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Boletus, Band 34, Heft 2, Seite 55 - 66
JAN ECKSTEIN & GÜNTER ECKSTEIN
Bemerkenswerte Funde bryoparasitischer Pezizales (Ascomycota) aus
Deutschland
ECKSTEIN, J. & ECKSTEIN, G. (2013): Noteworthy findings of bryoparasitic Pezizales (Ascomycota)
from Germany. Boletus 34(2): 55-66
Abstract: Some noteworthy findings of bryoparasitic discomycetes from the federal states of Baden-
Württemberg, Lower Saxony, Mecklenburg-West Pomerania, Saxony-Anhalt and Thuringia are reported.
The description for each species contains relevant macro- and microscopic characters, host bryophyte
relationships and habitat preferences. New federal state records are reported for Lamprospora dictydiola and
Octospora ithacaensis in Baden-Württemberg, for L. dictydiola in Lower Saxony, for O. ithacaensis in
Mecklenburg-West Pomerania, for O. excipulata in Saxony-Anhalt and for L. annulata, L. campylopodis, L.
dictydiola, O. bridei and O. similis in Thuringia. The hitherto unknown parasite host relationships of L.
annulata and Ephemerum minutissimum as well as of O. excipulata and Physcomitrium sphaericum are
described.
Key words: fungi, Lamprospora annulata, Lamprospora campylopodis, Lamprospora dictydiola,
Octospora bridei, Octospora excipulata, Octospora ithacaensis, Octospora similis, Ephemerum
minutissimum, Physcomitrium sphaericum, Germany
Zusammenfassung: Bemerkenswerte Funde bryoparasitischer Pezizales aus den Bundesländern Baden-
Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen werden
vorgestellt. Von jeder Art werden wichtige makro- und mikroskopische Merkmale beschrieben, die
ermittelten Wirtsmoose genannt und Angaben zum Fundhabitat gemacht. Als Erstfunde für einzelne
Bundesländer werden vorgestellt: Lamprospora dictydiola und Octospora ithacaensis für Baden-
Württemberg; O. ithacaensis für Mecklenburg-Vorpommern; L. dictydiola für Niedersachsen; O. excipulata
für Sachsen-Anhalt; L. annulata, L. campylopodis, L. dictydiola, O. bridei und O. similis für Thüringen. Als
bisher unbekannte Parasit-Wirt-Beziehungen werden beschrieben: L. annulata an Ephemerum minutissimum
und O. excipulata an Physcomitrium sphaericum.
1. Einleitung
Innerhalb der Pezizales ist eine parasitische
Lebensweise selten anzutreffen. Die Ver-
treter der Gattungen Filicupula, Lampro-
spora, Neottiella, Octospora und Octo-
sporella zeichnen sich aber durch Parasi-
tismus auf Moosen aus und können deshalb
zusammenfassend als bryoparasitische
Pezizales bezeichnet werden. Filicupula und
Octosprorella bilden winzige, mit bloßem
Auge kaum sichtbare Apothecien und
befallen Lebermoose. Über ihre Verbreitung
ist noch sehr wenig bekannt (D
ÖBBELER
2011).
Lamprospora, Neottiella und Octospora
dagegen parasitieren überwiegend an Laub-
moosen und ihre Apothecien erreichen
Größen von 1-3 (-10) mm. Sie wachsen auf
Erde oder Gestein in der Nähe ihrer
Wirtsmoose oder sitzen ihren Wirten direkt
auf. Über die Verbreitung von Arten der
Gattungen Lamprospora, Neottiella und
Octospora ist schon wesentlich mehr
bekannt als über die zwei erstgenannten
Gattungen. Der Kenntnisstand ist jedoch
noch weit entfernt von dem der meisten
„Großpilze“. Von diesen drei Gattungen sind
aus Deutschland derzeit 62 Taxa (55 Arten
56 Boletus, Band 34 (2), 2013
und 7 Varietäten) bekannt (BENKERT 2009,
2011). In der vorliegenden Arbeit sollen
einige bemerkenswerte Funde von Arten der
Gattungen Lamprospora und Octospora
vorgestellt werden.
2. Methoden
Mikroskopische Untersuchungen wurden an
rehydrierten und an frischen Proben durch-
geführt. Alle mikroskopischen Messungen
erfolgten in Wasser. Bei ornamentierten
Sporen wurde das cyanophile Ornament zur
Kontrastverbesserung mit Lactophenol-
Baumwollblau angefärbt. Für Habitus- und
Mikrofotografien wurde eine Canon Power-
shot 720 IS Digitalkamera verwendet. Zur
Anfertigung der SEM-Aufnahmen wurden
Hymeniumteile auf eine Präparatehalterung
übertragen, in einem Wassertropfen sus-
pendiert und anschließend luftgetrocknet.
Danach wurde das Präparat in einer Argon-
Atmosphäre mit Gold besputtert. Die SEM-
Aufnahmen wurden mit einem LEO-438
Gerät angefertigt. Die SEM-Aufnahmen sind
für Messungen nicht geeignet, da die Sporen
bei der Präparation leicht geschrumpft sind.
Zum Nachweis der Infektion wurden Moos-
pflanzen inklusive unterirdischer Teile aus
der unmittelbaren Nachbarschaft der
Apothecien herauspräpariert. Nach dem
Auswaschen anhaftender Erde haben wir die
Moospflanzen mit den frei liegenden Rhizoi-
den für ca. 60 Sekunden in Lactophenol-
Baumwollblau getaucht. Die Pilzhyphen
färben sich dadurch blau und unterscheiden
sich so gut von den Rhizoiden oder anderen
Moosteilen.
Die Nomenklatur der bryoparasitischen
Pezizales folgt B
ENKERT (2009), die der
Moose MEINUNGER & SCHRÖDER (2007),
die der Gefäßpflanzen BUTTLER & HAND
(2008). Wenn nicht anders angegeben,
befinden sich die Belege in den Privat-
herbarien der Autoren.
Abb. 1: Lamprospora annulata, Asci mit Ascosporen (Beleg-Nr. 6464); Abb. 2: Protonema von
Ephemerum minutissimum mit Infektionsmänteln (Pfeile) von Lamprospora annulata (Beleg-Nr.
7091; Fotos: J. ECKSTEIN).
3. Beschreibung der Funde
Lamprospora annulata SEAVER
(Abb. 1 und 2)
A Thüringen, MTB 5227/13, MF 11, Südlich
Eisenach, kleine Teichkette an der Straße von
Langenfeld nach Urnshausen 1,6 km östlich Weilar,
alt. 380 m ü NN, lat/lon(PD) 50°45'40''N
010°10'50''E, auf offener Erde eines frisch gescho-
benen Teichrandes, Begleitmoose Pleuridium palus-
JAN ECKSTEIN & GÜNTER ECKSTEIN: Bemerkenswerte Funde bryoparasitischer Pezizales ... 57
tre, Atrichum spec., Ditrichum pallidum, Ditrichum
cylindricum, Bryum spec., leg. J. Eckstein Nr. 6351,
17.06.2007. Außerdem an gleicher Stelle leg. J.
Eckstein Nr. 6464, 08.09.2007.
B Thüringen, MTB 4531/41, MF 8, Östlich Nord-
hausen, nordexponierte Wiese 1,64 km östlich
Auleben (Kirche), 340 m westsüdwestlich der
Solequelle, 167 m ü NN, lat/lon(PD) 51°25'32''N
010°57'25''E, in nordwestexponiertem Halbtrocken-
rasen auf Erde (Störstellen), in Protonema von
Ephemerum minutissimum, weitere Begleitmoose
Acaulon muticum, Bryum spec., Ditrichum flexi-
caule, Pottia intermedia, Weissia longifolia, leg.
J. Eckstein & G. Eckstein Nr. 7091, 01.03.2009, det.
D. Benkert. Außerdem an gleicher Stelle leg.
G. Eckstein Nr. 2192, 07.03.2009 und Nr. 2196,
01.04.2009.
Merkmale: Apothecien 0,6-1,3 mm im Durch-
messer, hell-orange, ohne oder mit schwach ausge-
prägtem, häutigem Rand; Asci zylindrisch, acht-
sporig, uniseriat; Sporen inklusive Ornament 13,5-
15,8 µm im Durchmesser, mit einem ca. 8 µm
großen Öltropfen, Ornamentation aus ein bis zwei
sehr kräftigen, ringartigen Wülsten und einzelnen,
oft länglichen Tuberkeln bestehend; Wirtsmoos
Ephemerum minutissimum (bei B), bei A konnte das
Wirtsmoos nicht ermittelt werden, von den Begleit-
moosen kommt Pleuridium palustre als Wirt in
Frage.
Lamprospora annulata ist durch die charak-
teristische Sporenornamentation (Abb. 1)
unverwechselbar. Bisher wurden für L. an-
nulata lediglich die Wirtsmoose Pleuridium
spec. (B
ENKERT 1987) und einmal auch
Pleuridium subulatum (E
NGEL & HANFF
1987) festgestellt. Bemerkenswert ist daher
der Befall von Ephemerum minutissimum bei
B. Hier wuchsen die Apothecien in Proto-
nemarasen von E. minutissimum und die
Infektion konnte durch den Nachweis von
zahlreichen Hyphenmänteln an den unter-
irdischen Protonemateilen (Caulonema)
festgestellt werden (Abb. 2). Die bryoparasi-
tischen Pezizales haben meist ein enges
Wirtsmoosspektrum. Dies scheint bei L. an-
nulata nicht der Fall zu sein, denn Pleuri-
dium (Dicranales) und Ephemerum (Pottia-
les) sind nicht näher miteinander verwandt.
Ephemerum ist bereits als Wirtsmoosgattung
der parasitischen Becherlinge Lamprospora
tuberculatella (B
ENKERT 2002), Lamprospo-
ra moynei (B
ENKERT 1987), Octospora
bridei (B
ENKERT 2009 und siehe S. 60) und
Octospora echinospora (K
RISTIANSEN 2007)
bekannt.
Von dieser in Deutschland sehr seltenen Art
sind bisher nur wenige Funde aus Baden-
Württemberg, Bayern und Thüringen
bekannt (E
NGEL & HANFF 1987, BENKERT
2009). Die hier vorgestellten Funde sind die
ersten Nachweise in Thüringen. Die Angabe
für Thüringen in BENKERT (2009) bezieht
sich auf die hier vorgestellten Funde. Wie-
tere Funde gelangen P.
PÜWERT in Südthü-
ringen bei Döhlau (MTB 5632/14) und bei
Mürschnitz (MTB 5632/23).
Lamprospora campylopodis W. D. BUCK-
LEY (Abb. 3-6)
Thüringen, MTB 4627/2, Beurener Wald östlich
Heiligenstadt, alt. 350 m ü NN, in jungem Rasen
von Campylopus pyriformis über Torfmoosresten,
leg. MICHAEL BURGHARDT, 06.10.2007, det. J.
ECKSTEIN 16.12.2007, Nr. 14246. Beleg in B.
Merkmale: Apothecien 0,5-1,1 mm im Durch-
messer, orange, mit deutlich ausgeprägtem, helle-
rem, häutigem Rand; Asci 8-sporig, uniseriat;
Sporen globos, inklusive Ornament (17-)18-19 µm,
ohne Ornament ca. 16 µm im Durchmesser,
Ornamentation aus 0,5-0,8 µm breiten und 1-1,5
µm hohen Leisten, die ein regelmäßiges und voll-
ständiges Netz mit 4-6 Maschen im Durchmesser
bilden; Wirtsmoos Campylopus pyriformis.
Lamprospora campylopodis ist durch große
Sporen mit regelmäßigem, weitmaschigem
Retikulum aus hohen Leisten und die Bin-
dung an Campylopus gut charakterisiert. Die
Merkmale des Thüringer Fundes stimmen
gut mit der Beschreibung in B
ENKERT
(1987) überein. Die Leisten des Sporenorna-
ments erscheinen im Lichtmikroskop höher
als breit (Abb. 4). Auf der SEM-Aufnahme
sind sie dagegen etwa so breit wie hoch
(Abb. 6). BENKERT (1987) gibt die Leisten
ebenfalls als etwa so hoch wie breit an.
Die Apothecien saßen den Wirtsmoosen
teilweise direkt auf (Abb 3). Infektionen
wurden an Rhizoiden und an Protonema-
fäden von Campylopus pyriformis nachge-
wiesen. An den Infektionsstellen bildeten die
Hyphen kompakte Infektionsmäntel aus, die
58 Boletus, Band 34 (2), 2013
die befallenen Rhizoiden bzw. Protonema-
fäden umgeben (Abb. 5). B
ENKERT (1987)
nennt ebenfalls Campylopus pyriformis so-
wie einmal Campylopus fragilis als Wirts-
moose.
Bisher waren in Deutschland nur zwei Funde
in Bayern bekannt (B
ENKERT 2009). Kürz-
lich wurde die Art auch in Schleswig-Hol-
stein bei Göhrde ebenfalls zwischen Campy-
lopus pyriformis gesammelt (leg. M.
VEGA,
det. T.
RICHTER, T. RICHTER pers. Mittei-
lung). Der hier vorgestellte Fund aus der
Nähe von Heiligenstadt ist der Erstnachweis
für Thüringen.
Abb. 3: Lamprospora campylopodis, Apothecien in jungem Rasen von Campylopus pyriformis,
rehydrierter, vier Jahre alter Beleg (Beleg-Nr. 14246); Abb. 4: Lamprospora campylopodis, Asci
mit Ascosporen in Wasser (links) und nach Färbung mit Baumwollblau (rechts; Beleg-Nr. 14246);
Abb. 5: Lamprospora campylopodis, Hyphenmantel um befallenes Rhizoid von Campylopus
pyriformis, Färbung mit Lactophenol-Baumwollblau (Beleg-Nr. 14246; Fotos: J. ECKSTEIN); Abb.
6: Lamprospora campylopodis, SEM-Aufnahme einer Ascospore (Beleg-Nr. 14246; Foto: C.
FÖRSTER).
JAN ECKSTEIN & GÜNTER ECKSTEIN: Bemerkenswerte Funde bryoparasitischer Pezizales ... 59
Lamprospora dictydiola BOUD. (Abb. 7-9)
A Baden-Württemberg, MTB 6516/22, MF 4,
Mannheimer Südweststadt, „Lauersche Gärten“ 480
m westlich des Wasserturms, alt. 95 m ü NN,
lat/lon(PD) 49°29'06''N 008°28'12''E, senkrechte,
ostexponierte Sandsteinmauer, in Mauerfugen in
Rasen von Tortula muralis, leg. G.
ECKSTEIN Nr.
2772, 17.02.2011. Außerdem an gleicher Stelle leg.
G. ECKSTEIN Nr. 2777, 01.03.2011 und Nr. 2899,
12.03.2012.
B Niedersachsen, MTB 4427/42, MF 9, Östlich
Göttingen, Gut Herbigshagen 3,7 km ostnordöstlich
Duderstadt, alt. 260 m ü NN, lat/lon(PD)
51°31'31''N 010°18'46''E, schattige Sandsteinmauer
zwischen Tortula muralis, leg. J.
ECKSTEIN & G.
ECKSTEIN Nr. 8544, 20.11.2010.
C Thüringen, MTB 4430/44, MF 13, Stadtgebiet
Nordhausen, Rosengarten am Klinikum 1,3 km
nordöstlich des Domes, alt. 250 m ü NN,
lat/lon(PD) 51°30'58''N 010°47'55''E, auf Sandstein
zwischen Tortula muralis, leg. G.
ECKSTEIN Nr.
1750, 05.02.2007, conf. D.
BENKERT. Außerdem an
gleicher Stelle leg.
G. ECKSTEIN Nr. 2408,
10.11.2009.
Merkmale: Apothecien 1-2 mm im Durchmesser,
orange, mit deutlich ausgeprägtem, hellerem,
häutigem Rand; Asci 8-sporig, uniseriat; Sporen
subglobos, (14-)15-16(-17) x (12-)13-15(-15,5) µm,
mit einem großen, exzentrisch angeordneten
Öltropfen; Ornamentation aus dünnen Leisten, die
ein feinmaschiges, ± vollständiges Netz mit 8-10
(-12) Maschen im Durchmesser bilden; Wirtsmoos
Tortula muralis.
Diese auf dem Gesteinsmoos Tortula
muralis parasitierende Art ist bei B
OUDIER
(1905-1910, Taf. 403) sehr treffend darge-
stellt. Die Merkmale unserer Funde, breiter
Apothecienrand, Sporengröße und Ornamen-
tation sowie das Wirtsmoos, stimmen sehr
gut mit den Beobachtungen von B
ENKERT
(1987) überein.
Abb. 7: Lamprospora dictydiola, Apothecium
zwischen Tortula muralis und Bryum spec.
(Beleg-Nr. 8544; Foto: J. ECKSTEIN).
Abb. 8: Lamprospora dictydiola, Asci mit Ascosporen, links in Wasser, rechts gefärbt mit
Lactophenol-Baumwollblau (Beleg-Nr. 8544; Foto: J.
ECKSTEIN); Abb. 9: Lamprospora
dictydiola, SEM-Aufnahme einer Ascospore (Beleg-Nr. 8544; Foto: C.
FÖRSTER).
60 Boletus, Band 34 (2), 2013
Unsere Funde stammen alle von alten
Sandsteinmauern in Ortschaften. Die Art
besiedelt dabei bevorzugt lange feucht
bleibende Mauerbereiche z.B. in Bodennähe,
in moosbewachsenen Fugen oder die Kronen
von einseitig aufgeschütteten Mauern.
Die Nordhäuser Fundstelle (C) wurde seit
2007 regelmäßig beobachtet. Dort konnten
Apothecien ausschließlich im Winterhalb-
jahr festgestellt werden. Offenbar benötigt
Lamprospora dictydiola lang anhaltende
feuchte Bedingungen zur Fruchtkörper-
bildung.
Trotz des sehr häufigen Wirtsmooses sind
bisher aus Deutschland nur wenige Funde
bekannt geworden. B
ENKERT (2009) führt
Nachweise aus Bayern, Brandenburg, Rhein-
land-Pfalz, Sachsen und Thüringen an,
wobei sich die Angabe für Thüringen auf
unseren Fund C bezieht. Dies ist bisher auch
der einzige Fund in Thüringen geblieben.
Unsere Funde aus Baden-Württemberg und
Niedersachsen sind wahrscheinlich die
ersten Angaben für diese Bundesländer
(S
CHILLING & WÖLDECKE 2004, GMINDER
pers. Mitteilung). Es ist aber durchaus
wahrscheinlich, dass die Art schon früher
gesammelt wurde und nur unter anderen
Namen in den Herbarien liegt (L.
KRIEGL-
STEINER pers. Mitteilung).
Früher wurde L. dictydiola oft mit L. car-
bonicola verwechselt, die sehr ähnliche
Sporen hat, aber auf Funaria hygrometrica
parasitiert und daher hauptsächlich auf
Brandstellen und auf feuchtem Boden vor-
kommt. Lamprospora dictydiola ist außer-
dem aus Frankreich, Großbritannien, Italien
und Russland (UdSSR) bekannt (B
ENKERT
1987).
Octospora bridei CAILLET & MOYNE
(Abb. 10-13)
A Thüringen, MTB 5125/42, MF 9, Felder 1,57 km
nördlich Unterbreizbach (Kirche), alt. 295 m ü NN,
lat/lon(PD) 50°49'57''N 009°58'52''E, abgeerntetes
Getreidefeld auf Erde in Protonema von Ephe-
merum minutissimum, leg. J. ECKSTEIN Nr. 9127,
13.09.2011.
B Thüringen, MTB:5125/42, MF 9, Felder 680 m
nördlich Unterbreizbach (Kirche), 250 m ü NN,
lat/lon(PD) 50°49'32''N 009°58'49''E, Stoppelfeld
über Buntsandstein, in Protonema von Ephemerum
minutissimum, weitere Begleitmoose: Anthoceros
agrestis, Riccia sorocarpa, R. glauca, leg. J.
ECKSTEIN Nr. 9128, 13.09.2011.
Merkmale: Apothecien 0,5-1 (1,3) mm im Durch-
messer, orange, ohne erkennbaren häutigen Rand;
Asci 8-sporig, uniseriat; Sporen breit fusiform,
erinnern an schmale Zitronen, (21,5)23-25(26) x
(10,5)11-12,5(13) µm groß, meist zwei, seltener ein
großer Öltropfen, polare Wandverdickungen 1,5-2
µm dick (vergl. B
ARAL 1989), Ornamentation aus
isolierten, spitzkegeligen, 0,5 µm breiten und 1 µm
hohen Warzen, Warzen relativ locker gestellt, so
dass insgesamt weniger als die Hälfte der Sporen-
oberfläche von Warzen bedeckt ist; Wirtsmoos
Ephemerum minutissimum.
Die Sporenmaße stimmen sehr gut mit denen
der Originalbeschreibung von Octospora
bridei überein (C
AILLET & MOYNE 1987).
B
ARAL (1989) weist auf deutliche polare
Wandverdickungen hin, die auch bei unseren
Funden gut erkennbar waren. Unsere beiden
Funde stammen von zwei abgeernteten
Getreidefeldern, die nur etwa 400 m Luft-
linie auseinander liegen. Häufige Begleit-
moose von O. bridei waren Ephemerum
minutissimum, Riccia sorocarpa, Riccia
glauca var. subinermis, Anthoceros agrestis.
Daneben kamen auch vereinzelt die seltenen
und gefährdeten Arten Riccia bifurca, R.
ciliata und R. warnstorfii s.l. vor. Eine solch
artenreiche Ackermoosflora findet man
heute nur noch selten, und sie deutet auf eine
wenig intensive Nutzung der Felder hin. Die
Apothecien wuchsen meist in Protonema-
rasen des Wirtsmooses Ephemerum minu-
tissimum. Infektionen wurden an den
oberirdischen Teilen des Protonemas, dem
Chloronema, festgestellt. Die ein- bis
dreizelligen Appressorien sind frei und gut
sichtbar (Abb. 12).
Octospora bridei ist bisher nur aus Frank-
reich (C
AILLET & MOYNE 1987), Deutsch-
land (B
ARAL 1989, KRIEGLSTEINER 2004)
und den Niederlanden (B
ENKERT & BROU-
WER 2004) bekannt. CAILLET & MOYNE
(1987) geben für die französischen Funde
JAN ECKSTEIN & GÜNTER ECKSTEIN: Bemerkenswerte Funde bryoparasitischer Pezizales ... 61
abgeerntete Getreidefelder als Standort an.
Dies entspricht genau dem Habitat unserer
Funde. C
AILLET & MOYNE (1987) nennen
Ephemerum minutissimum, Pottia truncata,
Barbula unguiculata, Bryum erythrocarpum
agg., Fossombronia wondraczekii, Riccia
glauca, Eurhynchium praelongum und
Phascum cuspidatum als Begleitmoose.
Abb. 10: Octospora bridei, Apothecien zwischen Rasen von Ephemerum minutissimum (Beleg-
Nr. 9128); Abb. 11: Octospora bridei, Ascosporen in Wasser, links oben gefärbt mit Lactophenol-
Baumwollblau (Beleg-Nr. 9128); Abb. 12: Octospora bridei, Appressorien an Protonemafäden
von Ephemerum minutissimum, Hyphen gefärbt mit Lactophenol-Baumwollblau (Beleg-Nr. 9128;
Fotos: J. ECKSTEIN); Abb. 13: Octospora bridei, SEM-Aufnahme einer Spore (Beleg-Nr. 9128;
Foto: C.
FÖRSTER).
In Deutschland wurde O. bridei bislang
einmal in Baden-Württemberg und dreimal
in Bayern gefunden. In Baden-Württemberg
wuchs die Art in einer Wagenspur in einem
Buchenhochwald begleitet von Ephemerum
minutissimum und Pseudephemerum nitidum
(B
ARAL 1989). Zwei Funde in der bayeri-
schen Rhön wurden auf alten Maulwurfs-
hügeln in mageren Wiesen des Geranio-
Trisetetum (K
RIEGLSTEINER 2004) gemacht.
62 Boletus, Band 34 (2), 2013
Als Begleitmoose werden genannt: Ephe-
merum minutissimum (Wirt), Bryum rubens,
Ceratodon purpureus, Eurhynchium hians,
Ditrichum cylindricum, Weissia longifolia.
Ein dritter Fund aus Bayern stammt aus dem
Vorderen Bayerischen Wald bei Wiesent,
MTB 6940 (L. K
RIEGLSTEINER, pers. Mittei-
lung).
In den Niederlanden wurde O. bridei in
einem Graben in einem Stadtpark in Beglei-
tung von Ephemerum serratum und Fissi-
dens exilis gefunden (B
ENKERT & BROUWER
2004). Obwohl sowohl B
ARAL (1989),
K
RIEGLSTEINER (2004) als auch BENKERT &
BROUWER (2004) Ephemerum als Wirts-
moos vermuten, wurde diese Beziehung
offenbar nicht präparatorisch nachgewiesen.
An unseren Funden konnte erstmals zwei-
felsfrei der Befall von Ephemerum minutis-
simum durch O. bridei belegt werden (Abb.
12). Ephemerum serratum und E. minutissi-
mum sind zwei nah verwandte Taxa, die erst
in jüngerer Zeit konsequent getrennt werden
(R
ISSE 1996). Während E. minutissimum
eine Reihe von Rohbodenstandorten besie-
delt, ist E. serratum fast ausschließlich auf
zeitweise überflutete Standorte am Rand von
Gewässern beschränkt (H
OLYOAK 2010).
Die Angabe von E. serratum als Begleit-
moos bei C
AILLET & MOYNE (1987) kann
mit hoher Wahrscheinlichkeit als E. minu-
tissimum gedeutet werden. Bei dem Fund
von B
ENKERT & BROUWER (2004) könnte es
sich dagegen tatsächlich um E. serratum
s. str. handeln.
Octospora bridei ist neu für Thüringen (G.
HIRSCH, pers. Mitteilung).
Octospora excipulata (CLEM.) BENKERT
(Abb. 14 und 15)
Syn. Octospora roxheimii Itzerott
Sachsen-Anhalt, MTB 4230/41, MF 3, Harz, südlich
Wernigerode am Südrand der Überleitungssperre
Königshütte 1,08 km westlich der Staumauer, alt.
425 m ü NN, lat/lon(PD) 51°44'25''N 010°47'27''E,
auf trockengefallenem Teichschlamm, Begleitmoo-
se Physcomitrium sphaericum, Aphanorrhegma
patens, Riccia cavernosa, leg. J. ECKSTEIN &
G.
ECKSTEIN Nr. 8973, 05.08.2011.
Merkmale: Apothecien 0,3-1,0 mm im
Durchmesser, orange, ohne differenzierten Rand;
Asci zylindrisch, 8-sporig, uniseriat; Sporen hyalin,
breit ellipsoid, (20,6)21-23(24,5) x (13,2)14-
15(16,3) µm, glatt, mit einem großen, zentralen
Tropfen, Sporenwand auffällig dick, Wirtsmoos
Physcomitrium sphaericum.
Octospora excipulata gehört zu den relativ
häufigen und leicht kenntlichen Arten der
bryoparasitischen Becherlinge. Die Apothe-
ciengröße unseres Fundes liegt am unteren
Rand der für die Art angegebenen Spanne
von (0,5)1-4(5,5) mm. Die Sporengröße liegt
aber vollständig innerhalb der Variabilität
der Art, die von B
ENKERT (2007) mit
(17)19-27(30) x (12)13-17(18) µm ermittelt
wurde. Die relativ breiten und dickwandigen
Sporen machen O. excipulata kaum ver-
wechselbar.
Bei dem Fund an der Überleitungssperre
Königshütte handelt es sich um ein Massen-
vorkommen. Hauptsächlich am Süd-, ver-
einzelt auch am Nordufer, war ein 1-3 m
breiter Streifen mit lückiger Teichschlamm-
vegetation bedeckt. Diese wurde von Phys-
comitrium sphaericum, Limosella aquatica
und Persicaria hydropiper dominiert. Weni-
ger häufig aber ebenfalls regelmäßig vertre-
ten waren Aphanorrhegma patens und Ric-
cia cavernosa. Bei der stichprobenartigen
Untersuchung dieser Teichschlammvegeta-
tion an verschiedenen Stellen der Talsperre
konnte der parasitische Becherling an zahl-
reichen Stellen nachgewiesen werden. Insge-
samt dürfte das Vorkommen viele Tausend,
vielleicht sogar mehrere Millionen Apothe-
cien umfasst haben.
Der mit Abstand häufigste Wirt für O. exci-
pulata ist Funaria hygrometrica. Nur weni-
ge Funde mit anderen Wirten sind bisher
bekannt geworden. B
ENKERT (2007) nennt je
einen Fund aus Kanada und dem Nordosten
der USA mit Physcomitrium cf. collenchy-
matum bzw. Physcomitrium spec. als Wirte.
Weiterhin wurde bei vier Belegen aus den
Niederlanden Aphanorrhegma patens als
Wirtsmoos ermittelt (B
ENKERT 2007). Alle
genannten Arten sind charakteristische
Besiedler von selten trocken fallenden
JAN ECKSTEIN & GÜNTER ECKSTEIN: Bemerkenswerte Funde bryoparasitischer Pezizales ... 63
Schlammböden am Rande von Gewässern.
Das entspricht genau dem Habitat des
Harzfundes. Physcomitrium collenchymatum
ist außerdem eng mit P. sphaericum ver-
wandt und möglicherweise sogar artiden-
tisch mit diesem (C
RUM 1964), was die
Ähnlichkeit des Harzfundes mit dem aus
Kanada unterstreicht. Der hier vorgestellte
Fund stellt somit den ersten Nachweis von
O. excipulata an Physcomitrium außerhalb
Nordamerikas dar.
Wir konnten in der Literatur bisher keine
Angabe für Sachsen-Anhalt finden. Auch in
der aktuellen Pilzflora von Sachsen-Anhalt
(T
ÄGLICH 2009) ist O. excipulata nicht
enthalten. Es ist jedoch unwahrscheinlich,
dass die relativ häufige Art noch nicht in
Sachsen-Anhalt gesammelt worden ist.
Möglicherweise sind ältere Funde noch nicht
publiziert. In diesem Fall ist der Harzfund
der erste publizierte Nachweis aus Sachsen-
Anhalt.
Abb. 14: Octospora excipulata, Apothecien auf Teichschlamm in lockerem Rasen aus
Physcomitrium sphaericum (Beleg-Nr. 8973); Abb. 15: Octospora excipulata, Ascosporen (Beleg-
Nr. 8973; Fotos: J. ECKSTEIN).
Octospora ithacaensis (REHM) K. B. KHARE
(Abb. 16)
Syn. Neottiella ithacaensis (REHM) SCHWEERS
A Baden-Württemberg, MTB 6517/13, MF 11,
Mannheim-Neckarau-Ost, BAUHAUS Gartencenter
1,6 km südlich Kreuz A656 / B38, alt. 90 m ü NN;
lat/lon(PD) 49°27'15''N 008°30'57''E, auf Thalli von
Marchantia polymorpha in Pflanztöpfen im Außen-
bereich des Gartencenters, leg. G. ECKSTEIN Nr.
2326, 08.07.2009, conf. D.
BENKERT.
B Mecklenburg-Vorpommern, MTB 1949/12, MF
10, Insel Usedom, Zinnowitz, Gartencenter Wuttig
375 m südwestlich der Kirche, alt. 3 m ü NN,
lat/lon(PD) 54°04'34''N 013°54'35''E, auf Thalli von
Marchantia polymorpha in Pflanztöpfen, leg.
G.
ECKSTEIN Nr. 2355, 25.08.2009, conf. D. BEN-
KERT.
Merkmale: Apothecien 0,8–1,0(1,3) mm im
Durchmesser, kreiselförmig, jung ± zylindrisch,
zuerst hyalin, dann lachsfarben und zuletzt orange,
lichtgeschützte Apothecien lange hell bleibend,
ohne ausgeprägten Randsaum, aber außen mit
abstehenden, haarähnlichen, hellen Hyphen; Para-
physen fädig, apical nicht oder wenig erweitert,
septiert, mit öligem, zur Basis hin abnehmendem,
pigmentiertem Inhalt; Asci zylindrisch, achtsporig,
uni- bis biseriat, Sporen meist waagerecht bis schräg
64 Boletus, Band 34 (2), 2013
im Ascus angeordnet, selten längs angeordnet und
dann Ascus biseriat; Sporen hyalin, ellipsoid,
manchmal asymmetrisch, an den Polen abgerundet
bis rundlich, (15,8)18,5-21,6(23,1) x (9,2)9,8-
10,8(13,2) µm im Durchmesser, mit zwei Tropfen in
Polnähe, Ornamentation aus kleinen, isolierten War-
zen bestehend; Wirtsmoos Marchantia polymorpha.
Abb. 16: Octospora ithacaensis, Apothecien
auf Thallusoberfläche von Marchantia poly-
morpha (Beleg-Nr. 2326; Foto: J. ECKSTEIN).
Octospora ithacaensis ist einer der wenigen
bryoparasitischen Pezizales, die auf Leber-
moosen parasitieren. Die Apothecien unserer
Funde wuchsen auf und unter dem Thallus
von Marchantia polymorpha oder auf der
angrenzenden Erde, waren dann aber durch
einen Myzelfilz mit dem Wirtsmoos verbun-
den. Marchantia polymorpha, das Brunnen-
lebermoos, ist ein typischer Kulturfolger und
heute vor allem an mehr oder weniger stark
anthropogen beeinflussten, regelmäßig
feuchten Standorten anzutreffen, z. B.
Brunnen, Pflasterfugen, Bachränder, Brand-
stellen, feuchte Äcker oder Blumentöpfe.
Unsere Nachweise stammen aus Pflanz-
töpfen in Gartenbaumärkten. Hier kommt
dem Wirtsmoos und dem Parasiten offenbar
die regelmäßige Bewässerung zu gute. Viel
häufiger als O. ithacaensis findet man in
diesen Habitaten allerdings die bryoparasiti-
schen Becherlinge Octospora leucoloma var.
tetraspora und O. excipulata, die auf Bryum
argenteum bzw. Funaria hygrometrica
parasitieren.
Obwohl O. ithacaensis auf dem sehr häu-
figen Brunnenlebermoos parasitiert, ist die
Art bisher nur selten gefunden worden.
B
ENKERT (1998) berichtet von zwei Funden
aus Deutschland (Berlin und Sachsen-
Anhalt), die damals erst den dritten und
vierten weltweit publizierten Fund dar-
stellten. Inzwischen sind weitere Funde aus
Deutschland (E
CKSTEIN & ECKSTEIN 2009),
den Niederlanden (B
ENKERT & BROUWER
2004), Dänemark (P
ETERSEN 2009) und
Spanien (R
UBIO DOMÍNGUEZ 2011) bekannt
geworden. Unsere Funde sind wahrschein-
lich die ersten Nachweise aus Baden-
Württemberg (A.
GMINDER, pers. Mitteilung)
und Mecklenburg-Vorpommern, auch wenn
die Fundorte in Gartenbaumärkten natur-
ferne von der geographischen Lage völlig
unabhängige Standorte darstellen.
Octospora similis (KIRSCHST.) BENKERT
(Abb. 17 und 18)
Thüringen, MTB 4430/43, MF 13, Stadtgebiet
Nordhausen, Park Hohenrode 1,24 km nördlich des
Domes, alt. 240 m ü NN, lat/lon(PD) 51°30'59''N
010°47'29''E, auf sandiger Erde in einem Park,
Begleitmoose Bryum spec., Bryum rubens, Cerato-
don purpureus, Pohlia melanodon, Dicranella
schreberiana, leg. G.
ECKSTEIN Nr. 2820,
10.08.2011. Außerdem an gleicher Stelle leg.
G. ECKSTEIN Nr. 2833, 09.09.2011; Nr. 2852,
01.11.2011; Nr. 2871, 04.01.2012; Nr. 2957,
05.06.2012.
Merkmale: Apothecien pulvinat, 1-2,5 mm im
Durchmesser, blass lachsfarben, Rand erhaben,
zuletzt ausfransend und heller; Paraphysen fädig,
septiert, zur Spitze erweitert, oberste Zelle leicht
gebogen, 4,3-7,7 µm breit, mit von der Spitze zur
Basis abnehmendem, orange pigmentiertem Inhalt;
Asci zylindrisch, 8-sporig, uniseriat; Sporen hyalin,
breit ellipsoid, an den Polen abgerundet (15)17-
18(19) x (11)11,5-12(14) µm, ein 8-9 µm großer,
zentraler Tropfen, Ornamentation aus runden oder
oft verlängerten, isolierten Warzen, die manchmal
kurz strichartig verbunden sein können; Wirtsmoos
Bryum spec.
Der hier vorgestellte Nachweis gelang in
einem bis vor kurzem verwilderten Park-
JAN ECKSTEIN & GÜNTER ECKSTEIN: Bemerkenswerte Funde bryoparasitischer Pezizales ... 65
gelände. Durch die kürzlich begonnene
Rekultivierung des Parks kommt es
vielerorts zu Auflichtungen und Bodenver-
wundungen, wo sich rasch ausgedehnte
Pioniermoosrasen entwickelt haben. Auf
einer solchen Störstelle wurde O. similis
erstmals am 09.09.2011 gefunden. Dort und
an einer benachbarten Stelle war die Art bis
zum Juni 2012 kontinuierlich nachweisbar.
Die Sporen von O. similis wachsen offenbar
noch weiter, nachdem sich das Ornament
schon vollständig ausgebildet hat. Dies fiel
uns auf, als zunächst die Vermessung von 70
ausgereift erscheinenden Sporen eine
Sporengröße von (15)15,4-16,9(19,9) x
(9,5)10,8-12(13,6) µm ergab. Diese ist
signifikant kleiner als die von B
ENKERT
(1996) angegebene Größe von (15)16-18(20)
x (10)11-13(14,5) µm. Die Untersuchung
eines weiteren Apotheciums führte schließ-
lich zu den in der obigen Beschreibung
angegebenen Maßen, die völlig mit denen
von B
ENKERT (1996) und RICHTER (2011)
übereinstimmen. B
ENKERT (1996) berichtet
auch über kleinere Sporenmaße bei E
NGEL
& HANFF (1985) und führt diese auf die
teilweise Einbeziehung nicht ausgereifter
Sporen zurück.
Es gibt bisher keine Angaben von O. similis
in Thüringen (G.
HIRSCH pers. Mitteilung).
Der Erstnachweis für Thüringen gelang
wahrscheinlich P.
PÜWERT und M. VOGEL in
Südthüringen bei Döhlau (MTB 5632/14)
am 09.11.2008 (P.
PÜWERT, schriftl. Mittei-
lung). Den Beleg haben wir nicht gesehen.
Abb. 17: Octospora similis, Ascosporen in Wasser (Beleg-Nr. 2833; Foto: J. ECKSTEIN); Abb. 18:
Octospora similis, SEM-Aufnahme einer Spore (Beleg-Nr. 2833; Foto: C.
FÖRSTER).
Dank
Wir danken Herrn D.
BENKERT (Potsdam)
für die Nachbestimmung zahlreicher Belege,
Frau C.
FÖRSTER, Johann-Friedrich-Blumen-
bach-Institut für Zoologie und Anthropo-
logie (Göttingen), für die Anfertigung der
SEM-Aufnahmen, Herrn M.
BURGHARDT
(Quito) für die Zusendung des Fundes von
L. campylopodis, Herrn T.
RICHTER (Rehna)
für die Mitteilung eines Fundortes von
L. campylopodis, Herrn P.
PÜWERT (Sonne-
berg) für die Mitteilung zu Funden von L.
annulata und O. similis, Herrn P. WELT
(Chemnitz) für Literaturbeschaffung, Herrn
W.
HUTH (Naumburg) für Verbreitungsdaten
aus Sachsen-Anhalt, Herrn G.
HIRSCH (Jena)
für Daten aus Thüringen, Herrn A.
GMINDER
(Jenaprießnitz) für Daten aus Baden-
Württemberg sowie Herrn L.
KRIEGL-
STEINER (Schwäbisch-Gmünd) für Daten zu
L. dictydiola und O. bridei.
66 Boletus, Band 34 (2), 2013
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Anschriften der Verfasser:
Dr. JAN ECKSTEIN, Heinrich-Heine-Str. 9, D-37083 Göttingen
E-Mail: jan.eckstein@octospora.de
GÜNTER ECKSTEIN, Hauptstr. 58, D-99735 Werther-Kleinwechsungen
E-Mail: guenter.eckstein@octospora.de