Hintergrund: Die Früherkennung sprachentwicklungsgestörter Kinder ist Voraussetzung für eine Frühförderung und damit ein wichtiges klinisches Anliegen. Der „Elternfragebogen für einjährige Kinder: Sprache, Gesten, Feinmotorik - ELFRA-1” ist ein Screening-Instrument, das zur Früherfassung von Sprachentwicklungsstörungen im Rahmen der U6 konzipiert wurde. Ziel der Studie war es, die prognostische Validität dieses Screenings zu überprüfen. Probanden und Methoden: Zur Auswertung lagen 121 ELFRA-1-Bögen vor, die von den Eltern zum Zeitpunkt der U6 ausgefüllt worden waren. Ein Jahr später wurde der Sprachentwicklungsstand der Kinder mit dem ELFRA-2 beurteilt. Ergebnisse: Der ELFRA-1 erreichte bei der Erkennung von „Late talkers” eine Gesamttrefferquote von 63 %. Für die Sensitivität ergab sich ein Wert von 52 % und für die Spezifität von 65 %. Der relative Anstieg der Trefferquote gegenüber der Zufallstrefferquote (RATZ-Index) war mit 23 % eher gering. Als ungünstige Prädiktoren für die Sprachentwicklung von Risikokindern erwiesen sich männliches Geschlecht und ein niedriges Ausbildungsniveau der Mutter. Schlussfolgerungen: Die prognostische Validität des ELFRA-1 erwies sich als unbefriedigend. Mit dem Screening werden zu viele Kinder mit Spracherwerbsstörungen übersehen und Kinder mit altersgerechter Sprachentwicklung als Risikokinder eingestuft. Der ELFRA-1 kann somit nicht zur routinemäßigen Anwendung im Rahmen der U6 empfohlen werden.