Die pharmakoresistente mesiale Temporallappenepilepsie (MTLE) stellt im Kontext der Epilepsiechirurgie die häufigste Indikation für die Durchführung eines operativen Engriffes dar und weist in diesem Zusammenhang eine herausragende Effektivität auf. Aufgrund ihrer etablierten Position in der Therapie der fokalen Epilepsien kam daher im Verlauf die bedeutende Frage nach dem optimalen Resektionsausmaß des Neokortex und der mesiotemporalen Strukturen auf, welches eine postoperative Anfallsfreit bei gleichzeitig minimalen neurologischen Defiziten gewährleistet. Zum aktuellen Zeitpunkt ist anhand der vorliegenden Literatur zu dieser Problematik keine klare Aussage erkennbar, die das zu favorisierende Resektionsausmaß beschreibt und festlegt. Diese Doktorarbeit untersucht daher die folgende Forschungsfrage, ob eine Korrelation zwischen dem Resektionsausmaß der Corticoamygdalohippokampektomie und dem postoperativen Anfallsoutcome besteht. In der Neurochirurgischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen wurden in dem Zeitraum von 2002 bis 2015 151 Patienten (75 Männer, 76 Frauen; Alters-Median 37.97 bei einer Standardabweichung (SD) von 11.88) mit der Diagnose einer pharmakoresistenten Temporallappenepilepsie in die retrospektive Datenanalyse eingeschlossen. Unter diesem Kollektiv wurde bei 16 Patienten eine selektive Amydalohippokampektomie (SAH), bei 27 eine Corticoamygdalohippokampektomie (CAH) und bei den restlichen 108 verbliebenen Patienten eine Tailored Resection zusammen mit einer Amydalohippokampektomie durchgeführt. Für jeden Patienten wurden zum einen anhand der präoperativen MR-Bildgebung die Hippokampuslänge (Millimeter = mm) und zum anderen das Längenmaß der Neokortexresektion (mm) sowie der Hippokampektomie (mm) bestimmt, welche mittels des intraoperativen MR rekrutiert wurden. Zusätzlich erfolgten Follow-Up-Untersuchungen in einem zeitlichen Intervall von 3 bis 168 Monaten, wodurch für jeden Patienten das zuletzt erhobene postoperative Anfallsoutcome nach der Engel-Klassifikation erhältlich war. Anhand dieser Daten wurde anschließend statistisch ausgewertet, ob eine Korrelation zwischen dem Resektionsausmaß und dem postoperativen Anfallsoutcome besteht. Die mediane Resektionslänge der Neokortexresektion entsprach 38.85 mm bei einer SD von 12.63 mm. Auf der anderen Seite betrug das mediane Ausmaß der Hippokampektomie 29.04 mm bei einer SD von 5.86 mm. Das mediane Follow-Up umfasste 51.14 Monate bei einer SD von 40.91 Monaten. Innerhalb der Stichprobe erzielten 66.1% (n = 100) ein postoperatives Anfallsoutcome gemäß Engel I, wovon 48% (n = 68) die Kriterien der Kategorie Engel IA erfüllten. Die empirische Datenanalyse erfolgte in zwei Schritten. Zunächst wurde der Chi-Quadrat-Test herangezogen, um zu prüfen, ob die dichotomen Variablen Hippokampektomie (< 25 mm, > 25 mm) bzw. Neokortexresektion (< 30 mm, > 30 mm) einen Zusammenhang mit den verschiedenen Ausprägungshäufigkeiten bezüglich (bzgl.) des postoperativen Anfallsoutcome (E IA vs. nicht anfallsfrei bzw. E I vs. nicht anfallsfrei) aufweisen, oder ob diese unabhängig voneinander sind. Dabei erbrachte die Gegenüberstellung der Variablen Neokortexresektion (< 30 mm, > 30 mm) mit dem Ausprägungsmuster E IA vs. nicht anfallsfrei bei einem vorab determinierten Signifikanzniveau von p < 0.05 ein signifikantes Ergebnis. So wurde unter der Kohorte Neokortexresektion < 30 mm die Kategorie E IA bei n = 23 nachgewiesen, wohingegen das Ausprägungsmuster nicht anfallsfrei bei n = 11 feststellbar war. Bei einem Chi-Quadrat-Wert nach Pearson von 9.065 und den moderaten Effektstärken Phi-Koeffizient und Cramer`s-V von 0.245 belegten diese Resultate bei einem Signifikanzniveau von p = 0.003 ein signifikantes Testergebnis. Auf diese Weise wurde statistisch nachgewiesen, dass ein geringeres Ausmaß der Neokortexresektion (< 30 mm) mit einem besseren postoperativen Anfallsoutcome, gemäß Engel IA, korreliert. Daneben wurde anhand der Konfrontation der Variablen Hippokampektomie (< 25 mm, > 25 mm) mit dem postoperativen Anfallsoutcome keine signifikanten Ergebnisse nachgewiesen, so dass das Ausmaß der Hippokampektomie keinen Einfluss auf das postoperative Anfallsoutcome nimmt. In einem zweiten Schritt wurde nach Unterteilung der Patientenkohorte gemäß der bereits vorhandenen Eigenschaften Hippokampektomie kurz beziehungsweise (bzw.) lang (< 25 mm bzw. > 25 mm) und Neokortexresektion kurz bzw. lang (< 30 mm bzw. > 30 mm) vier verschiedene Resektionsgruppen erstellt. Anschließend wurde eine Welch-ANOVA durchgeführt, um zu testen, ob sich die Resektionsgruppen hinsichtlich der erzielten Anfallsoutcomes unterscheiden. Die Resultate dieser Testung belegten signifikante Unterschiede bzgl. der erzielten postoperativen Anfallsoutcomes (Welch-Test F (3, 29.85) = 4.55, p = 0.010). Demnach wurde unter Hinzunahme des Games-Howell post-hoc Tests nachgewiesen, dass ein signifikanter Unterschied (p < 0.05) hinsichtlich der erzielten Anfallsoutcome zwischen Gruppe I und Gruppe III (3.59, 95% - Konfidenzintervall (CI) [0.36, 6.81]) sowie zwischen Gruppe I und Gruppe IV (2.14, 95% - CI [0.23, 4.05]) besteht. Dies wiederum fungiert als Beleg, dass eine restriktive Neokortexresektion (< 30 mm), welche exemplarisch in Gruppe I durchgeführt wurde, mit einer höheren Auftretenswahrscheinlichkeit von Engel IA korreliert, wohingegen das Ausmaß der Hippokampektomie auf das postoperative Anfallsoutcome keinen Einfluss nimmt. Ein exzellentes postoperatives Anfallsoutcome gemäß der Kategorie Engel IA nach einem epilepsiechirurgischen Eingriff am Temporallappen (CAH, SAH, tailored resection) wurde in der vorliegenden retrospektiven Datenanalyse bei denjenigen Patienten häufiger beobachtet, bei denen das Ausmaß der Neokortexresektion weniger als 30 mm betrug. Anhand der asymptotischen Signifikanz p = 0.003 wurde ein hoch signifikantes Testergebnis belegt, so dass infolgedessen von einer Korrelation zwischen dem Ausmaß der Neokortexresektion und dem postoperativen Anfallsoutcome nach Engel auszugehen ist. Dieses signifikante Ergebnis wurde zusätzlich durch die Resultate der Welch-ANOVA unterstrichen, die belegten, dass eine restriktivere Neokortexresektion, welche exemplarisch in der Resektionsgruppe I durchgeführt wurde, mit einer höheren Auftretenswahrscheinlichkeit von Engel IA korreliert. Demnach wurden unter Anwendung von zwei verschiedenen statistischen Analysen absolut kongruente Ergebnisse nachgewiesen, so dass die erzielten signifikanten Testergebnisse somit einen besonderen Stellenwert einnehmen. Da eine geringere Kortexresektion im Umkehrschluss zu einem geringeren Resektionsausmaß des eloquenten Kortex führt, wird das Erzielen einer postoperativen Anfallsfreiheit ermöglicht und das Auftreten von postoperativen neurologischen und neurokognitiven Defiziten minimiert, wodurch das Ziel der Epilepsiechirurgie vollends verwirklicht wird.