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Entrepreneur – Social Entrepreneur – Policy Entrepreneur

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Abstract

Zusammenfassung Social Entrepreneurship erlebt eine Renaissance, weil zunehmend auf Methoden und Interaktionsmodi des Unternehmertums zur Lösung sozialer Probleme zurückgegriffen wird. Der soziale Entrepreneur, angetrieben von einer Mission, befriedigt durch sein Verhalten und unternehmerisches Handeln die Nachfrage nach sozialen Leistungen, erzeugt Wertschöpfung und trägt zum gesamtgesellschaftlichen Wandel bei. Grimm argumentiert, dass der Begriffe des sozialen Entrepreneurs auch in der deutschen Debatte klarer umrissen und von konkurrierenden Begriffen abgegrenzt werden muss und schlägt dafür die Typologisierung in Entrepreneur, Social Entrepreneur und Policy Entrepreneur vor, mit jeweils eigenem Rollenverständnis.
BERICHTE AUS DER PRAXIS
Zusammenfassung: Social Entrepreneurship erlebt eine Renaissance, weil zunehmend auf Me-
thoden und Interaktionsmodi des Unternehmertums zur Lösung sozialer Probleme zurückgegrif-
fen
wird. Der soziale Entrepreneur, angetrieben von einer Mission, befriedigt durch sein Verhalten
und unternehmerisches Handeln die Nachfrage nach sozialen Leistungen, erzeugt Wertschöpfung
und trägt zum gesamtgesellschaftlichen Wandel bei. Grimm argumentiert, dass der Begriffe des
sozialen Entrepreneurs auch in der deutschen Debatte klarer umrissen und von konkurrierenden
Begriffen abgegrenzt werden muss und schlägt dafür die Typologisierung in Entrepreneur, Social
Entrepreneur und Policy Entrepreneur vor, mit jeweils eigenem Rollenverständnis.
Schlüsselwörter:  Entrepreneur · Social Entrepreneur · Policy Entrepreneur · Corporate Social
Responsibility
Entrepreneur—social entrepreneur—policy entrepreneur – Typological 
characteristics and perspectives
Abstract:  Social Entrepreneurship is en vogue since entrepreneurs’ methods and modes of inter-
action are applied to solving social problems. Social entrepreneurs, driven by a mission, satisfy
demands for social goods, generate value and contribute to overall societal change. Grimm argues
that the term social entrepreneur needs further clarication especially in the German context
distinguishing it from concurring terminologies. She suggests a typology and differentiated un-
derstanding of entrepreneurship, social entrepreneurship and policy entrepreneurship.
Keywords:  E
ntrepreneur · Social Entrepreneur · Policy Entrepreneur · Corporate Social
Responsibility
Z Politikberat (2011) 3:441–456
DOI 10.1007/s12392-011-0266-z
Entrepreneur – Social Entrepreneur – Policy  
Entrepreneur
Typologische Merkmale und Perspektiven
Heike M. Grimm
Online publiziert: 27.04.2011
© VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011
Dr. H. M. Grimm (
)
Forschungsdozentur für Public Policy
, Universität Erfurt,
Nordhäuser
Straße 63, 99089 Erfurt, Deutschland
E-Mail: heike.grimm@uni-erfurt.de
442 H. M. Grimm
Kernaussagen: Der Social Entrepreneur wird sich dort engagieren, wo Staat, Pri-
vat- und NGO-Sektor noch nicht tätig oder wirksam sind. Policy Entrepreneure
können eine wichtige Rolle einnehmen, da sie eine Balance zwischen staatlichem
und sozial-unternehmerischem Handeln schaffen. Durch klares Akzentuieren und
Unterstützen von transparenten, wirksamen Social-Entrepreneur-Projekten sowie
Distanzierung von weniger legitimen Social-Entrepreneur-Aktionen können Policy
Entrepreneure eine Brücke zu Politik und Gesellschaft bauen und ein wichtiges
Kontrollelement im Policy Prozess installieren. Dem Policy Entrepreneur kommt
die Rolle des Mediators und Brückenbauers zwischen Staat, Markt und Zivilgesell-
schaft zu. Die Aktivitäten der Social Entrepreneure sind hilfreich, um jene Bereiche
zu identizieren, die von staatlicher und unternehmerischer Seite nicht angemessen
bedient werden können.
1   Einleitung
Social Entrepreneurship umschreibt ein altes Phänomen mit neuem Label. Bereits im 19.
Jahrhundert engagierten sich sozial-gesellschaftlich motivierte Pioniere, wie zum Beispiel
Florence Nightingale, die eklatante Mängel bei der Gesundheitsfürsorge für arme Bevöl-
kerungsschichten erkannte und die bis dahin vernachlässigte Krankenpege durch die
I
nitiierung eines Ausbildungsmodells (bekannt als Nightingale System) revolutionierte.
Dank einer großzügigen Spende gründete sie im Jahr 1860 die Florence-Nightingale-
Stiftung und errichtete eine Krankenpegeschule am St. Thomas Hospital in London.
Auch der Gründer des Roten Kreuzes, Henri Dunant, gilt als Social Entrepreneur par
excellence und erhielt 1901 den ersten Friedensnobelpreis für sein herausragendes sozia-
les Engagement. Diese Ehre wurde 2006 auch dem bekanntesten Social Entrepreneur der
Gegenwart zuteil, dem Wirtschaftswissenschaftler Muhammad Yunus aus Bangladesch,
der mit der Gründung der Grameen Bank 1983 die Mikronanzierung von Existenzgrün-
dungen als Mittel zur Armutsbekämpfung innovativ und sozialunternehmerisch etablierte
und der Social-Entrepreneurship-Bewegung erheblichen Anschub verlieh.
Die Gründe für die Renaissance von Social Entrepreneurship (SE), das im weites-
ten Sinne als soziales Engagement betrachtet werden kann, sind vielschichtig. Sicher-
lich spielt die Enttäuschung über den seit Jahrzehnten mäßigen Erfolg staatlicher und
philanthropischer Anstrengungen zur nachhaltigen Behebung sozial-gesellschaftlicher
Missstände im lokalen wie globalen Zusammenhang eine Rolle. Muhammad Yunus zeigt
in diesem Kontext auf, dass die Instrumente zur Lösung sozialer Probleme vorhanden
sind, aber nicht efzient und effektiv eingesetzt werden. Gefordert sind neue, innova-
tive Ideen und Initiativen zur Lösung sozial-gesellschaftlicher Probleme. Immer mehr
Akteure nehmen sich der Herausforderung an, hierfür kreative Lösungen zu entwickeln
und umzusetzen.
Die Zeit ist auch aus anderen Gründen reif, der Forderung nach so genannten ent-
repreneurial solutions für soziale Herausforderungen nachzukommen. Unter den Vor-
zeichen einer rasanten Globalisierung und zunehmender wirtschaftlicher Unsicherheit
stehen unternehmerische Einheiten unter Zugzwang, die Gesellschaft an ihren Gewin-
443Entrepreneur Social Entrepreneur Policy Entrepreneur
nen teilhaben zu lassen, was sich zum Beispiel in der Emergenz von so genannten Cor-
porate Social Responsibility (CSR) Abteilungen von großen Firmen niederschlägt, die
einen freiwilligen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung leisten und ethisch-unternehmeri-
sche Verantwortung zeigen wollen (Europäische Kommission 2001; Imbusch und Rucht
2007; Backhaus-Maul et al. 2008). CSR ist SE nachgelagert, denn es gehört nicht zum
Kerngeschäft von Unternehmen oder Kapitalgesellschaften, die gesetzlich zur Gewinn-
maximierung für Aktionäre verpichtet sind. Mit strategisch angelegten, wohltätigen
Aktionen können sich Unternehmen allerdings Wettbewerbsvorteile verschaffen (Porter
und Kramer 1999). Doch auch auf personenzentrierter Akteursebene ist die Entwicklung
einer neuen sozialen Verantwortlichkeit gegenüber der Gesellschaft zu beobachten, die
sozio-ökonomisch immer weiter auseinanderdriftet (Bundesministerium für Arbeit und
Soziales 2008). Diese neue Verantwortlichkeit geht einher mit der postmodernen Frage
nach dem Sinn individualistischen, wirtschaftlichen Handelns einer kapitalistischen
Gesellschaft, die in der Nachkriegszeit primär Gewinnstreben und Einkommenssteige-
rung als Mittel und Zweck ökonomischen Handelns deniert hatte. Philanthropisches
Engagement von Einzelpersonen und Unternehmen war in Europa, hierbei vor allem in
Deutschland, über viele Jahre hinweg vergleichsweise wenig en vogue (Adam 2004; Acs
et al. 2007). Seit wenigen Jahren wird die Rolle des Bürgerengagements lebhafter als je
zuvor geführt (Zimmer und Priller 2007). Mit der Reform des Stiftungssteuerrechts im
Jahre 2000 wurde zum Beispiel das Stiften in Deutschland erleichtert und die Zahl der
neu gegründeten Stiftungen stieg erheblich an: heute werden in einem Jahr etwa so viele
Stiftungen gegründet wie vor 20 Jahren in einem Jahrzehnt (Gregory und Lindlacher
2008, S. 17; Anheier 2003). Befördert werden diese Entwicklungen durch grassierende
nanzielle Engpässe der öffentlichen Haushalte, die sich mittelfristig nicht in der Lage
sehen, soziale Schieagen in der Gesellschaft abzufedern oder gar zu beseitigen. Mit
der globalen Finanz- und Bankenkrise 2008 traten eklatante Formen von Markt-, aber
auch Staatsversagen zutage, die alles andere als beseitigt worden sind. Die Gesellschaft
hat die eingeschränkten Aktionsmöglichkeiten von Wirtschaft und Politik erkannt und
reagiert mit verstärktem Engagement im sozialen Bereich, um Markt- und Staatsversagen
entgegenzuwirken.
Hervorzuheben ist bereits an dieser Stelle, dass SE nicht mit Philanthropie im höchst
beachtenswerten Mutter-Theresa-Stil gleichzusetzen ist. SE besticht durch vielerlei Orga-
nisations- und Aktionsformen und vor allem dadurch, dass es das verstaubte Image des
selbstlosen Altruisten als Hauptakteur durch das eines exzellent organisierten, durchset-
zungsstarken Unternehmertypus ersetzt: „It combines the passion of a social mission with
an image of business-like discipline, innovation, and determination commonly associated
with, for instance, the high-tech pioneers of Silicon Valley“ (Dees 2001, S. 1).
Die Motivationsgrundlagen für SE sind denen für Entrepreneurship sehr ähnlich, wes-
halb es sich zunächst lohnt, auf den Überbegriff näher einzugehen. Daran schließend
wird erläutert, was unter SE verstanden wird, wie man SE von Entrepreneurship im All-
gemeinen abgrenzt und welche Formen und Inhalte SE annehmen kann. Mit ausgewähl-
ten Beispielen von SE werden Tätigkeitsfelder und Aktionsmöglichkeiten vorgestellt,
um den schillernden Begriff klarer umreißen zu können. Daran anschließend wird kurz
die Bedeutung von Policy Entrepreneurship (PE) erläutert, um der Frage nachzugehen,
warum die Lösung sozialer Probleme verstärkt nicht-staatlichen Akteuren überlassen
444 H. M. Grimm
wird. Abschließend werden Perspektiven, aber auch Grenzen von SE sowie die Chancen
einer engeren Interaktion von PE und SE aufgezeigt.
Mit der hier angestrengten Typologisierung der „3Es“ ( Entrepreneurship, SE und PE)
soll ein kurzer Beitrag geleistet werden, sich denitorisch und begrifich Klarheit vor
allem über den Begriff und den Einuss von SE zu verschaffen, was bislang eine For-
schungslücke darstellt.
2   Entrepreneurship
Der Begriff Entrepreneurship wird im engeren Sinne mit „Unternehmertum“ übersetzt
und bezieht sich vor allem auf die beruiche Selbständigkeit. Diese Begriffsbestimmung
klammert sehr wesentliche Aspekte aus, darunter Persönlichkeitsaspekte wie Innova-
tionsfähigkeit, Risikofreude und Handlungsdrang, aber auch kreative Ideenentwicklung
und unternehmerische Umsetzung. Der Begriff Entrepreneurship ist bis heute nicht ein-
heitlich deniert. In Folge werden die für den Gesamtkontext wichtigsten Diskussionen
und theoretischen Abhandlungen kurz aufgegriffen.
In der Historie taucht der Begriff erstmals in einem militärischen Kontext auf: Im
Mittelalter bediente sich das französische Militär der Entrepreneure in der Rolle der Ver-
mittler oder Mediatoren, die in kriegerischen Auseinandersetzungen zum Einsatz kamen
(Harbrecht 2010). Der Begriff Entrepreneurship wird in der frühen politischen Ökono-
mie erstmals ausführlich im 18. Jahrhundert diskutiert. So setzte der irische Bankier und
Nationalökonom Richard Cantillon (1680–1734) Entrepreneurship in Kontext mit einer
positiven Risikohaltung eines Wirtschaftsakteurs, der Güter und Dienstleistungen zu
einem bestimmten Preis einkauft, um sie später zu einem wenn möglich höheren Preis zu
verkaufen, ohne über eine Garantie für einen potentiellen Prot zu verfügen (Cantillon
1755). Der französische Nationalökonom Jean Baptiste Say (1767–1832) unterstrich die
Bedeutsamkeit der Wagnisorientierung als prägenden Charakterzug eines Entrepreneurs,
der durch die Entwicklung neuer und besserer Verfahren ökonomische Prozesse stimu-
liert. Say war der erste Ökonom, der die Kombination von Produktionsfaktoren als Kern
der Unternehmerfunktion herausgearbeitet hat, und auf die hierfür erforderliche, außer-
ordentliche Innovationsfähigkeit eines Entrepreneurs verwies. So schrieb er zu Beginn
des 19. Jahrhunderts: „Der Entrepreneur verschiebt aus einem Bereich niedrigerer in
einen Bereich höherer Produktivität und größeren Ertrags“ (Say 1971/1803, S. 83). Auch
Gustav von Schmoller (1838–1917) als Vertreter der Ökonomen jüngerer deutscher his-
torischer Schule verbindet mit dem Wirken des Entrepreneurs Fortschritt. Innovatives
Handeln ist primär durch Gewinnstreben begründet (Schmoller 1900, S. 430; Schmoller
1893). Schmoller erforschte Entrepreneurship unter Anwendung sozialwissenschaftli-
cher, induktiver Methoden und galt neben anderen Kollegen der deutschen historischen
Schule, wie Werner Sombart (1863–1941), zu den Vorläufern der sich viel später entwi-
ckelnden Sozioökonomie, die die Wechselwirkung zwischen Entrepreneur und Gesell-
schaft in den Vordergrund rückten. Schmollers Forschungsverdienste schätzten Hébert
und Link (1988) wie folgt ein: „From his examination of this data he discovered a unique
central factor in all economic activity – the enterprising spirit, the Unternehmer or entre-
preneur“ (ibd., S. 103).
445Entrepreneur Social Entrepreneur Policy Entrepreneur
Joseph Alois Schumpeter (1883–1950) brachte eine soziologisch-ökonomische Sicht-
weise in die Theorienentwicklung ein und assoziierte mit der Unternehmerpersönlich-
keit eine Ausnahmeerscheinung, die voller Pioniergeist ohne Abwägen von Grenzkosten
und Grenznutzen wirtschaftlich aktiv wird. Schumpeter begründete in seiner Theorie der
wirtschaftlichen Entwicklung (1911) unternehmerische Pionierleistungen nicht primär
mit ökonomischem Eigennutz, sondern mit psychologischen Motiven, zu denen auch
die „Freude am Gestalten“ gehört (Schumpeter 1997, S. 138). Schumpeter zufolge hält
der innovative Entrepreneur eine Art Monopolstellung inne, wenn er Innovation auf den
Markt bringt und hohe Prote generiert, bis ein Nachahmungsprozess einsetzt und die
Gewinnspanne des Unternehmers fällt. Damit wird ein Prozess „schöpferischer Zerstö-
rung“ eingeleitet, der aus dem Wechselspiel von Innovation und Imitation resultiert, die
als Triebkräfte des Wettbewerbs, Auslöser der Konjunkturzyklen und Promotoren des
wirtschaftlichen Fortschritts fungieren (ibd., S. 111). Schumpeter unterstrich im Zusam-
menhang mit der Dynamik des Kapitalismus die Bedeutung des kapitalistischen Innova-
tionsprozesses. Entrepreneurship und Innovation sind als Triebfedern des Kapitalismus
eng miteinander verwoben. Entrepreneure sind die Produzenten von Innovationen. Eine
wichtige These Schumpeters war in diesem Zusammenhang auch die Unterscheidung
zwischen Kapitalist und Unternehmer ( Entrepreneur). Unternehmer zeichnen sich seiner
Meinung nach dadurch aus, dass sie ihre wirtschaftliche Position ständig durch Innova-
tionen verbessern wollen. Demnach ist es der Unternehmergeist, welcher Innovationen
erzeugt und damit Wirtschaftswachstum und sozialen Wandel vorantreibt. Schumpeter
gab aber zu bedenken, dass Entrepreneure zwar den Innovationsprozess anregen und
Prot erzeugen, diesen aber nicht notwendigerweise empfangen. Denn die Prote fallen
an die Besitzer der Unternehmen die Kapitalisten die das volle Risiko tragen (ibd.,
S. 112). Die Dynamisierung der Gesellschaft und der wirtschaftliche Fortschritt kann
durch eine nicht-kapitalistische Elite – die Entrepreneure – ausgelöst werden. Der Drang
zu deren kreativer und innovativer Entfaltung wird im Wesentlichen von den inneren
Beweggründen des Handelnden wie Leistungsmotivation, Ansehenszuwachs und Wunsch
zur Selbstentfaltung determiniert (ibd., S. 138), aber auch durch das mikro- und makroso-
ziale Umfeld. Zu den Umfeldbedingungen, die innovatives Handeln positiv beeinussen,
gehören die Haltung von Politik und Gesellschaft zur beruichen Selbständigkeit und die
Fähigkeit der Gesellschaft, mit Niederlagen oder gar Scheitern unternehmerischen Enga-
gements umgehen zu können (Grimm und Herz 2004).
Was aber ist Innovation und, vor allem, wie entsteht sie? Auch hier ist nach wie vor
grundlegend die klassische Begriffsdenition von Joseph Schumpeter: Innovation ist die
Planung, Erzeugung und Durchsetzung neuer Produkte, neuer Produktqualität, neuer
Produktionsverfahren, neuer Methoden für Organisation und Management sowie die
E
rschließung neuer Beschaffungs- und Absatzmärkte (Schumpeter 1997, S. 100 f.). Dar-
über hinaus betont Schumpeter: Innovation wird von Menschen generiert. Wichtig ist in
diesem Zusammenhang auch die Unterscheidung zwischen Erndungen, Ideen, Patenten
und Konzepten zum einen, und Innovationen zum anderen: die Erstgenannten sind die
Rohstoffe für Innovationen (Schumpeter 1954). Schumpeters Innovationsbegriff ist ein-
gebettet in eine Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung, die ökonomischen Wandel als
evolutionäre, nicht umkehrbare Entwicklung, als einen ständigen Prozess schöpferischer
Zerstörung auffasst, der von kreativen Menschen ausgelöst wird (Schumpeter 1997, S
.
446 H. M. Grimm
XIII ff.). Der Unternehmer fungiert in diesem Zusammenhang als Träger und Promotor
solcher Veränderungsprozesse, er verdrängt mit „dynamischen, neuen Kombinationen“
(ibd., S. 111) alte, überholte Produktionsstrukturen und löst auf diese Weise Entwick-
lungsschübe aus. Der „Revolutionär des Wirtschaftens“ (ibd., S. 130) leistet Pionierarbeit
und überwindet Stagnationsphasen. Unternehmer sind – Schumpeters Ausführungen
zufolge – nicht nur Pioniere auf einer beruich unabhängigen Basis, sondern auch Mana-
ger in führenden Positionen oder „Vehikel der Umorganisierung des Wirtschaftslebens“
(ibd., S. 134).
Peter Drucker, Ökonom und Pionier der Modernen Managementlehre, entwickelte
Schumpeters These weiter und spezizierte, dass Entrepreneure nicht nur in bestehen-
den Unternehmen und Existenzgründungen, sondern auch in öffentlichen Einrichtun-
gen agieren. Drucker richtete seine Perspektive auf Sozialorganisationen wie Schulen,
Krankenhäuser, aber auch Kirchen, Theater und andere Organisationen und transferierte
Instrumente innovativen Managements auf den dritten Sektor, der seiner Ansicht nach
aufgrund von inefzienter Administration von seinem eigentlichen sozialen oder kultu-
rellen Auftrag ferngehalten wird (Drucker 1985). Er assoziierte Entrepreneurship mit der
Schaffung und der Durchsetzung von Neuem, ohne dass notwendigerweise ökonomi-
scher Nutzen generiert werden muss. So stellte er zum Beispiel das Innovationsvermögen
des Social Entrepreneurs Wilhelm von Humboldt heraus, der revolutionär zur Reformie-
rung des Bildungswesens beitrug und die Berliner Universität gründete (ibd., S. 23). Dru-
cker bewegte sich ganz auf der Linie von Say und Schumpeter, indem er betonte, dass
Innovation und Kreativität unbedingt mit Entrepreneurship korrelieren. Er unterstrich,
dass Entrepreneurship eine Geisteshaltung ist, die bestimmte Verhaltensweisen generiert.
Zu diesen zählen das Ergreifen von Chancen, die Umsetzung von Ideen und die Fähig-
keit zum Wandel: „(…) the entrepreneur always searches for change, responds to it, and
exploits it as an opportunity“ (ibd., S. 28).
Die Entrepreneurship-Forschung wird seit wenigen Jahren sehr differenziert betrie-
ben, wenngleich sie in Deutschland immer noch als relativ junger Forschungszweig der
Wirtschafts- und Sozialwissenschaften gilt. Neben den klassischen Forschungsfeldern,
wie Gründungsnanzierung, -prozess und -persönlichkeit, haben sich andere Bereiche
etabliert, wie Entrepreneurship Education, Cultural Entrepreneurship, E-Entrepreneur-
ship oder Social Entrepreneurship.
Zusammengefasst kann festgehalten werden, dass der Entrepreneur durch sein Ver-
halten und unternehmerisches Handeln die Nachfrage (Bedürfnisse der Kunden) befrie-
digt, Wertschöpfung erzeugt und nicht nur zu wirtschaftlichem Fortschritt, sondern auch
gesamtgesellschaftlichen Wandel beiträgt. SE stellt eine Rückbesinnung auf die positiven
Werte von Unternehmertum dar.
3   Social Entrepreneurship
„Social entrepreneurs are one species in the genus entrepreneur. They are entrepreneurs
with a social mission“, betont J. Gregory Dees in seiner bis heute grundlegenden Abhand-
lung zum Thema SE (2001, S. 2). Die klare, explizite Formulierung einer sozialen Mission
als Handlungszweck ist zentral für SE. Nicht das Erzielen von Gewinn oder Wohlstand
447Entrepreneur Social Entrepreneur Policy Entrepreneur
ist das primäre Ziel des Social Entrepreneurs, sondern das Erfüllen einer sozialen Mis-
sion. Umgekehrt bedeutet dies nicht, dass der Social Entrepreneur das Generieren von
Einkommen als quantité négligeable betrachtet. Im Gegenteil. Der Social Entrepreneur
unterscheidet sich vom traditionellen, rein altruistisch handelnden Philanthropen funda-
mental, weil er das Erzielen von Einkommen zur nanziellen Absicherung eines sozial
motivierten Vorhabens als wesentliches Mittel zum Zweck anerkennt. Die nanzielle
Absicherung seines Vorhabens kann für einen Social Entrepreneur, der an der nachhal-
tigen Erfüllung seiner Mission interessiert ist, entscheidend für den Erfolg sein. „In this
perspective, social entrepreneurs have used business skills and knowledge to create enter-
prises that accomplish social purposes in addition to being commercially viable“ (Emer-
son und Twersky 1996).
Eine idealisierte und pointierte Charakterisierung des Social Entrepreneurs liefert J.
Gregory Dees (Dees 2001, S. 4 ff.). Er unterstreicht, dass die spezische Mission das
entscheidende Kriterium für SE ist, um soziale (und nicht individualistische oder pri-
vate) Werte zu schaffen und vor allem zu erhalten. Der Social Entrepreneur ist wie
der Schumpetersche Entrepreneur Reformer und Innovator zugleich, der im sozialen
Sektor Revolutionäres vollbringt. „Making a prot, creating wealth, or serving the desires
of customers may be part of the model, but these are means to a social end, not the end of
itself“ (ibd., S. 4). Der Social Entrepreneur verfolgt seine Mission nachhaltig und konse-
quent. Die Zielerreichung ist langfristig ausgerichtet. Der Erfolg bemisst sich nach dem
Erreichungsgrad einer Mission.
Darüber hinaus deniert er SE als das Erkennen und Ergreifen einer besonderen und
innovativen Idee ( opportunity), eine soziale Mission tatsächlich realisieren zu können.
Er greift damit die Ausführungen Druckers auf, nach denen Entrepreneure eine beson-
dere Wahrnehmungs- und Umsetzungsfähigkeit für außerordentlich erfolgversprechende
und innovative Chancen auszeichnet. Der Social Entrepreneur wird von einer Vision
getrieben, dass es für ein bestimmtes sozial-gesellschaftliches Problem einen gangbaren
Lösungsweg gibt. Aufgrund der Komplexität sozial-gesellschaftlicher Probleme ist aller-
dings davon auszugehen, dass es keinen Königsweg für das Erreichen der Mission gibt,
sondern ein kreatives und innovatives Experimentieren, Lernen und Adjustieren. SE
impliziert eine hohe Wahrscheinlichkeit zu scheitern, weshalb der Social Entrepreneur
überdurchschnittliche Fähigkeiten des Risikomanagements aufweisen sollte (ibd., S. 5).
Um nachhaltige und erfolgreiche soziale Transformation zu erzielen, bedarf es sowohl
innovativer als auch einkommensorientierter Aktion, betont die Ashoka Stiftung (Drayton
2006). Zu den Schwerpunktbereichen von SE gehören vor allem die Bereiche Umwelt,
Bildung, Gesundheit, Armut, Förderung von benachteiligten Gruppen und Menschen-
rechte. Soziales Engagement im Sinne von SE kann themen- oder zielgruppenorientiert,
lokal oder global ausgerichtet sein.
Neben der Mission ist die Motivation für sozial motiviertes und engagiertes Handeln
ausschlaggebend und kennzeichnend für den Social Entrepreneur. Die Motivations-
grundlagen von SE gehören zu den bislang wenig erforschten Bereichen. Martin und
Osberg (2007) anerkennen „inspiration, creativity, direct action, courage, and fortitude“
(ibd., S. 33) als Persönlichkeitsmerkmale. Gerade in hoch entwickelten Ländern scheint
die Befriedigung von immateriellen Bedürfnissen eine zunehmend große Rolle für SE
zu spielen, dabei vor allem das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung und Anerkennung
448 H. M. Grimm
(Harbrecht 2010, S. 20). Das Gewinnstreben nimmt eine eher untergeordnete Rolle für
SE ein, wenngleich es für den Erfolg und das Überleben eines Sozialunternehmens höchst
bedeutsam ist. Doch wie groß ist der Unterschied zwischen sozialem und wirtschaftli-
chem Entrepreneurship wirklich, wenn wir uns die eingangs vorgestellten theoretischen
Abhandlungen von Schumpeter und Drucker in Erinnerung führen? Anerkennung, Wert-
schätzung, Selbstverwirklichung motivieren Entrepreneure zu innovativen Handlungen;
auch für sie steht das Gewinnstreben nicht im Mittelpunkt. Es ist allerdings anzunehmen,
dass das Erzielen von persönlichem Wohlstand den Wirtschaftsentrepreneur eher zur
Handlung motiviert als das Generieren von sozial-gesellschaftlichem Wohlstand. Har-
brecht (2010, S. 48) anerkennt einen „pro-sozialen Leistungswillen“ der Social Entre-
preneure, die von einem „moralischen Altruismus“ geleitet werden.
Dabei wird in den USA (aber auch asiatischen Ländern wie Bangladesch) SE über-
durchschnittlich oft von exzeptionellen, wirtschaftlich und politisch erfolgreichen Pio-
nieren getragen, die mit einem Top-down-Ansatz systemischen, revolutionären Wandel
zu generieren suchen. Zu diesen zählen der Ebay-Mitbegründer Jeffrey Skoll, der die
erfolgreiche Online-Auktions-Plattform, aber auch die nach ihm benannte Skoll Founda-
tion for Social Entrepreneurship gründete und nicht nur wegen der Stiftungsgründung,
sondern auch wegen seiner zahlreichen, großzügigen Spenden als Wegbereiter der SE-
Bewegung anerkannt wird. In Europa und Großbritannien richtet sich das Augenmerk
eher auf Sozialunternehmen und weniger auf deren Gründer, die durchaus wirtschaftlich
sehr erfolgreich sein können, aber teamorientiert, bottom-up-aktiv und in Kooperation
mit dem staatlichen und NGO-Sektor nachhaltigen Wandel erzielen wollen. Erwähnung
ndet in diesem Kontext häug das von dem Unternehmer Andreas Heinecke initiierte
Projekt „Dialog im Dunkeln“
1
.
„Social Entrepreneurship is best understood as a multi-dimensional and dynamic cons-
truct moving across various intersection points between the public, private and social
sectors“ erklärt Nicholls Alex vom Skoll Centre for Entrepreneurship der Oxford Univer-
sity. Er deniert SE als „(…) the practice to responding to market failures with transfor-
mative, nancially sustainable innovations aimed at solving social problems“ (Nicholls
2006, S. 12). SE bewegt sich an der Schnittstelle zwischen privatem, öffentlichem und
NGO-Sektor und befördert eine seit den 1980er Jahren anhaltende Entwicklung der Ver-
wischung ( blurring), wenn nicht sogar Auösung, der klaren Abgrenzung zwischen den
drei klassischen Sektoren (Wolk 2007). Dies führt zum einen dazu, dass die Grenzen zwi-
schen privatem und öffentlichem Handeln unklar werden, was sich zum Beispiel in der
Ausprägung von so genannten Public Private Partnerships niederschlägt, aber auch in
der Emergenz von SE-Unternehmungen, die sich zwischen den privaten und öffentlichen
Sektor drängen und sehr unterschiedliche Organisationsformen annehmen können, die
denen der traditionellen non-prot-Organisationen sehr ähnlich sein können – aber nicht
müssen. Dies hat zum anderen die schleichende Entwicklung zur Folge, dass immer mehr
nicht-staatliche Organisationen typische Aufgaben des staatlichen Sektors übernehmen:
„(…) the reality of a world in which the public and private boundaries are becoming
increasingly blurred and governments of all ideological bents are partnering with private
1 Quelle: http://germany.ashoka.org/de/node/1504 (Zugriff am 3. März 2011)
449Entrepreneur Social Entrepreneur Policy Entrepreneur
companies and nonprot organizations to do more and more of the government’s work“
(Goldsmith und Eggers 2004, S. 23).
3.1 Formen
SE kann mit anderen Worten sehr unterschiedliche, rechtliche und organisatorische For-
men des privatwirtschaftlichen, öffentlichen und NGO-Sektors annehmen und Merkmale
aller drei Sektoren beinhalten. Sie erzielen sozialen eher als wirtschaftlichen Wert und
Fortschritt. (Dees 2001, S. 3). Im engen Kontext gehören dazu gemeinnützige Organi-
sation ohne Gewinnerzielungsabsichten ( non-prot); im weiten Kontext Organisationen,
die soziale Ziele verfolgen und durch gewinnbringende Geschäftsmodelle gekennzeich-
net sind ( for-prot). Ganz allgemein fallen diejenigen Unternehmen darunter, die eine
„soziale, die Gesellschaft betreffende Aufgabe wahrnehmen“ (Harbrecht 2010, S. 27–
28). Das Konzept SE ist mit anderen Worten breit gefächert und umfasst sowohl non-pro-
t- als auch for-prot-Organisationen: „In addition to innovative not-for-prot ventures,
social entrepreneurship can include social purpose business ventures, such as for-prot
community development banks, and hybrid organizations mix not-for-prot and for-prot
elements (…)“ (Dees 2001, S. 1).
Off Road Kids: Stiftung und Verein (http://www.offroadkids.de) Seit 1993 gibt
es Off Road Kids: Die Off Road Kids Stiftung betreibt Streetwork-Stationen in
Berlin, Hamburg, Dortmund und Köln, Kinderheime in Bad Dürrheim (Schwarz-
wald), eine Eltern-Hotline und ein Hochschulinstitut für Pädagogikmanagement.
Off Road Kids wurde 1993 zunächst als Verein in Donaueschingen im Schwarzwald
gegründet. Die Off Road Kids Stiftung wurde im Jahr 2000 in München gegründet
und hat alle operativen Bereiche des ursprünglichen Vereins übernommen. Die Stif-
tung ist eine vollständig rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts und staatlich
anerkannter Träger der freien Jugendhilfe. Sie untersteht der Bayerischen Stiftungs-
aufsicht. Sprecher des Stiftungsvorstands ist Off Road Kids-Gründer Markus Seidel
( Social Entrepreneur des Jahres 2005 der Schwab Foundation for Social Entre-
preneurship). Die überregionale Straßensozialarbeit von Off Road Kids muss ohne
staatliche Zuschüsse auskommen. Förderer und Spender ermöglichen seit 1994 die
Arbeit für Straßenkinder in Deutschland.
Quelle: www.offroadkids.de (Zugriff am 3. März 2011)
Zum erfolgreichsten und bekanntesten Social Entrepreneur zählt der oben bereits ange-
sprochene Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus, der mit der Errichtung der Gra-
meen Bank ein sogenanntes Social Business Enterprise errichtete, das sowohl soziale als
auch nanzielle Gewinne erzielt. Yunus entwickelte den Begriff Sozialunternehmen mit
dem Hinweis, dass der Struktur des vorherrschenden Kapitalismus genau diese Form von
Unternehmen fehlt. Der Zweck eines Sozialunternehmens ist nicht die Gewinnmaximie-
rung (was auch nicht primäres Ziel der Handlung der Schumpeterschen Entrepreneure ist),
sondern die Lösung von sozialen oder Umweltproblemen. Mit der Grameen Bank ver-
deutlicht Yunus eindringlich, dass seine Organisation nicht altruistisch, sondern gewinn-
orientiert und erfolgreich arbeitet: Anfallende Gewinne werden in das Unternehmen und
die Mission reinvestiert. Die Anteilseigner verdienen nichts, können ihr Kapital jedoch
450 H. M. Grimm
mit der Zeit zurückerhalten. Yunus schuf ein neues System und Verständnis von Kredit-
vergabe, indem er bewies, dass bedürftige Menschen kreditwürdig sind und zuverlässig
Kredite zurückzahlen. Darüber hinaus revidierte er die Annahme, dass das Mikrokredit-
geschäft nicht rentabel ist, zumindest nicht im konventionellen Bankenverständnis.
Yunus erstellte vier Kategorien von SE, die von Organisationen mit keiner bis hin zu
etwas, voller und mehr als voller Kostendeckung reichen (Yunus 2006). Zahlreiche Auto-
ren, darunter auch Boschee und McClurg (2003), halten das rentable Wirtschaften für
eine notwendige Bedingung für den Erfolg von SE und wesentliches Unterscheidungskri-
terium zu klassischen non-prot-Organisationen. Die Autoren denierten Social Enter-
prise wie folgt: „Any organization, in any sector, that uses earned income strategies to
pursue a double bottom line or triple bottom line, either alone (as a social sector business)
or as part of a mixed revenue stream that includes charitable contributions and public
sector subsidies“ (ibd.). Dabei sind Social Entrepreneure in double bottom line-Hinsicht
erfolgreich, weil sie soziale und nanzielle Rendite erzielen. Wird ein nachhaltiger posi-
tiver Einuss auf die Umwelt erzielt, so sind Social Enterpreneurs in triple bottom line-
Hinsicht aktiv.
Regionalwert AG (http://www.regionalwert-ag.de) Mit der Regionalwert AG hat
Christian Hiß (Ashoka Fellow) eine Aktiengesellschaft gegründet und ein Finanzie-
rungsmodell geschaffen, welches den Bürgern und anderen Kleininvestoren ermög-
licht, in ihre lokale und sozialökologisch nachhaltige Nahrungsmittelproduktion zu
investieren. Als Aktionäre einer Art Holdinggesellschaft für nachhaltige Landwirt-
schaftsbetriebe können sie selbst über die Balance der nanziellen, ökologischen
und sozialen Rendite ihrer Investition entscheiden. Dadurch wird dringend benötig-
tes Kapital mobilisiert und gleichzeitig die Bevölkerung wieder in die lokale land-
wirtschaftliche Wertschöpfung miteinbezogen. Das innovative Reporting, welches
die Regionalwert AG jährlich in ihrem Jahresbericht ablegt, setzt neue Standards im
Bereich der nachhaltigen Landwirtschaft und zeigt einen Weg zu mehr Transparenz
auch für andere Aktiengesellschaften auf. Neben ihrem regionalen Wachstum dient
die Regionalwert AG bereits als replizierbares Modell für andere Wirtschaftsberei-
che und berät Bürgerinitiativen im In- und Ausland.
Quelle: http://germany.ashoka.org/de/node/1527 (Zugriff am 3. März 2011)
3.2 Erfolgsbemessung
Der Social Entrepreneur ist an einem nachhaltigen Erfolg seines sozial-gesellschaft-
lichen Engagements interessiert. Doch welche Kriterien eignen sich, um diesen Erfolg
zu bemessen? Wann gilt eine Mission als erfüllt? Der Wirtschaftssektor lebt von Märk-
ten, auf denen Produkte angeboten und nachgefragt sowie Preise erzielt werden. Eine
hohe Nachfrage hat im Allgemeinen steigende Preise zur Folge (und umgekehrt). Diese
Marktmechanismen funktionieren nicht auf dem SE-Sektor, der Grad sozialer Verbes-
serung kann nicht eindeutig bemessen werden. Die „Kunden“ von SE wären aufgrund
ihrer sozialen Schieage wohl auch gar nicht in der Lage, die Leistung des Social Entre-
preneurs monetär zu honorieren. Harbrecht (2010) verweist zurecht darauf, dass „eine
vollkommene Neuorientierung der betrieblichen Leistungsbemessung“ (ibd., S. 48) von
451Entrepreneur Social Entrepreneur Policy Entrepreneur
Sozialunternehmen nötig ist. „Statt der Gewinnmaximierung (…) ist die oberste Prämisse
die Maximierung des sozialen Gewinns unter der Nebenbedingung der wirtschaftlichen
Nachhaltigkeit“ (ibd.). Der Social Entrepreneur erfüllt seine Mission, 1) wenn er durch
soziale Innovation bestehende Strukturen auöst und durch efzientere und effektivere
substituiert; 2) wenn er somit neue Instrumente dauerhaft implementiert und 3) Wandel
durch soziales Engagement generiert. Ein erfolgreicher Social Entrepreneur erzielt „posi-
tive Ergebnisse in allen drei Dimensionen“ (ibd., S. 49). Trotz dieser vereinfachten drei-
stugen Bemessungsmethode bleibt die Bewertung difzil, wann ein Sozialunternehmen
seine Mission von der Integration von Behinderten bis zur Aggressionsbewältigung
unter Jugendlichen erfüllt hat. Und inwiefern die volle oder partielle Zielerreichung
mit dem Engagement von Sozialunternehmen korreliert. Das amerikanische Foundation
Center hat federführend in diesem Bereich mit dem Projekt TRASI ( Tools and Resources
for Assessing Social Impact) etwa 150 Methoden zur Messung von Social Impact auf
der Website aufbereitet (http://trasi.foundationcenter.org). Dennoch wird zukünftige For-
schung sich intensiver damit beschäftigen müssen, welche konkreten Instrumente und
Methoden geeignet sind, soziale Auswirkung von SE bemessen zu können. Das nachfol-
gende SE-Projekt veranschaulicht die Schwierigkeit einer Erfolgsbemessung.
Irrsinnig  Menschlich  e. V.  (http://www.irrsinnig-menschlich.de/html/news.
html) Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen schenkt die Initiatorin
und Geschäftsführerin des Vereins Manuela Richter-Werling (Ashoka Fellow)
ihre volle Aufmerksamkeit. Der Verein will über psychische Erkrankungen aufklä-
ren und Vorurteile gegenüber Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen
abbauen. Besonderen Erfolg erzielte der Verein mit dem Schulprojekt „Verrückt?
Na und!“ in der Zielgruppe der Schulkinder, das sich für einen offenen und tabu-
freien Umgang mit psychischen Problemen engagiert, die in unserer Gesellschaft
weit verbreitet sind. Jeder dritte Mensch ist davon im Laufe seines Lebens betrof-
fen, Kinder ebenso wie Erwachsene. Der Verein nutzt die persönliche Begegnung
von Jugendlichen mit Betroffenen als Schlüssel zur Veränderung der eigenen Wahr-
nehmung von psychischen Krisen und zu Ressourcen seelischer Fitness. In einem
offenen Dialog tauschen sich Betroffene, Schüler und Lehrer über ihre Erfahrungen
aus und reektieren über ihr persönliches System der Krisenbewältigung.
Quelle: http://germany.ashoka.org/de/node/1526 (Zugriff am 3. März 2011)
4   Policy Entrepreneurship
Wie oben bereits dargestellt, tragen Entrepreneure durch unternehmerisches Handeln
nicht nur zu wirtschaftlichem Fortschritt, sondern auch gesamtgesellschaftlichem Wandel
bei. Während Social Entrepreneure in Rückbesinnung auf die positiven Werte von Unter-
nehmertum sozialen Wandel zu generieren suchen, bemühen sich Policy Entrepreneure
um politischen Wandel und Lernprozesse. Dabei handelt es sich um einen Akteurstypus,
der nicht nur innovative und kreative Ideen zur Lösung politischer Herausforderungen
entwickelt, sondern auch Maßnahmen und Instrumente zur Umsetzung und Beförderung
von Politikwandel bereitstellt. Policy Entrepreneure sind im Schumpeterschen Sinne
452 H. M. Grimm
häug Visionäre, die das „Undenkbare denken“ und politische Prozesse nachhaltig auf
den Weg bringen, indem sie die Öffentlichkeit mobilisieren, neue Koalitionen bilden
und auf ihrer Mission gegebenenfalls beträchtliche Kosten in Form von Zeit oder Geld
in Kauf nehmen (Mintrom und Norman 2009; Böcher 2006; Kingdon 1995). „Policy
Entrepreneure stellen Akteure dar, die in der Lage sind, ihre politischen Vorstellungen
zur Umsetzung zu verhelfen, auch wenn im politischen Prozess materielle Verteilungs-
konikte Überhand gewinnen, die zur Organisation mächtiger Gegeninteressen führen“
(ibd., S. 5). Der Policy Entrepreneur überwindet damit politische Beharrungszustände,
die durch kurzfristiges zweckrationales Denken politischer Akteure hervorgerufen wer-
den, welche im politischen Prozess lediglich ihren Nutzen zu maximieren suchen. Er
handelt demnach nicht nach Routinen (Maximierung seiner kurzfristigen Interessen), was
zu politischer Stagnation führen würde. Analog zum Entrepreneur, wie ihn Schumpeter
in der evolutionären Wirtschaftstheorie zeichnet, wirkt er als Promotor politischer Wand-
lungsprozesse: er geht neue Wege, erkennt neue politische Möglichkeiten (windows of
opportunities) und scheut keine Widerstände bei der Durchsetzung innovativer Ideen.
„In public policy a new technology, a new service, a new administrative process or pro-
cedure might be examples for such innovation“ (Roberts and King 1996, S. 5). Osborne
und Gaebler lieferten in ihrem Werk Reinventing Government: How the Entrepreneurial
Spirit is Transforming the Public Sector (1993) eine Fülle von Beispielen, wie durch PE
bürokratische Erstarrung überwindet, zivilgesellschaftliches Engagement befördert und
innovatives Handeln staatlicher Akteure erzielt werden kann. Das Ergebnis ist die Fort-
entwicklung einer efzienten und effektiven Bürokratie, die ständiger Veränderung unter-
liegt und sich an eine rasant wandelnde, globalisierte Wissensökonomie anpassen muss.
Roberts und King (1998, S. 117) haben in ihrer Forschung zur Rolle von Policy Entre-
preneuren in politischen Wandlungsprozessen eine Typologie ihrer Aktivitäten entwickelt,
die sich in vier Kategorien unterteilen lassen: Kreative/intellektuelle Aktivitäten (wie
neue Policy Ideen entwickeln und verbreiten), strategische Aktivitäten (wie Visionen for-
mulieren, politische Strategien und Aktionspläne entwickeln), Mobilisierungsaktivitäten
(wie Lobbygruppen und Medienunterstützung aufbauen, Unterstützung durch Politiker
einwerben) und administrative/evaluierende Aktivitäten (wie Programmevaluierung).
5   Perspektiven für Forschung und Praxis
Mit diesem Beitrag wurde der Versuch angestrengt, eine Typologisierung der „3Es“ ( Ent-
repreneurship, SE und PE) vorzunehmen, um speziell den Begriff SE aus perspektivisch
bedeutsamen Gründen näher zu bestimmen. Zusammengefasst kann festgehalten werden:
Wird SE zu eng gefasst, besteht die Gefahr, dass viele Befürworter und potentielle Unter-
stützer SE als Modeerscheinung unterschätzen und sich davon abwenden. Wird SE zu weit
gefasst, so kristallisieren sich zu viele Erscheinungs- und Aktionsformen heraus, als dass
sie von der Gesellschaft als SE perzipiert werden können. Eine allgemeingültige Deni-
tion zu SE wird es – auch aufgrund der raschen Veränderungsprozesse im SE-Bereich
sicherlich nicht geben können; aber die Bemühungen um eine Typologisierung der „3Es“
sollte weiter fortgesetzt werden, um die Nachhaltigkeit von SE sicherzustellen.
453Entrepreneur Social Entrepreneur Policy Entrepreneur
Der Social Entrepreneur ist altruistisch motiviert und hat ein klares Verständnis von
einer langfristigen, sozialen Mission. Seine innovativen Handlungen werden von einem
positiven Leistungsdenken, aber auch Einfallsreichtum, Durchhaltevermögen und Pragma-
tismus getragen. Individualistisches soziales Engagement mündet häug in die Gründung
von Sozialunternehmen, die sehr unterschiedliche Formen annehmen können. Meines
Erachtens sollte zwischen SE als innovativer Handlung und Social Enterprise als unter-
nehmerischer Aktionsform unterschieden werden. Darüber hinaus wurde in diesem Bei-
trag mit der angestrengten Typologisierung ersichtlich, dass ein wesentlicher Unterschied
zwischen klassischen Non-Prot-Organisationen und SE besteht: Social Entrepreneure
scheuen nicht das Risiko, begrüßen den Wettbewerb und betrachten Gewinndenken als
positiv. Ihr Verhältnis zum Kapital und den Kapitalmärkten ist nicht unbedingt von Miss-
trauen geprägt und so tendieren sie eher zur Kooperation mit der Industrie und Finanz-
wirtschaft (siehe hierzu auch die Governance Corner in dieser Ausgabe der ZPB).
Forschungsbedarf besteht nicht nur hinsichtlich einer fortgesetzten, weiter zu denie-
renden Begriffsbestimmung von SE, aber auch hinsichtlich der Frage, inwieweit sich
Entrepreneurship und SE unterscheiden, und welche Motivationsgrundlagen für Social
Entrepreneure prägend sind. Darüber hinaus mangelt es an Untersuchungen, die das
Bemessen sozialer Auswirkung durch SE zum Ziel haben und sich intensiver mit Instru-
menten und Methoden zur Evaluierung von Sozialunternehmen beschäftigen.
Gerade den (Sozial)Organisationen, die Wert auf Leistungs- und Erfolgsbemessung
sowie Transparenz legen und ein gutes Management aufweisen, sollte mehr Anerkennung
zuteil werden, die sich auch in einer höheren Investitionsneigung für SE niederschlagen
sollte. Zu oft werden wirtschaftlich professionell arbeitenden Sozialunternehmen nicht
ausreichend honoriert, da sie nahezu wie Unternehmen im Privatsektor agieren und dies
eher zu Imageschäden als -steigerungen beiträgt.
Das Bewusstsein für und die Akzeptanz von SE in der Gesellschaft bedarf forcierter
Förderung. Bereits an Schulen, Universitäten und anderen Bildungseinrichtungen sollte
auf den besonderen Charme und die Zukunftsfähigkeit von SE hingewiesen werden,
welches soziale Handlung mit unternehmerischem Denken und Managen verknüpft. In
diesem Kontext kann nicht genug unterstrichen werden, dass sich auch die gesellschaft-
liche Einstellung zu Entrepreneurship im Allgemeinen wie SE im Besonderen verbessern
müsste. Die Neigung zu Entrepreneurship wird wesentlich von den sozio-ökonomischen
Umfeldbedingungen geprägt.
Der Social Entrepreneur wird sich immer häuger an Schnittstellen der drei klassischen
Bereiche bewegen und dort engagieren, wo Staat, Privat- und NGO-Sektor noch nicht
tätig oder wirksam sind. Aufgrund von nanziellen Restriktionen der Staats- und kommu-
nalen Haushalte, aber auch des bereits aufgeführten Staatsversagens unter anderem in den
Bereichen Schutz der global common goods oder Menschenrechte, wird das Engagement
der Social Entrepreneure eher zu- als abnehmen und die Nachfrage nach SE weiter stei-
gen. Zum einen ist der damit induzierte soziale Wandel durch SE zu begrüßen; zum ande-
ren gilt es kritisch zu hinterfragen, ob der Staat auf diese Weise nicht zu schnell und zu
leicht aus der Verantwortung genommen wird, elementare Schutz- und Versorgungsleis-
tungen für die Bevölkerung bereitzustellen. Darüber hinaus lässt sich Staatshandeln eher
kontrollieren und legitimieren als sozial-unternehmerische Aktivität von Einzelpersonen,
die keiner demokratischen Rechenschaftspicht unterliegt (Stein 2008; Brygo 2010). In
454 H. M. Grimm
diesem Kontext könnten die Policy Entrepreneure eine wichtige Rolle einnehmen, da sie
eine Balance zwischen staatlichem und sozial-unternehmerischem Handeln schaffen und
einen wichtigen Beitrag zu sozialem Wandel leisten können. Durch klares Akzentuieren
und Unterstützen von transparenten, wirksamen SE-Projekten sowie Distanzierung von
weniger legitimen SE-Aktionen könnten Policy Entrepreneure eine Brücke zu Politik und
Gesellschaft bauen und ein wichtiges Kontrollelement im Policy Prozess installieren. Des
weiteren liegt das Potential der Social Entrepreneure im Experimentieren, Entwickeln
und Umsetzen von kreativen, innovativen Ideen und Lösungen zur Bewältigung sozialer
Herausforderungen, weshalb er dem Staat als Ideengeber zuarbeiten und von PE in dieser
Hinsicht unterstützt werden kann. Der Staat und auch der Politiker haben keine Freiräume
für Experimente; beide können aber von der Kreativität und Innovativität der Social Ent-
repreneure protieren. Denn beide sollten an der Identizierung efzienter, nachhaltiger
Lösungswege Interesse haben. Auch in dieser Hinsicht könnte dem Policy Entrepreneur
eine bedeutsame Rolle als Mediator und Brückenbauer zwischen den „3Es“ zufallen.
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456 H. M. Grimm
Dr.  Heike  M.  Grimm  ist als Akademische Rätin an der Uni-
versität E
rfurt beschäftigt und hält seit 2002 die Forschungs-
dozentur für Public Policy inne. Von 2004 bis 2007 forschte sie
als Research Fellow der Entrepreneurship, Growth and Public
Policy Group am Max-Planck-Institut für Ökonomik in Jena. Sie
war
für Unternehmensberatungen in Brüssel (Europe Unlimited),
Berlin
und Hamburg (TOPOS Personalberatung) tätig sowie im
öffentlichen und Verbandssektor (Union Mittelständischer Unter
-
nehmen
e. V.). Ihr Forschungsschwerpunkt liegt in der Verbindung
von Entrepreneurship, Public Policy, strategischem Management
und Regionalentwicklung.
Article
Full-text available
The following contribution hypothesizes that it is crucial for future professionals in public administrations and organizations to be familiar with the concepts, tools, and techniques of policy, public, and social entrepreneurship to address societal, environmental, health, and wicked problems in an innovative and sustainable way. Attention is drawn to the importance of entrepreneurship as an essential asset and feature of public administration and public policy education at higher educational institutions in Germany and the United States. The paper aims at filling a research gap because knowledge about the interrelationships between entrepreneurship and public administration and public policy education is still underdeveloped. Emphasis is put on the discussion why entrepreneurship should be incorporated in curricula and how study programs have been designed or reformed, while placing emphasis on entrepreneurship in meeting current and complex challenges in the public sector. Findings from a systematic online assessment are presented which show whether and how policy, public and social entrepreneurship are taught as an integral element of current governance and public policy study programs and what difference it makes teaching and learning wise. The findings reflect a high demand for entrepreneurship education by public administration and public policy students, on the one hand, and a low incorporation in curricula, on the other hand. Two case studies from Germany and the United States are presented which serve as good practice examples on how to transfer public, policy, and social entrepreneurship into curricula.
Chapter
Full-text available
This contribution discusses entrepreneurship as an important asset and feature of policy making and education. Attention is drawn to the increasing role of entrepreneurship in public policy education for the training of innovative professionals in public and non-profit organizations. The paper highlights the rising prominence of policy entrepreneurship and social entrepreneurship that have taken on particular importance for the curriculum of the first Master of PublicPolicy program, which has been offered at a public university in Germany since 2002. The Willy Brandt School of Public Policy at the University of Erfurt is selected as a case to describe the shift from a traditional public policy program to integrating new disciplines beyond just political, social, and administrative sciences, including an emphasis on entrepreneurship education. This paper is dedicated to David B. Audretsch whose unique, innovative, transformative, multidisciplinary approach to entrepreneurship research has had a very significant impact not only on academia, but also on public policy making and teaching, influencing, among others, the program development of the Brandt School.
Chapter
Der vorliegende Beitrag untersucht Social Marketing-Strategien und -Angebote von Sozialunternehmern im Bereich Umweltschutz und Entwicklung, mit medialem Fokus auf Angeboten im Bereich der Neuen und Sozialen Medien und der Eventkultur.
Article
Social Entrepreneurship' is a term that has come to be applied to the activities of grass-roots activists, NGOs, policy makers, international institutions, and corporations, amongst others, which address a range of social issues in innovative and creative ways. Themed around the emerging agendas for developing new, sustainable models of social sector excellence and systemic impact, Social Entrepreneurship offers, for the first time, a wide-ranging, internationally-focused selection of cutting-edge work from leading academics, policy makers, and practitioners. Together they seek to clarify some of the ambiguity around this term, describe a range of social entrepreneurship projects, and establish a clear set of frameworks with which to understand it. Included in the volume are contributions from Muhammad Yunus, the father of microfinance, Geoff Mulgan, former head of the British prime minister's policy unit, and Bill Drayton, founder of the Ashoka network of social entrepreneurs. Jeff Skoll, founder of the Skoll Foundation, and first president of eBay, provides a preface.
Chapter
Social Entrepreneurship' is a term that has come to be applied to the activities of grass-roots activists, NGOs, policy makers, international institutions, and corporations, amongst others, which address a range of social issues in innovative and creative ways. Themed around the emerging agendas for developing new, sustainable models of social sector excellence and systemic impact, Social Entrepreneurship offers, for the first time, a wide-ranging, internationally-focused selection of cutting-edge work from leading academics, policy makers, and practitioners. Together they seek to clarify some of the ambiguity around this term, describe a range of social entrepreneurship projects, and establish a clear set of frameworks with which to understand it. Included in the volume are contributions from Muhammad Yunus, the father of microfinance, Geoff Mulgan, former head of the British prime minister's policy unit, and Bill Drayton, founder of the Ashoka network of social entrepreneurs. Jeff Skoll, founder of the Skoll Foundation, and first president of eBay, provides a preface.
Book
Gemeinnützige Organisationen erfahren heute nicht nur als infrastrukturelle Basis von Zivilgesellschaft eine hohe Wertschätzung. Neben ihrer innovativen Funktion bei der Modernisierung der Gesellschaft, ihrem Beitrag zur Wohlfahrtsproduktion durch die Erbringung von Dienstleistungen sowie der Integrations-, Partizipations- und Interessenartikulationsfunktion werden sie zugleich als Arbeitsplatzressource der Zukunft hoch gehandelt. In diesem Band wird deshalb besonders die Fragestellung untersucht, ob gemeinnützige Organisationen die in sie gesetzten Erwartungen als Wachstumsbranche des Arbeitsmarktes in Deutschland erfüllen.
Book
Mit dem Rückgang staatlichen Handelns und der in das Alltagsleben von Bürgern wirkenden wirtschaftlichen Globalisierung rückt auch das bürgerschaftliche Engagement von Unternehmen in Deutschland in das öffentliche Interesse. Damit wird die grundsätzliche Frage nach der Rolle von Unternehmen in der heutigen Gesellschaft virulent, die unter dem international gebräuchlichen Begriff „Corporate Citizenship“ diskutiert wird. Was zeichnet Corporate Citizenship aus? Wohin kann die Entwicklung führen? Mit diesen Fragen erschließt der Band neue Sichtweisen und zeigt wichtige Perspektiven für die in Deutschland geführte Debatte über Unternehmen in der Gesellschaft auf. Über 40 Autoren aus Wissenschaft, Wirtschaft, Medien und Gesellschaftspolitik leisten eine umfassende Zwischenbilanz. Erstmals werden sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Debatten, fachliche Expertisen sowie gesellschaftspolitische Analysen zusammengeführt. Der Band lädt so zu einer differenzierten Auseinandersetzung mit dem Thema ein.
Book
Economic theory will make little progress in understanding and incorporating the role of entrepreneurship unless the term acquires a precise, operational meaning. This historical survey demonstrates the many definitions and facets of entrepreneurship advanced by economists throughout the ages. It concludes that until economics is fully equipped to deal with the dynamics of everyday life, the role of the entrepreneur will likely be understated.
Chapter
Ein Blick über die Institutionenlandschaft des modernen Deutschland zeigt zahlreiche Vereine, Verbände, Unternehmen und öffentliche Körperschaften unterschiedlichster Form, aber nur wenige Stiftungen.1 Zahlenmäßig sind Stiftungen tatsächlich eine eher seltene Organisationsform. In den Statistiken zum deutschen Stiftungswesen von 1996 sind 7.235 Stiftungen aufgeführt, die, verglichen mit den rund 280.000 eingetragenen Vereinen, weniger als zwei Prozent der gemeinnützigen Organisationen ausmachen.2 Und im Vergleich zu den Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbH) macht die Zahl der Stiftungen nur ein Prozent aus. Sie sind damit fast so selten wie die ungefähr 3.000 deutschen Aktiengesellschaften.
Book
In Philanthropy, Patronage, and Civil Society, Thomas Adam has assembled a comparative set of case studies that challenge long-held and little-studied assumptions about the modern development of philanthropy. Histories of philanthropy have often neglected European patterns of giving and the importance of financial patronage to the emergence of modern industrialized societies. It has long been assumed, for example, that Germany never developed civic traditions of philanthropy as in the United States. In truth, however, 19th-century German museums, art galleries, and social housing projects were not only privately founded and supported, they were also blueprints for the creation of similar public institutions in North America. The comparative method of the essays also reveals the extent to which the wealthy classes on both sides of the Atlantic defined themselves through their philanthropic activities.