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Standards nichtstrafrechtlicher psychiatrischer Begutachtung

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Die Einführung des Zertifikats Forensische Psychiatrie der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) 2000 trug erstmals wesentlich dazu bei, das Bewusstsein für die formalen und inhaltlichen Anforderungen an forensisch-psychiatrische Gutachten zu schärfen und eine systematische Qualitätsverbesserung forensisch-psychiatrischer Sachverständigentätigkeit anzustoßen. Durch die besondere Dominanz der Leistungsnachweise auf dem Gebiet der strafrechtlichen Begutachtung erwies sich für viele überwiegend nichtstrafrechtlich tätige Gutachter die Erlangung des Zertifikats als problematisch und auch am eigenen Tätigkeitsschwerpunkt vorbeigehend. Daraus entstand die Forderung, einen Fachkundenachweis für die nichtstrafrechtliche Begutachtung zu entwickeln. Insbesondere sprechen auch die zunehmende Spezialisierung der psychiatrischen Fachgebiete sowie die Diversität der rechtlichen Fragestellungen und Rahmenbedingungen für die Notwendigkeit eines Weiterbildungsnachweises auf dem Gebiet der nichtstrafrechtlichen psychiatrischen Begutachtung. Es werden inhaltliche und formale Anforderungen diskutiert, und ein kontinuierlicher Prozess der Qualitätssteigerung und -sicherung wird umrissen. Nicht zuletzt wird für einen engen interdisziplinären Austausch mit den Rechtswissenschaften und den Gerichten, auch im Rahmen von Qualitätszirkeln, geworben.

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... The insufficient reliability of psychiatric assessments has also been discussed in other German-speaking countries (11,12), with references to the discourse in Switzerland (13) and attempts to improve education by establishing uniform quality criteria (14). ...
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Objective: To evaluate perceived needs and difficulties related to instruments for assessing work ability in individuals with mental disorders. Method: We conducted an online survey of 104 German-speaking medico-legal experts (forensic psychiatric and psychology experts, insurance physicians) and therapists. Results: The large majority of respondents reported they would welcome a standardized, structured instrument for the assessment of work ability. High predictiveness, inter-rater agreement, comprehensibility for laymen, and symptom validity were desired in roughly equal measure as the main characteristic of such an instrument. More women than men, and more medico-legal experts than therapists, considered symptom validation as always necessary. Pain, personality, and affective disorders were perceived to be the most difficult disorders in the context of work ability assessments. Conclusion: Our survey documents professionals' wish for a structured assessment of work ability in both medico-legal and therapeutic settings.
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How do psychiatric examiners evaluate the work with a software solution for preparing psychiatric reports? – A study on the user experience regarding a new digital application. Study protocol. Background Mental illnesses are widespread in Germany and cause a wide range of effects and symptoms for those affected. They can be a reason for a need for support or treatment, for example legal guardianship, but also regarding placement or compulsory treatment. Since these forms of support often interfere with the rights of the person concerned, they are linked to legal decisions in a variety of areas of law, such as guardianship and criminal law. Psychiatric assessment is of great importance here. At the same time, there is no established digital solution in German-speaking countries that supports psychiatric examiners in preparing their reports or helps to standardise the process of psychiatric assessment. This may result in a considerable investment of time in developing a specific approach and structure, and in a sometimes noticeable heterogeneity of psychiatric reports. To support psychiatrists in preparing their reports, the software Zyata has been developed. Prior to its commercial release, a pre-release version of Zyata will be available for beta testing from September 2024, during which psychiatrists will test Zyata in preparing their reports. The testing will be scientifically accompanied. Aim The study aims to examine the attitudes and experiences of psychiatric examiners regarding software-based applications for preparing psychiatric reports (in particular Zyata). This study addresses the following research question: How do psychiatric examiners evaluate working with a software solution for preparing psychiatric reports? Methods Study participants are psychiatric examiners from German-speaking countries. Examiners who became aware of Zyata at conferences or conventions, through social media, local media or internet searches and who expressed an interest in participating in the beta testing are invited to participate in the study. The study uses both quantitative and qualitative research methods. The quantitative data collection includes digital questionnaires, which are mainly analysed with statistical methods, and semi-structured interviews, which are analysed using content analysis methods. Expected results The results of the beta testing are intended to help further optimise Zyata before its commercial release in order to provide a helpful digital solution for psychiatric examiners. In addition, the study aims to gain scientific insights into the work of psychiatric examiners, which will help to provide them with the best possible support in their societally relevant work. It is intended to submit the results of the study regarding the scientific research question for publication in a scientific journal. Timing and financing The study will be conducted from September to December 2024 and will be financed by Zyata GmbH's own funds. Zusammenfassung Wie bewerten psychiatrische Gutachterinnen und Gutachter die Arbeit mit einer Softwarelösung zur Gutachtenerstellung? –Eine Studie zum Nutzererleben einer neuen digitalen Anwendung. Studienprotokoll. Hintergrund Psychische Erkrankungen sind in Deutschland weit verbreitet und können für Betroffene vielfältige Auswirkungen haben. Sie können einen Grund für einen Bedarf an Unterstützung oder Behandlung darstellen, beispielsweise in Form einer gesetzlichen Betreuung, aber auch hinsichtlich einer Unterbringung oder Zwangsbehandlung. Da diese Formen der Unterstützung häufig in die Rechte der betroffenen Person eingreifen, sind sie an juristische Entscheidungen in vielfältigen Rechtsbereichen gekoppelt, beispielsweise im Betreuungs- und Strafrecht. Dabei kommt der psychiatrischen Begutachtung eine hohe Bedeutung zu. Gleichzeitig gibt es im deutschsprachigen Raum keine etablierte digitale Lösung, die psychiatrische Gutachterinnen und Gutachter in der Erstellung ihrer Gutachten unterstützt oder dabei hilft, den Prozess der psychiatrischen Begutachtung zu standardisieren. Dies kann zu einem hohen Zeitaufwand für die Entwicklung eines eigenen Vorgehens und einer eigenen Struktur führen und in einer teils merklichen Heterogenität psychiatrischer Gutachten resultieren. Um psychiatrische Gutachterinnen und Gutachter bei der Erstellung ihrer Gutachten zu unterstützen, wurde die Software Zyata entwickelt. Vor der Marktverfügbarkeit wird ab September 2024 eine Betatestung durchgeführt, in der psychiatrische Gutachterinnen und Gutachter Zyata bei der Erstellung ihrer Gutachten testen. Die Testung wird wissenschaftlich begleitet. Ziel In der Studie sollen die Einstellungen und Erfahrungen psychiatrischer Gutachterinnen und Gutachter zu softwarebasierten Anwendungen zur Erstellung psychiatrischer Gutachten (insbesondere Zyata) untersucht werden. Das wissenschaftliche Interesse der Studie gilt der Fragestellung: Wie bewerten psychiatrische Gutachterinnen und Gutachter die Arbeit mit einer Softwarelösung zur Gutachtenerstellung? Methodik Zielgruppe der Studie sind psychiatrische Gutachterinnen und Gutachter aus dem deutschsprachigen Raum. Zur Teilnahme an der Studie werden Gutachterinnen und Gutachter eingeladen, die auf Kongressen bzw. Tagungen, über Social Media, lokale Medien oder durch Internetrecherchen auf Zyata aufmerksam geworden sind und Interesse an der Teilnahme an der Betatestung bekundet haben. Die Untersuchung erfolgt sowohl mittels quantitativer als auch mittels qualitativer Forschungsmethoden. Die quantitativen Erhebungen umfassen digitale Fragebögen, die überwiegend statistisch ausgewertet werden, sowie leitfadengestützte Interviews, die mittels inhaltsanalytischer Verfahren ausgewertet werden. Erwartete Ergebnisse Die Ergebnisse der Betatestung sollen helfen, Zyata vor dem Markteintritt weiter zu optimieren, um eine hilfreiche digitale Lösung für Gutachterinnen und Gutachter darzustellen. Zudem sollen im Rahmen der Studie wissenschaftliche Erkenntnisse zur Arbeit psychiatrischer Gutachterinnen und Gutachter gewonnen werden, die dabei helfen, sie in ihrer gesellschaftlich relevanten Tätigkeit bestmöglich zu unterstützen. Die Ergebnisse der Studie mit Bezug zur wissenschaftlichen Fragestellung sollen zur Veröffentlichung in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift eingereicht werden. Zeitplan und Finanzierung Die Studie erfolgt in den Monaten September bis Dezember 2024 und wird aus Eigenmitteln der Zyata GmbH finanziert.
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Begutachtungen von Menschen mit psychischen Störungen stellen einen wesentlichen Teil der Tätigkeit im Fachgebiet der Psychiatrie und Psychotherapie dar. Dabei sind die Rahmenbedingungen für einzelne Beteiligte nicht immer klar oder nicht einfach nachvollziehbar: Zu verschieden sind die Herangehensweisen von Ärzten zur Beschreibung und Klassifikation einer psychischen Störung einerseits und der Umgang mit Rechtsfragen durch Juristen andererseits, und zu heterogen sind die Erwartungen an eine solche Begutachtung. Die Kunst der qualifizierten psychiatrischen Begutachtung liegt gerade in diesem Brückenschlag: Von einer persönlichen Exploration und Untersuchung einer Person ausgehend soll ein psychischer Befund erhoben, ggf. eine psychische Störung diagnostiziert und vor diesem Hintergrund eine spezielle juristische Frage beantwortet werden. Eine gemeinsame Verständnisgrundlage für Mediziner, Psychologen und Juristen ist daher unerlässlich.
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Begutachtungen von Patienten mit psychischen Störungen stellen einen wesentlichen Teil der Tätigkeit im Fachgebiet der Psychiatrie und Psychotherapie dar. Dabei sind die Rahmenbedingungen für einzelne Beteiligte gelegentlich nicht ganz klar oder nicht einfach nachvollziehbar: Zu verschieden sind die Herangehensweisen von Ärzten zur Beschreibung und Klassifikation einer psychischen Störung einerseits und der Umgang mit Rechtsfragen durch Juristen andererseits, und zu heterogen sind die Erwartungen an eine solche Begutachtung.
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Die Einführung des Zertifikats Forensische Psychiatrie der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) trug wesentlich zur Qualitätsverbesserung forensisch psychiatrischer Expertisen bei. Seit 2004 sind die entsprechenden Schwerpunktbezeichnungen der Landesärztekammern geschaffen und inzwischen etabliert. Gegenwärtig stehen zwei Nachweise über eine durchlaufene forensisch psychiatrische Qualifizierung nebeneinander. Dies eröffnet die Chance, das Zertifikat fortzuentwickeln und Standards für die Qualitätssicherung zu setzen. Diskutiert werden insbesondere Maßnahmen der Qualitätskontrolle, Möglichkeiten auf gravierende Qualitätsmängel zu reagieren und die Weiterbildung im Sinne eines Continuing-Medical-Education(CME)-Prozesses zu verstetigen. Bei der Verankerung und Durchsetzung dieser Standards kommt der DGPPN eine Schlüsselposition zu. Abstract The introduction of the German Society for Psychiatry Psychotherapy and Mental Health (DGPPN) certificate for forensic psychiatry significantly contributed to improving the quality of forensic psychiatric expertises. The corresponding designations of state medical boards were created in 2004 and have now become established. Currently two methods of certification of forensic psychiatric training are possible which opens up the opportunity to further develop the certificate and to set standards for quality assurance. This article discusses in particular quality control measures, ways to respond to serious quality issues and the development process in terms of a continuing medical education. By establishing and enforcing such standards the DGPPN will achieve a key position.
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Die aus Richtern am Bundesgerichtshof, Bundesanwlten, forensischen Psychiatern und Psychologen, Sexualmedizinern und weiteren Juristen bestehende interdisziplinre Arbeitsgruppe, die sich bereits mit Mindestanforderungen fr Schuldfhigkeitsgutachten befasst hat2, hat nun auch die nachfolgenden Empfehlungen fr die vielfltig zu erstattenden forensischen Prognosegutachten erarbeitet. Wegen der Hufigkeit und der Bedeutung dieser Gutachten in der Strafvollstreckung ist die Arbeitsgruppe um drei erfahrene Vollstreckungsrichter erweitert worden. Die Mitglieder waren: VRinBGH Dr. Rissing-van Saan, VRiBGH Nack, RiBGH Basdorf, RiBGH Dr. Bode, RiBGH Dr. Boetticher, RiBGH Maatz, RiBGH Pfister, VRiBGH a.D. Dr. Schfer, die Bundesanwlte Hannich und Altvater, die Vollstreckungsrichter RiOLG Bhm, Karlsruhe, RiOLG Dr. Mller-Metz, Frankfurt a.M., VRiLG Dr. Wolf, Marburg, der Kriminologe Prof. Dr. Schch, Mnchen, der Rechtsanwalt Dr. Deckers, Dsseldorf, die forensischen Psychiater Prof. Dr. Berner, Hamburg, Prof. Dr. Dittmann, Basel, Prof. Dr. Krber, Berlin, Prof. Dr. Leygraf, Essen, Dr. Mller-Isberner, Gieen, Prof. Dr. Nedopil, Mnchen, Prof. Dr. Sa, Aachen, Dr. Habermeyer, Rostock, die Sexualmediziner Prof. Dr. Dr. Beier, Berlin, Prof. Dr. Bosinski, Kiel, und der Rechtspsychologe Prof. Dr. Khnken, Kiel.
Die Forensische Psychiatrie an den Universitä-ten in der Bundesrepublik Deutschland
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Foerster K (1983) Die Forensische Psychiatrie an den Universitä-ten in der Bundesrepublik Deutschland. Forensia 4:73–9
Zur Situation der Weiterbildung in forensi-scher Psychiatrie in der Bundesrepublik Deutschland
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Fehlerquellen forensisch-psychiatrischer Gutach-ten: eine Untersuchung anhand von Wiederaufnahmeverfahren
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Aktuelle Fragen der fo-rensischen Psychiatrie
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Mende W, Schüler-Springorum H (1989) Aktuelle Fragen der fo-rensischen Psychiatrie. In: Kisker KP, Lauter H, Meyer J-E, Mül-ler C, Strömgren E (Hrsg) Psychiatrie der Gegenwart. Springer, Berlin, S 303–337 eines spezifischen Qualifizierungsnachweises sowie die
Schwerpunkt Forensiche Psychiatrie?
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Das DGPPN Zertifikat Forensische Psychiatrie. Entwicklung, gegenwärtige Situation, Perspektive
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Müller JL, Saimeh N (2012) Das DGPPN Zertifikat Forensische Psychiatrie. Entwicklung, gegenwärtige Situation, Perspektive. Forens Psychiatr Psychol Kriminol 6:266–272
Psychiatrischer Maßregel-vollzug gemäß § 63 StGB, Rechtsgrundlage – derzeitige Situation
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Nedopil N, Müller-Isberner JR (1995a) Psychiatrischer Maßregel-vollzug gemäß § 63 StGB, Rechtsgrundlage – derzeitige Situation
Allgemeine Grundlagen der medizinischen Begutachtung (Leitlinie)
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