Wir haben uns daran gewöhnt, das Soziale nur dort zu thematisieren, wo es sichtbar scheitert. Wir sprechen von sozialen Problemen
und denken an Armut, Krankheit oder gewalttätigen Protest. Wir verorten das Soziale regelmäßig an den Rändern der Gesellschaft.
Soziale Fragen sind dort, nicht hier. Die Beantwortung kann delegiert werden, an den Staat oder an die Zivilgesellschaft.
Wir haben es verlernt, das Soziale aus der Mitte der Gesellschaft heraus zu denken. Wir erinnern zwar noch den Menschen als
ein soziales Wesen, aber wir wenden diesen Gedanken sogleich populationstheoretisch. Wie sehen ein, dass der Mensch nicht
allein lebt, sondern in Gemeinschaft. Wir denken an Gemeinschaften und springen gedanklich sogleich in die großen Staatsmodelle
und Gesellschaftsutopien. Wir verstellen uns regelmäßig den Blick darauf, dass der entscheidende Bereich dazwischen liegt,
zwischen dem Individuum auf der einen Seite und dem Staat auf der anderen Seite. Die emergente Gestalt des Sozialen liegt
inmitten der Lebenspraxis, im Miteinander der Vielen.