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Abstract

There is now robust evidence that schizophrenia is associated with an increased risk of violence. Across Europe, the numbers of forensic hospital beds have dramatically increased largely due to admissions of men with schizophrenia. This article critically reviews the extant literature on schizophrenia and violence. A systematic review of the literature was carried out. People with schizophrenia are at increased risk, as compared to the general population, to be convicted for violent crimes because they are more likely to engage in aggressive behaviour towards others. While psychotic symptoms explain aggressive behaviour during acute episodes, they do not explain such behaviour at other stages of the illness or prior to onset of illness. Three distinct phenotypes of offenders with schizophrenia have been identified: individuals with a childhood onset of conduct disorder who display antisocial and aggressive behaviour both before and after schizophrenia onset, individuals with no history of conduct problems who begin engaging in aggressive behaviour at the onset of illness, and individuals who engage in a severe physical assault after many years of illness. Little is known about the aetiology of the three types of offenders and about the neural mechanisms that initiate and maintain these forms of behaviour. Mental health services need to assess the risk of violence among patients with schizophrenia and provide treatments that directly target antisocial and aggressive behaviour.
Nervenarzt 2014 · 85:273–278
DOI 10.1007/s00115-013-3900-y
Online publiziert:19. Februar 2014
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014
S. Hodgins1, 2 · R. Müller-Isberner3
1 Département de Psychiatrie, Université de Montréal
2 Institute of Psychiatry, King’s College London
3 Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Haina
Schizophrenie und Gewalt
Das mit Schizophrenie einhergehen-
de Stigma beruht darauf, dass diese
Menschen als unberechenbar und ge-
fährlich wahrgenommen werden [2].
Ein realistischer Umgang mit den tat-
sächlichen, von Schizophrenen aus-
gehenden Risiken eröffnet wirksame
Präventionswege und könnte somit
ganz entscheidend zur Entstigma-
tisierung beitragen. Die empirische
Evidenz zu leugnen, hilft den Betrof-
fenen nicht: Schizophrenie ist ein em-
pirisch gut belegter Risikofaktor für
Gewalttaten.
Gewaltkriminalität bei
Schizophrenen
Männer und Frauen, die an einer Schizo-
phrenie leiden, haben im Vergleich zur
Restbevölkerung ein erhöhtes Verurtei-
lungsrisiko. Dieses Risiko steigt von ge-
waltfreier Delinquenz, über Gewaltdelin-
quenz hin zu Tötungsdelinquenz an [].
In einer dänischen Geburtskohorte von
. Personen, die bis in die Mitte ihres
. Lebensjahrzehnts nachverfolgt wurden,
wurden Menschen, die wegen einer Schi-
zophrenie mindestens einmal stationär
behandelt worden waren, mit solchen ver-
glichen, die nie stationär in der Psychiat-
rie aufgenommen worden waren: Schizo-
phrene Männer hatten ein um den Faktor
, (%-Konfidenzintervall [-CI]: ,–
,) und Frauen ein um den Faktor ,
(%-CI: ,–,) erhöhtes Gewalttä-
terrisiko. Ähnliche Ergebnisse wurden
in anderen Geburts- und Bevölkerungs-
kohorten gefunden ([, ], Übersicht bei
[]). Obgleich insgesamt weniger Frauen
als Männer wegen Gewalttaten verurteilt
werden, steigert Schizophrenie das Risiko
bei ihnen deutlich mehr.
D Die Assoziation zwischen Schizophre-
nie und Gewaltdelinquenz ist robust.
Sie wurde von unterschiedlichen For-
schergruppen, in verschiedenen Län-
dern mit unterschiedlichen Kulturen so-
wie unterschiedlichen Gesundheits- und
Justizsystemen gefunden. Hierbei wur-
den unterschiedliche experimentelle
Designs (Longitudinalstudien an Ge-
burts- und Populationskohorten, Verglei-
che von Schizophrenen und ihren Mit-
bürgern in der Gemeinde, Diagnosestu-
dien an kompletten Häftlingskohorten)
verwandt. Wichtig ist, dass die, diesen
Studien zugrunde liegenden Verurteilun-
gen auf Gewalttaten in der Gemeinde be-
ruhen, nicht aber auf Gewalthandlungen
in psychiatrischen Krankenhausstationen,
wo Strafverfolgung sehr selten ist (Über-
sicht bei []). Nichts spricht dafür, dass
die gefundenen erhöhten Raten von Ge-
waltkriminalität Ausdruck einer Diskri-
minierung durch Strafverfolgungsbehör-
den sind (Diskussion bei []). Schizophre-
ne Rechtsbrecher sind die Hauptursache
für die europaweit zu beobachtende Zu-
nahme forensischer Behandlungsplätze
[, ].
Die epidemiologischen Studien zeigen
konsistent, dass der Anteil Schizophrener,
der Straftaten begeht, von Studie zu Studie
schwankt, sich bei Schizophrenen im Ver-
gleich zur Restbevölkerung aber durch-
gängig ein erhöhtes Risiko zeigt. In Län-
dern mit hohen Raten an Gewaltkrimina-
lität haben Schizophrene ein höheres Ge-
walttäterrisiko als in Ländern mit niedri-
gen Raten, was darauf hindeutet, dass zu-
mindest einige der Faktoren, die die Ge-
waltkriminalität in der Allgemeinbevöl-
kerung verursachen, auch bei schizophre-
nen Gewalttätern relevant sind.
Am häufigsten begehen Schizophrene
Körperverletzungen.tungsdelikte sind
selten, verursachen aber die größte me-
diale Aufmerksamkeit. In einigen Län-
dern werden alle Personen, die eines Tö-
tungsdeliktes beschuldigt werden, psy-
chiatrisch untersucht. Anhand solcher
Untersuchungen ließ sich der Anteil Schi-
zophrener an Tötungsdelinquenten be-
stimmen. Er liegt zwischen  und %,
variiert also erheblich zwischen Staaten,
und innerhalb von Staaten, über Zeitepo-
chen hinweg (. Tab. 1). Dies liegt daran,
dass die Häufigkeit von Tötungsdelikten
von Land zu Land und über Zeitepochen
hinweg sehr verschieden ist, die Präva-
Leitthema
Tab. 1  Anteil schizophrener Täter bei Tötungsdelikten. (Literaturnachweis bei [3])
Region Erfassungszeitraum Anteil schizophrener Täter 
(%)
Finnland 1984–1991 6,1
Victoria, Australien 1993–1995 7,2
Kopenhagen 1959–1983 8,0
BRD 1955–1964 8,2
Kalifornien 1978–1980 9,9
Hessen 1992–1996 10,0
London 1979–1980 11,0
Island 1900–1979 14,9
Nordschweden 1970–1980 28,4
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lenz der Schizophrenie dagegen stabil bei
etwas unter % liegt, was dann zu einem
unterschiedlichen Anteil Schizophrener
an den Tötungsdelinquenten führt (Über-
sicht bei []).
In einer innerstädtischen englischen
Stichprobe von  schwer psychisch
kranken, stationären Patienten – meist
handelte es sich um Schizophrene – wa-
ren % bereits früher stationär behandelt
worden. Das Durchschnittsalter lag bei
knapp unter  Jahren. ,% der Männer
und ,% der Frauen hatten wenigstens
einen Strafregistereintrag wegen einer Ge-
walttat, im Mittel waren es zwei solcher
Einträge. Insgesamt hatten die  Männer
mit Strafregistereintrag  Straftaten be-
gangen, die  Frauen mit Registereintrag
begingen  Taten []. Im Vergleich zur
englischen Gesamtbevölkerung entsprach
das Verurteilungsrisiko dieser englischen
Patientengruppe dem, was in Studien in
Dänemark und Schweden gefunden wur-
de (Übersicht bei []).
Von den wegen einer Straftat verurteil-
ten Schizophrenen haben bis zu % be-
reits vor Krankheitsausbruch mindestens
eine Vorstrafe []. Eine Studie aus Däne-
mark nutzte nationale Gesundheits- und
Kriminalitätsregister, um die Kriminali-
tät aller Personen, die nach  geboren
wurden und in  die Diagnose einer
Schizophrenie erhalten hatten, zu erfas-
sen. % der männlichen und % der
weiblichen Schizophrenen hatten bereits
vor Erstkontakt mit dem psychiatrischen
Versorgungssystem eine Vorstrafe []. In
Studien, die mit nationalen Gesundheits-
und Strafregisterdaten arbeiten, wozu es
keines Einverständnisses der Betroffenen
bedarf, finden sich grundsätzlich höhere
Raten an Verurteilungen vor Erstkontakt
mit der Psychiatrie als in klinischen Stu-
dien ([, ], Übersicht bei []). In einer
repräsentativen englischen Stichprobe
von Menschen, die wegen einer Erstepi-
sode einer Psychose behandelt wurden,
hatten ein Drittel der Männer und %
der Frauen eine Vorstrafe, % der Män-
ner und % der Frauen hatten zumindest
eine Vorstrafe wegen einer Gewalttat [].
Von der anderen Seite her betrach-
tet fand eine dänische Studie erhöhte Ra-
ten späterer Schizophrenieerkrankungen
unter jugendlichen Straftätern (Übersicht
bei []).
Aggressives Verhalten
von Schizophrenen ohne
strafrechtliche Ahndung
Auch gravierende Rechtsbrüche füh-
ren nicht automatisch zu strafrechtlicher
Ahndung: Gewalthandlungen gegenüber
nahen Angehörigen werden meist nicht
zur Anzeige gebracht, mit einer Einwei-
sung nach dem Psychisch-Kranken-Ge-
setz (PsychKG) hat ein Polizist in vielen
Ländern, so auch in Deutschland, zumeist
Zusammenfassung · Summary
Nervenarzt 2014 · 85:273–278   DOI 10.1007/s00115-013-3900-y
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014
S. Hodgins · R. Müller-Isberner
Schizophrenie und Gewalt
Zusammenfassung
Hintergrund.  Es gibt mittlerweile eine ro-
buste Evidenz dafür, dass Schizophrenie das 
Risiko für Gewalttaten erhöht. Schizophrene 
Rechtsbrecher sind die Hauptursache für die 
europaweit zu beobachtende Zunahme fo-
rensischer Behandlungsplätze.
Fragestellung.  Die Arbeit untersucht das 
empirisch gesicherte Wissen über den Zu-
sammenhang von Schizophrenie und Gewalt.
Material und Methode.  Es wurde eine syste-
matische Literaturauswertung durchgeführt.
Ergebnisse.  Menschen, die an einer Schi-
zophrenie erkrankt sind, haben im Vergleich 
zur restlichen Bevölkerung ein erhöhtes Risi-
ko, wegen Gewalttaten verurteilt zu werden 
oder sich anderweitig aggressiv zu verhalten. 
Psychotische Symptome erklären nur das in 
akuten Phasen häufige aggressive Verhalten, 
nicht aber vergleichbares Verhalten vor Aus-
bruch der Erkrankung oder außerhalb akuter 
Krankheitsphasen. Drei distinkte Phänotypen 
schizophrener Gewalttäter konnten identifi-
ziert werden: Individuen mit einer im Kindes-
alter beginnenden Störung des Sozialverhal-
tens, die sowohl vor als auch nach Ausbruch 
der Schizophrenie antisoziales und aggressi-
ves Verhalten zeigen; Individuen ohne Vorge-
schichte von Verhaltensproblemen, die mit 
Ausbruch der Erkrankung aggressives Ver-
halten zeigen; und Individuen, die nach viel-
jährigem Krankheitsverlauf schwere Gewalt-
handlungen begehen. Über die Ätiologie die-
ser drei Typen von Rechtsbrechern ist eben-
so wenig bekannt wie über die neuronalen 
Mechanismen, die dieses Verhalten initiieren 
und aufrechterhalten.
Schlussfolgerung.  Psychiatrische Versor-
gungssysteme müssen dem von schizophren 
erkrankten Menschen ausgehenden Gewalt-
risiko durch angemessene Risikoeinschät-
zungen und Interventionen, die antisoziales 
und aggressives Verhalten fokussieren, Rech-
nung tragen.
Schlüsselwörter
Forensik · Schizophrenie · Gewalt · Störung 
des Sozialverhaltens · Literaturreview 
Schizophrenia and violence
Summary
Background.  There is now robust evidence 
that schizophrenia is associated with an in-
creased risk of violence. Across Europe, the 
numbers of forensic hospital beds have dra-
matically increased largely due to admissions 
of men with schizophrenia.
Objective.  This article critically reviews the 
extant literature on schizophrenia and vio-
lence.
Material and methods.  A systematic review 
of the literature was carried out.
Results.  People with schizophrenia are at in-
creased risk, as compared to the general pop-
ulation, to be convicted for violent crimes be-
cause they are more likely to engage in ag-
gressive behaviour towards others. While psy-
chotic symptoms explain aggressive behav-
iour during acute episodes, they do not ex-
plain such behaviour at other stages of the ill-
ness or prior to onset of illness. Three distinct 
phenotypes of offenders with schizophrenia 
have been identified: individuals with a child-
hood onset of conduct disorder who display 
antisocial and aggressive behaviour both be-
fore and after schizophrenia onset, individu-
als with no history of conduct problems who 
begin engaging in aggressive behaviour at 
the onset of illness, and individuals who en-
gage in a severe physical assault after many 
years of illness. Little is known about the  
aetiology of the three types of offenders and 
about the neural mechanisms that initiate 
and maintain these forms of behaviour.
Conclusion.  Mental health services need to 
assess the risk of violence among patients 
with schizophrenia and provide treatments 
that directly target antisocial and aggressive 
behaviour.
Keywords
Forensic · Schizophrenia · Violence · Conduct 
disorder · Literature review
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Der Nervenarzt 3 · 2014
seine Pflicht getan und nur schwerste Ge-
walthandlungen mit schweren Verletzun-
gen oder tödlichem Ausgang werden re-
gelhaft strafrechtlich verfolgt. Insofern
spiegeln Daten, die auf Verurteilungssta-
tistiken beruhen, nicht das ganze Ausmaß
der Belastung dieser Menschengruppe
mit aggressivem Verhalten wider.
In einer englischen Patientengruppe
berichteten ,% der Männer und ,%
der Frauen mindestens einmal im Leben
eine gravierende Gewalthandlung began-
gen zu haben. ,% der Männer und
,% der Frauen berichteten in den vo-
rangegangenen  Monaten gegen eine
andere Person tätlich geworden zu sein.
,% der Männer und ,% der Frau-
en berichteten, in den vorangegangenen
Monaten in lebensbedrohlicher Wei-
se gegen andere gewalttätig geworden zu
sein. In gleicher Weise wurden aus an-
deren Stichproben Schizophrener Häu-
figkeiten aggressiven Verhaltes in einem
-Monats-Zeitraum von –% und
potenziell lebensbedrohlicher Gewalt zwi-
schen  und % berichtet.
Die Verurteilungsrate wegen Gewalt-
taten ist bei schizophrenen Frauen nied-
riger als bei Männern, jedoch legen einige
Studien nahe, dass die Prävalenz aggressi-
ven Verhaltens gleichhoch ist (Übersicht
bei []). Gewaltkriminalität gegenüber
anderen in der Gemeinde und strafrecht-
lich nicht verfolgtem aggressivem Verhal-
ten liegen die gleichen Korrelate zugrun-
de []. Eine weitere wichtige Konsequenz
gewalttätigen Verhaltes bei Schizophre-
nen ist deren eigene Viktimisierung [].
Gewalttätiges Verhalten
Schizophrener besser verstehen
Schizophrene Gewalttäter stellen eine he-
terogene Population dar. Unterschiede be-
stehen bezüglich des Alters bei Erstauftre-
ten und der Persistenz gewalttätigen Ver-
haltens und – vermutlich – im Hinblick
auf die dem aggressiven Verhalten jeweils
zugrunde liegenden neurobiologischen
Mechanismen. Positivsymptome erklären
Aggressionshandlungen in akuten Krank-
heitsphasen, nicht aber aggressive Verhal-
tensweisen, die in anderen Krankheits-
phasen oder bereits vor Krankheitsaus-
bruch auftreten []. Drei distinkte Ty-
pen von Schizophrenen mit aggressivem
Verhalten gegenüber anderen ließen sich
identifizieren:
F Typ I: Individuen, die von klein auf
antisoziales und aggressives Verhalten
zeigen, das sich – unbeeinflusst vom
Ausbruch der Schizophrenie – im Er-
wachsenenalter fortsetzt.
F Typ II: Individuen, die weder in
Kindheit noch Jugend Verhaltenspro-
bleme hatten, dann aber ab Ausbruch
der Erkrankung aggressives Verhalten
zeigen.
F Typ III: Eine kleine Gruppe von Indi-
viduen ohne antisoziale oder gewalt-
tätige Vorgeschichte, die nach län-
gerem Krankheitsverlauf in der 3.
bzw. 4. Lebensdekade plötzlich eine
schwerste Gewalthandlung begehen.
Typ I: Schizophrenie bei 
vorausgehender Störung 
des Sozialverhaltens
Der Vorläufer einer Schizophrenie ist in
bis zu % der Fälle eine Störung des So-
zialverhaltens [, ]. Dies ist dann mit
frühem Beginn eines lebenslangen Mus-
ters von antisozialem, aggressivem und
kriminellem Verhalten assoziiert. Im Ver-
gleich zu anderen schizophrenen Rechts-
brechern haben Schizophrene mit frühen
gravierenden Verhaltensproblemen mehr
Verurteilungen wegen gewaltfreier und
gewalttätiger Delikte und verübten eine
breitere Palette verschiedenartiger Taten.
Ihre Delinquenzkarrieren gleichen denen
psychisch gesunder Täter mit antisozia-
ler Persönlichkeitsstörung. Weiterhin zei-
gen fast alle eine bis in die frühe Adoles-
zenz zurückreichende Vorgeschichte von
Substanzmissbrauch ([], Literaturnach-
weis bei []).
»  Kognitive Defizite behindern 
das Erlernen nichtaggressiver 
Problemlösungswege
Diese Verhaltensmuster sind moderat er-
blich und erste Hinweise deuten auf er-
höhte Raten an Kriminalität und Subs-
tanzgebrauch bei Verwandten von Schi-
zophrenen, die eine Störung des Sozial-
verhaltens haben, hin []. Möglicherwei-
se haben diese Individuen eine spezifische
Kombination von Genen, die eine Vul-
nerabilität sowohl für Schizophrenie als
auch für eine Störung des Sozialverhal-
tens erzeugen und so zu einer veränder-
ten Reaktion auf Umwelteinflüsse führen.
Die bei Schizophrenen häufiger als
bei Nichtschizophrenen gestellte Diag-
nose Störung des Sozialverhaltens legt die
Schlussfolgerung nahe, dass eine Vulnera-
bilität für Schizophrenie, das Risiko eine
Störung des Sozialverhaltens zu bekom-
men, erhöht. Die Mechanismen über die
Gene und Umweltfaktoren additiv oder
interaktiv diese Verhaltensmuster erzeu-
gen, sind unbekannt.
Bezüglich der genetischen Faktoren
und Umwelteinflüsse, die zu den jeweili-
gen Störungen führen, unterscheiden sich
Schizophrene mit einer vorausgegange-
nen Störung des Sozialverhaltens sowohl
von anderen Schizophrenen als auch von
Nichtschizophrenen mit einer Störung
des Sozialverhaltens. Kürzlich wurde ge-
zeigt, dass schizophrene Männer, die vor
Krankheitsausbruch die Kriterien einer
Störung des Sozialverhaltens aufweisen,
die gleichen, mit aggressivem Verhalten
assoziierten Anomalien der grauen Subs-
tanz zeigen, wie Menschen ohne Schizo-
phrenie, aber mit einer Störung des So-
zialverhaltens. Zusätzlich zeigen sie aber
auch Anomalien, die sich bei Schizophre-
nen ohne Störung des Sozialverhaltens
finden lassen [].
Angesichts der Präsenz kognitiver,
perzeptueller und motorischer Defizi-
te bei Kindern, die später eine Schizo-
phrenie entwickeln [, ], liegt es na-
he, dass dies die Wahrscheinlichkeit des
Auftretens einer Störung des Sozialver-
haltens erhöht. Diese Defizite behindern
das Erlernen nichtaggressiver Problem-
lösungswege. Weiterhin werden spezifi-
sche Genkombinationen in Interaktion
mit Umwelteinflüssen, Geburtskompli-
kationen, ungünstigen Aufwuchsbedin-
gungen und der verminderten Fähigkeit,
Emotionen in der Mimik anderer zu er-
kennen, mit persistierendem aggressivem
Verhalten in Verbindung gebracht (Über-
sicht bei []). Andererseits führt eine Stö-
rung des Sozialverhaltens dazu, dass jene,
die eine Vulnerabilität für Schizophrenie
haben, Verhaltensweisen zeigen, die das
Risiko eines Ausbruches der Schizophre-
nie erhöhen (z. B. früh beginnender Can-
nabiskonsum) [].
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Der Nervenarzt 3 · 2014
Leitthema
Typ II: Delinquenzbeginn 
bei Krankheitsausbruch
Einige schizophrene Rechtsbrecher wa-
ren vor Krankheitsausbruch weder anti-
sozial noch gewalttätig, zeigen aber mit
Übergang zur ersten psychotischen Epi-
sode wiederholt aggressive Verhaltenswei-
sen gegen Personen. Verglichen mit schi-
zophrenen Rechtsbrechern vom Typ I ist
bei Typ II der Anteil jener, die jemals eine
Gewalttat begangen haben, gleich, sie be-
gehen jedoch insgesamt weniger gewalt-
tätige und noch weniger gewaltfreie Straf-
taten. Bemerkenswerterweise ist der An-
teil von Tötungsdelikten bei Typ II grö-
ßer (,%) als bei Typ I (,%). Erwar-
tungsgemäß hatten Patienten ohne Vor-
geschichte von früherer Antisozialität ein
späteres Alter bei Erstverurteilung [].
Es gibt nur wenige Untersuchungen an
wiederholt gewalttätigen Schizophrenen,
die vor Krankheitsausbruch kein antiso-
ziales Verhalten zeigten. Die wichtigste
Studie, die diesen schizophrenen Täter-
typ beschreibt, wurde unter Benutzung
nationaler Gesundheits- und Strafregister
in Dänemark durchgeführt []. Die spä-
ter Verurteilten waren eher männlich, hat-
ten ein geringeres Alter bei Diagnosestel-
lung und hatten spätestens zum Zeitpunkt
des Krankheitsausbruches eine Substanz-
diagnose.
Aggressives Verhalten ist über die Le-
bensspanne hinweg recht stabil. Wenn ein
erwachsenes Individuum ohne entspre-
chende Vorgeschichte anfängt aggressi-
ve Verhaltensweisen zu zeigen, so liegt
es nahe, dass hier veränderte Hirnfunk-
tionen zugrunde liegen. Bei jenen Indi-
viduen ohne Vorgeschichte von Gewalt
und Antisozialität, die mit Übergang in
oder nach einer ersten akuten psychoti-
schen Episode gewalttätig werden, könn-
ten jene Veränderungen im Gehirn, die
der Psychose zugrunde liegen [], ent-
weder die Hemmschwelle für aggressives
Verhalten herabgesetzt oder zu einer Ge-
fühlskälte gegenüber anderen geführt ha-
ben. Viele dieser Menschen dürften wäh-
rend der Übergangsphase in die erste psy-
chotische Episode ihren Zustand mit Al-
kohol und Drogen verschlimmert haben,
da diese Substanzen, ebenso wie andere
äußere Einflüsse bei Schizophrenen gra-
vierendere Folgen haben als bei psychisch
Gesunden [].
Drei Ursachen können mit einer Stei-
gerung des Risikos aggressiven Verhaltens
in Verbindung gebracht werden:
F Substanzmissbrauch,
F mit dem Krankheitsausbruch einher-
gehende massive Veränderungen in
Hirnstruktur und -funktion und
F die Reaktion des Individuums auf
diese Veränderungen [5].
Typ III: Gewalttaten nach 
längerem Krankheitsverlauf
Gewöhnlich handelt es sich hier um ca. 
Jahre alte, chronisch schizophrene Män-
ner, die ohne eine Vorgeschichte von Ge-
walt oder antisozialem Verhalten nach
- bis -jährigem Krankheitsverlauf,
plötzlich töten oder zu töten versuchen,
häufig eine Bezugsperson []. Bislang
wurde diese Tätergruppe nur in einer ein-
zigen Studie untersucht. Hierbei war Ge-
fühlskälte mit Gewalttätigkeit und Nega-
tivsymptomen, nicht aber mit Störung
des Sozialverhaltens oder Substanzmiss-
brauch assoziiert []. Möglicherweise
resultiert die das Risiko aggressiven Ver-
haltenes steigernde Gefühlskälte einiger
chronisch Schizophrener aus den mit der
Krankheit einhergehenden progressiven
morphologischen Hirnveränderungen.
Was sind die Konsequenzen?
Weitaus die meisten der Schizophrenen,
die strafrechtlich untergebracht sind, wa-
ren zuvor – meist über Jahre hinweg mit
einer Vielzahl stationärer Aufnahmen –
Klienten der Allgemeinpsychiatrie gewe-
sen. Gleichwohl hat die dortige Behand-
lung nicht verhindern können, dass De-
likte begangen wurden und eine Einwei-
sung in eine forensische Fachklinik er-
folgte []. Auf der anderen Seite belegen
Studien, dass nach absolvierter kriminal-
präventiver Behandlung im Maßregelvoll-
zug das durchschnittliche Delinquenzrisi-
ko entlassener Forensikpatienten geringer
ist, als jenes von Patienten, die aus statio-
närer Behandlung in der Allgemeinpsych-
iatrie entlassen wurden [].
»  Auch in der Allgemeinpsych-
iatrie sollten Risiken eingeschätzt 
und gemanagt werden können
Wenn es offenkundig möglich ist, mit ad-
äquaten Interventionen Risiken, die sich
in der Vergangenheit bereits verwirk-
licht hatten, zu beherrschen, sollten die-
se Interventionen auch geeignet sein, pri-
mär präventiv eingesetzt zu werden [].
Dies würde aber voraussetzen, dass auch
in der Allgemeinpsychiatrie zumindest
die Basistechniken von Risikoeinschät-
zung und Risikomanagement verfügbar
sind und auch tatsächlich eingesetzt wer-
den. Entsprechende Behandlungstechni-
ken stehen zur Verfügung [].
Angesichts der zunehmend schwin-
denden rechtlichen Möglichkeiten, be-
handlungsuneinsichtige Schizophrene
mit hohem Gewalttäterrisiko bereits im
Vorfeld einer Einweisung in den Maßre-
gelvollzug einer suffizienten Behandlung
zuzuführen, ist gegenwärtig aber eher zu
erwarten, dass der psychiatrische Maßre-
gelvollzugin Deutschland – mehr und
mehr ein Teil der Regelversorgung wird,
mit aller sich daraus entwickelnden wei-
teren Stigmatisierung, die dann aber al-
le psychisch Kranken treffen wird. Auch
wenn in Deutschland nicht absehbar ist,
dass die Verhinderung von Delinquenz als
Aufgabe ambulanter Versorgung gesehen
wird, sollte man wissen, dass Studien aus
Ländern, in denen unfreiwillige ambulan-
te Behandlungsmaßnahmen auch außer-
halb strafgerichtlicher Weisungen zulässig
sind, zeigen, dass sich so Rehospitalisie-
rungen, Gewalthandlungen sowie eigene
Viktimisierung verringern und Compli-
ance sowie Parameter von Lebensqualität
steigern lassen ([], Übersicht bei []).
Fazit für die Praxis
F Angesichts des mit Schizophrenie ein-
hergehenden erhöhten Gewalttäter-
risikos sollten Menschen, die sich we-
gen einer Schizophrenie in Behand-
lung begeben, grundsätzlich gleich 
zu Beginn ihrer Krankheitskarriere auf 
das Vorhandensein einer frühen Vor-
geschichte von Verhaltensproblemen 
und Aggressivität hin untersucht wer-
277
Der Nervenarzt 3 · 2014
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den. Dies ist nicht aufwendig, man 
muss nur danach fragen.
F Eine bereits bei erstem Kontakt zum 
psychiatrischen Versorgungssystem 
identifizierbare Hochrisikogruppe ist 
gekennzeichnet durch: Erziehungs-
versagen der Eltern, frühe Verhaltens-
auffälligkeiten zu Hause, in der Schu-
le und in der Öffentlichkeit, Substanz-
missbrauch im Kindes- und Jugend-
alter, Institutionalisierungen mit der 
Diagnose einer Störung des Sozialver-
haltens, Erstdelinquenz vor Erstkon-
takt mit der Psychiatrie, Kodiagnosen 
von antisozialer Persönlichkeitsstö-
rung und Missbrauch illegaler Subs-
tanzen sowie Persönlichkeitszüge von 
Gefühlskälte, Gewissenlosigkeit und 
Empathiemangel [11, 12].
Korrespondenzadresse
Prof. S. Hodgins
Département de Psychiatrie, 
Université de Montréal
C.P.6128, Succ. Centre-
Ville (Pavillon 3050) Montréal
Québec H3C 3J7
Kanada
R. Müller-Isberner
Vitos Klinik für forensische 
Psychiatrie Haina
Landgraf-Philipp-Platz 3, 
35114 Haina/Kloster
rmi@vitos-haina.de 
Einhaltung ethischer Richtlinien
Interessenkonflikt.  S. Hodgins und R. Müller-Isber-
ner geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.  
Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen 
oder Tieren.
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278
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Der Nervenarzt 3 · 2014
Leitthema
... Ursächlich wird ein unzureichendes psychiatrisches Versorgungsnetz für eine spezielle, von hoher Delinquenz und Komorbidität gekennzeichnete Untergruppe [19,20] der Patienten mit Schizophrenie diskutiert. Grundsätzlich kann der in Relation zur Allgemeinpsychiatrie konsistent hohe Anteil an Patienten mit Schizophrenie [16] durch deren erhöhtes Risiko erklärt werden, wegen Gewalttaten verurteilt zu werden [12,21]. ...
... 6-8 % aller Patienten betreffen [1, 2]. Dies erscheint aufgrund der erhöhten Gewaltbereitschaft der Klientel und dem hohen Anteil an Patienten mit psychotischen Störungen im Maßregelvollzug, welche überproportional häufig gewalttätig werden [12,21], plausibel. Letzteres spiegelt sich in der Häufung von Zwangsmaßnahmen unter Patienten mit Unterbringung nach § 63 StGB wider, bei denen der Anteil an Schizophrenien besonders hoch ist. ...
Article
Zusammenfassung Ziel der Studie Bundesweite Erfassung von Strukturdaten und der Anwendungshäufigkeit von Zwangsmaßnahmen im Maßregelvollzug in Deutschland. Methodik Quantitative Erhebung von Strukturmerkmalen in Maßregelvollzugseinrichtungen und Häufigkeiten und Arten von Zwangsmaßnahmen mittels postalischer Fragebögen im Rahmen der „ZIPHER“-Studie. Ergebnisse Zwangsmaßnahmen kommen in stationären Maßregelvollzugseinrichtungen bei etwa einem Viertel aller Patienten zur Anwendung, wobei Isolierungen (21,2 %) mehr als 6-mal so häufig wie Fixierungen (3,2 %) sind. Dies steht in Diskrepanz zur Allgemeinpsychiatrie, wo die Rate an Fixierungen höher ist. Schlussfolgerung Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen Besonderheiten in der Anwendungshäufigkeit von Zwangsmaßnahmen im Maßregelvollzug auf Bundesebene. Dabei wurde offenbar, dass hinsichtlich der Verfügbarkeit grundlegender Struktur- und Prozessdaten des Maßregelvollzugs in Deutschland ein erhebliches Defizit besteht. Abstract Objective Nationwide assessment of structural data and the frequency of use of coercive measures in forensic psychiatric hospitals in Germany. Methods Quantitative survey using a postal questionnaire on structural data and on the use of coercive measures in forensic psychiatric hospitals as part of the “ZIPHER” study. Results About one fourth of all forensic patients are affected by coercive measures, with seclusion (21.2 %) being way more often than mechanical restraint (3.2 %). This ratio contrasts with general psychiatric hospitals, where restraints are more common than seclusions. Conclusion The results of the study reveal nationwide peculiarities in the use of coercive measures in forensic psychiatric hospitals. At the same time, it demonstrated the lack of general structural and process data of forensic hospitals in Germany.
... Die Diagnose einer Schizophrenie erhöhte die Wahrscheinlichkeit für eine Gewaltstraftaten von 1,8% um das 4,6fache auf 8,2% (Wallace, Mullen, & Burgess, 2004). Auch andere Studien zeigen ein höheres Risiko für Gewaltstraftaten bei schizophren erkrankten Menschen(Douglas, Guy, & Hart, 2009;Hodgins & Müller-Isberner, 2014). Dennoch bedeutet dies nicht, dass von an Schizophrenie erkrankten Personen ein deutlich erhöhtes Risiko für Gewaltstraftaten ausgeht wie folgendes Beispiel ...
Chapter
Polizeieinsätze, in denen Menschen mit psychischen Erkrankungen beteiligt sind, gehen mit besonderen Herausforderungen für die Einsatzkräfte einher. In dem vorliegenden Beitrag werden sowohl die Zunahme der Häufigkeit als auch die Anlässe dieser Einsätze vorgestellt. Darüber hinaus wird das subjektive Erleben der beteiligten Einsatzkräfte sowie der Menschen mit psychischen Erkrankungen dargestellt. Zudem wird beispielhaft ein vertiefter Einblick in psychotisches Erleben gegeben, um darüber die Besonderheiten für die Einsatzbewältigung aufzuzeigen. Die besondere Vulnerabilität von Menschen mit psychischen Erkrankungen im Rahmen von Polizeieinsätzen wird als Folge von Stigmatisierungsphänomen diskutiert. Am Beispiel der Schizophrenie wird die verzerrte gesellschaftliche und polizeiliche Wahrnehmung der betroffenen Menschen als gefährlich und unberechenbar beschrieben. Am Ende des Beitrages werden Empfehlungen für Entscheider*innen, Einsatzkräfte und Einsatztrainer*innen vorgestellt.
... When interpreting these findings, the following two hypotheses deserve to be discussed: On the one hand, a conglomerate of SSD and antisocial traits might be present in the patients who display aggression in a highly institutionalized setting. The role of a potential comorbid antisocial personality disorder in SSD patients in the development of aggressive behavior has been extensively discussed in the literature [33][34][35][36]. On the other hand, antisociality may not be an expression of a comorbid personality disorder, but an expression of the underlying SSD. ...
Article
Full-text available
Linear statistical methods may not be suited to the understanding of psychiatric phenomena such as aggression due to their complexity and multifactorial origins. Here, the application of machine learning (ML) algorithms offers the possibility of analyzing a large number of influencing factors and their interactions. This study aimed to explore inpatient aggression in offender patients with schizophrenia spectrum disorders (SSDs) using a suitable ML model on a dataset of 370 patients. With a balanced accuracy of 77.6% and an AUC of 0.87, support vector machines (SVM) outperformed all the other ML algorithms. Negative behavior toward other patients, the breaking of ward rules, the PANSS score at admission as well as poor impulse control and impulsivity emerged as the most predictive variables in distinguishing aggressive from non-aggressive patients. The present study serves as an example of the practical use of ML in forensic psychiatric research regarding the complex interplay between the factors contributing to aggressive behavior in SSD. Through its application, it could be shown that mental illness and the antisocial behavior associated with it outweighed other predictors. The fact that SSD is also highly associated with antisocial behavior emphasizes the importance of early detection and sufficient treatment.
... Individuals with schizophrenia and alcohol addiction are considered violent and dangerous by most people (1,3). This fear is understandable to some degree, since those with schizophrenia have a several times higher risk of committing a violent act, with alcohol/substance abuse further increasing the risk (21)(22)(23)(24)(25). ...
Article
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Background: Previous research has shown that the endorsement of biogenetic causal explanations of schizophrenia is associated with stronger stigmatizing attitudes against people with schizophrenia than the endorsement of psychosocial explanations. However, little is known about whether different biogenetic causal explanation beliefs differentially affect stigmatizing attitudes. This is particularly valid for the endorsement of the mild encephalitis hypothesis of schizophrenia. Aim: To examine to what extent different causal explanations of schizophrenia influence the desire for social distance from persons with schizophrenia. Methods: A study with a prospective, quasi-experimental design was carried out with students in Germany ( N = 333). A case vignette depicting a person with schizophrenia-typical symptoms was presented, and a social distance scale (SDS) was used to measure the stigmatizing attitude against the person described. Participants were randomly assigned to one of three groups receiving different causal explanations of schizophrenia (genetic, mild encephalitis hypothesis, or psychosocial) without treatment information. Results: A one-way ANOVA showed that the mean SDS was lowest in the group with the mild encephalitis hypothesis explanation, followed by the genetic explanation group, and highest in the psychosocial explanation group. However, the differences between the groups were small and not significant. A subanalysis revealed a significant interaction between gender and causal explanation. Women showed a significantly lower desire for social distance than men when receiving the mild encephalitis hypothesis. Neither the study discipline nor the number of semesters of study had significant effects on the mean SDS. The differences between the mean SDS scores for the different items were much bigger than the differences for the different causal explanations. Regardless of the causal explanation, the extent of the desired social distance depends strongly on social proximity. Conclusion: The present study fits into previous research, which has found that biogenetic beliefs were either associated with more social distance or did not yield a statistically significant association. Although we found a small gender-specific effect of the endorsement of the mild encephalitis hypothesis, we do not recommend gender-specific anti-stigmatization campaigns because they might rightly raise suspicions of dishonesty and manipulation. Rather we support recovery-oriented messages focusing on effective treatments.
Article
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Background and Hypothesis Violence is more prevalent in patients with psychotic disorders compared to the general population. Hence, adequate violence risk assessment is of high clinical importance. Impaired insight is suggested as a risk factor for violence in psychosis, but studies have yielded conflicting results. We hypothesized that impaired insight was associated with a history of severe violence in patients with psychotic disorders. Study Design Clinical insight was assessed both using the Birchwood Insight Scale (BIS) and the Positive and Negative Symptom Scale (PANSS) item G12 (lack of judgment and insight). The degree of impaired clinical insight was compared between psychosis patients with (N = 51) and without (N = 178) a history of severe violence. Multiple linear regression analyses were performed to investigate the effects of putative confounders. Study Results We found that a history of severe violence was significantly associated with lower insight in one of the three BIS components (the re-labeling of symptoms) (p=.03, R 2 .02) and the PANSS item G12 (p=.03, R 2 .02)) also after controlling for putative confounders. Conclusions The results suggest there is an association between impaired insight and severe violence in psychosis patients. We propose that examination of insight by validated instruments comprising different components may add useful information to clinical violence risk assessment in psychosis patients.
Chapter
Ereignisse wie der absichtlich herbeigeführte Absturz der Germanwings-Maschine im März 2015 und die Amokläufe in München im Juli 2016, Münster im April 2018 und Hanau im Februar 2020, deren Täter im Vorfeld psychisch erkrankt gewesen sein sollen (s. Kap. 16, Amok und School shooting), ließen den Eindruck entstehen, dass psychisch kranke Menschen mitunter zu besonders schweren Gewalttaten neigen. Tatsächlich wird nur eine sehr kleine Minderheit von psychisch erkrankten Menschen gewalttätig. Die weit überwiegende Mehrheit von Menschen mit schweren psychischen Störungen begeht keine kriminellen Handlungen.
Article
Zusammenfassung Patienten mit nordafrikanischem und subsaharischem Migrationshintergrund sind im Vergleich zu ihrem Anteil an der Allgemeinbevölkerung im baden-württembergischen Maßregelvollzug überrepräsentiert. Internationale Studien legen nahe, dass Migranten mit sichtbarem Minderheitenstatus und von der Bevölkerungsmehrheit abweichender Ethnizität ein höheres Risiko haben, an psychotischen Störungen zu erkranken. Zu den psychosozialen Erklärungsansätzen gehören soziale Benachteiligung und geringe ethnische Dichte. In der vorliegenden Studie wurden nach Paragraph 63 StGB untergebrachte Patienten aus Nord- und Subsahara-Afrika ( N = 71) untersucht, um Anhaltspunkte für die Erklärung der hohen Zuweisungsraten zu finden. Zwei Vergleichsgruppen aus westeuropäischen ( N = 73) und kasachischen ( N = 32) Patienten wurden ausgewählt. Die afrikanischen Patienten hatten signifikant weniger abgeschlossene Berufsausbildungen und waren zum Zeitpunkt der Straftat häufiger obdachlos. Außerdem war der Anteil der F20.0 Diagnosen signifikant höher (87 %). In Bezug auf die psychiatrische und kriminologische Vorgeschichte, Alter bei Erstdelinquenz und Abhängigkeitsstörungen wurden keine Unterschiede gefunden. Diskutiert wird die Rolle migrationsbedingter sozialer Benachteiligung für die hohen Psychose-Raten in einigen Migrantengruppen. Ferner werden potenzielle Wege für Gewaltdelinquenz betrachtet. Die Relevanz kultursensibler Prävention und Intervention wird in Anbetracht der steigenden Zahlen von Migranten aus den untersuchten Regionen betont.
Chapter
Gewalt hat sowohl hirnbiologische wie auch psychosoziale Ursachen. Letztere sind Gegenstand zahlreicher sozialwissenschaftlicher Analysen. Dagegen sind die neurobiologischen Korrelate von Aggression und Gewalt kaum bekannt. Das Kapitel gibt einen Überblick über die phylogenetischen und erbbiologischen Grundlagen, über hirnstrukturelle, hirnfunktionelle und neurochemische Korrelate, über Gewalt aufgrund von Hirnfunktionsstörungen und psychischen Erkrankungen, um dann eine Synthese mit neueren psychologischen und sozialwissenschaftlichen Theorien zur Gewalt anzubieten. Dabei wird auch hedonistische Gewalt, das heißt Gewalt um ihrer selbst willen, berücksichtigt. Es wird erläutert, wie das psychosoziale Umfeld über den Neokortex und das limbische System die phylogenetisch sehr alten Nervenzellgruppen im Hirnstamm, die sowohl bei Aggression wie auch prosozialen Verhalten aktiv werden, an die aktuelle Umweltsituation anpasst. Zur Erklärung des Phänomens Gewalt haben Hirnbiologie und Sozialwissenschaften gemeinsame Schnittstellen: Eine liegt auf der Ebene der Genexpression, da die Aktivität eines Gens in Abhängigkeit von Umwelteinflüssen an- oder ausgeschaltet werden kann. Die andere liegt auf der Ebene der Hirnplastizität, d. h. der Formbarkeit von Hirnstruktur und -funktion durch das psychosoziale Umfeld. Beides ist jedoch nur innerhalb der genetisch und hirnbiologisch vorgegebenen Rahmenbedingungen möglich. Abschließend wird kurz auf sich hieraus ergebende Aspekte für die Gewaltprävention eingegangen.
Article
Ziel der Studie: Polizeibeamte interagieren regelmäßig mit verhaltensauffälligen Menschen. Die vorliegende Studie soll das subjektive Erleben von Einsatzkräften im Umgang mit diesen Menschen aufzeigen, um Hinweise für den weiteren Aus- und Fortbildungsbedarf zu identifizieren. So soll ein Beitrag geleistet werden, die Interaktion zwischen der Polizei und Menschen mit Verhaltensauffälligkeiten sicherer zu gestalten. Methodik: N = 958 Polizeibeamte beantworteten schriftlich Fragen zur Häufigkeit des Umgangs, diesbezügliche Herausforderungen sowie das Erleben von Angst, Überforderung und Wissen. Ergebnisse: Polizeibeamte erleben verhaltensauffällige Menschen häufig als unberechenbar sowie verbal und körperlich aggressiv. 27,9 % der Polizisten erleben Angst und 76 % geben an, nicht über ausreichendes Wissen über Verhaltensauffälligkeiten zu verfügen. Schlussfolgerung: Die polizeiliche Aus- und Fortbildung sollte stärker auf die Vermittlung störungsbezogenen Wissens, Kommunikationsstrategien sowie Antistigmamaßnahmen abzielen.
Article
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Importance Although many studies have explored the correlates of violence during first-episode psychosis (FEP), most have simply compared violent psychotic individuals with nonviolent psychotic individuals. Accumulating evidence suggests there may be subgroups within psychosis, differing in terms of developmental processes and proximal factors associated with violent behavior.Objective To determine whether there are subgroups of psychotic individuals characterized by different developmental trajectories to violent behavior.Design, Setting, and Participants The National EDEN (Evaluating the Development and Impact of Early Intervention Services in the West Midlands) Study longitudinal cohort assessed premorbid delinquency (premorbid adjustment adaptation subscale across childhood and adolescence), age at illness onset, duration of untreated psychosis, past drug use, positive symptoms, and violent behavior. Group trajectories of premorbid delinquency were estimated using latent class growth analysis, and associations with violent behavior were quantified. This study included 6 early intervention services in 5 geographical locations across England, with violent behavior information available for 670 first-episode psychosis cases.Main Outcomes and Measures Violent behavior at 6 or 12 months following early intervention services entry.Results Four groups of premorbid delinquency were identified: stable low, adolescent-onset high to moderate, stable moderate, and stable high. Logistic regression analysis, with stable low delinquency as the reference group, demonstrated that moderate (odds ratio, 1.97; 95% CI, 1.12-3.46) and high (odds ratio, 3.53; 95% CI, 1.85-6.73) premorbid delinquency trajectories increased the risk for violent behavior during FEP. After controlling for confounders, path analysis demonstrated that the increased risk for violence in the moderate delinquency group was indirect (ie, partially mediated by positive symptoms) (probit coefficient [β] = 0.12; P = .002); while stable high delinquency directly increased the risk for violence (β = 0.38; P = .05).Conclusions and Relevance There appear to be diverse pathways to violent behavior during FEP. Stable high premorbid delinquency from childhood onwards appears to directly increase the risk for violent behavior, independent of psychosis-related risk factors. In addition to tackling illness-related risks, treatments should directly address antisocial traits as a potent risk for violence during FEP.
Article
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Conduct disorder (CD) prior to age 15 is a precursor of schizophrenia in a minority of cases and is associated with violent behavior through adulthood, after taking account of substance misuse. The present study used structural magnetic imaging to examine gray matter (GM) volumes among 27 men with schizophrenia preceded by CD (SZ+CD), 23 men with schizophrenia but without CD (SZ-CD), 27 men with CD only (CD), and 25 healthy (H) men. The groups with schizophrenia were similar in terms of age of onset and duration of illness, levels of psychotic symptoms, and medication. The 2 groups with CD were similar as to number of CD symptoms, lifelong aggressive behavior, and number of criminal convictions. Men with SZ+CD, relative to those with SZ-CD, displayed (1) increased GM volumes in the hypothalamus, the left putamen, the right cuneus/precuneus, and the right inferior parietal cortex after controlling for age, alcohol, and drug misuse and (2) decreased GM volumes in the inferior frontal region. Men with SZ+CD (relative to the SZ-CD group) and CD (relative to the H group) displayed increased GM volumes of the hypothalamus and the inferior and superior parietal lobes, which were not associated with substance misuse. Aggressive behavior, both prior to age 15 and lifetime tendency, was positively correlated with the GM volume of the hypothalamus. Thus, among males, SZ+CD represents a distinct subtype of schizophrenia. Although differences in behavior emerge in childhood and remain stable through adulthood, further research is needed to determine whether the differences in GM volumes result from abnormal neural development distinct from that of other males developing schizophrenia.
Book
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In recent years it has become apparent that mentally ill people are at increased risk of committing crimes of violence. Most writing and research about crime and mental disorder has focused necessarily on the immediate problems which confront clinicians and law makers - assessing and managing the future risk of violence. In this important new book the authors attempt to step back from these immediate preoccupations and describe the criminality of the mentally ill and try to identify the complex chain of factors which cause it. As part of their analysis they examine a unique cohort composed of 15,117 persons born in Stockholm who were studied from pregnancy to the age of thirty. While they conclude that we still do not understand exactly how and why persons with major mental disorders commit crimes, their findings make a valuable contribution to ongoing debates on mental health and criminal justice policy and practice.
Article
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The study aimed to shed light on the recent dramatic increase in the number of forensic beds in Europe. A total of 184 patients being discharged from forensic hospitals and 122 from general psychiatry wards in sites in Canada, Finland, Germany, and Sweden were assessed and followed for two years. Information was collected from multiple sources. Forensic patients were distinguished from general psychiatric patients primarily by their histories of physical violence towards others and the trait of callousness. At discharge, the level of risk for future violence was similar among the general and forensic patients, but associated factors differed. The increase in forensic beds appears to be a response to violent behavior on the part of male patients with schizophrenia.
Article
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Birth cohort (BC) studies demonstrate that individuals who develop schizophrenia differ from the general population on a range of developmental indices. The aims of this article were to summarize key findings from BC studies in order to identify areas of convergence and to outline areas requiring further research. We define BC studies as studies based on general population BCs where data are collected prospectively from birth or childhood and which identify schizophrenia or related disorders as an outcome. To identify such studies, we searched various electronic databases using the search parameters (schizo* OR psych*) AND (birth cohort). We also checked the references of relevant articles and previous reviews. We identified 11 BCs from 7 countries that have examined schizophrenia as an outcome in adulthood. There is relatively consistent evidence that, as a group, children who later develop schizophrenia have behavioral disturbances and psychopathology, intellectual and language deficits, and early motor delays. Evidence with respect to alterations in language, educational performance, and physical growth has also been identified in some studies. BC studies have also contributed evidence about a wide range of putative risk factors for schizophrenia. BC studies have provided important, convergent insights into how the developmental trajectory of individuals who develop schizophrenia differs from their peers. The combination of new paradigms and larger cohorts, with the tools of modern epidemiology and biomedical science, is advancing our understanding of the developmental pathways to schizophrenia.
Article
Background: Because most individuals with mental illness are not hospitalized and most violent individuals are not convicted of crimes, hospital-and prison-based research underestimates the rates of mental illness and violence found in the general population. This study examined the overlap of mental disorders and violence in a birth cohort. Method: A total of 961 individuals born in Dunedin, New Zealand, from April 1, 1972, through March 31, 1973, (i.e., 94% of the total city birth cohort) were studied. DSM-III-R interviews were used to identify pastyear prevalence of mental disorders, and self-report of criminal offense and search of official conviction records were employed to measure past-year violence. The variables of substance use before the violent offense, excessive threat perception, and adolescent conduct disorder were studied as possible explanations for the link between mental disorders and violence. Results: Individuals with DSM-III-R alcohol dependence were 1.9 times (95% confidence interval [CI] = 1.0 to 3.5), those with marijuana dependence were 3.8 times (95% CI = 2.2 to 6.8), and those with schizophrenia-spectrum disorder were 2.5 times (95% CI = 1.1 to 5.7) more likely to be violent than individuals without a psychiatric disorder. Although individuals with at least 1 of these disorders committed half of the violent crimes reported in this study (one tenth of the violence accounted uniquely for by patients with schizophrenia-spectrum disorder), they constituted only one fifth of the study cohort. Substance use before the violent event accounted for the violence in individuals with alcohol dependence. Adolescent history of conduct disorder best explained violence in individuals with marijuana dependence. Both excessive threat perception and adolescent history of conduct disorder accounted for violence in individuals with schizophrenia-spectrum disorder. Conclusions: Individuals with mental illness were responsible for a substantial percentage of the violent acts committed by persons within their age group. Because the explanations for violence varied between groups of individuals with different mental disorders, multiple treatment and intervention strategies may be necessary to prevent the occurrence of violent acts.
Article
A consistent relationship between mental disorders and violence has been found repeatedly in forensic psychiatric literature. This article aims at raising awareness of this issue by describing relevant mental disorders and their relationship with specific violent acts. Alcohol and drug abuse are often underestimated as very influential factors in the occurrence of violence. With regard to schizophrenia and psychoses, it has to be said that particularly, non-delusional suspiciousness and the presence of other emotions associated with delusions (and to a lesser extent hallucinations), as for instance anger and anxiety, and the general propensity to act on delusions (and again to a lesser extent on hallucinations) have demonstrated a significant association with a tendency to commit violent acts. There is also a relationship between command hallucinations to commit violence and actual violence. Antisocial and Borderline Personality Disorder are, by definition, often associated with violent acting out. A distinction has to be made between Antisocial Personality Disorder and Psychopathy (the latter as measured by the Psychopathy Checklist-Revised). Affective disorders, mild and moderate Mental Retardation and Organic Brain Disorder are other mental disorders, which are less commonly, but yet weakly, associated with violence. Stalking is a separate topic deserving special attention because of it high rates of violence. In general, violence needs to be interpreted as a dynamic interplay between perpetrator, victim and circumstances. The importance of a good therapeutic relationship and alliance cannot be overvalued.
Article
Background Severe mental illness is associated with increased risk of aggressive behaviour, crime and victimisation. Mental health policy does not acknowledge this evidence. The number of forensic beds has risen dramatically. Aims To examine the prevalence of aggressive behaviour, victimisation and criminality among people receiving in-patient treatment for severe mental illness in an inner-city area. Method Self-reports of aggressive behaviour and victimisation and criminal records were collected for 205 in-patients with severe mental illness. Results In the preceding 6 months 49% of the men and 39% of the women had engaged in aggressive behaviour and 57% of the men and 48% of the women had been victims of assault; 47% of the men and 17% of the women had been convicted of at least one violent crime. Conclusions Aggressive behaviour and victimisation are common among severely mentally ill people requiring hospitalisation in the inner city. Rates of violentcrime are higher than in the general population.
Chapter
This chapter provides a review of the empirical literature that considers the effectiveness of services and treatments that aim to prevent antisocial and aggressive behaviour among persons with schizophrenia living in the community. It begins by summarizing the pathways through which individuals with schizophrenia and a history of criminal offending come to receive psychiatric care, highlighting differences between general and forensic psychiatric services. Next, it discusses what is known about the different subtypes of offenders with schizophrenia. Finally, the chapter considers specific interventions for palliating aggressive behaviour in schizophrenia, including psychopharmacological strategies, community-based psychosocial interventions and psychological treatments.
Article
This study tested the hypothesis that among patients with schizophrenia the risk and correlates of aggressive behavior differ depending on the level of positive symptoms. Two hundred and fifty-one adults with schizophrenia who were living in the community were assessed by psychiatrists using validated instruments. Patients and collaterals reported aggressive behavior. In a final multivariate model, aggressive behavior was significantly and positively associated with childhood conduct disorder, current use of illicit drugs, positive, threat-control-override (TCO), and depression symptoms. While 16% of the patients with two or fewer positive symptoms engaged in aggressive behavior in the previous six months, this was true of 28.4% of those with three or more positive symptoms (X2 (n=251,1)=5.48, P=0.019). Among patients with high positive symptoms, even univariate analyses failed to detect any factors associated with aggressive behavior other than medication non-compliance, typical antipsychotic medication, and clozapine. By contrast, among patients with few positive symptoms, aggressive behavior was associated with TCO and depression symptoms, young age, male sex, the number of childhood conduct disorder symptoms, prior aggressive behavior, and current illicit drug use. In phases of illness characterized by different levels of positive symptoms, the risk of aggressive behavior and the associated factors differ.