Das Hirnleistungstraining umfaßt für jeden Patienten individuell zusammengestellte Übungseinheiten. Aus Gründen, die wir weiter unten aufführen werden, handelt es sich nicht um ein von vornherein festgelegtes Programm, bei dem sich die einzelnen Übungen für alle Patienten in der gleichen Art wiederholen, wie wir es bei Kochbüchern gewohnt sind. Wenn dennoch von Programm die Rede ist, so deshalb,
... [Show full abstract] weil gewisse Prinzipien der Behandlung und konkrete Handlungsanweisungen beschrieben werden, die uns beim Aufbau einer Behandlung wichtig erscheinen. Diese Handlungsanweisungen sollen zwar zu einer einheitlichen Behandlung führen, die konkreten Übungsschritte müssen jedoch je nach Patient variiert werden und sie hängen im wesentlichen von gewissen Anamnesekriterien und der sich daraus ergebenden Zielsetzung der Behandlung ab. Der momentane Zustand und die Prognose der Folgen einer Hirnverletzung sind sehr verschieden und hängen u.a. von folgendem ab:
Ausmaß und Lokalisation der Läsion. Handelt es sich um eine umschriebene (Kontusionsherd) oder um eine diffuse Läsion (posttraumatische Hirnatrophie)? Bei gleichen neuropsychologischen Ausfällen ist i.allg. die Prognose besser, je kleiner der anatomische Befund im Computertomogramm ist. Die Dauer der Bewußtlosigkeit ist i.allg. (aber nicht immer!) ein guter Indikator für die Erholungsfähigkeit.
Zeitspanne seit dem Unfall. Je früher mit dem Hirnleistungstraining begonnen werden kann, desto optimaler die Erholung.
Alter des Patienten. Je jünger der Patient zur Zeit des Unfalls ist, desto besser die funktionelle Erholungsfähigkeit des Hirns. Dies gilt allerdings nur für Erwachsene.
Begleitende Verletzungen. Bei zusätzlichen Lähmungserscheinungen im Hirnnervenoder Extremitätenbereich, bei schlecht heilenden Frakturen usw. muß das Therapieprogramm entsprechend angepaßt werden (z. B. Einbau der Übungen in die funktionelle Therapie motorischer Störungen).
Vorherige Persönlichkeit des Patienten, sein Beruf und allgemeines Niveau. Davon hängen nicht nur wesentliche Aspekte der Erholung ab (z. B. wenn der Patient früher schon initiativ und aktiv war), sondern auch das Ziel, welches erreicht werden soll (berufsspezifische Übungen).