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Ziel der Studie war es, Reinigungsleistung und Einführwiderstän-
de runder (RIB) und dreieckiger (TIB) Interdentalraumbürsten
bei unterschiedlichen Interdentalraumgeometrien miteinander
zu vergleichen.
Extrahierte, menschliche Zähne simulierten im Split-cast-Modell
verschiedene, im Querschnitt gleichschenklige oder gleichseitige
Interdentalräume. Nach dem Einfärben der Approximalflächen
zur Plaquesimulation und nach standardisierter Reinigung wur-
den die Approximalflächen separiert, digital fotografiert und re-
poniert (n=12). Anschließend erfolgte eine digitale Subtraktion
der Bilder und die Bestimmung der Reinigungsleistung.
Bei denselben Interdentalräumen wurden die Einführwiderstän-
de der Testbürsten gemessen (n=5).
Im Vergleich zu RIBs zeigten TIBs entweder eine bessere Reini-
gungsleistung bei gleichem Einführwiderstand oder erforderten
geringere Einführwiderstände bei gleicher Reinigungsleistung.
Diese Unterschiede waren in den gleichschenkligen Interdental-
räumen ausgeprägter als in den gleichseitigen. Die Unterschiede
waren statistisch signifikant (p<0,001, ANOVA mit posthoc-
Scheffé-Test).
TIBs zeigten eine bessere Relation von Reinigungsleistung zu
Einführkraft als RIBs.
Schlüsselwörter: Interdentalraumbürste, Interdentalraum, Reini-
gungsleistung, Einführwiderstand
Cleaning efficacy and resistance to insertion of different
shaped interdental brushes. The aim of the study was to evalu-
ate the cleaning efficacy and the resistance to insertion of round
(RIB) and triangular interdental brushes (TIB) in different inter-
dental space types.
In a split-cast-model extracted human teeth were used to create
interdental spaces either equilateral in cross section or isosceles.
After coating the teeth with a dye to simulate plaque and after
cleaning the proximal surfaces (n=12), digital images were tak-
en from the proximal surfaces in a highly standardized setup. Af-
ter digital subtraction the cleaning efficacy was calculated. The
same interdental spaces were used to measure the forces
necessary for insertion.
Compared to RIBs, TIBs showed either statistically significant
better cleaning efficacies at identical resistance to insertion or a
lower resistance to insertion at identical cleaning efficacies. The
effect was more pronounced in equilateral interdental spaces
than in isosceles. The differences were statistically significant
(p<0,001, ANOVA with post hoc Scheffé test).
TIBs showed a better ratio between forces necessary for inser-
tion and cleaning efficacies than RIBs.
Keywords: interdental brushes, interdental spaces, cleaning effi-
cacy, resistance to insertion
1 Einleitung
Interdentalraumbürsten haben meist einen runden Quer-
schnitt und bestehen aus Filamenten, die wendelförmig um
einen gedrehten Drahtkern angeordnet sind. Es werden zy-
lindrische oder konische Formen in verschiedenen Größen
unterschieden [5, 16]. In einigen Studien konnte gezeigt wer-
den, dass Interdentalraumbürsten eine bessere Reinigungs-
leistung aufweisen als z. B. Zahnseide oder Zahnhölzer [2, 3,
15, 17]. Entscheidend hierbei ist, dass nicht nur die approxi-
malen Glattflächen sondern auch Wurzeleinziehungen
durch die Anwendung von Interdentalraumbürsten gerei-
nigt werden können [7, 9, 11, 15]. Diese Wurzeleinziehungen
sind weit verbreitet, können an fast allen Zahntypen aufge-
funden werden und gelten als lokale Risikofaktoren für die
Progression einer Parodontitis [11, 13, 14]. Am In-vitro-Mo-
dell konnte gezeigt werden, dass sich die Reinigungsleistung
von im Querschnitt runden Interdentalbürsten proportional
zum Einführwiderstand verhält [6, 7]. Ein höherer Einführ-
widerstand führt allerdings zu häufigerem Verbiegen der
Interdentalbürste und folglich zu einer geringeren Haltbar-
keit. Reinigungsleistung und Einführwiderstand sind u. a.
abhängig von Größe und Form des Interdentalraumes und
der Interdentalbürsten, bzw. von der Kongruenz der Quer-
schnitte von Interdentalraum und Interdentalbürste. Inter-
dentalräume haben meist einen dreieckigen Querschnitt,
der in seiner Ausprägung entweder eher einem gleichseiti-
gen Dreieck mit drei annähernd gleichlangen Seiten oder
eher einem gleichschenkligen mit einer schmaleren Basis
und zwei gleichlangen Seiten nahe kommt. In der Vergan-
genheit wurde aus diesem Grund mehrfach postuliert, dass
Interdentalraumbürsten mit im Querschnitt dreieckigen
Bürstenköpfen eine verbesserte Relation zwischen Reini-
gungsleistung und Einführwiderstand hätten und damit ein-
facher zu handhaben wären als konventionelle, im Quer-
schnitt runde Interdentalraumbürsten [1, 6, 7].
Seit kurzem sind erstmals Interdentalraumbürsten er-
hältlich, deren Form dem annähernd dreieckigen Quer-
schnitt von Interdentalräumen angepasst wurde (Abb. 1).
Das Ziel dieser In-vitro-Studie war es daher, die Reinigungs-
leistung und den Einführwiderstand von konventionellen
runden und den neuen im Querschnitt annähernd dreiecki-
gen Interdentalraumbürsten in Abhängigkeit von der Inter-
dentalraumgeometrie zu untersuchen.
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ORIGINALARBEIT
Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift 61 (2006) 6 © Deutscher Ärzte-Verlag, Köln
❚ D. Joerss
1
, D. Wolff
1
, O. Raeth
1
, P. Rau
1
, T. Pioch
1
, C.E. Dörfer
1
Einfluss der Bürstenarchitektur auf die
Reinigungsleistung und den Einführ-
widerstand von Interdentalraumbürsten
1
Poliklinik für Zahnerhaltungskunde (Ärztlicher Direktor:
Prof. Dr. Dr. H. J. Staehle), Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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2 Material und Methoden
Extrahierte karies- und restaurationsfreie menschliche Zäh-
ne wurden einzeln in Kunststoff fixiert. Die Versuchsanord-
nung erfolgte im Split-cast-Modell, wodurch in allen Phasen
der Untersuchung eine exakt reproduzierbare Positionie-
rung der Zähne gewährleistet wurde. Durch die standardi-
sierte Platzierung zweier Zähne auf einem Sockel entstan-
den eindeutig reproduzierbare gleichseitige und gleich-
schenklige Interdentalräume. Nach digitaler Fotografie der
Approximalfläche erfolgte zur Simulation der interdentalen
Plaque zuerst die Reinigung beider korrespondierender Ap-
proximalflächen und dann das Auftragen einer dünnen
Schicht Vaseline und einer blauen Kontaktfarbe (Blue Mar-
ker, Yeti Dentalprodukte, D-Engen), die die interdentalen
Zahnoberflächen vollständig bedeckte. Die vollständig mit
Kontaktfarbe bedeckte Approximalfläche wurde digital er-
fasst. Zur Simulation des Reinigungsvorgangs wurde eine
Interdentalbürste von bukkal eingeführt und 3-mal mit einer
Spannweite von 5 mm im Interdentalraum in Achsrichtung
des Drahtkerns hin und her bewegt. Die einzelnen Arbeits-
schritte sind in den Abbildungen 2a bis 2c dargestellt. Nach
erneuter Platzierung der Zähne vor der digitalen Kamera,
wurden die gereinigten Approximalflächen einzeln fotogra-
fiert. Somit wurden die Ausgangssituation, die mit Kontakt-
farbe bedeckte Approximalfläche und die gereinigte Approxi-
malfläche standardisiert digital erfasst. Der Reinigungsvor-
gang fand für jede Bürste und jeden Interdentalraum 12-mal
statt, wobei zwei verschiedene konventionelle, im Quer-
schnitt runde Interdentalbürsten (RIB, Curaprox CPS 12,
Curaden AG, Schweiz und Oral B Ultrafine, Oral-B-Labora-
tories, Boston, Massachusetts, USA) und zwei Größen von
Prototypen (GABA #4 und GABA #5, GABA International
AG, Schweiz) einer im Querschnitt annähernd dreieckigen
Interdentalbürste (TIB, Abb. 1) verwendet wurden. Die TIBs
wiesen im Querschnitt einen runden Filamentkern auf, der
an drei Stellen verlängerte Filamente zeigte, so dass annä-
hernd die Form eines Dreiecks entstand. Man unterschied
daher einen Innen- und einen Außendurchmesser. Die
Durchmesser der RIBs waren korrespondierend zu den
Innendurchmessern der TIBs. Die getesteten Interdental-
raumbürsten sind in Tabelle 1 aufgelistet.
Durch die Versuchsanordnung in einem standardisierten
Split-cast-Modell konnte digital ein Subtraktionsbild zwi-
schen Ausgangssituation und dem Bild der gereinigten Ap-
proximalfläche berechnet werden (Paint Shop Pro 5.0) [7, 8].
Das Subtraktionsbild wurde dichotomisiert und als Maß für
die Reinigungsleistung diente die Anzahl der gegenüber
dem Ausgangszustand veränderten Pixel (Scion Image,
Scion Corporation, Washington, USA) [8, 9].
Zusätzlich erfolgte die Ermittlung des Einführwiderstan-
des der getesteten Interdentalbürsten mittels einer Univer-
sal-Prüfmaschine (Zwicki, Zwick GmbH und CoKG, D-
Ulm). Die Interdentalbürste wurde so in einer Kraftmesszel-
le fixiert, dass ihre Spitze auf die Mitte des Interdentalrau-
mes ausgerichtet war und sie sich mit einer Geschwindigkeit
von 10 mm/sec senkrecht auf die Querschnittebene des
Interdentalraumes zu bewegte (Abb. 3). Als Querschnittebe-
ne des Interdentalraumes wurde die Ebene definiert, die
durch den Approximalkontakt und die beiden Längsachsen
der Zähne gebildet wurde. Die Bewegung der Interdental-
bürste und auf sie einwirkende Kräfte wurden mit 2000 Mes-
D. Joerss et al.: Interdentalraumbürsten
306
Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift 61 (2006) 6
Abbildung 2a Einfärben der beiden Approximalflächen zur Simulation der
Plaque
Figure 2a Proximal tooth surfaces covered with a dye indicator to simulate
plaque
Abbildung 2c Ansicht der Approximalflächen nach der Reinigung
Figure 2c The proximal tooth surface after cleaning with an interdental brush
Abbildung 2b Reinigung der Approximalflächen mit einer Interdentalbürste
Figure 2b Cleaning of the proximal tooth surfaces with an interdental brush
Abbildung 1 Interdentalbürste mit dreieckigem Querschnitt im simulierten
Interdentalraum
Figure 1 Triangular interdental brush inserted in a simulated interdental
space
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sungen/Sekunde registriert und in einem Kraft-Weg-Dia-
gramm dargestellt. Dadurch konnten Artefakte identifiziert
und der Vorgang ggf. wiederholt werden. Der Einführwider-
stand wurde definiert als der größte Kraftaufwand beim Ein-
bringen der Testbürsten in den Interdentalraum. Der Ein-
führwiderstand wurde für jede Bürste und jeden Interdental-
raum 5-mal gemessen.
3 Statistische Auswertung
Die Daten wurden mit Hilfe des Statistikprogramms SPSS
ausgewertet (SPSS 10.0, SPSS Inc., USA-Chicago). Für jeden
Interdentalraum wurden die Mittelwerte berechnet. Die
Unterschiede zwischen den Interdentalräumen wurden mit
ANOVA und anschließendem post hoc-Scheffé-Test auf sta-
tistische Signifikanz geprüft [4].
4 Ergebnisse
In den gleichschenkligen Interdentalräumen (s. Tab. 2) zeig-
ten die TIBs eine Reinigungsleistung von 51 ± 6 % (GABA
#4) bzw. 62 ± 7 % (GABA #5), während die Reinigungsleis-
tung für die korrespondierenden RIBs 48 ± 7 % (Curaden
Curaprox CPS 12), bzw. 45 ± 7 % (Oral B Ultrafine) betrug.
Die Reinigungsleistung von GABA #5 war statistisch signifi-
kant besser als die der anderen untersuchten Bürsten
(p<0,001). Bezüglich der Einführwiderstände wurden bei
den TIBs Kräfte von 0,56 ± 0,06 N (GABA #5) und 0,31 ± 0,02
N (GABA #4) gemessen, bei den RIBs traten Kräfte von 0,60
± 0,06 N (Curaden Curaprox CPS 12) und 0,55 ± 0,02 N (Oral
B Ultrafine) auf. Die Einführwiderstände waren bei GABA #4
statistisch signifikant niedriger als bei den anderen unter-
suchten Bürsten (p<0,001).
Die Unterschiede waren bei den gleichschenkligen Inter-
dentalräumen ausgeprägter als bei den gleichseitigen Inter-
dentalräumen (s. Tab. 3).
5 Diskussion
Trotz hoher klinischer Relevanz beschäftigen sich bisher
sehr wenige Publikationen mit der Effektivität von Hilfsmit-
teln zur Reinigung von Interdentalräumen. Eine mögliche
Ursache liegt sicherlich darin, dass die Approximalräume bei
geschlossener Zahnreihe in der Regel nicht direkt einsehbar
sind. Dies führt dazu, dass in klinischen Studien lediglich in-
direkte Maße, wie die Bestimmung des Entzündungsgrades
der Interdentalpapille als Kriterium für die Reinigungsleis-
tung herangezogen werden können oder aufwändige Test-
methoden, wie z. B. die Bestimmung der approximalen Rest-
plaque Anwendung finden müssen [18].
In der Regel wird zwar von der plausiblen Annahme aus-
gegangen, dass Interdentalraumbürsten umso besser reini-
gen, je besser ihre Größe der Größe des zu reinigenden
Interdentalraums angepasst wurde. Eine direkte Beurteilung
der Reinigungsleistung in vivo ist allerdings nicht möglich.
Will man die Reinigungsleistung unter dem Aspekt der Indi-
vidualität in Größe, Form und Oberflächenanatomie des
Interdentalraums differenzierter untersuchen, ist man auf
In-vitro-Modelle angewiesen, obwohl auch da das Problem
besteht, dass zur Simulation der klinischen Situation die zu
untersuchenden Approximalflächen während der Reinigung
einander zugewandt und nicht einsehbar sind. In der vorlie-
genden Studie wurde daher ein In-vitro-Modell eingesetzt,
das aufgrund eines hoch präzisen Split-cast-Systems sowohl
die digitale Analyse der Approximalflächen als auch die Rei-
nigung des Interdentalraums in der anatomischen Relation
der Zähne erlaubt. An denselben Interdentalräumen konn-
ten außerdem die zum Einführen der Interdentalraumbür-
ste erforderlichen Kräfte bestimmt werden, wodurch erst-
mals Reinigungsleistung und Einführkräfte direkt miteinan-
der korreliert werden konnten.
Darüber hinaus wurden Interdentalräume unterschied-
licher Form (annähernd gleichschenklig und annähernd
gleichseitig) untersucht, d. h. verschiedene klinische Situa-
tionen konnten unter kontrollierten, standardisierten und
exakt reproduzierbaren Bedingungen simuliert werden. Von
Vorteil war hierbei die Verwendung von extrahierten
menschlichen Zähnen, da die Oberflächencharakteristik der
Zähne im Modell derjenigen in vivo entspricht. Auf der an-
deren Seite führt dies zu Unterschieden zwischen den ver-
schiedenen Interdentalräumen, so dass sie keine idealen,
D. Joerss et al.: Interdentalraumbürsten
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Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift 61 (2006) 6
Interdentalraumbürste Durchmesser
Innendurchmesser
[mm]
Außendurchmesser
[mm]
Curaden Curaprox
CPS 12
3,0
Oral B Ultrafine 2,5
GABA #4 2,0 4,0
GABA #5 3,0 5,0
Tabelle 1 Durchmesser der getesteten Interdentalraumbürsten
Table 1 Diameters of the interdental brushes
Tabelle 2 Ergebnisse für die gleichschenkligen Interdentalräume
Table 2 Cleaning efficacy and resistance to insertion of interdental brushes in
isoscele interdental spaces
Interdentalbürste Reinigungsleistung Einführwiderstand
Curaden Curaprox
CPS 12
48 ± 7 % 0,60 ± 0,06 N
Oral B Ultrafine 45 ± 7 % 0,55 ± 0,02 N
GABA #4 51 ± 6 % 0,31 ± 0,02 N *
GABA #5 62 ± 7 % * 0,56 ± 0,06 N
* p < 0,001
Interdentalbürste Reinigungsleistung Einführwiderstand
Curaden Curaprox
CPS 12
38 ± 2 % 0,49 ± 0,01 N
Oral B Ultrafine 34 ± 3 % 0,76 ± 0,09 N *
GABA #4 38 ± 4 % 0,46 ± 0,12 N
GABA #5 43 ± 4 % * 0,41 ± 0,06 N
* p < 0,001
Tabelle 3 Ergebnisse für die gleichseitigen Interdentalräume
Table 3 Cleaning efficacy and resistance to insertion of interdental brushes in
equilateral interdental spaces
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gleichseitigen, bzw. gleichschenkligen Dreiecke als Quer-
schnitt aufwiesen. Standardisierte digitale Fotos vor und
nach der Reinigung der Approximalflächen ermöglichten es,
digitale Subtraktionsbilder zu berechnen, und auf diese
Weise die Reinigungsleistung untersuchungs- und untersu-
cherunabhängig zu bewerten und zu vergleichen. Die Zuver-
lässigkeit dieser Versuchsanordnung wurde bereits durch
mehrere Studien gezeigt [7, 9]. Erstmals wurden jedoch die-
selben Interdentalräume benutzt, um die Einführwiderstän-
de ebenfalls in einer standardisierten Versuchsanordnung
zu bestimmen.
Diese Vorgehensweise hat mehrere Vorteile. Zum einen
wurde bei Interdentalraumbürsten der Einführwiderstand
als wichtigster klinisch relevanter Prädiktor für deren Reini-
gungswirkung beschrieben [7]. Umgekehrt sind Reinigungs-
leistung und Einführwiderstand unterschiedlich, wenn die-
selbe Interdentalbürste in verschieden großen und unter-
schiedlich geformten Interdentalräumen eingesetzt wird [6].
Je unterschiedlicher die zu vergleichenden Interdentalbür-
sten sind, desto wichtiger wird es daher, nicht nur die Reini-
gungsleistung sondern auch die zur Einführung erforder-
lichen Kräfte zu bestimmen. Dies gilt in besonderem Maße,
wenn sich die Bürsten in ihrer Querschnittsform unterschei-
den, so dass ein direkter Vergleich der Durchmesser nicht
möglich ist.
Jedes In-vitro-Modell hat jedoch auch seine Grenzen. Ei-
nen wesentlichen Nachteil stellt häufig die Simulation der
interdentalen Plaque dar. Die Eigenschaften der verwende-
ten Kontaktfarbe haben kaum Ähnlichkeit mit denen einer
interdentalen Plaque. Dies ist jedoch für die Fragestellung
dieser Studie nicht relevant. Aus vielen klinischen Experi-
menten ist bekannt, dass Bürsten in der Lage sind, dort Pla-
que wirksam zu entfernen, wo ein direkter Kontakt der Fila-
mente mit der Zahnoberfläche erfolgt. Entscheidend ist da-
her die Größe der Kontaktfläche zwischen den Filamenten
einer Interdentalbürste und den Approximalflächen. Die
Untersuchung der Kontaktflächen ist also für die Fragestel-
lung ausreichend, so lange die Härte der Filamente nicht we-
sentlich verringert wird. Es kann vielmehr von der Annahme
ausgegangen werden, dass die Reinigungsleistung umso
besser ist, umso mehr Kontakte der Filamente mit der Zahn-
oberfläche nachzuweisen sind. Aus diesem Grunde ist auch
die Bürstfrequenz und -geschwindigkeit in weiten Bereichen
ohne Einfluss auf die Reinigungswirkung und die in der Stu-
die vorgegebenen Rahmenbedingungen für eine Standardi-
sierung des Messvorganges sind für die Erzielung reprodu-
zierbarer Ergebnisse ausreichend. Einen weiteren potentiel-
len Nachteil des In-vitro-Modells stellte die Simulation der
Gingiva aus Kunststoff dar, die sich im In-vitro-Modell bzgl.
ihrer Elastizität anders verhält als in vivo. Klinisch wird die
Papille bei der Interdentalraumreinigung komprimiert und
Filamente der Interdentalbürste reichen bis in den Sulkus,
wodurch zusätzlich eine leicht subgingivale Reinigung er-
reicht werden kann. Im In-vitro-Modell war weder eine Papil-
le vorhanden, die komprimiert werden könnte, noch ein Sul-
kus, in den die Filamente gelangen können. Da beide Effekte
nebeneinander auftraten, wurde der Unterschied zwischen
der klinischen und der In-vitro-Situation vermutlich mini-
miert. Morphologisch konnte im In-vitro-Modell jedoch be-
obachtet werden, dass die Filamente der im Querschnitt run-
den Interdentalbürsten entweder direkt apikal des Kontakt-
punktes oder am simulierten Gingivarand nur unzureichen-
den bis gar keinen Kontakt mit der Zahnoberfläche aufwie-
sen, woraus in diesen Bereichen eine schlechtere Reini-
gungsleistung resultierte. Diese möglichen Kariesprädilek-
tionsstellen zeigten bei Verwendung der im Querschnitt
dreieckigen Interdentalbürste im In-vitro-Modell eine deut-
lich bessere Reinigung.
Zur Beurteilung der Effektivität von Hilfsmitteln für die
Zahnzwischenräume sollten mehrere Faktoren berücksich-
tigt werden. Entscheidend sind in erster Linie die Reini-
gungsleistung in Abhängigkeit lokaler Besonderheiten des
Interdentalraumes. Weitere wichtige Faktoren stellen aber
auch die Handhabung und die Akzeptanz durch den Patien-
ten dar. Bei der Verwendung von Interdentalbürsten besteht
ein nicht unerhebliches Verletzungsrisiko. Dies ist auf der ei-
nen Seite mechanisch bedingt, da sich an der Spitze der
Interdentalbürste oft scharfe Kanten befinden. Auf der ande-
ren Seite entspricht die im Querschnitt runde Form der
Interdentalbürste in der Regel nicht der Form des Interden-
D. Joerss et al.: Interdentalraumbürsten
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Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift 61 (2006) 6
Abbildung 4 „Regenschirm-Effekt“: Die Filamente der Interdentalbürste le-
gen sich um den Drahtkern dicht übereinander, ähnlich wie bei einem zu-
sammengeklappten Regenschirm
Figure 4 „Umbrella-effect“: umbrella like overlapping of the filaments during
insertion with the consequence of a thickening of the incompressible diame-
ter of the brush
Abbildung 3 Universalprüfmaschine Zwicki-Zwick zur Messung der Einführ-
widerstände
Figure 3 Universal testing machine (Zwicki-Zwick) for measuring the forces
necessary to insert the interdental brushes
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talraumes, wodurch sich beim Einführen der Interdentalbür-
ste in den Zahnzwischenraum oft Schwierigkeiten für den
Anwender ergeben [8, 10, 12]. Ein Phänomen hierbei ist der
sog. „Regenschirm-Effekt“, der dem „Blocking-Effekt“ bei
Zahnbürsten entspricht: Beim Einführen in den Zahnzwi-
schenraum legen sich die Filamente der Interdentalbürste
um den Drahtkern dicht übereinander, vergleichbar mit ei-
nem geschlossenen Regenschirm (Abb. 4). Die Reinigungs-
leistung wird hierdurch vermindert und der Einführwider-
stand erhöht. Durch den Kontaktpunkt wird die Spitze der
Interdentalbürste Richtung Papille oder Gingiva abgelenkt
und kann diese verletzen [8]. Solche schmerzhafte Erfahrun-
gen führen häufig zu einer Ablehnung von Interdentalraum-
bürsten durch den Patienten. Durch eine Reduktion des Ein-
führwiderstandes könnte somit die Handhabung für den Pa-
tienten vereinfacht, das Verletzungspotential verringert und
somit die Akzeptanz erhöht werden.
Trotz der oben genannten Nachteile hat die vorliegende
Studie daher mehrere entscheidende Vorteile. Die Untersu-
chung der Effektivität der getesteten Interdentalraumbür-
sten bezog sich sowohl auf die Reinigungsleistungen als
auch auf die Einführwiderstände. Die Anordnung im Split-
cast-Modell machte es möglich Interdentalräume unter-
schiedlicher Ausformung zu simulieren und die Reinigungs-
leistung direkt an den Approximalflächen digital zu bewer-
ten. Da sich die getesteten Interdentalraumbürsten im Quer-
schnitt unterscheiden und dies einen objektiven Vergleich
erschwert, wurden die Einführwiderstände als zusätzliche
Parameter zur Bewertung hinzugezogen. In-vitro-Studien an
konventionellen, im Querschnitt runden Interdentalbürsten
zeigten, dass eine Assoziation zwischen der Reinigungsleis-
tung und dem Einführwiderstand besteht. Dieser ist auf der
einen Seite abhängig von Bürstengröße und -form und auf
der anderen Seite von Form und Größe des Interdentalrau-
mes [6]. Geringere Einführwiderstände bei gleichbleibender
oder sogar besserer Reinigungsleistung würden nicht nur
die Handhabung und Akzeptanz durch den Patienten ver-
bessern, sondern wären auch effektiver in der Plaquebeseiti-
gung. Von Vorteil ist hierbei, dass die Einführwiderstände
ebenfalls in einem standardisierten Modell an exakt densel-
ben Interdentalräumen bestimmt werden konnten wie die
Reinigungsleistung. Somit sind die Reinigungsleistung und
der Einführwiderstand repräsentative Parameter für die Ef-
fektivität von Interdentalbürstchen. Im optimalen Fall findet
sich eine gute Reinigungsleistung bei einfacher Handha-
bung, d. h. möglichst geringem Einführwiderstand.
6 Schlussfolgerung
Unter Berücksichtigung der verschiedenen Vor- und Nach-
teile des Studiendesigns zeigte sich, dass die im Querschnitt
dreieckige Interdentalbürste entweder eine bessere Reini-
gungsleistung bei gleichem Einführwiderstand oder geringe-
re Einführwiderstände bei gleicher Reinigungsleistung auf-
wies, als im Querschnitt runde Interdentalbürsten. Die ge-
testeten TIBs wiesen also eine bessere Relation von Reini-
gungsleistung zu Einführkraft als RIBs auf. Dabei waren die
Unterschiede zwischen den RIBs und TIBs im annähernd
gleichschenkligen Interdentalraum ausgeprägter als im an-
nähernd gleichseitigen. Unter den Limitationen einer In-vi-
tro-Studie kann gefolgert werden, dass im Querschnitt drei-
eckige Interdentalbürsten den zylindrischen in einigen Fak-
toren überlegen sind. Die Ergebnisse dieser Studie stützen
die Hypothese, dass Interdentalbürsten einen dreieckigen
statt einen runden Querschnitt haben sollten.
Diese Studie wurde unterstützt von GABA International
AG, Schweiz.
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❙ Korrespondenzadresse:
Dr. Daniela Joerss
MZK-Klinik Heidelberg
Poliklinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie
Im Neuenheimer Feld 400
D-69120 Heidelberg
E-Mail: daniela_joerss@med.uni-heidelberg.de
D. Joerss et al.: Interdentalraumbürsten
309
Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift 61 (2006) 6
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