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Neurologie & Rehabilitation
Effektivität eines neuropsychologischen Trainings von
Aufmerksamkeitsfunktionen im teletherapeutischen Setting
Röhring, S.1, Kulke, H.1, Reulbach, U.2, Peetz, H.1 & Schupp, W.1
1: Abteilung Neurologie/ Neuropsychologie m&i Fachklinik Herzogenaurach
2: Institut für Medizininformatik, Biometrie und Epidemiologie Friedrich-Alexander-
Universität Erlangen-Nürnberg
Zusammenfassung
In einer prospektiven, kontrollierten klinischen Studie wurde an N = 48 Patienten mit
unterschiedlichen Hirnschädigungen die Effektivität eines störungsspezifischen
neuropsychologischen Trainings von Aufmerksamkeitsfunktionen in einem
teletherapeutischen Setting untersucht. Die Patienten trainierten über 11 Wochen hinweg
regelmäßig zuhause an einem mit dem Therapeutenrechner vernetzten PC-Terminal und
erschienen einmal wöchentlich zu einem therapeutischen Termin in der Klinik. Zur
Veränderungsmessung an den drei Messzeitpunkten (zuvor, danach und follow-up) wurden
ve rschiedene computergestützte und Papier-Bleistift-Testverfahren sowie
Fragebogenverfahren verwendet. Im Bereich Aufmerksamkeit verbesserte sich die Mehrzahl
der Probanden bezüglich aller dargestellten Parameter. Im Bereich der phasischen Alertness
konnte ein signifikanter Unterschied zwischen Trainings- und Kontrollgruppe festgestellt
werden. Die Verbesserungen in diesem Bereich blieben auch noch fünf Monate nach dem
Training stabil. Signifikante Verbesserungen in der Trainingsgruppe und signifikante
Unterschiede im Verlauf zwischen Trainings- und Kontrollgruppe lassen sich darüber hinaus
für die Bereiche Depressivität und Belastung der Angehörigen feststellen.
Schlüsselwörter: Neuropsychologie, Teletherapie, Aufmerksamkeitsstörungen, Depressivität
Summary
Effectivity of a Neuropsychological Training in Attention Functions by a
Teletherapeutic Setting
In a prospective, controlled clinical study we evaluated the effectivity of a specific
neuropsychological training in disturbed attention functions in n=48 patients with acquired
brain lesions by using a teletherapeutic setting. The patients continously trained during 11
weeks at home with a PC terminal being in a network with the therapist’s terminal, they
additionally had a face-to-face therapy once a week. The training effects had been monitored
three times (before, after, follow up) by PC assisted and paper and pencil tests and by
questionaires. The majority of the participants improved their attention functions in all
parameters measured. For phasic alertness a significant difference between training and
control group could be proven. These improvements maintained stabile up to five months
after training. Significant improvements within the training group and significant differences
between training and control group in the long term course could be seen in depression and in
the burden of the caregivers.
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Einleitung
Störungen von Aufmerksamkeitsfunktionen gehören neben Gedächtnisstörungen zu den
häufigsten und andauerndsten neuropsychologischen Defiziten nach erworbenen
Hirnschädigungen. Sie sind nach ca. 80% aller Hirnschädigungen zu beobachten (24). Dabei
haben Aufmerksamkeitsstörungen Beeinträchtigungen zur Folge, die sich massiv auf die
gesamte rehabilitative Behandlung sowie auf den privaten und beruflichen Alltag der
Patienten auswirken können: So setzt beinahe jede Form von rehabilitativer Intervention
Aufmerksamkeitsleistungen voraus und auch die Möglichkeiten einer beruflichen
Wiedereingliederung und Teilhabe am öffentlichen Leben sind stark von intakten
Aufmerksamkeitsleistungen abhängig (21).
Die spezifische restitutive Behandlung von Aufmerksamkeitsfunktionen wurde in einer Reihe
von Studien untersucht (10, 19, 8, 22, 17). Die Wirksamkeit einer Stimulationstherapie gilt als
relativ gut belegt. Dabei wird jedoch immer wieder darauf hingewiesen, dass die
neuropsychologische Behandlung dieses Störungsbereichs auf einer eingehenden Diagnostik
beruhen muss (16). Besonders diejenigen Aufmerksamkeitsfunktionen, die im Schema von
VAN ZOMEREN & BROUWER (23) der Dimension der Intensität zugeordnet wurden (besonders
Alertness, Vigilanz), bedürfen eines spezifisch auf den Bereich abgestimmten Trainings (19).
Trotz ihrer hohen Alltagsrelevanz und den vorhandenen Behandlungsmöglichkeiten stellen
ambulante Diagnostik und Langzeit-Behandlung solcher neuropsychologischer Störungen in
der Bundesrepublik momentan eher die Ausnahme dar: Von den ca. 500 000 Menschen, die
jedes Jahr in Deutschland mit der Hauptdiagnose zerebrovaskuläre Erkrankung oder Schädel-
Hirn-Trauma stationär behandelt werden, erhält nur ein kleinerer Anteil eine stationäre
Rehabilitationsmaßnahme (10). Dieser Patientengruppe steht in der Regel während ihres
Aufenthalts in einer Rehabilitationsklinik eine neuropsychologische Diagnostik und Therapie
zur Verfügung. Nach KASTEN et al. (9) benötigen jedoch ca. 10% der Personen, die jedes Jahr
neu von einer Hirnschädigung betroffen sind, auch nach dem Aufenthalt in einer
Rehabilitationseinrichtung eine neuropsychologische Weiterbehandlung. Eine angemessene
Versorgung mit ambulanten neuropsychologischen Therapiemöglichkeiten ist jedoch in der
Bundesrepublik außerhalb weniger Ballungsräume nicht gegeben (9); auch dort, wo
Behandler ansässig sind, lassen die fehlende Einbindung ambulanter neuropsychologischer
Therapie in den Leistungskatalog der Sozialversicherungsträger eine hochfrequente Therapie,
wie sie für Aufmerksamkeitsstörungen erforderlich ist, in der Regel nicht zu.
Um diese Lücke zwischen dem Bedarf an ambulanter neuropsychologischer Versorgung und
dem mangelnden Angebot zu schließen, wurden verschiedene Versuche unternommen, die
jedoch nicht zu befriedigenden Ergebnissen führen konnten. Verbreitet ist die Praxis,
Patienten bei der Entlassung aus der stationären Rehabilitation Disketten mit speziellen
Patientenversionen verbreiteter computergestützter Trainingsverfahren (Anbieter z. B.
Neurosoft® oder Marker® Software) mitzugeben bzw. zu Lasten der Krankenkasse zu
verordnen. Auch wenn dies sicherlich nicht ohne detaillierte Instruktionen über den
sachgemäßen Gebrauch geschieht, so ist ein isoliertes, nicht supervidiertes Training aus
fachlicher Sicht abzulehnen, zumal es neuropsychologische Therapie auf den reinen
Trainingsaspekt verkürzt. Klinische Beobachtungen der Autoren zeigen, dass solchermaßen
„versorgte“ Patienten oft jahrelang ohne nennenswerte Leistungssteigerung trainieren, mithin
auch in Zeitabschnitten, in denen keine Remission mehr erwartet werden kann und ein
weiteres Festhalten alleine an Restitutionsbemühungen eher zu Fixierung und zu einer
Verschlechterung der Krankheitsverarbeitung führt.
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Sinnvoll und notwendig ist daher in jedem Fall eine Interaktion zwischen Patient und
Therapeut, die jedoch nicht ständig in persönlichem Kontakt ablaufen muss, sondern sich
auch moderner Kommunikationstechnologien bedienen kann. Vereinzelt finden sich im
Internet therapeutische Angebote (z.B. www.teletherapie.de, das sich allerdings hauptsächlich
an Sprachbehinderte richtet), in denen Therapie über Internetkommunikation angeboten wird.
Die Qualität dieser Angebote ist für Betroffene schwer zu prüfen, die Kontinuitäts-Anbindung
an schon geleistete Therapie ist zumindest nicht systematisch gegeben, die Datensicherheit ist
gering. Hinzu kommt, dass die Qualität der therapeutischen Beziehung durch rein schriftliche
Kommunikation zumindest für neuropsychologische Aufgaben nicht hinreichen dürfte.
Ein weiterer Ansatz, in dem die Notwendigkeit einer therapeutischen Beziehung angemessen
Berücksichtigung findet, wird von LÜTGEHETMANN & SCHMIDT (13) vorgeschlagen. Die
Autoren kommunizieren dabei mit ihren Patienten über weite Distanzen hinweg über
Bildtelefon und praktizieren dabei gängige neuropsychologische Behandlungsmethoden.
Dieses Verfahren ist sicherlich geeignet, den Mangel an niedergelassenen klinischen
Neuropsychologen zu einem gewissen Grad zu kompensieren, ist aber recht kostenintensiv, da
sich zu dem gegenüber herkömmlichen Behandlungsmethoden unveränderten personellen
Aufwand erhebliche Verbindungskosten addieren.
Zielsetzung des in der vorliegenden Studie vorgestellten Verfahrens war es, ein ambulantes
Behandlungsparadigma herzustellen, das zumindest für solche Patienten die oben
aufgezeigten Probleme lösen kann, die in erreichbarer Nähe eines Behandlungszentrums
leben. Angestrebt wurde vor allem, die wertvolle Therapiezeit von apparativen
Trainingsverfahren zu entlasten, eine hohe Übungsfrequenz zu ermöglichen, Datenschutz und
kontinuierliche Supervision sicherzustellen und gleichzeitig eine Software-Umgebung
herzustellen, die zur Bedienung keine PC-Vorkenntnisse erfordert und eigene Eingriffe in
Konfiguration und Ablauf von Übungsprogrammen zuverlässig verhindert.
An der Fachklinik Herzogenaurach wurde zu diesem Zweck in Zusammenarbeit mit den
Firmen Siemens Medizintechnik und Dr.-Hein-GmbH (früher evosoft TeleCare) eine
Systemsoftware („evoCare“) für Telerehabilitation im Bereich Neuropsychologie entwickelt.
In dieses System wurden das Programmpaket „CogPack“ (14) sowie das Programm
„DivTrain“ zum Training der geteilten Aufmerksamkeit (12) als neuropsychologische
Trainingssoftware integriert. Der Patient erhält für die Therapiephase ein speziell
konfiguriertes Patiententerminal („Evolino“) mit dieser Software; er kann mit diesem Gerät zu
Hause die Übungen durchführen, die ihm der Therapeut in Art, Schwierigkeit, Häufigkeit und
Trainingsdauer voreingestellt hat. Die durchgeführten Übungen werden dem Therapeuten mit
ihrer Dauer und den Ergebnissen systematisch durch eine Server- und LAN-basierte
Vernetzung übermittelt. Außerdem kann der Patient eine grobe subjektive Bewertung der
Übungsschwierigkeit abgeben. Darüber hinaus können zwischen Patient und Therapeut kurze
Email-Nachrichten ausgetauscht werden. Der Therapeut kann mit diesen Informationen
jederzeit ohne gleichzeitigen direkten Kontakt mit dem Patienten die Übungen dem
Trainingsfortschritt kontinuierlich anpassen.
Zur Untersuchung der Durchführbarkeit, Akzeptanz und Wirksamkeit des Systems wurde von
April 2001 bis Januar 2002 an der Fachklinik Herzogenaurach eine prospektive, kontrollierte
Studie durchgeführt.1 In dem vorliegenden Artikel sollen, anhand der Daten aus dieser Studie,
folgende Fragen untersucht werden:
1 Die Studie wurde von evosoft TeleCare/ Dr. Hein GmbH finanziert.
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?? Können Aufmerksamkeitsstörungen mit dem System wirksam behandelt werden?
?? Gibt es – sekundär – auch Effekte im Gedächtnisbereich?
?? Gibt es unerwünschte Nebenwirkungen im Bereich täglicher Aktivitäten, möglicherweise
verursacht durch Vernachlässigung anderer Therapien aufgrund der Teilnahme am
neuropsychologischen Training?
?? Gibt es Nebeneffekte auf die psychosoziale Situation der Probanden sowie auf die
Belastung von Angehörigen?
Die Studie wurde von der Ethikkommission der Medizinischen Fakultät der Friedrich-
Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg gebilligt.
Methoden
Probanden
Chronisch hirngeschädigte Patienten im Alter bis 70 Jahren mit folgenden Merkmalen sollten
in die Studie aufgenommen werden:
?? Erworbene Hirnschädigung, die mindestens ein halbes Jahr (d.h. abgeschlossene
biologische Spontanremission), höchstens jedoch vier Jahre zurückliegt
?? Neuropsychologische Defizite in Aufmerksamkeitsfunktionen
?? Bestehende Transportmöglichkeit zur Fachklinik Herzogenaurach
?? Konzentrative Belastbarkeit für mindestens 30 Minuten/ Tag
Ausschlusskriterien waren Begleiterkrankungen, die eine fortschreitende Hirnschädigung
wahrscheinlich machten, komplizierende neurologische oder psychiatrische Komorbiditäten
wie z.B. Epilepsie oder Sucht, schwere neuropsychologische Defizite, Einbußen im Seh- oder
Hörvermögen, die ein selbständiges Üben unmöglich machten. Die Probanden wurden bei der
Vorauswahl und bei der medizinischen und neuropsychologischen Eingangsdiatnostik
systematisch daraufhin überprüft.
Die Stichprobe der vorliegenden Untersuchung setzt sich aus Probanden zusammen, die auf
folgende Weise angeworben wurden:
?? Es wurden ehemalige stationäre Patienten der Fachklinik Herzogenaurach und
Probanden des „Erlanger Schlaganfall Projekts“ (11) angeschrieben.
?? Weitere Probanden wurden über einen redaktionellen Beitrag sowie eine Anzeige in
der Lokalpresse rekrutiert.
Von den N = 82 in der Eingangsdiagnostik untersuchten Interessenten wurden 62 als
Probanden in die Studie aufgenommen.
Zu ihrer Aufklärung über die Studie erhielten die Probanden ein Merkblatt entsprechend den
Vorgaben der Ethikkommission der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
Von den ursprünglich N = 31 Probanden der Gruppe 1 (zu den Gruppen siehe
Versuchsdesign) gingen N = 24 Probanden in die Auswertung von Trainingsphase 1 ein. N =
7 Probanden fielen während der Trainingsphase 1 aus der Studie heraus. Die Gründe für diese
Dropouts waren folgende (in Klammern Anzahl der betreffenden Probanden): zu geringe
Trainingsfrequenz (2), eigener Wunsch (1), cerebraler Krampfanfall (1), verzogen (1), erst
verspätet bekannt gewordenes Ausschlusskriterium (1), erneutes cerebrales Ereignis (1).
Aufgrund des Studiendesigns mussten die Matchingpartner dieser Dropouts aus Gruppe 2 in
der Regel ebenfalls aus der Auswertung herausgenommen werden.
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Von den N = 62 Probanden gingen also N = 48 Probanden in die Auswertung der
Trainingsphase 1 ein.
Versuchsdesign
Die Probanden der Studie wurden nach der Methode der Matched Pairs unter
Berücksichtigung folgender Merkmale zwei Untersuchungsgruppen zugeordnet: Alter,
Geschlecht, Art der Hirnschädigung, Seite der Hirnschädigung, vergangene Zeit seit
Hirnschädigung. Die Probanden beider Untersuchungsgruppen erhielten jeweils ein
neuropsychologisches Training von Aufmerksamkeitsfunktionen über 11 Wochen.
?Hier einfügen Abbildung 1: Versuchsplan?
Bei dem in Abbildung 1 dargestellten Versuchsplan der Studie handelt es sich während der
Trainingsphase 1 (Mitte Mai bis Anfang August 2001) um ein klassisches Experimental-/
Kontrollgruppendesign: Gruppe 1 trainierte, während Gruppe 2 kein Training erhielt.
Während der Trainingsphase 2 (Ende September bis Anfang Dezember 2001) kehrt sich der
Behandlungsstatus („Training“ vs. „kein Training“) der beiden Gruppen um (Crossover-
Anordnung). Damit konnte u.a. auch die Stabilität der Trainingseffekte in Gruppe 1 geprüft
werden.
Da sich dieser Artikel schwerpunktmäßig mit der Trainingsphase 1 beschäftigt, wird Gruppe 1
im Folgenden als Trainingsgruppe (TG) und Gruppe 2 als Kontrollgruppe (KG) bezeichnet.
Behandlung
Während der ersten Behandlungswoche wurden die Probanden bei einem Termin in der
Fachklinik Herzogenaurach in das Training eingewiesen. Sie wurden gebeten, ab diesem
Zeitpunkt täglich ca.30-45 Minuten an mindestens fünf Tagen pro Woche am PC zu
trainieren. Die tatsächliche Dauer des Trainings (Eigenangaben der Probanden) betrug
durchschnittlich 241.4 Minuten pro Woche (SD 134.5). Die Trainingsdauer pro Tag ist in
Abbildung 2 dargestellt, wobei eine 5-Tage-Woche zugrundegelegt wurde.
?Hier einfügen Abbildung 2: Tatsächliche Dauer des Trainings pro Tag?
Den Teilnehmern wurden in der Regel drei verschiedene Übungen verordnet, die sie
mehrmals am Tag aufrufen konnten. Die maximale Übungsdauer/ Tag konnte limitiert
werden. Die verordneten Trainingsprogramme richteten sich hauptsächlich auf eine
Verbesserung der verschiedenen Aufmerksamkeitsfunktionen und waren auf das individuelle
Leistungsprofil der Probanden zugeschnitten.
Während des Trainingszeitraums kamen die Probanden einmal wöchentlich zu einem
therapeutischen Termin in die Fachklinik. Der Termin wurde entweder vom Psychologen oder
von der Ärztin im Studienteam durchgeführt. Folgende Punkte waren Inhalt der
therapeutischen Sitzungen: Besprechung des Übungsverlaufs, Besprechung von Strategien zur
Aufgabenbewältigung, Besprechung neuer Übungen/ veränderter Schwierigkeiten,
Durchführung weiterer diagnostischer Maßnahmen, nicht-computergestützte
neuropsychologische Therapie, Beratung zu alltagsrelevanten Schwierigkeiten, die in Bezug
zur Erkrankung/ Verletzung stehen. Die Kontrollgruppe wurde während dieser Zeit
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regelmäßig telefonisch oder postalisch kontaktiert (Fragebogen zur Inanspruchnahme anderer
medizinischer und therapeutischer Leistungen).
Die laufende Veränderung der Aufgabenschwierigkeit und –auswahl erfolgte von der Klinik
aus auf Grundlage der elektronisch übermittelten Ergebnisse und auf Grundlage der
therapeutischen Termine in der Klinik.
Messinstrumente
Die Abbildungen 3 und 4 zeigen die bei Eingangs-, Zwischen- und Abschlussdiagnostik
eingesetzten Untersuchungsverfahren in den Bereichen Neuropsychologie und Medizin. Die
Testverfahren im Leistungsbereich (Aufmerksamkeit, Lernen/ Gedächtnis, intellektuelle
Leistungen) wurden zu allen drei Messzeitpunkten eingesetzt. Eine Persönlichkeitsdiagnostik
fand ausschließlich zu Studienbeginn statt. Der Status der Berufstätigkeit wurde bei der
Zwischendiagnostik erfasst. Nach den jeweiligen Trainingszeiträumen der beiden Gruppen
wurden den Probanden ein Rückmeldebogen zur Studie vorgelegt. Um potentielle
Übungseffekte im Leistungsbereich möglichst gering zu halten, wurden für wiederholte
Untersuchungen möglichst Parallelformen der Tests verwendet.
?Hier einfügen Abbildung 3: Untersuchungsverfahren im Bereich Neuropsychologie zu den
drei Untersuchungszeitpunkten?
?Hier einfügen Abbildung 4: Untersuchungsverfahren im Bereich Medizin?
Statistik
Die statistischen Berechnungen wurden mit Hilfe des Statistikprogramms SPSS 11.01
vorgenommen. Als Signifikanzniveau wurde ?=0.05 gewählt. Als Tests wurden für
unverbundene Stichproben der Chi-Quadrat-Test sowie der Mann-Whitney U-Test
herangezogen. Verbundene Stichproben wurden mit Hilfe des Wilcoxon-Tests untersucht.
Darüber hinaus wurden für die neuropsychologischen Testergebnisse des Lern- und
Gedächtnistests LGT 3, des d2-Aufmerksamkeits-Belastungstests und der Testbatterie zur
Aufmerksamkeitsprüfung TAP der sogenannte Standard Error of Measurement (SEM)
berechnet. Ein SEM berechnet sich nach folgender Formel: SEMx=(1-rx)0,5 * SDx, wobei r der
im Testhandbuch ausgewiesene Reliabilitätskoeffizient des Scores (z.B. Cronbach-? oder
nach Spearman-Brown korrigiertes Odd-even oder split-half) und SDx die
Standardabweichung des Scores kennzeichnen. Danach wurden die Scoredifferenzen
zwischen Eingangs- und Zwischendiagnose, Zwischen- und Abschlussdiagnose und
Eingangs- und Abschlussdiagnose berechnet. Diese Differenzen wurden durch den jeweiligen
SEM dividiert. Ein Ergebnis ?1 SEM wurde als relevante Änderung des Scores betrachtet (je
nach Richtung als Verbesserung oder Verschlechterung).
Ergebnisse
Trainings- und Kontrollgruppe setzten sich aus je 24 Patienten zusammen (jeweils 15
männlich und 9 weiblich). Das mittlere Alter in der Trainingsgruppe betrug 51.6 (SD 13.0)
und 54.9 (SD 11.4) Jahre in der Kontrollgruppe. Die Altersunterschiede zwischen den beiden
7
Gruppen waren nicht signifikant (T = -0.94, p = 0.350). Ebenfalls traten keine
geschlechtsspezifischen Altersunterschiede auf (T = -0.23, p = 0.819).
Insgesamt waren im Mittel 25.5 (SD 13.7) Monate seit dem Eintritt der Hirnschädigung
ve rgangen. Bei der Ätiologie dominierten supratentorielle Hirninfarkte (23; 47.9%) und
infratentorielle Hirninfarkte (11; 22.9%). Eine ICB fand sich in 7 (14.6%), ein Zustand nach
SHT in 5 Patienten (10.4%).
Die Hirnschädigung lag bei 25 Probanden (52.1%) auf der rechten, bei 15 (31.3%) auf der
linken Seite. Bei 8 Probanden (16.7%) konnte keine klare Seitenzuordnung getroffen werden
oder es lag eine beidseitige Schädigung vor.
Die Mehrzahl der Patienten war berentet. Die berufliche Situation der Patienten ist in Tabelle
1 beschrieben.
?Hier einfügen Tabelle 1: Berufliche Situation der Probanden bei Zwischendiagnostik?
Die Häufigkeit von sensomotorischen Defiziten, Spastik sowie eingeschränkter
Gebrauchsfunktion der oberen Extremität in der Stichprobe wird in SCHUPP et al. (18)
dargestellt.
Im folgenden werden nun zusammenfassend einige Ergebnisse für den ersten
Trainingszeitraum dargestellt.
Die Ergebnisse für den Bereich Aufmerksamkeit sind in Tabelle 2 im Überblick
zusammengestellt: In allen aufgeführten Variablen verbesserte sich die Mehrzahl der
Probanden tendenziell. Dies trifft – mit Ausnahme der phasischen Alertness - sowohl auf die
Probanden der Trainings- als auch auf Probanden der Kontrollgruppe zu.
?Hier einfügen Tabelle 2: Übersicht zu den Veränderungen im Bereich Aufmerksamkeit in der
Trainingsphase 1 (absolute Häufigkeiten)?
In Abbildung 5 ist exemplarisch die Leistungsentwicklung im Bereich der phasischen
Alertness dargestellt: Während der Trainingsphase 1 verbesserten sich in der Trainingsgruppe
im Bereich der phasischen Alertness 13 Probanden (54.2%), 7 (29.2%) blieben in ihrer
Leistung unverändert und 4 (16.7%) verschlechterten sich. In der Kontrollgruppe dagegen
verbesserten sich im selben Zeitraum lediglich 4 Probanden (16.7%), 9 (37.5%) blieben in
ihrer Leistung unverändert und 11 (45.8%) verschlechterten sich.
Der Unterschied in der Leistungsentwicklung der beiden Gruppen ist statistisch signifikant
(Pearson Chi-Square: p = 0.016)
?Hier einfügen Abbildung 5: Leistungsentwicklung im Bereich phasische Alertness der beiden
Gruppen in der Trainingsphase 1?
Abbildung 6 zeigt die Stabilität des Trainingseffektes in der phasischen Alertness, also das
Leistungsniveau der Trainingsgruppe über den gesamten Studienzeitraum hinweg
(Trainingsphase 1 und Nachbeobachtungsphase). Bei Studienende hielten sich 12 Probanden
(50.0%) im Leistungsniveau verbessert, 6 (25.0%) zeigten keine deutliche Veränderung und 6
(25.0%) hatten sich verschlechtert. Im Vergleich zu den 13 Patienten der Trainingsgruppe, die
8
sich im Trainingszeitraum 1 verbessert hatten (vgl. Abbildung 5), hatten 12 Patienten eine
Verbesserung über den beide Trainingszeiträume erreicht bzw. konstant gehalten.
?Hier einfügen Abbildung 6: Stabilität des Trainingseffekts: Leistungsniveau der
Trainingsgruppe im Bereich phasische Alertness über den gesamten Studienzeitraum
(Trainingsphase 1 und Nachbeobachtungsphase)?
Die Ergebnisse für den Bereich Gedächtnis sind in Tabelle 3 aufgeführt. Im verbalen
Untertest „Bau“ des LGT-3 blieben die Leistungen – in beiden Gruppen – tendenziell
unverändert. Im figuralen Untertest „Stadtplan“ verbesserten sich tendenziell mehr Probanden
der Trainingsgruppe als der Kontrollgruppe, der Unterschied ist jedoch statistisch nicht
signifikant (Pearson Chi-Square: p = 0.092).
?Hier einfügen Tabelle 3: Übersicht zu den Veränderungen im Bereich Gedächtnis in der
Trainingsphase 1 (absolute Häufigkeiten)?
Abbildung 7 zeigt die Auswirkungen des Trainings auf die Selbständigkeit im Alltag
(Barthel-Index) in beiden Gruppen. Der Score stieg in der Trainingsgruppe von
durchschnittlich 93.96 (SD 11.98) auf 96.67 (SD 7.02). In der Kontrollgruppe entwickelte er
sich von durchschnittlich 89.79 (SD 17.91) auf 93.86 (SD 13.45).
Bei vergleichbaren Ausgangswerten (Mann-Whitney-U-Test: p = 0.447) sind die
Verbesserungen in den Gruppen jeweils signifikant (Wilcoxon-Tests: Trainingsgruppe: p =
0.016; Kontrollgruppe: p = 0.026).
?Hier einfügen Abbildung 7: Entwicklung im Barthel-Index der beiden Gruppen in der
Trainingsphase 1 (Mittelwerte)?
Die Auswirkungen des Trainings auf die psychische Verfassung (Depressivität) sind in
Abbildung 8 aufgeführt. Zu erkennen ist eine Verminderung des Depressionsscores in beiden
Gruppen: In der Trainingsgruppe ging der Depressionsscore von durchschnittlich 32.67 (SD
8.22) auf 28.37 (SD 5.32) zurück. In der Kontrollgruppe verminderte sich der Score von
durchschnittlich 29.23 (SD 5.51) auf 27.64 (SD 5.59).
Die Verbesserung im Depressionsscore ist – bei vergleichbaren Ausgangswerten in beiden
Gruppen (Mann-Whitney-U-Test: p = 0.165) - lediglich in der Trainingsgruppe statistisch
signifikant (Wilcoxon-Test: p = 0.000). In der Kontrollgruppe hingegen wird die
Verbesserung der Probanden nicht signifikant (Wilcoxon-Test: p = 0.067).
?Hier einfügen Abbildung 8: Entwicklung im Bereich Depressivität der beiden Gruppen in der
Trainingsphase 1 (Mittelwerte im DSI)?
Abbildung 9 stellt die Entwicklung der Belastung von Angehörigen dar. Auch hier ist eine
Verminderung des Wertes in beiden Gruppen zu erkennen: In der Trainingsgruppe ging der
Score von durchschnittlich 31.63 (SD 18.51) auf 16.06 (SD 12.18) zurück. In der
Kontrollgruppe verminderte sich der Wert von durchschnittlich 23.70 (SD 10.25) auf 21.44
(SD 18.14).
Zum Zeitpunkt der Eingangsdiagnostik sind die Werte der beiden Gruppen nicht signifikant
verschieden (Mann-Whitney-U-Test: p = 0.408). Der Rückgang dieses Belastungswertes wird
in der Trainingsgruppe signifikant (Wilcoxon-Test: p = 0.003), in der Kontrollgruppe ist dies
nicht der Fall (Wilcoxon-Test: p = 0.715).
9
?Hier einfügen Abbildung 9: Entwicklung im Bereich Belastung von Angehörigen der beiden
Gruppen in der Trainingsphase 1 (Mittelwerte in der HPS)?
Zusammenfassung und Diskussion
Die oben dargestellten Ergebnisse, welche die Trainingsgruppe 1 und den ersten
Trainingszeitraum betreffen, lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:
Im Bereich Aufmerksamkeit – dem eigentlich trainierten Bereich - verbesserte sich die
Mehrzahl der Probanden tendenziell bezüglich aller dargestellter Parameter. In den
Aufmerksamkeitsfunktionen tonische und phasische Alertness und selektive Aufmerksamkeit
verbesserten sich tendenziell mehr Probanden in der Trainings- als in der Kontrollgruppe. Im
Bereich der phasischen Alertness war dieser Unterschied zwischen Trainings- und
Kontrollgruppe signifikant. Die Verbesserungen in der phasischen Alertness blieben auch
noch fünf Monate nach dem Training stabil.
Die herausragende Rolle der phasischen Alertness in den Ergebnissen könnte mit der Natur
vieler Übungsprogramme erklärt werden: Mit ihnen lernen die Patienten in der Regel
zunächst einmal, ihre Aktiviertheit kurzfristig zu steigern, also genau das, was mit der
Überprüfung der phasischen Alertness erfasst wird.
An dieser Stelle muss betont werden, dass dem Aufmerksamkeitstraining eine differenzierte
neuropsychologische Diagnostik vorausging, die es ermöglichte, das Training den Defiziten
des einzelnen Patienten individuell anzupassen. Wir sehen darin eine wichtige Voraussetzung,
überhaupt einen Trainingsfortschritt zu ermöglichen.
Im Bereich Gedächtnis zeigte sich beim Verbalgedächtnis tendenziell keine
Leistungsverbesserung, beim Figuralgedächtnis verbesserten sich tendenziell mehr Probanden
in der Trainings- als in der Kontrollgruppe.
Da unser – restitutives - Training ganz gezielt den Aufmerksamkeitsbereich betraf, war eine
Verbesserung im Bereich Gedächtnis allenfalls sekundär zu erwarten, keinesfalls jedoch als
direkter Trainingseffekt.
Bezüglich ihrer Alltagsaktivitäten (ADL) gab es im ersten Trainingszeitraum in beiden
Gruppen eine signifikante Verbesserung.
Eine Verschlechterung in den ADLs besonders in der Trainingsgruppe, die aufgrund der
neuropsychologischen Therapie möglicherweise andere Therapien vernachlässigte, war somit
nicht zu beobachten.
Sehr deutliche Effekte des Trainings lassen sich für den Bereich Depressivität feststellen: Die
Verbesserung im Depressionsscore war in der Trainingsgruppe höchstsignifikant, in der
Kontrollgruppe ließ sich nur eine tendenzielle Verbesserung feststellen.
Diese Ergebnisse stimmen auch mit den unsystematischen Beobachtungen der
Durchführenden überein: Die Mehrzahl der Probanden zeigte stimmungsmäßig deutliche
Verbesserungen im Laufe des Trainings. Dies kann bei den zumeist berenteten, seit längerem
unter den Folgen der Hirnschädigung leidenden Probanden zum einen auf eine durch das
Training verbesserte Tagesstruktur zurückgeführt werden, zum anderen auch auf den
subjektiven Eindruck vieler Probanden, durch das Training überhaupt wieder eine sinnvolle
Aufgabe zu haben und für ihre gesundheitliche Verfassung etwas tun zu können.
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Ein ähnlich deutliches Ergebnis zeigt sich im Bereich Belastung von Angehörigen: In der
Trainingsgruppe war der Rückgang des Belastungsscores der Angehörigen hochsignifikant, in
der Kontrollgruppe ließ sich auch hier nur eine tendenzielle Verbesserung feststellen.
Einschränkend muss zu diesem Ergebnis hinzugefügt werden, dass der Rücklauf der
Fragebögen für die Angehörigenbelastung leider nicht ganz vollständig erfolgte.
Die vorliegenden Ergebnisse verdienen aus mehreren Blickwinkeln Aufmerksamkeit. Alle
untersuchten und behandelten Patienten hatten den Zeitraum deutlich hinter sich, in dem mit
Spontanremission gerechnet werden kann. Die meisten Probanden hatten zum
Trainingszeitpunkt einen zeitlichen Abstand zum schädigenden Ereignis erreicht, an dem im
allgemeinen auf Restitution gerichtete Therapieansätze als wenig Erfolg versprechend gelten,
so dass Hilfen zur Krankheitsverarbeitung im Sinne von Kompensation und Adaptation das
therapeutische Handeln bestimmen. Dieser therapeutische Strategiewechsel soll mit der
vorliegenden Arbeit keineswegs in Frage gestellt werden; ein erheblicher Teil der face-to-
face-Therapie widmete sich kompensatorischen und adaptiven Zielen. Unsere Ergebnisse
zeigen jedoch, dass auch in späten Phasen noch Restitutionsreserven bestehen, die „Booster-
Sessions“ sinnvoll machen; dieser Effekt ist sicherlich mindestens zum Teil der Tatsache
anzulasten, dass die immer mehr verkürzten Verweildauern bei Anschlussheilbehandlungen
das Wiederherstellungspotential in keiner Weise ausreizen.
Zum Zweiten jedoch kann das Experiment als gelungen gelten, Routineanteile in der
Therapie, die den persönlichen Kontakt nicht unmittelbar erfordern, von denen zu trennen, wo
Interaktion unverzichtbar ist. Die Daten belegen, dass das häusliche Training in Kombination
mit persönlicher Therapie einer neuropsychologischen Nicht-Behandlung überlegen ist.
Signifikante Fortschritte sind längerfristig stabil und das Training trägt mit zu einem
ve rbesserten psychosozialen Status der Probanden bei. Negative Auswirkungen der
Trainingsmethodik waren nicht zu beobachten.
Nicht untersucht haben wir die Effektivität eines computergestützten Trainings alleine, d.h.
ohne persönlichen therapeutischen Kontakt. Die Stellungnahmen unserer Probanden zu
diesem Thema sind jedoch eindeutig: Die Möglichkeit, die Therapie auf den
computergestützten Trainingsprozess ohne persönliche Therapeutenkontakte zu reduzieren,
wäre für viele unserer Probanden so wenig attraktiv, dass sie lieber auf den Trainingsprozess
ganz verzichten würden. Diese Erfahrung ist ein weiterer Hinweis darauf, dass
Trainingsangebote alleine in aller Regel nicht ausreichen, das Leben unter den
behinderungsbedingt veränderten Voraussetzungen zu meistern. Neuropsychologische
Therapie muss über das Trainingsprocedere hinaus zwingend auch psychotherapeutische
Hilfen zur verbesserten Anpassung an die Behinderung und zur Modifikation von
Lebenszielen bereitstellen. Die Studie hat gezeigt, dass es möglich ist, beide Prozesse zeitlich
und räumlich auseinander zu halten; sie jedoch in eine einheitliche therapeutische Strategie zu
integrieren ist unverzichtbar.
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Literatur
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2501-2506
12. Kulke, H & Schellig, D: DivTrain – Ein Programm zum Training der geteilten
Aufmerksamkeit. Hartsoft, Herzogenaurach 1995
13. Lütgehetmann R & Schmidt R: Computergestütztes Training bei
neuropsychologischen Defiziten in der neurologischen Rehabilitation.
Nervenheilkunde 2001; 20: 108-112
14. Marker KR: Programmpaket Cogpack. Marker Software, Ladenburg 1996
15. Masur H: Skalen und Scores in der Neurologie: Quantifizierung neurologischer
Defizite in Forschung und Praxis. Thieme, Stuttgart 2000
16. Poggel D: Die Behandlung von Aufmerksamkeitsstörungen. In: Kasten E, Schmid G
& Eder E (Hrsg.): Effektive neuropsychologische Behandlungsmethoden. Deutscher
Psychologen Verlag, Bonn 1998, 64-90
17. Poser U, Kohler J, Sedlmeier P & Strätz A: Evaluierung eines neuropsychologischen
Funktionstrainings bei Patienten mit kognitiver Verlangsamung nach
Schädelhirntrauma. Zeitschrift für Neuropsychologie 1992; 1: 3-24
18. Schupp W, Röhring S, Peetz H & Haase I: Poststationäre Inanspruchnahme von
Versorgungsleistungen bei Patienten mit neuropsychologischen Störungen nach
erworbener Hirnschädigung. In: Verband Deutscher Rentenversicherungsträger
(Hrsg.): Rehabilitation im Gesundheitssystem – 12. Rehabilitationswisssenschaftliches
Kolloquium 10. bis 12. März 2003 in Bad Kreuznach. DRV-Schriften, Frankfurt am
Main 2003, 127-128
19. Sturm W: Computergestütztes Training bei Aufmerksamkeitsfunktionen. In: Huber W,
Schönle PW, Weber P & Wiechers P (Hrsg.): Computer helfen heilen und leben -
Computer in der neurologischen Rehabilitation. Hippocampus-Verlag, Bad Honnef
2002, 112-122
20. Sturm W: Neuropsychologische Therapie von hirnschädigungsbedingten
Aufmerksamkeitsstörungen. Zeitschrift für Neuropsychologie 1990; 1: 23-31
12
21. Sturm W & Zimmermann P: Aufmerksamkeitsstörungen. In: Sturm W, Herrmann M,
Wallesch CW (Hrsg.): Lehrbuch der Klinischen Neuropsychologie. Swets &
Zeitlinger, Lisse 2000, 364-365
22. Sturm W, Hartje W, Orgaß B & Willmes K: Effektivität eines computergestützten
Trainings von Aufmerksamkeitsfunktionen. Zeitschrift für Neuropsychologie 1994; 1:
15-28
23. Van Zomeren AH & Brower WH: Clinical Neuropsychology of Attention. Oxford
University Press, New York 1994
24. Van Zomeren AH, Brouwer WH & Deelman BG: Attentional deficits: The riddles of
selectivity, speed and alertness. In: Brooks DN (ed): Closed Head Injury -
Psychological, Social and Family Consequences.Oxford University Press, Oxford
1984, 74-107
25. Zimmermann P & Fimm B: Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP), Version
1.0. Psytest, Würselen 1993
13
Abbildung 1: Versuchsplan
Trainingsphase 1 Trainingsphase 2 Gruppe ED Mai bis August ZD September bis Dezember AD
1 Test Training Test Kein Training Test
2 Test Kein Training Test Training Test
ED = Eingangsdiagnostik, ZD = Zwischendiagnostik, AD = Abschlussdiagnostik
14
Abbildung 2: Tatsächliche Dauer des Trainings pro Tag
1
5
9
2
3 3
1
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
0-15 15-30 30-45 45-60 60-75 75-90 90+
15
Abbildung 3: Untersuchungsverfahren im Bereich Neuropsychologie zu den drei
Untersuchungszeitpunkten
Bereich Untersuchungsverfahren ED ZD AD
Testbatterie zur Aufmerksamkei
tsprüfung (TAP)
(ZIMMERMANN & FIMM, 1993) ?
?
?
Aufmerksamkeit
Test d2 Aufmerksamkeits-Belastungs-
Test
(BRICKENKAMP, 1994) ?
?
?
Lernen/
Gedächtnis
Lern- und Gedächtnistest LGT-3 (BÄUMLER
1974),
Untertests „Bau“ und „Stadtplan“: ?
?
?
Intellektuelle
Leistungen
Leistungsprüfsystem L-P-S (HORN
1983), Untertests
1, 2, 3, 7, 9 ?
?
?
Persönlichkeit
Freiburger Persönlichkeitsinventar FPI-
R
(FAHRENBERG et al., 1994) ?
„Fragebogen zur Berufstätigkeit“
?
Sonstige
Bereiche „Rückmeldebogen zur FIT-Studie“
?
(Gr.1)
?
(Gr.2
ED = Eingangsdiagnostik, ZD = Zwischendiagnostik, AD = Abschlussdiagnostik, ? =
Verfahren wurde zum jeweiligen Zeitpunkt durchgeführt
16
Abbildung 4: Untersuchungsverfahren im Bereich Medizin
Anamneseerhebung mit
?? Art und Zeitpunkt der erworbenen Hirnschädigung
?? Risikoprofil
?? aktuelle Medikation
Erhebung des neurologischen Status (kategorial erfasst)
Beurteilung von Motorik und ADL-Funktionen (MASUR 2000)
?? Ashworth-Skala (Spastik)
?? Frenchay-Arm Test
?? Zeit für 5m- Gehstrecke
?? Barthel-Index
?? FIM
Psychopathologische und soziale Parameter
?? DSI (AGRELL & DEHLINO 1989) als Depressionsskala
?? Fragebogen zum Gesundheitszustand SF-36 (BULLINGER et al. 1995)
?? Häusliche Pflege-Skala (GRÄßEL & LEUTBECHER 1993)
Inanspruchnahme anderer medizinischer/therapeutischer Leistungen
?? Fragebogenverfahren
17
Tabelle 1: Berufliche Situation der Probanden bei Zwischendiagnostik
Gruppe Trainingsgruppe Kontrollgruppe
Berufstätig, ungekündigt 1 4
Berufliche Rehabilitation 2 0
Hausfrau/-mann 0 1
Rente 19 12
Arbeitslos 0 3
Andere 2 4
18
Tabelle 2: Übersicht zu den Veränderungen im Bereich Aufmerksamkeit in der
Trainingsphase 1 (absolute Häufigkeiten)
Variable d2 – GZ d2 – GZ-F tonAl phasAl getAufm selAufm
Gruppe TG KG TG KG TG KG TG KG TG KG TG KG
verbessert 13 12 13 14 14 9 13 4 11 10 17 9
unverändert 3 3 6 4 7 11 7 9 10 8 1 10
verschlechtert
8 9 5 6 3 4 4 11 3 5 6 5
gesamt 24 24 24 24 24 24 24 24 24 232 24 24
d2 – GZ = d2-Aufmerksamkeits-Belastungstest Gesamtzeichen (Menge der bearbeiteten
Zeichen); d2 – GZ-F = d2-Aufmerksamkeits-Belastungstest Gesamtzeichen-Fehler; tonAl =
Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung TAP tonische Alertness Median, phasAl = TAP
phasische Alertness Median, getAufm = TAP geteilte Aufmerksamkeit Median, selAufm =
TAP selektive Aufmerksamkeit Median; TG = Trainingsgruppe, KG = Kontrollgruppe
2 Bei N=1 Patienten konnte die Testung der geteilten Aufmerksamkeit nicht durchgeführt
werden.
19
Abbildung 5: Leistungsentwicklung im Bereich phasische Alertness der beiden Gruppen in
der Trainingsphase 1
13
4
7
9
4
11
0
2
4
6
8
10
12
14
Trainingsgruppe Kontrollgruppe
verbessert
unverändert
verschlechtert
20
Abbildung 6: Stabilität des Trainingseffekts: Leistungsniveau der Trainingsgruppe im
Bereich phasische Alertness über den gesamten Studienzeitraum (Trainingsphase 1 und
Nachbeobachtungsphase)
12
6 6
0
2
4
6
8
10
12
14
verbessert
unverändert
verschlechtert
21
Tabelle 3: Übersicht zu den Veränderungen im Bereich Gedächtnis in der Trainingsphase 1
(absolute Häufigkeiten)
Variable LGT-3 Bau LGT-3 Stadtplan
Gruppe Trainingsgruppe
Kontrollgruppe Trainingsgruppe Kontrollgruppe
verbessert 2 3 10 6
unverändert 21 15 8 12
verschlechtert 1 6 6 6
gesamt 24 24 24 24
22
Abbildung 7: Entwicklung im Barthel-Index der beiden Gruppen in der Trainingsphase 1
(Mittelwerte)
93,96 89,79
96,67 93,86
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Trainingsgruppe Kontrollgruppe
Eingangsdiagnostik
Zwischendiagnostik
23
Abbildung 8: Entwicklung im Bereich Depressivität der beiden Gruppen in der
Trainingsphase 1 (Mittelwerte im DSI)
32,67
29,23
28,37 27,64
0
5
10
15
20
25
30
35
Trainingsgruppe Kontrollgruppe
Eingangsdiagnostik
Zwischendiagnostik
24
Abbildung 9: Entwicklung im Bereich Belastung von Angehörigen der beiden Gruppen in
der Trainingsphase 1 (Mittelwerte in der HPS)
31,63
23,7
16,06
21,44
0
5
10
15
20
25
30
35
Trainingsgruppe Kontrollgruppe
Eingangsdiagnostik
Zwischendiagnostik