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Sportwiss2011 · 41:283–299· DOI 10.1007/s12662-011-0202-z
© Springer-Verlag 2011
MarkusGerber
Mentale Toughness im Sport
Ein Review
Markus Gerber
Der Leistungssport hat sich zu einem
milliardenschweren Geschäft ent-
wickelt, in dem Athleten um knap-
pe Ressourcen kämpfen (Golby &
Sheard, 2004). Wer im Spitzensport
erfolgreich sein will, muss in der La-
ge sein, auch unter großem Wett-
kampfdruck herausragende Leistun-
gen zu erbringen (Jones, Hanton &
Conna ughton, 2007).
Die Identifikation von psychologischen
Faktoren, die sich auf die Leistungsfä-
higkeit und den sportlichen Erfolg aus-
wirken, ist deshalb ein zentrales Interesse
von Athleten, Trainern und Sportpsycho-
logen (Bull, Shambrook, James & Brooks,
2005; Gucciardi, Gordon & Dimmock,
2009). Schon Ende der 1980er Jahre stell-
ten Gould, Hodge, Peterson und Petlich-
koff (1987) fest, dass von der Mehrheit al-
ler Trainer (82%) die mentale Toughness
eines Athleten als das wichtigste erfolgs-
bestimmende psychologische Merkmal
bezeichnet wurde.1 Die Bedeutung dieses
Konstrukts basiert insbesondere darauf,
dass die physische Leistungsfähigkeit von
Spitzenathleten meist homogener ausfällt
als deren mentale Kompetenzen. Ent-
sprechend sind viele Athleten und Trai-
1 Der englische Begriff „toughness“ wird nach
den gängigen Wörterbüchern mit Zähigkeit,
Härte, Robustheit, Stärke und Widerstandsfähig-
keit übersetzt. Da keiner der deutschen Begrif-
fe das Konzept der „mental toughness“ vollkom-
men treffend umschreibt, wird in diesem Artikel
der Begriff „mentale Toughn ess“ verwendet. Ein-
zig bei adjektivischem Gebrauch wird von men-
tal starken Athleten (nicht von mental „tough-
en“ Athleten) geschrieben.
ner überzeugt, dass sich nicht immer die
körperlich talentiertesten Sportler durch-
setzen, sondern jene mit den besten men-
talen Fertigkeiten (Cherry, 2005). Gould,
Dieffenbach und Moffett (2002) weisen
indes darauf hin, dass sich lediglich 9%
der Trainer in der Lage fühlen, zur Ent-
wicklung von mentaler Toughness beizu-
tragen.
Ziel der vorliegenden Literaturüber-
sicht ist es, einen Überblick über die For-
schungsgeschichte zum Thema menta-
le Toughness im Sport zu liefern. Diesem
Thema wurde bislang in der deutschspra-
chigen Sportpsychologie wenig Aufmerk-
samkeit geschenkt.2 Ausgangspunkt bie-
tet ein kurzer historischer Rückblick, an
den eine kritische Diskussion der gängi-
gen Definitionen von mentaler Tough-
2 Zweifellos ist auch in der deutschsprachigen
Sportpsychologie mentale Stärke ein wichtiges
Thema. Beispielsweise liegt das von James Loehr
(1994) verfasste Buch The new tough ness trai-
ning for sports seit längerer Zeit auch als deut-
sche Übersetzung vor (Loehr, 2003). Darüber hin-
aus wurde auch in der deutschsprachigen Litera-
tur mehrfach auf die Bedeutung mentaler Stärke
für den sportlichen Erfolg sowie den möglichen
Nutzen eines Mentaltrainings hingewiesen (z. B.
Eberspächer, 1999; Erlacher, 2010; Gubelmann,
1995; Linz, 2007; Lundin, 2010; Schmid, 2004).
Darüber hinaus existieren verschiedene Hand-
bücher, die speziell für praktisch tätige Sport-
psychologen, Trainer und Athleten konzipiert
wurden (z. B. Beckmann & Elbe, 2008; Bender &
Draksal, 2010; Wetzel, 2010). Mentales Trai ning
wird außerdem auch in deutschsprachigen Lehr-
büchern zur Sportpsychologie thematisiert (z. B.
Alfermann & Stoll, 2007; Brand, 2010). Schließ-
lich existieren auch einige Evaluationen menta-
ler Train ingsprogram me im Spitzensport (z. B.
Ziemainz, Stoll, Küster & Adler, 2003).
ness anschließt. Darauf aufbauend wer-
den die vorliegenden Messverfahren zur
Erfassung mentaler Toughness vorge-
stellt. In dem darauffolgenden Teil wird
eruiert, ob zwischen mentaler Tough-
ness und sportlichem Erfolg eine Bezie-
hung besteht, bevor anschließend die Fra-
ge nach den möglichen Wirkungsmecha-
nismen bzw. der Trainierbarkeit mentaler
Toughness in den Blick genommen wird.
Im letzten Teil werden wesentliche For-
schungslücken beschrieben, die den Aus-
gangspunkt für zukünftige Untersuchun-
gen darstellen können.
Das Konzept der mentalen Toughness
ist nicht neu (Crust, 2008). Insbesonde-
re die Arbeiten des amerikanischen Sport-
psychologen James Loehr (1986, 1994) ha-
ben ab Mitte der 1980er Jahre zu dessen
Sportwiss 2011 · 41:283–299
DOI 10.1007/s12662-011-0202-z
Online publiziert:14. September 2011
© Springer-Verlag 2011
Markus Gerber
Institut für Sport und Sportwissenschaften, Universität Basel
Mentale Toughness
im Sport
Ein Review
Hauptbeiträge
2 Fortsetzung
Ferner weisen Beckmann und Kellmann (2008)
darauf hin, dass eine adäquate sportpsycholo-
gische Diagnostik die Basis für eine systemati-
sche sportpsychologische Betreuung darstellt.
Entsprechend belegt eine Studie, dass fast
90% der deutschen Sportpsychologen in ihrer
Arbeit mit den Athleten diagnostische Testver-
fahren einsetzen (Ziemainz, Neumann, Rasche
& Stemmler, 2006). Erstaunlich ist deshalb,
dass in deutscher Sprache nur wenige Messins-
trumente zur Erfassung mentaler Fertigkeiten
und mentaler Stärke vorliegen. Erst kürzlich
präsentierten Schmid, Birrer, Kaiser und Seiler
(2010) eine deutschsprachige Adaptation des
Tests of Performance Strategies (TOPS). Insge-
samt lässt sich somit festhalten, dass menta-
le Stärke zwar auch in der deutschsprachigen
Sportpsychologie ein wichtiges Thema dar-
stellt, die zahlreichen englischsprachigen Bei-
träge zur mentalen Toughness trotz der Aktu-
alität und Relevanz des Themas bisher aber
noch nicht rezipiert wurden
283Sportwissenschaft 4 · 2011
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Popularisierung beigetragen. Als men-
tal „tough“ bezeichnete Loehr Athleten,
die dazu in der Lage sind, in der Hitze
des Wettkampfgeschehens einen idealen
We tt k a mp f z u st a n d b e i z ub e h a lt e n .
Das steigende Interesse an dem Kon-
zept zeigt sich u. a. darin, dass der Be-
griff in den anglophonen Medien zuneh-
mend häufig Verwendung findet (z. B.
in Zeitungsartikeln oder Spielberichten).
Zum anderen scheinen auch die Athleten
selbst das Konzept verinnerlicht zu haben,
indem von ihnen in Interviews regelmä-
ßig auf die Bedeutung mentaler Tough-
ness hingewiesen wird (Clough, Earle
& Sewell, 2002; Golby & Sheard, 2004).
Schmid, Birrer, Kaiser und Seiler (2010)
gehen davon aus, dass viele Athleten des-
halb sportpsychologische Beratung in An-
spruch nehmen, weil sie sich mental nicht
stark genug fühlen. Clough et al. (2002)
stellen indes fest, dass die wenigsten Ath-
leten eine konkrete Vorstellung haben,
was unter mentaler Toughness zu verste-
hen ist und deshalb bei der Beschreibung
häufig auf zirkuläre Definitionen zurück-
greifen.
Trotz der hohen Bedeutung, die den
psychologischen Faktoren für den Erfolg
im Spitzensport zugeschrieben wird, war
die Literatur zur mentalen Toughness lan-
ge durch einen Mangel an Wissenschaft-
lichkeit gekennzeichnet (Crust, 2008).
Entsprechend blieb lange unklar, welche
Komponenten das Konstrukt der menta-
len Toughness ausmachen (Cherry, 2005).
Basierend auf Gesprächen mit Elite-
athleten wies Loehr (1982, 1986) als einer
der ersten darauf hin, dass zwischen Ath-
leten erstaunliche Ähnlichkeiten hinsicht-
lich der Interpretation erfolgsbestimmen-
der psychologischer Faktoren existieren.
Entsprechend kam er zum Schluss, dass
mentale Toughness die Fähigkeit eines
Athleten beschreibt, seine Energie wäh-
rend kritischer Ereignisse optimal zu nut-
zen und herausfordernde bzw. belasten-
de Situationen positiv zu deuten. Menta-
le Toughness wird von Loehr deshalb als
Eigenschaft definiert, konsistent und über
längere Zeit hinweg – unabhängig von
den situationalen Gegebenheiten – Leis-
tungen an der oberen Grenze des eigenen
Talents bzw. der eigenen Fertigkeiten zu
erbringen.
Obschon Loehr eine überzeugende
Diskussion seiner Definition liefert und
die in dem von ihm zur Erfassung von
mentaler Toughness entwickelten Mess-
instrument (Psychological Performance
Inventory, PPI) enthaltenen Subdimen-
sionen plausibel begründet, ist einzu-
schränken, dass seine Konzeption aus-
schließlich auf eigenen Praxiserfahrun-
gen, individuellen Anekdoten und be-
stehenden Ratgeber-Publikationen grün-
det und damit weder seine Definition
noch das von ihm entwickelte Messinstru-
ment wissenschaftlichen Standards genü-
gen (Golby, Sheard & van Wersch, 2007;
Mack & Ragan, 2008; Middleton, Marsh,
Martin, Richards & Perry, 2005). Im Spe-
ziellen ist zu bemängeln, dass seine De-
finition zu weit gefasst ist, wodurch dem
Konstrukt praktisch jede positive psycho-
logische Eigenschaft zugerechnet wer-
den kann (Crust, 2008; Jones, Hanton &
Connaughton, 2002).
Wissenschaftlich abgesicherte Defini-
tionen mentaler Toughness entstanden
erstmals vor 10 Jahren, beginnend mit den
Arbeiten von Fourie und Potgieter (2001)
und Jones et al. (2002). Die meisten frü-
hen Forschungsarbeiten bedienten sich
eines qualitativen Zugangs und gingen der
Frage nach, was Athleten (und z. T. auch
Trainer und Sportpsychologen) unter
mentaler Toughness verstehen (Kaiseler,
Polman & Nicholls, 2009). Mit Hilfe die-
ser qualitativen Studien gelang es, reich-
haltiges, vorwiegend de skriptives Daten-
material zusammenzutragen und die mul-
tidimensionale Natur des Konzepts aufzu-
zeigen.
Definitionen und
Konzeptualisierungen
Aus qualitativen Studien
abgeleitete Definitionen
Aufbauend auf einer schriftlichen Befra-
gung von 131 Trainern und 160 Spitzen-
athleten präsentierten erstmals Fourie
und Potgieter (2001) wissenschaftliche
Daten zum Thema mentale Toughness.
Die Autoren fanden insgesamt 12 Charak-
teristika, die mental starke Athleten kenn-
zeichnen. Während von den Trainern die
Konzentrationsfähigkeit als besonders
wichtig eingestuft wurde, unterstrichen
die Athleten die übergeordnete Bedeu-
tung von Beharrlichkeit und Durchhalte-
vermögen. Auf eine Definition wurde von
den Autoren verzichtet. Vielmehr wiesen
sie auf die Notwendigkeit weiterer For-
schungsarbeiten hin.
Eine erste elaborierte Definition von
mentaler Toughness, die auch härte-
ren wissenschaftlichen Standards stand-
hielt, wurde von Jones et al. (2002) vor-
gelegt. Basierend auf Interviews mit 10
internatio nalen Athleten aus verschie-
denen Sportarten (Einschlusskriterium:
Tab . 1 Kerneigenschaften von mentaler Toughness im Sport
Rang Eigenschaft
1. Unerschütterlicher Glaube an seine Fähigkeit, seine wettkampfbezogenen Ziele erreichen
zu können
2. Unerschütterlicher Glaube an seine Fähigkeit, die einzigartigen Qualitäten und Fähigkeiten
zu besitzen, die einem im Vergleich zu seinen Gegnern überlegen machen
3. Unstillbares Verlangen und internalisierte Motive nach Erfolg
4. Fähigkeit, sich von Rückschlägen schnell zu erholen
5. Neigung, sich unter Wettkampfdruck (besonders) wohlzufühlen
6. Akzeptanz, dass Wettkampfangst unausweichlich ist und Überzeugung, mit Unsicherheiten
fertig zu werden
7. Fähigkeit, sich durch die (guten oder schlechten) Leistungen anderer nicht beeinflussen
zu lassen
8. Fähigkeit, bei Ablenkungen aus dem außersportlichen Leben weiterhin vollkommen fokus-
siert zu bleiben
9. Fähigkeit, den Fokus nach Bedarf schnell auf den Sport hin- und wegzurichten
10. Fähigkeit, sich bei Ablenkungen im Wettkampf vollkommen auf die bevorstehende Aufgabe
zu konzentrieren
11. Fähigkeit, seine physische und psychische Schmerztoleranzgrenze nach oben zu regulieren
12. Fähigkeit, nach unerwarteten und unkontrollierbaren Ereignissen schnell wieder psycholo-
gische Kontrolle zu erlangen
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Sportwissenschaft 4 · 2011
Hauptbeiträge
Teilnahme an internationalen Events wie
den Olympischen Spielen oder Com-
monwealth Games) definierten die Auto-
ren mentale Toughness als natürliche oder
erworbene Fähigkeit, die einen Athleten
in die Lage versetzt, konsistent besser mit
den Anforderungen und dem Druck um-
zugehen, die aus den Belastungen von
Training, Wettkampf und dem Leben
außerhalb des Sports resultieren. Die Fä-
higkeiten, bei hohen Anforderungen ziel-
orientiert und fokussiert zu bleiben sowie
ein hohes Maß an Selbstvertrauen und in-
ternaler Kontrollüberzeugung aufrechtzu-
erhalten, wurden als Schlüsselmerkmale
charakterisiert. Wie Fourie und Potgieter
(2001) kristallisierten auch Jones et al.
(2002) 12 spezifische Mikrokomponen-
ten heraus, die das Konstrukt der men-
talen Toughness im Kern wiedergeben.
. Tab . 1 enthält einen Überblick über die
zentralen Merkmale und zeigt, wie hoch
deren Bedeutsamkeit von den Athleten
eingestuft wurde.
Jones et al. (2002) gelang es, mit ihrer
Definition konzeptuelle Klarheit zu schaf-
fen. Dadurch wurde das Interesse von
Wiss enschaftlern an der T hematik nach-
haltig angeregt und der Grundstein für
weitere Forschungsarbeiten gelegt (Bull
et al., 2005; Crust, 2008; Gucciardi &
Gordon, 2011).
Die Definition von Jones et al. (2002)
weist aus zwei Gründen eine hohe Glaub-
würdigkeit auf. Erstens bezogen die Au-
toren neben Athleten auch die Sichtwei-
sen von Trainern und Sportpsycholo-
gen in ihre Analysen ein. Zweitens konn-
te ihre Konzeption in qualitativen Folge-
studien mit Fußballern (Thelwell, Weston
& Greenless, 2005) und Cricketspielern
(Bull et al., 2005) bestätigt werden (s. auch
Connaughton, Wadey, Hanton & Jones,
2008; Gucciardi, Gordon & Dimmock,
2008). Thelwell et al. (2005) führten Inter-
views mit 6 männlichen Fußballprofis mit
internationaler Spielerfahrung durch. Ob-
schon in ihrer Studie nur 10 Attribute er-
mittelt wurden, existierte zwischen ihren
und denen von Jones et al. (2002) große
Übereinstimmung. Auch die Rangord-
nung fiel ähnlich aus, wobei sich erneut
der Glaube an sich selbst als besonders be-
deutsam erwies.
Wie viele Merkmale notwendig sind,
um mentale Toughness umfassend zu be-
Zusammenfassung · Abstract
Sportwiss 2011 · 41:283–299 DOI 10.1007/s12662-011-0202-z
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Markus Gerber
Mentale Toughness im Sport. Ein Review
Zusammenfassung
In dem vorliegenden Beitrag wird die be-
stehende Literatur zum Thema mentale
Tou ghnes s im Sport zusammengefasst. Die
Literaturübersicht zeigt, dass es zunächst mit-
tels qualitativer Studien gelang, konzeptuelle
Klarheit zu schaffen und Orientierungshilfen
für die Operationalisierung des Konstrukts
bereitzustellen. In der Folge wurden über das
Psychological Performance Inventory (PPI) hi-
naus weitere quantitative Messinstrumente
entwickelt, deren Validität und Reliabilität an-
satzweise dokumentiert sind. Mit Hilfe die-
ser Instrumente konnte nachgewiesen wer-
den, dass zwischen mentaler Toug hness und
sportlichem Erfolg ein Zusammenhang be-
steht. Mit Blick auf die möglichen Wirkungs-
mechanismen deutet sich an, dass men-
tal starke Athleten über günstigere Bewäl-
tigungsstrategien verfügen. Obschon Kon-
sens besteht, dass mentale Toughness einem
überdauernden Merkmal entspricht, konnte
belegt werden, dass sich auch mit Hilfe eines
Mentaltrainings positive Effekte erzielen las-
sen. Zum aktuellen Zeitpunkt besteht ein
großer Bedarf an quantitativen, längsschnitt-
lichen und experimentell angelegten Stu-
dien. Ebenso ist der biopsychologische An-
satz ein vielversprechender Zugang für wei-
tere Studien.
Schlüsselwörter
Elitesport · Leistung · Mentale Tou ghnes s ·
Psychologische Fer tigkeiten · Review
Mental toughness in sport. A review
Abstract
The present article reviews the previous liter-
ature on mental toughness in sport. The re-
view demonstrates that qualitative research-
ers have been able to establish conceptual
clarity and provide guidance for operational-
izing the concept. As a consequence, several
quantitative questionnaires have been devel-
oped beyond the Psychological Performance
Inventory (PPI). Meanwhile, there is prelim-
inary evidence for the validity and reliabili-
ty of these instruments. Moreover, research-
ers showed that mental toughness is associ-
ated with higher achievement levels or per-
formance outcomes in elite athletes. Regard-
ing the underlying mechanisms, prior re-
search indicated that mentally tough ath-
letes use more positive coping strategies. Al-
though researchers agree that mental tough-
ness is a rather stable construct, experimen-
tal research showed that mental skill train-
ing influenced mental toughness in a posi-
tive fashion. To date, there is a great need for
more quantitative, longitudinal and experi-
mental research. Also, a biopsychological ap-
proach offers an interesting avenue for fu-
ture studies.
Keywords
Performance · Mental toughness ·
Psychological skills · Review · Elite sport
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schreiben, ist bis heute nicht abschließend
geklärt. In einer weiteren qualitativen Stu-
die fanden Jones et al. (2007) 30 Attribu-
te, die einen mental starken Athleten aus-
zeichnen und 4 Dimensionen zugeord-
net werden können. Die Autoren erklä-
ren die unterschiedliche Anzahl identifi-
zierter Eigenschaften damit, dass in ihrer
Nachfolgeuntersuchung neben 3 Trai-
nern und 4 Sportpsychologen ausschließ-
lich ausgewiesene Topathleten befragt
wurden (8 Olympiasieger oder Weltmeis-
ter). Entsprechend wurde vermutet, dass
die erfolgreichsten Weltklasseathleten ein
differenzierteres Verständnis von menta-
ler Toughness aufweisen als die erweiter-
te Weltspitze (Connaughton et al., 2008).
Am stärksten kritisiert wurden die
Studien von Jones et al. (2002, 2007) da-
für, dass nur der Leistungsstatus der Ath-
leten als Selektionskriterium mitberück-
sichtigt und damit von der Prämisse aus-
gegangen wurde, Eliteathleten seien auto-
matisch mental stark (Crust, 2008; Crust
& Azadi, 2010). Anders formuliert wurde
unzureichend sichergestellt, dass sich die
befragten Athleten tatsächlich durch be-
sondere mentale Toughness auszeichnen.
Thelwell et al. (2005) trugen diesem Kri-
tikpunkt Rechnung, indem sie englische
(international ausgewiesene) Cricketspie-
ler befragten, die nach Ansicht von Fach-
experten über Jahre hinweg durch eine
besonders hohe mentale Toughness auf-
fielen. Die Datenanalyse führte jedoch zu
keinen neuen Erkenntnissen.
Kritisch bewertet wurde außer-
dem, dass die Definition von Jones et al.
(2002) eine Leistungskomponente ein-
schließt (Fähigkeit, konsistent besser mit
wettkampfbezogenen Anforderungen
und Druck umzugehen), womit die Ge-
fahr einer Konfundierung von menta-
ler Toughness und sportlicher Leistung
droht. Entsprechend wurde kritisiert, die
Definition sage mehr über die Wirkungen
von mentaler Toughness aus, als dass sie
genau festlege, was unter dem Konstrukt
zu verstehen sei (Crust, 2008; Middleton
et al., 2005).
Außerdem wurde allen voran von
Middleton et al. (2005) gegen die Defini-
tion von Jones et al. (2002) eingewandt,
dass nur wenig Bezug auf etablierte psy-
chologische Theorien genommen wur-
de. Vor diesem Hintergrund führten
Middleton et al. (2005) eigene qualitati-
ve Interviews mit 33 Spitzenathleten und
Elitetrainern durch (25 Athleten waren
Olympiamedalliengewinner oder Welt-
meister). Basierend auf der Ground-
ed Theory kamen sie zum Schluss, dass
mentale Toughness bestimmten Kogni-
tionen und Verhaltensweisen entspricht,
die Athleten im Angesicht von oder als
Antwort auf Widrigkeiten und Belastun-
gen einsetzen, um diese erfolgreich zu be-
wältigen. Die Forscher verdeutlichten da-
bei, dass zwischen den 12 von ihnen iden-
tifizierten Toughness-Attr ibute n u nd an-
deren aus psychologischen Leistungstheo-
rien bekannten Konstrukten (z. B. Selbst-
wirksamkeit, Selbstkonzept, Zielorientie-
rungen, Selbstgespräch, Coping) auf kon-
zeptueller Ebene ein enger Zusammen-
hang besteht. Die Originalität des von
Middleton et al. (2005) vorgeschlagenen
Modells liegt ferner darin, dass menta-
le Toughness als hierarchisches und mul-
tidimensionales Konstrukt beschrieben
wird – vergleichbar mit der Struktur des
Selbstkonzepts nach Shavelson, Hubner
und Stanton (1976). Konkret wird zwi-
schen einer Toughness-Orientierung und
sog. Tou ghn ess -Strategien unterschie-
den, die als übergeordnete Dimensio-
nen verstanden werden und sich in wei-
tere Subdimensionen aufgliedern lassen
(. Abb. 1). Während die Orientierungs-
dimension allgemeine Kerneigenschaf-
ten abbildet, entsprechen die Toughness-
Strategien konkreten Handlungstenden-
zen, die in einer bestimmten (Krisen-)Si-
tuation zur Anwendung gelangen.
Das theoriebasierte 4-C-Modell
der mentalen Toughness
Im Unterschied zu den bisherigen Mo-
dellen bedienten sich Clough et al.
(2002) zur Entwicklung ihrer Definition
von mentaler Toughness eines alterna-
tiven Zugangs. Zwar gründete auch ihr
Modell auf qualitativen Interviews mit
Athleten, Trainern und Spor tpsycholo -
gen. Im Unterschied zu den bisherigen
Definitionen verankerten sie ihre Kon-
zeption jedoch in der etablierten Hardi-
ness-Theorie von Kobasa (1979), die al-
lerdings in sportpsychologischen Arbei-
ten noch selten Anwendung fand (Maddi
& Hess, 1992). Passend dazu wird menta-
le Toughness als Persönlichkeitsmerkmal
(„trait-like construct“) definiert. Nach
Kobasa beinhaltet Hardiness 3 Dimen-
sionen: Kontrolle („control“: Tendenz zu
fühlen und zu handeln, als könne man
auf die Zufälligkeiten des Lebens Einfluss
nehmen), Kommitment („commitment“:
Tendenz, sich bei dem, was man tut oder
antrifft, selbst aktiv einzubringen, anstatt
sich entfremdet zu fühlen) und Heraus-
forderung („challenge“: Überzeugung,
dass nicht Stabilität, sondern Wandel im
Leben normal ist und dass Veränderun-
gen weniger Bedrohungen, sondern inte-
ressante Anreize darstellen, sich weiter-
zuentwickeln). Um den Eigenarten des
Sports Rechnung zu tragen, ergänzten
Clough et al. (2002) Kobasas 3-C-Modell
mit einer weiteren Eigenschaft, dem Ver-
trauen („confidence“) in sich selbst und
interpersonale Beziehungen. Im 4-C-
Modell wird mentale Toughness als Ten-
denz beschrieben, umgänglich und kon-
taktfreudig zu sein. Gleichzeitig werden
mental starke Personen durch Ruhe, Ge-
lassenheit, geringe Ängstlichkeit sowie
ein hohes Vertrauen in sich selbst und
die eigenen Einflussmöglichkeiten cha-
rakterisiert, was sich in einer situations-
übergreifenden Freude an interpersonel-
len Vergleichen niederschlägt (vgl. Selig-
man, 2003, 2006).
Konsens und Dissens
Insgesamt herrscht heute Konsens, dass
mentale Toughness ein multidimensio-
nales Konstrukt darstellt (Bull et al., 2005;
Gucciardi et al., 2009; Jones et al., 2002,
2007; Middleton, Marsh, Martin, Riches
& Perry, 2006; Middleton et al., 2005).
Unterschiedliche Auffassungen existieren
darüber, ob mentale Toughness einem ge-
nerellen oder kontext- bzw. sportartspezi-
fischen Konstrukt entspricht (Gucciardi et
al., 2009; Thelwell et al., 2005). Das mul-
tidimensionale Modell von Middleton et
al. (2005) deutet indes darauf hin, dass
mentale Toughness sowohl allgemeine als
auch spezifische Elemente beinhaltet. So
kann mit Bull et al. (2005) angenommen
werden, dass mentale Toughness zwar
auf einer stabilen Disposition aufbaut, in
spezifischen Sportarten wie Golf („final
putt“), Ausdauersportarten (hoher Trai-
ningsumfang, Schmerzen) oder Motor-
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Sportwissenschaft 4 · 2011
Hauptbeiträge
sport (Umgang mit Angst und Risiko) je-
doch unterschiedliche Mikrokomponen-
ten erforderlich sind, um mit den spezi-
fischen Belastungen erfolgreich umzuge-
hen.
Obschon in qualitativen Studien z. T.
unterschiedliche Toughness-Attribute
identifiziert wurden, überwiegen die ge-
fundenen Gemeinsamkeiten. Wissen-
schaftler scheinen sich einig zu sein, dass
sich mental starke Athleten durch die Fä-
higkeit auszeichnen, die aus kompetiti-
ven Situationen herrührenden Belastun-
gen und Ängste konstruktiv zu bewälti-
gen und auch bei Widerständen beharr-
lich die Erreichung ihrer Ziele weiterzu-
verfolgen (Mack & Ragan, 2008). Crust
(2008) kommt zum Schluss, dass trotz
der unterschiedlichen Zugänge selbst
zwischen dem 4-C-Modell von Clough et
al. (2002) und den von Jones et al. (2002,
2007) und Middleton et al. (2005) ermit-
telten Eigenschaften große Ähnlichkeiten
bestehen. Die Tatsache, dass Studien mit
Athleten unterschiedlichster Sportarten
und Leistungsniveaus zu vergleichbaren
Erkenntnissen führten (Crust & Azadi,
2010; Sheard, 2009), kann insgesamt als
Beleg für die Zuverlässigkeit und Gültig-
keit der vorliegenden Befunde gedeutet
werden (Bull et al., 2005; Connaugh ton
et al., 2008).
Instrumente zur Erfassung
mentaler Toughness
Zum aktuellen Zeitpunkt liegen ver-
schiedene quantitative Messinstrumen-
te vor, die allerdings noch nicht umfas-
send validiert wurden (Middleton, Marsh
& Martin, 2004). Insgesamt existieren
5 kontext unabhängige Inventare sowie
2 sportartspezifische Instrumente. Diese
werden in der Folge kurz dargestellt.
Psychological Performance
Inventory (PPI)
Das älteste Instrument zur Erfassung
von mentaler Toughness ist das Psycho-
logical Performance Inventory (PPI).3
Das von Loehr (1986, 1994) für den Ein-
satz im Leistungssport konzipierte Ins-
trument erfasst die mentalen Stärken und
Schwächen eines Athleten. Das PPI um-
fasst 42 kognitive und verhaltensbezoge-
ne Items, die 7 Dimensionen zugeordnet
werden können (Selbstvertrauen, Auf-
merksamkeitskontrolle, negative Energie,
3 Es ist anzufügen, dass in der englischen Lite-
ratur neben dem PPI weitere diagnostische Ver-
fahren zur Erfassung mentaler Fertigkeiten vor-
liegen (im Überblick: Schmid et al., 2010). Zu
nennen gilt es das Psychological Skills Inventory
for Sport (PSIS R-5: Mahoney, Gabriel & Perkins,
1987), das Athletic Coping Skills Inventory-28
(ACSI-28: Smith, Schutz, Smoll & Ptacek, 1995),
das Ottawa Mental Skills Assessment Tool:
OMSAT-3*: Durand-Bush, Salmela & Green-De-
mers, 2001) sowie den Test of Performance Stra-
tegies (TOPS: Thomas, Murphy & Hardy, 1999).
Zwischen den Skalen dieser Diagnostikinstru-
mente und dem PPI bestehen z. T. erhebliche
Überschneidungen. Dennoch sollen diese Inst-
rumente hier nicht näher beschrieben werden,
da ihrer Entwicklung nicht explizit eine Defini-
tion mentaler Toug hness zugrunde liegt.
MENTALE
TOUGHNESS
Toughness-Orientierung Toughness-Strategien
Emotions-
management
BeharrlichkeitAufgaben-
bezogene
Aufmerksamkeit
Kommitment bei
der Zielverfolgung
MotivationVertrautheit mit
der Aufgabe
Glaube an sich
selbst
Fundierte Kenntnisse über Aufgabe und die
damit verbundenen Widerstände,
Wohlbenden bei Aufgabenausführung
Glaube an seine natürliche Fähigkeit zu wachsen und sich
weiterzuentwickeln (zukunftsgerichtetes Selbstkonzept)
Fähigkeit, sich selbst im Umgang mit Widerständen als
mental stark zu betrachten (sportbezogenes Selbstkonzept)
Individueller Stellenwert der erfolgreichen Erfüllung
einer Aufgabe und Erreichung der eigenen Ziele
Internale Motivation bzw. Antrieb, seine persönliche Bestleistung zu
erreichen (Aufgabenorientierung, intrinsische Motivation)
Glaube an seine Fähigkeiten, ein bestimmtes Ziel erreichen
zu können (Selbstwirksamkeits-Theorie)
Fähigkeit, seine emotionalen Reaktionen auf
Widerstände gering zu halten (Coping- Theorie)
Fähigkeit, auch bei Widerständen oder Herausforderungen
positiv zu sein bzw. zu bleiben (positives Selbstgespräch,
Coping-Theorie)
Gefühl, im Vergleich zu anderen erfolgreicher mit
Widerständen umzugehen und darum im Wettkampf
einen psychologischen Vorteil zu besitzen (Coping-
Theorie)
Fähigkeit, seine mentalen Prozesse auf eine Aufgabe zu
konzentrieren bei gleichzeitiger Unterdrückung von
ablenkenden Einüssen (Aufmerksamkeits-Theorie)
Intellektuelle und emotionale Bindung an ein Ziel
oder eine Vorgehensweise
Stabilität und Durchhaltevermögen hinsichtlich der
Verfolgung einer Absicht, Idee oder eines Ziels auch
bei Hindemissen, Widerständen und Frustrationen
PositivitätAufgaben-
valenz
Persönliche
Bestleistung
PotenzialMentales
Selbstkonzept
Selbst-
wirksamkeit
Stress-
minimierung
Positiver
Vergleich
Abb. 1 8 Hierarchisches Modell der mentalen Toughn ess nach Middleton et al. (2005). Dimensionen erster, zweiter und
dritter Ordnung sowie Anbindung an etablierte Theorien (in Klammern)
287
Sportwissenschaft 4 · 2011
|
Motivation, Einstellungsmanagement,
positive Energie, Visualisierung/Kon trolle
von mentalen Vorstellungen). Zwischen
den PPI-Subskalen und den 3 Hardiness-
Dimensionen bestehen signifikante (aber
tiefe) Korrelationen. Dies deutet darauf
hin, dass die Konstrukte verwandte, je-
doch unterschiedliche Merkmale erfas-
sen (Golby & Sheard, 2004).
An dem PPI wurde allerdings bemän-
gelt, seine konzeptuelle und theoretische
Grundlage sei unzureichend (Crust &
Aza di, 2010). Loehr versäumte es außer-
dem, die psychometrischen Eigenschaf-
ten einer empirischen Prüfung zu unter-
ziehen (Golby et al., 2007; Gucciardi et
al., 2009; Middleton et al., 2005). In spä-
teren Studien wurden die Validität und
psychometrischen Eigenschaften des PPI
als ungenügend taxiert. Die Ergebnisse
einer konfirmatorischen Faktorenanaly-
se mit 263 jugendlichen Leistungssport-
lern (163 Jungen, 101 Mädchen, 12–17 Jah-
re) ergaben beispielsweise einen ungenü-
genden Modell-Fit und inadäquate Korre-
lationen zwischen den einzelnen Dimen-
sionen des PPI (Middleton et al., 2004).
Auf exploratorischen Faktorenanalysen
aufbauend wurden alternative Faktoren-
lösungen getestet, die zwar zu einer bes-
seren Modell-Passung führten, allerdings
nahmen im Vergleich zu den Original-
skalen die Korrelationen mit assoziier-
ten Konstrukten (Selbstbeschreibung, Er-
folgswahrnehmung, Flow) signifikant ab.
In einer weiteren Studie mit 303 männ-
lichen und 105 weiblichen Athleten (12–
63 Jahre, Team- und Individualsportar-
ten, unterschiedliche Leistungsniveaus)
kamen Golby et al. (2007) zu einem ähn-
lichen Ergebnis, d. h. eine überzeugende
Faktorenstruktur konnte weder mit explo-
ratorischen noch mit konfirmatorischen
Analysemethoden gefunden werden, ob-
schon die Prüfung der internen Konsis-
tenz der Skalen zu akzeptablen Werten
führte (α=0,67−0,87). Des Weiteren fan-
den Golby, Sheard und Lavallee (2003),
dass das PPI nicht ausreichend in der La-
ge ist, zwischen Athleten unterschiedli-
cher Leistungsniveaus zu differenzieren
und dass durch die Hardiness-Dimensio-
nen deutlich mehr interindividuelle Leis-
tungsvarianz aufgeklärt werden kann.
Golby et al. (2007) fanden mittels ex-
ploratorischer Datenanalysen ein 4-Fak-
toren-Modell, das einen guten Modell-
Fit aufwies und zu guten psychome-
trischen Eigenschaften der Skalen führ-
te (α=0,72−0,84) (s. auch Sheard, 2009).
Die 14 Items des Alternative Psychologi-
cal Performance Inventory (PPI-A) kön-
nen zu einem Gesamtscore aufsummiert
werden. Gleichzeitig lassen sich 4 Subdi-
mensionen berechnen (Entschlossenheit,
Selbstvertrauen, positive Kognitionen und
Visualisie run g), d ie moderat b is st ark m it-
einander korreliert sind. Kritisiert wurde
allerdings, dass das PPI-A keine Kontroll-
dimension enthält, obschon sich dieser
Faktor in qualitativen Studien als zentral
erwiesen hat (Crust & Azadi, 2010).
Mental Toughness
Questionnaire (MTQ48)
Drei der 4 Dimensionen des Mental
Toughness Questionnaire (Clough et al.,
2002) sind nahe an das Hardiness-Kons-
trukt angelehnt (Kontrolle, Kommitment,
Herausforderung). Mit der vierten Di-
mension (Vertrauen) wird der einzigar-
tigen Natur physischer und psychischer
Anforderungen im Wettkampfsport Rech-
nung getragen und sichergestellt, dass der
Aspekt des Glaubens an sich selbst und
seine Fähigkeiten ausreichend berück-
sichtigt wird (Gucciardi et al., 2009; Jones
et al., 2002, 2007; Thelwell et al., 2005). Da
die Items nicht sportspezifisch formuliert
sind, kann der MTQ48 auch außerhalb
des Sports eingesetzt werden.
Die 48 Items, die mittels Interviews mit
Athleten, Trainern und Sportpsychologen
entwickelt wurden, lassen sich zu einem
Gesamtindex aufsummieren. Zudem kön-
nen für die 6 Subdimensionen – Kontrol-
le: a) Emotionen, b) Leben; Kommitment;
Herausforderung; Vertrauen: a) Fertig-
keiten, b) interpersonale Beziehungen –
separate Indizes berechnet werden. Fer-
ner liegt eine 18-Item-Kurzversion vor, aus
der sich ein Gesamtindex berechnen lässt.
Die psychometrischen Eigenschaften des
MTQ48 wurden ursprünglich mit über
600 Athleten aus verschiedenen Sport-
arten getestet (Clough et al., 2002; Earle,
2006). In den vorliegenden Studien erga-
ben sich für den Gesamtindex hohe Relia-
bilitätskoeffizienten (α=0,87−0,90; Clough
et al., 2002; Nicholls, Polman, Levy &
Backhouse, 2009). Auch die Test-Retest-
Korrelationen sind hoch (r>0,90; Crust
& Azadi, 2010; Kaiseler et al., 2009). Die
Cronbach’s Alpha-Werte der Subdimensi-
onen fielen indes tiefer aus (α=0,58−0,71;
Nicholls et al., 2009), wobei speziell die
emotionale Kontrolldimension eine un-
genügende interne Konsistenz aufzuwei-
sen scheint (Kaiseler et al., 2009). Kurz-
und Langform (r=0,87) sowie Subska-
len und Gesamtindex (r=0,58−0,79) sind
hoch korreliert, während die Korrelati-
onen zwischen den Subskalen tief bis mo-
derat ausfallen (r=0,15−0,54; Clough et al.,
2002). Horsburgh, Schermer, Veselka und
Vernon (2009) bestätigten zudem mittels
exploratorischer und konfirmatorischer
Faktorenanalysen die Faktorenstruktur
des MTQ48. Zudem fanden auch sie gu-
te psychometrische Eigenschaften sowie
mittlere Korrelationen mit den Big-Five-
Persönlichkeitsmerkmalen.
Belege für die konvergente Validität er-
gaben sich dadurch, dass der MTQ48 si-
gnifikant mit anderen psychologischen
Variablen wie Optimismus (r=0,48),
Selbstbild (r=0,42), Lebenszufriedenheit
(r=0,56) und Selbstwirksamkeit (r=0,68)
korreliert ist. Zudem ließ sich nachwei-
sen, dass mental starke Personen intensi-
ve körperliche Beanspruchung als weni-
ger belastend erlebten und im Vergleich
zu Personen mit tiefen Toughness-Wer -
ten bessere kognitive Leistungen nach ne-
gativem Feedback auf eine Motorikaufga-
be erzielten (Clough et al., 2002). Eben-
so zeigten mental starke Personen wäh-
rend einer physischen Ausdauerbelas-
tung mehr Durchhaltevermögen (Crust
& Clough, 2005). Angesichts der hohen
Korrelation mit der Selbstwirksamkeit
scheint die diskriminante Validität des
MTQ48 jedoch fraglich. Ferner ist auch
die faktorielle Validität des MTQ48 kon-
firmatorisch noch nicht ausreichend be-
legt. Es stellt sich u. a. die Frage, ob mit
einem Modell erster oder zweiter Ord-
nung eine bessere Modellpassung erreicht
werden kann.
Mental Toughness Questionnaire
(MTQ) von Cherry (2005)
Neben dem MTQ48 ist der Mental
Toughness Questionnaire (MTQ) von
Cherry (2005) das zweite Instrument, das
primär aus existierenden Theorien abge-
288
|
Sportwissenschaft 4 · 2011
Hauptbeiträge
leitet wurde. Konkret stellt Cherry (2005)
fest, dass mentale Toughness auch in der
Selbstwirksamkeitstheorie von Bandura
(1977), in der Theorie der gelernten Hilf-
losigkeit von Seligman (1975) sowie der
Theorie der Stressresilienz von Lazarus
und Folkman (1984) eine zentrale Rol-
le einnimmt. Gleichzeitig misst Cherry
(2005) mit Bezug auf die Arbeiten von
Jones et al. (2002) der Aufmerksamkeits-
kontrolle eine besonders wichtige Stel-
lung zu. Der MTQ von Cherry umfasst
entsprechend 4 Dimensionen (Aufblü-
hen durch Herausforderung, Aufmerk-
samkeitskontrolle, Selbstvertrauen, Resi-
lienz), die mit Ausnahme der Resilienz-
Dimension eine zufriedenstellende Relia-
bilität aufweisen. Die Items wurden von
Trainern und Sportpsychologen auf ihre
Relevanz hin überprüft. Angaben zur
konvergenten und diskriminanten Validi-
tät fehlen weitestgehend. Auch wurde der
MTQ von Cherry über die Validierungs-
studie hinaus nicht weiter angewendet.
Mental Toughness Inventory (MTI)
Das Mental Toughness Inventory ent-
spricht einem weiteren kontextunspezifi-
schen Instrument zur Erfassung von men-
taler Toughness (Middleton et al., 2006).
Basierend auf qualitativen Interviews mit
jugendlichen Eliteathleten (Middleton
et al., 2005), wurde ein 36-Item-Inven-
tar entwickelt. Das MTI erfasst insge-
samt 12 Dimensionen (. Abb. 1) und
bietet einen Gesamtindex. In einer Studie
mit 730 Leistungssportlern (Multi-Sport-
Sample) konnte die Faktorenstruktur be-
stätigt werden. Es ergaben sich Belege für
die konvergente und diskriminante Vali-
dität. Alle Subskalen erwiesen sich als in-
tern konsistent (α=0,82−0,94). Belege für
die hierarchische Struktur des MTI liegen
bislang nicht vor. Außerdem basiert die
Entwicklung auf einer sehr eng gefassten
Stichprobe.
Sport Mental Toughness
Questionnaire (SMTQ)
Wie der MTI erfasst auch der Sport Men-
tal Toughness Questionnaire (SMTQ)
das Konstrukt kontextunabhängig. Ob-
schon die mittels explorativer Fakto-
renanalyse (n=633 Athleten aus 25 ver-
schiedenen Sportarten, 16–21 Jahre) er-
mittelte 4-Faktoren-Lösung konfirma-
torisch bestätigt werden konnte (n=509
Athlete n au s 26 Sportarten, 18–48 Jahre),
wird von den Autoren nicht schlüssig be-
gründet, auf welchem theoretischen Fun-
dament ihr Instrument aufbaut und wie
die Items entwickelt wurden. Die interne
Konsistenz der 3 Skalen (Vertrauen, Kons-
tanz, Kontrolle) ist gewährleistet. Es feh-
len weiterführende Studien, so dass hin-
sichtlich der Kriteriumsvalidität noch kei-
ne Schlüsse gezogen werden können.
Australian Football Mental
Toughness Inventory
(AfMTI) und Cricket Mental
Toughness Inventory (CMTI)
Mit dem Australian Football Mental
Toughness Inventory (AfMTI) und dem
Cricket Mental Toughness Inventory
(CMTI) liegen bislang zwei sportartspe-
zifische Messinstrumente vor. Gucciardi
et al. (2009) gingen davon aus, dass die
interne Konstruktvalidität des PPI in frü-
heren Studien deshalb mangelhaft aus-
fiel, weil keine kontextspezifischen An-
gaben erfasst wurden. Das AfMTI hat
deshalb zum Ziel, basierend auf qualita-
tiven Interviews (Gucciardi et al., 2008),
die spezifischen Komponenten menta-
ler Toughness im Australian Football zu
messen. Das AfMTI besteht aus 24 Items
und 4 Dimensionen (Aufblühen durch
Herausforderungen, Sportbewusstsein,
harte Einstellung, Verlangen nach Er-
folg). Zwischen den AfMTI-Subskalen
existieren moderate Korrelationen. Mit
418 männlichen Athleten (15–30 Jahre,
Elite und Subelite) ergaben sich selbst
dann zufriedenstellende Reliabilitätsko-
effizienten, wenn die Spieler fremdbe-
wertet wurden (α=0,70−0,89). Außer-
dem waren die Skalen nahezu unkor-
reliert mit sozialer Erwünschtheit. Das
CMTI wurde mit Hilfe ähnlicher Me-
thoden mittels drei unabhängiger Stich-
proben (zwei Stichproben mit 285 Spie-
lern aus verschiedenen Ländern, 433 aus-
tralische Spieler) validiert (Gucciardi &
Gordon, 2009). Auch für die 5 Skalen des
CMTI ergaben sich Belege für die fakto-
rielle Validität, die konvergente und dis-
kriminante Validität sowie die Reliabili-
tät.
Zusammenfassung
Insgesamt bestehen zum aktuellen Zeit-
punkt mindestens 7 Instrumente zur
Erfassung von mentaler Toughness
(. Tab . 2 ). Während der Einsatz des
PPI aufgrund ungenügender psychome-
trischer Eigenschaften nicht unproble-
matisch erscheint, ist die Faktorenstruk-
tur der anderen Messinstrumente empi-
risch besser abgesichert. Einzuschränken
ist, dass die Faktorenstruktur des MTQ48
von Clough et al. (2002) erst in einer Stu-
die mittels konfirmatorischer Verfahren
bestätigt wurde (Horsburgh et al., 2009).
Das MTI und der SMTQ weisen beide gu-
te psychometrische Eigenschaften auf, al-
lerdings existieren zu diesen Inventaren
keine weiterführenden Studien. Dasselbe
gilt für das AfMTI und das CMTI, deren
Einsatzmöglichkeiten wegen ihres engen
Fokus stark begrenzt sind.
Soziodemographische Merkmale
und mentale Toughness
Eine Untersuchung mit dem MTQ48 deu-
tet darauf hin, dass männliche Athleten
in den meisten Subdimensionen höhere
Toug hness -We r te e r z ie l e n a ls S p o rt l e r i n-
nen (Nicholls et al., 2009). In zwei weite-
ren Studien mit demselben Messinstru-
ment konnte dieser Befund jedoch nicht
bestätigt werden (Crust & Azadi, 2009,
2010). Drei Studien zeigen, dass menta-
le Toughness mit steigendem Alter und
Wettkampferfahrung zunimmt (Cherry,
2005; Gucciardi et al., 2009; Nicholls et
al., 2009).
Mit Blick auf mögliche cross-kul-
turelle Unterschiede liegen erst weni-
ge Erkenntnisse vor. Hinweise darauf,
dass Nationalität und mentale Tough-
ness in Verbindung stehen, ergaben sich
aus einer Studie mit englischen und aus-
tralischen Spielern der Universitäts-Na-
tionalmannschaften im Rugby (Sheard,
2009). Ausschlaggebend für die Studie
war, dass Australien zwischen 1975 und
2000 sechsmal in Folge die Rugby-Wel t-
meisterschaften gewann. Da zwischen
den Nationalmannschaften keine Unter-
schiede in der körperlichen und takti-
schen Vorbereitung gefunden werden
konnten (Brewer & Davis, 1995), wur-
den zur Erklärung psychologische Fakto-
289
Sportwissenschaft 4 · 2011
|
ren ins Feld geführt (Golby et al., 2003).
Der Vergleich der beiden Teams bestä-
tigte, dass australische Spieler tatsäch-
lich einen höheren PPI-A-Gesamtscore
aufwiesen.
Mentale Toughness und
sportlicher Erfolg
Mentale Toughness wird von Athleten,
Tr ai ne rn un d S p or tp sy ch o lo ge n a ls z en -
trale erfolgsbestimmende Eigenschaft be-
trachtet (Mack & Ragan, 2008). Die Fra-
ge, ob zwischen mentaler Toughness und
sportlichem Erfolg ein Zusammenhang
besteht, ist deshalb aus praktischer Sicht
von zentraler Bedeutung. Gleichzeitig
ist der Nachweis eines Zusammenhangs
Tab . 2 Übersicht über Instrumente zur Erfassung mentaler Toughness
Instrument Entwicklungsgrundlage und
Einsatzbereich
Anzahl Dimensionen Items Bewertung von Validität und Reliabilität
Psychological
Performance
Inventory (PPI:
Loehr, 1986,
1994)
Eigene Praxiserfahrungen, indivi-
duelle Anekdoten und Ratgeber-
Publikationen.
Sportpsychologische Diagnostik
in verschiedenen Sportarten.
7: Selbstvertrauen, Aufmerksam-
keitskontrolle, negative Energie,
Motivation, Einstellungsmanage-
ment, positive Energie, Visuali-
sierung/Kontrolle von mentalen
Vorstellungen
42 Insgesamt mangelhafte psychometrische Eigen-
schaften: Skalen lassen sich konfirmatorisch nicht
einwandfrei bestätigen und Korrelationen zwischen
Skalen sind inadäquat. Modellpassung mit alternativer
Faktorenlösung zwar besser, Skala hinsichtlich Kont-
rolle fehlt aber.
Mental Tough-
ness Question-
naire (MTQ:
Clough et al.,
2002)
Interviews mit Athleten, Trainer n
und Sportpsychologen sowie Be-
zugnahme auf Hardiness-Theorie.
Sportpsychologische Diagnostik
in verschiedenen Sportarten.
4: Kontrolle, Kommitment, Her-
ausforderung, Vertrauen
48 Korrelationen mit anderen Konstrukten in erwartete
Richtung, teilweise aber sehr hoch ausgeprägt. Frag-
lich ist, ob die einzelnen Subskalen nicht dasselbe
Konstrukt erfassen bzw. welcher prädiktive Nutzen
sich über bekannte Konstrukte hinaus ergibt (z. B.
Selbstwirksamkeit, Neurotizismus). Faktorenstruktur
konfirmatorisch noch nicht überzeugend bestätigt.
Reliabilität außer bei emotionaler Kontrolldimension
zufriedenstellend.
Mental Tough-
ness Question-
naire (MTQ:
Cherry, 2005)
Bezugnahme auf Theorie der
gelernten Hilflosigkeit, der Selbst-
wirksamkeit und der Resilienz;
Ergänzung durch Befunde aus
qualitativen Studien; Bestätigung
der Items durch Trainer und
Sportpsychologen.
Sportpsychologische Diagnostik
in verschiedenen Sportarten.
4: Aufblühen durch Herausforde-
rung, Aufmerksamkeitskontrolle,
Selbstvertrauen, Resilienz
11 Validierung ausschließlich explorativ und mit kleiner
Stichprobe. Konvergente und diskriminante Validität
noch nicht ausreichend belegt. Bislang noch wenige
Ergebnisse über Validierungsstudie hinaus. Skalen teil-
weise mit wenigen Items bestückt. Validierung nur mit
Athleten von Universitätsteams.
Mental Tough-
ness Inventory
(MTI: Middleton
et al., 2005)
Interviews mit Athleten, Trainer n
und Sportpsychologen sowie
Bezugnahme auf verschiedene
psychologische Theorien (z. B.
Selbstkonzept-Theorie, Kompe-
tenz-Theorie).
Sportpsychologische Diagnostik
in verschiedenen Sportarten.
12: Selbstwirksamkeit, mentales
Selbstkonzept, Potenzial, Ver-
trautheit mit Aufgabe, persön-
liche Bestleistung, Aufgaben-
valenz, Kommitment bei Ziel-
verfolgung, aufgabenbezogene
Aufmerksamkeit, Beharrlichkeit,
Positivität, Stressminimierung,
positiver Vergleich
36 Faktorenstruktur konfirmatorisch bestätigt, Korre-
lationen mit verwandten Konstrukten in erwartete
Richtung: allerdings nur mit jugendlichen Eliteathleten
überprüft. Es wurde ein hierarchisches Modell postu-
liert; die hierarchische Ordnung ist jedoch empirisch
nicht belegt. Reliabilität der Skalen insgesamt zu-
friedenstellend. Bislang noch wenige Ergebnisse über
Validierungsstudie hinaus.
Sport Mental
Tou ghnes s Ques-
tionnaire (SMTQ:
Sheard, Golby
& van Wersch,
2009)
Themen und Aussagen von
qualitativen Studien, Bedeutsam-
keit von Athleten und Trainern
bewertet. Sportpsychologische
Diagnostik in verschiedenen
Sportarten.
3: Selbstvertrauen, Konstanz,
Kontrolle
14 Explorative und konfirmatorische Überprüfung der
Faktorenstruktur mit 2 Stichproben. Konvergente
und diskriminante Validität bestätigt durch moderate
Korrelationen mit Hardiness und Optimismus. Aus-
wahl der Items scheint willkürlich. Bislang noch keine
Ergebnisse über Validierungsstudie hinaus.
Australian Foot-
ball Mental
Tou ghnes s Inven-
tory (AfMTI: Guc-
ciardi, Gordon &
Dimmock, 2009)
Items mit Hilfe von Trai nern ent-
wickelt.
Sportpsychologische Diagnostik
im Australian Football.
4: Aufblühen durch Herausfor-
derung, Sportbewusstsein, harte
Einstellung, Verlangen nach
Erfolg
24 Faktorenstruktur mittels konfirmatorischer Verfahren
und mit mehreren Stichproben bestätigt. Moderate
Korrelationen mit verwandten Konstrukten in erwar-
tete Richtung (Flow, Hardiness). Reliabilität der Skalen
ist zufriedenstellend. Einsatzbereich ist auf Australian
Football beschränkt.
Cricket Mental
Tou ghnes s Inven-
tory (CMTI: Guc-
ciardi & Gordon,
2009)
Items mit Hilfe aktiver und ehe-
maliger Cricketspieler entwickelt
und auf Bedeutsamkeit überprüft.
Sportpsychologische Diagnostik
im Cricket.
5: Emotionale Intelligenz, Auf-
merksamkeitskontrolle, Resilienz,
Selbstvertrauen, Verlangen nach
Erfolg
15 Faktorenstruktur mittels konfirmatorischer Verfahren
und mit mehreren Stichproben bestätigt. Moderate
Korrelationen mit verwandten Konstrukten in erwarte-
te Richtung (Flow, Hardiness, Resilienz, Burnout). Relia-
bilität der Skalen ist zufriedenstellend. Einsatzbereich
ist auf Cricket beschränkt.
290
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Sportwissenschaft 4 · 2011
Hauptbeiträge
zwischen mentaler Toughness und dem
sportlichen Erfolg auch als Beleg für die
Kriteriumsvalidität der einzelnen Mess-
instrumente wichtig.
Insgesamt zeigen die meisten bisheri-
gen Studien, dass leistungsstärkere Ath-
leten tatsächlich höhere Toughness-We r-
te aufweisen (Gucciardi et al., 2009). In
einer Untersuchung mit 40 malaysischen
Wushu- Athleten fanden Kuan und Roy
(2007) beispielsweise, dass an univer-
sitären Wettkämpfen Medalliengewin-
ner in den PPI-Subskalen Selbstvertrau-
en und Kontrolle negativer Energie hö-
here Werte erzielen. Unabhängig von
den verwendeten Messinstrumenten und
den untersuchten Stichproben waren die
Unte rsch iede i. d. R. aber nicht besonders
hoch ausgeprägt und zeigten sich nicht
in allen erfassten Subdimensionen (vgl.
Cherry, 2005; Crust & Azadi, 2010; Golby
& Sheard, 2004; Nizam, Omar-Fauzee &
Abu Samah, 2009; Shin & Lee, 1994). In
einer Studie (677 männliche und weibli-
che Athleten mit Wettkampferfahrung auf
internationalem, nationalem, regionalem,
Klub-/Universitäts- bzw. Anfängerniveau)
blieben die erwarteten Differenzen sogar
aus (Nicholls et al., 2009).
Aus den vorliegenden Studien kann
gesch lossen werden, d ass mentale
Toug h ness und sportlicher Erfolg mit-
einander assoziiert sind. Angesichts der
verhältnismäßig gering ausgeprägten Zu-
sammenhänge warnen Wissenschaftler
allerdings davor, die Bedeutung menta-
ler Toughness zur Vorhersage von sport-
lichem Erfolg zu überschätzen, sondern
geben zu bedenken, dass weitere Fak-
toren wie physische Voraussetzungen,
technische Fertigkeiten, andere psycho-
logische Variablen oder die Anzahl ge-
leisteter Trainingsstunden („deliberate
practice“) eine ebenso bedeutsame Rol-
le spielen (Crust & Azadi, 2010; Nicholls
et al., 2009). Weitere mögliche Gründe,
weshalb der Zusammenhang zwischen
mentaler Toughness und sportlichem Er-
folg nicht höher ausgeprägt ist, werden in
der Diskussion genannt.
Obschon zwischen mentaler Tough-
ness und sportlichem Erfolg erst ansatz-
weise ein signifikanter Zusammenhang
nachgewiesen werden konnte, wurde
von Forschern der Frage nachgegangen,
durch welche Mechanismen sich diese
Beziehung begründen lässt. Als mögli-
che Einflussfaktoren wurden Unterschie-
de in der Stresswahrnehmung, den Bewäl-
tigungsstrategien und der Intensität erleb-
ter Emotionen untersucht. Eine Studie be-
fasste sich zudem mit dem Einfluss men-
taler Toughness auf den Rehabilitations-
prozess bei Sportverletzungen.
Stresswahrnehmung und
Bewältigungsstrategien
In allen gängigen Definitionen von men-
taler Toughness wird postuliert, dass
mental starke Athleten in der Lage sind,
die aus Training, Wettkampf und außer-
sportlichem Leben resultierenden Belas-
tungen erfolgreich zu bewältigen (Jones et
al., 2007; Mack & Ragan, 2008; Thelwell
et al., 2005). Entsprechend ist anzuneh-
men, dass mental starke Athleten stress-
hafte Belastungen weniger negativ wahr-
nehmen oder über besonders günstige Be-
wältigungsstrategien verfügen. Diese Zu-
sammenhänge konnten bislang mehrfach
bestätigt werden.
Kaiseler et al. (2009) wiesen nach,
dass hohe MTQ48-Werte negativ mit
der wahrgenommenen Intensität eines
(selbstidentifizierten) Stressors sowie der
wahrgenommenen Kontrollierbarkeit
des Stressors korrelieren. Ähnlich stell-
ten Levy, Polman, Clough, Marchant und
Earle (2006) fest, dass mental starke Reha-
Patienten die Rehabilitationsphase als we-
niger bedrohlich einstufen.
Mit Blick auf die Coping-Hypothese
verdeutlichten Studien mit dem MTQ48,
dass mentale Toughness mit mehr pro-
blem orientierten Bewältigungsstrate-
gien in Verbindung steht (z. B. menta-
le Auseinandersetzung, Gedankenkon-
trolle, Problemanalyse). Ebenso zeigte
sich, dass mental starke Athleten zu we-
niger emotionszentriertem und vermei-
dendem Cop ing neigen (Crust & Azadi,
2010; Kaiseler et al., 2009; Nicholls, Pol-
man, Levy & Backhouse, 2008), wobei
die einzelnen Subskalen mit 4–20% auf-
geklärter Varianz einen kleinen bis mitt-
leren Beitrag zur Vorhersage der Bewäl-
tigungsstrategien leisteten (Nicholls et al.,
2008).
Intensität erlebter Emotionen
Des Weiteren wurde die Hypothese unter-
sucht, ob mental starke Athleten auf Wi-
derstände mit weniger intensiven Emo-
tionen reagieren. Hinweise auf die Gül-
tigkeit dieser Annahme resultierten aus
einem Experiment von Clough et al.
(2002), in dem die Autoren Reaktionen
von Athleten auf die Leistungsrückmel-
dung nach einer motorischen Aufgabe un-
tersuchten. Die Studie zeigt, dass bei den
Teilnehmenden mit tiefen MTQ48-Wer-
ten ein negatives Feedback zu schlech-
teren Ergebnissen in einer nachfolgenden,
kognitiven Planungsaufgabe führte. In ei-
ner weiteren Studie deutete sich zudem
an, dass mentale Toughness mit dem ver-
mehrten Einsatz emotionaler Kontroll-
strategien in Verbindung steht, wie etwa
positiven Selbstgesprächen und Entspan-
nungstechniken (Crust & Azadi, 2010).
Außerdem verdeutlichten Gucciardi et al.
(2009), dass die AfMTI Subskalen posi-
tiv mit dem dispositionalen Flowerleben
korrelieren (r=−0,10−0,62). Eine direkte
Überprüfung der Affekt-Hypothese führ-
te indes nicht zu den erwarteten Zusam-
menhängen. So fand Crust (2009) in ei-
ner Studie mit 112 Ath leten (55 Männer,
57 Frauen, 18–51 Jahre, unterschiedliche
Sportarten und Leistungsniveaus), dass
mentale Toughness und die Intensität er-
lebter Emotionen nicht miteinander in
Verbindung stehen. Dieser Befund zeigt
an, dass mental starke Athleten bei stress-
haften Belastungen nicht weniger inten-
sive Emotionen verspüren, dass sie aber
besser in der Lage sind, mit den erlebten
Emotionen umzugehen.
Sportrehabilitationsverlauf
Levy et al. (2006) untersuchten, wie sich
mentale Toughness auf den Verlauf und
den Erfolg einer Sportrehabilitation aus-
wirkt. Die Befunde zeigen, dass Patienten
mit hohen MTQ48-Werten häufiger an
den Therapie-Sitzungen teilnahmen, dass
mental weniger starke Personen während
der Trainingseinheiten jedoch mehr po-
sitives Verhalten zeigten. Die Autoren
kommen zu dem Schluss, dass mentale
Toughness den Erfolg einer Sportrehabi-
litation negativ beeinflussen kann, weil
mental starke Personen ggf. eine höhere
291
Sportwissenschaft 4 · 2011
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Schmerztoleranzgrenze aufweisen, den
Schweregrad sowie die Wahrscheinlich-
keit eines wiederholten Auftretens ihrer
Verletzung unterschätzen und deshalb die
Relevanz der Rehabilitationsmaßnahmen
als weniger bedeutsam einstufen. Zudem
kann nach Crust (2008) die im Sport gän-
gige „No pain no gain“-Philosophie men-
tal starke Athleten dazu verleiten, ihr Trai-
ning zu früh wieder aufzunehmen.
Schattenseite
Die Studie von Levy et al. (2006) deutet
darauf hin, dass mentale Toughness mög-
licherweise eine Schattenseite aufweist.
Nicholls et al. (2009) stellten die Hypo-
these auf, dass mentale Toughness und die
Suche nach sozialer Unterstützung nicht
kompatibel seien, da mental starke Perso-
nen normalerweise ein hohes Selbstver-
trauen und hohe internale Kontrollüber-
zeugungen aufwiesen. Damit seien mental
starke Personen in besonderer Weise mo-
tiviert, Probleme ohne Hilfe anderer zu lö-
sen. Für den Bereich des Sports wurde die-
se Annahme in einer Untersuchung mit
dem MTQ48 und der Leadership in Sport
Scale (LSS; Chelladurai, 1990) zum er-
wünschten Trainerverhalten zum Teil be-
stätigt (Crust & Azadi, 2009). Allerdings
war nur die Subskala, die das Vertrauen
in die eigenen Fähigkeiten misst, negativ
mit dem Wunsch nach sozialer Unterstüt-
zung korreliert. Andererseits zeigten sich
zwischen nahezu allen MTQ48-Subskalen
und der Instruktions-/Trainings-Dimen-
sion des LSS positive Zusammenhänge.
Dieser Befund ist im Einklang mit der Er-
kenntnis, dass mental starke Athleten ihr
Training und ihre Wettkämpfe besonders
sorgfältig vorbereiten und sich darum ein
Tr ai ne r ve rh a lt en w ün sc h en , d a s f un k ti o -
nal auf eine Leistungssteigerung mittels
Verfeinerung technischer und taktischer
Fertigkeiten hinzielt.
Entwicklung von
mentaler Toughness
Nachdem in frühen Arbeiten konzeptu-
elle Klarheit geschaffen werden konnte,
wandten sich Forschende zunehmend der
Frage zu, wie und wann mentale Tough-
ness entsteht. Gerade für anwendungs-
orientierte Sportpsychologen können
sich daraus wichtige Hinweise ergeben,
welche Eigenschaften und Fertigkeiten in
welcher Lebens- bzw. Karrierephase er-
worben werden, welche Faktoren im Um-
feld eines Athleten förderlich bzw. hin-
derlich sind, ob und wie mentale Tough-
ness mit einem Mentaltraining beeinflusst
werden kann bzw. wann ein psychologi-
sches Training einsetzen sollte (Crust
& Azadi, 2010). Im folgenden Abschnitt
wird deshalb zunächst geklärt, ob menta-
le Toughness als stabile Eigenschaft oder
aktueller Zustand verstanden werden soll.
Im Anschluss daran werden die wichtigs-
ten (heuristischen) Entwicklungsmodelle
vorgestellt, während zum Schluss geprüft
wird, ob sich mentale Toughness durch
ein Mentaltraining verbessern lässt.
Persönlichkeitsmerkmal oder
momentaner Zustand?
Für die Konzeption mentaler Tough-
ness als stabiles Persönlichkeitsmerkmal
spricht die Tatsache, dass nach Cattell
(1957) „tough-mindedness“ einem von
16 primären Persönlichkeitszügen (Emp-
findsamkeit) zugerechnet werden kann
(Crust, 2008). Analog dazu betonten auch
Jones et al. (2002) in ihrer Definition, dass
die Attribute, die mentale Toughness aus-
machen, angeboren seien oder im Lau-
fe des Lebens erworben werden könnten.
Noch expliziter unterstreichen Clough
et al. (2002) den Trait-Charakter, indem
sie mentale Toughness als Prädisposition
von Athleten bezeichnen, während Wett-
kämpfen und sonstigen Belastungen rela-
tiv unberührt zu bleiben.
In welchem Maße mentale Tough-
ness auf eine genetische Veranlagung zu-
rückgeführt werden kann, ist heute noch
nicht vollständig geklärt. Golby und
Sheard (2006) fanden in einer Studie mit
jugendlichen Schwimmern (nationales
We tt k am pf n iv e au ) k ei n en Z us a mm e n-
hang zwischen mentaler Toughness (PPI)
und dem Genotyp (Serotonin-Transpor-
ter 5-HHT-Gen). Im Gegensatz dazu er-
kannten Horsburgh et al. (2009) in einer
Studie mit 219 mono- und dizygotischen
Zwil lingen eine starke genetis che Komp o-
nente. Die Erblichkeit der einzelnen Sub-
dimensionen sowie des Gesamtindex lag
zwischen 36 und 56%, was vergleichbar
ist mit dem Erblichkeitsanteil der meisten
anderen Persönlichkeitsmerkmale (Jang,
Livesley, Angleitner, Rieman & Vernon,
2002; Johnson, Vernon & Feiler, 2008;
Plomin, DeFries & McClearn, 1990). Über
die Erblichkeit hinaus waren die individu-
ellen Unterschiede in den MTQ48-We r-
ten v. a. auf nicht geteilte Umwelteinflüs-
se zurückzuführen. Zudem zeigten sich
signifikante Korrelationen mit den Big-
Five-Persönlichkeitsfaktoren. Im Spezi-
ellen ergaben sich negative Zusammen-
hänge mit Neurotizismus (r=−0,64) sowie
positive Zusammenhänge mit Extraversi-
on (r=0,45), Offenheit (r=0,18), Verträg-
lichkeit (r=0,20) und Rigidität/Gewissen-
haftigkeit (r=0,43). Weiterer Support re-
sultierte aus Studien, in denen die Zusam-
menhänge zwischen mentaler Toughness
und Bewältigungsstrategien untersucht
wurden. Die Tatsache, dass in allen Studi-
en signifikante, aber lediglich schwach bis
moderat ausgeprägte Korrelationen auf-
traten, stützt die Trait-Hypothese dahin-
gehend, dass Coping einem dynamischen
und situationsabhängigen Prozess ent-
spricht, der von Persönlichkeitsmerkma-
len zwar beeinflusst, aber nicht vollstän-
dig erklärt werden kann (Crust & Azadi,
2009, 2010; Nicholls et al., 2009).
Obschon die referierten Befunde den
Einfluss genetischer Faktoren stützen und
vieles dafür spricht, dass mentale Tough-
ness einer verhältnismäßig stabilen Eigen-
schaft entspricht, herrscht Konsens, dass
sich Veranlagung („nature“) und Umwelt
(„nurture“) nicht gegenseitig ausschlie-
ßen (Golby & Sheard, 2006). Nach Jones
et al. (2007) sind entsprechend viele er-
folgreiche Athleten der Auffassung, dass
Sportler eine natürliche mentale Stärke
besitzen, die sich aber erst im Verlauf ih-
rer Karriere richtig entfaltet. Die Inter-
views mit Olympiasiegern und Weltmeis-
tern zeigen, dass mentale Toughness über
die Zeit hinweg eine bestimmte Fluktuati-
on aufweist und nicht immer gleich hoch
ausgeprägt ist (vgl. auch Bull et al., 2005).
Ebenso wurde darauf hingewiesen, dass
der Umgang mit bestimmten Belastungen
leichter fällt, wenn man sich zum zweiten
Mal mit ihnen konfrontiert sieht (z. B.
Te i ln a h m e a n Ol y m pi s c h e n S p ie l e n ) .
Im Fazit heben Forscher, die in der
mentalen Toughness eine stabile Eigen-
schaft sehen, deren breiten Einfluss auf die
Wahrnehmung, das Empfinden und das
292
|
Sportwissenschaft 4 · 2011
Hauptbeiträge
Verhalten von Athleten hervor (Clough
et al., 2002; Horsburgh et al., 2009). Da-
bei sollte jedoch nicht übersehen wer-
den, dass sie auch von Umwelteinflüs-
sen abhängt und Zustandselemente auf-
weist. Für die praktische Arbeit mit Ath-
leten bleibt deshalb die Analyse von situ-
ationsbezogenen Denk- und Handlungs-
mustern von zentraler Bedeutung.
Entwicklungsmodelle
Mittlerweile haben verschiedene For-
schergruppen die Wechselwirkung von
Veranlagung und Umwelt in ihre Ent-
wicklungsmodelle integriert. Beispiels-
weise leiteten Bull et al. (2005) auf Inter-
views mit 12 englischen Cricketspielern
aufbauend eine 4-stufige Toughness-Py-
ramide ab. Ihr Modell unterstreicht, dass
sich mentale Toughness im Sport über ei-
nen langen Zeitraum entwickelt und die
Basis in den frühen Phasen einer Junio-
renkarriere gelegt wird. Umweltbezogene
Einflüsse („environmental influences“)
bilden das Fundament, aus dem heraus
sich ein mental starker Charakter („tough
character“) entwickeln kann; auf Umwelt-
einflüsse sollte deshalb in der Talentförde-
rung ein besonderes Augenmerk gerich-
tet werden. Auf der Charakterebene wird
der Fokus auf Merkmale gerichtet, die
von Athleten geteilt werden und über ver-
schiedene Situationen hinweg zum Tra-
gen kommen. Im Gegensatz dazu werden
mit Toughness-Einstellungen („tough at-
titudes“) weniger stabile Handlungsmus-
ter beschrieben, die von Athleten leichter
erworben werden können und eher situa-
tionsspezifisch ausgeprägt sind. Bull et al.
(2005) nehmen an, dass eine Kombination
von Toughness-Charaktereigenschaften
und Toughness-Einstellungen wirkliche
mentale Stärke ausmacht. Die Toughness-
Denkmuster („tough thinking“) stellen
die oberste Ebene der Pyramide dar und
beschreiben wünschenswerte Denkwei-
sen, die ein Athlet in der Wettkampfsitua-
tion selbst an den Tag legen sollte („match
winning thinking“). Diese Kategorie be-
zeichnet die Fähigkeit eines Athleten, sei-
ne Prädispositionen ausschöpfen und die
allgemeinen Toughness-Einstellungen im
We tt k a mp f an w e nd e n zu k ö nn e n .
Mit der Unterscheidung einer Tough-
ness-Orientierung (Fokus auf Charakter-
merkmalen) und Toughness-Strategien
(Fokus auf veränderbaren und situations-
spezifischen Denk- und Handlungsmus-
tern) weist das Modell von Middleton et
al. (2006) in eine ähnliche Richtung. Wei-
terführende Erkenntnisse ergeben sich
aus dem von Jones et al. (2007) entwickel-
ten Toughness-Rahmenmodell („tough-
ness framework“), in dem beschrieben
wird, welche Eigenschaften und Hand-
lungsstrategien nach Ansicht von Welt-
klasseathleten in einzelnen Karrierepha-
sen erworben werden und welche Ein-
flüsse die Entwicklung dieser Attribute
begünstigen.
Trainierbarkeit
Vor de m H in te rgr un d, da ss me nt a-
le Toughness nur zu Teilen erblich de-
terminiert ist, stellt sich die Frage nach
den Einflussmöglichkeiten eines Men-
taltrainings auf die Entwicklung menta-
ler Tough ness. Basierend auf einer quali-
tativen Follow-up-Befragung der Inter-
viewpartner der Jones et al. (2002)-Stu-
die, kamen Connaughton et al. (2008)
zum Schluss, dass dem Mentaltraining
hinsichtlich eines langfristigen Aufbaus
und der Aufrechterhaltung von men-
taler Toughness eine Schlüsselrolle zu-
kommt. Die Autoren stellten zudem fest,
dass mentale Tough ness erst nach etwa
3 Jahren Wettkampferfahrung auf Spit-
zenniveau ein Höchstmaß erreicht. Im
Gegensatz dazu standen die Teilneh-
menden einer weiteren Interviewstu-
die den Erfolgschancen eines psycho-
logischen Trainings weitaus skeptischer
gegenüber (Bull et al., 2005). Diese Ein-
schätzung teilen auch Crust und Azadi
(2010) mit der Begründung, dass in der
Ta le n tf o rs c hu ng d i e B ed e ut u ng e i ne s h o -
hen Trainingsumfangs („deliberate prac-
tice“; Ericsson, Krampe & Tesch-Römer,
1993) als besonders bedeutsam identi-
fiziert wurde und deshalb der Einfluss
psychologischer Beratung nicht über-
schätzt werden darf. Gegen diese Sicht-
weise kann jedoch mit Sheard und Gol-
by (2006) eingewendet werden, dass auf
Weltklasseebene schon kleine Leistungs-
steigerungen über Erfolg und Misserfolg
entscheiden und psychologische Fer-
tigkeiten durchaus das Zünglein an der
Waage spielen können.
Experimentelle Studien, in denen der
Einfluss eines Mentaltrainings auf die
Leistung und die mentale Toughness em-
pirisch getestet wurden, sind zum heuti-
gen Zeitpunkt Mangelware. Sheard und
Golby (2006) führten mit 36 jugendlichen
Spitzenschwimmern (13 Jungen, 23 Mäd-
chen) ohne vorgängige Erfahrung mit
Mentaltraining eine 7-wöchige, aus Inputs
zum Thema Zielsetzung, Visualisierung,
Entspannungstechniken und Gedanken-
kontrolle bestehende Intervention durch
(45 min pro Woche). Die Ergebnisse be-
legen den positiven Einfluss des Mental-
trainings auf die Schwimmleistung und
die psychologische Entwicklung (Verbes-
serungen in mentaler Toughness, Har-
diness, Selbstwirksamkeit, Optimismus
und Affekt). Angesichts der schwachen
psychometrischen Eigenschaften des PPI
sind die Befunde aber mit Vorsicht zu
interpretieren. Ebenso bleibt offen, wel-
che spezifischen Inputs am meisten zum
Erfolg des Programms beigetragen haben.
Diskussion und Ausblick
Die wichtigsten Befunde der vorliegenden
Literaturübersicht lassen sich wie folgt zu-
sammenfassen: Mittels qualitativer Studi-
en gelang es zunächst, definitorische Klar-
heit zu schaffen und Orientierungshilfen
zur Operationalisierung des Konstrukts
bereitzustellen. Die entwickelten Defini-
tionen weisen durch den Einbezug von
Athleten, Trainern und Sportpsycholo-
gen vordergründig eine hohe Inhaltsvali-
dität auf. Allerdings wurde kritisiert, dass
nur in den wenigsten Studien Athleten
befragt wurden, die als besonders men-
tal stark galten. Unabhängig davon ergab
sich zwischen den aus unterschiedlichen
Studien resultierenden Definitionen und
den identifizierten Faktoren ein zufrie-
denstellender Deckungsgrad. Die Frage,
wie viele Dimensionen wirklich notwen-
dig sind, um das Konstrukt der mentalen
Toughness treffend zu beschreiben, ist
weiterhin offen. Zudem wurde kritisiert,
dass in den meisten qualitativen Arbei-
ten ein atheoretischer Zugang zum The-
ma gewählt wurde.
Mittlerweile liegen über das PPI hi naus
weitere quantitative Messinstrumente vor,
deren Validität und Reliabilität (in den
meisten Fällen) mehrfach überprüft wur-
293
Sportwissenschaft 4 · 2011
|
den. Die psychometrischen Eigenschaf-
ten des PPI haben sich insgesamt als we-
nig überzeugend erwiesen, obschon die-
ses Instrument in der Praxis für diagnos-
tische Zwecke häufig eingesetzt wird. Die
meisten empirischen Befunde basieren
auf dem MTQ48, der sein theoretisches
Fundament in der Hardiness-Theorie von
Kobasa (1979) hat. Die faktorielle Validi-
tät des MTQ48 muss jedoch in zukünf-
tigen Arbeiten mittels konfirmatorischer
Verfahren bestätigt werden. Außerdem ist
unklar, ob sich angesichts der engen Be-
ziehung des MTQ48 zu etablierten Kons-
trukten wie der Selbstwirksamkeit oder
dem Neurotizismus überhaupt ein zusätz-
licher Nutzen zur Vorhersage des sportli-
chen Erfolgs ergibt. Ebenso scheint frag-
lich, inwiefern sich die im MTQ48 enthal-
tenen Dimensionen von jenen des Perso-
nal Views Survey III-R zur Erfassung
der Hardiness (Maddi & Koshaba, 2001)
unterscheiden. Die Konstruktvalidität des
MTI sowie des SMTQ ließen sich mittels
konfirmatorischer Faktorenanalysen be-
stätigen. Allerdings liegen über die Vali-
dierungsstudien hinaus noch keine empi-
rischen Befunde vor, so dass sich die An-
wendbarkeit und der Nutzen dieser Inst-
rumente momentan noch schwer abschät-
zen lassen. Für die sportpsychologische
Diagnostik besonders wertvoll scheinen
die beiden sportartspezifischen Instru-
mente von Gucciardi und Gordon (2009)
sowie Gucciardi, Gordon und Dimmock
(2009) zu sein. Durch sie wird deutlich,
dass über allgemeine mentale Kompeten-
zen hinaus in einzelnen Sportarten spezi-
fische mentale Fertigkeiten verlangt wer-
den. Allerdings konnte bislang noch nicht
belegt werden, dass solche spezifischen
Inventare in der Lage sind, die sportliche
Leistung besser vorherzusagen als allge-
meine Instrumente.
Die Literaturübersicht zeigte außer-
dem, dass zwischen mentaler Toughness
und sportlichem Erfolg ein signifikanter,
wenn auch schwacher Zusammenhang be-
steht, der sich jedoch nicht in allen Studi-
en nachweisen ließ. Einschränkend gilt es
anzufügen, dass aufgrund verschiedener
methodischer Mängel die bisherigen Be-
funde mit gebotener Zurückhaltung zu
beurteilen sind. Erstens wurden meis-
tens Hobbysportler, regionale, nationale
und internationale Athleten verglichen.
Beim Vergleich dieser Gruppen kommt
jedoch der Verdacht auf, dass mentale
Kompetenzen nur ein untergeordnetes
Unterscheidungsmerkmal darstellen und
die Unterschiede v. a. durch die unglei-
chen körperlichen Voraussetzungen be-
dingt sind. Vielmehr ist anzunehmen,
dass mentale Toughness insbesonde-
re dann bedeutsam wird, wenn Athleten
physisch und technisch gleich stark sind.
Zweitens besteht eine weitere Problema-
tik darin, dass selbst auf Weltklasseniveau
längst nicht alle Wettkämpfe knapp aus-
gehen. Folglich ist wenig wahrscheinlich,
dass beispielsweise im Tennis bei einem
klaren Zweisatz-Sieg mentale Toughness
über Erfolg und Misserfolg entschieden
hat, sondern dass die mentale Toughness
eines Athleten v. a. in eng umkämpften
Spielen oder spielentscheidenden Situati-
onen zum Tragen kommt (z. B. Breakbäl-
le, Satzende, Tie-Breaks). Drittens wurde
bislang nicht zwischen mentaler Tough-
ness auf Ebene Individuum und Gruppe
unterschieden, obwohl gerade bei Team-
sportarten der Erfolg nicht auf dem In-
dividuum, sondern einer Mannschafts-
leistung beruht. In zukünftigen Arbeiten
scheint es deshalb wichtig, den Zusam-
menhang zwischen mentaler Toughness
und sportlichem Erfolg auch auf einer
Gruppenebene zu betrachten (sind z. B.
mental starke Teams erfolgreicher?). Fer-
ner ist unklar, wie mentale Toughness als
Kriterium bei der Talentselektion genutzt
werden kann. Problematisch scheint dies
insofern, als sich mentale Toughness erst
im Verlauf der Adoleszenz entwickelt. Im
Fazit liegt der Schluss nahe, dass zwischen
mentaler Toughness und sportlichem Er-
folg deshalb kein allzu enger Zusammen-
hang gefunden wurde, da in den bishe-
rigen Studien die Erfolgskriterien zu we-
nig sorgfältig ausgewählt wurden.
Mit Blick auf die möglichen Wirkungs-
mechanismen deutete sich an, dass men-
tal starke Athleten über günstigere Bewäl-
tigungsstrategien verfügen. Die Korrela-
tionen fielen jedoch schwach bis mode-
rat aus, was angesichts der allgemeinen
Schwierigkeit der Coping-Forschung, ein-
deutig zwischen positiven und negativen
Bewältigungsstrategien zu unterscheiden,
nicht erstaunt. Mit anderen Worten ist
die Angemessenheit einer Bewältigungs-
strategie stets im Kontext der jeweiligen
Situation zu beurteilen. Ohne diesem
Umstand Rechnung zu tragen, sind kei-
ne starken Zusammenhänge zu erwarten.
Ferner existieren bislang keine Studien, ob
mental starke Personen unter kontrollier-
ten Stressbedingungen günstigere kogni-
tive, physiologische und verhaltensbezo-
gene Reaktionen aufweisen. Keine Unter-
schiede zeigten sich indes hinsichtlich der
Intensität erlebter Emotionen, wobei dies-
bezüglich weitere Studien in natürlichen
Settings gefordert sind.
Obschon sich Forscher einig scheinen,
dass mentale Toughness einem überdau-
ernden Merkmal entspricht, konnte in ei-
ner quasi-experimentellen Studie belegt
werden, dass mit einem Mentaltraining
positive Effekte erzielt werden können.
Zum aktuellen Zeitpunkt besteht aber wei-
terhin ein großer Mangel an quantitativen,
längsschnittlichen und experimentell an-
gelegten Studien (Crust, 2008). Insbeson-
dere der Frage, ob und mit welchen For-
men eines mentalen Fertigkeitstrainings
die mentale Toughness von Athleten ver-
bessert werden kann, scheint zentral, um
die Anwendbarkeit der vorliegenden Ins-
trumente als Diagnoseverfahren zu prü-
fen und den Nutzen unterschiedlicher
Toug hness -Trainings zu beurteilen.
Obwohl mehrere quantitative Messins-
trumente zur Erfassung mentaler Tough-
ness vorliegen, scheint insgesamt eine
weiterführende (konfirmatorische) Va-
lidierung wünschenswert (Crust, 2008).
Insbesondere wurde angeregt, die Tough-
ness-Skalen mittlels objektiver (insbeson-
dere physiologischer) Indikatoren zu va-
lidieren (Crust & Azadi, 2010; Crust &
Clough, 2005). Durch den Einbezug ob-
jektiver Verfahren kann weiterer Auf-
schluss gewonnen werden, welche Wir-
kungsmechanismen zwischen mentaler
To ug h ne s s u nd s p or t l ic h e m E r f ol g v er -
mitteln. Beispielsweise ließe sich mit-
tels Aufmerksamkeitstests die Hypothe-
se prüfen, ob mental starke Athleten des-
halb stressresistenter sind, weil sie sich bei
möglichen Ablenkungen besser auf die
anstehende Aufgabe konzentrieren kön-
nen (Fourie & Potgieter, 2001; Gould et al.,
2002; Jones et al., 2002).
Experimentelle Forschungsarbei-
ten können helfen, die Wirkungen eines
spezifischen Mentaltrainings auf die
mentale Toughness von Athleten genau-
294
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Sportwissenschaft 4 · 2011
Hauptbeiträge
er zu bestimmen (Crust & Azadi, 2010;
Sheard, 2009). Längsschnittliche Stu-
dien können umgekehrt aufzeigen, wie
sich mentale Toughness im Verlauf einer
Sportlerkarriere entwickelt (Thelwell et
al., 2005). Im Speziellen gilt es zu klären,
welche physischen, psychischen und so-
zialen Korrelate die Entstehung menta-
ler Toughness begünstigen. Wünschens-
wert scheint zudem eine Verlinkung mit
etablierten (sportwissenschaftlichen)
Theorien. Eine Verbindung von men-
taler Toughness und dem Umgang mit
plötzlichen Leistungseinbußen („slump-
related coping“; Eklund, Grove & Heard,
1998) oder Sportverletzungen (Klei nert,
2005) drängt sich gerade zu auf. Da-
rüber hinaus könnte untersucht wer-
den, wie sich der elterliche Erziehungs-
stil, die Freundschaftsbeziehungen im
Sport, die wahrgenommene Selbstdeter-
mination oder das motivationale Trai-
ningsklima auf die Entwicklung menta-
ler Tough ness auswirken. Hinsichtlich
des motivationalen Klimas nimmt Crust
(2008) an, dass im Spitzensport der Auf-
bau mentaler Toughness möglicherwei-
se durch ein raues, leistungsorientier-
tes Klima begünstigt wird. Daraus lie-
ßen sich Erkenntnisse ableiten, ob die
Förderung eines aufgabenorientierten
Klimas innerhalb von Leistungsstütz-
punkten tatsächlich die beste Vorberei-
tung auf die psychologischen Belastun-
gen des Leistungssports bietet. Ebenso
wichtig erscheint die Frage, wie es Athle-
ten gelingt, über ihre Sportkarriere hin-
weg, einen Zustand mentaler Stärke auf-
rechtzuerhalten (Jones et al., 2007). Zu-
dem sollte der Interaktion von überdau-
ernden und spezifischen Toughness-At-
tributen in zukünftigen Arbeiten mehr
Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Da die kognitive und physiologische
Leistungsfähigkeit eng miteinander ver-
knüpft sind, scheint außerdem ein psy-
chophysiologischer Zugang zum Thema
vielversprechend. Beispielsweise ist Kor-
tisol ein wichtiger Biomarker der Stress-
reaktivität (Clow, 2004; Gerber, 2008b).
Eine positive Reaktion auf Stress scheint
somit an eine herabgesetzte Kortisolreak-
tion bzw. eine reduzierte Katecholamin-
entleerung gekoppelt zu sein. Entspre-
chend ließe sich prüfen, ob mental star-
ke Personen während experimentell indu-
ziertem Stress eine geringere Reaktivität
aufweisen (vgl. Rimmele et al., 2007). In
diesem Kontext ist durchaus denkbar, dass
Persönlichkeitsmerkmale wie die menta-
le Toughness die Wahrnehmung eines Er-
eignisses beeinflussen und als Folge einer
übermäßigen Stressreaktivität entgegen-
wirken (Crust, 2008).
Zum aktuellen Zeitpunkt existieren
fast keine Arbeiten zur Bedeutung von
mentaler Toughness außerhalb des Sport-
bereichs. Mit dem engen Fokus auf Leis-
tungssportler und Weltklasse-Athleten ist
die Gefahr verbunden, mentale Tough-
ness als Eigenschaft zu betrachten, die die-
ser Personengruppe vorbehalten bleibt.
Angesichts der Tatsache, dass mentale
To ug h ne s s e in e s t ab i le P e rs ö n li c hk e it s -
disposition darstellt (Clough et al., 2002;
Horsburgh et al., 2009), scheint die Fra-
ge berechtigt, inwiefern ein Transfer vom
Sport in andere Lebensbereiche auftritt.
Kann beispielsweise ein mental starker
Athlet auch außerhalb des Sports erfolg-
reich mit Stressbelastungen umgehen?
Da auch viele außersportliche Settings
von Konkurrenz und Leistungsdruck ge-
prägt sind, sollte ferner untersucht wer-
den, ob sich z. B. auch Künstler oder Ma-
nager mit hohen Toughness-Wer t e n i de n -
tifizieren lassen.
Offen ist zudem die Frage, inwiefern
mentale Toughness als Gesundheitsres-
source verstanden werden kann, durch
die sich stressbezogene Gesundheitsbe-
einträchtigungen abmildern lassen. Bis-
lang wurde angenommen, dass der Sport
die Wirkungen von Stress direkt abpuf-
fert (protektiver Effekt) und/oder indirekt
über den Aufbau personaler und sozialer
Ressourcen (ressourcenstärkender Effekt)
wirksam wird (Gerber, 2008a; Gerber &
Pühse, 2009). Dabei wurde insbesonde-
re auf die Entwicklung von Selbstwirk-
samkeitserwartungen und das Erleben
von Kompetenz hingewiesen. Die Frage,
ob ein breitensportliches Engagement zur
Entwicklung von mentaler Toughness bei-
tragen kann, ist bis heute unerforscht. Da
Wiss ensch aftler das Konstrukt de r me n-
talen Toughness aus dem Sport heraus
entwickelten, scheint es denkbar, dass der
Sport ein Setting bietet, in dem der Auf-
bau mentaler Stärke in besonderem Maße
angeregt wird. Interessant wäre in diesem
Zusammenhang auch, ob jegliche Art des
Sporttreibens zur Entwicklung von men-
taler Toughness beiträgt oder allfällige
Effekte von der Organisationsform (z. B.
im Verein, informell), der Sportart (z. B.
Team -/Individualsport) oder dem Par-
tizipationsgrad abhängen (z. B. Häufig-
keit, Umfang). Die Annahme, dass Ath-
leten aus Team- und Kontaktsportarten
höhere Toughness-Werte erreichen, ist
derzeit nicht nachgewiesen. Nicholls et al.
(2009) fanden weder signifikante Haupt-
noch Interaktionseffekte zwischen Team-
/Individualsport und Kontakt-/Nichtkon-
taktsport.
Fazit
Das Ziel dieser Arbeit bestand darin, ei-
nen Rückblick über die bisherige empi-
rische Forschung zum Thema mentale
Tou ghness zu liefern. In der deutschspra-
chigen Sportwissenschaft wurde diesem
Gegenstand bislang noch erstaunlich
wenig Aufmerksamkeit geschenkt, ob-
schon einige Arbeiten vorliegen, die sich
mit mentaler Stärke und Mentaltraining
befasst haben. Mit dieser Literaturüber-
sicht ist die Hoffnung verbunden, das In-
teresse für weitere Forschungsarbeiten
anzuregen, um damit die aufgezeichne-
ten Forschungsdefizite möglichst bald
beseitigen zu können.
Korrespondenzadresse
Dr. Markus Gerber
Institut für Sport und Sportwissenschaften,
Universität Basel
Birsstr. 320B, 4052 Basel
Schweiz
markus.gerber@unibas.ch
Interessenkonflikt. Der korrespondierende Autor
gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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Sportwissenschaft 4 · 2011
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BMBF fördert Aktionsprogramm
Gentechnologie im Leistungs-
sport
Das Bundesministerium für Bildung und For-
schung (BMBF) fördert das Projekt „Aktions-
programm Gentechnologie im Leistungs-
sport (AGIL)“ mit insgesamt 220.000 Euro,
davon erhält die Abteilung Pädagogik der
Deutschen Sporthochschule Köln 170.000
Euro.
Gendoping ist ein Thema, das die Gesell-
schaft in den nächsten Jahren, vermutlich
schon im Olympiajahr 2012, vermehrt be-
schäftigen wird, allerdings bisher weder
international noch national durch eine Ein-
richtung des Bundes, der Länder oder der
Sportorganisationen adäquat dargestellt
wird.
Ziel von AGIL ist es, Nachwuchssportlerinnen
und -sportlern in Deutschland frühzeitig die
fundierte Reflexion bioethischer, sozialer und
rechtlicher Fragen des Einsatzes von Gen-
technologien im Leistungssport zu ermög-
lichen und sie somit zu einer differenzierten
Urteilsbildung zu qualifizieren.
Das AGIL-Konzept beinhaltet die Imple-
mentierung einer einzigartigen Gendoping
Wissensplattform im Internet, bundesweite
Workshops an Eliteschulen des Sports sowie
ein Abschluss-Symposium mit nationalen
und internationalen Vertretern aus Medien,
Politik, Sport und Wissenschaft sowie Lehrer-
Schüler-Tandem s der teilnehmenden Schu-
len. Zu den namhaften Kooperationspartnern
des Projekts zählen u.a. der Deutsche Olympi-
sche Sportbund, mehrere Landessportbünde,
das Bundesinstitut für Sportwissenschaft und
der Deutschlandfunk.
Quelle:
Deutsche Sporthochschule Köln,
www.dshs-koeln.de
Fachnachrichten
299Sportwissenschaft 4 · 2011
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