ArticlePDF Available

Schwellenwerte der Landschaftszerschneidung Schwellenwerte der Landschaftszerschneidung

Authors:

Abstract and Figures

Landscape fragmentation adversely affects wildlife populations by reducing the amount and quality of habitat, increasing the number and strength of barriers to movement, enhancing mortality due to collisions with vehicles, and breaking up the remaining habitat into smaller pieces. All four mechanisms exhibit critical thresholds, below which the population is prone to a much higher risk of extinction. However, empirical determination of these thresholds in real landscapes (e.g., by using molecular-genetic methods) is very difficult due to long time lags in population reactions ("extinction debt"), and due to many confounding ecological variables. As a consequence, better policies, decisionmaking procedures, and planning tools are needed that are based on the precautionary principle and on prospective simulation models, e.g., quantitative environmental standards limiting the degree of landscape fragmentation and precautionary assessment criteria. German Landscape fragmentation adversely affects wildlife populations by reducing the amount and quality of habitat, increasing the number and strength of barriers to movement, enhancing mortality due to collisions with vehicles, and breaking up the remaining habitat into smaller pieces. All four mechanisms exhibit critical thresholds, below which the population is prone to a much higher risk of extinction. However, empirical determination of these thresholds in real landscapes (e.g., by using molecular-genetic methods) is very difficult due to long time lags in population reactions (extinction debt), and due to many confounding ecological variables. As a consequence, better policies, decisionmaking procedures, and planning tools are needed that are based on the precautionary principle and on prospective simulation models, e.g., quantitative environmental standards limiting the degree of landscape fragmentation and precautionary assessment criteria.
Content may be subject to copyright.
GAIA 14/2(2005): 113118 |www.oekom.de/gaia
113113
Schwellenwerte der
Landschaftszerschneidung
Thresholds of Landscape Fragmentation
GAIA 14/2(2005): 113118
Abstract
Landscape fragmentation adversely affects wildlife populations
by reducing the amount and quality of habitat, increasing the
number and strength of barriers to movement, enhancing morta-
lity due to collisions with vehicles, and breaking up the remaining
habitat into smaller pieces. All four mechanisms exhibit critical
thresholds, below which the population is prone to a much higher
risk of extinction. However, empirical determination of these
thresholds in real landscapes (e.g., by using molecular-genetic
methods) is very difficult due to long time lags in population
reactions (“extinction debt”), and due to many confounding
ecological variables. As a consequence, better policies, decision-
making procedures, and planning tools are needed that are based
on the precautionary principle and on prospective simulation
models, e.g., quantitative environmental standards limiting the
degree of landscape fragmentation and precautionary assessment
criteria.
Keywords
barrier effect, connectivity, demographic stochasticity,
extinction thresholds, gene flow, habitat fragmentation,
inbreeding, landscape fragmentation, minimum viable
population size, population persistence, population viability
analysis (PVA), roads, traffic mortality
Bei den Auswirkungen von Landschaftszerschneidung bestehen
Schwellenwerte. Wo sie genau liegen, ist jedoch kaum zu ermitteln.
Um dieser Unsicherheit zu begegnen, sind vorsorgeorientierte Methoden
zur Steuerung der Landschaftszerschneidung notwendig.
Jochen Jaeger, Rolf Holderegger
Kontakt: Dr. Jochen Jaeger |ETH Zürich |Departement
Umweltwissenschaften |Professur für Natur- und Landschafts-
schutz, ETH Zentrum, HG F 27.6 |CH-8092 Zürich |
Tel.: +41/1/632 0826 |Fax: +41/1/632 1380 |
E-Mail: jochen.jaeger@env.ethz.ch
Dr. Rolf Holderegger |Eidg. Forschungsanstalt für Wald,
Schnee und Landschaft WSL |CH-8903 Birmensdorf |
E-Mail: rolf.holderegger@wsl.ch
>
SCHWERPUNKT: LANDSCHAFTSZERSCHNEIDUNG
Kann man die Folgen von neuen Verkehrswegen und steigen-
dem Verkehrsaufkommen dadurch abschätzen, indem man
die bisher beobachteten Folgen linear extrapoliert? Oder muß ab
einem bestimmten Punkt mit überproportionalen Auswirkun-
gen gerechnet werden? Dieser Unterschied ist wichtig, weil im
zweiten Fall das Ausmaß der Auswirkungen kaum vorherzuse-
hen ist (Abbildung 1).
Dieser Beitrag trägt für das Beispiel von Wirkungen der
Landschaftszerschneidung auf Tierpopulationen Anzeichen für
die Existenz von Schwellenwerten zusammen; er diskutiert die
Schwierigkeiten bei der empirischen Identifikation von Schwel-
lenwerten in realen Landschaften und zeigt die Konsequenzen
der Existenz von Schwellenwerten sowie der Schwierigkeiten
ihrer Bestimmung für Verkehrsplanung und Naturschutz auf.
K
Funktionsprinzip von Schwellenwerten mit unterschiedlich
verlaufendem Hin- und Rückweg. Ausgehend von Zustand A reagiert das Sy-
stem, zum Beispiel eine intakte Tierpopulation, bei zunehmender Einwirkung
von außen, etwa durch Straßenbau, zunächst nur schwach. Sobald der Schwel-
lenwert („point of no return“) für das Verlassen von Zustand A überschritten
wird, kippt das System in den Zustand B: Die Tierpopulation ist stark reduziert
oder verschwunden. Eine Rückkehr zum vorherigen Zustand (gestrichelte Linie)
ist – wenn überhaupt – nur bei starker Reduktion der Einwirkungen und
weiteren unterstützenden Maßnahmen, wie Wiederansiedlungen, möglich.
ABBILDUNG 1:
www.oekom.de/gaia |GAIA 14/2(2005): 113– 118
114 Jochen Jaeger, Rolf HoldereggerFORSCHUNG |RESEARCH
Schwellenwerte
Die vier Hauptwirkungen von Verkehrswegen auf Tierpopula-
tionen sind Habitatverlust, Verkehrsmortalität, Trennung von
(Teil-)Lebensräumen und die Zerteilung von Populationen (Ab-
bildung 2). Diese Wirkungen führen zu geringeren Populations-
dichten und schließlich zum Erlöschen von Populationen. Jede
zeigt bereits für sich allein einen Schwellenwert, wie die folgen-
den Ausführungen und Beispiele belegen.
Habitatverlust: Die Überlebenswahrscheinlichkeit von Tierpopu-
lationen als Funktion von Habitatfläche und -qualität weist einen
Schwellenwert auf (Fahrig 2002). Wenn die minimale Habitat-
größe unterschritten wird, werden die natürlicherweise auftre-
tenden Schwankungen der Individuenzahl im Verhältnis zur Po-
pulationsgröße so groß, daß die Überlebenswahrscheinlichkeit
schnell absinkt. Umweltschwankungen tragen zur Vergrößerung
dieser Schwankungen und des Aussterberisikos bei. Außerdem
kann Inzucht die Fitneß der Individuen verringern (siehe Zertei-
lung (c)).
Die minimale Populationsgröße für ein längerfristiges Über-
leben (MVP = minimum viable population size) kann mit Hilfe
von Computersimulationen geschätzt werden (Reed et al. 2003).
Vielfach wird in der Literatur artunabhängig eine effektive Popu-
lationsgröße Nevon 500 angegeben. Diese Kenngröße bei idea-
len Fortpflanzungsverhältnissen, wie idealer Beteiligung an der
Fortpflanzung oder idealer Fortpflanzungserfolg, entspricht ei-
ner realen Population mit etwa 5000 Adulten (Frankham 1995).
Verkehrsmortalität: Wenn die Gesamtsterblichkeit aufgrund von
Kollisionen mit Fahrzeugen die Geburtenrate übersteigt, ist die
Population nicht dauerhaft überlebensfähig. Hiervon betroffene
Arten sind unter anderem Dachse (Meles meles) (Van der Zee et
al. 1992), Fischotter (Lutra lutra) (Hauer et al. 2002) und verschie-
dene Arten von Schildkröten (Gibbs und Shriver 2002).
Trennwirkung: Viele Tiere benötigen Zugang zu verschiedenen
Ressourcen an jeweils verschiedenen Orten (zum Beispiel Am-
phibienwanderwege zwischen Sommer- und Winterhabitaten).
Wenn die Verbindung durch eine Barriere unterbrochen wird,
kann die Population nicht überleben.
Zerteilung:
(a) Die Zerteilung von Populationen in voneinander isolierte
Teilpopulationen führt zu erhöhter Aussterbewahrschein-
lichkeit, die auch durch die höhere Zahl der Teilpopulatio-
nen nicht ausgeglichen wird.
(b) Dieser Effekt kann durch Wiederbesiedlung der leergewor-
denen Habitate aus besetzten Nachbarhabitaten gemildert
werden, so daß die Gesamtpopulation (Metapopulation)
überlebensfähig ist, wenn die Besiedlungsrate groß genug
ist (Levins 1969). Abbildung 3 zeigt anhand von Simulations-
ergebnissen, wie sich der Schwellenwert der Wirkungen von
(a) und (b) theoretisch verhält.
(c) Steigende Zahl und zunehmende Stärke der Barrieren ver-
ringern den Genfluß (Box 1). Mit der Verkleinerung und zu-
nehmenden Isolation der Habitate steigt die Inzuchtwahr-
scheinlichkeit, was die Fitneß der Individuen schwächen kann.
Langfristig kann dies die Anpassungsfähigkeit einer Art ge-
genüber Störungen und Umweltveränderungen verringern.
Genetisch isolierte Populationen werden dementsprechend
von der International Union for Conservation of Nature and
Natural Resources (IUCN) dadurch definiert, daß zwischen
ihnen ein demographischer oder genetischer Austausch von
Form der Schwellenwerte für die Überlebenswahrscheinlich-
keit einer Tierpopulation in Abhängigkeit vom Grad der Landschaftszerschnei-
dung durch Straßen (Hinderniswirkung und Verkehrsmortalität). Resultate aus
einem artunabhängigen Simulationsmodell (Daten aus Jaeger et al. in Vorb.).
Die Lage des Schwellenwerts hängt von der Stärke der Barrierewirkung ab:
Wie stark meiden die Tiere die Straße, beziehungsweise wie oft unternehmen
sie einen Überquerungsversuch, und wie viele Individuen werden auf der
Straße getötet? Auch Zerteilung allein – ohne Verkehrsmortalität, zum Beispiel
aufgrund von Abzäunung – zeigt diesen Schwellenwert.
ABBILDUNG 3:
Die vier Hauptwirkungen von Verkehrswegen auf Tierpo-
pulationen (verändert nach Jaeger et al. 2005a). Verkehrsmortalität (2) und
Trennwirkung (3) tragen zur Zerteilung und Isolation (4) von Populationen
bei. Jede der vier Wirkungen weist bereits für sich alleine Schwellenwerte auf.
ABBILDUNG 2:
BOX 2: Effektive Maschenweite meff
Die effektive Maschenweite meff basiert auf der Wahrscheinlichkeit,
daß zwei zufällig ausgewählte Punkte in einem Gebiet nicht durch
Barrieren, beispielsweise durch Siedlungen oder Straßen, getrennt
sind. Diese Wahrscheinlichkeit wird durch Multiplikation mit der
Gesamtgröße des Gebiets in eine Flächengröße – die effektive
Maschenweite meff – umgerechnet (angegeben in Quadratkilome-
tern). Wenn ein Gebiet in lauter gleich große Flächen zerschnitten
wird, so entspricht meff der Größe dieser Flächen. Mit steigender
Landschaftszerschneidung sinkt meff . Der Wert von meff liegt zwi-
schen 0 (total zerschnitten oder überbaut) und der Gesamtgröße
des Gebiets (völlig unzerschnitten).
Die Berechnungsformel lautet (Jaeger 2000):
n= Zahl der Flächen; Ftotal = Gesamtfläche des Gebiets;
Fi= Größe der Fläche i(i= 1, …, n).
Der Zerschneidungsgrad kann auch mit der effektiven Maschen-
dichte s(Zahl der Maschen pro 100 Quadratkilometer) dargestellt
werden, die bei zunehmender Zerschneidung ansteigt (Jaeger 2002):
Beispiel: Ein 4km2großes Gebiet wird durch Verkehrswege
in drei Flächen von 2km2, 1 km2und 1 km2zerteilt:
s= 66,7 Maschen pro 100 km2
BOX 1: Empirische Untersuchungen zur
genetischen Isolation von Teilpopulationen
Grasfrösche: Autobahnen und Bahnstrecken erhöhen die geneti-
sche Distanz zwischen den Subpopulationen des Grasfrosches
(Rana temporaria) signifikant (Reh und Seitz 1990). Die erhöhte
Homozygotie (das heißt, es liegt jeweils ein Paar gleicher Erb-
anlagen vor) zeigt in von Straßen oder Bahnlinien umgebenen
Subpopulationen einen hohen Grad von Inzucht an.
Rötelmäuse: Populationen von Rötelmäusen (Clethrionomys
glareolus) werden nicht nur durch natürliche Barrieren, wie den
Rhein, voneinander genetisch isoliert. So zeigten durch eine
Autobahn getrennte Populationen in Baden-Württemberg bereits
nach wenigen Jahrzehnten genetische Unterschiede (Gerlach und
Musolf 2000).
Laufkäfer: Teilpopulationen des Violetten Laufkäfers (Carabus
violaceus) werden durch Straßen so stark voneinander isoliert,
daß sie bereits nach wenigen Jahrzehnten deutliche genetische
Unterschiede aufweisen. Die Stärke der Unterschiede spricht
dafür, daß Straßen unüberwindbare Barrieren für den Gen-
austausch dieser flugunfähigen Käferart darstellen (Keller und
Largiadèr 2003).
GAIA 14/2(2005): 113118 |www.oekom.de/gaia
115FORSCHUNG |RESEARCH
>
SCHWERPUNKT: LANDSCHAFTSZERSCHNEIDUNG
nur einem oder weniger als einem Individuum pro Jahr statt-
findet (IUCN 2001). Die Isolation von Populationen ist bei
der Erstellung von Roten Listen ein wichtiges Entscheidungs-
und Einteilungskriterium.
Nach neueren Berechnungen von Reed et al. (2003) umfaßt die
MVP für eine Luchspopulation (Lynx lynx) 6563 Adulte für eine
Überlebenswahrscheinlichkeit von 99 Prozent über 40 Genera-
tionen. Da es in Mitteleuropa den dafür benötigten Raum nicht
als zusammenhängende Fläche gibt, kann nur eine Metapopula-
tion über Ländergrenzen hinweg diese Größe erreichen (siehe
Frank et al. 2005, in diesem Heft). Die Straßenmortalität ist der
wichtigste Isolationsmechanismus für Luchse in Mitteleuropa,
schwerwiegender als die begrenzte Verfügbarkeit von geeigne-
ten Habitaten (Kramer-Schadt et al. 2004).
Feldhasen (Lepus europaeus), einst eine der häufigsten Wild-
tierarten Mitteleuropas, meiden in aller Regel die Nähe von Sied-
lungen und verkehrsreichen Straßen. In fragmentierten Land-
schaften mit kleinen, isolierten Lebensräumen sind kaum noch
Feldhasen anzutreffen (Pfister et al. 2002). Heute steht der Hase
in der Schweiz bereits auf der Roten Liste. In Deutschland wur-
de er in mehreren Bundesländern auf die Vorwarnliste gesetzt
oder als gefährdet eingestuft.
Für Wölfe (Canis lupus) in Wisconsin sinkt die Vorkommens-
wahrscheinlichkeit bei einer Straßendichte von 0,45km/km2
auf 50 Prozent; spätestens ab einer Dichte von 1,0km/km2kom-
men keine Wölfe mehr vor (Mladenoff et al. 1999).
Übertragung auf reale Landschaften
Um Schwellenwerte der Landschaftszerschneidung zu erfassen,
muß der Grad der Zerschneidung in realen Landschaften quan-
titativ gemessen werden. Dabei bestehen zwei Schwierigkeiten:
Zunächst ist zu klären, in welcher Weise Siedlungsflächen zur
Landschaftszerschneidung beitragen. Sie stellen ebenfalls Bar-
rieren dar, doch die meisten älteren Vorschläge zur Messung der
Landschaftszerschneidung, wie die Straßendichte (Länge der
Straßen pro Quadratkilometer), berücksichtigen die Siedlungs-
flächen nicht.
Zweitens sind die Wirkungen technischer Infrastrukturanla-
gen für verschiedene Arten unterschiedlich stark. Daher sollten
möglichst viele unterschiedliche Typen des Reaktionsverhaltens
einbezogen werden. Landschaftszerschneidung sollte aber gleich-
zeitig in einer möglichst allgemeinen Form als Umweltindikator
einsetzbar sein, um eine unüberschaubare Vielzahl unterschied-
licher, artspezifischer Definitionen zu vermeiden.
Die effektive Maschenweite meff liefert einen einfachen, nach-
vollziehbaren und praktikablen Lösungsvorschlag für diese
Schwierigkeiten (Box 2), basierend auf zwei vereinfachenden
Annahmen: Alle Verkehrswege und Siedlungsflächen beeinträch-
tigen die ökologischen Beziehungen zwischen den von ihnen
zerschnittenen Lebensräumen, und innerhalb der verbleibenden
Flächen sind die ökologischen Verbindungen ungestört.
Es gibt drei Haupthindernisse, um die Schwellenwerte empi-
risch zu bestimmen:
Erstens beeinflussen zahlreiche ökologische Faktoren, zum
Beispiel die Größe und räumliche Verteilung der Habitate,
www.oekom.de/gaia |GAIA 14/2(2005): 113– 118
116 Jochen Jaeger, Rolf HoldereggerFORSCHUNG |RESEARCH
die Habitatqualität, die Mortalitäts- und Geburtenrate oder die
Immigrations- und Emigrationsrate, die Lage der Schwellen-
werte. Die verschiedenen Einflüsse können sich zudem gegen-
seitig verstärken oder abschwächen. Um diese Faktoren stati-
stisch voneinander zu trennen, sind große Datenmengen für
viele unterschiedliche Landschaften und über lange Zeiträu-
me erforderlich, die aber nur in seltenen Fällen empirisch er-
hoben werden können.
Zweitens reagieren Populationen oft mit großer Zeitverzöge-
rung auf eine Zunahme der Landschaftszerschneidung (sie-
he Jaeger et al. 2005b, in diesem Heft). Die Schwellenwerte
sind möglicherweise längst überschritten, doch die Konsequen-
zen sind erst Jahrzehnte später sichtbar. Eine lineare Extra-
polation der bisher beobachteten Folgen für die Tierwelt ist
deshalb unzureichend oder sogar irreführend. Um Tierpopu-
lationen auf dem heutigen Stand halten zu können, ist daher
sehr wahrscheinlich der Rückbau mancher bestehender Stra-
ßen erforderlich. Um genauere Aussagen zu gewinnen, ist der
Einsatz von Computermodellen unumgänglich. Die ökologi-
sche Modellierung hat jedoch bisher im deutschen Sprach-
raum erst relativ geringe Verbreitung gefunden.
Drittens: Die oben genannte Definition der IUCN, ab wann
eine Population als isoliert gilt (IUCN 2001), basiert auf der
Genflußformel von Sewall Wright, FST = 1/(4 Nm + 1) (Frank-
ham et al. 2004). FST bezeichnet die genetische Differenzie-
rung von Populationen und Nm den Genfluß oder die Migra-
tion (N= Populationsgröße, m= Anteil der immigrierten
Individuen). Wenn der Genfluß eingeschränkt wird, nimmt
die genetische Differenzierung zu. Wright zeigte, daß die
unabhängige Evolution einer Population einen Genfluß Nm
1 Migrant pro Generation voraussetzt. Die Anwendbarkeit
der Genflußformel wird jedoch durch mehrere, unter natür-
lichen Verhältnissen unwahrscheinliche Annahmen einge-
schränkt, zum Beispiel durch die nicht distanzabhängige Mi-
grationswahrscheinlichkeit. Die praktische Bedeutung dieses
theoretischen Maßes wurde deshalb während der letzten Jah-
re kontrovers diskutiert (Whitlock und McCauley 1999). Po-
pulationen differenzieren sich über viele Generationen und
längere Zeiträume hinweg. Wrights Formel zeichnet also ein
historisches Bild. Zwei Populationen einer langlebigen Säuge-
tierart, die kürzlich durch Landschaftszerschneidung vonein-
ander isoliert wurden, können noch immer einen Nm-Wert
> 1 aufweisen, was aber nicht mehr dem aktuellen Genfluß
entsprechen muß. Empirische Studien haben gezeigt, daß
selbst Nm-Werte 10 kaum ausreichen, um Populationen hin-
länglich miteinander zu verbinden (Frankham et al. 2004).
Die Verwendung des Schwellenwerts Nm = 1 in der Praxis ist
daher umstritten.
Aus diesen Gründen wird es – wenn überhaupt – nur für ein-
zelne Arten in bestimmten Landschaftstypen möglich sein,
Schwellenwerte zu ermitteln. Deshalb ist ein vorsorgeorientier-
ter Ansatz nötig (siehe unten), um Landschaftszerschneidung
in eine wünschenswerte Entwicklungsrichtung zu lenken.
Validierung von Landschaftsstrukturmaßen
Für viele Landschaftsstrukturmaße ist heute noch nicht aufgeklärt,
welche biologische Relevanz sie haben (Li und Wu 2004). Nötig
wäre deren exemplarische Validierung mittels empirisch erhobe-
ner Daten, zum Beispiel in einem typischen Landschaftsausschnitt
des Schweizer Mittellandes. Hier kann die Populations- und Na-
turschutzgenetik Wesentliches beitragen. Die Molekulargenetik
kann Daten zur Isolierung oder Fragmentierung über verschie-
dene geographische und zeitliche Räume liefern (Holderegger
et al. im Druck). Mit den herkömmlichen Methoden indirekter
oder direkter Beobachtung lassen sich ähnliche Aussagen kaum
gewinnen. Genetische Resultate können darüber Aufschluß ge-
ben, ob sich die aktuellen Migrationsverhältnisse von Rehen
(Capreolus capreolus) aufgrund eines Autobahnbaus ändern, ob
und wie sich der Zerschneidungseffekt mit der Zeit verstärkt,
welche Auswirkungen der Gen- oder Individuenaustausch mit
Populationen im Hinterland fernab der Autobahn hat oder wie
effektiv Grünbrücken längerfristig sind. Referenzräume, wie eine
ähnliche Landschaft ohne Autobahn, dienen dabei zur quasi ex-
perimentellen Kontrolle.
Entsprechende Studien sind in den USA und in Europa kürz-
lich angelaufen. Erste Resultate zeigen, daß der Individuen- oder
Genaustausch oft größer ist, als es die Landschaftsstruktur ver-
muten läßt. Allerdings scheint sich der Isolationsgrad nach ge-
netischen Untersuchungen und traditionellen Beobachtungs-
methoden oft erheblich – aber nicht in systematischer Weise – zu
unterscheiden. Zahlreiche empirische Studien erfassen jedoch
nur die Migration, obwohl Individuenaustausch ohne Genaus-
tausch aus biologischer Sicht letztlich bedeutungslos ist (Frank-
ham et al. 2004).
Die Populations- und Naturschutzgenetik kann kein absolu-
tes, einfach zu handhabendes Maß zur Verfügung stellen, um zu
entscheiden, wann Landschaftszerschneidung in Populations-
isolation mündet. Praktisch wird die Genetik deshalb nur in
Einzelfällen direkt für die Erfassung von Fragmentierung und
Isolation herangezogen werden, wobei der Vergleich mit Referenz-
räumen nötig ist. Molekulargenetische Methoden eignen sich
hingegen zur Validierung der biologischen Bedeutung einfach
zu errechnender struktureller Maße der Landschaftszerschnei-
dung, die dann flächendeckend eingesetzt werden können.
Vorsorgeorientierte Grenz- oder Zielwerte
Auch ohne vollständiges Wissen müssen heute geeignete Bewer-
tungskriterien entwickelt und Grenz- oder Zielwerte für die Land-
schaftszerschneidung festgelegt werden (Abbildung 4). Wirkungs-
orientierte Bewertungskriterien, wie die Verkehrsmortalität, sollten
durch gefährdungsorientierte Kriterien, wie den Grad der Land-
schaftszerschneidung, ergänzt werden. Gefährdungsorientierte
Kriterien liegen in der Kausalkette näher am Eingriff. Sie können
dadurch einzelnen Landschaftseingriffen leichter zugeordnet
werden als direkte Wirkungskriterien, bei denen der Einfluß der
GAIA 14/2(2005): 113118 |www.oekom.de/gaia
117FORSCHUNG |RESEARCH
>
SCHWERPUNKT: LANDSCHAFTSZERSCHNEIDUNG
Landschaftszerschneidung durch andere Einwirkungen über-
lagert ist, zum Beispiel durch Wirkungen aus der Landwirtschaft
auf die Populationsdichte von Feldhasen. Hier ist der Grad der
Landschaftszerschneidung von zentraler Bedeutung. Für ihn las-
sen sich Istwerte ermitteln, die mit Sollwerten vergleichbar sind.
Solche Vorgaben werden von Verwaltungen auf allen politi-
schen Ebenen dringend benötigt (Jaeger 2001a, Penn-Bressel
2005, in diesem Heft), denn Maßnahmen müssen eindeutig be-
gründbar sein. Es gibt zur Festlegung von Grenz- und Zielwer-
ten zahlreiche Pro- und Kontra-Argumente (Jaeger 2002), die
genauer aufgearbeitet werden sollten. Für den Grenzwertansatz
spricht, daß auch in anderen umweltrelevanten Bereichen ähnli-
che Schwierigkeiten bei der Festlegung von Grenzwerten erfolg-
reich überwunden worden sind.
Folgerungen
Die bisherigen Forschungsresultate zeigen, daß bei den Auswir-
kungen der Landschaftszerschneidung Schwellenwerte bestehen.
Es ist jedoch nicht bekannt, wo sie liegen; und sie differieren je
nach Landschaft. Daher können die Folgen zunehmender Land-
schaftszerschneidung, die in ihrem vollen Umfang erst nach Jahr-
zehnten sichtbar werden, nicht durch lineare Extrapolation der
bisher beobachteten Folgen abgeschätzt werden. Vielmehr müs-
sen neue, vorsorgeorientierte Methoden für den Umgang mit
dieser Unsicherheit entwickelt werden (Young 2001). Politik und
Gesetzgeber benötigen von der Wissenschaft geeignete Bewer-
tungskriterien, die auch bei unvollständiger Kenntnis der Aus-
wirkungen der Landschaftszerschneidung anwendbar sind.
Der Zerschneidungsgrad darf nicht weiter zunehmen. Entspre-
chende Umweltqualitätsziele müssen eingeführt werden (siehe
Penn-Bressel 2005, in diesem Heft), zum Beispiel in Form eines
Moratoriums für weitere Zerschneidungen, um die langfristigen
Folgen und Summenwirkungen der bereits erfolgten Zerschnei-
dungen identifizieren zu können und weitere Artenverluste und
Lebensraumentwertungen zu vermeiden. Insbesondere gilt es,
die zeitlichen Verzögerungen der Auswirkungen genauer zu er-
mitteln. Sollen Wildtierpopulationen bis 2050 – und darüber hin-
aus – zumindest auf dem heutigen Stand gehalten werden, so ist
hierzu der nötige Rückbau von Verkehrswegen wissenschaftlich
abzuschätzen und in die Praxis umzusetzen (für weitere Maßnah-
men siehe Jaeger 2004).
Die größten Schwierigkeiten, eine Trendwende in der Land-
schaftszerschneidung zu erreichen, liegen zum einen im man-
gelhaften Beitrag der Wissenschaft, den Bedarf von Entschei-
dungsträgern nach vorsorgeorientierten Bewertungskriterien
und -verfahren unter Unsicherheit zu decken; zum anderen wer-
den durch das politische System, durch heutige Planungsverfah-
ren und durch die Öffentlichkeit die schleichenden, kumulativen,
nichtlinearen ökologischen Prozesse, deren Folgen erst mit gro-
ßen Zeitverzögerungen sichtbar werden, völlig unzureichend
berücksichtigt (siehe Schupp 2005, in diesem Heft).
Wir danken Diplom-Biologin Cristina Boschi für die Zeichnungen in Abbildung 3.
Die diesem Aufsatz zugrunde liegenden Forschungsprojekte werden von der
Deutschen Forschungsgemeinschaft durch ein DFG-Forschungsstipendium
an J. J. (Förderkennzeichen JA 1105/1-1) und dem Programm Landschaft im
Ballungsraum der WSL (R. H.) gefördert.
Schematische Darstellung der Kausalkette für landschaftszerschneidende Eingriffe und ihre Auswirkungen auf Tierpopulationen (in vier
Stufen). Die Disposition bezeichnet das Ausmaß, wie stark eine Einwirkung zur Veränderung der räumlichen und zeitlichen Bezüge in einer Landschaft führt
(Jaeger 2001b). Für eine vorsorgeorientierte Bewertung von Landschaftseingriffen und zur Formulierung von Umweltstandards ist es sinnvoll, die wirkungs-
orientierten Kriterien durch gefährdungsorientierte Kriterien zu ergänzen, die in der Kausalkette den Auswirkungen vorgelagert sind.
ABBILDUNG 4:
www.oekom.de/gaia |GAIA 14/2(2005): 113– 118
118 Jochen Jaeger, Rolf HoldereggerFORSCHUNG |RESEARCH
Literatur
Fahrig, L. 2002. Effect of habitat fragmentation on the extinction threshold:
A synthesis. Ecological Applications 12: 346–353.
Frank, K., K. Tluk von Toschanowitz, S. Kramer-Schadt. 2005. Straßen und
Wildtierpopulationen in Modellen – Zwei Beispiele für den Beitrag der
Modellierung zur Erforschung der Landschaftszerschneidung.
GAIA 14/2: 107–112.
Frankham, R. 1995. Effective population size/adult population size ratios
in wildlife: A review. Genetical Research 66: 95–107.
Frankham, R., J.D. Ballou, D. A. Brsicoe. 2004. A primer to conservation genetics.
Cambridge, UK: Cambridge University Press.
Gerlach, G., K. Musolf. 2000. Fragmentation of landscapes as a cause for
genetic subdivision in bank voles. Conservation Biology 14/4: 1066–1074.
Gibbs, J.P., G. Shriver. 2002. Estimating the effects of road mortality on turtle
populations. Conservation Biology 16/6: 1647–1652.
Hauer, S., H. Ansorge, O. Zinke. 2002. Mortality patterns of otters (Lutra lutra)
from Eastern Germany. Journal of Zoology 256: 361–368.
Holderegger, R., F. Gugerli, C. Scheidegger, P. Taberlet. Im Druck. Integrating
genetics with landscape ecology to infer spatio-temporal processes.
In: A changing world: Challenges for landscape research. Herausgegeben
von F. Kienast, R. Gosh, O. Wildi. Dordrecht: Springer.
IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources).
2001. IUCN red list categories. Gland, CH.
Jaeger, J.A. G. 2000. Landscape division, splitting index, and effective mesh
size: New measures of landscape fragmentation. Landscape Ecology 15/2:
115–130.
Jaeger, J. 2001a. Beschränkung der Landschaftszerschneidung durch die Ein-
führung von Grenz- oder Richtwerten. Natur und Landschaft 76/1: 26–34.
Jaeger, J. 2001b. Ansätze zur Quantifizierung der Landschaftszerschneidung
und die Einbeziehung räumlich-funktionaler Zusammenhänge. In: Rolle
und Bedeutung von Modellen für den ökologischen Erkenntnisprozeß. Bei-
träge zu einer Tagung des Arbeitskreises „Theorie“ in der Gesellschaft
für Ökologie vom 1.–3. März 2000. Herausgegeben von F. Jopp, G. Weig-
mann. Frankfurt am Main: Peter Lang. 115–126.
Jaeger, J. 2002. Landschaftszerschneidung. Eine transdisziplinäre Studie gemäß
dem Konzept der Umweltgefährdung. Stuttgart: Ulmer.
Jaeger, J. 2004. Zerschneidung der Landschaft durch Verkehrswege und Sied-
lungsgebiete. In: Handbuch Naturschutz und Landschaftspflege. 14. Ergän-
zungslieferung. Herausgegeben von W. Konold, R. Böcker, U. Hampicke.
Landsberg: Ecomed. Kapitel VII–12.
Jaeger, J.A. G., J. Bowman, J. Brennan, L. Fahrig, D. Bert, J. Bouchard,
N. Charbonneau, K. Frank, B. Gruber, K. Tluk von Toschanowitz. 2005a.
Predicting when animal populations are at risk from roads: An interactive
model of road avoidance behavior. Ecological Modelling 185: 329–348.
Jaeger, J.A. G., L. Fahrig, K. C. Ewald. In Vorb. Thresholds in species’ responses
to landscape fragmentation by roads.
Jaeger, J., S. Grau, W. Haber. 2005 b. Einführung: Landschaftszerschneidung
und die Folgen. GAIA 14/2: 98–100.
Keller, I., C.R. Largiadèr. 2003. Recent habitat fragmentation caused by major
roads leads to reduction of gene flow and loss of genetic variability in
ground beetles. Proceedings of the Royal Society London B 270: 417–423.
Kramer-Schadt, S., E. Revilla, T. Wiegand, U. Breitenmoser. 2004. Fragmented
landscapes, road mortality and patch connectivity: Modelling influences
on the dispersal of Eurasian lynx. Journal of Applied Ecology 41: 711–723.
Levins, R. 1969. Some demographic and genetic consequences of environ-
mental heterogeneity for biological control. Bulletin of the Entomological
Society of America 15: 237–240.
Li, H., J. Wu. 2004. Use and misuse of landscape indices. Landscape Ecology 19:
389–399.
Mladenoff, D.J., T. A. Sickley, A. O. Wydeven. 1999. Predicting gray wolf
landscape recolonization: Logistic regression models vs. new field data.
Ecological Applications 9: 37–44.
Penn-Bressel, G. 2005. Begrenzung der Landschaftszerschneidung bei der
Planung von Verkehrswegen. GAIA 14/2: 130–134.
Pfister, H.P., L. Kohli, P. Kästli, S. Birrer. 2002. Feldhase. Schlussbericht
1991–2000. Schriftenreihe Umwelt Nr. 334 – Wildtiere. Bern: Bundesamt
für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL).
Reed, D.H., J.J. O’Grady, B.W. Brook, J.D. Ballou, R. Frankham. 2003.
Estimates of minimum viable population sizes for vertebrates and factors
influencing those estimates. Biological Conservation 113/1: 23–34.
Reh, W., A. Seitz. 1990. The influence of land use on the genetic structure of
populations of the common frog Rana temporaria. Biological Conservation
54: 239–249.
Schupp, D. 2005. Umweltindikator Landschaftszerschneidung – Ein zentrales
Element zur Verknüpfung von Wissenschaft und Politik. GAIA 14/2:
101–106.
Van der Zee, F.F., J. Wiertz, C. J.F. Ter Braak, R.C. Apeldoorn. 1992. Land-
scape change as a possible cause of the badger Meles meles L. decline
in the Netherlands. Biological Conservation 61: 17–22.
Whitlock, M.C., D.E. McCauley. 1999. Indirect measures of gene flow and
migration. FST = 1/(4Nm + 1). Heredity 82: 117–125.
Young, R.A. 2001. Uncertainty and the environment: Implications for decision
making and environmental policy. Cheltenham, UK: Edward Elgar.
Eingegangen am 4. November 2004; überarbeitete Fassung
angenommen am 26. April 2005.
Rolf Holderegger
Geboren 1965 in Männedorf, Zürich. Biologiestudium,
Promotion in Naturschutzbiologie in Zürich.
Stellvertretender Abteilungsleiter an der
Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL.
Forschungsschwerpunkte: Mikroevolution,
Populationsgenetik, Naturschutzbiologie, Biodiversität.
Jochen Jaeger
Geboren 1966 in Eutin, Schleswig-Holstein.
Physikstudium, Promotion im Fach Umweltnaturwissen-
schaften in Zürich. Nach Aufenthalten in Stuttgart
und Ottawa seit 2003 wieder an der ETH Zürich.
Arbeitsschwerpunkte: Landschaftsökologie,
Landschaftszerschneidung und -zersiedelung.
... Zuallererst ist allerdings der Verlust von großflächigen, zusammenhängenden Lebensräumen als Auswirkung auf Flora und Fauna zu nennen. Folgen sind die Verkleinerung, Trennung und Verinselung von (Teil-) lebensräumen und Populationen (Jaeger, Holderegger 2005; European Commission 2000; Primack 1995). Die Barriereeffekte von Straßen und anderen linienhaften Infrastrukturanlagen für Tiere (z. ...
... B.: Mader 1981; Grau 1998b ) führen zur Durchtrennung von Tier-Wanderwegen und zu verändertem Wanderverhalten (Mader 1981 ) sowie zur Tötung von Tieren durch Kollision (z. B.: Jaeger, Holderegger 2005; European Commission 2000; Grau 1998b). Beeinträchtigende Wirkungen der Zerschneidungselemente beschränken sich jedoch nicht nur auf die Verkehrsanlage an sich. ...
Chapter
Full-text available
Dieser Beitrag widmet sich der Entwicklung der Thematik Landschaftszerschneidung in Deutschland, dem gegenwärtigen Stand der Auswertungen und der Integration in Monitoring und Planung. Eingegangen wird auch auf die unterschiedlichen Indikatoren, die sich zur Messung des Zerschneidungsgrades etabliert haben. Nach einem Überblick über die aktuell vorliegenden bundes- und landesweiten Untersuchungen zur Landschaftszerschneidung werden am Beispiel von Sachsen Untersuchungsergebnisse zur Entwicklung der Landschaftszerschneidung von 1930 bis heute sowie eine Prognose für 2020 dargestellt. Für Sachsen und die angrenzenden Bundesländer wurde untersucht, ob und wie das Schutzgut glqqUnzerschnittene Freiräumegrqq in Pläne der Regional- und Landesplanung aufgenommen wurde. Überblicksartig werden der aktuelle Stand der Diskussion zur Einbindung der Landschaftszerschneidung in Planinstrumente gegeben und aktuelle Entwicklungen aufgezeigt.
... The habitat patch structure and composition substantially impact the landscape ecology of mammals (Bowers and Matter, 1997). Thus, it is vital to assess the level of habitat fragmentation for long-term sustenance of the focal species (Jaeger et al., 2005). ...
Article
Hangul (Cervus hanglu hanglu), the only red deer subspecies surviving in the Indian subcontinent, is of top conservation priority with global importance. Unfortunately, it has lost much of its historical distribution range, and it is now confined to Dachigam landscape within the Kashmir valley of India. The Government of India initiated a recovery plan in 2008 to augment their numbers through ex-situ conservation programs. However, it was necessary to identify potential hangul habitats in Kashmir valley for adopting landscape-level conservation planning for the species. Based on geometric aspects of reserve design, we modeled hangul habitat using an ensemble approach to identify hangul habitats. The present model indicates that the conifer and broadleaf mixed forests were the most suitable habitats. Only 9% of the total study landscape was found suitable for the species. We identified corridors among the suitable habitat blocks, which may be vital for the species’ long-term genetic viability. We suggest reorganizing the existing management of Dachigam National Park (NP) following the landscape level and habitat block-level management planning based on the core principles of geometric reserve design. We recommend that the identified patch (PID-6) in the southern region of the landscape to be converted into a Conservation Reserve or merged with the Overa-Aru Wildlife Sanctuary. This habitat patch PID-6 may be a stepping stone habitat and vital for maintaining the species landscape connectivity and metapopulation dynamics.
... The network of tertiary roads provides interconnection with the surrounding environment, its presence and traffic flows result in landscape fragmentation [3] and it forms relatively natural borderlines and barriers [4]. Therefore it is necessary to strongly focus on the road network as early as in the conceptual and land-use planning materials [5] in order to limit negative effects on the landscape fragmentation [6] as a result of tertiary roads. Tertiary roads may be typically defined as less significant roads in municipalities, forest and dirt roads, roads in settlements made up of weekend cabins etc. [7] and they are used to interconnect settlements, interconnect real estates with other types overland roads or for cultivation of farming and forest land [1]. ...
Article
Full-text available
The article focuses on the issue of traffic service for rural settlements and related production, tourist and recreation activities in rural areas in the conditions of the Czech Republic by means of rural tertiary roads. The article declares their critical importance for assurance of traffic service and penetrability of the Czech rural areas. Theoretical grounds have been specified for their designing, as well as basic criteria and parameters. A selected territorial segment is used to demonstrate a system approach to this issue and traffic flows are classified in terms of the type, direction and intensity. In conclusion, the article summarizes benefits of the solution defined by the described method.
... La viabilité des populations ne diminue pas de façon linéaire avec l'ajout de voies routières à un paysage : elle atteint plutôt un seuil où se produit un changement subit de la viabilité (Jaeger et Holderegger, 2005 ;Robinson et collab., 2010). Or, à ce jour, nous n'avons pas suffisamment de données pour identifier ces seuils critiques. ...
Article
Full-text available
Le naturaListe canadien, 136 n o 2 PrintemPs 2012 r o u t e s e t c o n s e r v a t I o n L'impact des constructions routières sur la fragmentation du territoire en Suisse (1885-2002) : quelles leçons retenir ? Jochen A.G. Jaeger Résumé Les passages et les corridors fauniques suscitent un intérêt croissant au Canada, où il existe un besoin grandissant pour de telles infrastructures. On assiste aujourd'hui à une hausse constante du taux de fragmentation du territoire, causée notamment par la construction de routes. Ces constructions menacent la survie de plusieurs espèces animales, d'où l'importance d'adopter des mesures préventives lors de l'aménagement du territoire. La Suisse, contrairement au Québec, est avancée dans la réalisation de telles mesures : ce pays a instauré sur son territoire un réseau de corridors fauniques protégés. Le présent article résume les recommandations qui se sont dégagées d'une récente étude du morcellement des écosystèmes helvétiques de 1885 à 2002. Mots clés : biodiversité, corridors fauniques, passages à faune, perméabilité des infrastructures routières, viabilité des populations animales r o u t e s e t c o n s e r v a t I o n Jochen Jaeger est professeur adjoint au Département de géographie, urbanisme et environnement à l'Université Concordia. Ses travaux portent sur la fragmentation du paysage, l'écologie routière et l'étalement urbain.
... In addition to the obvious loss of habitat, these processes also fragment and isolate remaining habitat patches. Based on the theories of island biogeography (McArthur and Wilson 1967) and metapopulations (Levins 1969), research has shown that landscape structure significantly affects biodiversity (Bogaert 2003;Fisher and Lindenmayer 2007;Jaeger and Holderegger 2005;Seiler and Folkeson 2006). The negative impacts of reduced habitat area can be exacerbated by the fact that remaining habitats become separated by dis- tances exceeding the natural dispersal distance for key species and/or endangered species. ...
Conference Paper
Full-text available
Changes in the spatial structure of habitats, such as declining habitat ar-eas and the spatial fragmentation of habitats are, together with a decreas-ing habitat quality, a major pressure on biological diversity. Spatial indi-cators can function as a suitable tool for the assessment of habitat struc-ture and its effects on biological diversity. In May 2008 the Nordic Workshop Connectivity of nature in the Nor-dic countries (CONNOR) was held. The aim of the workshop was to gather scientists and stakeholders from the Nordic and other European countries to discuss opportunities, limitations and needed research for the integration of spatial indicators in nature monitoring in the Nordic coun-tries. This report sums up the workshop results. Presentations given throughout the workshop clearly indicate the rele-vance of spatial structure of habitats for biological diversity. Furthermore, a variety of approaches exist, where spatial indicators have been success-fully applied to describe state and change in biological diversity. In order to reasonably describe biological diversity, spatial indicators must be based on specific knowledge on species’ requirements for quality and spatial structure of habitats. Applied data must contain information re-flecting these requirements. Although there is a lack of data, which en-compass this information, within the Nordic countries there do exist dif-ferent spatial datasets, which are enough detailed for a biologically mean-ingful application of spatial indicators. Recommendations from the workshop suggest the necessity to estab-lish a research platform including experts with a biological, species based approach and experts with a spatial and geographical approach. Specific research needs include the establishment of a knowledge base of existing theories and methodologies. Furthermore, available spatial data need to be critically examined. Finally, in order to practically evaluate opportuni-ties, limitations and needed actions for the application of spatial indica-tors in the Nordic countries, specific example studies need to be con-ducted. These research activities are crucial for scientifically qualified and sound recommendations for the future exploitation of existing map data and for the design of nature monitoring programmes in the Nordic countries. Gregor Levin, Bernd Münier, Wendy Fjelstad, Antti Rehunen and Marcus Hedblom, June 2008
Article
The study addresses the following two questions: What is the contribution of modelling to fragmentation research? Which steps between problem recognition and problem solution are facilitated by modelling and which are not? Potential and limitations of models are demonstrated by two examples from the field of landscape fragmentation. Both examples address the problem of habitat fragmentation due to roads by analysing their effect on territorial wildlife populations. This paper shows that models can neither set normative goals nor values, but can contribute to a scientific justification of conservation goals and can support decision-making. The two examples give rise to the conclusion that fragmentation research has to be embedded in a (landscape) ecological context.
Article
Full-text available
Vier Fünftel der europäischen und drei Viertel der Schweizer Bevölkerung leben heute in Städten und ihrem Umland. In ihrem Wohlbefinden werden sie stark von der Landschaft, in der sie leben, beeinflusst. Suburbane Landschaften erbringen für den Menschen lebensnotwendige Leistungen; sie reichen von der Wasser-und Temperaturregulierung bis zur Bereitstellung von Erlebnis-, Erholungs-und Identifikationsraum. Zudem bieten sie (Ersatz-)Lebensräume für Pflanzen und Tierarten, an denen der Mensch Gefallen findet. Das Nationale Forschungsprogramm 54 «Nachhaltige Siedlungs-und Infrastruktur-ent wicklung« hat sich nicht explizit dem Thema «Landschaft» gewidmet. Mehrere der 31 Projekte haben Landschaftsaspekte jedoch zum Teil als zentralen Bestandteil ihrer Untersuchungen behandelt. Die Fokusstudie «Landschaftsqualität in Agglomera tio nen» trägt diesem Aspekt Rechnung, indem sie die Ergebnisse der einzelnen Projekte im konzeptuellen Rahmen der Landschaftsleistungen diskutiert. Die NFP 54-Fokusstudie «Landschaftsqualität in Agglomerationen» richtet sich sowohl an ein praxisorientiertes als auch an ein wissenschaftlich interessiertes Publikum. Der erste Teil fasst die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit für Praktikerinnen und Praktiker in der Planung und im Natur-und Landschaftsschutz zusammen und macht Handlungsempfehlungen für die Planung in suburbanen Räumen. Der zweite Teil beschreibt ausführlich das Vorgehen und die Herleitung der Resultate und formuliert Schlussfolgerungen.
Article
Full-text available
Road mortality is suspected to have contributed to widespread population declines in turtles in the United States, a country with exceptionally high turtle diversity. We examined the issue through a modeling study that integrated road maps and traffic-volume data with simulated movements of (1) small-bodied pond turtles, (2) large-bodied pond turtles, and (3) terrestrial and semiterrestrial (“land”) turtles. Our model predicted that road networks typical of the northeastern, southeastern, and central regions have the potential to limit land-turtle populations and, to a lesser extent, populations of large-bodied pond turtles. Nowhere are populations of small-bodied pond turtles likely threatened regionally by road mortality. We conclude that the demographic traits of some turtles, in combination with their mobility, may jeopardize population persistence within road networks typical of the eastern and central United States.
Chapter
Die Siedlungs- und Verkehrsflächen haben sich in Deutschland in den letzten 50 Jahren ebenso stark ausgedehnt wie im Zeitraum von über 2000 Jahren davor. Diese enorme Beschleunigung hat zahlreiche ökologische Folgen. Bildvergleiche zeigen, wie weitreichend der Bau von Verkehrsstrecken und das Wachstum von Wohn- und Gewerbegebieten Landschaften überprägt haben und weiter überprägen. Seit zwei Jahrzehnten häufen sich die wissenschaftlichen Belege dafür, dass Straßen und Schienen für viele Tiere als Ausbreitungsbarrieren und Störquellen wirken. Der fortschreitende Siedlungszuwachs – bei gleichzeitiger Intensivierung der Landwirtschaft – engt die verbleibenden Freiräume für die Tier- und Pflanzenwelt weiter ein. Dies führt zu einem Zurückdrängen vieler wild lebender Arten, insbesondere von Arten mit großen Raumansprüchen, und somit zu einem Verlust an Biodiversität. Der Grad der Landschaftszerschneidung ist daher ein wichtiger Indikator für die Bedrohung der Artenvielfalt.
Article
The study addresses the following two questions: What is the contribution of modelling to fragmentation research? Which steps between problem recognition and problem solution are facilitated by modelling and which are not? Potential and limitations of models are demonstrated by two examples from the field of landscape fragmentation. Both examples address the problem of habitat fragmentation due to roads by analysing their effect on territorial wildlife populations. This paper shows that models can neither set normative goals nor values, but can contribute to a scientific justification of conservation goals and can support decision-making. The two examples give rise to the conclusion that fragmentation research has to be embedded in a (landscape) ecological context.
Article
I reviewed and reconciled predictions of four models oil the effect of habitat fragmentation on the population extinction threshold, and I compared these predictions to results, from empirical studies. All four models predict that habitat fragmentation call, under some conditions, increase the extinction threshold such that, in more fragmented landscapes, more habitat is required for population persistence. However, empirical studies have shown both positive and negative effects of habitat fragmentation on population abundance and distribution with about equal frequency, suggesting that the models lack some important process(es). The two colonization-extinction (CE) models predict that fragmentation call increase the extinction threshold by up to 60-80%; i.e., the amount of habitat required for persistence can shift from <5% of the landscape to >80% of the landscape, with a shift from completely clumped to completely fragmented habitat. The other two models (birth-immigration-death-emigration, or BIDE models) predict much smaller potential effects or fragmentation oil the extinction threshold, of no more than a 10-20% shift in the amount of habitat required for persistence. This difference has important implications, for conservation. If fragmentation can have a large effect on the extinction threshold, then alteration of habitat pattern (independent of habitat amount) call be all effective tool for conservation. On the other hand, if the effects of fragmentation on the extinction threshold are small, then this is a limited option, I suggest that the difference in model predictions results from differences in the mechanisms by which the models produce the extinction threshold. In the CE models, the threshold occurs by an assumed reduction in colonization rate with decreasing habitat amount. In the BIDE models, loss of habitat is assumed to increase the proportion of the population that spends time in the matrix, where reproduction is not possible and the mortality rate is assumed to be higher (than in breeding habitat). Habitat loss therefore decreases the overall reproduction rate and increases the overall mortality rate on the landscape. I hypothesize that this imposes a constraint on the potential for habitat fragmentation to mitigate effects of habitat loss in BIDE models. To date, empirical studies of the independent effects of habitat loss and fragmentation suggest that habitat has a much larger effect than habitat fragmentation on the distribution and abundance of birds, supporting the BIDE model prediction, at least for this taxon.
Article
We studied the barrier effects of various roadways on the genetic subdivision of bank vole (Clethrionomys glareolus) populations. Allele frequencies, genetic variability, and genetic distances of natural populations were calculated based on polymorphism of seven microsatellite markers. We compared bank vole populations in control areas without such barriers with animals from both sides of a country road, a railway, and a highway. Using F and R statistics, we demonstrated significant population subdivision in bank vole populations separated by the highway, but not in populations on either side of the other roadways or in the control area. Correlations between geographic and genetic distances were revealed by an extended method based on a Mantel analysis. This allowed us to measure genetic barrier effects and express them as additional geographic distances. For instance, statistically significant differences in allele frequencies in all seven loci examined existed among populations in southern Germany and Switzerland, which are separated by the Rhine River and Lake Constance. The real geographic distance between bank vole populations in Konstanz and those in Lengwil, Switzerland, was 6 km. According to this analysis the genetic barrier effect of the Rhine could be defined as an additional distance of 7.7 km. This study shows for the first time that not only old geographic barriers but also more recent fragmentation of landscape by, for example, highways has an important effect on gene flow and the genetic substructuring of populations, which should be considered in future environmental impact assessments.
Article
The difficulty of directly measuring gene flow has lead to the common use of indirect measures extrapolated from genetic frequency data. These measures are variants of FST, a standardized measure of the genetic variance among populations, and are used to solve for Nm, the number of migrants successfully entering a population per generation. Unfortunately, the mathematical model underlying this translation makes many biologically unrealistic assumptions; real populations are very likely to violate these assumptions, such that there is often limited quantitative information to be gained about dispersal from using gene frequency data. While studies of genetic structure per se are often worthwhile, and FST is an excellent measure of the extent of this population structure, it is rare that FST can be translated into an accurate estimate of Nm.