Article

Die Rolle der Kritik in der Dynamik des Kapitalismus und der normative Wandel

Authors:
To read the full-text of this research, you can request a copy directly from the authors.

Abstract

Die französische Soziologie der 70er Jahre gab sich kritisch, stieß damit aber weder im moralischen Sinne noch im Sinne der Gerechtigkeit auf großes Interesse. Im Gegensatz dazu betonte die pragmatische Soziologie der 80er Jahre das absichtsvolle Handeln der Individuen und nahm die moralischen Motive, die sie für sich in Anspruch nahmen, sehr ernst. Sie hat dabei jedoch sehr oft die kritische Sichtweise aufgegeben. In „Le nouvel esprit du capitalisme“ haben wir versucht, einen Rahmen zu konstruieren, der es ermöglicht, die Kernpunkte einer kritischen mit denen der pragmatischen Soziologie zu verbinden, und dazu das Programm einer Soziologie der Rolle der Kritik im sozialen Leben entwickelt. Um zu verstehen, wie ein neuer „Geist des Kapitalismus“ in den letzten dreißig Jahren entstehen konnte, muss man in der Zeit um 1968 ansetzen, einer Phase, die durch ein hohes Niveau der Kritik gekennzeichnet war. Der Kapitalismus hat zunächst — ohne Erfolg — versucht, dieser Krise auf dem Gebiet der sozialen Gerechtigkeit zu begegnen, um dann große Teile einer neuen Form der Kritik zu verinnerlichen, die Ende der 60er Jahre entwickelt wurde und die sich auf Forderungen nach Autonomie, Authentizität und Kreativität konzentrierte. Die Anpassung des Kapitalismus an diese Form künstlerischer Kritik, wie wir sie bezeichnen, hat zu seiner Wiederbelebung beigetragen. Zusammenfassend entwickeln wir ein Modell normativen Wandels, das auf dem Begriff der Bewährungsprobe und dem des Wechsels zwischen Regimen der Verlagerung und Kategorisierung gründet.

No full-text available

Request Full-text Paper PDF

To read the full-text of this research,
you can request a copy directly from the authors.

... Als ›Kapitalisten‹ sind sie gezwungen, profitabel zu wirtschaften, da sie, wenn ihr Geschäftsmodell nicht funktioniert, ihre Arbeiter_innen nicht mehr bezahlen können bzw. in Konkurs gehen müssen. Ein Zwang zur Profitmaximierung betrifft aber auch Lohnarbeiter_innen, da sie ihren Beitrag dazu leisten sollen und ihre Subjektivierung, d.h., wie sie in sozialen Prozessen zu einem Subjekt werden und ein bestimmtes Selbstverständnis entwickeln, an kapitalistischen Handlungslogiken ausrichten (müssen) (Boltanski und Chiapello 1999). Der Zwang entsteht daher daraus, dass Akteur_innen in einer Konkurrenzsituation um die tatsächliche Erwirtschaftung von Profit ringen (MEW 25, 255;Heinrich 2005, 115). ...
... Aufgrund der großen Fülle an theoretischer Literatur zur kapitalistischen Produktionsweise konnte ich einige mögliche Zugänge nicht berücksichtigen, beispielsweise die Systematisierung verschiedener Akkumulationsregime (Aglietta 1976;Lipietz 1985;Hirsch und Roth 1986), die sich größtenteils im Innen der kapitalistischen Produktionsweise und in kapitalistischen Zentren etablieren. Dies gilt auch für eine ausführliche Behandlung von Subjektivierungsprozessen im Innen (Boltanski und Chiapello 1999;Bröckling 2007;Reckwitz 2020) -Prozesse, in denen Menschen ein Selbstverständnis als Manager_innen oder leitende Angestellte entwickeln -sowie für Subjektivierungsprozesse im Außen der kapitalistischen Produktionsweise. Die Untersuchung dieser Aspekte könnte beispielsweise eine zukünftige Differenzierung von Einverleibung oder Externalisierung hinsichtlich historischer Kontexte und individueller Lebenslagen anstoßen. ...
Chapter
Die kapitalistische Produktionsweise ist abhängig von einem Außen, das sie über das Hineinholen von Ressourcen und Auslagern von Kosten in Anspruch nimmt. Anna Saave unternimmt eine theoretisch versierte und elaborierte Analyse der komplexen Externalisierungs- und Einverleibungsprozesse des Kapitalismus. Sie leistet einen anspruchsvollen Beitrag zu einer kritischen Analyse kapitalistischer Dynamiken samt der in Dienst genommenen, unsichtbar gemachten konstitutiven Außenbereiche und verdeutlicht, dass der Kapitalismus nur als big picture in den Blick genommen werden kann. Die Diskussion bietet anschlussfähige Impulse für feministische, ökologische und andere soziale Politiken.
... Als ›Kapitalisten‹ sind sie gezwungen, profitabel zu wirtschaften, da sie, wenn ihr Geschäftsmodell nicht funktioniert, ihre Arbeiter_innen nicht mehr bezahlen können bzw. in Konkurs gehen müssen. Ein Zwang zur Profitmaximierung betrifft aber auch Lohnarbeiter_innen, da sie ihren Beitrag dazu leisten sollen und ihre Subjektivierung, d.h., wie sie in sozialen Prozessen zu einem Subjekt werden und ein bestimmtes Selbstverständnis entwickeln, an kapitalistischen Handlungslogiken ausrichten (müssen) (Boltanski und Chiapello 1999). Der Zwang entsteht daher daraus, dass Akteur_innen in einer Konkurrenzsituation um die tatsächliche Erwirtschaftung von Profit ringen (MEW 25, 255;Heinrich 2005, 115). ...
... Aufgrund der großen Fülle an theoretischer Literatur zur kapitalistischen Produktionsweise konnte ich einige mögliche Zugänge nicht berücksichtigen, beispielsweise die Systematisierung verschiedener Akkumulationsregime (Aglietta 1976;Lipietz 1985;Hirsch und Roth 1986), die sich größtenteils im Innen der kapitalistischen Produktionsweise und in kapitalistischen Zentren etablieren. Dies gilt auch für eine ausführliche Behandlung von Subjektivierungsprozessen im Innen (Boltanski und Chiapello 1999;Bröckling 2007;Reckwitz 2020) -Prozesse, in denen Menschen ein Selbstverständnis als Manager_innen oder leitende Angestellte entwickeln -sowie für Subjektivierungsprozesse im Außen der kapitalistischen Produktionsweise. Die Untersuchung dieser Aspekte könnte beispielsweise eine zukünftige Differenzierung von Einverleibung oder Externalisierung hinsichtlich historischer Kontexte und individueller Lebenslagen anstoßen. ...
Chapter
Die kapitalistische Produktionsweise ist abhängig von einem Außen, das sie über das Hineinholen von Ressourcen und Auslagern von Kosten in Anspruch nimmt. Anna Saave unternimmt eine theoretisch versierte und elaborierte Analyse der komplexen Externalisierungs- und Einverleibungsprozesse des Kapitalismus. Sie leistet einen anspruchsvollen Beitrag zu einer kritischen Analyse kapitalistischer Dynamiken samt der in Dienst genommenen, unsichtbar gemachten konstitutiven Außenbereiche und verdeutlicht, dass der Kapitalismus nur als big picture in den Blick genommen werden kann. Die Diskussion bietet anschlussfähige Impulse für feministische, ökologische und andere soziale Politiken.
... Als ›Kapitalisten‹ sind sie gezwungen, profitabel zu wirtschaften, da sie, wenn ihr Geschäftsmodell nicht funktioniert, ihre Arbeiter_innen nicht mehr bezahlen können bzw. in Konkurs gehen müssen. Ein Zwang zur Profitmaximierung betrifft aber auch Lohnarbeiter_innen, da sie ihren Beitrag dazu leisten sollen und ihre Subjektivierung, d.h., wie sie in sozialen Prozessen zu einem Subjekt werden und ein bestimmtes Selbstverständnis entwickeln, an kapitalistischen Handlungslogiken ausrichten (müssen) (Boltanski und Chiapello 1999). Der Zwang entsteht daher daraus, dass Akteur_innen in einer Konkurrenzsituation um die tatsächliche Erwirtschaftung von Profit ringen (MEW 25, 255;Heinrich 2005, 115). ...
... Aufgrund der großen Fülle an theoretischer Literatur zur kapitalistischen Produktionsweise konnte ich einige mögliche Zugänge nicht berücksichtigen, beispielsweise die Systematisierung verschiedener Akkumulationsregime (Aglietta 1976;Lipietz 1985;Hirsch und Roth 1986), die sich größtenteils im Innen der kapitalistischen Produktionsweise und in kapitalistischen Zentren etablieren. Dies gilt auch für eine ausführliche Behandlung von Subjektivierungsprozessen im Innen (Boltanski und Chiapello 1999;Bröckling 2007;Reckwitz 2020) -Prozesse, in denen Menschen ein Selbstverständnis als Manager_innen oder leitende Angestellte entwickeln -sowie für Subjektivierungsprozesse im Außen der kapitalistischen Produktionsweise. Die Untersuchung dieser Aspekte könnte beispielsweise eine zukünftige Differenzierung von Einverleibung oder Externalisierung hinsichtlich historischer Kontexte und individueller Lebenslagen anstoßen. ...
Chapter
Die kapitalistische Produktionsweise ist abhängig von einem Außen, das sie über das Hineinholen von Ressourcen und Auslagern von Kosten in Anspruch nimmt. Anna Saave unternimmt eine theoretisch versierte und elaborierte Analyse der komplexen Externalisierungs- und Einverleibungsprozesse des Kapitalismus. Sie leistet einen anspruchsvollen Beitrag zu einer kritischen Analyse kapitalistischer Dynamiken samt der in Dienst genommenen, unsichtbar gemachten konstitutiven Außenbereiche und verdeutlicht, dass der Kapitalismus nur als big picture in den Blick genommen werden kann. Die Diskussion bietet anschlussfähige Impulse für feministische, ökologische und andere soziale Politiken.
... Als ›Kapitalisten‹ sind sie gezwungen, profitabel zu wirtschaften, da sie, wenn ihr Geschäftsmodell nicht funktioniert, ihre Arbeiter_innen nicht mehr bezahlen können bzw. in Konkurs gehen müssen. Ein Zwang zur Profitmaximierung betrifft aber auch Lohnarbeiter_innen, da sie ihren Beitrag dazu leisten sollen und ihre Subjektivierung, d.h., wie sie in sozialen Prozessen zu einem Subjekt werden und ein bestimmtes Selbstverständnis entwickeln, an kapitalistischen Handlungslogiken ausrichten (müssen) (Boltanski und Chiapello 1999). Der Zwang entsteht daher daraus, dass Akteur_innen in einer Konkurrenzsituation um die tatsächliche Erwirtschaftung von Profit ringen (MEW 25, 255;Heinrich 2005, 115). ...
... Aufgrund der großen Fülle an theoretischer Literatur zur kapitalistischen Produktionsweise konnte ich einige mögliche Zugänge nicht berücksichtigen, beispielsweise die Systematisierung verschiedener Akkumulationsregime (Aglietta 1976;Lipietz 1985;Hirsch und Roth 1986), die sich größtenteils im Innen der kapitalistischen Produktionsweise und in kapitalistischen Zentren etablieren. Dies gilt auch für eine ausführliche Behandlung von Subjektivierungsprozessen im Innen (Boltanski und Chiapello 1999;Bröckling 2007;Reckwitz 2020) -Prozesse, in denen Menschen ein Selbstverständnis als Manager_innen oder leitende Angestellte entwickeln -sowie für Subjektivierungsprozesse im Außen der kapitalistischen Produktionsweise. Die Untersuchung dieser Aspekte könnte beispielsweise eine zukünftige Differenzierung von Einverleibung oder Externalisierung hinsichtlich historischer Kontexte und individueller Lebenslagen anstoßen. ...
Chapter
Die kapitalistische Produktionsweise ist abhängig von einem Außen, das sie über das Hineinholen von Ressourcen und Auslagern von Kosten in Anspruch nimmt. Anna Saave unternimmt eine theoretisch versierte und elaborierte Analyse der komplexen Externalisierungs- und Einverleibungsprozesse des Kapitalismus. Sie leistet einen anspruchsvollen Beitrag zu einer kritischen Analyse kapitalistischer Dynamiken samt der in Dienst genommenen, unsichtbar gemachten konstitutiven Außenbereiche und verdeutlicht, dass der Kapitalismus nur als big picture in den Blick genommen werden kann. Die Diskussion bietet anschlussfähige Impulse für feministische, ökologische und andere soziale Politiken.
... Als ›Kapitalisten‹ sind sie gezwungen, profitabel zu wirtschaften, da sie, wenn ihr Geschäftsmodell nicht funktioniert, ihre Arbeiter_innen nicht mehr bezahlen können bzw. in Konkurs gehen müssen. Ein Zwang zur Profitmaximierung betrifft aber auch Lohnarbeiter_innen, da sie ihren Beitrag dazu leisten sollen und ihre Subjektivierung, d.h., wie sie in sozialen Prozessen zu einem Subjekt werden und ein bestimmtes Selbstverständnis entwickeln, an kapitalistischen Handlungslogiken ausrichten (müssen) (Boltanski und Chiapello 1999). Der Zwang entsteht daher daraus, dass Akteur_innen in einer Konkurrenzsituation um die tatsächliche Erwirtschaftung von Profit ringen (MEW 25, 255;Heinrich 2005, 115). ...
... Aufgrund der großen Fülle an theoretischer Literatur zur kapitalistischen Produktionsweise konnte ich einige mögliche Zugänge nicht berücksichtigen, beispielsweise die Systematisierung verschiedener Akkumulationsregime (Aglietta 1976;Lipietz 1985;Hirsch und Roth 1986), die sich größtenteils im Innen der kapitalistischen Produktionsweise und in kapitalistischen Zentren etablieren. Dies gilt auch für eine ausführliche Behandlung von Subjektivierungsprozessen im Innen (Boltanski und Chiapello 1999;Bröckling 2007;Reckwitz 2020) -Prozesse, in denen Menschen ein Selbstverständnis als Manager_innen oder leitende Angestellte entwickeln -sowie für Subjektivierungsprozesse im Außen der kapitalistischen Produktionsweise. Die Untersuchung dieser Aspekte könnte beispielsweise eine zukünftige Differenzierung von Einverleibung oder Externalisierung hinsichtlich historischer Kontexte und individueller Lebenslagen anstoßen. ...
Chapter
Die kapitalistische Produktionsweise ist abhängig von einem Außen, das sie über das Hineinholen von Ressourcen und Auslagern von Kosten in Anspruch nimmt. Anna Saave unternimmt eine theoretisch versierte und elaborierte Analyse der komplexen Externalisierungs- und Einverleibungsprozesse des Kapitalismus. Sie leistet einen anspruchsvollen Beitrag zu einer kritischen Analyse kapitalistischer Dynamiken samt der in Dienst genommenen, unsichtbar gemachten konstitutiven Außenbereiche und verdeutlicht, dass der Kapitalismus nur als big picture in den Blick genommen werden kann. Die Diskussion bietet anschlussfähige Impulse für feministische, ökologische und andere soziale Politiken.
... Als ›Kapitalisten‹ sind sie gezwungen, profitabel zu wirtschaften, da sie, wenn ihr Geschäftsmodell nicht funktioniert, ihre Arbeiter_innen nicht mehr bezahlen können bzw. in Konkurs gehen müssen. Ein Zwang zur Profitmaximierung betrifft aber auch Lohnarbeiter_innen, da sie ihren Beitrag dazu leisten sollen und ihre Subjektivierung, d.h., wie sie in sozialen Prozessen zu einem Subjekt werden und ein bestimmtes Selbstverständnis entwickeln, an kapitalistischen Handlungslogiken ausrichten (müssen) (Boltanski und Chiapello 1999). Der Zwang entsteht daher daraus, dass Akteur_innen in einer Konkurrenzsituation um die tatsächliche Erwirtschaftung von Profit ringen (MEW 25, 255;Heinrich 2005, 115). ...
... Aufgrund der großen Fülle an theoretischer Literatur zur kapitalistischen Produktionsweise konnte ich einige mögliche Zugänge nicht berücksichtigen, beispielsweise die Systematisierung verschiedener Akkumulationsregime (Aglietta 1976;Lipietz 1985;Hirsch und Roth 1986), die sich größtenteils im Innen der kapitalistischen Produktionsweise und in kapitalistischen Zentren etablieren. Dies gilt auch für eine ausführliche Behandlung von Subjektivierungsprozessen im Innen (Boltanski und Chiapello 1999;Bröckling 2007;Reckwitz 2020) -Prozesse, in denen Menschen ein Selbstverständnis als Manager_innen oder leitende Angestellte entwickeln -sowie für Subjektivierungsprozesse im Außen der kapitalistischen Produktionsweise. Die Untersuchung dieser Aspekte könnte beispielsweise eine zukünftige Differenzierung von Einverleibung oder Externalisierung hinsichtlich historischer Kontexte und individueller Lebenslagen anstoßen. ...
Chapter
Die kapitalistische Produktionsweise ist abhängig von einem Außen, das sie über das Hineinholen von Ressourcen und Auslagern von Kosten in Anspruch nimmt. Anna Saave unternimmt eine theoretisch versierte und elaborierte Analyse der komplexen Externalisierungs- und Einverleibungsprozesse des Kapitalismus. Sie leistet einen anspruchsvollen Beitrag zu einer kritischen Analyse kapitalistischer Dynamiken samt der in Dienst genommenen, unsichtbar gemachten konstitutiven Außenbereiche und verdeutlicht, dass der Kapitalismus nur als big picture in den Blick genommen werden kann. Die Diskussion bietet anschlussfähige Impulse für feministische, ökologische und andere soziale Politiken.
... Als ›Kapitalisten‹ sind sie gezwungen, profitabel zu wirtschaften, da sie, wenn ihr Geschäftsmodell nicht funktioniert, ihre Arbeiter_innen nicht mehr bezahlen können bzw. in Konkurs gehen müssen. Ein Zwang zur Profitmaximierung betrifft aber auch Lohnarbeiter_innen, da sie ihren Beitrag dazu leisten sollen und ihre Subjektivierung, d.h., wie sie in sozialen Prozessen zu einem Subjekt werden und ein bestimmtes Selbstverständnis entwickeln, an kapitalistischen Handlungslogiken ausrichten (müssen) (Boltanski und Chiapello 1999). Der Zwang entsteht daher daraus, dass Akteur_innen in einer Konkurrenzsituation um die tatsächliche Erwirtschaftung von Profit ringen (MEW 25, 255;Heinrich 2005, 115). ...
... Aufgrund der großen Fülle an theoretischer Literatur zur kapitalistischen Produktionsweise konnte ich einige mögliche Zugänge nicht berücksichtigen, beispielsweise die Systematisierung verschiedener Akkumulationsregime (Aglietta 1976;Lipietz 1985;Hirsch und Roth 1986), die sich größtenteils im Innen der kapitalistischen Produktionsweise und in kapitalistischen Zentren etablieren. Dies gilt auch für eine ausführliche Behandlung von Subjektivierungsprozessen im Innen (Boltanski und Chiapello 1999;Bröckling 2007;Reckwitz 2020) -Prozesse, in denen Menschen ein Selbstverständnis als Manager_innen oder leitende Angestellte entwickeln -sowie für Subjektivierungsprozesse im Außen der kapitalistischen Produktionsweise. Die Untersuchung dieser Aspekte könnte beispielsweise eine zukünftige Differenzierung von Einverleibung oder Externalisierung hinsichtlich historischer Kontexte und individueller Lebenslagen anstoßen. ...
Chapter
Die kapitalistische Produktionsweise ist abhängig von einem Außen, das sie über das Hineinholen von Ressourcen und Auslagern von Kosten in Anspruch nimmt. Anna Saave unternimmt eine theoretisch versierte und elaborierte Analyse der komplexen Externalisierungs- und Einverleibungsprozesse des Kapitalismus. Sie leistet einen anspruchsvollen Beitrag zu einer kritischen Analyse kapitalistischer Dynamiken samt der in Dienst genommenen, unsichtbar gemachten konstitutiven Außenbereiche und verdeutlicht, dass der Kapitalismus nur als big picture in den Blick genommen werden kann. Die Diskussion bietet anschlussfähige Impulse für feministische, ökologische und andere soziale Politiken.
... Als ›Kapitalisten‹ sind sie gezwungen, profitabel zu wirtschaften, da sie, wenn ihr Geschäftsmodell nicht funktioniert, ihre Arbeiter_innen nicht mehr bezahlen können bzw. in Konkurs gehen müssen. Ein Zwang zur Profitmaximierung betrifft aber auch Lohnarbeiter_innen, da sie ihren Beitrag dazu leisten sollen und ihre Subjektivierung, d.h., wie sie in sozialen Prozessen zu einem Subjekt werden und ein bestimmtes Selbstverständnis entwickeln, an kapitalistischen Handlungslogiken ausrichten (müssen) (Boltanski und Chiapello 1999). Der Zwang entsteht daher daraus, dass Akteur_innen in einer Konkurrenzsituation um die tatsächliche Erwirtschaftung von Profit ringen (MEW 25, 255;Heinrich 2005, 115). ...
... Aufgrund der großen Fülle an theoretischer Literatur zur kapitalistischen Produktionsweise konnte ich einige mögliche Zugänge nicht berücksichtigen, beispielsweise die Systematisierung verschiedener Akkumulationsregime (Aglietta 1976;Lipietz 1985;Hirsch und Roth 1986), die sich größtenteils im Innen der kapitalistischen Produktionsweise und in kapitalistischen Zentren etablieren. Dies gilt auch für eine ausführliche Behandlung von Subjektivierungsprozessen im Innen (Boltanski und Chiapello 1999;Bröckling 2007;Reckwitz 2020) -Prozesse, in denen Menschen ein Selbstverständnis als Manager_innen oder leitende Angestellte entwickeln -sowie für Subjektivierungsprozesse im Außen der kapitalistischen Produktionsweise. Die Untersuchung dieser Aspekte könnte beispielsweise eine zukünftige Differenzierung von Einverleibung oder Externalisierung hinsichtlich historischer Kontexte und individueller Lebenslagen anstoßen. ...
Book
Full-text available
Einverleiben und Externalisieren Zur Innen-Außen-Beziehung der kapitalistischen Produktionsweise Die kapitalistische Produktionsweise ist abhängig von einem Außen, das sie über das Hineinholen von Ressourcen und Auslagern von Kosten in Anspruch nimmt. Anna Saave unternimmt eine theoretisch versierte und elaborierte Analyse der komplexen Externalisierungs- und Einverleibungsprozesse des Kapitalismus. Sie leistet einen anspruchsvollen Beitrag zu einer kritischen Analyse kapitalistischer Dynamiken samt der in Dienst genommenen, unsichtbar gemachten konstitutiven Außenbereiche und verdeutlicht, dass der Kapitalismus nur als big picture in den Blick genommen werden kann. Die Diskussion bietet anschlussfähige Impulse für feministische, ökologische und andere soziale Politiken.
... bü-rokratisch und hierarchisch organisierten Strukturen gegen Netzwerkstrukturen, projektorientierte Beschäftigungsverhältnisse, Ver-und Auslagerung, flache Hierarchien sowie erweiterte Autonomiespielräume und Selbstverwirklichungspotenziale eingetauscht wurden (Nies and Sauer, 2012, p.38;Deutschmann, 2008, p.127;Boltanski and Chiapello, 2001, p.468 (Deutschmann, 2008, p.129;Boltanski and Chiapello, 2001, p.464;p.468). Der Sozialkritik wurde indes gerade durch diese Entwicklungen der Nährboden entzogen, da die neue, dezentrale, individualisierte und flexibilisierte betriebliche Organisation kaum noch Grundlage für Solidarisierung und Kollektivierung bot und zudem wieder vermehrt Zuspruch durch die Beschäftigten erhielt (Boltanski and Chiapello, 2001, p.469). ...
... Neben der häufig geäußerten Kritik am empirischen Vorgehen der Autor*innen -ihre Studie basiert auf der Analyse von Manager*innenliteratur, nicht aber auf der realen Umsetzung der darin vorzufindenden Ideologeme in den betrieblichen Strukturen (Nies and Sauer, 2012, p.38) -knüpft der vorliegende Artikel an drei theoretischen Engfüh-rungen der Untersuchung an. Zunächst interpretieren Boltanski und Chiapello die zunehmende Verbreitung entgrenzter, flexibilisierter und subjektivierter Formen der Arbeitsorganisation als eine reine Reaktion des Kapitalismus auf die durch die zunehmende Kapitalismuskritik hervorgerufenen Krisen und als Strategie, diese Krisen zu überwinden und "die Arbeiter erneut in den produktiven Prozess einzubinden" (Boltanski and Chiapello, 2001, p.469). Tatsächlich ist nicht umstandslos von einer solchen Konspiration des Kapitals gegen die Arbeit auszugehen, sondern vielmehr von der menhang -nämlich der calvinistischen Prädestinationslehre -heraus die Entstehung des Kapitalismus vermittels der sozialen Praxis der mit diesem ‚Geist' ausgestatteten Akteur*innen vorangetrieben hat (vgl. ...
... On the one hand, its enormously powerful 'hard right hand', with huge security apparatuses (military, police, etc.), with which it can monitor, control, discipline, punish and, not least, kill. 2 No less powerful, and perhaps even more powerful, is its 'soft left hand', with which the 'public order' and 'well-being' promoting, helping, caring, educating and training education and training systems, social and health services, etc. 3 The welfare state's 'risk management' thus enables the astonishing 'resilience' of capitalism, which seems to emerge stronger from every 'crisis' (cf. Boltanski and Chiapello 2001). ...
Preprint
Full-text available
Mit dem Szenario einer ultimativen ‚Klimakrise‘ nehmen politische Forderungen zu, Freiheit und Demokratie im Interesse der ‚Zukunftssicherung‘ einzuschränken. Dieses schließt an Entwicklungen der Corona-Pandemie (2020 bis 2022) an, als sich unter den Schlachtrufen „Folgt der Wissenschaft“ und „Wir halten zusammen“ das Volk mehrheitlich hinter der Regie-rung (mit ihren ausgewählten Expertinnen und Experten) sammelte. Im politischen Ausnah-mezustand einer krisenbedingten Machtkonzentration bei der Regierung folgten fundamentale Einschränkungen der Demokratie (Freiheit, Mitbestimmung und Kontrolle). Dazu kamen auto-ritäre Aggressionen gegen abweichende, protestierende oder sich nicht impfen wollende, Menschen, die als „Covidioten“ oder „Sozialschädlinge“ diskriminiert und ausgeschlossen wurden. Der wachsende Autoritarismus (Unterwerfung, Konformität und Aggressionen gegen Abweichende) ist aber nicht nur eine Folge von Angst und Krisenwahrnehmungen, vielmehr Ausdruck eines neuartigen ‚technokratischen Autoritarismus‘ unter den Zeichen des ver-meintlich einzig ‚Wahren oder Guten‘, der besonders bei der politischen Linken und akade-misch gebildeten, jüngeren Menschen verbreitet ist. Im Beitrag wird zunächst der Hintergrund wachsender Krisenkonstruktionen betrachtet, mit einem kritischen Blick auf die Konstruktio-nen der ‚Klimakrise‘. Danach folgt eine Analyse der Entwicklung und des Hintergrunds tech-nokratisch-autoritärer „alternativloser“ Krisenpolitik. Dabei zeigt sich eine wachsende krasse Ungleichheit und Polarisierung der Gesellschaft, mit einem hegemonialen akademischen ‚Bloc Bourgeois‘ an der Macht, der schon lange vielfach gegen den Willen des politisch und öffent-lich weitgehend marginalisierten ‚einfachen‘, arbeitenden Volks regiert. Mit der ‚Klimakri-se‘ droht sich diese bedrohliche Spaltung und die Erosion der Demokratie noch weiter zu ver-schärfen.
... begriffe gegen Entfremdungserfahrungen, Bürokratie und Unterordnung, sie sind nunmehr Standarderwartungen von Unternehmen an ihre Mitarbeiter geworden (Wagner 2007, S. 7).Die Rede ist hier von genau der "fremdbestimmten Selbstbestimmung" (ebd. S. 12), die zuvor beschrieben wurde. Die entscheidende Frage ist nun aber, wieso dies so geschehen konnte.Boltanski und Chiapello (2001, 2018 erklären sich dies mit den erwähnten Rechtfertigungsstrategien. Wenn ein System infrage gestellt wird, ändert es sich entweder selbst oder wird mit neuen Argumenten legitimiert. Im vorliegenden Falle ist beides passiert. Die Individuen glauben an die angepriesenen Möglichkeiten. Fath und Ehrwein Nihan sprechen von einer "Endogenis ...
Thesis
In der vorliegenden Dissertation wird der Frage nachgegangen, inwiefern Vermeidungsstrategien und Entlastungsmechanismen wie beispielsweise die Selbsttäuschung dazu beitragen können, dass Individuen nicht gegen den omnipräsenten Weltbeziehungsmodus der Entfremdung aufbegehren. Exemplarisch werden hierbei das moderne Arbeitsleben und speziell das innerhalb dieses sozialen Kontexts inzwischen allgemein bekannte Burnout-Syndrom betrachtet. Letzteres gilt als Entfremdungserfahrung par excellence, da die zuvor hochgeschätzte Arbeit, für die man sich in hohem Ausmaß interessiert und engagiert hat, den betreffenden Individuen zunehmend sinnloser erscheint. Das Erkranken an Burnout kann als eine Rückzugsentscheidung des Individuums und damit als Entlastungsversuch gedeutet werden. Wenn hierbei allerdings keine der eigenen Zufriedenheit und Gesundheit dienliche Selbstfürsorge etabliert werden kann, sondern Schuld und Verantwortung ausschließlich im eigenen Verhalten gesucht werden, kann es sich bei dem Rückzug um eine Strategie der Vermeidung der Auseinandersetzung mit dem tatsächlichen arbeitsplatzbezogenen Leiden handeln, wodurch das Individuum nach der Rehabilitation in alte Muster der Selbstoptimierung zurückfallen kann und so soziale Anforderungsstrukturen reproduziert.
... Doubts can also be raised about a growth-oriented transformation narrative from an empirical and theoretical perspective: statistics point to a considerable increase in road traffic (Umweltbundesamt 2018, Statistics Austria 2018), which will soon reach its (ecological) limits. Social processes like individualization, flexibilization and social acceleration (Rosa 2013, Honneth 2016) as well as the dynamics of the global economic system (Boltanski/ Chiapello 2001, Schwedes 2017 tend to thwart rather than encourage environmentally friendly mobility at both a cultural and structural level. In light of this trend towards increasing traffic and a growth-oriented narrative around CAT, especially in cities many adverse effects of automobility (use of space, negative impact on pedestrian and bicycle traffic, sound pollution, etc.) could be exacerbated or maintained. ...
Book
Full-text available
This open access publication examines the impact of connected and automated vehicles on the European city and the conditions that can enable this technology to make a positive contribution to urban development. The authors argue for two theses that have thus far received little attention in scientific discourse: as connected and automated vehicles will not be ready for use in all parts of the city for a long time, previously assumed effects – from traffic safety to traffic performance as well as spatial effects – will need to be re-evaluated. To ensure this technology has a positive impact on the mobility of the future, transport and settlement policy regulations must be adapted and further developed. Established territorial, institutional and organizational boundaries must be investigated and challenged quickly. Despite – or, indeed, because of – the many uncertainties, we find ourselves at the beginning of a new design phase, not only in terms of technology development, but also regarding politics, urban planning, administration and civil society.
... Utopias and imaginaries also involve ideals of what is just, fair and worth attaining, leading to the second theoretical approach in this analysis -the sociology of critique. In the tradition of Max Weber, Boltanski and Chiapello (2001) have researched the Spirit of network capitalism. They point out that capitalism, in order to exist, needs to mobilise actors through a set of ideals that give meaning to their actions, something they call "polis" or "cité" (ibid., 461f.; Nachtwey/Seidl 2017, 7). ...
Article
Much attention has been brought to the techno-futures of “Californian Ideology” (Barbrook/Cameron 2001) and the popular discourse of Silicon Valley. This paper explores techno-futures as collective orientations (Bohnsack 2010) of tech developers outside of tech world’s epicentre. Two group discussions among tech workers are used to identify their understanding of society, of technology’s role in it, and visions of the future. This analysis relates to two sociological approaches: the sociology of future imaginaries and utopias and the sociology of critique. These perspectives shed light on future imaginaries as interpretations of society and technology’s role in shaping it as well as normative judgements on capitalism and technology.The findings suggest that variations of the well-researched Silicon Valley technology discourse can be detected in the discussions. In contrast to a Solutionist Polis legitimising the Silicon Valley model of disruptive ionnovation(Nachtwey/Seidl 2017), the respondents demand democratic and social control of technological development. Yet, this is only associated with the sphere of the application of technologies, while the production of technologies is imagined as independent from the social and political sphere. The orientations thus indicate a technologized vision of the future, in which society has a reactive role vis-à-vis technological changes.
... Auch empirisch und theoretisch kann eine wachstumsorientierte Transformationsnarration angefochten werden: Statistiken deuten auf ein reges Verkehrswachstum im Straßenverkehr hin (Umweltbundesamt 2018, Statistik Austria 2018), das künftig an seine (ökologischen) Grenzen stoßen wird. Gesellschaftliche Prozesse wie Individualisierung, Flexibilisierung und soziale Beschleunigung (Rosa 2013, Honneth 2016) sowie die Dynamik des globalen Wirtschaftssystems (Boltanski & Chiapello 2001, Schwedes 2017) wirken einer umweltschonenden Mobilität kulturell und strukturell eher entgegen. Vor dem Hintergrund dieser Tendenz zur Verkehrssteigerung sowie zu einer wachstumsorientierten Narration zum avV könnten viele negative Effekte der Automobilität (Platzverbrauch, Beeinträchtigung von Fuß-und Radverkehr, Lärmemissionen etc.) vor allem in Städten verschärft oder konserviert werden. ...
Book
Full-text available
Gegenstand dieser Open Access Publikation sind die Auswirkungen automatisierter und vernetzter Fahrzeuge auf die Europäische Stadt sowie die Voraussetzungen, unter denen diese Technologie einen positiven Beitrag zur Stadtentwicklung leisten kann. Dabei vertreten die Autorinnen und Autoren zwei Thesen, die im wissenschaftlichen Diskurs bislang wenig Beachtung fanden: . Automatisierte und vernetzte Fahrzeuge werden sich für lange Zeit nicht in allen Teilräumen der Stadt durchsetzen. Dies hat zur Folge, dass bislang angenommene Wirkungen - von der Verkehrssicherheit bis zur Verkehrsleistung sowie räumliche Effekte - neu bewertet werden müssen. . Um einen positiven Beitrag dieser Technologie zur Mobilität der Zukunft sicherzustellen, müssen verkehrs- und siedlungspolitische Regulationen weiterentwickelt werden. Etablierte territoriale, institutionelle und organisatorische Grenzen sind zeitnah zu hinterfragen. Trotz oder wegen der bestehenden großen Unsicherheiten befinden wir uns am Beginn einer Phase des Gestaltens - in der Technologieentwicklung, aber eben auch in der Politik, Stadtplanung, Verwaltung und der Zivilgesellschaft. Die Autorinnen und Autoren Ein interdisziplinäres Team an der Fakultät für Architektur und Raumplanung der TU Wien hat die vorliegenden Forschungsergebnisse gemeinsam erarbeitet. Das Projekt wurde als Ladenburger Kolleg von der Daimler und Benz Stiftung gefördert.
... Auch empirisch und theoretisch kann eine wachstumsorientierte Transformationsnarration angefochten werden: Statistiken deuten auf ein reges Verkehrswachstum im Straßenverkehr hin (Umweltbundesamt 2018, Statistik Austria 2018), das künftig an seine (ökologischen) Grenzen stoßen wird. Gesellschaftliche Prozesse wie Individualisierung, Flexibilisierung und soziale Beschleunigung (Rosa 2013, Honneth 2016) sowie die Dynamik des globalen Wirtschaftssystems (Boltanski & Chiapello 2001, Schwedes 2017) wirken einer umweltschonenden Mobilität kulturell und strukturell eher entgegen. Vor dem Hintergrund dieser Tendenz zur Verkehrssteigerung sowie zu einer wachstumsorientierten Narration zum avV könnten viele negative Effekte der Automobilität (Platzverbrauch, Beeinträchtigung von Fuß-und Radverkehr, Lärmemissionen etc.) vor allem in Städten verschärft oder konserviert werden. ...
Chapter
Full-text available
Fahrzeug- und umfeldbezogene Technologien, die Voraussetzungen für das Betreiben eines automatisierten und vernetzten Straßenverkehrs sind, werden kunftig langsamer als ürsprunglich angenommen schrittweise weiterentwickelt werden. Auch wenn es über die Dynamik der technologischen Entwicklung, die kunftige Akzeptanz durch die BurgerInnen, die Fortschritte der Marktdurchdringung und die Umsetzbarkeit in schwierigen, weil vielfältig genutzten Straßenräumen bislang keine Erfahrungswerte gibt, müssen bereits heute die politisch-planerischen Weichenstellungen getroffen werden, um die notwendige Verkehrs- und Mobilitätswende einzuleiten und zu starken sowie eine nachhaltige Verkehrs- und Stadt(teil)entwicklung voranzutreiben. In der Debatte uber die kunftige Mobilitat wird dem avV eine positive Bedeutung beigemessen.
... Auch empirisch und theoretisch kann eine wachstumsorientierte Transformationsnarration angefochten werden: Statistiken deuten auf ein reges Verkehrswachstum im Straßenverkehr hin (Umweltbundesamt 2018, Statistik Austria 2018), das künftig an seine (ökologischen) Grenzen stoßen wird. Gesellschaftliche Prozesse wie Individualisierung, Flexibilisierung und soziale Beschleunigung (Rosa 2013, Honneth 2016) sowie die Dynamik des globalen Wirtschaftssystems (Boltanski & Chiapello 2001, Schwedes 2017) wirken einer umweltschonenden Mobilität kulturell und strukturell eher entgegen. Vor dem Hintergrund dieser Tendenz zur Verkehrssteigerung sowie zu einer wachstumsorientierten Narration zum avV könnten viele negative Effekte der Automobilität (Platzverbrauch, Beeinträchtigung von Fuß-und Radverkehr, Lärmemissionen etc.) vor allem in Städten verschärft oder konserviert werden. ...
Chapter
Full-text available
Szenarien ermöglichen einen Entwurf vielschichtiger Bilder über eine mögliche wirtschaftliche, technische, soziale und politisch-planerische Zukunft. Ausgehend von einer Ist-Analyse zeigen sie, quantitativ oder normativ-narrativ (Kosow et al. 2008, S. 52–55), Wege oftmals idealtypisch auf, die in der Regel von unterschiedlichen Interessen, Zielsetzungen und Interventionen gekennzeichnet sind (Schulz-Montag & Müller-Stoffels 2006, Wilms 2006, Heinecke 2012, Fagnant & Kockelman 2014b).
... Vielmehr erscheint die zweite Argumentationslinie plausibel, dass im aktivierenden Sozialstaat das kollektive Wohl in einem utilitaristischen Sinne im Vordergrund steht. Der Sozialstaat übernimmt dabei den neuen Geist des Kapitalismus (Boltanski/Chiapello 2001), in dem zunehmend flexibles und gemeinwohldienliches Aktivsein zählt. Dabei kommt es im aktivierenden Sozialstaat zu einer Wiederentdeckung des Sozialen im Individuum. ...
... SchülerInnen "Anpassung an die funktionalen Verhaltensregeln erwartet" (Imdorf 2011, S. 236). Die Kopplung von Größe an Werte wie Flexibilität und Einsatzbereitschaft deutet jedoch eher darauf hin, dass hier die von Boltanski und Chiapello (2001) herausgearbeitete projektförmige Welt (frz. cité par projets) von Relevanz ist, mit welcher die Autoren Verschiebungen im "Geist des Kapitalismus" zwischen den 1960er und 1990er Jahren beschreiben. ...
Chapter
Full-text available
Selektivität ist ein Charakteristikum des deutschen Schulsystems, welches sich seit geraumer Zeit in einer Legitimationskrise befindet. Die Rechtfertigungsmuster, die bei der Legitimation von Selektionsentscheidungen verwendet werden, können einerseits als Kompromissbildungen zwischen verschiedenen Konzeptionen von Gerechtigkeit verstanden werden. Anderseits laufen sie Gefahr, Probleme eher zu delegieren als sie lösbar zu machen. Somit können sie als institutionelle Diskriminierung wirken. Dieser Beitrag folgt der Annahme der Soziologie der Kritik, dass jede Rechtfertigungsordnung Maßstäbe für die Feststellung von „Größe“ von Mitgliedern einer Gemeinschaft bereitstellt. In Bezug auf Selektionsprozesse im Schulsystem können Kompromisse demzufolge dann als legitim erachtet werden, wenn sie es SchülerInnen ermöglichen, den Zustand von Größe zu erlangen. Unter Verwendung der dokumentarischen Methode rekonstruiert dieser Beitrag, wie dies im konkreten Kontext einer Berliner Hauptschule im sogenannten sozialen Brennpunkt systematisch misslingt. So kann aufgezeigt werden, wie die verfügbaren Konventionen in diesem konkreten Kontext einer materiellen Grundlage entbehren und so nicht bloß die gemeinsame Würde der SchülerInnen, sondern auch der betroffenen Lehrerin gefährden. Die Erfahrungsberichte der Lehrerin werden so als Form der radikalen Kritik gedeutet und verstehbar gemacht.
Article
Full-text available
Zusammenfassung Der Beitrag trägt zur Debatte über die Bearbeitung von ökologischen Herausforderungen im Gegenwartskapitalismus bei, indem er das Konzept des „grünen Geistes des Kapitalismus“ empirisch begründet weiterentwickelt. Anknüpfend an die Arbeiten von Sombart, Weber und Boltanski/Chiapello untersucht er anhand von neun qualitativen Fallstudien die Konstitution des kapitalistischen Geistes bei ‚grünen‘ Unternehmer:innen. Dabei zeigt sich, auf welche Weise sich in der Geisteshaltung der Befragten ökologische und kapitalistische Sinngehalte miteinander verbinden und wie sie mögliche Widersprüchlichkeiten bearbeiten. Zwar lassen sich in den untersuchten Fällen situative Brüche mit kapitalistischen Prinzipien beobachten, diese führen jedoch nicht zu einer substanziellen Überwindung kapitalistischer Grundprinzipien wie Gewinnstreben oder Wettbewerbsorientierung. Als Grund identifizieren wir spezifische Deutungsmuster, die die Wirtschaftsgesinnung der Befragten im Fall von Konflikten zwischen ökologischen und ökonomischen Zielsetzungen stabilisieren.
Thesis
Die Masterarbeit repliziert die Studie zum Buch “Der neue Geist des Kapitalismus” von Luc Boltanski und Ève Chiapello (B/C) auf einer verbesserten Datengrundlage und einem state-of-the-art Mixed-Methods-Verfahren und begegnet zugleich den theoretischen Schwächen der Theorie. Durch eine kritische Rekonstruktion der konzeptuellen Grundlagen und der neueren Forschung wird der Ansatz in Richtung einer Modernisierungstheorie weiterentwickelt. Das resultierende theoretische Modell ermöglicht es, den Geist hinsichtlich der in ihm sichtbaren Modernisierungsrisiken zu lesen, das heisst Systemkrisen und Sozialpathologien. Damit treten auch die von B/C vernachlässigten Konstanten der kapitalistischen Legitimation klarer in den Blick. Für die Überprüfung der empirischen Befunde des Buches kam ein systematisch gesampelter Korpus von McKinsey-Award prämierten Harvard Business Review-Artikeln zum Zug, die jedes Jahr zwischen 1959 und 2018 kontinuierlich abdecken. Das Material wurde mit einem Mixed-Methods-Ansatz analysiert, der quantitative Verfahren automatisierter Analyse (Klassifikationsalgorithmus Readme2) und Textmining-Methoden (Topic Models) mit einem qualitativen Verfahren nach Mayring (typisierende Strukturierung) verbindet. Grundsätzlich scheinen die von B/C durch defizitäre Methoden an undurchsichtig gesampeltem Material gewonnenen Erkenntnisse empirisch erstaunlich belastbar zu sein. Ihre Hauptbefunde konnten auf breiter Basis bestätigt werden, wenngleich der Bias ihres Materials, in dem die Netzwerkmetapher viel präsenter ist, klar zum Vorschein kommt. Marktrhetoriken sind im Korpus stärker ausgeprägt als bei B/C und bezeugen den analytischen Benefit der Rekonzeptualisierung, die dem Geist ein dynamisches Gleichgewicht von allgemeinwohl- und profitorientierten Rhetoriken attestiert. Damit erscheint die ideologische Konstellation der 90er Jahre weniger als konnexionistischer, denn als neoliberaler Netzwerkkapitalismus. The master's thesis replicates the empirical claims of the book "The New Spirit of Capitalism" by Luc Boltanski and Ève Chiapello (B/C) on an improved data basis and the help of a state-of-the-art mixed-methods approach, while at the same time confronting the theoretical weaknesses of the theory. Through a critical reconstruction of the conceptual foundations and recent research, the approach is further developed towards a theory of modernisation. The resulting theoretical model makes it possible to read the spirit of capitalism in terms of the accompanying modernisation risks visible in it, i.e. systemic crises and social pathologies. In this way, the constants of capitalist legitimisation, neglected by B/C, also come more clearly into view. A systematically sampled corpus of McKinsey Award-winning Harvard Business Review articles covering each year continuously between 1959 and 2018 was used to test the empirical findings of the book. The material was analysed using a mixed-methods approach that combines quantitative procedures of automated analysis (classification algorithm Readme2) and text mining methods (topic models) with a qualitative procedure after Mayring (typifying structuration). In principle, the findings obtained by B/C through deficient methods on opaquely sampled material seem to be empirically surprisingly robust. Their main findings could be confirmed on a broad basis, although the “French” bias of their material, in which the network metaphor is much more present, clearly emerges. Market rhetorics are more pronounced in the corpus than in B/C, attesting to the analytical benefit of the reconceptualisation, which attests to the spirit's dynamic balance of greater good and profit-oriented rhetorics. Thus, the ideological constellation of the 1990s appears less as connectionist than as neoliberal network capitalism.
Book
Full-text available
The reconstruction of the concept of labour in Adorno’s work forms the basis of this volume. The book’s recourse to, among others, Hegel and Marx, two decisive influences on Adorno's thinking, reveal a clear contrast through which Adorno's concept of work can be contoured particularly clearly. In the second part of the book, social work is examined against the backdrop of the considerations developed up to this point, and its proximity to the concept of integration through wage labour is elaborated. Based on this, reflections are made on what these results could mean for a concept of social work that regards itself as critical.
Chapter
Luc Boltanski und Eve Chiapello untersuchen in diesem Buch die Entwicklungstendenzen der kapitalistischen Ökonomie Frankreichs seit den 1980er Jahren. Es wird primär vom Interesse an zwei Entwicklungen angetrieben: Welches sind erstens die soziologischen Merkmale der heutigen Phase der kapitalistischen Marktökonomie im Unterschied zu den 1960er und 1970er Jahren? Wieso hat zweitens die politische Linke diese Entwicklungen nicht blockiert, sondern sogar befördert, und warum ist die gesellschaftliche Kapitalismuskritik heute schwächer als in den 1960er und 1970er Jahren (S. 31)?
Chapter
Der Kapitalismus ist ein absurdes System: Die Lohnabhängigen „haben in ihm den Besitz an den Früchten ihrer Arbeit und die Möglichkeit, ein aktives Leben außerhalb der Unterordnung zu führen, verloren“. Dass sich kapitalistische Produktionsverhältnisse trotz offensichtlicher ökonomischer, sozialer und kultureller Schadensproduktion an der großen Mehrheit der Bevölkerung als stabil erweisen, ist ihrer hohen Anpassungsfähigkeit geschuldet. Über die fortschreitende Integration von Kritik in den Produktionsprozess kann der Kapitalismus Legitimität und Akzeptanz auf breiter gesellschaftlicher Basis beständig (wieder-)herstellen.
Article
This article discusses to what extent the legitimation of the economic actions of pioneering actors in the Swiss digital economy is oriented towards solu-tionism. In a first step, we propose an analytical framing of solutionism that focuses on the actor's perspective and its negotiations within the context of nation-state. In a second step, we ask about the empirical manifestations of solutionism in Switzerland based on semi-structured expert interviews. Using the example of two large companies in the mobility sector, we argue that a Swiss adaptation of solutionism can be identified, which differs according to whether the company is state-affiliated or an international firm. On the basis of the analysis of their corporate structure, entrepreneurial strategies and normative orientations, we show that the traditional state-affiliated company represents a solutionism oriented towards the nation-state and that the transnational enterprise, on the other hand, is oriented towards a globally intended solutionism, which, however, relativizes its peculiar anti-regulationism in the context of the Swiss economy. 36
Chapter
In einem Interview, das Jürgen Habermas im März 2018 der Tageszeitung El Pais gegeben hat – der Anlass war die Auszeichnung des Philosophen mit dem französisch-deutschen Journalistenpreis –, steht gleich zu Beginn die Frage zur Diskussion, welche Rolle der Intellektuelle im ausdifferenzierten Mediensystem beziehungsweise im Universum der digitalisierten Welt spielt. Bei der Antwort, die Habermas gibt, ist auffällig, dass er das wechselseitige Bedingungs- und Abhängigkeitsverhältnis zwischen der Figur des Intellektuellen und einer politischen Öffentlichkeit pointiert. Politische Öffentlichkeit beschreibt er in diesem Interview als ein Publikum, das bestrebt ist, durch politische Partizipation auf die Gestaltung der Gesellschaft einzuwirken.
Chapter
Full-text available
Kreativität - einst Kernforderung der (künstlerischen) Gesellschaftskritik - scheint heute nicht mehr als ein omnipräsenter gesellschaftlicher Imperativ zu sein. Ihr emanzipatorisches Potenzial wurde verspielt zugunsten einer strategischen Verwertung durch Politik und Wirtschaft, so der allgemeine Vorwurf. Vor diesem Hintergrund thematisiert der Band das facettenreiche Verhältnis von Kreativität und Kritik. Dazu versammelt er Beiträge aus unterschiedlichen Forschungsdisziplinen, künstlerischer sowie aktivistischer Praxis entlang der zentralen Fragen: Wie lässt sich das Konzept der Kreativität kritisieren und (wie) kann sein ursprünglich kritisches Potenzial reaktualisiert werden?
Thesis
This master thesis investigates the role of "thinking" as and for social practices from a pragmatist's (mostly G. H. Mead inspired) point of view. It develops and comments on some social theory concepts to draft an analytical differentiation of 'modi cogitandi' that discriminate reflexive and practical, social and de-social actions and behaviours.
Chapter
Seit einigen Jahren herrscht eine bildungspolitische Auseinandersetzung um die ökonomische Bildung in deutschen Schulen. Klassischerweise in Form sozialwissenschaftlicher Integrationsfächer unterrichtet, fordern Wirtschaftsverbände ein eigenes Unterrichtsfach Wirtschaft. Kritikerinnen sehen darin eine weitere Ökonomisierung der Bildung.
Chapter
Full-text available
Aufgrund der problematischen Rahmenbedingungen in Academia kann die Qualifizierungsphase als exemplarisches Beispiel und Idealtypus für die Analyse der Feldsozialisation und der Ausbildung eines Professi-onshabitus herangezogen werden. Denn es muss davon ausgegangen werden, dass zwanzig Jahre Arbeit im wissenschaftlichen Feld die Menschen prägen und Spuren im Habitus eines Menschen hinterlassen. Mit anderen Worten: Die institutionalisierten Regeln des akademischen Feldes beeinflussen maßgeblich die individuellen lebensweltlichen Entscheidungen und strukturieren hierdurch die Qualifikationsphase, Karriereverläufe und spätere Arbeits- und Verhaltensweisen in der Wissenschaft. Aus der Professionssoziologie ist bekannt, dass die alltagkulturelle Passung der Novizen zu den Etablierten im Feld eine wichtige Rolle im Professionalisierungsprozess spielt. Im vorliegenden Beitrag möchte ich mich der Frage widmen, wie diese Passung im akademischen Feld erzeugt wird. Um mich dieser Frage zu nähern, greife ich auf empirischen Befunde aus zwei eigenen Forschungsprojekten zum akademischen Feld zurück und vergleiche diese empirischen Befunde mit der Soziologie Pierre Bourdieus. Damit leistet der vorliegende Text einen Beitrag zur generellen Frage nach der Existenz eines universellen akademischen Habitus und ist aus professionssoziologischer Perspektive dazu geeignet, weiterführende Aussagen zur Frage der Feldsozialisation zu treffen.
Article
Zusammenfassung In der Debatte um Möglichkeiten von kritischen Gesellschaftsanalysen, namentlich von einer Soziologie der Kritik, die sich von kritischer Soziologie abgrenzt, fehlen methodologische und methodische Reflexionen. Solche zeigen, dass weder theoretische Kritikperspektiven einfach angewendet noch kritische Maßstäbe empirisch bloß aufgelesen werden können. Im ersten, konzeptuellen Teil des Beitrags werden der falschen Konfrontation eine prozedurale Perspektive entgegengesetzt, das Verhältnis von Nähe und Distanz zwischen der Soziologie und den von ihr erforschten Akteuren genauer untersucht sowie unterschiedliche Typen von Kritik benannt. Im zweiten Teil wird an empirischen Beispielen demonstriert, wie Soziolog/innen bei ihren Fallrekonstruktionen eine Position als Kritiker/innen einnehmen. Dabei werden sowohl Kritiken der Akteure aufgegriffen als auch deren Positionierungen kritisch analysiert – und beides wird als fallbezogen miteinander verwobene Kritikkonstellationen reflektiert. Resümiert wird, inwiefern sich kritische Analysen letztlich auf soziologische Verfahrensweisen stützen können müssen.
Article
Full-text available
Zusammenfassung Dieser Artikel zeigt, dass deutsche Nachkriegskohorten sich kaum in ihren Einstellungen unterscheiden, weder in Bezug auf Lebensziele noch in Bezug auf Sorgen oder gesellschaftliches und politisches Engagement. Diese Kohorteneffekte werden unter Kontrolle von Alters- und Periodeneffekten mit bis zu 551.664 Beobachtungen von bis zu 76.161 Individuen des Sozio-oekonomischen Panels berechnet. Die Ergebnisse zeigen, dass von der Literatur postulierte Generationsunterschiede zwischen der sogenannten Generation Y, X, den Babyboomern, den ’68ern sowie der sogenannten Skeptischen Nachkriegsgeneration in Wirklichkeit kaum existieren. Weithin verbreitete Vorstellungen, wie Generationen sich in ihren Einstellungen unterscheiden, finden sich somit empirisch nicht bestätigt. Angesichts dessen sind Umfragen wie die Shell Jugendstudie wenig sinnvoll, ebenso wie eine Managementliteratur, die Ratschläge zum Umgang mit Generationenunterschieden gibt, welche empirisch nicht feststellbar sind.
Book
Full-text available
See below: Introduction (Passions, Interests and the Need to Survive) and Conclusions (Countermovement Formation in Times of Dramatical Change).
Chapter
Gegenwärtig sind knapp 80 Prozent der über 14-Jährigen in Deutschland online (Frees/ Koch 2015: 366), und die Hälfte aller Beschäftigten nutzt das Internet bei der Arbeit (Bitkom 2015). Die Internetnutzung am Arbeitsplatz variiert über Branchen hinweg (Kirchner 2015), beträgt aber auch im produzierenden Gewerbe 44 Prozent (Schwemmle/ Wedde 2012: 26). Bereits 15 Prozent der Beschäftigten sind mit einem tragbaren Gerät mit mobilem Internetzugang ausgestattet.
Article
More than ten years of intensive academic discussion about the creative-industries script have brought about several dominant lines of critique, among which the neoliberal character of creativity policy and its related modes of governance are probably the most prominent. This article embarks on a critique of critique, whose aim is not to question this argument in general, but first, to reflect on its prerogatives, and second, to acknowledge that the relationship between a political economic script and the techniques of governance into which it is translated are often more polymorphous than is assumed in much critical economic geographic work. I use the establishment of an agency for the procurement of studios and offices in Frankfurt, Germany, as an empirical example, and the four heuristic dimensions of articulation, representation, practices, and effects/projects as perspectives from which to grasp and map the heterogeneous effects of technologies of governance in the field of creativity policy. Reflecting on this example, I argue that market assemblages that aim to incorporate neoli-beralism's Other can paradoxically conserve it and create grounds for new forms and positions of critique from the inside. This surely holds particularly true for the creative industries, with their peculiar forms of work organization, but it is also a general and often neglected implication of assemblage thinking that is becoming increasingly important in economic geography more broadly.
Article
Full-text available
Projekte stehen für einen aktiven Lebensstil, der auf Kreativität, Innovation, Flexibilität und Befristung verweist. Projekte sind nicht nur Einzelunternehmungen, die bewältigt werden sollen; sie erzeugen ein biographisches Narrativ, nach welchem Menschen ihr Leben orientieren. Darüber hinaus verweisen sie auf klare Strukturen, die durch Verwaltungslogiken organisiert werden. Projekte sind verwaltete Organisationszusammenhänge und suggerieren ein modernistisches Ordnungsdenken, welches sich in Zeitplänen, Fristen und Befristung ausdrückt. Ein solcher biographischer Selbstentwurf kann sich eines metaphorischen Projektbegriffs bedienen. Dieser Beitrag fragt nach den Implikationen und den verwaltenden Funktionen der Projektrhetorik in Biographien. Die These ist, dass projektifizierte Biographien spezifische Ordnungs- und Steuerungsmechanismen sowie Rechtfertigungsordnungen aufgreifen und so Lebensläufe selbstverantwortlich verwaltbar und planbar machen. Der Beitrag befasst sich zunächst mit den Begriffen Lebenslauf und Biographie, bevor er sich dann der Begriffsgeschichte und einer kurzen Darlegung von Blumenbergs Metaphorologie widmet. Die Metapher des Projekts wird als pragmatische Annäherung an ein Strukturprinzip interpretiert. Dieses wird zum einen als Rechtfertigungsordnung gelesen und zum anderen als Kontrollmodus interpretiert. Abschließend schlägt der Beitrag einen Bogen und diskutiert, wie individueller Lebenslauf und biographische Singularität den Kern einer spätmodernen Subjektivität bilden, deren diskursive Vermittlung im Individuum eingeschrieben und doch offen für das Eigensinnige ist.
Book
Full-text available
Mit dem Begriff der Wissensgesellschaft betonen Zeitdiagnosen den wachsenden Stellenwert von (wissenschaftlichem) Wissen für alle gesellschaftlichen Handlungsfelder. Eine noch wenig erforschte Konsequenz dieser Entwicklung ist das Erfordernis, Wissen zu kommunizieren und für andere Handlungsfelder zu übersetzen. Der Band untersucht die Frage, wie verschiedene Akteure der Wissensgesellschaft diese Kommunikationserfordernisse bewältigen und gestalten. Im ersten Teil finden sich Beiträge, die spezifische neue Formen und Paradigmen der Wissenskommunikation rekonstruieren und theoretisch verorten. Hier geht es um einschlägige Beispiele aus dem Spektrum neuer Kommunikationsformen, wie sie etwa Wissenschaftscomics und -romane darstellen. Im zweiten Teil stehen mediatisierte Kommunikationsformen im Fokus, die beispielsweise auf dem Wissensaustausch auf webbasierten Question-and-Answer-Plattformen oder YouTube aufbauen. Abschließend rückt die Kommunikations- und Übersetzungsarbeit von Akteuren ins Zentrum, die zwischen verschiedenen Wissens- und Handlungsfeldern vermitteln.
Chapter
‚Science Blogs‘ als ein Werkzeug der Selbstthematisierung und -Inszenierung erfahren eine zunehmende Nachfrage innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft. Das Phänomen des ‚Blogging‘ hat folglich auch in die Welt der Wissenschaft Einzug gehalten. Vor diesem Hintergrund widmet sich der vorliegende Beitrag dem Ziel, Science Blogs als eine neue und gleichzeitig folgenreiche Form der wissenschaftlichen Kommunikation herauszuarbeiten. Dabei operiert dieser Beitrag mit einem aus der empirischen Arbeit gewonnenen Beispiel der kommunikativen Problemvermittlung von Clinician Scientists, die als eine neue Form zur Aushandlung von öffentlicher Kritik im Sinne des französischen Pragmatismus gedeutet werden kann. Durch eine öffentliche Vermittlung von persönlichen Identitäts- und Rollenkonflikten in den Science Blogs transformiert sich die tagebuchartige, ‚unscheinbare‘ Selbstthematisierung der Individuen zu einer öffentlichen Kritik am System der Wissenschaft. Science Blogs entwickeln sich demzufolge zu einem politischen Instrument der Identitätskonzeption ganzer gesellschaftlicher Gruppen.
Article
Full-text available
A PDF version of this book is available for free in open access via the OAPEN Library platform, www.oapen.org. This book examines the significance of networks among the firms operative in the contemporary Russian software industry in the St. Petersburg region.
Chapter
(1) Nicht die Schulverwaltung steht im Fokus dieses Beitrags, sondern einige Tendenzen der gegenwärtigen Gesellschaft, die teils subtil, teils deutlich die Transformationen deutschsprachiger Schulsysteme prägen. „Verwaltete Schule“ wird hier verstanden als eine bestimmte Ausrichtung der strukturellen Organisation der Schulsysteme insgesamt: eine Ausrichtung, die von den Flächen deckenden Nach-PISA-Systemreformen produziert wird, die sich mit den Stichworten Standard-, Test- und Evidenzbasierung sowie der Einführung neuer Steuerungsinstrumente fassen lassen. Diese Perspektive geht zurück auf die gesellschaftdiagnostische These von der „verwalteten Welt“, geäußert von der älteren Kritischen Theorie in den 1960er Jahren. Diese These bildet in aktualisierter Form den Leitfaden der folgenden Erläuterungen, die dazu dienen, eine bedenkliche Entwicklung zu skizzieren – und die, um sie in den Blick zu bekommen, Zuspitzungen riskieren.
Article
Les organisations artistiques et culturelles ont de plus en plus recours à des gestionnaires. Accompagnant la demande, de nombreuses écoles de gestion se sont dotées, au cours des années 80, de cursus spécialisés. Pourtant, la relation entre les artistes et les managers demeure souvent difficile, méfiante et conflictuelle. Le conflit de l'art et du management est l'objet de ce livre. Il ne date pas d'hier et l'on doit, pour comprendre les accusations qu'il réactive de façon récurrente, retourner aux origines de fa critique artiste de la modernité, de la bourgeoisie et du capitalisme qui s'est développée, particulièrement en France, à partir du second tiers du XIXe siècle. Quelles formes ce conflit prend-il aujourd'hui ? Pour le savoir, l'auteur a mené une enquête approfondie dans dix organisations artistiques choisies dans trois secteurs différents : une société de production audiovisuelle, quatre maisons d'édition et cinq orchestres. L'analyse détaillée des différentes situations organisationnelles permet de repérer les compromis et les aménagements qui permettent à l'art et au management de cohabiter, voire de s'accorder. Le conflit qui les oppose depuis presque deux siècles serait en train de s'atténuer progressivement du fait des changements intervenus dans leurs pratiques comme dans leurs représentations respectives et perdrait de sa pertinence dans ses expressions traditionnelles. Les questions de fond posées par la critique artiste n'en demeurent pas moins mais nécessitent d'être reformulées à nouveaux frais pour que celle-ci retrouve son impact.
François (1995): L’empirie du sens
  • Dosse
Le capitalisme. 2 volumes
  • Jean Baechler