigkeit des Mannes in heutigen
Partnerschaften ein stabilisierender Faktor ist, wo-
bei es von untergeordneter Bedeutung ist, ob dafür
Pendelmobilität in Kauf genommen werden muss
oder nicht. Die Analysen zeigen ein signifikant ver-
mindertes Trennungsrisiko von Paaren, bei denen
der Mann vollzeiterwerbstätig ist im Vergleich zu
Paaren, bei denen der Mann nicht oder lediglich in
Teilzeit arbeitet. Pendelt der Mann über lange Dis-
tanzen zum Arbeitsplatz, hat dies eher einen zusätz-
lich dämpfenden Effekt auf das Trennungsrisiko,
obgleich nicht in statistisch signifikantem Ausmaß.
Diese Befunde erwiesen sich als robust gegenüber
zusätzlichen Einflüssen, wie der Dauer der Paarbe-
ziehung, dem Alter zu Beginn der Beziehung, dem
Bildungsgrad beider Partner, dem Zusammenleben
und dem Vorhandensein von Kindern. Ob ein Part-
ner einen zweiten Wohnsitz hat oder nicht, spielt
gemäß den Schätzungen keine wichtige Rolle. Die
aus der sozialen Austauschtheorie abgeleitete Er-
wartung eines negativen Einflusses von räumlicher
Mobilität auf die Partnerschaftsstabilität durch eine
Erweiterung des Partnermarktes, wozu ein zweiter
Wohnsitz beitragen kçnnte, wird somit durch die
Befunde nicht gestützt.
Wie nach dem Stand der Forschung zu erwarten,
beeinflussen Investitionen in paarspezifisches Kapi-
tal, die eine Barrierefunktion für die Beendigung ei-
ner Paarbeziehung haben kçnnen, das Trennungsri-
siko zusätzlich. Am bedeutsamsten ist dabei, ob das
Paar mindestens eine Wohnung gemeinsam be-
wohnt. Dass die Dauer der Paarbeziehung an Signi-
fikanz verliert, sobald die gemeinsame Wohnge-
schichte beider Partner im Modell berücksichtigt
wird, unterstützt die Sichtweise, dass das gemeinsa-
me Wohnen ein guter Prädiktor für paarspezifisches
Kapital darstellt. Ein gemeinsames Kind im Haus-
halt senkt das Trennungsrisiko zusätzlich, insbeson-
dere wenn das jüngste Kind weniger als drei Jahre
alt ist.
Ein genauerer Blick auf die Erwerbskonstellationen
und Haushaltsarrangements von Fernpendlerinnen
gab einigen Aufschluss über den relativen Einfluss
von Pendelmobilität auf die Partnerschaftsstabili-
tät. Die Analysen der marginalen Effekte bestätig-
ten den Befund, dass das Pendeln der Frau negative
Auswirkungen auf die Beziehungsstabilität hat, für
alle analysierten Gruppen. Wenn Frauen lange We-
ge zwischen Wohnort und Arbeitsplatz zurücklegen
(müssen), erhçht dies sowohl in der ostdeutschen
wie auch in der westdeutschen Teilstichprobe die
Trennungswahrscheinlichkeit signifikant, für zu-
sammenlebende Paare zum Beispiel um bis zu 50
Prozent.
19
Ob die Frau in Vollzeit oder Teilzeit ar-
beitet, ist dabei ebenso von untergeordneter Bedeu-
tung wie der Umfang der Erwerbstätigkeit des
Mannes. Fehlt es allerdings in dieser Situation an
paarspezifischem Kapital, etwa an einer gemeinsa-
men Wohnung, ist die Beziehung hochgradig ge-
fährdet: Das Trennungsrisiko steigt um nahezu 200
Prozent. Man kann deshalb in Übereinstimmung
mit Hypothese 4 den Schluss ziehen, dass die Pen-
delmobilität von Frauen zu einem weit entfernten
Arbeitsplatz ein besonderes Trennungsrisiko für
Paare mit sich bringt.
Insgesamt zeigt sich also, dass das Fernpendeln zwi-
schen Wohnung und Arbeitsplatz für Paare in unse-
rer heutigen Gesellschaft nur unter bestimmten Be-
dingen eine geeignete Strategie zu sein scheint, den
Mobilitätserfordernissen der Arbeitswelt Rechnung
zu tragen, ohne dadurch die Paarbeziehung zu ge-
fährden. Zukünftige Forschung sollte sich auf die
Mechanismen konzentrieren, die den hier gefunde-
nen differentiellen Einflüssen der Pendelmobilität
nach der Geschlechtszugehçrigkeit und dem regio-
nalen Kontext zugrunde liegen. Ein Zusammen-
hang mit individuellen Wahrnehmungen und Ge-
schlechtsrollenüberzeugungen sowie gesellschaftli-
chen Rahmenbedingungen konnte hier allenfalls
370 Zeitschrift für Soziologie, Jg. 41, Heft 5, Oktober 2012, S. 356–374
19 Die marginalen Effekte des Fernpendelns der Frau auf
das Trennungsrisiko des Paares betragen zwischen 0,14
und 0,27 Prozentpunkte, je nach Ausprägung des Um-
fangs ihrer Erwerbstätigkeit, der Erwerbstätigkeit des
Partners und des Wohnortes (siehe Tabelle 2). Bezogen auf
die geschätzte durchschnittliche Trennungswahrschein-
lichkeit von 0,54 Prozent pro Monat errechnet sich somit
eine Steigerung des Trennungsrisikos durch die Pendelmo-
bilität der Frau um bis zu 50 Prozent (unter Konstanthal-
tung aller anderen Prädiktoren des Modells).
vermutet, anhand der Daten jedoch nicht explizit
geprüft werden.
In diesem Beitrag wurde räumliche Mobilität auf
umfassende Art analysiert, da eine große Bandbrei-
te an Lebensarrangements von Paaren berücksich-
tigt wurde. Nicht zusammenlebende Paare sollten
in diesem Forschungszweig nicht vernachlässigt
werden, da zum einen das Zusammenwohnen ein
wichtiges Merkmal räumlicher Lebensarrange-
ments ist und zum anderen nicht zusammenlebende
Paare einen bedeutsamen Anteil stellen (25 Prozent
in der untersuchten Stichprobe der 18- bis 50-Jähri-
gen in zwei Städten). Die Analysen basierten auf
Angaben von 890 Befragten zur eigenen Wohn- und
Arbeitsgeschichte sowie derjenigen ihrer Partner,
wobei längsschnittliche Analysemethoden ange-
wandt wurden. Obgleich die Stichproben sorgfältig
per Zufallsauswahl gezogen wurden, weisen die
Daten einige Eigenschaften auf, die die Genera-
lisierbarkeit der Ergebnisse mçglicherweise ein-
schränken. Die Stichproben wurden in nur zwei
Städten gezogen und das Beobachtungsfenster war
mit drei Jahren relativ kurz. Die Angaben zur Er-
werbsgeschichte und zum Bildungsstand der Part-
ner beruhen auf Auskünften der Zielperson und das
Geschlecht der Partner wurde nicht erfragt, so dass
heterosexuelle Paare angenommen werden muss-
ten. Solange die Befunde nicht mit anderen Daten
repliziert worden sind, sollten sie deshalb mit Vor-
sicht interpretiert werden.
Stefanie Kley: Gefährdet Pendelmobilität die Stabilität von Paarbeziehungen? 371
Tabelle A1 Verteilung der Variablen im Beobachtungszeitraum Jan. 2006 bis Dez. 2008 (Design-gewichtet) und Zahl
der exposures und occurrences
Prozent
(Mean;
St.Dev.)
Min Max
Exposures Occurrences
(O/E in %)
Abhängige Variable
Trennung („Dauert diese Partnerschaft bis heute an?“) 0,5 0 1 26.014 141
Arbeit und räumliche Mobilität
oVollzeit (mind. 35 Std. pro Woche) 41,5 0 1 10.278 60 (0,6)
oTeilzeit (oder halbtags oder geringfügig beschäftigt) 32,2 0 1 8.562 38 (0,4)
onicht erwerbstätig (Hausfrau/Hausmann arbeitslos, in
Ausbildung, im Studium, im Praktikum, im Ruhestand)
26,4 0 1 7.174 43 (0,6)
OVollzeit 70,2 0 1 17.907 64 (0,3)
OTeilzeit 11,6 0 1 3.023 21 (0,7)
Onicht erwerbstätig 18,3 0 1 5.084 56 (1,1)
oFernpendlerin (mind. 1 Stunde einfache Wegstrecke) 4,0 0 1 1.251 12 (0,9)
OFernpendler 8,7 0 1 2.502 8 (0,3)
Migrationsgedanken („Haben Sie in letzter Zeit einmal
darüber nachgedacht, aus Wohnort wegzuziehen um
woanders zu leben?“)
24,5 0 1 8.011 65 (0,8)
Zeit und Ort
Dauer der Paarbeziehung (Jahre) (10,8; 8,9) 0 36,7
Alter zu Beginn der Paarbeziehung (generiert) (25,6; 7,0) 15 50
Wohnort (Stichprobenziehung): Magdeburg 51,6 0 1 12.488 56 (0,4)
Freiburg 48,4 0 1 13.526 85 (0,6)
Zweiter Wohnsitz („Haben oder hatten Sie seit Januar
2006 noch eine weitere Wohnung, z. B. einen
Zweitwohnsitz?“
8,4 0 1 2.389 15 (0,6)
Anhang
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372 Zeitschrift für Soziologie, Jg. 41, Heft 5, Oktober 2012, S. 356–374
Tabelle A1 (Fortsetzung)
Prozent
(Mean;
St.Dev.)
Min Max
Exposures Occurrences
(O/E in %)
Homogamie
Bildungsgrad (generiert aus hçchstem Schulabschluss
und Berufsausbildung bzw. Studium)
Beide tertiär (Fachschulabschluss, Meister, Techniker,
Bachelor, Master, Diplom, Magister)
32,2 0 1 9.356 31 (0,3)
Beide oberer sekundärer (Fachhochschulreife, Abitur,
Ausbildung im Dualen System, Berufsschule)
26,4 0 1 6.165 40 (0,6)
Beide unterer sekundärer (Haupt-, Realschulabschluss) 0,9 0 1 162 2 (1,2)
Ohçher als o19,5 0 1 4.934 34 (0,7)
ohçher als O21,0 0 1 5.397 34 (0,6)
Paarspezifisches Kapital
Zusammenleben 75,1 0 1 19.017 33 (0,2)
Jüngstes Kind (generiert aus Angaben zu Haushaltsmitglie-
dern, zum Alter des Kindes und Geburten im Beobach-
tungsfenster)
Kein Kind 51,5 0 1 13.646 120 (0,9)
Mind. ein Kind unter 3 Jahren 12,7 0 1 3.253 2 (0,06)
Mind. ein Kind im Alter ab 3 Jahren 35,8 0 1 9.115 19 (0,2)
Quelle: Studie „Migrationsentscheidungen im Lebensverlauf“ (ZA5228)
Die Prädiktoren gehen zeitvariabel in die Analyse ein, bis auf folgende Ausnahmen (Konstanten, gemessen in der ersten Welle):
Alter zu Beginn der Paarbeziehung, Wohnort, Bildungsgrad.
o= Frau, O= Mann
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Autorenvorstellung
Stefanie Kley, geb. 1971 in Mannheim. Studium der Soziologie und Sozialçkonomie in Hamburg. Promotion in Bremen.
Von 2003-2009 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Bremen. Seit 2009 Wissenschaftliche Mitarbeiterin
(Postdoc) an der Universität Hamburg und seit 2011 Vertretungsprofessorin für Soziologie, Methoden der empirischen
Sozialforschung ebendort.
Forschungsschwerpunkte: Migration und räumliche Mobilität, Lebenslauf, soziale Ungleichheit.
Wichtigste Publikationen: Explaining the Stages of Migration Within a Life-course Framework, European Sociological
Review 27, 2011; Migration im Lebensverlauf. Der Einfluss von Lebensbedingungen und Lebenslaufereignissen auf den
Wohnortwechsel, Wiesbaden 2009; Regionaler Kontext und Migrationsentscheidungen im Lebensverlauf (mit Johannes
Huinink), in: Kalter, Frank (Hrsg.): Migration und Integration. KZfSS Sonderheft 48, Wiesbaden 2008.
374 Zeitschrift für Soziologie, Jg. 41, Heft 5, Oktober 2012, S. 356–374