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Irreguläre Bestattungen in der Eisenzeit? Bioarchäologische Ansätze zur Deutung am Beispiel der menschlichen Skelettfunde vom Glauberg

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Abstract

Ein wiederholt nachgewiesener Aspekt der ältereisenzeitlichen Totenbehandlung ist die Deponierung von Verstorbenen in ehemaligen Vorratsgruben. Im Umfeld des Glaubergs sind in den letzten Jahren die Skelette von mindestens 22 menschlichen Individuen in solchen Kegelstumpfgruben als Einzel-, Doppel- und Massenbestattungen angetroffen worden. Sie fanden sich ohne Grabbeigaben, aber z. T. mit Trachtschmuck in abnormen Körperlagen, was sie deutlich von regulären Körperbestattungen in gestreckter Rückenlage absetzt. Gemeinsam mit zuvor ergrabenen Körperbestattungen stehen diese Skelette im Fokus einer umfassenden bioarchäologischen Studie. Anthropologische Untersuchungen wiesen Individuen beiderlei Geschlechts und aller Altersgruppen nach und erbrachten zahlreiche Hinweise auf körperliche Überlastung. Analysen der mitochondrialen DNA bezeugen keine verwandtschaftlichen Bindungen in mütterlicher Linie. C- und N-Isotopendaten belegen zum Teil bedeutende Anteile von Hirse an der Ernährung. Die einzige Elitebestattung (,Fürst‘) setzt sich durch einen erhöhten δ15N-Wert von den anderen Bestattungen ab. Dies deutet auf höhere Anteile tierischen Proteins in der Nahrung und findet Entsprechung in den hallstattzeitlichen Waffenträgern vom Magdalenenberg bei Villingen-Schwenningen. Sr-Isotopenverhältnisse des Zahnschmelzes weisen mindestens 74 % der untersuchten Individuen – auch den ,Fürsten‘ – als ortsfremd oder aus dem weiteren Umland versorgt aus. Diese Ergebnisse eröffnen weitreichende Deutungsmöglichkeiten, von denen zwei einander gegenüber gestellt werden. So können die Toten aus den Kegelstumpfgruben entweder als gezielt angelegte und somit reguläre Bestattungen einer spezifischen Bevölkerungsgruppe angesehen werden oder aber auch – ohne rituellen Hintergrund – als achtlose Verlochungen von unfreien und sozial bereits toten Personen.
Einleitung
Die Interpretation der Bestattungssitten einer ar-
chäologischen Kultur muss sich auf deren soziales
und religiöses Weltbild stützen, das zwar stets nur
* Wir danken allen Kollegen, die an der Erhebung
der vorliegenden Ergebnisse mitgewirkt haben: I. Töpel
übernahm Teile der Probenentnahme und - aufbereitung
für die Sr-Isotopenanalysen, die von M. Brauns, S. Klaus
und B. Höppner am Curt-Engelhorn-Zentrum für Archäo-
Corina Knipper, Marc Fecher, Christina Roth und Kurt W. Alt
Irreguläre Bestattungen in der Eisenzeit? Bioarchäologische Ansätze zur
Deutung am Beispiel der menschlichen Skelettfunde vom Glauberg
*
Zusammenfassung: Ein wiederholt nachgewiesener Aspekt der ältereisenzeitlichen Totenbehandlung ist
die Deponierung von Verstorbenen in ehemaligen Vorratsgruben. Im Umfeld des Glaubergs sind in den
letzten Jahren die Skelette von mindestens 22 menschlichen Individuen in solchen Kegelstumpfgruben als
Einzel-, Doppel- und Massenbestattungen angetroffen worden. Sie fanden sich ohne Grabbeigaben, aber
z. T. mit Trachtschmuck in abnormen Körperlagen, was sie deutlich von regulären Körperbestattungen in
gestreckter Rückenlage absetzt. Gemeinsam mit zuvor ergrabenen Körperbestattungen stehen diese Ske-
lette im Fokus einer umfassenden bioarchäologischen Studie. Anthropologische Untersuchungen wiesen
Individuen beiderlei Geschlechts und aller Altersgruppen nach und erbrachten zahlreiche Hinweise auf
körperliche Überlastung. Analysen der mitochondrialen DNA bezeugen keine verwandtschaftlichen Bin-
dungen in mütterlicher Linie. C- und N-Isotopendaten belegen zum Teil bedeutende Anteile von Hirse an
der Ernährung. Die einzige Elitebestattung (,Fürst‘) setzt sich durch einen erhöhten δ
15
N-Wert von den
anderen Bestattungen ab. Dies deutet auf höhere Anteile tierischen Proteins in der Nahrung und findet
Entsprechung in den hallstattzeitlichen Waffenträgern vom Magdalenenberg bei Villingen-Schwenningen.
Sr-Isotopenverhältnisse des Zahnschmelzes weisen mindestens 74 % der untersuchten Individuen auch
den ,Fürsten‘ – als ortsfremd oder aus dem weiteren Umland versorgt aus. Diese Ergebnisse eröffnen weit-
reichende Deutungsmöglichkeiten, von denen zwei einander gegenüber gestellt werden. So können die
Toten aus den Kegelstumpfgruben entweder als gezielt angelegte und somit reguläre Bestattungen einer
spezifischen Bevölkerungsgruppe angesehen werden oder aber auch ohne rituellen Hintergrund als
achtlose Verlochungen von unfreien und sozial bereits toten Personen.
Summary: One aspect of Early Iron Age burial customs is the deposition of corpses in storage pits, as nu-
merous finds of this category testify. Recent excavations in the vicinity of the Glauberg princely seat dis-
covered a high number of these irregular burials, with the dead deposited individually, in pairs, or in mass
graves within these pits. While some individuals still wore parts of their cultural costume, there were no
additional grave goods. The bodies were found in non-standardized positions, differing from regular inhu-
mations in supine body position. The storage pit skeletons, along with those from already known inhuma-
tion burials from the Glauberg site, have been the focus of an extensive bioarchaeological research project.
Anthropological analysis revealed individuals of both sexes and all age groups, with frequent evidence of
wear and tear of the joints. Mitochondrial DNA analysis found no clear evidence of maternal kinship. Die-
tary reconstruction via C and N isotope analysis indicated that millet contributed considerably to the diet of
the Glauberg individuals. The elite inhumation from inside the princely burial mound shows a higher δ
15
N
value than the storage pit skeletons, which fits well with those of the earlier Iron Age weapon burials known
from the Magdalenenberg near Villingen-Schwenningen. This indicates marked differences in diet based
on individual social status. Enamel Sr-values also reveal that 74 % of all individuals, including the prince,
were not locals to the Glauberg site or consumed foodstuffs from its wider surroundings. A comprehensive
integration of all results allows well-grounded interpretations of these burials. Two different scenarios are
presented for discussion: the first considers the storage pits as a regular burial place for a certain, but as
yet unspecified part of the population, which implies a ritual foundation of these actions within Iron Age
society. The second interpretation is that of a purely practical disposal of enslaved and therefore socially
dead individuals, devoid of any ritual or meaning.
Christian Meyer u. a.
426
unvollständig erfasst werden kann, aber durch eine
lange Forschungstradition oft in vielen Aspekten
beleuchtet ist. Die Untersuchung einander zeitna-
her Gräber resp. Gräberfelder erlaubt in der Regel
die Charakterisierung eines Standardrepertoires im
Bestattungsbrauch
1
sowie die Identifikation davon
abweichender Gräber. Sowohl reguläre als auch ir-
reguläre Bestattungen sind ein Teil der bewussten
Kulturäußerung vergangener Zeiten und Zeichen-
systeme
2
. Sie vermitteln einen tiefgreifenden Ein-
blick in die damaligen Weltanschauungen, die heute
nur noch deduktiv erschlossen werden können. Dies
gilt auch für die Hallstatt- und Latènezeit im eisen-
zeitlichen Mitteleuropa, die trotz feinchronologi-
scher und regionaler Unterschiede durch normierte
Bestattungsbräuche charakterisiert sind
3
, aber auch
Abweichungen von diesen Normbestattungen in po-
sitiver wie auch negativer Hinsicht kennen. Diese
Abweichungen sind dabei meist eng an die soziale
Wertschätzung gekoppelt, welche die bestattende
Gemeinschaft den jeweils verstorbenen Individu-
en entgegenbrachte. Eine ostentative Überhöhung
ist dabei ebenso zu finden (positiv) wie das Fehlen
ansonsten zentraler Aspekte des normierten Bestat-
tungsbrauches (negativ). Generell gelten Bestat-
tungssitten und die daraus resultierenden Gräber als
wichtige Komponenten vergangener Gemeinschaf-
ten, die ehemalige Gesellschaftsstrukturen wider-
spiegeln und einen hohen Stellenwert im spiritu-
ellen Leben darstellten
4
, aber auch rein physischer
Bezugspunkt in der Landschaft sein konnten
5
.
Die herausragenden Grabhügel, die ohne Zwei-
fel eine solche Mehrfachfunktion erfüllt haben,
waren nicht nur innerhalb der ältereisenzeitlichen
Gesellschaft von zentraler Bedeutung, sondern
bilden auch heute einen Forschungsschwerpunkt
und sind entsprechend stark im archäologischen
Schrifttum repräsentiert
6
. Dies gilt insbesondere für
die durch ihre wiederkehrenden, elitären Ausstat-
tungsmuster und Grabarchitektur hervorgehobenen
,Fürstengräber‘, die stets mit der gesellschaftlichen
Führungsschicht, dem Adel, den ,Ersten‘ innerhalb
der Gemeinschaft gleichgesetzt werden
7
. Während
diese ,Ersten‘ aufgrund der mit ihnen assoziierten
monumentalen Grabarchitektur und -ausstattung in
archäologischer Hinsicht relativ gut erforscht sind,
gilt dies nicht im gleichen Maße für die anderen
Schichten der sozial stark stratifizierten eisenzeitli-
chen Gesellschaft
8
. Nach allgemeiner Ansicht spie-
gelt sich die soziale Stellung von Individuen dieser
Epoche ablesbar auch im allgemeinen Grabaufwand
wider
9
, sodass die „silent majority“
10
aufgrund des
geringeren Grabaufwands und magereren -inhalts
überlieferungs-, interessens- und methodenbedingt
in der archäologischen Forschung eher unterreprä-
sentiert ist. Das nicht nur in der Eisenzeitforschung
zu findende, absteigende archäologische Interesse
mit schwindendem Grabaufwand kulminiert somit,
ausgehend von den ,Ersten‘, in den konsequenter-
weise zu postulierenden ,Letzten‘. Während diese
bei den Betrachtungen zur Bestattungssitte kaum
thematisiert werden, wurde zwar zuweilen die Fra-
ge aufgeworfen, wo die fehlenden eisenzeitlichen
Unterschichten bestattet sind
11
, Antworten blieben
jedoch weitgehend aus.
Der vorliegende Beitrag geht am Beispiel ,irregu-
lärer‘ Bestattungen aus zahlreichen Kegelstumpf-
gruben rund um den hessischen Fundplatz Glauberg
der Frage nach, ob diejenigen Individuen, die ohne
Grabaufwand in Kegelstumpfgruben ,verlocht‘
worden zu sein scheinen
12
, möglicherweise jene so-
ziale Unterschicht repräsentieren, die nach heutiger
Forschungsmeinung auch hohe Zahlen an Unfreien
und Sklaven beinhaltet hat
13
. Sowohl die postulier-
ten Sklaven in der Eisenzeit als auch die immer
wieder in regellosen Körperhaltungen auftretenden
Individuen aus Kegelstumpfgruben in ehemaligen
Siedlungsbereichen der Hallstatt- und Frühlatène-
zeit wurden in der Forschung bisher weitgehend
marginalisiert. Beide Phänomene sollen hier, unter
Einbeziehung einer Vielzahl neuer bioarchäologi-
scher Parameter
14
, zusammengeführt und kritisch
diskutiert werden.
metrie in Mannheim durchgeführt wurden. Die Analyse
der C- und N-Isotopenproben erfolgte am Institut für Or-
ganische Chemie der Universität Mainz, wofür wir W.
Dindorf zu aufrichtigem Dank verpflichtet sind. Dank
gilt weiterhin E. Stephan für die freundliche Bereitstel-
lung von archäozoologischen Vergleichsdaten, L. Fibiger
für die sprachliche Optimierung des
Summary
und Ch. F.
E. Pare für die umfassende Unterstützung der naturwis-
senschaftlichen Untersuchungen.
1
z. B.

1997;

1978.
2

2005.
3

1997;

1978.
4

2001;

im Druck.
5

2002.
6
z. B.

1988;

1979.
7

2010;

1996;

1980b.
8

2002;

1994;

1980b.
9
z. B.

1998;

1978;


2005.
10

1988, 179.
11
z. B.

1980;

2007.
12
z. B.

1994;

2005;


u. a. 2007b.
13

2002;

1998;

1980a;


2001.
14
Vgl.

u. a. 2008 / 2009.
Irreguläre Bestattungen in der Eisenzeit?
427
Die Bestattungen am Glauberg
Lange dominierten die herausragenden Bestattun-
gen in den sog. ,Fürstengrabhügeln‘ die Diskussion
um den Glauberg
15
. Insbesondere die lebensnahe,
gut erhaltene Sandsteinstele führte zu einer weitge-
henden Identifikation des Glaubergs mit ,dem Kel-
tenfürsten‘, der seitdem als ikonographische Sym-
bolfigur gelten kann. Durch Forschungsgrabungen
des Instituts für Vor- und Frühgeschichte der Uni-
versität Mainz sind darüber hinaus vor allem in den
Jahren 2005 / 2006 unweit der bekannten ,Fürsten-
grabhügel‘ weitere Gräber entdeckt worden. Es
handelt sich dabei um eine vergleichsweise hohe
Anzahl von Körperbestattungen in Kegelstumpf-
gruben in den Fluren ,Hunzgrund‘ und ,Klause II‘
16
sowie um reguläre eisenzeitliche Brandgräber an
anderen Stellen
(Abb. 1)
. Zusätzlich sind seit länge-
rem zwei Körpergräber in einem Grabenkopf in un-
mittelbarer Nähe zu ,Fürstengrabhügel 1‘ bekannt
17
,
die jedoch, wohl aufgrund ihrer Unscheinbarkeit im
Vergleich zu den Elitegräbern, bisher nur selten be-
handelt wurden
18
.
Die bioarchäologischen Untersuchungen, welche
die Grundlage der Interpretationen in diesem Bei-
trag darstellen, beziehen alle eisenzeitlichen Kör-
perbestattungen rund um den Glauberg ein. Dabei
stammen die Individuen aus den Kegelstumpfgru-
ben aus Einzel- und Doppelbestattungen sowie aus
zwei Massengräbern
19
. Bis auf die Anzahl der Ske-
lette unterscheiden sich die irregulären Gräber nicht
grundlegend voneinander
(Abb. 2)
und werden hier
als eine Kategorie betrachtet, die generell auch von
anderen Fundstellen bekannt ist
20
. Die Körperhal-
tung weicht in allen Fällen ohne erkennbares System
15
z. B.
  
;
 

/

1996
16

2008;

/

2005;


2008.
17

2002;

1997.
18
z. B.

2002.
19

u. a. in Vorb.;

u. a. 2008 / 2009;

u. a. im Druck.
20
Vgl.

im Druck.
Abb. 1. Eisenzeitliche Grabfunde und bedeutende Geländestrukturen im Umfeld des Glaubergs. Hellgraue Linien:
Gräben; Dunkelgraue Linien: Wälle und Mauern; Gerasterte Flächen: Ausgrabungsareale der Universität Mainz;
1–2 Siedlungsbestattungen (Lt A); 3 Bestattungen im Grabenkopf (Lt A); 4 Körper- und Brandbestattung (Lt A);
5 Körperbestattung (Lt A); 6 Brandbestattung unter Grabhügel (Lt A?); 7 Urnenbestattungen (Ha D) (Grafik: V. Grü-
newald / L. Hansen).
Christian Meyer u. a.
428
deutlich von der gestreckten Rückenlage regulärer
Bestattungen ab. Beigaben fehlen, während Tracht-
schmuck, vor allem in Form von Arm- und Ohrrin-
gen, Fibeln sowie Gürtelhaken vielfach vorhanden
ist
(Abb. 3)
. Die Brandgräber, deren anthropologi-
sches Aussagepotential eingeschränkt ist und deren
genereller Grabcharakter, im Gegensatz z. B. zu den
Bestattungen in Kegelstumpfgruben, nicht in Zwei-
fel steht, werden hier nicht thematisiert, da deren
Untersuchung methodisch nicht vergleichbar ist.
Untersuchung der menschlichen
Skelettfunde
Alle menschlichen Skelettreste vom Glauberg wur-
den mit einheitlicher Methodik untersucht, um eine
vollständige Vergleichbarkeit aller Ergebnisse zu
gewährleisten
21
. Auf eine umfassende Darstellung
der analytischen Grundlagen und Primärdaten soll
hier verzichtet werden, da dies an anderer Stelle
ausführlich erfolgt
22
.
Osteologie
Die osteologischen Untersuchungen umfassten
die standardisierten Bestimmungen von Alter, Ge-
schlecht und Körperhöhe sowie Studien zur Osteo-
metrie und Paläopathologie. Taphonomisch beding-
te Veränderungen der Knochen wurden ebenfalls
erfasst und in die Interpretationen einbezogen
23
.
Insgesamt umfasst die Stichprobe 26 Individu-
en, davon jeweils eines aus den beiden ,Fürsten-
grabhügeln‘, zwei aus dem Grabenkopf, vier aus
21

u. a. 2008 / 2009.
22

u. a. in Vorb.;

u. a. im Druck.
23
Vgl.

u. a. 2012;

u. a. im Druck.
Abb. 2. Auswahl der Skelettfunde aus Kegelstumpfgruben im Umfeld des Glaubergs. ,Hunzgrund‘: A Bef. 4; B Bef. 19;
C Bef. 28; ,Klause II‘: D Bef. 111; E Bef. 112; F Bef. 116; G Bef. 113, Pl. 3; H Bef. 113, Pl. 7; J Bef. 114 (Fotos: Institut
für Vor- und Frühgeschichte, Universität Mainz).
Irreguläre Bestattungen in der Eisenzeit?
429
drei Kegelstumpfgruben am ,Hunzgrund‘ und 18
aus sechs Kegelstumpfgruben in der ,Klause II‘
(Abb. 1)
. Verstreute Knochenreste in einigen Gru-
ben
(Abb. 2 J)
, die z. T. unvollständigen Individuen
zugeordnet werden konnten, z. T. aber nicht anpas-
sen, deuten auf die Präsenz weiterer Toter aus ähn-
lichem Kontext hin
24
. Insgesamt ergeben sich in der
demographischen Struktur keine Auffälligkeiten,
beide Geschlechter sind ausgewogen vertreten (acht
männlich, neun weiblich, neun unbestimmt inkl. der
Kinder). Auch die Altersverteilung umfasst sehr jun-
ge Individuen von unter einem Jahr bis senile Perso-
nen jenseits des 60. Lebensjahrs. Sieben sub adulten
Individuen stehen 19 Erwachsene gegenüber. Eine
Selektion hinsichtlich Alter bzw. Geschlecht hat
somit zumindest für die 22 Individuen aus den Ke-
gelstumpfgruben nicht stattgefunden. Die anderen
Grabkategorien sind für eine verlässliche Einschät-
zung zahlenmäßig zu gering vertreten. Auffällig ist
lediglich, dass die beiden Individuen aus dem Gra-
benkopf zum einen sehr jung (ca. 1–1,5 Jahre) und
zum anderen sehr alt (ca. 55–75 Jahre) sind.
An pathologischen Erscheinungen sind vor al-
lem eine sog. Schipperfraktur
(Abb. 4 A)
und eine
Spondylolyse zu nennen
25
, die beide als Beleg für
körperliche Aktivität gelten können. Insbesondere
die Schipperfraktur, ein Abriss des Dornfortsatzes
an einem Halswirbel, lässt sich spezifisch auf eine
Überlastung durch schaufelnde Tätigkeiten zurück-
führen. Weitere Frakturen und degenerative Verän-
derungen, Entzündungsreaktionen und Mangeler-
scheinungen fügen sich in das Erwartungsbild von
Gesundheit und Krankheit in einer prähistorischen
Population ein. Aufgrund ihres häufigen Auftretens
soll hier lediglich die
Osteochondritis dissecans
besonders herausgestellt werden
(Abb. 4 B)
. Diese
traumatische Veränderung tritt vor allem an flächi-
gen Gelenken wie z. B. dem Kniegelenk auf und ist
auf eine lokal begrenzte Verletzung von Knorpel
und Knochen zurückzuführen. Auch hier sind vor
allem körperliche Überlastungen ursächlich
26
.
Die Todesursache konnte nur für einen früh-
adulten Mann vom ,Hunzgrund‘ ermittelt werden
(Abb. 2 A)
. Dieser weist Abwehrverletzungen am lin-
ken Arm auf sowie die Einwirkung scharfer Gewalt
auf den Brustkorb
27
. Beide Befunde zusammenge-
nommen lassen den gewaltsamen Tod durch scharfe
Gewalt zumindest für dieses Individuum sehr wahr-
scheinlich werden. Weitere Spuren gezielter Gewalt
24
Vgl.

u. a. 2012.
25

2005;

u. a. 2008 / 2009.
26

1971.
27

2005;

u. a. 2008 / 2009.
Abb. 3. Auswahl an Trachtbestandteilen der Siedlungsbestattungen aus ,Klause II‘ und ,Hunzgrund‘. 1.3–8 Bronze;
2 Eisen. 1.7–8 M. 1 : 1; 2–6 M. 1 : 2 (Grafik: I. Bell).
Christian Meyer u. a.
430
fanden sich nicht, was weitgehend ausschließt, dass
alle Individuen Opfer ähnlicher Vorgänge geworden
sind. Die zeitliche Tiefe der sekundären Nutzung
der Kegelstumpfgruben als Gräber
28
deutet viel-
mehr auf eine wiederkehrende Deponierung von
Toten hin, unabhängig von den jeweiligen – sicher
unterschiedlichen – Todesursachen.
Molekulargenetik
Die molekulargenetischen Untersuchungen hatten
vor allem zum Ziel, mittels der Analyse mitochon-
drialer DNA (mtDNA) möglichen Verwandtschafts-
verhältnissen nachzugehen. Diese konnten auf
Grund der demographischen Zusammensetzung der
Individuen aus den Kegelstumpfgruben vermutet
werden. Insbesondere bei den Doppelbestattungen
und den Massengräbern wäre, bei Bestehen von Fa-
milienverbänden am Ort, mit biologisch miteinan-
der verwandten Individuen unter den jeweils gleich-
zeitig verstorbenen Personen zu rechnen
29
.
Insgesamt liegen für zehn der am Glauberg ge-
fundenen Individuen Ergebnisse vor, neun aus den
Kegelstumpfgruben der ,Klause II‘ und eines aus
dem Grabenkopf
30
dem Grabenkopf30
dem Grabenkopf
. Unter Berücksichtigung des
Umstandes, dass durch die Einschränkungen bei
Arbeiten mit alter DNA bedingt – nicht die kom-
plette vorliegende Stichprobe genetisch erfasst
werden konnte, zeigen sich keine maternalen Ver-
wandtschaftsbeziehungen zwischen den gleichzei-
tig bestatteten Individuen. Verwandtschaftliche Ver-
hältnisse – zumindest auf der mit der angewandten
Methodik fassbaren mütterlichen Ebene – waren
somit nicht ausschlaggebend für die Deponierung
im gleichen Grubenkomplex. Lediglich ein erwach-
sener Mann aus einem der Massengräber (Bef. 116)
und das im Grabenkopf bestattete Kleinkind weisen
eine identische mtDNA-Linie auf. Da diese jedoch
nur maternal weitergegeben wird, kommt der Mann
nicht als Vater des Kindes in Betracht. Eine entfern-
tere verwandtschaftliche Bande kann jedoch nicht
ausgeschlossen werden, wobei auch eine rein zufäl-
lige Übereinstimmung zwischen beiden Individuen
möglich ist. Darüber hinaus ist die zeitliche Rela-
tion zwischen beiden Bestattungen ungeklärt. Aus
genetischer Sicht ergibt sich somit eine sehr hetero-
gen zusammengesetzte Gruppe ohne den Nachweis
interner biologischer Verwandtschaft.
Isotopenuntersuchungen
Ziel der biogeochemischen Analysen war die Ge-
winnung von Aussagen zur Ernährung (Kohlenstoff
und Stickstoff; δ
13
C und δ
15
N) und zur Ortsansäs-
sigkeit bzw. Mobilität (Strontium;
87
Sr /
86
Sr) der im
Umfeld des Glaubergs bestatteten Individuen
31
. Die
C- und N-Isotopendaten reflektieren eine Mischer-
nährung aus pflanzlichen und tierischen Proteinen
(Abb. 5)
. Die vergleichsweise breite Streuung der
Kohlenstoff-Isotopenverhältnisse (δ
13
C: -20,0 bis
-14,9 ‰) resultiert höchstwahrscheinlich aus indivi-
duell variierenden Anteilen von Hirse in der Nah-
rung. Als C
4
-Pflanze zeichnet sich diese durch im
Vergleich zu C
3
-Pflanzen – darunter alle anderen
nahrungsrelevanten Getreide der Eisenzeit – erhöh-
te δ
13
C-Werte aus
32
. Neben den jüngsten Kindern
weist die einzige untersuchte Elitebestattung einen
erhöhten δ
15
N-Wert von 12,1 auf. Während die-
ses Resultat bei den Säuglingen auf den Konsum
von Muttermilch zurückgeführt werden kann
33
, in
der das schwere
15
N-Isotop angereichert ist (sog.
,Stillsignal‘), kann es im Falle des ,Fürsten‘ aus
Grabhügel 1 als Indikator von Statusunterschieden
mit bevorzugtem Zugang der waffentragenden Elite
zu tierischen Proteinen interpretiert werden
34
.
28
Vgl.

u. a. 2012.
29
Vgl.

u. a. 1995;

u. a. 2012.
30

u. a. in Vorb.
31
Ebd.;

u. a. im Druck.
32

u. a. 2010;

2000.
33

u. a. 2008.
34
Vgl.

2005;

u. a.
2012a.
Abb. 4. Osteologische Indikatoren für eine langanhaltende und gewohnheitsmäßige körperliche Überlastung der Indi-
viduen aus den Kegelstumpfgruben im Umfeld des Glaubergs: A Schipperfraktur eines Halswirbels; B
Osteochondri-
tis dissecans
auf der distalen Gelenkfläche eines Oberschenkelknochens (Fotos: Ch. Meyer).
Irreguläre Bestattungen in der Eisenzeit?
431
Eine ähnliche Differenzierung innerhalb einer
Bestattungsgemeinschaft wurde kürzlich für die
hallstattzeitlichen Bestattungen vom Magdalenen-
berg bei Villingen-Schwenningen am östlichen
Schwarzwaldrand herausgearbeitet
35
. Während sich
der Glauberger ,Fürst‘ bezüglich seiner Ernährung
außerordentlich deutlich von den Individuen in den
Kegelstumpfgruben absetzt, fügen sich seine δ
13
C-
und δ
15
N-Werte nahtlos in die Variationsbreite der
Elitegräber vom Magdalenenberg ein. Die Isotopen-
verhältnisse der Kollagenproben einiger weiterer
Glauberger Individuen liegen ebenfalls innerhalb
der Magdalenenberger Werteverteilung – allerdings
am unteren Ende der Variationsbreite der δ
15
N-Wer-
te. Im Gegensatz zu den hallstattzeitlichen Bestat-
tungen zeichnet sich die Mehrzahl der Glauberger
Individuen aber durch oftmals erhöhte δ
13
C- bei
mittleren bis niedrigen δ
15
N-Werten aus. Die hier
repräsentierten Individuen unterscheiden sich damit
von den am Magdalenenberg nachgewiesenen regu-
lären Körperbestattungen durch eine Ernährung mit
einem höheren Anteil an Hirse und einem geringe-
ren Anteil tierischen Proteins.
Auch die Strontium-Isotopenverhältnisse des
Zahnschmelzes der Glauberger Individuen sind mit
87
Sr /
86
Sr-Werten zwischen 0,70763 und 0,71384
sehr heterogen
36
. Die meisten Proben darun-
ter auch diejenigen des ,Fürsten‘ (
87
Sr /
86
Sr M1:
0,71279; M3: 0,71179) – zeichnen sich durch radio-
genere (höhere) Sr-Isotopenverhältnisse aus, als das
durch rezente und archäologische Vergleichsproben
charakterisierte biologisch verfügbare Strontium im
näheren Umfeld des Fürstensitzes. Dieses ist durch
Löss, Rotliegendes, tertiäre Vulkanite und Bunt-
sandstein geprägt
(Abb. 6)
. Lediglich die Daten von
zwei Säuglingen und drei Erwachsenen von ins-
gesamt 19 untersuchten Individuen (26 %) können
durch den Konsum von Nahrung von diesen geo-
logischen Einheiten erklärt werden. 74 % der un-
tersuchten Personen sind entweder ortsfremd oder
wurden aus dem weiteren Umfeld des Fürstensitzes
mit Nahrung versorgt, was bei der herausragenden
sozialen Stellung des Ortes ebenfalls in Betracht zu
ziehen wäre. Damit handelt es sich bei den vorlie-
genden Individuen um eine heterogen zusammen-
setzte Gruppe und zum überwiegenden Teil nicht
um Vertreter der autochthonen Bevölkerung.
Generell sind die sehr variablen und im Vergleich
zu den ortstypischen Isotopenverhältnissen zumeist
erhöhten Messwerte der Glauberger Individuen mit
geologisch alten Gesteinen (Grundgebirge, Sandstei-
ne oder eiszeitliche Geschiebe)
37
in Verbindung zu
35

u. a. 2012a.
36

u. a. in Vorb.;

u. a. im Druck.
37
Vgl.

2011;

u. a. 2012b.
3,0
5,0
7,0
9,0
11,0
13,0
15,0
-22,0 -21,0 -20,0 -19,0 -18,0 -17,0 -16,0 -15,0 -14,0
δ15 N (‰ vs. AIR)
δ13C (‰ vs. VPDB)
Männlich
Weiblich
Infans I
Infans II
Juvenil
Männlich
Männlich mit Waffe
Weiblich
Indifferent
Glauberg Magdalenenberg
Abb. 5. Darstellung der Isotopenverhältnisse (δ
15
N und δ
13
C) der menschlichen Individuen vom Glauberg im Vergleich
mit den hallstattzeitlichen Bestattungen vom Magdalenenberg (

u. a. 2012a) (Grafik: M. Fecher).
Christian Meyer u. a.
432
bringen. Die beobachteten Unterschiede in den Sr-
Isotopendaten zeugen dabei von unterschiedlichen
Geburtsorten und in einigen Fällen von Ortswech-
seln während der Kindheit. Das weitgehende Fehlen
von
87
Sr /
86
Sr-Verhältnissen unter 0,7095, wie sie für
verschiedene Lössgebiete und von Kalksteinen ge-
prägte Regionen typisch sind, spricht jedoch auch
gegen Herkunftsorte in verschiedenen geologischen
Großregionen. Vielmehr ist für alle Individuen auf
ein Aufwachsen in einer Region zu schließen, in
der das biologisch verfügbare Strontium zu unter-
schiedlichen Anteilen von Löss und verschiedenen
geologisch älteren Einheiten geprägt ist, wie es z. B.
für den östlichen Taunusrand belegt wurde
38
.
Bioarchäologische
Interpretationsmöglichkeiten
Bioarchäometrische Verfahren liefern meist präzi-
se Messwerte oder spezifische Daten, deren kul-
turgeschichtliche Aussagekraft allerdings erst im
interdisziplinären Zusammenspiel von Archäologie
und Anthropologie umfassend erschlossen werden
kann
39
. Die Zusammenführung aller vorliegenden
Daten erlaubt einige direkte Schlussfolgerungen
(z. B. auf weitgehend ortsfremde, nicht miteinander
blutsverwandte Individuen), die jedoch weiterfüh-
rend in verschiedene Richtungen interpretierbar
sind. Zwei konträre Varianten der Deutung der kom-
binierten Ergebnisse – hier zunächst vereinfachend
die ,positiv konnotierte‘ und die ,negativ konnotier-
te‘ genannt sollen daher vor- und zur Diskussion
gestellt werden.
Interpretation im Sinne einer ,positiv‘ konno-
tierten Auslese der Individuen: Intentionell
angelegte Bestattungen in Siedlungsgruben
Die hier als ,positiv konnotiert‘ beschriebene und
im Folgenden entwickelte Interpretation beruht im
Wesentlichen darauf, dass Siedlungsbestattungen
im eisenzeitlichen Europa keine Ausnahmeerschei-
nung sind
40
. Vielmehr scheint ihr geradezu regelhaf-
38

u. a. 2009.
39
Vgl.

u. a. 2008 / 2009.
40

im Druck;

2004;

2007. – Siehe außerdem die Beiträge von Fleischer u. a.,
Müller-Scheeßel u. a. sowie Trebsche in diesem Band.
0,704
0,705
0,706
0,707
0,708
0,709
0,710
0,711
0,712
0,713
0,714
0,715
Grab 1 (Fürst)
Grave 3
Grave 4
04-1 (SK 1)
19-1 (SK 2)
28-1 (SK 3)
28-2 (SK 4)
Basalt (auf Glauberg)
Rotliegend, Vulkanische Gesteine, Löss,
Mischwerte nahe Glauberg
Rotliegend (rein)
Löss (rein)
Buntsandstein & Löss (?)
Buntsandstein (rein)
113-6
121-1
116-5
116-4
116-2
116-1
113-7
113-5
113-3
113-2
113-1
112-1
111-1
Ms-GL160
Ml-GL161
Ml-GL162
Ml-GL163
Vulkanite
Rotliegend
Löss
Buntsandstein
Schneckenschale
Laub
Holz
Hunzgrund
Hügel
1
etnezeRIIesualK
Vergleichsproben
0,716
anuaF
h
csneM
a
n
u
a
F
h
c
s
ne
M
Bo-GL86.1
Bo-GL86.2
Bo-GL85
Bo-GL87
OC-GL 88.1
OC-GL88.2
Su-GL89
Su-GL91
Su-GL90.1
Su-GL90.2
Le-Gl 154
Le-GL155
Ml-GL156
Ml-GL157
Ml-GL158
Ml-GL159
Cn-Gl 153
Gg-GL151
Gg-GL152
Männlich Weiblich Nicht-Erwachsen Tiere Vergleichsproben
M1
M2
M3
Knochen
M1/I
M2
M3
Knochen
Milchzahn
M1
M2
M3
Kaufläche
Kronenmitte/
Gesamtkrone
Zahnhals
Knochen
Abb. 6.
87
Sr /
86
Sr-Verhältnisse des Zahnschmelzes der Individuen vom Glauberg sowie in archäologischen Faunenres-
ten und rezenten Vergleichsproben (Grafik: C. Knipper).
Irreguläre Bestattungen in der Eisenzeit?
433
tes Auftreten einen standardisierten Faktor innerhalb
der ausgeübten Bestattungssitten zu belegen. Im
Gegensatz zu den üblicherweise als regulär angese-
henen Gräbern fehlen zwar meist eindeutige Beiga-
ben, jedoch ist wiederholt Trachtschmuck vorhan-
den. Die Toten wurden demnach nicht vollständig
ausgeplündert, was eventuell bei einer ,Verlochung‘
von Mordopfern, Kriegstoten o. ä. zu erwarten ge-
wesen wäre
41
. Das bloße Vorhandensein dieses
Trachtschmucks aus Eisen, Bronze oder auch Edel-
metallen
42
, der zweifelsohne einen gewissen Materi-
alwert besaß, deutet auf eine ehemals entsprechende
soziale Stellung der verstorbenen Individuen inner-
halb ihrer Gemeinschaften hin
43
. Unter den Funden
vom Glauberg sind dabei an Besonderheiten eine
qualitativ hochwertige Bronzefibel
(Abb. 3,1)
, ein
Silberdraht und ein eiserner Koppelring zu nennen.
Letzterer weist darauf hin, dass der mit diesem Ge-
genstand ausgestattete Verstorbene zu Lebzeiten ein
Schwertträger gewesen sein könnte.
Stellt man das Vorhandensein von Trachtschmuck
in den Vordergrund und schreibt seine Präsenz einer
positiven Selektion durch die Bestattenden zu, so
handelt es sich bei den 22 Skeletten aus den Kegel-
stumpfgruben am Glauberg nicht mehr unbedingt
um irreguläre, von der Norm abweichende Bestat-
tungen. Stattdessen muss das Verständnis der Norm
um diesen Aspekt des Bestattungsbrauchs erweitert
werden
44
. In diesem Kontext ist auch die außerge-
wöhnlich hohe Anzahl an Trachtelementen aus den
Kegelstumpfgruben am Glauberg relevant. Wäh-
rend in einer Studie für Süddeutschland lediglich
bei 15 % der weiblichen Toten aus Siedlungsbestat-
tungen Armringe dokumentiert wurden
45
, liegt der
gleiche Wert am Glauberg bei 63 %, da hier fünf von
acht der anthropologisch bestimmten erwachsenen
Frauen einen oder zwei Armringe trugen. Lediglich
25 % (2 von 8) der Frauen waren ohne jeglichen
Trachtschmuck. Zwei weitere Individuen nicht be-
stimmbaren Geschlechts trugen ebenfalls bronzene
Armringe und wären nach archäologischen Krite-
rien als weiblich anzusehen, was den prozentua-
len Anteil an Armringträgerinnen weiter erhöhen
würde. Das jüngste Individuum mit Trachtschmuck
hatte am Glauberg ein Alter von ca. 15–18 Jahren
erreicht. Die vier Kinder im Alter zwischen 0,5
und 10 Jahren sind schmucklos bestattet worden,
was auf eine Altersgrenze bezüglich des Tragens
von Trachtschmuck hindeuten könnte
46
. Auch die
anthropologisch als Männer bestimmten Individu-
en weisen Trachtbestandteile auf
47
en weisen Trachtbestandteile auf47
en weisen Trachtbestandteile auf
. Berücksichtigt
man hier Unsicherheiten bei der Zuordnung einiger
Artefakte, sind zwischen 43 % (3 von 7) und 71 %
(5 von 7) der erwachsenen Männer mit metallenen
Trachtbestandteilen und lediglich 29 % eindeutig
schmucklos bestattet worden. Somit wurden bis zu
64 % (14 von 22) aller bzw. 78 % (14 von 18) der
erwachsenen Individuen aus den Kegelstumpfgru-
ben mit Trachtschmuck beigesetzt, was in dieser
Größenordnung mehr den regulären, ältereisenzeit-
lichen Körpergräbern ähnelt als den Siedlungsbe-
stattungen Süddeutschlands
48
. Das im Grabenkopf
niedergelegte weibliche Individuum mit Armring
und das schmucklose Kleinkind lassen sich den
Gräbern in Siedlungsgruben nahtlos anschließen
49
.
Das Fehlen nachweisbarer biologischer Ver-
wandtschaft zwischen den Individuen ist in diesem
Modell als zufälliger Effekt anzusehen, was sich
durch den Fund weiterer Gräber möglicherweise re-
lativieren würde. Auch die Ortsfremdheit der meis-
ten Individuen muss keine Besonderheit darstellen,
da eisenzeitliche Gesellschaften hochmobil gewe-
sen sein können
50
und das Individuum aus Grab 1
des ersten ,Fürstengrabhügels‘ ebenfalls nicht loka-
ler Herkunft ist
(Abb. 6)
. Möglicherweise lässt sich
die Ortsfremdheit durch einen Synoikismos, also
eine Zentralisierung von Bevölkerungselementen,
die zuvor auf kleinere Siedlungsstellen des weiteren
Umlandes verteilt waren, erklären
51
. Die qualitativ
unterschiedliche Ernährung zwischen der Elite und
den Individuen aus den Siedlungsgruben deutet auf
prägnante Statusunterschiede zwischen diesen hin
(Abb. 5)
, was die herausgehobene Sonderstellung
der postulierten Adelsschicht unterstreicht. Da die
Elite in diesem Fall jedoch nur durch ein einzelnes
Skelett repräsentiert wird, könnten weitere Indivi-
duen aus regulären Gräbern der näheren Umgebung
den Unterschied relativieren.
Interpretation im Sinne einer ,negativ‘ konno-
tierten Auslese der Individuen: Nicht-rituelle
Verlochung von Leichnamen Unfreier
Im Gegensatz zum ersten Interpretationsmodell, das
auch bei den Kegelstumpfgrubenskeletten von einer
Form der ,regulären‘ Bestattung und einer damit
verbundenen positiven Wertschätzung der Verstor-
benen ausgeht, resultiert die hier als ,negativ kon-
notiert‘ beschriebene Interpretation in einer achtlo-
sen ,Verlochung‘ von Toten mit geringstmöglichem
Aufwand. Da generell eine Korrelation zwischen
41

im Druck.
42

im Druck.
43

2005.
44
Vgl.

2007.
45

im Druck.
46
Vgl.

1978.
47

im Druck.
48

im Druck; vgl.

1978.
49

1997.
50
Vgl.

u. a. 2012a.
51

u. a. 2010.
Christian Meyer u. a.
434
der in das Grab einfließenden Arbeitsleistung so-
wie materiellen Gütern und dem sozialen Status der
Individuen anerkannt wird
52
, würde das regel- und
weitgehend aufwandlose Deponieren von Leichen
in bereits bestehenden Gruben, die nach ihrer ur-
sprünglichen Nutzung der Abfallentsorgung gedient
haben
53
, das untere Ende der Bestattungsskala defi-
nieren. Das einfache Liegenlassen von Leichnamen
wäre hiermit weitgehend gleichzusetzen, und die an
einigen Individuen vom Glauberg nachgewiesenen
Spuren von Tierfraß könnten einen Beleg auch die-
ser Praxis darstellen
54
. Äquivalente Verhaltensmus-
ter sind aus der Ethnographie bekannt und betreffen
jeweils die unterste, zumeist aus Unfreien und Skla-
ven bestehende soziale Schicht dieser Gesellschaf-
ten
55
.
Beschäftigt man sich in objektiver Weise mit dem
Phänomen der Sklaverei
56
und lässt dabei eindeutig
politisch oder ethnozentristisch gefärbte Sichtwei-
sen beiseite
57
, so ergeben sich für die europäische
Eisenzeit, und im speziellen für die hier untersuch-
ten Individuen vom Glauberg, eine Vielzahl von
Übereinstimmungen zwischen theoretischer Erwar-
tung und den bioarchäologischen Ergebnissen. Als
grundlegende Voraussetzungen werden gemeinhin
eine stark stratifizierte Gesellschaftsordnung und
regelhafte Kriegsführung vorausgesetzt
58
, die in der
älteren Eisenzeit zweifellos gegeben waren
59
. Wei-
tere Merkmale für die mögliche Existenz von Skla-
ven in prähistorischen Gesellschaften hat zuletzt D.
Gronenborn zusammengestellt
60
. Demnach sollten
generell keine Verwandtschaftsverhältnisse zwi-
schen den einzelnen Individuen vorliegen, da diese
zumeist während Kriegs- oder Raubzügen mit Ge-
walt aus ihrer angestammten Sozialgruppe entfernt
werden
61
und sich zum Todeszeitpunkt nicht mehr
innerhalb der eigenen, über längere Zeiträume ge-
wachsenen Verwandtschaftsstruktur befinden. Di-
rekt damit assoziiert ist die Herkunft aus der Frem-
de, da mit dem Übergang von der Freiheit in die
Unfreiheit zumeist auch ein deutlicher Ortswechsel
verbunden ist
62
, der mittels Isotopenanalysen fest-
stellbar sein kann
63
. Am Glauberg erfüllen die Er-
gebnisse der bioarchäometrischen Untersuchungen
diese theoretischen Erwartungen: Die Individuen
aus den Kegelstumpfgruben sind mütterlicher-
seits nicht miteinander verwandt, obwohl sich die
Verwandtschaftsstruktur prähistorischer Gemein-
schaften auf regulären Bestattungsplätzen zumeist
niederschlagen sollte, zumindest sofern es sich um
intakte Sozialverbände handelt
64
. Die meisten Indi-
viduen waren ortsfremd, und ihre Ernährungsdaten
weisen eine große Streuung auf, was im Gegensatz
zu anderen eisenzeitlichen Populationen steht
65
.
Ein weiteres Hauptmerkmal versklavter Perso-
nen ist, dass sie ihrem weiteren Schicksal vollkom-
men machtlos ausgeliefert sind. Dies kann sich zu
Lebzeiten in körperlicher und seelischer Gewalt
manifestieren
66
und sollte sich – betrachtet man
die Bestattungssitten einer Sklaven haltenden Kul-
tur – folgerichtig auch über den Tod hinaus auswir-
ken. Zumindest ein Individuum vom Glauberg ist
gewaltsam gestorben, was generell in diesen Kon-
text passen würde, aber auch ganz andere Gründe
haben kann. Deutlich aufschlussreicher ist hier die
Tatsache einer vollständigen Fremdbestimmung
über den Tod hinaus, wie sie archäologisch in der
Bestattungsweise fassbar sein kann. Dies gilt vor
allem in einer Gesellschaft, in der nach allgemeiner
Forschungsmeinung ein Glaube an ein Leben nach
dem Tod geherrscht hat
67
, was sich in der sorgfälti-
gen Ausstattung der regulären Gräber mit Schmuck,
Gerät, Keramik und Nahrung widerspiegelt
68
. Die
Abweichung der Siedlungsbestattungen von der
üblichen, sehr sorgfältigen Bestattungsnorm kann
somit auch als das Fehlen der Vorbereitung für das
Leben nach dem Tode beschrieben werden, ohne
dass jedoch ein besonderer Aufwand für die Ver-
kehrung ins Gegenteil getroffen werden musste,
was für die vielzitierten ,gefährlichen Toten‘ ange-
nommen wird
69
. Das Unterlassen der Rituale, die
eine regelgerechte Bestattung begleiten, kann durch
den unfreien Status der Toten bedingt sein, die nicht
als soziale Personen im eigentlichen Sinne angese-
hen worden sind, sondern als soziale Nicht-Perso-
nen komplett außerhalb der Gesellschaft standen
70
.
Mit ihrem physischen Tod und dem Versiegen ihres
letztlich einzigen Wertes als Arbeitskraft besaßen
diese Nicht-Personen keinerlei Bedeutung mehr, da
ihr sozialer Tod, der durch eine rituelle Bestattung
anerkannt werden müsste, bereits beim Eintritt in
die Sklaverei erfolgt war
71
.
52
z. B.

1998;

1980;


2005.
53
z. B.

2008.
54

u. a. im Druck;

u. a. 2012.
55

2001.
56
Vgl.

1982.
57
z. B.

1971.
58

u. a. 1966;

2001.
59

1988.
60

2001.
61
Vgl.

2003;

1988.
62

1982.
63
z. B.

1997.
64
Vgl.

u. a. 2005;

u. a. 2012.
65
z. B.

u. a. 2012a.
66

1982;

2001.
67

2002.
68

1978.
69
z. B.

1994.
70

1982;

2001.
71
Vgl.

1982;

2001.
Irreguläre Bestattungen in der Eisenzeit?
435
Existenz von ,Letzten‘, unter denen in der Eisen-
zeit ein hoher Anteil an Unfreien zu finden war
77
.
Das Phänomen der Sklaverei ist theoretisch gut
erforscht
78
, hat jedoch für prähistorische Epochen
Mitteleuropas noch keine breite Rezeption gefun-
den, vor allem da der rein archäologische Nachweis
nur schwer zu erbringen ist
79
. Die Verschiebung des
Fokus auf die körperlichen Überreste der potentiell
unfreien Personen kann hier jedoch neue Erkennt-
nisse und Zugänge ermöglichen
80
. Das bioarchäo-
logische Methodeninventar bietet hier mittlerweile
verschiedenste Möglichkeiten, die
life history
ver-
sklavter Individuen gezielt zu untersuchen und in
kombinierter Interpretation zu aussagekräftigen Er-
gebnissen zu kommen
81
.
Für die Skelette vom Glauberg ist dies geschehen,
die Individuen aus den Kegelstumpfgruben erfüllen
alle theoretischen Voraussetzungen für Unfreie.
Folgt man dem zweiten Modell, so kann ihre abnor-
me Lage in den Abfallgruben nicht als Bestattung
im engeren Sinne gelten. Es handelt sich um einen
rein pragmatischen Vorgang der Totenbeseitigung
ohne rituellen Hintergrund. Diese, hinsichtlich der
Wertschätzung gegenüber den Verstorbenen bisher
als ,negativ konnotierte‘ Interpretation beschrie-
ben, müsste daher streng genommen als ,neutral‘
bezeichnet werden, um der kulturinternen Bedeu-
tungslosigkeit der Toten gerecht zu werden. Die
dennoch eher ,negative‘ Konnotation ergibt sich vor
dem Hintergrund einer normierten und daher als
,positiv‘ zu bezeichnenden Bestattungsweise, aus
der ein gewisser Aufwand und die entsprechende
(Re-) Präsentation des Individuums deutlich wer-
den
82
. Da jedoch generell noch kein vollständiges
Bild der eisenzeitlichen Bestattungssitten vorliegt
auch im Hinblick auf die hier nicht thematisier-
te Spätlatènezeit ist es zu früh, ein abschließen-
des Urteil zu präsentieren. Die bewusst konträre
Gegenüberstellung beider Interpretationsvarianten
trägt diesem Umstand Rechnung und zeigt die noch
vorhandenen Lücken auf, die vor allem durch das
weitgehende Fehlen von regulären Körpergräbern
aus dem Umfeld des Glaubergs verursacht werden.
Kulturübergreifend gelten Sklaven darüber hi-
naus stets als ehrlose Individuen und werden als
kategorial fremde Elemente angesehen, die zwar
neben, aber nicht innerhalb der Sklaven haltenden
Gesellschaftsstruktur existieren und deren völlige
Rechtlosigkeit im unfreien Leben oft durch äußer-
liche Merkmale sichtbar gemacht wurde wie z. B.
Brandzeichen, Tätowierungen oder kahl geschore-
ne Köpfe
72
. Diese Markierungen lassen sich anhand
prähistorischen Skelettmaterials nicht mehr nach-
weisen, wohl aber die logische Fortführung der so-
zialen Nicht-Existenz im Tode, die sich innerhalb
der bekannten ältereisenzeitlichen Bestattungssitten
etwa in der Form niederschlagen sollte, wie sie für
die Toten aus den Kegelstumpfgruben am Glauberg
und anderswo vorliegt. Alle biologischen Indikato-
ren, vom Nachweis körperlicher Überlastung über
die abweichende Ernährung bis hin zur fremden
Herkunft ohne verwandtschaftliche Bindungen, ste-
hen mit den postulierten Merkmalen der Unfreiheit
in Einklang. Auch der Gesichtspunkt, der die Ba-
sis der ,positiv konnotierten‘ Interpretation bildet,
das zumindest am Glauberg häufige Vorhandensein
von Trachtschmuck, ist mit der ,negativ konnotier-
ten‘ Interpretation kompatibel. N. Müller-Scheeßel
konnte jüngst zeigen, dass der direkt am Körper ge-
tragene Ringschmuck offenbar in einer Weise mit
dem Individuum verbunden war, die ein selbstbe-
stimmtes Ablegen oder ein fremdbestimmtes Ab-
nehmen kulturell unmöglich machte oder zumin-
dest deutlich erschwert hat
73
. Im Sinne des zweiten
Interpretationsmodells wäre die Konsequenz, dass
der getragene Ringschmuck auch bei der Transiti-
on in die Unfreiheit nicht unbedingt entfernt wor-
den ist, da er möglicherweise mit kulturellen Tabus
belegt war. Dieser Trachtschmuck wäre demnach
auch nicht als Indikator für den sozialen Status zum
Todeszeitpunkt anzusehen, sondern als Relikt des
ehemaligen Status in der Ursprungsgemeinschaft.
Inwieweit dies auch für die weiteren Trachtkatego-
rien wie z. B. Fibeln, Nadeln oder Gürtelteile Gül-
tigkeit besitzt, die bei den Siedlungsbestattungen
Süddeutschlands sonst nicht aufzutreten scheinen
74
,
muss die weitere Forschung zeigen.
Fazit und Ausblick
auf zukünftige Forschungen
Die mit Bestattungen in ,Fürstengrabhügeln‘ und
Siedlungsgruben am Glauberg vorhandenen Ex-
treme des Aufwands bei der Totenbehandlung de-
monstrieren eindrücklich das in der älteren Eisenzeit
vorhandene soziale Gefälle, was gemeinhin mit der
Rangordnung zu Lebzeiten in Verbindung gebracht
wird
75
. Werden in einer stratifizierten Gesellschaft
,Erste‘ postuliert
76
, so folgt daraus zwingend die
72
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Fokussiert man auf die Artefakte sowie das häufi-
ge Auftreten in anderen Siedlungen, so lässt die De-
ponierung menschlicher Individuen aus derartigen
Kontexten eher an regelhafte Bestattungspraktiken
denken, konzentriert man sich auf die tatsächlichen
Individuen, rückt die Deutung als achtlose Entsor-
gung einer rechtlosen Unterschicht in den Vorder-
grund. Die generelle Komplexität der Materie zeigt
die Notwendigkeit einer präzisen Unterscheidung
zwischen verschiedenen Bestattungs- und Nicht-Be-
stattungsphänomenen, was nur unter Einbeziehung
aller bioarchäologischen Informationen möglich ist.
Die oft zu findende Interpretation ungewöhnlich
erscheinender Skelettfunde als gefährliche Tote ist
daher nicht mehr ausreichend, da eine Reihe wei-
terer Erklärungen möglich scheint
83
. Zwei werden
hier zur Diskussion gestellt. Eine differenziertere,
fundiertere und möglichst methodisch vollständige
Betrachtung weiterer Individuen aus vergleichba-
rem Kontext
84
wie auch die bewusste Öffnung hin
zu neuen Konzepten der Interpretation können dem
Forschungsfeld eisenzeitlicher Bestattungssitten
neue Impulse verleihen.
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, Der Keltenfürst aus Frankfurt. Macht
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Arch. R. 19 (Frankfurt a. M. 2002).
Christian Meyer
Frauke Jacobi
Corina Knipper
Christina Roth
Marc Fecher
Kurt. W. Alt
Institut für Anthropologie
Universität Mainz
Colonel-Kleinmann-Weg 2
D-55099 Mainz
meyerc@uni-mainz.de
frauke.jacobi@googlemail.com
knipper@uni-mainz.de
rothch@uni-mainz.de
marc.fecher@uni-mainz.de
altkw@uni-mainz.de
Leif Hansen
hessenARCHÄOLOGIE
Landesamt für Denkmalpflege Hessen
Schloss Biebrich / Ostflügel
D-65203 Wiesbaden
lhansen@freenet.de
Dr. Rudolf Habelt GmbH ∙ Bonn 2013
RÖMISCH-GERMANISCHE KOMMISSION DES
DEUTSCHEN ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUTS
‚Irreguläre‘ Bestattungen in der Urgeschichte:
Norm, Ritual, Strafe …?
Akten der Internationalen Tagung in Frankfurt a. M.
vom 3. bis 5. Februar 2012
herausgegeben von
Nils Müller-Scheeßel
... Many of the individuals wore personal ornaments but were not equipped with additional grave goods. They also did not receive " formal " burial, as was otherwise common in the early La Tène period (Meyer et al. 2013). The artifacts confirm the archaeological contemporaneity with the investigated elite burial. ...
Article
Full-text available
Food production provoked social inequality in agricultural societies. Starting in the European late Neolithic, conspicuously equipped inhumations with elaborate grave architecture indicated representatives of local and possibly regional elites. However, burials are always shaped by a complex combination of the desires of the deceased and of the bereaved, along with ritual customs and norms. Therefore, a superior burial may not always be preceded by long-term superior life conditions. One widely accepted characteristic of social distinction is access to different, supposedly higher-quality food, which is deducible from light stable isotope analysis of carbon and nitrogen in bone collagen (δ13C and δ15N). Four remarkable cases of high-elite individuals from the modern territory of Germany spanning from the Early Bronze Age to Medieval times exhibited δ15N values that exceeded those of contemporaneous “commoner” populations significantly. This demonstrates outstanding dietary compositions, including larger shares of meat and dairy products but also possibly fish, poultry, and the meat of young animals. The results support enduringly different lifestyles and privileges for the representatives of the respective highest social class, despite very different prehistoric and historic contexts.
... Many of the individuals wore personal ornaments but were not equipped with additional grave goods. They also did not receive " formal " burial, as was otherwise common in the early La Tène period (Meyer et al. 2013). The artifacts confirm the archaeological contemporaneity with the investigated elite burial. ...
Article
Full-text available
Food production provoked social inequality in agricultural societies. Starting in the European late Neolithic, conspicuously equipped inhumations with elaborate grave architecture indicated representatives of local and possibly regional elites. However, burials are always shaped by a complex combination of the desires of the deceased and of the bereaved, along with ritual customs and norms. Therefore, a superior burial may not always be preceded by long-term superior life conditions. One widely accepted characteristic of social distinction is access to different, supposedly higher-quality food, which is deducible from light stable isotope analysis of carbon and nitrogen in bone collagen (d13C and d15N). Four remarkable cases of high-elite individuals from the modern territory of Germany spanning from the Early Bronze Age to Medieval times exhibited d15N values that exceeded those of contemporaneous “commoner” populations significantly. This demonstrates outstanding dietary compositions, including larger shares of meat and dairy products but also possibly fish, poultry, and the meat of young animals. The results support enduringly different lifestyles and privileges for the representatives of the respective highest social class, despite very different prehistoric and historic contexts.
Article
Full-text available
Burial ritual is an area of human behavior that at first seems particularly resistant to the identification of purposeful and intentional action in the archaeological past, at least when viewed from the perspective of the deceased individual. In the context of the European Iron Age this is partly because burial ritual falls so clearly into an area of group expression that is explicitly public and apparently conservative, but also because the actual focus of the activity generally is not in a position to influence the form of their own disposal. In fact, of course, it is possible to speak of agency in burial ritual from the perspective of both the deceased and the survivors involved in the mortuary performance itself. The question is to what extent and under what conditions individual action will be expressed in an archaeologically recognizable way.
Article
Full-text available
Münsingen-Rain near Berne is one of the most thoroughly examined cemeteries dating from the Celtic period in Europe: Both the high-quality accessories of the deceased and the cemetery‘s long period of use from the La Tène A to the La Tène C2 period (late 5th to early 2nd century B.C.) are unusual. With 230 burials this corresponds to a living population of between one and two dozens people. The question was whether these people were related. As it was not possible to gather DNA samples suitable for genetic kinship analyses, we had to fall back upon morphological methods. Besides epigenetic characteristics, skull deformations plagiocephaly) which were probably congenital and occurred frequently within the burial community of Münsingen-Rain were also included in the analysis. While the cemetery was probably originally founded by two kinship groups, the analysis results established a continuous genetic filiation from the beginning to the end of its use. Endogamous marriage practices were obviously maintained over many (at least eight) generations; there was also evidence of exogamous relationships (via men). The very small circle of people defined by kinship, the high-quality grave goods, the social exclusion by using a private cemetery and the long genealogical line are potential indications of the genesis of aristocracy, i. e. the nobilitas recorded in relation to Gaul in written sources from the 2nd century B.C. onwards.
Thesis
Full-text available
There are two main models for the spatial organization of Linearbandkeramik (LBK, Old Neolithic, ca. 5.500—4.900 BC) animal husbandry that postulate either feeding domestic animals – especially cattle – in areas close to the settlement in combination with an intensive horticulture economy, or extensive animal tending with seasonal mobility (transhumance) to the low mountain ranges. The hypotheses rely on archaeobotanical data (macro remains and pollen), theories from economic history, archaeological results, and the emains of LBK domestic animals themselves. The following example from southwest Germany systematically examines these multiple perspectives and evaluates them in conjunction with current hypotheses about the spatial organization of LBK animal husbandry. The main focus of the study is the oxygen and strontium isotope analysis of cattle teeth from three LBK settlements and human teeth from a cemetery. These samples provide information about seasonality (δ18O is temperature dependent) and location (87Sr/86Sr varies depending on geologic foundation). The combination of the two different isotope systems from the enamel of the same tooth allows for a differenciation between seasonal mobility and a more sedentary pattern of animal husbandry, and a determination of the time of year and pasture locations used. The cattle teeth from Vaihingen/Enz – one of the largest LBK settlements – mainly reflect a sedentary animal husbandry practice on fixed local loess or occasional (mostly summer) pasture in river valleys (or Muschelkalk areas). Evidence for seasonal pasture transhumance in the low mountain ranges is rare. In Stuttgart‐Mühlhausen, one of the smaller settlements in the Neckar area, where surrounding regions have a strong loess character, animal husbandry was concentrated in river and stream valleys. Evidence for seasonal mobility and low mountain range use was not found. The cattle from Hilzingen “Forsterbahnried” (Hegau region) were also largely sedentary, but only some of them were kept on the locally typical Tertiary volcanic rock formations. A different portion of the cattle were either exclusively fed on Moraine formations near the settlement, or traded from a neighboring settlement without local volcanic rocks. The results of the oxygen isotope analyses show a distribution of cattle births throughout the year, which would minimize risk at birth, balance the use of summer and winter feed, and allow for year‐round slaughtering. In addition to the investigation of animal teeth, the completed analyses of human teeth from the LBK cemetery at Stuttgart‐Mühlhausen “Viesenhäuser Hof” show a significant difference between men and women of the older LBK (Flomborn), as well as between burials of the older and younger LBK. Especially prominent are the systematic differences of Sr isotope ratios between tooth crowns with different mineralization times (early vs. late childhood) of the same individual. These results are discussed in terms of residence patterns and their connection with the individual’s absence from the settlement in late childhood and youth in the role of herdsmen. Altogether, the results of the isotope analysis of LBK cattle teeth reflect heterogeneity in the animal husbandry and landuse strategies of LBK peoples. At the same time evidence for use of the low mountain ranges as specified in the model for seasonal transhumance is more rare, and evidence for the use of local resources in various habitats (loess areas or river valleys) dominate. These results are in agreement with a more intensive local economic orientation with narrower integration of cultivation and animal husbandry.
Article
Twenty-two knees with osteochondritis dissecans diagnosed before skeletal maturity were followed prospectively into middle age: 32% had radiographic evidence of moderate or severe osteoarthritis at an average follow-up of 33.6 years; only half had a good or excellent functional result. We found that osteoarthritis was more likely to occur if the defect was large or affected the lateral femoral condyle.
Article
The Early Bronze Age necropolis of Singen (Hohentwiel), located near Lake Constance, represents a population from a period of technological transition in southwestern Germany. The site contains several graves with metal artefacts that originated in other parts of Central and Western Europe, and therefore these could be interpreted as being the graves of non‐local individuals. The purpose of this study was to investigate this possibility through the application of isotopic analysis. The ratios of strontium and oxygen isotopes in human enamel reflect the geological origin of food and drinking water consumed during enamel formation in early life stages. Additionally, the ratio of sulphur isotopes from bone collagen reflects the origin of foods consumed during the last 10–20 years of life of an adult individual. We used these three isotope systems to attempt to identify local and non‐local individuals at the site. We found that the isotope ratios of Sr, O and S of the humans were relatively homogeneous and generally correspond to the isotope signature of the local geology, climate and environment. We conclude that the sampled population is of local origin and does not show patterns of individual mobility, even though there is evidence for long‐distance trade and exchange of the metal artefacts at this site.