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Quantitative Methoden mit Bilddatenbank Montelius und Programmpaket WinSerion für Archäologen: Beispiele verschiedener Auswertungen. 156p, 132a. Version vom 23.11.2014.

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Abstract

Bisher schlummern alle archäologischen Publikationen im Archiv unserer Bibliotheken einen Dornröschenschlaf. Aufgrund der Fülle der Veröffentlichungen ist es für den einzelnen Archäologen oft nur möglich, in einem eng begrenzten Fachbereich einen Überblick zu haben, und selbst dabei kommt es immer wieder vor, dass er etwas übersieht. Da setzt nun unsere Bilddatenbank Montelius an, die sich zur Aufgabe gestellt hat, alles jemals in Abbildungen publiziertes Fundmaterial zu erfassen. Mit unserem „Know How“ und unserer Software ist es erstmals möglich, die Befunde und Fundmaterialien ganzer archäologischer Kulturen zusammen auszuwerten. Wenn die Bilddatenbank für eine Fundstelle oder eine Gruppe von ähnlichen Fundstellen oder aber „alle“ Fundstellen einer Kultur fertig ist, kann man mit Hilfe von MonteliusEditor 100 mal schneller als konventionell eine Typologie erstellen. Wenn die Typologie fertiggestellt ist, lässt sich auf Knopfdruck die Auswertung mittels WinSerion durchführen. GoogleMapper erlaubt es, die Fundstellen durch ihre Adressangaben zu lokalisieren und unterschiedliche thematische Karten zu erstellen.
1
Quantitative Methoden mit Bilddatenbank Montelius und Programmpaket WinSerion: Beispiele verschiedener Auswertungen.
Peter Stadler
2
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung...................................................................................................................................3
Einleitung............................................................................................................................... .................4
Eingaben mit MonteliusEntry.................................................................................................................5
Konzept der Bilddatenbank Montelius...................................................................................................8
Typologie mit MonteliusEditor.............................................................................................................15
Resultate mit WinSerion.......................................................................................................................20
GlobaleKartierungenmitGoogleMapper............................................................................................41
KartenmitGoogleMappermitFundorteneinesLandes..................................................................41
KartenmitGoogleMappermitKulturen..........................................................................................61
KarteninGoogleMappererstelltmitWebLogAnalyzerausdenLog‐Files......................................71
KarteninGoogleMappermitTypologien.........................................................................................74
GlobaleKartenmitRekonstruktionen..................................................................................................86
Lokale Kartierungen.............................................................................................................................90
Literaturauswahl...................................................................................................................................97
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Zusammenfassung
Bisher schlummern alle archäologischen Publikationen im Archiv unserer Bibliotheken einen
Dornröschenschlaf. Aufgrund der Fülle der Veröffentlichungen ist es für den einzelnen
Archäologen oft nur möglich, in einem eng begrenzten Fachbereich einen Überblick zu
haben, und selbst dabei kommt es immer wieder vor, dass er etwas übersieht. Da setzt nun
unsere Bilddatenbank Montelius an, die sich zur Aufgabe gestellt hat, alles jemals in
Abbildungen publiziertes Fundmaterial zu erfassen.
Mit unserem „Know How“ und unserer Software ist es erstmals möglich, die Befunde und
Fundmaterialien ganzer archäologischer Kulturen zusammen auszuwerten. Wenn die
Bilddatenbank für eine Fundstelle oder eine Gruppe von ähnlichen Fundstellen oder aber
„alle“ Fundstellen einer Kultur fertig ist, kann man mit Hilfe von MonteliusEditor 100 mal
schneller als konventionell eine Typologie erstellen. Wenn die Typologie fertiggestellt ist,
lässt sich auf Knopfdruck die Auswertung mittels WinSerion durchführen. GoogleMapper
erlaubt es, die Fundstellen durch ihre Adressangaben zu lokalisieren und unterschiedliche
thematische Karten zu erstellen.
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Einleitung
Bisher schlummern alle archäologischen Publikationen im Archiv unserer Bibliotheken einen
Dornröschenschlaf. Aufgrund der Fülle der Veröffentlichungen ist es für den einzelnen
Archäologen oft nur möglich, in einem eng begrenzten Fachbereich einen Überblick zu
haben, und selbst dabei kommt es immer wieder vor, dass er etwas übersieht.
Da setzt nun unsere Bilddatenbank Montelius an, die sich zur Aufgabe gestellt hat, alles
jemals in Abbildungen publiziertes Fundmaterial zu erfassen. Da diese Aufgabe nicht von
Heute auf Morgen und auch nicht allein zu bewältigen ist, haben wir uns
"Forschungsschwerpunkte" gesetzt, bestimmt durch eigene Interessen und durch
Kooperationen. So konnten wir zunächst für die "Awarenzeit" eine Bilddatenbank erstellen,
in der alle uns zugänglichen Publikationen mit Fundmaterial aus dem gesamten
Ausdehnungsbereiches des Awarenreiches erfasst wurden. Außerdem waren wir bemüht,
diese Datenbank mit den laufend erscheinenden Publikationen zu ergänzen, sodass derzeit in
dieser Datensammlung etwa 260.000 Bilder von Fundgegenständen verwaltet werden. Mehr
Informationen zur awarischen Bilddatenbank findet man hier, allerdings mit dem Stand von
2004:
http://hw.oeaw.ac.at/3508-4
Inzwischen haben wir diese Bilddatenbank auf die gesamte Frühgeschichte (also vom letzten
Drittel des 4. Jh.s bis zum 12. Jh. n. Chr. ausgedehnt. Dieser Datenbestand ist zwar sicher
nicht komplett, es können derzeit aber schon 500.000 Objekte vorgewiesen werden.
Die Urgeschichte hat nicht nur aufgrund ihrer viel längeren Dauer wesentlich größere
Datenbestände vorzuweisen. Somit waren wir hier gezwungen, Abschnitte auszuwählen, die
uns zunächst mehr interessieren. Aufgrund unserer Ausgrabungen der frühneolithischen
Siedlung von Brunn Wolfholz, in der sich ab 5700 v. Chr. eine stark unter Starčevo-Einfluss
stehende Siedlung bis 5400 v. Chr. in eine rein (klassisch) linearbandkeramische Siedlung
entwickelt, beeinflusste uns maßgeblich, zunächst eine Bilddatenbank Montelius für das
Frühneolithikum zu erfassen. Auch unsere Kooperationen mit Univ. Doz. Dr. Eva Lenneis
bei der Auswertung der LBK-Fundstellen von Strögen, Neckenmarkt, Rosenburg (die drei
sind bereits publiziert) und Mold (der erste Band ist auch schon erschienen) haben das ihre
dazu beigetragen. Ein Lise Meitner-Stipendium von Dr. Nadežda Kotova für 14 Monate hat
nicht nur die Untersuchung der Keramik der Fundstelle 2 von Brunn Wolfholz vorangebracht
sondern auch unsere Bilddatenbank. Dabei wichtige Kulturen wie Starčevo, Körös-Criş,
Linearbandkeramik und Alföld-Linearbandkeramik stehen im Zentrum unseres Interesses.
Hierzu sind nun bereits 120.000 Eingaben vorhanden.
Ein weiterer Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich der Frühbronzezeit, ein Teilprojekt,
das wir noch gemeinsam mit Johannes-Wolfgang Neugebauer aufgrund seiner äußerst
erfolgreichen Grabungen im Traisental, die für Mitteleuropa von enormer Bedeutung sind,
initiiert haben. Inzwischen haben wir für die Unterwölblinger Gruppe und die Aunjetitzkultur
aus Ostösterreich und den benachbarten Ländern etwa 30.000 Eingaben getätigt.
Aufgrund der Zusammenarbeit mit Univ. Prof. Andreas Lippert bei der Auswertung des
urnenfelder- und hallstattzeitlichen Gräberfeldes von Bischofshofen-Pestfriedhof (als UPA
Doppelband 165 bereits erschienen) und mit Dr. Michaela Lochner und Dr. Edeltraud Aspöck
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bei der Untersuchung des urnenfelderzeitlichen Gräberfeldes von Franzhausen Kokoron
begann die Erstellung einer UK- und Hallstattbilddatenbank mit derzeit ca. 40.000 Eingaben.
Diese wurde auch zur Erfassung und Rekonstruktion der originalen Fundkomplexe des
Gräberfeldes von Hallstatt in Zusammenarbeit mit Dr. Bettina Glunz-Hüsken weitergeführt.
Diese Hallstatt-Bilddatenbank dient als Arbeitsgrundlage für ihr Forschungsvorhaben:
"Untersuchungen zur religiösen Symbolik in reichen Gräbern der früheisenzeitlichen
Nekropole von Hallstatt, Oberösterreich". Es wird mit den Mitteln der Deutschen
Forschungsgemeinschaft unterstützt (ab 1.10.2010) und ist am Institut für Archäologische
Wissenschaften, Abteilung Urgeschichtliche Archäologie (Prof. Dr. Ch. Huth) der Albert-
Ludwigs-Universität Freiburg angesiedelt.
http://www.winserion.org/Hallstatt-Demo/
Die gesamte bisher erfasste Literatur sowie der Bearbeitungszustand kann hier ganz
aktuell eingesehen werden:
http://www.winserion.org/Literatur.xls
Eingaben mit MonteliusEntry
Bei derartig vielen Eingaben ist es notwendig, den Eingabeprozess zu optimieren, um mit den
ohnehin nur knapp vorhandenen Ressourcen schonend umzugehen. Dafür wurde das
Programm MonteliusEntry im Laufe von 10 Jahren immer mehr weiterentwickelt und
optimiert. Damit schaffen trainierte Mitarbeiter, hauptsächlich aus dem Bereich der
Fachstudenten, bis zu 100 Eingaben pro Stunde. Durch die Weiterentwicklung einer
automatischen Bildzerlegung, an der wir noch arbeiten, und eventuell auch einer
automatischen Formerkennung der Grundtypen besteht noch Potential, diese
Eingabegeschwindigkeit weiter zu erhöhen. Die folgende Abbildung zeigt die Eingabemaske.
Abbildung 1 : Eingaben mit MonteliusEntry, Awaren.
6
Abbildung 2 : Eingaben mit MonteliusEntry.
7
Ein Modul von MonteliusEntry ist MonteliusImageAnalyzer, der den Eingabeprozess in Zukunft beschleunigen soll. Abb. 3 links zeigt eine
Tafel des awarenzeitlichen Gräberfeldes von Zamárdi, Abb. 3 rechts die von MonteliusImageAnalyzer erkannten einzelnen rot markierten
Gegenstände, gelbe Grabbeschriftungen und blaue Objektnummerierungen. Diese Texte sollen durch ein OCR automatisch eingelesen werden.
Abbildung 3: MonteliusImageAnalyzer, eine Tafel vor und nach der Analyse.
8
Konzept der Bilddatenbank Montelius
Dieses Datenbankkonzept geht von den archäologischen Publikationen aus, also von Katalogen und Tafeln der Fundkomplexe. Diese werden
eingescannt und durch Bildbearbeitung in die Einzelobjekte zerlegt. Von diesen ausgehend werden halbautomatisch Typentafeln erzeugt. Bei der
Bilddatenbank Montelius kann die Typologie am Bildschirm mit „Drag ’n Drop" erstellt werden. Die Eingaben bis hin zur Typologie-Erstellung
ist ein arbeitsteiliger Prozess, an dem verschiedene Personen beteiligt sein können, wie das in folgender Abbildung dargestellt wird:
9
Abbildung 4: Schema zur Verdeutlichung der Teamarbeit verschiedener Spezialisten zur Erstellung einer Bilddatenbank Montelius
Der Ablauf von den Publikationen zur Bilddatenbank Montelius ist folgendermaßen möglich:
10
Abbildung 5: Schema zur Erstellung einer Bilddatenbank Montelius, ausgehend von den Publikationen.
11
Diese Typologie steht für weitere Auswertungen wie Seriation oder Analyse der Nächsten Nachbarn zur Verfügung. Der Vorteil gegenüber einer
konventionellen Typologie ist, dass sie mit Bilddatenbank Montelius ungefähr 100x so schnell erstellt werden kann. Die Bilddatenbank
Montelius zielt auf die Benutzung bei wissenschaftlichen Arbeiten wie Diplomarbeiten, Masterarbeiten und vor allem Dissertationen und
Habilitationen.
Typologische Funktionen mit Bildbrowser und
„Drag ‘n Drop“.
Die Erfassung eines Gegenstandes dauerte im Schnitt 60 Sekunden. Durch Einsatz neuer Programme (MonteliusImageAnalyzer etc.)
sollte das noch wesentlich beschleunigt werden.
Die Suche nach Parallelen zu einem Gegenstand dauert in etwa 30 Sekunden (gegenüber wochenlangem Suchen in der Bibliothek).
Die Zuordnung eines Bildes zu einem bestehenden Typ benötigt nur wenige Sekunden mehr.
Ein neuer Typ wird leicht durch Erzeugung eines neuen „Verzeichnisses“ in MonteliusEditor mit entsprechendem Namen geschaffen.
Ein bestehender Typ kann leicht in zwei Untertypen aufgespalten werden.
Der Hauptvorteil gegenüber einer konventionellen Typologie ist eine Beschleunigung des Arbeitsvorganges auf das ungefähr
hundertfache.
Somit konnten in den letzten 12 Jahren an die 750.000 Gegenstände Großteils zur Frühgeschichte Mitteleuropas erfasst werden.
Ein Teil davon (ca. 200.000 Gegenstände) konnte bereits typologisch geordnet werden.
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Für die verschiedensten wissenschaftlichen Fragestellungen sind von den Komplexen und der Typologie ausgehend folgende Auswertungen
möglich:
Abbildung 6: Schema der möglichen Auswertungen, basierend auf einer Bilddatenbank Montelius.
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Abbildung 7, Erfassungsstand Urgeschichte, Stand vom 14.10.2012.
14
Abbildung 8, Erfassungsstand Frühgeschichte, Stand vom 14.10.2012.
Insgesamt wurden bisher 760.000 Objekte erfasst und kontrolliert.
15
Typologie mit MonteliusEditor
Diese Eingaben in eine Bilddatenbank Montelius sind Grundvoraussetzung für eine quantitative Auswertung. Dazwischen steht aber noch ein
Schritt, nämlich die Erstellung einer (Fein)Typologie! Mit dem von uns entwickelten Programm MonteliusEditor ist es nun möglich, diese viel
schneller zu erstellen als das bisher konventionell mit Typentafeln (auf dem Papier) möglich war. Alle Teilnehmer an dem von uns abgehaltenen
Seminaren zur Benutzung unserer Software in Wien, Graz, München und Nitra haben gesehen, wie schnell man hier einfach durch Ziehen und
Fallenlassen (Drag ‘n Drop) von Bildern mit der Maus in neu geschaffene Ordner mit beschreibenden Namen zu einer Typologie gelangen
kann.
Hier folgen nun Beispiele für unterschiedliche Typologien:
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Abbildung 9: MonteliusEditor mit der Ansicht auf die Typologie. Frühneolithische Idole von Brunn am Gebirge Wolfholz Fundstelle 2.
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Abbildung 10, MonteliusEditor mit der Ansicht auf die Typologie. Merowingerzeitliche Vogelfibeln.
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Abbildung 11, MonteliusEditor mit der Ansicht auf die Typologie. Awaren- und merowingerzeitliche Zierscheiben, „Blitzverzierte
Sterne“.
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Abbildung 12, MonteliusEditor mit der Ansicht auf die Typologie. Awaren- und merowingerzeitliche Zierscheiben,
Lanzenreiterdarstellung.
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In den Abbildungen 9-12 werden mittels MonteliusEditor erstellte Typen gezeigt. Ihre
Anordnung konnte mittels MonteliusEditor und Drag ´n Drop in die richtigen, zuvor
erstellten und mit beschreibenden Namen ausgestatteten Ordnern erreicht werden.
Resultate mit WinSerion
Wie im Schema oben gezeigt können die Eingaben in die Bilddatenbank nach Erstellung der
Typologie für verschiedenste Auswertungen herangezogen werden. Zunächst eine
Zusammenstellung von Seriationen:
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Abbildung 13, Seriation awarenzeitlicher Männergräber. Jeder Punkt entspricht einem
Gegenstand. In den Spalten sind die mehr als 3600 Typen angeordnet, in den Reihen die
mehr als 4000 Fundkomplexe.
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Abbildung 14, Seriation awarenzeitlicher Männergräber. Darstellung in
Eigenvektorform. Dadurch liegen Fundkomplexe mit den gleichen Typen nicht wie bei
voriger Abbildung nebeneinander sondern übereinander. Dadurch kommt es
stellenweise zu stärkeren Anhäufungen.
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Abbildung 15, Darstellung der Eigenvektoren des Seriationsergebnisses der
awarenzeitlichen Männergräber in 3D. Die erhaltenen Gipfel wurden mit den
gegebenen chronologischen Stufen benannt.
24
Abbildung 16, Awarische Männergräber, Korrespondenzanalyse mit dem gesamten Datensatz, Komplexe. Jedes Dreieck entspricht
einem Fundkomplex. Je größer ein Dreieck ist, desto mehr datierendes Fundmaterial ist in dem Fundkomplex enthalten. Die
Anordnung in Form einer Parabel zeigt den zeitlichen Verlauf, der Anfang ist markiert durch „Beginn“, das Ende durch „Ende“.
Rechts oben knapp nach dem Beginn sieht man benachbart zwei besonders große Dreiecke. Es handelt sich um das „Kaganengrab“ von
Kunbábony und das „Fürstengrab“ von Bócsa. Entgegen geläufigen Vorstellungen datieren diese beiden Komplexe an den Beginn der
Awarenzeit, wahrscheinlich noch vor 600 n. Chr.
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Abbildung 17, Seriation Awarische Frauengräber, Korrespondenzanalyse mit dem gesamten Datensatz, Komplexe.
Hierbei wird nicht nur eine Parabel erhalten sondern sogar zwei. Vor allem in der Frühawarenzeit, links in der Grafik, ist das Fundmaterial in
den beiden Zweigen sehr unterschiedlich. Der obere Zweig enthält eigentlich merowingerzeitliche Schmuckgegenstände, der untere Zweig
dagegen hauptsächlich Frauenschmuck byzantinischer Provenienz. Der obere Zweig kann also als von Germaninnen im Awarenreich
interpretiert werden, der untere von Awarinnen und Slawinnen. Der Zweig beider Parabeln ganz rechts zeigt Charakteristika slawischer
Frauengräber des 9. Jh.s.
26
Abbildung 18, Korrespondenzanalyse der funktionellen Typen bei den Awaren. Auftrennung in Männer- und Frauengräber.
Jedes Dreieck entspricht hier einem funktionellen Typ, also wozu er gedient hat. Je näher hier zwei Dreiecke beieinander liegen, umso häufiger
kommen die ihnen entsprechenden funktionellen Typen zusammen im gleichen Komplex vor. Die blaue Markierung rechts oben zeigt die
Funktionen, die in Frauengräbern vorkommen. Orange unterlegt sind links unten die Gegenstände, die hauptsächlich in Männergräbern auftreten.
Die weiße Fläche dazwischen zeigt Gegenstände an, die sowohl in Männer- als auch Frauengräbern vorkommen können.
27
Abbildung 19, Korrespondenzanalyse der funktionellen Typen bei den Awaren. Auftrennung in ethnische Gruppen bzw. Handwerker
(Goldschmiede).
Links unten sieht man zwei unterschiedlich große Dreiecke für Köcherbeschlag (= klein) und Bogenbeschlag (= groß). Dass die beiden Dreiecke
einander überlagern hat damit zu tun, dass immer, wenn ein Köcherbeschlag gefunden wurde, auch Bogenbeschläge vorhanden waren, aber nicht
28
umgekehrt. Von den Köchern sind nur dann Teile erhalten, wenn sie aus Knochen geschnitzt waren oder mit Metallbeschlägen verziert waren.
Die einfachen Rindenköcher hinterlassen keinerlei Spuren. Die violette Gruppe rechts unten entspricht Funktionen, die nur in
merowingerzeitlichen Gräberfeldern auftreten, wie z. B. Spatha, Schild oder Riemenzunge aus Eisen. Alle in dieser Gruppe vorkommenden
Gegenstände weisen also auf Germanen im Awarenreich hin. Direkt oberhalb anschließend sind Gruppen von Funktionen, die mit
Goldschmieden in Zusammenhang gebracht werden können, wie z. B. Amboss, Preßmodel oder Schmiedegerät. Da diese Gruppe in der Nähe
der merowingerzeitlichen Männerfunktionen liegt, kann angenommen werden, dass es sich um germanische Goldschmiede handelt. Die gelbe
Gruppe links umfasst nun die Funktionen, die mit den Awaren in Zusammenhang gebracht werden können, wie Bogenzubehör und Zopfspangen
sowie verschiedenes Reiterzubehör.
29
Abbildung 20, Vergleich zweier unterschiedlicher Absolutchronologien zur Awarenzeit.
Entlang der X-Achse sind die Jahre 530-830 nach Chr. Y-Achse sind die Sequenzdaten, die über die Seriationsabfolge Auskunft geben, es
handelt sich um Zahlen zwischen 0 und 1000, wobei 0 den Beginn markiert, 1000 das Ende der Awarenzeit. Die schwarze Kurve zeigt die
Stellung der münzdatierten Grabkomplexe mit Münzen von Justinian I, Justin I, Maurikios Tiberios, Phokas, Herakleios, Konstans II, Konstantin
IV bis hin zu Justinian II und Leo II. Die Fundkomplexe, die diese meist prägefrischen Münzen enthielten, wurden von der Seriation richtig in
ansteigender Reihenfolge angeordnet. Dabei gab es natürlich Abweichungen, deren Standardabweichung durch die senkrechten Linien durch die
gefüllten Kreise angedeutet wird. Ab Konstantin IV erreichten keine Münzen mehr das Awarenreich aus Byzanz, schon ab 626 war der Zustrom
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von Münzen in Form von Tributzahlungen eingestellt worden. Die rote Kurve stellt 14C-Datierungen von Fundkomplexen dar. Dabei wurde
menschliches Kollagen aus den Knochen extrahiert und datiert. Die rote Kurve ergibt eine deutlich verschobene Absolutdatierung gleicher oder
ähnlicher Fundkomplexe. Worauf ist das nun zurückzuführen? Das menschliche Kollagen wird vor allem bis zum 25.-30. Lebensjahr mit von
außen stammenden Kohlenstoff aufgebaut. In späteren Lebensjahren wird das Kollagen weiter umgebaut, aber ohne Aufnahme von Kohlenstoff
von außen, sondern nur aus dem Umbau von alten Kollagen aus dem Inneren. Somit datiert man beim Knochenkollagen vor allem bei jungen
Menschen unter 25 Jahren den Zeitpunkt des Todes, bei älteren Menschen über 30 aber immer nur das 25-30 Lebensjahr. Dieser Zeitraum ist
auch die Periode, in der die meisten Grabbeigaben erworben wurden. Somit können die Beigaben eines Grabes am besten durch 14C bestimmt
werden. Die Zeit der Grablegung wird jedoch durch die andere Kurve bestimmt, nämlich durch die Münzdatierungen, da diese Münzen zumeist
aus dem letzten oder den letzten Lebensjahren des Bestatteten stammen.
31
Abbildung 21, Verbreitung awarenzeitlicher Hauptriemenbeschläge.
Rechts oben eine sogenannte Pseudoschnalle, die dem frühawarenzeitlichen „Kagan“ von Kunbábony als Hauptriemenbeschlag diente. Darunter
goldene Hauptriemenbeschläge aus dem Schatzfund von Erseke, die möglichweise in einer byzantinischen Werkstatt am Anfang der
Spätawarenzeit für die Awaren produziert worden sind. Unten ein wappenförmiger Greifenbeschlag mit vier dargestellten Beinen, der
charakteristisch für die fortgeschrittene Spätawarenzeit ist. Die Verbreitung awarenzeitlicher Gürtelgarnituren zeigt, dass diese im gesamten
Verbreitungsgebiet, d. h. also von allen ethnischen Gruppen im Awarenreich gleichermaßen verwendet wurden. Konzentrationen um Szeged und
Szentes deuten auf die Lage des awarischen Kaganensitzes hin, die Konzentration im Wiener Becken gibt möglicherweise einen Anhaltspunkt
für die Lage des zweiten awarischen Kaganates.
32
Abbildung 22, Verbreitung des Kammstiches im Awarenreich.
Kammstich ist eine charakteristische Verzierungsweise an mittel- und spätawarenzeitlichen Gefäßen. Er kann als Fischgrätmuster auftreten oder
in S-förmiger Anordnung oder einfach als senkrechte Linien. Auffallend ist für diese Typen, die in die Mittelawarenzeit datieren, dass sie mit
wenigen Ausnahmen aus der Gegend von Pécs in der Nordwestgruppe des Awarenreiches konzentriert sind.
33
Abbildung 23, Auswertung aller Keramikmerkmale der ca. 10.000 Beigabengefäße in Form einer Analyse der N Nächsten Nachbarn.
Das ist also eine Kombinationskarte, die versucht Übereinstimmungen zwischen hunderten Keramikmerkmalen zusammenzufassen. Die roten
Linien versuchen 14 charakteristische Gruppen abzugrenzen. Die Gruppen 10, 11 und 12 entsprechen dabei der Nordwestgruppe des
Awarenreiches. Diese könnte ein Teil von Samos Reich gewesen sein.
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Abbildung 24, Analyse der N Nächsten Nachbarn aufgrund der Gußbeschläge spätawarenzeitlicher Gürtelgarnituren.
Ein ähnliches Resultat wie zuvor ergibt die Untersuchung aller Merkmale von spätawarischen Gußbeschlägen, ebenfalls in einer Analyse der N
Nächsten Nachbarn. Somit scheinen die 14 Gruppen also unterschiedlichen Werkstättenbereichen sowohl bei der Keramik- als auch der
Gußbeschlagsproduktion zu entsprechen.
35
Abbildung 25, Verbreitung sogenannter merowingischer Zierscheiben im Awarenreich.
Diese Zierscheiben wurden von den Frauen am Brustgehänge getragen. Diese Germaninnen waren entweder Suebinnen oder Gepidinnen. Die
Hauptverbreitung der Frühawarenzeit liegt dabei im Bereich des ehemaligen Pannoniens, wobei das Gräberfeld von Zamárdi am Plattensee der
Ausgangspunkt gewesen zu sein scheint mit etwa 140 Exemplaren. Die einzeln gefundenen Stücke in vielen Gräberfeldern weisen auf eine
weibliche Exogamie hin, also die Einheiratung in Dorfgemeinschaften, in denen das Tragen dieser Scheiben nicht geläufig war. Ab der
Mittelawarenzeit begann dann das Gräberfeld von Tiszafüred, in dem sogar noch mehr Scheiben gefunden werden konnten, nämlich 154. Es
dürfte also eine Gruppe von Zamárdi um 630 nach Tiszafüred ausgewandert sein.
36
Abbildung 26, Verbreitung von frühawarenzeitlichen Wadenbindenriemenzungen.
Wadenbindenriemenzungen, wie hier dargestellt, gehören mit entsprechenden Schnallen zu den sogenannten Wadenbinden- oder
Schuhgarnituren, die sowohl von Männern als auch Frauen getragen wurden. Diese Exemplare aus dem Awarenreich entsprechen völlig ihren
merowingischen Pendants. Die Konzentration im ehemaligen Pannonien weist darauf hin, dass sie von Germanen im Awarenreich benutzt
wurden.
37
Abbildung 27Verbreitung von frühawarenzeitlichen Spathen.
Verbreitung von Spathen im Awarenreich. Diese „germanischen“ Langwaffen stammen aus Gräberfelder im ehemaligen Pannonien, aber auch
von der Theiß, dem ursprünglichen Siedlungsgebiet der Gepiden, aber auch aus dem zweiten gepidischen Siedlungsgebiet in Siebenbürgen.
38
Abbildung 28, Verbreitung der Trichterrandtöpfe.
Die Töpfe können mit Kreisaugen verziert oder mit Henkel ausgestattet sein. Diese Keramik ist eng verknüpft mit den sogenannten
osteuropäischen Hirtennomaden, die neben dieser eigenständigen, handgeformten Keramik auch Besonderheiten im Bestattungswesen
aufweisen, nämlich Nischen- und Stollengräber. Alle diese Merkmale zeigen eine ähnliche Verbreitung in der Frühwarenzeit, nämlich eine
Gruppe östlich der mittleren Theiß und eine zweite östlich der oberen Theiß.
39
Abbildung 29, Verbreitung der vierkantigen Gefäße.
Dieser Gefäßtyp zeigt die Herkunft der Awaren aus Zentralasien an, wo derartige Gefäße ebenfalls auftreten. Im Awarenreich sind sie in der
Frühawarenzeit auf das Donau-Theiß-Zwischenstromland konzentriert, erst ab der Mittelawarenzeit kommen sie auch in Pannonien und vor
allem im Wiener Becken vor. Somit zeigt dieser Typ neben anderen Merkmalen die Besiedlung der ethnischen Awaren in der Frühawarenzeit
zwischen Donau und Theiß an.
40
Abbildung 30, Verbreitung der Zopfspangen.
Bei ihrem ersten Besuch in Konstantinopel werden die Awaren als Doppelzopfträger beschrieben. Diese Zöpfe sind archäologisch nicht zu
fassen, sehr wohl aber die Zopfspangen. Die paarweise, also auf beiden Zöpfen getragenen Zopfspangen können unterschiedliche Formen haben.
Ganz klar ist das aber eine Mode, die nur Männer betraf. In der Frühawarenzeit kennen wir Zopfspangen nur aus dem Gebiet zwischen Donau
und Theiß, erst später treten sie dann vor allem auch im Wiener Becken auf. Neben Ohrringen in Männergräbern und den vierkantigen Töpfen
stellen sie ein Hauptmerkmal zur Erkennung ethnischer Awaren da.
41
GlobaleKartierungenmitGoogleMapper
Bisher konnten Bilddaten von an die 30.000 Fundorten in Zentraleuropa erfasst werden. Die Fundorte wurden unter Einsatz unseres Programmes
MonteliusEntryGoogleCode von GoogleMaps unter Angabe von dieser Datenbank bekannten Adressangaben automatisch geocodiert. Unser
Programm GoogleMapper erlaubt es, die erfassten Daten auf einem beliebigen Ausschnitt von GoogleMaps zu kartieren. Hierzu nur einige
Beispiele:
KartenmitGoogleMappermitFundorteneinesLandes
42
Abbildung 31, Fundorte in der Bilddatenbank Montelius für Österreich.
Alle derzeit aus Österreich erfassten 2802 Fundstellen lassen erkennen, welche Teile des Landes bevorzugt besiedelt waren.
43
Auch Deutschland und Ungarn, wie viele andere Länder Zentraleuropas sind bereits ziemlich gut erfasst:
Abbildung 32, Fundorte in der Bilddatenbank Montelius für Deutschland.
Hier Deutschland mit 7340 Fundorten.
44
Abbildung 33, Fundorte in der Bilddatenbank Montelius für Polen.
Aus Polen sind 658 Fundorte geläufig.
45
Abbildung 34, Fundorte in der Bilddatenbank Montelius für die Tschechische Republik.
Hier Tschechien mit 1427 Fundorten.
46
Abbildung 35, Fundorte in der Bilddatenbank Montelius für die Slowakei.
Hier die Slowakei mit 730 Fundorten.
47
Abbildung 36, Fundorte in der Bilddatenbank Montelius für Rumänien.
Von Rumänien sind bisher Eingaben von 751 Fundorten gemacht worden.
48
Abbildung 37, Fundorte in der Bilddatenbank Montelius für Bulgarien.
Für Bulgarien wurden bisher Materialien von 300 Fundorten erfasst.
49
Abbildung 38, Fundorte in der Bilddatenbank Montelius für Serbien.
Für Serbien wurden bisher 379 Fundorte erfasst.
50
Abbildung 39, Fundorte in der Bilddatenbank Montelius für Kroatien.
Für Kroatien stehen 335 Fundorte zu Buche.
51
Abbildung 40, Fundorte in der Bilddatenbank Montelius für Slowenien.
Für Slowenien stehen 144 Fundorte zu Buche.
52
Abbildung 41, Fundorte in der Bilddatenbank Montelius für die Schweiz.
Von der Schweiz liegen Eingaben von 253 Fundorten vor.
53
Abbildung 42, Fundorte in der Bilddatenbank Montelius für Frankreich.
Aus Frankreich liegen bisher 597 Fundorte vor.
54
Abbildung 43, Fundorte in der Bilddatenbank Montelius für Belgien.
In Belgien haben wir 135 Fundorte lokalisiert.
55
Abbildung 44, Fundorte in der Bilddatenbank Montelius für Ungarn auf Grundlage von Satellitenfotos.
Hier Ungarn mit 3815 Fundorten.
56
Daneben ist es auch möglich, wie GoogleMaps das zulässt, Kartierungen nicht nur auf Basis von Satellitenfotos, sondern auf einer normalen
Karte zu erstellen.
Abbildung 45, Fundorte in der Bilddatenbank Montelius für Ungarn auf Kartengrundlage.
57
Abbildung 46, Fundorte in der Bilddatenbank Montelius für Ungarn auf Reliefkartengrundlage.
58
Abbildung 47, Fundorte in der Bilddatenbank Montelius für Italien.
Aus Italien sind bisher 1202 Fundorte erfasst worden.
59
Abbildung 48: Fundorte in der Bilddatenbank Montelius für die Ukraine.
In der Ukraine kennen wir 388 Fundstellen.
60
Abbildung 49: Fundorte in der Bilddatenbank Montelius für Russland.
Für Russland liegen 775 Fundstellen in Montelius vor.
61
KartenmitGoogleMappermitKulturen
Außerdem lassen sich Kulturen kartieren, hier zunächst die frühneolithischen Kulturen von 2842 Fundstellen (127.221 Bilder)
Figure 50: Frühneolithische Kulturen vom fruchtbaren Halbmond bis nach Europa in der Bilddatenbak Montelius.
62
Figure 51: Frühneolithische Kulturen vom fruchtbaren Halbmond bis nach Europa in der Bilddatenbank Montelius.
63
Ferner hunnische (oder hunnenzeitliche) Funde aus 1335 Fundorten. Dabei sieht man die weit in den Osten hineinreichenden Fernbeziehungen.
Die weite Streuung muss noch archäologisch überprüft werden, um spätantike aber auch anderen ethnischen Gruppen zugehörige
Fundmaterialien auszuscheiden und ein klareres Bild der hunnischen Wanderung zu erhalten.
Abbildung 52, Hunnenzeitliche Fundorte in der Bilddatenbank Montelius.
64
In Abbildung 51 sieht man das hauptsächliche Siedlungsgebiet der Hunnen im Karpatenbecken, erkenntlich an der größten Dichte der
Fundpunkte. Es fällt dabei eine gewisse Ähnlichkeit mit der späteren awaren- und magyarenzeitlichen Besiedlung des Karpatenbeckens auf, was
auf die für Reiternomaden gleichen geografischen Verhältnisse zurückgeführt werden kann.
Abbildung 53, Hunnenzeitliche Fundorte in Europa in der Bilddatenbank Montelius.
65
In Abbildung 52 wird die langobardische Wanderung gezeigt. Es lassen sich verschiedene Phasen der Bewegung erkennen. Im Norden zunächst
die Funde des 1.- 4. Jh.s. n. Chr. Dann eine Gruppe in Böhmen, zwei Gruppen in Mähren, dann die pannonische Phase, mit einer
Siedlungsgruppe in Kroatien und Slowenien. Zum Schluss die Besiedlung Italiens bis nach Süditalien.
Abbildung 54, Langobardenzeitliche Fundorte in der Bilddatenbank Montelius.
66
Abbildung 55, Gepidische Fundorte in der Bilddatenbank Montelius.
Es gibt nur wenige deutliche Unterschiede im archäologischen Fundmaterial zwischen Langobarden und Gepiden. Dazu gehören die
Bernsteinperlen bei den Gepiden, die nur selten bei Langobarden auftreten. Umgekehrt kommen die S-Fibeln fast nur in Gräbern von
Langobardinnen vor. Ziemlich gut lassen sich jedoch geografisch die Gepiden an der Theiss und in Siebenbürgen von den Langobarden
abgrenzen, von insgesamt 397 Fundorten.
67
Abbildung 56, Awarenzeitliche Fundorte in der Bilddatenbank Montelius.
Hier sieht man 2379 awarenzeitliche Fundorte aus dem Karpatenbecken. Man kann deutlich das awarische Siedlungsgebiet erkennen, die Funde
außerhalb sind Großteils Parallelen zum awarischen Fundmaterial.
68
Abbildung 57, Awarenzeitliche Fundorte in der Bilddatenbank Montelius, Nordwestgruppe des Awarenreiches.
Hier wurde in die vorige Karte hineingezoomt, mit dem Ausschnitt awarenzeitlicher Fundorte aus dem Nordwestteil des Kaganates. Der Cursor
steht dabei auf dem Fundort Mödling An der Goldenen Stiege, weshalb dessen Name angezeigt wird.
69
Abbildung 58, „Slawische“ Fundorte in der Bilddatenbank Montelius.
Hier sieht man die Verbreitung von 3091 Fundorten mit slawischem Fundmaterial vom 6. bis zum 10. Jh. Vom Balkan bis Norddeutschland.
Slawische Fundkomplexe werden hauptsächlich an der Keramik festgemacht, andere Fundgattungen sind viel weniger vertreten.
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Abbildung 59, Magyarische Fundorte in der Bilddatenbank Montelius.
Auch hier sieht man, ähnlich wie bei Hunnen und Awaren, die Konzentration der Fundorte im Karpatenbecken.
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KarteninGoogleMappererstelltmitWebLogAnalyzerausdenLog‐Files
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Abbildung 60, Weltweite Verbreitung der Besucher von www.winserion.org.
Web-Besucher aus dem Jahr 2012 stammen aus insgesamt 2857 Städten. Erstellung mit WebLogAnalyzer © Serion Ltd.
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Abbildung 61, Weltweite Verbreitung der Besucher von www.winserion.org.
Konzentration der Benutzung in Mitteleuropa. Erstellung mit WebLogAnalyzer © Serion Ltd.
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KarteninGoogleMappermitTypologien
Svend Hansen hat in seiner Habilitation 2007 über die Idole des Paläolithikums und Neolithikums eine unglaubliche Fülle an Material
zusammengetragen. Das verdeutlicht unsere Karte hier:
75
Abbildung 62, Verbreitung von mehr als 3000 frühneolithischen Tonfiguren, sogenannte Idole.
Die Kartierung dieser Idole vom 10. bis 6. Jahrtausend v. Chr. lässt eine Migration aus dem fruchtbaren Halbmond über Anatolien nach Zypern,
Griechenland, aufwärts der Donau von Bulgarien, über Serbien, Kroatien, Ungarn, Österreich und Deutschland, dann den Rhein abwärts
vermuten. Kartiert mit GoogleMaps © Google 2012 durch das Programm GoogleMapper © by Stadler P. 2012. Daten aus Bilddatenbank
Montelius © by Stadler P. 2012, zumeist nach Hansen S. 2007, Becker V. 2011, aber auch andere. Stadler et al. 2013 (?), Veröffentlichung in
Vorbereitung für PNAS. Die unterschiedlich gefärbten Symbole zeigen die unterschiedliche Häufigkeiten der Idole von einem Fundort an, siehe
auch rechts die Legende.
76
Abbildung 63, Verbreitung der frühneolithischen Idole. Detail des fruchtbaren Halbmonds.
Hier wurden die ersten Idole etwa 10.000 bis 8.000 v. Chr. hergestellt.
77
Abbildung 64, Verbreitung der frühneolithischen Idole. Detail der Idolverbreitung am Balkan.
Die Erschließung dieser Gebiete erfolgte entlang der Donau. Ca. 5800 v. Chr. ging die Einwanderung die Theiss aufwärts, diese Gruppe wurde
von den Archäologen als Körös-Kultur abgetrennt. 5700 wurde dann das Wiener Becken mit Brunn Wolfholz erreicht.
78
Abbildung 65: Verbreitung Merowingischer Zierscheiben nach Dorothee Renner.
79
Abbildung 66: Verbreitung Merowingischer Zierscheiben im Awarenreich.
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Abbildung 67: Verbreitung Merowingischer Zierscheiben bei Awaren und Merowingern.
81
Abbildung 68: Verbreitung frühmittelalterlicher Sättel. Globale Ansicht.
82
Abbildung 69: Verbreitung frühmittelalterlicher Sättel. Ausschnitt Mitteleuropa.
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Abbildung 70, Beispiel Kartierung archäologischer Typen.
Natürlich ist es möglich, alle bereits mit MonteliusEditor zusammengestellten Typen zu kartieren, hier ein Beispiel von den Awaren:
Armreif00150 ist ein Armreif mit Tierkopfenden der Keszthely-Gruppe im Awarenreich (derzeit gibt es ca. 6.000 solcher Kartierungen).
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Hier eine Karte aus einem gerade erschienenen Buch von Ernst Lauermann und Elisabeth Rammer über die Auffindungsart
urnenfelderzeitlichen Hortfunde aus Niederösterreich:
Abbildung 71, Auffindungsarten urnenfelderzeitlicher Horte in Niederösterreich.
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Hier eine weitere Karte aus diesem Buch über die Auffindungszeit urnenfelderzeitlichen Hortfunde aus Niederösterreich:
Abbildung 72, Auffindungszeiten urnenfelderzeitlicher Horte in Niederösterreich.
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GlobaleKartenmitRekonstruktionen
Es folgen nun globale Kartierungen mit Gesamtergebnissen vom Frühneolithikum, von der Langobardenzeit und von der Awarenzeit.
Abbildung 73, Entstehung der Bandkeramik aus Starčevo und Körös.
Ca. 5700 v. Chr. fand eine Wanderung vom Gebiet des heutigen Kroatien ins Wiener Becken statt und es erfolgte die Gründung der Siedlung
von Brunn Wolfholz, Fundstelle 2. Brunn Wolfholz liegt dabei in der Nordwestecke des (späteren) Siedlungsbereiches der Alten
Linearbandkeramik. Gleichzeitig oder etwas später erfolgt die Ansiedlung in Füzesabony Gubakút, das im Nordwesten des Gebietes der Alföld
Linearbandkeramik liegt. Die Alte Linearbandkeramik entwickelt sich dabei aus dem Starčevo, die Alte Alföld Linearbandkeramik aus dem
Körös. Wobei die Unterscheidung von Starčevo und Körös nicht unbedingt einfach ist. Wahrscheinlich soll man erwähnen, dass Körös erst um
5800 aus dem Starčevo entstand. Körös ist also mit Spätstarčevo vergleichbar. Somit beruht die Genese der Alföld Linearbandkeramik letztlich
auch auf dem Starčevo.
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Abbildung 74, Langobardische Siedlung von Mähren bis Unterpannonien.
Zunächst erfolgt etwa um 480 n. Chr. die Einwanderung der Langobarden in das ehemalige Siedlungsgebiet der Rugier. Dabei standen sie
zunächst unter der Herrschaft der Heruler, von der sie sich relativ bald befreien konnten. Die blaue Fläche zeigt diese erste Siedlungsphase. Nach
den Vorstellungen von Horst Adler wurde dann im Jahre 505 die ebene Feld besiedelt (rosa Fläche), die er mit dem Tullnerfeld gleichsetzt, wo
tatsächlich eine größere Anzahl langobardischer Gräberfelder entdeckt werden konnten. Die nächste Expansion betraf dann Oberpannonien
(gelbe Fläche), hauptsächlich einen dünnen Streifen südlich bzw. westlich der Donau. Die braune Fläche entspricht der von István Bóna
erkannten Hegykő-Gruppe, die auch lokale Population umfassen soll. Die weitaus größte Gebietserweiterung fand dann 546 mit der Besetzung
von Unterpannonien statt. Das kann man nur verstehen, wenn gleichzeitig die Gebiete nördlich der Donau verlassen wurden. Sodass dann ab
etwa 550 diese nördlichen Bereich einer slawischen Einwanderung offenstanden.
88
Abbildung 75. Aufteilung des Karpatenbeckens unter verschiedenen ethnischen Gruppen in der Zeit zwischen 568 bis 630 n. Chr.
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Abbildung 76, Aufteilung des Karpatenbeckens unter verschiedenen ethnischen Gruppen in der Zeit zwischen 568 bis 630 n. Chr. und
Umsiedlungen und Wanderungen nach 630.
90
Lokale Kartierungen
Neben den Kartierungen auf globaler Kartengrundlage ist auch die Kartierung auf
Gräberfeldplänen oder Siedlungsplänen möglich.
Für die Auswertung der frühneolithischen Siedlung von Brunn Wolfholz, Fundstelle 2, zeigt
diese Analyse der N Nächsten Nachbarn die Zusammenhänge zwischen benachbarten
Hausgrundrissen an:
Abbildung 77, Frühneolithische Siedlung von Brunn Wolfholz, Fundstelle 2, Analyse
der N Nächsten Nachbarn.
91
Abbildung 78, Awarenzeitliches Gräberfeld von Mödling, An der Goldenen Stiege,
Verbreitung von Ohrringen in Frauengräbern.
Ohrringe waren bei Frauen jedweder Herkunft in der Awarenzeit gängig. Insgesamt 405
Ohrringe verteilen sich dabei auf 193 Gräber. D. h. im Allgemeinen wurden pro Grab
mindestens zwei Ohrringe gefunden, in manchen waren sogar mehr als 2 Ohrringe enthalten,
wie z. B. im Grab 144. Darüber hinaus gab es auch etwa 37 Frauen unter den 460
Bestattungen, die ohne Ohrringe auskommen mussten. Es bleibt nun zu analysieren, ob sie
einfach zu „arm“ für Ohrringe waren, oder aus anderen Gründen keine Ohrringe wollten.
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Abbildung 79, Awarenzeitliches Gräberfeld von Mödling, An der Goldenen Stiege,
Verbreitung von Ohrringen in Männergräbern.
Ohrringe treten in Männergräbern wesentlich seltener als in Frauengräbern auf. Auch sind die
Ohrringe kleiner und einfacher als in den Frauengräbern. Ohrringe waren nur bei den
ethnischen Awaren üblich, somit ist es möglich, hier eine Berechnung der ethnischen
Verteilung aufzustellen. Man kann daraus schließen, dass etwa 25 % der Männer bei den
etwa 460 awarenzeitlichen Bestattungen sich als Awaren sahen. Nach dem Umkehrschluss
müssten 75% der Männer Slawen sein, die auf Ohrringe verzichteten. Denn der Anteil von
merowingerzeitlichen „Germanen“ ist in der Mittel- und Spätawarenzeit im Allgemeinen
vernachlässigbar klein bzw. sind sie entweder nach 630 ausgewandert oder haben sich der
awarischen Mischkultur angepasst.
Man sieht in der Ohrringverteilung eine Konzentration in bestimmten benachbarten Gruppen,
was folgendermaßen erklärt werden könnte: Neben der Gräberfeldentwicklung im Laufe der
Zeit wurde oft Familiengruppen nebeneinander bestattet, was erklärt, dass die nebeneinander
bestatteten Awaren mit einander verwandt waren. Eine objektive Überprüfung könnte durch
aDNA-Analysen vorgenommen werden.
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Abbildung 80, Awarenzeitliches Gräberfeld von Mödling, An der Goldenen Stiege,
Verbreitung der Beigabengefäße.
Von den 460 Bestattungen hatten nur 56% Beigabengefäße. Die charakteristischen Töpfe
waren wohl für die Slawen bestimmt, wobei noch unklar ist, ob sich unter den „topflosen“
Bestattungen Awaren verbergen oder einfach auch ärmere Gräber.
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Abbildung 81, Awarenzeitliches Gräberfeld von Mödling, An der Goldenen Stiege,
Verbreitung der Beigabengefäße mit Töpfermarke.
Außerhalb des Awarenreiches waren Töpfe mit Kammstich und Töpfermarken
kennzeichnend für die Slawen von ca. 630 bis ins 10. Jh. Im Gräberfeld Mödling Goldene
Stiege könnten dadurch ebenfalls slawische Gräber erkannt werden.
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Abbildung 82, Awarenzeitliches Gräberfeld von Mödling, An der Goldenen Stiege,
Analyse der N Nächsten Nachbarn.
Diese Analyse der N Nächsten Nachbarn bezüglich eines Typs vergleicht alle
Einzelkartierungen und setzt die Karten mit gleichen Tendenzen in eine Gesamtkarte um.
Gleiche Farben und gleiche Symbole zeigen die ähnlichsten Gräber, gleiche Farben und
unterschiedliche Symbole zeigen Gräber an, die miteinander weniger verwandt sind. Und
zuletzt Gräber mit unterschiedlichen Farben sind am wenigsten verwandt.
96
D
Abbildung 83, Awarenzeitliches Gräberfeld von Mödling, An der Goldenen Stiege,
Analyse der N Nächsten Nachbarn, Netzwerkdarstellung.
Diese Analyse der N Nächsten Nachbarn zeigt zusätzlich zu Farben und Symbolen die
Beziehungen zwischen benachbarten Gräbern auf. Je dicker die Linien sind, desto stärker
sind die Beziehungen zwischen den Gräbern. Das Spinnennetz zeigt deutliche
Beziehungskonzentrationen.
97
Literaturauswahl
LAUERMANN Ernst, RAMMER Elisabeth 2013, Die urnenfelderzeitlichen Metallhortfunde
Niederösterreichs. Mit besonderer Berücksichtigung der zwei Depotfunde aus Enzersdorf im
Thale. Herausgeber LIPPERT Andreas, STADLER Peter, Universitätsforschungen zur
prähistorischen Archäologie 226, 247p, 105t, 45a.
LIPPERT Andreas, STADLER Peter. Das spätbronze- und früheisenzeitliche Gräberfeld von
Bischofshofen-Pestfriedhof. Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie 165.
NEUBAUER Daniel 2011, Die Siedlungsstelle Michelstetten zwischen Kaiserzeit und
Völkerwanderungszeit im Spiegel der Funde und Befunde. Universitätsforschungen zur
prähistorischen Archäologie 165. Herausgeber des Bandes STADLER Peter.
STADLER Peter 2005, Quantitative Studien zur Archäologie der Awaren I. Mit Beiträgen
von Walter Kutschera, Walter Pohl und Eva Maria Wild. Österreichische Akademie der
Wissenschaften, Philosophisch-historische Klasse, Mitteilungen der Prähistorischen
Kommission 60, 238p, 209t.
STADLER Peter 2005, Settlement of the Early Linear Ceramics Culture at Brunn am
Gebirge, Wolfholz site. Documenta Praehistorica XXXII, 269-278.
STADLER Peter 2008, Avar chronology revisited and the question of the ethnicity in the
Avar qaganate. In: Florin Curta, "The Other Europe" (Avars, Bulgars, and Khazars), 47-82.
STADLER Peter 2008, Ethnische Verhältnisse im Karpatenbecken und Beziehungen zum
Westen zur Zeit des Awarischen Kaganates im 6. und 7. Jahrhundert. Herausgeber Jan
Bemmann und Michael Schmauder, Kulturwandel in Mitteleuropa. Langobarden, Awaren,
Slawen. Kolloquien zur Vor- und Frühgeschichte 11, 657-678.
STADLER Peter 2009, Quantitative Auswertung des hallstattzeitlichen Gräberfeldes von
Bischofshofen-Pestfriedhof mit Seriation und Analyse der nächsten Nachbarn.
Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie 165, Lippert Andreas, Stadler Peter:
Das spätbronze- und früheisenzeitliche Gräberfeld von Bischofshofen-Pestfriedhof, Salzburg.
STADLER Peter, RUTTKAY Elisabeth, DONEUS Michael, FRIESINGER Herwig,
LAUERMANN Ernst, KUTSCHERA Walter, NEUBAUER Wolfgang, NEUGEBAUER-
MARESCH Christine, TRNKA Gerhard, WENINGER Franz, WILD Eva Maria 2006,
Absolutchronologie der Mährisch-Ostösterreichischen Gruppe (MOG) der bemalten
Keramik aufgrund von neuen 14C-Datierungen. Archäologie Österreichs 17/2, Festschrift
Ruttkay, 53-81.

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