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Die neue Ersttrimestersoftware PRC 3.0 der FMF-Deutschland

Authors:
  • amedes Institut für Labormedizin und Klinische Genetik Nordrhein
  • Centre for Ultrasound and Prenal Medicine, Centre for Reproductive Medicine Frankfurt
  • MVZ wagnerstibbe

Abstract

Zwei Jahre nach der Veröffentlichung von PRC 2.0 stellte die FMF-Deutschland (FMF-D) im Dezember 2013 allen zertifizierten Gynäkologen und Laboren das Programm PRC 3.0 zur Verfügung, das wesentliche Verbesserungen in Funktionalität und Risikokalkulationsmodul zur Risikoabschätzung für das Vorliegen von Chromosomenstörungen unter Einschluss sonografischer und biochemischer Marker im 1. Trimester bietet.
FORTBILDUNG + KONGRESS
ERSTTRIMESTERSCREENING
Die neue Ersttrimestersoftware
PRC 3.0 der FMF-Deutschland
E. Merz, B. Eiben, C. Thode für den Vorstand der FMF-Deutschland
Zwei Jahre nach der Veröffentlichung von PRC 2.0 stellte die
FMF-Deutschland (FMF-D) im Dezember 2013 allen zertifizier-
ten Gynäkologen und Laboren das Programm PRC 3.0 zur Ver-
fügung, das wesentliche Verbesserungen in Funktionalität und
Risikokalkulationsmodul zur Risikoabschätzung für das Vor-
liegen von Chromosomenstörungen unter Einschluss sonografi-
scher und biochemischer Marker im 1. Trimester bietet.
Die Anpassung des Kalkulationsalgo-
rithmus erfolgte auf der Basis von
186.215 Schwangerschaften mit ge-
sunden Kindern und einer Gruppe von
925 Schwangerschaften mit gesicher-
ten Chromosomenstörungen (726 Fäl-
le mit Trisomie 21 und 199 Fälle mit
Trisomie 13 oder 18). Diese rasche
Weiterentwicklung des Programms war
nur aufgrund der regen Beteiligung
der FMF-D-Mitglieder erreichbar, denn
erst die Teilnahme der zertifizierten
Untersucher, der Labore und der Rea-
genzienhersteller an der kontinuier-
lichen Qualitätskontrolle und den
jährlichen Audits machte es möglich,
auf breiter Basis beruhende statisti-
sche Daten für die neue Version des
Programms zu erheben.
Was ist neu?
Mit dem neu adaptierten Algorithmus
ist es gelungen, das Programm PRC
im Basis-Screening erneut zu verbes-
sern. Bei einer Erkennungsrate von
jetzt 86,8 % für Trisomie 21 und
86,4 % für Trisomie 13/18 konnte die
Rate der falsch positiven Fälle für
Trisomie 21 leicht von 3,51 % auf
3,42 % und für Trisomie 13/18 deut-
lich von 2,07 % auf 1,60 % gesenkt
werden.
Die FMF-Deutschland verwendet wei-
terhin das bewährte Ampelschema
zur Veranschaulichung der ermittel-
ten Risiken. Dabei blieb der Cutoff-
Wert (roter Bereich) für beide Grup-
pen unverändert bei 1 : 150. Der Cut-
off-Wert für den intermediären Be-
reich (gelber Bereich), in dem wei-
terführende sonografische Untersu-
chungen empfohlen werden, bleibt
für beide Gruppen einheitlich bei
1 : 500 mit höheren Erkennungsraten
als bisher. Sie betragen nunmehr
94,5 % für Trisomie 21 und 89,5 % für
Trisomie 13/18. Diese Cutoff-Anga-
ben beziehen sich auf den Zeitpunkt
der Untersuchung für das Basis-
Screening aus mütterlichem Alter,
Nackentransparenzmessung und den
biochemischen Parametern freies
β-HCG und PAPP-A unter Berücksich-
tigung der Korrekturfaktoren mater-
nales Gewicht, Ethnizität, Raucher-
status und gegebenenfalls IVF-
Schwangerschaft.
Weitere Vorteile der neuen Pro-
grammversion sind:
Entsprechend zertifizierte Unter-
sucher können nunmehr neben der
Beurteilung des Nasenbeins auch die
Ergebnisse der Trikuspidalis- und
Ductus-venosus-Messung in die
Risiko berechnung einfließen lassen.
Der Einsatz dieser Marker soll bei Er-
gebnissen des Basis-Screenings im
gelben Bereich (1 : 150 bis 1 : 500)
erfolgen. Das Vorgehen erhöht die
Detektionsrate auf deutlich über
90 %.
Der Zeitraum für die Entnahme des
Blutes zur Messung der biochemi-
schen Marker konnte erweitert wer-
den. Somit ist ein zweizeitiges Vor-
gehen mit Blutentnahme bereits ab
9 + 0 SSW möglich. Die Ultraschall-
untersuchung muss weiterhin zwin-
gend im Zeitraum 11 + 1 bis 14 + 0
SSW, entsprechend einer Scheitel-
Steiß-Länge von 45,0 bis 84,0 mm,
erfolgen.
Bei durch IVF induzierten Schwan-
gerschaften werden die biochemi-
schen Marker nun entsprechend kor-
rigiert.
Auf der Basis von 39.789 Schwan-
gerschaften mit gesunden Kindern
und einer Gruppe von 216 Schwan-
gerschaften mit gesicherten Chromo-
somenstörungen (206 Fälle mit Tri-
somie 21 und 10 Fälle mit Trisomie
13 oder 18) konnte ein gesonderter
Risikokalkulationsalgorithmus für mit
der Plattform PerkinElmer DELFIA
Xpress gemessene biochemische Pa-
rameter entwickelt werden. Bei ei-
nem Cutoff von 1 : 150 (roter Bereich)
beträgt die Erkennungsrate 82,5 %
für Trisomie 21 bei einer Rate der
falsch positiven Fälle von lediglich
2,89 %. Die Falsch-positiv-Rate für
die Trisomie 13 und 18 beträgt
1,47 %. Auch bei Verwendung dieses
neuen Algorithmus führt die zusätz-
liche Untersuchung der sonografi-
schen Marker Nasenbein, Trikuspida-
lis und Ductus venosus zu einer De-
tektionsrate von deutlich über 90 %.
Somit können nun Ergebnisse der
biochemischen Parameter freies
β-HCG und PAPP-A in die Risikobe-
rechnung einfließen, die mittels
BRAHMS Kryptor, Roche Elecsys oder
PerkinElmer DELFIA Xpress gemessen
wurden.
Aufgrund vieler Anregungen wurde
PRC 3.0 auch hinsichtlich der Doku-
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FRAUENARZT 55 (2014) Nr. 2
FORTBILDUNG + KONGRESS
mentation weiterer sonografischer
Befunde, der grafischen Darstellung
der Resultate der Risikoevaluation
und der Auditfunktion verbessert.
Daher sollten stets die notwendigen
Informationen in alle vorhandenen
Eingabefelder eingegeben und das
Outcome der Schwangerschaften im
Programm für den Audit-Prozess do-
kumentiert werden.
Download von PRC 3.0
PRC 3.0 kann von registrierten und
zertifizierten Mitgliedern der FMF-
Deutschland von der Homepage der
FMF-Deutschland geladen und mit
gültigem Lizenzcode zur Risikobe
-
rechnung verwendet werden. Sie fin-
den das Programm unter
http://fmf-deutschland.info/de/
software
http://www.fmf-deutschland.
info/download
Prof. Dr.
Bernd Eiben
amedes Institut für Labor-
medizin und Klinische Genetik
Rhein/Ruhr
Willy-Brandt-Platz 4
45127 Essen
eiben.bernd@amedes-group.com
Für die Autoren
... Bei entsprechender Expertise können zudem Angaben zur Ossifikation des Nasenbeins und zum Blutfluss im Ductus venosus und über der Trikuspidalklappe in der Berechnung berücksichtigt werden [4][5][6]. [8]. ...
... Beide Algorithmen, der der FMF-D und der FMF-UK, bieten Detektionsraten von etwa 85-90 % bei einer Falsch-positiv-Rate von 3-5 % [7][8][9]. ...
Article
Full-text available
Das Ersttrimesterscreening zur Risikobestimmung für die Trisomien 21, 18 und 13 hat sich in den letzten 15 Jahren in Deutschland etabliert. Die optimale Durchführung setzt die Einhaltung bestimmter Messkriterien beim Ultraschall und bei der biochemischen Analyse voraus sowie die Benutzung evaluierter Risikoberechnungsprogramme wie dem Berechnungsprogramm PRC der Fetal Medicine Foundation Deutschland (FMF-D). Durch die neue Version des Berechnungsprogramms PRC konnten die Trisomie-21-, -18- und -13-Detektionsraten erhöht werden bei gleichzeitiger Senkung der Falsch-positiv-Raten, was einen großen Fortschritt verglichen mit der mütterlichen Altersindikation darstellt. Durch die Analyse der zellfreien fetalen DNA aus dem mütterlichen Plasma können seit 2 Jahren aber wesentlich bessere Screeningvorhersagen getroffen werden. Über 99 % aller Trisomie-21-Schwangerschaften können mit dieser Methodik als Risikogruppe beschrieben werden. Die Falsch-positiv-Rate liegt unter 1 %. Durch diese Methode ist ein Paradigmenwechsel in der Pränataldiagnostik zu erwarten.
Article
The detection rate for Down’s syndrome using non-invasive prenatal testing (NIPT) is 99.2 %, which exceeds the rate for first trimester screening but does not fulfill the criteria for an adequate diagnosis. The fetal examination by ultrasound during first trimester screening also allows a differentiated assessment of the fetus and is indispensable because congenital abnormalities are much more common than chromosome aberrations. Furthermore, assessment of additional sonographic markers during first trimester screening allows a precise classification into risk groups. The NIPT is most useful in the intermediate risk group. Correct interpretation of the results and counselling of the pregnant women are crucial for correct selection of further diagnostic steps.
Article
Die modernen nichtinvasiven Verfahren der pränatalen Medizin, vertreten vor allem durch das Ersttrimesterscreening, ermöglichen eine frühe Risikoeinschätzung bzgl. der häufigsten Aneuploidien. Durch die flächendeckende Anwendung dieser Methode mit derzeit weit über 4000 zertifizierten Gynäkologen bundesweit stellt dies heute einen weit verbreiteten Standard dar. Die klassische „genetische“ Sonographie, d. h. die Detektierung von Softmarkern als Hinweiszeichen für eine Aneuploidie im 2. Trimenon, hat an Bedeutung verloren. Allerdings ist der Fehlbildungsultraschall im 2. Trimenon nach wie vor von sehr großer Bedeutung und stellt den „Goldstandard“ für die Entdeckung angeborener Fehlbildungen dar. Der Pränatalmediziner muss in der Lage sein, während dieser Untersuchung Softmarker zu erkennen, um ggf. eine Reevalution des mütterlichen Risikos bzgl. Aneuploidien vorzunehmen. Abstract Modern noninvasive methods of prenatal medicine, in particular first-trimester-screening, enable early risk evaluation of the most common forms of aneuploidy. With over 4000 certified gynecologists in Germany, this method nowadays represents the standard in prenatal risk evaluation. The importance of classic genetic sonography during the second trimester by detection of soft markers for aneuploidy has declined. However, detailed sonography during the second trimester remains the gold standard for the detection of congenital anomalies. Therefore, the specialist in prenatal medicine must be able to recognize soft markers during this examination in order to re-evaluate the maternal risk for aneuploidy.
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