Einleitung: Es sollte geprüft werden, ob das EEG-Monitoring das Dosierverhalten bei Propofolnarkosen beeinflusst, unter besonderer Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, Propofol-Applikationsform und Opioidauswahl.
Methodik: In 32 Zentren erhielten 3 542 Patienten Narkosen entweder als total-intravenöse Anästhesie (TIVA) oder target-controlled infusion (TCI). Die Steuerung erfolgte bei 472 Anästhesien nach klinischen Kriterien mit verblindet registriertem EEG, bei 3 070 Anästhesien mithilfe des EEG. Als EEG-Monitor wurde der Narcotrend® verwendet, der eine Einteilung des Narkose-EEG von Stadium A (wach) bis F (sehr tiefe Hypnose) vornimmt.
Ergebnisse: Ohne EEG-Monitoring lagen 5,9% der Narkosen im sehr flachen B/C-Bereich (erhöhtes Awareness-Risiko), 18,7% dagegen im Burst-Suppression-Bereich (individuelle Überdosierung der Allgemeinanästhesie, Stadium F). 67,2% hatten mit D/E ein dem Tiefschlaf entsprechendes Stadium. Durch das EEG-Monitoring änderte sich in den Zentren die Propofoldosierung um −28,4% bis +86,2%. Bei EEG-gesteuerten Narkosen erhielten Frauen im Mittel mehr Propofol als Männer und hatten kürzere Aufwachzeiten. Zudem nahmen die Propofoldosierungen mit zunehmendem Alter stärker ab als ohne EEG, wobei sich die Dosierungen von Frauen und Männern mit steigendem Lebensalter anglichen. Das kurzwirksame Opioid Remifentanil führte im Vergleich zu Fentanyl zu einer signifikanten Reduzierung von Propofolbedarf und Aufwachzeit. Das EEG-Monitoring bewirkte bei der TCI eine deutliche Abnahme des Propofolverbrauchs.
Diskussion: Nach klinischen Kriterien geführte Narkosen waren in erheblicher Zahl zu flach oder zu tief. Das EEG-Monitoring führte zu wesentlichen Änderungen im Dosierverhalten der Zentren.
Schlussfolgerung: Mithilfe des EEG-Monitorings lässt sich der individuelle Propofolbedarf in Abhängigkeit von Geschlecht, Alter und der Opioidauswahl ermitteln.