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Bedeutung von Epikutantest und Lymphozytentransformationstest für die Diagnostik von Typ IV-Sensibilisierungen Stellungnahme des Deutschen Berufsverbandes der Umweltmediziner Significance of the patch test and the lymphocyte transformation test in the diagnostics of type IV sensitization Statement of the German Professional Association for Environmental Medicine

Authors:

Abstract

Zusammenfassung Zum Nachweis einer Typ IV-Sensibilisierung auf Allergene und Haptene ist der Epikutantest die am häufigsten verwendete diagnostische Methode. Auch wenn dieser Test in der Hand erfahrener Untersucher in vielen Fällen für die Allergenidentifizierung bei Kontaktallergien sehr hilfreich ist, werden vom Kliniker dafür auch standardisierte in vitro-Methoden gefordert, ganz besonders für die Testung potentiell sensibilisierender toxischer oder karzinogener Substanzen. Die Entwicklungen der Zellkulturtechniken in den letzten Jahren haben dazu geführt, dass die heute in spezialisierten Laboratorien durchgeführten zellulären Verfahren, insbesondere bei umweltmedizinisch vorbelasteten Patienten, für den Nachweis von Typ IV-Sensibilisierungen eine sichere Alternative darstellen. Dabei sind die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen derartiger in vitro-Verfahren zu berücksichtigen. Heute stellt der Lymphozytentransformationstest (LTT) eine wichtige Alternative und Ergänzung zum Epikutantest für den Nachweis einer spezifischen Typ IV-Sensibilisierung dar. Vor- und Nachteile beider Verfahren hinsichtlich ihrer diagnostischen Spezifität und Sensitivität sowie die sich daraus ergebenden Schlussfolgerungen für den Einsatz in der Routinediagnostik werden dargestellt.
J Lab Med 2006;30(2):101–106 2006 by Walter de Gruyter Berlin New York. DOI 10.1515/JLM.2006.014 2006/10
Article in press - uncorrected proof
Stellungnahme Statement
Bedeutung von Epikutantest und Lymphozyten-
transformationstest fu¨ r die Diagnostik von Typ IV-
Sensibilisierungen
Stellungnahme des Deutschen Berufsverbandes der
Umweltmediziner
Significance of the patch test and the lymphocyte transformation test in
the diagnostics of type IV sensitization
Statement of the German Professional Association for Environmental
Medicine
Frank Bartram
1,
*, Hans-Peter Donate
2
, Kurt E.
Mu¨ ller
3
, Claus-Hermann Bu¨ ckendorf
4
, Peter
Ohnsorge
5
, Wolfgang Huber
6
und Volker von
Baehr
7
1
Praxis fu¨ r Allgemeinmedizin/Umweltmedizin,
Weissenburg, Deutschland
2
Praxis fu¨ r Allgemeinmedizin/Umweltmedizin, Losheim
am See, Deutschland
3
Praxis fu¨ r Dermatologie/Umweltmedizin, Isny,
Deutschland
4
Praxis fu¨ r Allgemeinmedizin/Umweltmedizin, Kiel,
Deutschland
5
Praxis fu¨ r Hals-Nasen-Ohrenheilkunde/Umweltmedizin,
Wu¨ rzburg, Deutschland
6
Praxis fu¨ r Innere Medizin/Umweltmedizin, Heidelberg-
Wieblingen, Deutschland
7
Institut fu¨ r Medizinische Diagnostik, Abteilung
Immunologie, Berlin, Deutschland
Zusammenfassung
Zum Nachweis einer Typ IV-Sensibilisierung auf Allergene
und Haptene ist der Epikutantest die am ha¨ ufigsten ver-
wendete diagnostische Methode. Auch wenn dieser Test
in der Hand erfahrener Untersucher in vielen Fa¨ llen fu¨r
die Allergenidentifizierung bei Kontaktallergien sehr hil-
freich ist, werden vom Kliniker dafu¨ r auch standardisierte
in vitro-Methoden gefordert, ganz besonders fu¨ r die
Testung potentiell sensibilisierender toxischer oder kar-
*Korrespondenz: Dr. med. Frank Bartram
Praxis fu¨ r Allgemeinmedizin/Umweltmedizin
Augustinergasse 8, 91781 Weissenburg, Deutschland
Tel.: q49 9141 86190
Fax: q49 9141 92506
E-mail: bartram_weissenburg@t-online.de
zinogener Substanzen. Die Entwicklungen der Zellkultur-
techniken in den letzten Jahren haben dazu gefu¨ hrt, dass
die heute in spezialisierten Laboratorien durchgefu¨ hrten
zellula¨ ren Verfahren, insbesondere bei umweltmedizi-
nisch vorbelasteten Patienten, fu¨ r den Nachweis von Typ
IV-Sensibilisierungen eine sichere Alternative darstellen.
Dabei sind die Mo¨ glichkeiten, aber auch die Grenzen
derartiger in vitro-Verfahren zu beru¨ cksichtigen.
Heute stellt der Lymphozytentransformationstest (LTT)
eine wichtige Alternative und Erga¨ nzung zum Epikutan-
test fu¨ r den Nachweis einer spezifischen Typ IV-Sensi-
bilisierung dar. Vor- und Nachteile beider Verfahren
hinsichtlich ihrer diagnostischen Spezifita¨ t und Sensitivi-
ta¨ t sowie die sich daraus ergebenden Schlussfolgerun-
gen fu¨ r den Einsatz in der Routinediagnostik werden
dargestellt.
Schlu¨ sselwo¨ rter: Allergen; Epikutantest; Hapten; Lym-
phozytentransformationstest; Typ IV-Sensibilisierung.
Abstract
The epicutaneous test is the most commonly used
method for the detection of type IV sensitization to aller-
gens and haptens.
This test is in the hands of experienced investigators
mostly very helpful in the evaluation of the role of aller-
gens in contact allergies. However, standardized in vitro
methods are also required, especially for the identifica-
tion of potentially sensitizing toxic or carcinogenic
substances.
Recent developments in cell culture technology have
led to the establishment of modern cellular techniques
carried out in specialized laboratories particularly in envi-
ronmentally challenged patients as a powerful alternative
for the assessment of type IV sensitization.
102 F. Bartram et al.: Diagnostik von Typ IV-Sensibilisierungen
Article in press - uncorrected proof
At the same time, when considering the potential of
such in vitro assays one should bear in mind their limi-
tations, too.
The lymphocyte transformation test (LTT) nowadays
represents an important alternative for the detection of a
specific type IV sensitization. Advantages and disadvan-
tages of both procedures regarding their diagnostic
specificity and sensitivity and the conclusions arising for
the application in routine diagnostics will be discussed.
Keywords: allergen; epicutaneous test; hapten; lympho-
cyte transformation test; type IV sensitization.
Epikutantest (ECT)
Bei der Diagnostik des allergischen Kontaktekzems (Typ
IV-Allergie) kommt am ha¨ufigsten der Epikutantest (Pflas-
tertest) zum Einsatz. Das Testprinzip beruht darauf,
dass allergenspezifische T-Lymphozyten in das mit dem
Testallergen versetzte Hautareal einwandern und damit
eine makroskopisch wahrnehmbare Hautinfiltration nach
24 bis 72 Stunden hervorrufen. Bei der Beurteilung von
positiven Testreaktionen muss zwischen allergischen und
irritativen Reaktionen der Haut unterschieden werden.
Viele Kontaktallergene besitzen, besonders bei Patienten
mit empfindlicher Haut, auch hautreizende Eigenschaf-
ten. Bei der Bewertung eines Epikutantestes mu¨ ssen
vom Untersucher zur Vermeidung von falsch positiven
und falsch negativen Ergebnissen einerseits die unter-
schiedliche Penetrierbarkeit und immunologische Reak-
tionsbereitschaft verschiedener Hauttypen sowie ander-
erseits auch die unterschiedliche Sensitivita¨ t und Repro-
duzierbarkeit bei den einzelnen Testallergenen beachtet
werden. Aus den genannten Gru¨ nden sollte die Durch-
fu¨ hrung von Epikutantestungen allergologisch versierten
Untersuchern vorbehalten bleiben, denen die Grenzen
dieses etablierten Routinetests bekannt sind.
Der Lymphozytentransformationstest (LTT)
Der LTT ist die derzeit einzige umfangreich validierte in
vitro-Methode zum Nachweis spezifischer zellula¨ rer Sen-
sibilisierungen. Er beruht auf dem Prinzip der Antigen-
(Allergen)-induzierten Zellteilung von spezifischen
T-Lymphozyten und der Analyse der induzierten DNA-
Synthese. Eine positive Reaktion im LTT beweist das Vor-
handensein von allergenspezifischen T-Geda¨ chtniszellen
im Patientenblut. Die seit 2002 verwendeten optimierten
LTT-Varianten haben durch Zusatz von rekombinantem
Interferon-alpha zur Lymphozytenkultur eine gesteigerte
Sensitivita¨ t und Spezifita¨ t erlangt w1–3x.
Bis vor wenigen Jahren hatte der LTT noch eine gerin-
gere Sensitivita¨ t und war dem Hauttest allenfalls eben-
bu¨ rtig. Die Spezifita¨ t war durch nicht seltene grenz-
wertige Reaktionen eingeschra¨ nkt. Die Diversita¨ t der
Methoden und die damals fehlende Standardisierung
erkla¨ ren die sehr unterschiedliche Bewertung des LTT vor
dem Jahr 2000. Neben Arbeiten, die dem LTT schon
damals eine hohe Sensitivita¨ t und Spezifita¨ t sowie klini-
sche Relevanz bescheinigten w4–6x, finden sich Publika-
tionen u¨ ber falsch positive Ergebnisse w7, 8x.
Wa¨ hrend der letzten fu¨ nf Jahre haben sich der Stellen-
wert des LTT sowie die Datenlage zur Sensitivita¨ t und
Spezifita¨ t grundlegend gea¨ ndert. Dazu haben die Weiter-
entwicklungen der Zellkulturtechniken, die Qualita¨ t der
verwendeten Antigene und nicht zuletzt die verbesserten
Messmethoden beigetragen. Die fru¨ her zur Tritiumbe-
stimmung verwendeten Flu¨ ssigszintillations-Gera¨ te sind
durch hochsensitive automatisierte Festphase-b-Counter
ersetzt worden. Als Konsequenz der methodischen Ent-
wicklungen wurde der LTT in der derzeit standardisierten
Form durch Fachgutachter der Deutschen Akkreditie-
rungsstelle Chemie DACH im Fru¨ hjahr 2003 nach DIN EN
17025 und seit Januar 2005 nach DIN EN 15189 als Pru¨f-
verfahren akkreditiert.
‘‘Unspezifisch mitogene Effekte’ sind im LTT
auszuschließen
In der a¨ lteren Fachliteratur gibt es Diskussionsbeitra¨ge
(keine Studien), die postulieren, dass beim LTT unspezi-
fisch-mitogene Effekte bei der Testung auf Metalle auf-
treten. Dies kann heute durch validierte standardisierte
Konzentrationen der eingesetzten Allergene sicher aus-
geschlossen werden. Zudem handelt es sich nicht um
‘mitogene Effekte’’, da die im LTT proliferierenden Zellen
ausschließlich CD4-T-Helferzellen sind. Positive LTT-
Reaktionen ohne klinisch vorhandene Kontaktallergien
beruhen auf balancierten Sensibilisierungen, wobei durch
CD25qregulatorische T-Zellen eine Immuntoleranz auf-
rechterhalten wird w9x. Daneben sind auch IL10 sezernie-
rende CD4-Zellen beteiligt w10x. Die postulierten
‘unspezifischen Aktivierungen’’ im LTT sind zudem nicht
zu verwechseln mit den bei Hauttestungen auftretenden
toxisch-irritativen Entzu¨ ndungsreaktionen, da unspezifi-
sche Effekte im LTT durch den Einsatz standardisierter
Testkonzentrationen und parallele Antigen-Hemmversu-
che ausgeschlossen werden ko¨ nnen w11x.
Sensitivita¨ t und Reproduzierbarkeit des
Epikutantestes
Trotz großer Fortschritte bei der Standardisierung der
Testallergene liegen die ‘Schwachstellen’’ des Epikutan-
tests in der subjektiven Testbewertung und der unter-
schiedlichen Hautbeschaffenheit der Testpersonen. Die
noch heute ha¨ ufig gea¨ ußerte Meinung, dass der Epiku-
tantest dem LTT in der Aussage prinzipiell u¨ berlegen sei,
muss kritisch betrachtet werden.
Mehrere klinische Studien zeigen, dass die Sensitivita¨t
des Epikutantests fu¨ r einen ‘Goldstandard’’ zu gering ist.
Negative Epikutantests bei bestehender klinisch gesi-
F. Bartram et al.: Diagnostik von Typ IV-Sensibilisierungen 103
Article in press - uncorrected proof
cherter Sensibilisierung sind mehrfach beschrieben
w12–14x. Rustemeyer zeigte fu¨ r Nickel, dass von 74
Patienten mit klinisch gesicherter Nickelsensibilisierung
lediglich 40 eine positive Reaktion der Haut aufwiesen,
was einer Sensitivita¨ t von lediglich 54% entspricht w10x.
Bourke zeigte, dass Epikutantests mit verschiedenen
Kontaktallergenen, jeweils zweifach zeitgleich beidseits
der Wirbelsa¨ ule auf dem Ru¨ cken eines Patienten durch-
gefu¨ hrt, eine Intraassay-Reproduzierbarkeit von ca. 92%
aufwiesen w15x. Multicenter-Studien ergaben Zahlen von
84% w16xoder lediglich 56% w17x. In dieser von Gollhau-
sen an der Dermatologischen Klinik der Ludwig-Maxi-
milians-Universita¨t Mu¨ nchen durchgefu¨ hrten Studie
wurden die Patienten im Abstand von einer Woche zwei-
mal untersucht. In einer 2004 von Iris Ale publizierten
Review wird die Ratio nicht reproduzierbarer Reaktionen
bei neun erfassten Studien mit 4.2 bis 43.8% angegeben
w18x. Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese in kontrol-
lierten Studien ermittelten ‘‘Abweichungen’ in der klini-
schen Routinediagnostik noch ho¨ her sind.
Einsatz und wissenschaftliche Reputation des
Lymphozytentransformationstestes (LTT)
Der LTT hat sich in der Diagnostik von immunologisch
bedingten Arzneimittelreaktionen im Vergleich zum Epi-
kutantest in der Spezifita¨ t als gleich und in der Sensiti-
vita¨ t als u¨ berlegen erwiesen w11, 19, 20x. Dies fu¨ hrte fu¨r
diese Fragestellung zur positiven Bewertung durch das
Robert Koch-Institut (RKI) w21x. In der gleichen Stellung-
nahme wurde hingegen der Nachweis allergischer Reak-
tionen gegenu¨ ber Umweltschadstoffen (einschließlich
Metallen) kritisch gesehen, ‘da kein ausreichendes Un-
tersuchungsmaterial vorliegt’’. Dass hier dem identischen
Test fu¨ r Haptene wie Medikamentenderivate eine hohe
Sensitivita¨ t zugeschrieben wird, fu¨ r andere wie Metalle
dagegen nicht, ist unversta¨ndlich. Gerade fu¨ r Metalle wie
Chrom, Nickel und Kobalt zeigen neuere Untersuchun-
gen, dass der LTT eine ho¨ here Sensitivita¨ t im Vergleich
zur Epikutantestung hat w22, 23x.
In der genannten Stellungnahme des RKI wird zudem
postuliert, dass positive LTT-Befunde ‘lediglich eine
Exposition anzeigen’’, die nicht immer mit einer klini-
schen Symptomatik verbunden sein muss. Eine im LTT
(aber auch im Hauttest!) nachgewiesene Sensibilisierung
muss tatsa¨ chlich nicht zwingend mit einer klinischen
Symptomatik assoziiert sein, was aber die vorliegende
Sensibilisierung nicht in Frage stellt. Es ist bekannt, dass
nicht jede Sensibilisierung eine Allergie zur Folge hat.
Dass positive LTT-Befunde ‘‘lediglich eine Exposition
anzeigen’ ist auch deshalb nicht schlu¨ ssig, weil in die-
sem Fall zweifelsohne die Rate positiver Reaktionen auf
Dentalmetalle, Nickel oder auch Cadmium (im Zigaretten-
rauch enthalten) weit ho¨ her als nachgewiesen sein mu¨ ss-
te. Die Pra¨ valenz positiver Reaktionen im LTT liegt weit
unter der hohen Zahl entsprechend exponierter Personen
w4, 22x.
Zum Nachweis einer Typ IV-Sensibilisierung auf Beryl-
lium stellt der LTT unbestritten das Mittel der Wahl dar
w21, 24x. Eine schlu¨ ssige Erkla¨ rung, warum dies fu¨ r Beryl-
lium, nicht aber fu¨ r andere Metalle der Fall sein sollte,
gibt es nicht. Gerade Metalle eignen sich sehr gut fu¨ r die
LTT-Testung, da diese im Vergleich zu Medikamenten
nicht metabolisiert werden. Am Institut fu¨ r Klinische
Immunologie der Universita¨ tsklinik Essen wurde ku¨ rzlich
die Korrelation der verschiedenen Testmethoden LTT,
Epikutantest und Zytokinanalysen untereinander und
zum klinischen Befund untersucht w25x. Es zeigte sich
eine gute Korrelation der Ergebnisse des LTT, des Epi-
kutantestes und der Zytokinanalysen. Im Vergleich zum
klinischen Bild zeigten sowohl der LTT als auch der
Epikutantest eine Korrelation (Epikutantest, rs0,73,
P-0,0001; LTT rs0,74, P-0,0001).
Bei Duftstoffunvertra¨ glichkeiten w26x, jodhaltigen Kon-
trastmitteln w27xund Methacrylaten w28xist belegt, dass
der LTT fu¨ r die ha¨ ufig problematische Differenzierung
zwischen allergischen und irritativen Reaktionen hilfreich
ist.
Alle neueren Studien zeigen, dass die Validita¨ t der
ermittelten LTT-Ergebnisse vielmehr von der Qualita¨ t der
Testdurchfu¨ hrung abha¨ ngt als vom methodischen Verfah-
ren an sich. Hier besteht jedoch kein Unterschied zu
anderen Labormethoden. Die ha¨ ufig aus a¨ lteren Publi-
kationen herru¨ hrende undifferenzierte Skepsis gegenu¨ ber
dem LTT ist unter Beru¨ cksichtigung der methodischen
Entwicklungen sowie aktueller Studien heute nicht mehr
gerechtfertigt.
Eine Sensibilisierung muss nicht in jedem Fall
mit einer lokalen Symptomatik an der
Kontaktstelle einhergehen
Vor allem in der zahna¨ rztlichen Praxis wird ha¨ ufig ange-
nommen, dass eine klinisch relevante Sensibilisierung
zwingend mit einer oralen Symptomatik einhergehen
muss. Dies ist nicht der Fall, da sich die Haptenaufbe-
reitung der oralen Mukosa und der Epidermis auf Grund
immunologischer Besonderheiten unterscheiden w13,
29x. Ursache sind unterschiedliche Lipidzusammenset-
zungen von Mukosa und Epidermis w30x, der schnellere
Abtransport von Allergenen durch die starke Durchblu-
tung des Stratum retikulare der oralen Mukosa w31xsowie
eine durch ca. 400 Bakterienarten im Mundraum beein-
flusste prima¨ re Immunantwort w32x. Die hauptsa¨ chlich fu¨r
die initiale lokale Entzu¨ ndungsreaktion verantwortlichen
Langerhanszellen zeigen funktionelle Unterschiede zwi-
schen Epidermis und Mukosa. Langerhanszellen der
Mukosa exprimieren vermehrt den Fc epsilon RI-Rezep-
tor w33, 34xund sind zu einer allogenen T-Zell-Stimulation
in vitro fa¨ hig w35x. Vergleichende Provokationstestungen
zeigten, dass die zur Auslo¨ sung einer Schleimhautreak-
tion notwendigen Allergenkonzentrationen 5- bis 12-mal
ho¨ her sind als an der Haut w36x.
104 F. Bartram et al.: Diagnostik von Typ IV-Sensibilisierungen
Article in press - uncorrected proof
Fu¨ r die Entwicklung einer allergischen Schleimhau-
treaktion gegen eine Fremdsubstanz ist es zudem ent-
scheidend, ob der Prima¨ rkontakt, das heißt der pra¨ gende
immunologische Erkennungsprozess, u¨ ber die Schleim-
haut, die Haut oder das Intestinum stattgefunden hat.
Sowohl im Mausmodell als auch beim Menschen kann
die Reaktivita¨ t der oralen Mukosa durch vorherige inte-
stinale Allergenexposition unterdru¨ ckt werden w37, 38x.
Die genannten Unterschiede erkla¨ ren, warum einer-
seits positive Epikutantestreaktionen nicht immer auch
mit oralen Manifestationen einhergehen, andererseits
aber auch, warum kontaktallergische Schleimhautreak-
tionen sich nicht in jedem Fall im Epikutantest manifes-
tieren w16x.
LTT und Epikutantest ko¨ nnen nur eine
Sensibilisierung, nicht aber eine Allergie
beweisen
Der Nachweis einer immunologischen Sensibilisierung,
wie er mittels LTT und Hauttest erfolgt, ist nicht obligat
mit einer klinischen lokalen oder systemischen Sympto-
matik verbunden. Die Allergiediagnose kann nur in
Kenntnis des klinischen Befundes und der Anamnese
gestellt werden. Allergietests stu¨ tzen die Diagnose, da
eine Sensibilisierung zwingende Voraussetzung fu¨ r eine
Allergie ist. Aus unserer Sicht stellen der Epikutantest
und ein in einem dafu¨ r spezialisierten Zellkulturlabor
durchgefu¨ hrter LTT zwei Methoden dar, die sich bei
schwierigen Fragestellungen sehr gut erga¨ nzen.
Die von uns in den vergangenen vier Jahren gesam-
melten Erfahrungen zeigen, dass ein standardisiert
durchgefu¨ hrter LTT vor allem bei folgenden Fragestellun-
gen wichtig ist:
1. negatives Epikutantestergebnis bei dringendem klini-
schem Verdacht auf eine Kontaktallergie
2. fraglich positive Ergebnisse im Epikutantest (toxische
Reaktionen?)
3. pra¨ ventive Testung vor Einbringung von Zahnersatz-
material oder berufsgenossenschaftliche Fragestel-
lungen
4. Testung von potentiell sensibilisierenden oder karzi-
nogenen Substanzen
Bei pra¨ ventiven Fragestellungen sollte der LTT
verwendet werden
Prinzipiell sollte bei pra¨ventiven Fragestellungen bezu¨g-
lich bestehender Typ-IV-Sensibilisierungen, wie sie vor
allem im Bereich der Zahnmedizin behandelt werden, der
Epikutantest zuru¨ ckhaltend eingesetzt werden, da durch
die Applikation der Testsubstanz auf die Haut eine poten-
tielle Sensibilisierungsgefahr besteht w39, 40x. Agrup
zeigte in einer Studie mit zweimaliger Durchfu¨ hrung des
Epikutantestes auf Standardallergene, dass es bei der
wiederholten Testung nach sechs Monaten zu einer sig-
nifikanten Anzahl von ‘‘Neusensibilisierungen’ gekom-
men war. Die Pra¨ valenz der iatrogenen Sensibilisierungen
betrug fu¨ r Kobalt 5%, p-Phenylendiamin 4.6%, Chrom
2.3% und p-Aminoazobenzene 9.9% w39x. Weitere Fall-
darstellungen gibt es zu Benzoylperoxid, Butylhydrochi-
non, Kompositen-Mix w41x, para-tertia¨ rem Butylcatechin
w42x, diversen Pflanzenextrakten w43x, Budesoniden w44x,
Formaldehyd w45x, Nickel w10xund Acrylaten w46x.Fu¨r
Penicillin gilt bis heute aufgrund der Sensibilisierungs-
gefahr die therapeutische kutane Applikation als Kunst-
fehler w41x. In Tierversuchen ließen sich Sensibilisie-
rungen zum Beispiel auf Chrom, Quecksilber und Nickel
induzieren w47x. Mit diesem Wissen ist die ha¨ ufig prakti-
zierte routinema¨ ßige Epikutantestung der kompletten
Standard-Allergenreihe als kritisch zu bewerten.
Die Verfahrensweise, ein positives LTT-Ergebnis durch
einen Epikutantest zu besta¨ tigen, sollte deshalb nur in
Ausnahmefa¨ llen, z.B. bei grenzwertigen Ergebnissen,
erfolgen, da eine Versta¨ rkung der klinischen Symptoma-
tik durch Exposition mit dem Test-Kontaktallergen
fu¨ r verschiedene Kontaktallergene gezeigt worden ist
w48–50x. Ohnehin limitieren die eingeschra¨ nkte Sensiti-
vita¨ t und die mangelnde Reproduzierbarkeit w12, 13xdie
Indikationen derartiger ‘Nachtestungen’’.
Aus der Sicht der kurativ ta¨ tigen
Umweltmedizin sind fu¨ r die Bewertung
positiver Testergebnisse folgende
Schlussfolgerungen zu empfehlen
1. Bei pra¨ ventiven Untersuchungen mit potentiell sensi-
bilisierenden Substanzen, allen Testungen mit karzi-
nogenen Stoffen und der Untersuchung von Patienten
mit pra¨ disponierenden immunologischen Erkrankun-
gen sollte der LTT als nicht belastendes Verfahren
dem Epikutantest vorgezogen werden.
2. Ein sicher positives Ergebnis im Epikutantest stellt
eine Sensibilisierung sicher. Fraglich positive und ver-
mutlich durch toxische Reaktionen bedingte Resul-
tate im Epikutantest sollten auch bei kurativen
Fragestellungen durch den LTT besta¨ tigt werden.
Der Qualita¨ tsanspruch muss bei zellula¨ren
Laborverfahren hoch sein
Der Einsatz des LTT in der klinischen Diagnostik stellt
hohe Anforderungen an den behandelnden Arzt fu¨ r die
Indikationsstellung und an das ausfu¨ hrende Labor fu¨ r die
Gewa¨ hrleistung einer konstant hohen Qualita¨ t der Test-
durchfu¨ hrung. Der LTT bleibt, wegen seiner im Vergleich
zum Epikutantest ho¨ heren Kosten, speziellen Fragestel-
lungen vorbehalten. Unter Beru¨ cksichtigung der darge-
stellten Studienlage wa¨ re es aber falsch, diese moderne
diagnostische in vitro-Methode nicht einzusetzen.
F. Bartram et al.: Diagnostik von Typ IV-Sensibilisierungen 105
Article in press - uncorrected proof
Zu fordern ist allerdings, dass diese anspruchsvolle
Zellkulturmethode ausschließlich von akkreditierten
medizinischen Instituten durchgefu¨ hrt wird, die u¨ ber aus-
reichende Erfahrungen mit dieser Methode verfu¨ gen. Die
fu¨ r ein nach DIN ISO 15189 akkreditiertes Labor zwin-
gend vorgeschriebenen Ring- und Vergleichsuntersu-
chungen mit Pru¨ flaboratorien sind eine entscheidende
Voraussetzung fu¨ r ein effizientes Qualita¨ tsmanagement
und die verla¨ ssliche Beru¨ cksichtigung der Testergebnisse
in der klinischen Praxis.
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... Auslösephase bei der Kontaktallergie In einer Stellungnahme des Deutschen Berufsverban- des der Umweltmediziner wird der Einsatz des LTT, dessen Testprinzip dem 3HT-Memory-Spot zu Grun- de liegt, für folgende Fragestellungen empfohlen 11 ...
Technical Report
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Der 3HT-Memory-Spot wird zur Überprüfung der allgemeinen Lymphozytenfunktion sowie der immunologischen Gedächtnisfunktion verwendet und in der Erregerdiagnostik zum Nachweis einer Infektion (z.B. Borrelien) eingesetzt. Ein weiteres wichtiges Anwendungsfeld des 3HT-Memory-Spots ist die Detektion von Sensibilisierungen gegen Metalle, Nahrungsmittel oder Medikamente, die sich symptomatisch als Kontaktallergie (Kontaktekzem), Nahrungsmittel- oder Arzneimittelunverträglichkeit äußernde Typ IV-Allergien (Überempfindlichkeitsreaktionen vom verzögerten Typ) auslösen können. Eine spezielle Anwendung des 3HT-Memory-Spots stellt die Testung von Dentalwerkstoffen zur Diagnostik von Typ IV-Sensibilisierungen dar.
Article
Es herrscht eine hohe Materialvielfalt, die im Rahmen zahnärztlicher Behandlungen Verwendung finden kann. Potenziell kann jeder Dentalwerkstoff eine Unverträglichkeitsreaktion auslösen, weshalb vor zahnärztlichen Behandlungen potenzielle Allergene erfragt, an das Dentallabor kommuniziert und konsequent vermieden werden müssen. Zudem sollten bei vorhandenen Beschwerden im Rahmen der zahnärztlichen Untersuchung zunächst andere Ursachen wie biofilmbedingte Zahnfleischentzündungen, mechanische Irritationen, aber auch potenziell maligne Mundschleimhautveränderungen ausgeschlossen werden. Es ist zu beachten, dass die Sicherheitsdatenblätter lediglich Gefahrenstoffe, jedoch nicht die genaue Zusammensetzung eines zahnärztlichen Materials preisgeben. Somit kann die Abwesenheit von Allergenen nicht vollständig ausgeschlossen werden. Manchmal kann es sinnvoll sein, auf experimentelle Therapiemethoden und -materialien zurückzugreifen, obwohl diese häufig von den Krankenkassen nicht getragen werden und somit vollständig von den Patient/-innen finanziert werden müssen. Darüber hinaus kann bei Diskrepanz von klinischem Befund und subjektivem Befinden eine psychosomatische Erkrankung ursächlich für die Beschwerden sein. Der Umgang und die Führung solcher Patient/-innen erfordert besonderes Fingerspitzengefühl der Behandler/-innen sowie eine frühzeitige interdisziplinäre Zusammenarbeit von Zahnärzt/-innen, Dermatolog/- innen/Allergolog/-innen und Psycholog/-innen. Darüber hinaus bedarf es weiterer Forschungsbestrebungen, um insbesondere die Ursachen unspezifischer Beschwerden bei klinischer Unauffälligkeit und nicht bestätigtem Allergieverdacht auf zahnärztliche Werkstoffe zu eruieren. Ziel ist es, dadurch dieser Patientengruppe in Zukunft eine zielgerichtete interdisziplinäre Diagnostik sowie möglichst kausale Therapie anbieten zu können.
Technical Report
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Eine gute Biokompatibilität gilt als einer der Hauptvorteile bei der Verwendung von Titan als Werkstoff für Zahnimplantate und orthopädische Prothesen. Obwohl negative Reaktionen des Körpers auf Titan auch heute noch von vielen Medizinern bestritten werden, sind in den letzten Jahren zahlreiche Berichte über aseptische Titan-assoziierte Entzündungsreaktionen, durch die die Einheilung der Implantate verzögert oder gar verhindert wird, publik geworden. Die Basis für eine Unverträglichkeit von Titanimplantaten stellt in den seltensten Fällen eine klassische allergische Reaktion dar, sondern beruht vielmehr auf einer gesteigerten Reaktivität von Zellen des angeborenen Immunsystems gegen korrodierte Titanpartikel. Eine mögliche Hyperreaktivität des Organismus gegen Reintitan oder weiteren in Titanimplantaten verarbeiteten Materialien kann mit geeigneten immunologischen Methoden wie dem Titan-Stimulationstest oder dem Lymphozytentransformationstest (3HT-Memory-Spot) diagnostiziert werden.
Article
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Chronic low-level metal exposure may result in metal sensitization and undesirable side-effects. The main sources of metal exposure are from the environment or from corrosion of dental metal alloys. Affected patients are routinely diagnosed with the epicutaneous (patch) test. However, such testing may induce false-positive (irritative) reactions and may in itself sensitize or exacerbate symptoms. Alternatively, MELISA (Memory Lymphocyte ImmunoStimulation Assay), an optimized lymphocyte transformation test (LTT), can be used. In this study we analyzed the overall frequency and distribution of metal sensitization among symptomatic, metal-exposed patients. In addition, we determined the reproducibility of the assay and assessed its clinical relevance for detecting and monitoring hypersensitivity to metals. To analyze the frequency and distribution of metal sensitization, blood from 700 consecutive patients was tested against a total of 26 metals in the validated LTT-MELISA. For reproducibility testing, 391 single metal tests from 63 patients were performed in parallel. Finally, to assess clinical relevance, 14 patients with known metal exposure showing local (dry mouth, Oral Lichen Planus, Burning Mouth Syndrome, eczema) and/or systemic (chronic infections, fatigue, autoimmune disorders, central nervous system disturbances, depression) effects were tested in LTT-MELISA. In 7 cases testing was repeated following removal of the allergy-causing metals or, in 2 additional cases, without therapeutic intervention. Of the 700 patients tested, 74.6% responded to >/= 1 metal in LTT-MELISA, with a subgroup of 17.9% responding to >/= 3 metals. Reactivity was most frequent to nickel (68.2%), followed by cadmium (23.7%), gold (17.8%), palladium (12.7%), inorganic mercury (11.4%), molybdenum (10.8%), beryllium (9.7%), titanium dioxide (4.2%), lead (3.7%), and platinum (3.4%). Reproducibility was 94.9%, with most discordant results in a low-positive range. Removal of the alloys or prostheses containing allergenic metals resulted in remarkable clinical improvement correlating with a significant reduction or complete normalization of specific lymphocyte reactivity. In contrast, both LTT-MELISA reactivity and clinical symptoms remained unchanged in follow-up samples from the 2 patients who did not remove the source of metal exposure. The optimized LTT-MELISA test is a clinically useful and reliable tool for identifying and monitoring metal sensitization in symptomatic metal-exposed individuals.
Article
There is no doubt that contact allergy can cause reactions of the oral mucosa. However, anatomic, physiologic and immunologic peculiarities of the oral mucosa make it necessary that findings derived from the epidermis are critically assessed with regard to their validity in mucosal pathophysiology. Acute reactions of the mucosa caused by contact hypersensitivity can be inflammatory lesions like erythema, edema, stomatitis or aphthae; chronic reactions are mostly lichenoid lesions. Mainly dental metals, and in particular amalgam, are the causative agents of chronic lesions. The most important diagnostic method to prove contact sensitization is patch testing, but in each case the relevance of the results needs to be meticulously evaluated with regard to a mucosal reaction. The most efficient therapeutic measures are removal or avoidance of relevant allergenic dental or orther xenobiotic materials.
Article
Background: Patch test materials are available from a limited number of sources. The physician who patch tests should have standard screening materials readily available for patient management. Objective: The key decisions necessary to select materials for routine testing are described. Conclusions: Prepackaged allergens and aqueous or petrolatum-based allergens in Finn chambers are available for routine diagnostic testing. The choice depends on the needs of the clinician. Each system offers advantages and disadvantages in patients care.
Article
Wide variations in the reproducibility rate of positive patch test responses have been reported. We hypothesized that a major source of non-reproducibility resides in the methodological pitfalls of routine patch testing. Simultaneous duplicate patch testing on opposite sides of the upper back was performed on 500 consecutive patients, using the TRUE Test system consisting of 2 panels, each one containing 12 standard allergens. A rigorous methodological design was applied and relevance was assessed for all discordant patch test reactions. A total of 435 positive patch test reactions were observed either on one or both sides in 289 patients (58.8%). Of these, 22 (5%) were discordant, i.e. interpreted as positive allergic on one side whilst negative or doubtful on the opposite side. The allergens responsible for discordant reactions were nickel sulfate (4 patients), cobalt chloride (3), lanolin alcohol (3), fragrance mix (2), carba mix (2), thiuram mix (2), colophonium (1), potassium dichromate (1), p-phenylenediamine (1), formaldehyde (1), balsam of Peru (Myroxylon pereirae resin) (1) and thimerosal (1). Of the 19 (4%) patients with discordant patch test reactions, the allergen was deemed to be of definite present or past relevance in 9 patients (1.8% of the total and 3.1% of all patients with positive patch test reactions) and of possible relevance in a further 2 patients. These data suggest that patch testing is a reasonably reproducible procedure as long as methodological error is minimized.
Article
Oral administration of allergens, foreign proteins, or cell- bound antigens may induce systemic suppression of subsequent humoral and cell-mediated immune responses ("oral tolerance") The induction of specific immune tolerance provides a potential strategy for treatment of T-cell dependent immune diseases. Therefore, in depth studies into reconditions for optimal and persistent tolerance induction are mandatory. Here we report on such studies in a guinea pig model using the non-cross-reactive contact allergens nickel and chromium. Feeding per os of nickel sulfate or potassium. dichromate did not trigger systemic TDTH-effector functions. Instead, short feeding periods led to a close-dependent, and metal-specific, suppression of subsequently induced allergic contact hypersensitivity. Administration of the allergens onto the oral mucosa was most effective in the induction of immune tolerance. When first sensitizing attempts were delayed until 1 year after feeding, the degree of unresponsiveness was reduced. In contrast, with cutaneous contacts starting Shortly after the feeding period, tolerance was fully stable and undiminished for at least 2 years. Thus, in orally treated guinea pigs cutaneous contacts provide boosting tolerogenic signals, supporting the view that oral tolerance does not result from clonal deletion but from active antigen-specific immunosuppression. Indeed, unresponsiveness to cutaneous immunization could be transferred by lymphoid cells from fed guinea pigs in a metal-specific way.
Article
Data on allergic contact dermatitis from acrylates and 4 patients sensitized during routine patch testing are reported. During 1982–1985, we used 7 different acrylates for tests. 1 patient out of 22 (=4.5%) was sensitized to ethyl acrylate and butyl acrylate (1% pet.). Since September 1985, we have used a commercial (meth)acrylate series containing 28 substances. 3 of 24 patients tested became sensitized to ethyl acrylate, 2-hydroxyethyl acrylate and 2-hydroxypropyl acrylate (0.5% pet.). Because active sensitization with acrylates can be very harmful, it may be necessary to use lower concentrations than recommended. Currently, we test ethyl acrylate, 2-hydroxyethyl acrylate and 2-hydroxypropyl acrylate at 0.167% pet.
Article
Background. Phenolformaldehyde resins, especially the para-tertiary-butylphenolformaldehyde resin (PTBP-FR), are widely used in industry and in numerous materials of everyday use, such as glues, adhesives, or inks. They can cause many occupational and nonoccupational cases of dermatitis. Patients and Methods. Forty-one patients with positive patch test results to PTBP-FR were selected for this study. They were patch-tested with a series of chemically related compounds and cross-reactions were noted. Results. Phenolformaldehyde resin (PF-R) was frequently positive (65.8%), whereas other compounds gave a much smaller number of positive results. Cases of occupational exposure (24.4%), location of the dermatitis (hands were involved in 46.3% of cases), and possible sources of exposure (shoes were the responsible agent in 12.2% of cases) were evaluated. Conclusions. Phenolformaldehyde resins are an important cause of contact dermatitis and must be studied chemically and clinically to improve the prognosis of sensitized patients.
Article
Gold allergy is common, with approximately 10% of patients patch tested because of eczematous disease being positive to gold sodium thiosulfate (GSTS). However, clinical relevance seems to be rare. The aim of this prospective double-blind study was to demonstrate the effects of exposure to metallic gold, in this case earrings, in gold-positive patients. 60 female patients with pierced earlobes test-positive to GSTS were included in the study. The patients were randomized into 2 groups, 30 patients receiving earrings with a surface layer consisting of 24-carat gold and 30 patients earrings with a surface layer of titanium nitride, virtually indistinguishable from gold. The patients wore the earrings for 8 weeks. During the study, any dermatitis on the earlobes, as well as on other body sites, was registered. The skin reactions observed were weak but, in total, 17 of the 60 patients had a skin reaction (local or remote) during the study, 12 of whom had received gold earrings and 5 titanium (p<0.05). 11 patients had a reaction on the earlobes, 7 of whom had received gold earrings and 4 titanium (NS). With these facts it is hard to exclude that exposure to gold jewelry can be clinically relevant in persons hypersensitive to gold.
Article
In krzlich verffentlichten Begutachtungsempfehlungen fr Berufskrankheiten Nr.5101 der Anlage zur BKV wird als In-vitro-Test nur ein Atopiescreening im Sinne von Pricktestungen und/oder IgE-Diagnostik zur Diagnosesicherung als notwendig bezeichnet. Weitere Indikationen sind Latexsensibilisierung, berufsbedingte Penizillinsensibilisierung und Insektengiftallergie. Der Lymphozytentransformationstest kann hilfreich sein in der Differenzierung Sensibilisierung vs. Irritation, Ersatz des Patchtestes mit toxikologisch bedenklichen Substanzen und bei berufsbedingter Arzneimittelsensibilisierung.Recently published guidelines only recommended in vitro assays for atopy screening by the determination of specific IgE antibodies in occupational cutaneous allergic diseases. However further indications include latex allergy, occupational drug allergy and wasp/ bee venom allergy. The lymphocyte transformation test may be an alternative to the patch test, in order to differentiate allergy from irritancy, or it may be an alternative to the patch test if hazardous compounds such as carcinogens are the possible antigens.
Article
The lymphocyte proliferation test (LPT) was compared with the patch test in the diagnosis of nickel contact sensitivity. Of the 21 subjects with nickel contact allergy, the patch test detected 20 (95%). The subject remaining negative in the patch test was positive in the intradermal test. 18/21 subjects with nickel contact sensitivity were positive in the LPT, whereas in the control group 2/23 subjects were false positive. These results were obtained at nickel sulfate concentrations of less than 10 micrograms/ml, higher concentrations led to nonspecific lymphocyte stimulation. 3 nickel-sensitive cashiers with suspected coin contact-induced deterioration of their hand eczema were challenged by having them count nickel-containing coins daily for 15 min. 2 of them developed vesicular eczema on their palms and fingers in 2 to 3 days. The present results show that the LPT is a reliable additional test in the diagnosis of nickel contact sensitivity. Furthermore, provocation is a valuable procedure when assessing the relevance of nickel contact in occupational hand eczema in certain occupations.