Einführung Die ersten bedecktsamigen Pflanzen (Magnoliopsida) waren mehrjährige Holzpflanzen. Es waren kleine Bäu-me. Die ersten Angiospermen bildeten Knospenschup-pen (Schuppenblätter) und Laubblätter. Später kam die Bildung von Nebenblättern oder Stipeln dazu. Die Blü-ten der Angiospermen bestehen aus Kurzsprossen mit einem Perianth, das aus sterilen Organen besteht und aus männlichen und weiblichen reprodutktiven Orga-nen. Die Pflanze hat die Fähigkeit mit Hilfe einiger wenigen Organe eine unüberschaubar grosse Vielfalt an Formen aus sich hervorgehen zu lassen. Diese Organe werden Grundorgane genannt. Grundorgane sind per Definition Organe, die man morphologisch nicht voneinander ab-leiten kann und unterschiedliche Funktionen ausüben. Das am meisten verwendete Konzept, das von Wilhelm Troll 1 vertreten wurde, kennt nur drei Grundorgane: Wurzel, Sprossachse und Blatt. Als Modell zur Erläute-rung der Anordnung und der Gestalt der Angiospermen verwendet Troll das Schema (Bauplan) einer einjähri-gen, krautigen Pflanze. Wie ist es, wenn man als Referenzmodell nicht eine ein-jährige, sondern eine mehrjährige, holz-und knospen-bildende Pflanze nimmt? So ein Modell verbindet die Bildung von Knospen und Zweigen, das heisst Mehr-jährigkeit, sekundäres Dickenwachstum, mit Einjährig-keit, das heisst mit der Bildung von Infloreszenzen und Blüten. Die Wahl eines Referenzmodells ist das Ergebnis 1 Troll (1954) Die vegetative Knospe als Grundlage der Blüte Peer Schilperoord, Alveneu Dorf, Switzerland, schilperoord@bluewin.ch Zusammenfassung Die Arbeit vertritt die These, dass die vegetative Knospe die Grundlage abgibt für die Blüte. Sie geht über die Annahme hinaus, dass das Blatt die vegetative Grundlage für die Blütenorganen, für Kelchblatt, Kronblatt, Staubblatt und Frucht-blatt abgibt. Die vegetative Knospe enthält die beiden Hauptformen des Blattes, Schuppenblatt (Kataphyll) und Laub-blatt.(Trophophyll). Das Schuppenblatt gibt die Grundlage ab für die ersten drei Organkategorien Kelchblatt, Kronblatt und Staubblatt, das Laubblatt gibt die Grundlage ab für das Fruchtblatt. Die, bezüglich der Blattform, im Allgemeinen bleibende Aussage dass das Blatt die Grundlage für die Blütenorganen abgibt, ist auf das vorherrschende Modell einer einjährigen Blütenpflanze als Modell zur Erläuterung des Bauplans der Angiospermen zurückzuführen. Als Alternative und Ergänzung wird das Modell einer mehrjährigen, holzbildenden Pflanze vorgeschlagen. Das basiert auf dem Grund-organkonzept von Julius Sachs und Karl Goebel unterscheidet zwischen vegetativen Grundorganen und generativen Grundorganen. Die beiden Sporophylle Staubblatt (Mikrosporophyll) und Fruchtblatt (Makrosporophyll) gehen aus dem Zusammenspiel dieser beiden Organklassen hervor. Das Staubblatt kann man in diesem Zusammenhang als Katasporo-phyll bezeichnen und das Fruchtblatt als Trophosporophyll. Die Gestaltungsmöglichkeiten des Schuppenblattes und des Laubblattes sind durch die inneren Bedingungen des rhythmischen Wechsels zwischen Zweig-und Knospenbildung ein-geschränkt. Die Einschränkung, die die Bildung von Knospen mit sich bringt, fällt bei dein krautigen Sprossen weg. Die Gestaltungsmöglichkeiten des krautigen Sprosses sind durch die Bedingung des unbegrenzten Wachstums eingeschränkt. Diese Einschränkung fällt in der Blüte, mit ihrem begrenztem Wachstum, weg.