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Arbeit in Call Centern Soziologische und linguistische Stil-Analysen als konvergente Perspektiven auf neue Arbeitsformen

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Abstract

Eine wichtige Tendenz in der Entwicklung der Arbeitswelt ist die Zunahme der Bedeutung von Kommunikation für den Arbeitsprozess. In immer höherem Maße wird Kommunikation von einem rein arbeitsbegleitenden Faktor zum eigentlichen Gegenstand der Tätigkeit. In die-sem Sinne ist es gerechtfertigt, von Kommunikationsarbeit als eigenständigem Tätigkeitsfeld zu sprechen (Höflich 1996; Knoblauch 1996; Knoblauch/Heath 1999; Mikl-Horke 1994; s.a. Rammert 1992). Ein prominentes Beispiel dafür ist der in den letzten Jahren entstandene Be-reich der Call-Center-Arbeit (Bittner/Schietinger/Schroth/Weinkopf 2000; Rieder/Matu-schek/Anderson 2000; TIB 2000; Matuschek/Kleemann/Voß. 2001). Um der Komplexität dieser neuen Arbeitsform gerecht zu werden, erscheint es uns als hilfreich, unterschiedliche disziplinäre Zugänge – hier im Speziellen linguistische und soziologische – in Verbindung zu bringen. Hierzu stellt dieses Papier erste konzeptionelle Überlegungen an und exemplifiziert diese im Anschluss anhand zweier prototypischer Fallbeispiele. Als eine geeignete Beschrei-bungskategorie schlagen wir das Konzept Stil vor, da es mehrere Analysebereiche und -ebenen gleichzeitig erfassen und somit sowohl das Arbeitshandeln als auch das Sprachhan-deln der Call-Center-Agenten in den Blick nehmen kann. Nach einführenden Überlegungen zu dieser Kategorie (1) und einer kurzen Darstellung des Untersuchungsfeldes (2) folgt eine ver-gleichende Analyse zweier Fälle zu deren Arbeits-(3) und Kommunikationsstil (4). Abschlie-ßend wird der Ertrag eines transdisziplinären Vorgehens bei der Analyse von Kommunikati-onsarbeit kurz resümiert (5).
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Arbeit in Call Centern
Soziologische und linguistische Stil-Analysen als konvergente Perspektiven
auf neue Arbeitsformen
von Jana Haase, Frank Kleemann, Ingo Matuschek, Carsten Schulz-Nötzold (Chemnitz)
Eine wichtige Tendenz in der Entwicklung der Arbeitswelt ist die Zunahme der Bedeutung
von Kommunikation für den Arbeitsprozess. In immer höherem Maße wird Kommunikation
von einem rein arbeitsbegleitenden Faktor zum eigentlichen Gegenstand der Tätigkeit. In die-
sem Sinne ist es gerechtfertigt, von Kommunikationsarbeit als eigenständigem Tätigkeitsfeld
zu sprechen (Höflich 1996; Knoblauch 1996; Knoblauch/Heath 1999; Mikl-Horke 1994; s.a.
Rammert 1992). Ein prominentes Beispiel dafür ist der in den letzten Jahren entstandene Be-
reich der Call-Center-Arbeit (Bittner/Schietinger/Schroth/Weinkopf 2000; Rieder/Matu-
schek/Anderson 2000; TIB 2000; Matuschek/Kleemann/Voß. 2001). Um der Komplexität
dieser neuen Arbeitsform gerecht zu werden, erscheint es uns als hilfreich, unterschiedliche
disziplinäre Zugänge – hier im Speziellen linguistische und soziologische – in Verbindung zu
bringen. Hierzu stellt dieses Papier erste konzeptionelle Überlegungen an und exemplifiziert
diese im Anschluss anhand zweier prototypischer Fallbeispiele. Als eine geeignete Beschrei-
bungskategorie schlagen wir das Konzept Stil vor, da es mehrere Analysebereiche und
-ebenen gleichzeitig erfassen und somit sowohl das Arbeitshandeln als auch das Sprachhan-
deln der Call-Center-Agenten in den Blick nehmen kann. Nach einführenden Überlegungen zu
dieser Kategorie (1) und einer kurzen Darstellung des Untersuchungsfeldes (2) folgt eine ver-
gleichende Analyse zweier Fälle zu deren Arbeits- (3) und Kommunikationsstil (4). Abschlie-
ßend wird der Ertrag eines transdisziplinären Vorgehens bei der Analyse von Kommunikati-
onsarbeit kurz resümiert (5).
1. Stil als Analysekategorie
Im Laufe seiner 2500 Jahre währenden historischen Entwicklung hat der Begriff Stil einen
enormen Bedeutungsumfang gewonnen und ist in entsprechend vielfältige Verwendungsbe-
reiche vorgedrungen (vgl. Heinz 1986; Panofsky 1996, 1999; Sowinski 1999). Daraus resul-
tieren uneinheitliche Gebrauchsweisen des Begriffes und eine große Reichhaltigkeit an Me-
thoden und Perspektiven der Stilanalyse. Man geht erstens davon aus, dass es sich bei Stil um
ein sogenanntes Mehrebenenphänomen handelt. Das heißt Stile können auf unterschiedlichste
analytische Gegenstände und Analyseebenen bezogen werden, zum Beispiel Bau-, Denk-,
Epochen-, Fahr-, Musik-, Sprach- oder Verhaltensstile. Zweitens resultiert die Komplexität
des Phänomens Stil daraus, dass Stil einerseits das Ergebnis bewusster Handlungen sein kann
(Stilisieren z.B. durch 'Ironisieren'), andererseits kann Stil auch symptomhaften Elementen
von sprachlichen Äußerungen zugeschrieben werden (z.B. dialektale Färbung, Unsicherheit
durch Zittern in der Stimme). Stil entsteht also sowohl aus prinzipiell kontrollierbaren Hand-
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lungen als auch aus prinzipiell nicht kontrollierbarem Verhalten, dem stilistischer Sinn zuge-
schrieben werden kann (zum Handlungsbegriff in diesem Kontext s. Holly/Kühn/Püschel
1984).
Entlang zweier Stränge – einerseits der Rezeption vorhandener Konzeptionen und andererseits
unseres empirischen Materials – haben wir grundlegende Anforderungen an unsere Stil-
Konzepte heraus gearbeitet.1 Dieses Vorgehen lässt sich als empirische begründete Theorie-
bildung (Kelle 1994) im Sinne der “Grounded Theory” (Glaser/ Strauss 1967; Strauss/ Corbin
1996) verstehen. Im Folgenden benennen wir auf diesem Wege erarbeitete allgemein-formale
Kategorien von Stil, die in die dann dargestellten bereichsspezifischen Konzepte des Arbeits-
bzw. des Kommunikationsstils konstitutiv eingehen.2 Beide orientieren sich dabei an einem
pragmatisch bzw. handlungs- und praxistheoretisch fundierten wissenschaftstheoretischen
Verständnis.
1.1. Systematisierung der Stilkonzeptionen
Stilkonzeptionen unterscheiden sich nicht nur in ihrem Gegenstandsbezug, sondern auch in
der Auffassung davon, wie Stil empirisch zu fassen sei. Als konstitutive Merkmale von Stil-
Begriffen, die dem Gegenstand der Kommunikationsarbeit angemessen sind, lassen sich fol-
gende Differenzierungen fest halten:
Die meisten Ansätze sind als analytische Konzepte empirisch-deskriptiv angelegt.
Stile werden unterschiedlichen Trägern zugeordnet: Während insbesondere die Literatur-,
Kunst- und Musikwissenschaften primär gegenständliche Stilkonzeptionen verwenden, bei
denen der Stil im Werk verortet wird, rechnen die Sprach- und Sozialwissenschaften den
Stil eher der Person und sozialen Gruppen zu. Damit lassen sich formbezogene von per-
formativen Konzeptionen unterscheiden. In letzteren ist die Möglichkeit angelegt, dass der
Stil einer Person sich im Zeitverlauf wandelt, also variabel ist.
Dem Stil wird in unterschiedlichen Konzeptionen entweder überformender oder holisti-
scher (i.S. von integrativer) Objektstatus beigemessen. Überformend wird Stil als zusätzli-
che Komponente im Sinne der symbolischen Überhöhung eines ansonsten funktionalen
1 Auf eine genauere Darstellung der herangezogenen Stilkonzeptionen wird an dieser Stelle verzichtet, um den
Blick auf das empirische Material nicht zu verstellen. Dem Arbeitsstilkonzept liegen soziologische (bereits früh:
Simmel 1989 [1900]; Weber 1993 [1904/05]) wie (sozial-) psychologische Ansätze (Lang 2000; Schultz-
Gambard/Altschuh 1993) zu Grunde: Neben unterschiedlichen Lebensstilansätzen (Luger 1992; Berger/ Hradil
1990; Hradil 1992; Müller 1992; Drieseberg 1995; Lüdtke 1989, 1995; Lüdtke/Matthäi/Ulbrich-Hartmann 1994;
Schwenk 1996; Hörning/Ahrend/Gerhard 1996) sind dies kultursoziologische Werke (Hahn 1986) wie auch
Bourdieus Habitus-Konzept (Bourdieu 1987; vgl. dazu auch Eder 1987), jugendsoziologische Studien (Soeffner
1986; Schäffer 1996; Ferchhoff/Neubauer 1996) und sie arbeitssoziologische Untersuchung Strübings (1992).
Für die sprachwissenschaftliche Stilanalyse (für einen Überblick vgl. Sowinski 1999; Püschel 2000) wurde
insbesondere auf den Variationsansatz (vgl. dazu Dittmar 1997; Hymes 1979; Püschel 1995; Sandig 1986;
Keppler 1994; Gal 1987), den ethnografischen Ansatz der Soziolinguistik (vgl. dazu Kallmeyer 1995; Dittmar
1997) und die Interaktionale Stilistik ( vgl. dazu Labov 1976; Auer/di Luzio 1984; Franck 1984; Tannen 1984;
Selting 1989; Selting/Hinnenkamp 1989; Selting/Sandig 1997) zurück gegriffen.
2 Bereichsspezifisch insofern, als der Gegenstand, auf den bereichsspezifische Stile sich beziehen, ein jeweils
besonderer ist und dies Auswirkungen auf die Stile selbst hat; sie sind jeweils gegenstandsbezogen.
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Zusammenhangs betrachtet. Demgegenüber beachten holistische Konzeptionen von Stil
auch die Art und Weise der Verbindung von Elementen zu einem kohärenten Ganzen.3
Zu unterscheiden sind ferner intentionale (d.h. absichtsvolle) von präreflexiven Konzepti-
onen der Stilgenerierung: Während sprachliche Hervorbringungen, Führungsstile und ex-
pressive Handlungen mit der Zielsetzung sozialer Distinktion vor allem unter dem Aspekt
ihrer zielgerichteten Hervorbringung analysiert werden, betrachten die übrigen Ansätze
den Stil als überwiegend präreflexiv zustande gekommene Gestaltung der eigenen Praxis.
1.2. “Personaler Arbeitsstil” und “Kommunikationsstil”
Mit den genannten Unterscheidungen lassen sich für unseren Gegenstand, Arbeits- und Kom-
munikationshandeln in subjektivierten Arbeitsformen, bereits einige wesentliche und zur A-
nalyse erforderliche Eigenschaften der Konzepte “personaler Arbeitsstil” und “Kommunikati-
onsstil” bestimmen:
Personaler Arbeitsstil
Kommunikationsarbeit unterliegt dem Prozess der Subjektivierung von Arbeit (Klee-
mann/Matuschek/Voß 1999; 2002). Damit werden individuelle Herstellungsleistungen für
Arbeitshandlungen wichtiger.4 Zu deren Erfassung bietet sich ein empirisch-deskriptiv und
personen- sowie performanzbezogen vorgehendes Konzept an. Der “Arbeitsstil” beschreibt
dann holistische Muster bzw. Strukturierungen des Arbeitsalltags sowie den dahinter stehen-
den modus operandi, nicht aber eine individuell-stilistische Überhöhung funktionaler Hand-
lungen. Soweit er überwiegend auf der präreflexiven Ebene von Praktiken zu verorten ist, sind
Stil-Spezifika nur in Relation zu (berufs-) biographischen Hintergründen, subjektiven Sinn-
deutungsmustern und situativen Rahmenbedingungen des Arbeitens und Lebens, die eine
Veränderung der Handlungweise erlauben oder erzwingen, erkennbar. Der Begriff des Stils
scheint uns deshalb sinnvoll auf den Gegenstand subjektivierter Arbeit anzuwenden zu sein,
weil Stil-Konzepte verschiedener Provenienz stets Muster bzw. Ähnlichkeiten erfassen, die
für eine Mehrzahl (und nur dafür) von Handlungen bzw. Gegenständen des selben Typus ver-
wendbar sind. Ohne dass damit deterministische Annahmen verbunden sind, wird der Aspekt
der Wiederholbarkeit und Regelmäßigkeit betont. Das Stil-Konzept erfasst dann über die Ein-
zelhandlungen hinweg zunächst die dahinter erkennbaren durchgängigen Muster, die von der
arbeitenden Person hervorgebracht werden. Im Weiteren richtet sich der Blick auf die dem
Arbeitsstil zugrunde liegenden Methoden seiner Herstellung. Zugleich impliziert der Stil-
Begriff, dass die zentralen Merkmale von Stilen nicht immer die gleichen sind (nicht für jeden
“Arbeitsstil” sind zum Beispiel Milieuprägungen ein bestimmendes Moment). Theoretisch
sind eine Vielzahl je unterschiedlich zu gewichtender Einflussfaktoren vorstellbar, die wech-
3 Ein methodischer Hinweis: Auch bei holistischen (d.h. integrativen) Konzepten werden singuläre Stile nicht
immer anhand gleicher allgemeiner Kriterien analysiert, sondern es sind jeweils charakteristische Merkmale in
der Art ihres Zusammenwirkens, die einen bestimmten Stil kennzeichnen.
4 Diese Herstellungsleistungen gehen nicht allein aus der Situation hervor, sondern die Arbeitenden handeln
aufgrund individueller, in früheren Situationen angeeigneter und eingeübter (routinisierter) Verfahrensweisen.
Nur in unbekannten Situationen müssen neue Verfahren entwickelt werden (Giddens 1988; Joas 1992).
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selseitig wirksam sind. Im Einzelfall wird es aber nie die Gesamtheit dieser Einzelfaktoren
sein, die den Stil bedingen.
Daraus ergibt sich die Frage, wie ein Stil erkennbar wird. In subjektivierten Arbeitsformen
wird dies im Kontrast zwischen verschiedenen Arbeitenden deutlich, die gleiche Aufgaben auf
unter Umständen deutlich unterschiedliche Art und Weise strukturieren. Insoweit sollte das
Konzept des “personalen Arbeitsstils” (Kleemann 2000; Kleemann/Matuschek 2001; Matu-
schek/Kleemann/Voß 2002; Matuschek 2002) ein formales Analysegerüst sein, dessen Ebenen
empirisch dafür offen sind, unterschiedliche individuelle Methoden und Verfahren zu erfas-
sen, wie Arbeitshandeln koordiniert wird. Auch insofern erweist sich der Stil-Begriff als ge-
eignet, da es sich bei Stil stets um ein relationales Konzept handelt: Erst im Kontrast zu ande-
ren Stilen wird ein Stil beschreibbar. Damit verbietet sich methodisch eine den zu untersu-
chenden Stilen äußerlich bleibende Dimensionierung, wie sie zum Beispiel der sozialstruktu-
rell orientierten Lebensstil-Forschung zu eigen ist. In methodologischer Hinsicht erfordert das
Stil-Konzept sowohl die fallimmanente wie die fallübergreifende Kontrastierung. Erst in den
solchermaßen rekonstruierten5 Stil-Komponenten und ihrer Zusammensetzung lässt sich er-
kennen, was den bereichsspezifischen Stil einer Person ausmacht und was ihn von anderen
bereichspezifischen Stilen derselben Person unterscheidet. Im Zuge der fallübergreifenden
Kontrastierung wird zudem die individualistisch-reduzierte Variante kulturalistischer Stil-
Konzeptionen überwunden.
Kommunikationsstil
Das hier vertretene Konzept “Kommunikationsstil” wurde ursprünglich zur Beschreibung der
Nutzerkommunikation im Rahmen des DFG-Projekts “Die sprachliche Aneignung von Com-
putermedien”6 entwickelt. Über die Analyse der Nutzergespräche während der Computerbe-
dienung, die mit Audio- und Videogeräten dokumentiert wurden, rekonstruieren wir hierbei
das Repertoire an kommunikativen Mustern. Der Begriff ‚Stil’ wird dabei als eine Beschrei-
bungskategorie zur Systematisierung des empraktischen, d.h. handlungsbegleitenden, Spre-
chens (Karl Bühler) in computerunterstützten Arbeitssettings gebraucht: Unter Rückgriff auf
den Muster-Begriff werden individuelle Sprachhandlungen zu Handlungstypen zugeordnet
und in ihrer Gesamtheit erfasst (Repertoire). Die im konkreten Einzelfall jeweils situations-
spezifische Auswahl von Mustern aus diesem Repertoire ist hierbei bereits als ein erster As-
pekt des Stilistischen zu berücksichtigen. Ein weiterer Aspekt ist in der unterschiedlichen si-
tuativen Ausprägung vergleichbarer Muster zu sehen. Als stilprägende Faktoren kommen in
diesem Zusammenhang z.B. verschiedene Bezugswelten/Domänen (Privatleben vs. Bildung
vs. Wirtschaft), verschiedene Aktivitätsmodi (Spielen vs. Lernen vs. Arbeiten), soziale Grup-
pen (z.B. Studenten), soziale Beziehungen (Familienmitglieder vs. Arbeitskollegen) und ein-
zelne Individuen (“Individualstil”) in Betracht. Stil bezeichnet hier also Musterauswahl und
Musterrealisierung, deren kommunikative Funktionalität in der Anpassungsfähigkeit an unter-
5 Vgl. zur Rekonstruktiven Sozialforschung allgemein Bohnsack (1999); speziell für Leitfadeninterviews
Matuschek (1999).
6 Vgl. zu Konzeption und vorläufigen Ergebnissen dieses Projektes die vorliegenden Publikationen
(Haase/Stöckl 1998; Habscheid 1998; 2000; 2001; Habscheid/Holly 2001; Holly 1996; 1997; 2000; Holly/Biere
1998; Holly/Habscheid 1999; 2000; Klemm/Graner 2000) und Arbeitspapiere (Haase 1999; 2002a-c;
Habscheid/Haase/Schulz-Nötzold 2000; Schulz-Nötzold 2002).
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schiedliche Sprechanlässe liegt. Nach unserem Verständnis können wir so mit dem Begriff
Stil sowohl die Gestalt (Eigenschaft) von Kommunikation als auch den dynamischen Prozess
seiner Hervorbringung durch die Interaktanten im Arbeitshandeln beschreiben. Wir werden
uns dazu auf die Beschreibung eines spezifischen Ausschnittes des Musterrepertoires konzent-
rieren: auf die jeweils typischen Sprachhandlungen (und Ausprägungen derselben) von Indivi-
duen, die sich als “Individual-/Personalstil” erfassen lassen. Dies ermöglicht es uns, das Kon-
zept des “Kommunikationsstils” mit dem ebenfalls individuumsbezogenen soziologischen
Konzept des “Arbeitsstils” in Beziehung zu setzen.
Forschungsleitende Vermutung des weiteren Vorgehens ist, dass bei der Analyse von Kom-
munikationsarbeit charakteristische Ähnlichkeiten zwischen den Bereichen “Arbeitsstil”
(Gestaltung des Arbeitshandelns) und “Kommunikationsstil” (Gestaltung des Sprachhandelns)
der jeweils Beteiligten bestehen. Geht man davon aus, dass alle (Sprach-)Handlungen und
handlungsleitenden Orientierungen mittels “indem-Relationen” (Heringer 1974) hierarchisch
strukturiert sind, dann lässt sich die These formulieren, dass sich einerseits Merkmale von
“Arbeitsstil” im “Kommunikationsstil” manifestieren und andererseits Merkmale von “Kom-
munikationsstil” den “Arbeitsstil” prägen. Die Frage lautet also: Gibt es spezifische Verknüp-
fungen zwischen den relevanten konstituierenden Merkmalen von “Arbeitsstil” und von
“Kommunikationsstil” bzw. vice versa? Dem wollen wir im Folgenden nachgehen und legen
dazu einen Stil-Begriff zugrunde, der sowohl empirisch-deskriptiv als auch holistisch-
integrativ ausgerichtet ist. Analytisch gesehen wird Stil als ein relationales Phänomen be-
trachtet (immanenter und fallübergreifender Vergleich), das sich auf unterschiedlichen Ebenen
der sozialen Wirklichkeit entfaltet (Mehrebenenphänomen). Ein Stil ist eine individuelle bzw.
gruppenspezifische Handlungsweise, die als solche das Resultat einer sozialen Praxis darstellt.
Deshalb sind Stile nach unserer Auffassung wesentlich durch die analytischen Dimensionen
Situativität, Sozialität, Sinn und Biographie geprägt (s. dazu Kleemann/Matuschek 2001;
Matuschek/Kleemann/Voß 2002; Matuschek 2002).
2. Beschreibung des Untersuchungsbetriebs
Die den folgenden Ausführungen zugrunde liegenden Daten wurden in den Jahren 1999/2000
im Call Center einer Direktbank im Kontext eines Forschungsprojektes erhoben.7 Sie umfas-
sen neun Interviews mit Call-Center-Agenten und fünf Managern der unteren bzw. mittleren
Ebene. Hinzu kommen 89 Gesprächsaufzeichnungen von authentischen Beratungsgesprächen
einiger der interviewten Call-Center-Agenten. Diese Gesprächsaufzeichnungen werden ge-
wöhnlich im Rahmen der Schulungen der Direktbank genutzt und uns seitens der Institution
zur Verfügung gestellt. Zusätzlich hatten die Projektmitglieder die Gelegenheit, umfangreiche
Beobachtungen, auch während laufender Beratungsgespräche, durchzuführen.8
7 Es handelt sich um das von der DFG geförderte Projekt “Neue Arbeits- und Alltagspraktiken bei
medienvermittelten autonomisierten Arbeitsformen” innerhalb der DFG-Forschergruppe “Neue Medien im
Alltag” an der Technischen Universität Chemnitz (siehe Voß 1999).
8 Als Kontrast und Ergänzung zu diesem Call Center wurden seit 2002 im Rahmen eines Anschlussprojekts
(“Autonomie und Standardisierung in medienvermittelter Grenzstellenarbeit: Informatisierte Kommunikations-
arbeit in Communication Centern”; institutioneller Kontext wie beim Vorgängerprojekt, s.o. Fn. 7) Beobach-
tungen und Interviews in weiteren Call Centern der Finanzdienstleistungsbranche sowie in Bereich technischen
supports heran gezogen werden (für erste vergleichende Ergebnisse siehe Kleemann/Matuschek 2003;
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Das Call Center der Bank hat ca. 160 Beschäftigte, deren Aufgaben im Vergleich zu denen
anderer Branchen als recht komplex einzustufen sind. Auch im brancheninternen Vergleich ist
es bezogen auf die Komplexität der Tätigkeiten im oberen Segment einzuordnen. Neben dem
Ausführen von Überweisungen (vergleichbar mit der Arbeit in einem Bestellannahme-Call
Center) übernehmen alle Beschäftigten auch umfangreiche Beratungsaufgaben. Bestandteil
der Arbeit sind Tätigkeiten im Inbound (Annahme eingehender Anrufe) und im Outbound
(Anrufe nach außen). Typische Inhalte von Inbound-Gesprächen sind Überweisungen, Kredit-
anfragen oder Kontostandsabfragen. Im Bereich Outbound stehen die Vermittlung neuer Pro-
dukte und die Gewinnung neuer Kunden im Vordergrund.
Alle Angestellten der Direktbank sind in ein Gleitschichtsystem eingebunden, das es der Bank
erlaubt, ihren Service an sieben Tagen der Woche von 7 bis 22 Uhr anzubieten. Damit sind sie
bei einer bis zu 40stündigen Arbeitswoche9 in regelmäßigen Abständen (etwa alle drei Wo-
chen) auch zur Arbeit am Wochenende verpflichtet. Call-Center-Agenten dieser Bank arbeiten
in Teams von bis zu zehn Personen, die von einem Teamleiter geführt werden. Diese Teams
arbeiten relativ autonom, d.h. im Rahmen personalwirtschaftlicher Vorgaben gibt es individu-
elle Gestaltungsmöglichkeiten der Arbeitszeit. Die Arbeitsleistung wird prinzipiell teambezo-
gen erfasst, es besteht allerdings die Möglichkeit, personenbezogene Leistungsdaten zu erhe-
ben.
Im Hinblick darauf, eine professionelle Gesprächsführung zu gewährleisten, durchlaufen alle
neuen MitarbeiterInnen ein sechswöchiges Training (fachbezogene Vorkenntnisse sind gern
gesehen, aber nicht unbedingt erforderlich). Gelehrt werden allgemeine Bankkenntnisse, das
spezifische Produktspektrum der Bank, die Spezifika des Informations- und Kommunikati-
onssystems sowie die Kommunikations- und Verkaufstechniken der Bank. Der Verkauf ge-
hört zum Aufgabenspektrum aller Beschäftigten. Auch Inbound-MitarbeiterInnen sind gehal-
ten, KundInnen auf ihr Interesse an weiteren Bankprodukten anzusprechen.
Über eine grobe Vorgabe eines idealtypischen Ablaufs wird versucht, die Gespräche mit den
Kunden zu strukturieren. Weitere Vorgaben betreffen beispielsweise die Verwendung bzw.
das Meiden bestimmter Formulierungen. Die MitarbeiterInnen werden zugleich ermuntert,
diese Vorgaben mit einem persönlichen Gesprächsstil zu verbinden, damit die Gespräche
möglichst authentisch wirken.10 Die Teamleiter als untere Managementebene unterstützen und
kontrollieren das Kommunikationsverhalten ihrer Teammitglieder. Das Management sieht in
dieser Verbindung von Vorgaben und Freiräumen die Möglichkeit, die allgemeine Kunden-
orientierung mit einer für die MitarbeiterInnen verbindlichen effizienten Gestaltung der Kun-
dengespräche zu verbinden. So sollen in möglichst kurzer Zeit die für das Gespräch relevanten
Informationen ermittelt werden und ausgehend davon der Kundin eine auf sie zugeschnittene
Matuschek/Kleemann 2003). In die vorliegende Abhandlung fließen allerdings nur die Datensätze aus dem erst
genannten Call Center ein, da nur hier Gesprächsaufzeichnungen vorliegen, wie sie für eine Analyse des
Kommunikationsstils erforderlich sind.
9 Im untersuchten Call Center arbeitet die Mehrzahl der Beschäftigten – für die Branche insgesamt untypisch – in
Vollzeitarrangements; nur ca. ein Drittel sind Teilzeitbeschäftigte.
10 Die Agenten tauschen sich über in positiver wie negativer Hinsicht bemerkenswerte Kunden ebenso aus wie
über gelungene Formulierungen und Argumentationsgänge gegenüber Kunden. Dies geschieht allerdings weniger
systematisch als vielmehr auf dem Wege eines kollegialen Austausches während der Pausen und ähnlichen
Gelegenheiten.
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Klärung ihres Anliegens oder Problems geboten werden. Für die Gesprächs- und Nachberei-
tungszeiten gibt es Vorgaben, die durchschnittlich pro Monat umgesetzt werden müssen.
3. Arbeitshandeln im Call Center in arbeitssoziologischer Perspektive
Die beiden im folgenden vorgestellten Mitarbeiter arbeiten beide in der selben Abteilung, dem
Beschwerde-Center. Den Mitarbeitern werden dort im Vergleich zu den Beschäftigten anderer
Call-Center-Abteilungen sehr weitgehende Freiräume in der Gesprächsführung eingeräumt.
Damit soll es ihnen ermöglicht werden, auf die Kunden in jeweils ausreichender Weise einzu-
gehen.
Die Aufgabe beider Agenten ist es, kundenseitige Beschwerden und Sonderanfragen entge-
genzunehmen und, soweit es ihnen möglich ist, zu lösen oder entsprechende Schritte einzu-
leiten. Dazu stehen verschiedene Wege technisch vermittelter Kommunikation zur Verfügung.
Quantitativ gesehen steht die Telefonie an erster Stelle, gefolgt von der E-Mail-Bearbeitung.
Bis zur Hälfte der Arbeitszeit verbringen die Mitarbeiter damit, eingehende mündliche Be-
schwerden ad hoc zu bearbeiten. In den Zwischenzeiten bearbeiten sie schriftlich vorliegende
Fälle (sowohl Wiedervorlagen bzw. aus dem allgemeinen Call Center weitergeleitete Vorgän-
ge als auch per Fax, Brief oder E-Mail eingehende Beschwerden), die sie laufend selbst sich-
ten und nach Dringlichkeit priorisieren. Auch diese Fälle erfordern häufig eine telefonische
Kontaktaufnahme mit Kunden. Zu den Arbeitsaufgaben gehört es auch, den Verlauf und das
Ergebnis aller Kundenkontakte datentechnisch zu dokumentieren und wenn nötig weitere
Schritte zu veranlassen. Die zur Verfügung stehende Technik wird von beiden als handlungs-
entlastend begrüßt, etwaige Mängel werden durch Improvisation umgangen.
3.1. Zum personalen Arbeitsstil des Herrn K.
Herr K. ist 28 Jahre alt, verheiratet und hat ein sechs Monate altes Kind. Er ist im Beschwer-
demanagement der Direktbank für tägliche eingehende mündliche Beschwerden zuständig.
Herr K. legt großen Wert darauf, seine eigenverantwortlich zu gestaltenden Aufgaben gut zu
planen. Dafür nimmt er es auch in Kauf, regelmäßig mindestens eine halbe Stunde vor dem
eigentlichen Schichtbeginn im Hause zu sein, um genügend Vorbereitungszeit zu haben. Die
Telefonbereitschaft bzw. die dann eingehenden Gespräche führen zu Unterbrechungen seiner
schriftlichen Sachbearbeitungen. Es sind diese Unterbrechungen, die aus der Perspektive
Herrn K.s die vorgängigen Planungen so wichtig machen. Sie ermöglichen ihm trotz seiner
vielfältigen und sich zeitlich überlagernden Aufgaben ein effizientes Arbeiten auf Grund der
auf seinen Fachkenntnissen aufbauenden routinisierten Systematik. Neben den unternehmens-
seitig bereitgestellten Neuen Medien greift Herr K. dazu auch auf persönliche Notizen zurück,
die ihm helfen, seine Arbeit zu organisieren. Emotional aufgeladene Situationen behindern in
seinen Augen eine rationale Bearbeitung und stören dadurch die Effizienz. Aus diesem Grund
verhält er sich am Telefon betont sachlich und emotional zurückhaltend. Das ist zugleich der
einzige “Verstoß” gegen die Leitlinien seines Arbeitgebers, der die Telefonate zu emotionalen
Events für die Kunden gestalten will. Herr K. gesteht allenfalls Freundlichkeit zu und will
sich nicht zu einer nicht-authentischen Emotionalität drängen lassen, die nicht seinem Naturell
entspricht. Alle anderen Bedingungen der Arbeitssituation und -organisation (z.B. Parallelität
von Sachbearbeitung und Telefonie, Schichtsystem) werden demgegenüber beinahe fatalis-
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tisch mit dem Hinweis auf das bei Vertragsunterzeichnung bestehende Wissen um diese
Strukturen akzeptiert.
Herr K. ist ein familienzentrierter Mensch. Private soziale Beziehungen werden weitgehend
von K.s Frau gepflegt. Kontakte zu Kollegen sind zwar durchaus freundschaftlich, aber eher
selten. Sie ergeben sich beiläufig während der Arbeitszeit und sind zwischen den Mitgliedern
seines Teams enger als gegenüber anderen Personen. Im Hinblick auf seine Arbeit sind ihm
die Kollegen als Informations- und Ratgeber auf der Basis gegenseitiger Hilfe wichtig. Damit
lassen sich Situationen, in denen es zum Beispiel um schnelle Informationen für einen Kun-
den geht, entschärfen. Über diesen funktionalen Aspekt hinaus hat die Einbindung in eine
Gruppe zusätzliche kompensatorische Wirkungen, wenn dadurch emotionale aufgeladene Si-
tuationen (z. B. Streit mit Kunden) bearbeitet werden können.
Herr K. ist sich der Bedeutung seiner individuell erbrachten Leistung bewusst, stellt sich
zugleich aber in den Gesamtrahmen der Bank als eine nach außen wirkende Einheit. Diese
Stellung versucht er auch den Kunden zu vermitteln: Er fungiert nicht als eigenständige Per-
son, sondern als Vertreter der Institution. Das ist für ihn wichtig, um die Basis der Kommuni-
kation zwischen ihm und dem Kunden zu klären. Dazu gehört für ihn auch, sich dem Sprach-
niveau des Kunden anzupassen. Für Herrn K. sind dies von ihm zu erbringende Vorleistun-
gen, die eine erfolgreiche Arbeit zwar nicht garantieren, aber wahrscheinlicher machen.
Arbeit ist für Herrn K. der unhinterfragte Mittelpunkt seines Lebens: Sie sichert das Leben
seiner Familie ab. Diese zentrale Stellung bringt es mit sich, andere Bereiche des Lebens nach
den Anforderungen der Arbeit auszurichten. Bestandteil dieser Orientierung und der daraus
hervorgehenden Arbeitsmotivation ist ein auf die Person bezogenes Leistungsstreben: durch
persönlichen Einsatz sind viele Aufgaben zu bewältigen und wird Arbeitszufriedenheit erst
möglich. Als Arbeitsaufgabe wird dabei nicht nur die konkrete Einzelhandlung angesehen,
sondern die antizipierte Erwartung des Arbeitgebers an die Mitarbeiter, zum Erfolg des ge-
samten Unternehmens beizutragen. Herr K. übernimmt diese Perspektive: Er sieht sich als
Rädchen im Getriebe einer Organisation, die nur im effizienten Zusammenwirken aller funk-
tionieren kann. Zugleich ist die eigene Verantwortlichkeit eng abgesteckt: Verantwortlich ist
Herr K. nur für seine eigene Arbeitsleistung, nicht aber für den Erfolg des Unternehmens ins-
gesamt. Daraus folgt für Herrn K., seine Arbeitsleistung selbst zu kontrollieren und an den
durch den Arbeitsvertrag vereinbarten Pflichten zu messen. Dazu gehört auch die Bereitschaft
zur Fortbildung. Insgesamt hat Herr K. damit die Erwartungen seines Arbeitgebers an ein ei-
genverantwortliches Arbeiten verinnerlicht. Dazu ist vorausschauende Planung unabdingbar.
Der hohen Bedeutung, die Herr K. gewissenhafter Vorbereitung zumisst, steht die Unwägbar-
keit des Verhaltens der Kunden gegenüber: Ihre Ziele müssen mit denen der Bank nicht über-
einstimmen, weshalb der Kontakt prinzipiell kontingent ist. Diese Kontingenz beherrschen
bzw. die darin liegenden Risiken des Misserfolgs minimieren zu können, bedarf es organisati-
onsseitig, aber auch von Seiten des Mitarbeiters sachlich-rationaler Arbeitsplanung. Dieser
grundlegenden Orientierung an planbaren arbeitsorganisatorischen und technischen Voraus-
setzungen steht die Bereitschaft Herrn K.s zur gelegentlichen Improvisation ergänzend zu
Seite.
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Vor seiner jetzigen Tätigkeit hat Herr K. verschiedene Ausbildungen durchlaufen: nach einer
1988 begonnenen Berufsausbildung mit Abitur11 (Schwerpunkt: Maschinenbau), die er nach
der Wende erfolgreich abschloss, wurde er in seiner nordostdeutschen Heimatstadt zum
Bankkaufmann ausgebildet. Kurz nach Abschluss dieser Ausbildung leistete er seinen Wehr-
dienst. Weil ihm ein anvisiertes BWL/VWL-Studium als zu formalistisch angelegt erschien,
begann er danach ein Magisterstudium der Politologie mit den Nebenfächern Soziologie und
englische Sprachwissenschaft. Dieses Studium beendete er trotz eines studienbedingten Aus-
landsaufenthaltes innerhalb der Regelstudienzeit. Daraufhin entschloss er sich zur Rückkehr
in seinen Ausbildungsberuf im Finanzdienstleistungsbereich und reagierte auf eine Stellenan-
zeige seiner derzeitigen Arbeitgeberin.
Planung und die darauf hin folgende Umsetzung in die Praxis als Mittel der Beherrschung
einer unsicheren Umwelt kennzeichnen auch die biographischen Muster Herrn K.s. Seine
Statuspassagen in die schulische und berufliche Ausbildung hat er unter Hinzuziehung von
Ratgebern sehr genau festgelegt und dann Schritt für Schritt verfolgt. Überraschende Wen-
dungen hat es gegeben, sie wurden aber jeweils in Neuorientierungen umgemünzt. Mögli-
cherweise zeigen sich in dieser Fähigkeit, der grundlegenden Erwartung an eine planbare Zu-
kunft zuwiderlaufende Ereignisse produktiv zu bearbeiten, die spezifischen Wendeerfahrun-
gen Herrn K.s. Er wurde aus einer relativ absehbaren, gesicherten Zukunft im Industriebereich
in die ökonomischen Unwägbarkeiten des Niedergangs der ostdeutschen Industrie entlassen,
und hat sich in dieser Situation in einer Gemengelage aus Strategie und Zufall erfolgreich zu
dem entwickelt, der er heute ist.
Zusammenfassung: Der “Arbeitsstil” von Herrn K. lässt sich als kontroll- und planungsorien-
tiertes Arbeitshandeln angesichts antizipierter Kontingenzen darstellen. Der sachlich-rationale
Modus schließt auch die Bereitschaft dazu ein, strukturelle Vorgaben der Organisation durch
informelle Kooperationen, sei es mit Kollegen oder Kunden, und durch eigene individuelle
Leistungen zu ergänzen, um ein nach seinen eigenen Maßstäben effizientes Arbeiten zu er-
möglichen.
3.2. Zum personalen Arbeitsstil des Herrn C.
Herr C. arbeitet zum Zeitpunkt des Interviews seit etwa sieben Monaten in seiner jetzigen
Funktion. Er ist Ende zwanzig und ledig. Die Arbeit im Beschwerdemanagement entspricht
sehr genau den Vorstellungen, die sich Herr C. von einer ihn ansprechenden Arbeit macht,
weshalb er mit seiner jetzigen Situation sehr zufrieden ist.
Herr C. ist neben der Bearbeitung von gewöhnlichen Beschwerden im Besonderen für ‚gravie-
rende’ Fälle zuständig, in denen Kunden mit Kündigung ihrer Konten drohen oder diese be-
reits schriftlich ausgesprochen haben. Herr C. hat den Auftrag, erstens dem Kunden das Ver-
halten der Bank, das Grund der Beschwerde war, zu erläutern und diesen zweitens möglichst
dazu zu bewegen, das Konto nicht aufzulösen bzw. seine Kündigung rückgängig zu machen.
Insofern fungiert er als troubleshooter innerhalb des Beschwerdemanagements. Um dieser
Aufgabe gerecht zu werden, strukturiert Herr C. seinen Arbeitstag nach von ihm als günstig
11 Die Berufsausbildung mit Abitur war ein Spezifikum des DDR-Bildungswesens. Im Wechsel von
berufspraktischen Praxistagen und curricularen Schultagen konnten ein Facharbeiterabschluss und das Abitur
zeitgleich erworben werden.
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eingeschätzten Zeitfenstern: Er kontaktiert die Beschwerdeführer zum Beispiel nie während
der Zeit, in der im Fernsehen Nachrichtensendungen gesendet werden. Um sich eine günstige
Ausgangsposition zu verschaffen, ist er bereit, auch bis spät in den Abend hinein Gespräche
zu führen. Die Bearbeitung der Fälle erfolgt in einer von ihm selbst erstellten Reihenfolge:
Zuerst werden als leicht angesehene Aufgaben bewältigt, später folgen kniffligere Fälle. Das
ist weniger dem Ausweichen vor unangenehmen Situationen als vielmehr der bewussten Her-
beiführung einer inneren Spannung geschuldet: Herr C. begreift die Aufgabe als Wettbewerb
mit dem Kunden, der vor allem auf dem Wege emotionaler Überzeugungsarbeit gewonnen
wird. Kundenkontakte stellen geradezu eine “sportliche” Herausforderung dar, für die man
sich im Laufe des Arbeitstages zur Höchstleistung bringen muss. Herrn C. sind für diese spe-
zielle Form der Bearbeitung von Beschwerden weitreichende Handlungsfreiheiten (sowohl
zeitlich als auch in Form materieller oder ideeller Anreize, die er dem Kunden bieten kann)
eingeräumt worden, auf die er auch zurück greift. Dem liegt eine intrinsische Arbeitsmotivati-
on zugrunde, die seine persönlichen Arbeitsziele mit denen des Arbeitsgebers weitgehend zur
Deckung bringt.
Gute Kontakte zu Kollegen sind für Herrn C. eine wichtige Kontextbedingung seiner Arbeit.
Er schätzt den herrschenden Teamgeist und die damit einher gehende gegenseitige Unterstüt-
zung. Als Neuling hatte er die teambezogene Unternehmenskultur der Direktbank als äußerst
positiv erfahren und gibt diese Erfahrungen jetzt gerne und ganz im Sinne der vom Manage-
ment vorgegebenen unternehmenskulturellen Leitbilder weiter. So weisen die Kollegen einan-
der auf individuelle Fehler in der Arbeitsausführung im informellen Gespräch hin. Über den
unmittelbaren Arbeitskontext hinaus ist auch eine gemeinsame Freizeitgestaltung mit Kolle-
gen ein wichtiger Aspekt, der die Beziehungen insgesamt als über den unmittelbaren Arbeits-
kontext hinaus gehende soziale Beziehungen aufwertet. Berufsbezogene soziale Beziehungen
sind für Herrn C. die wichtigste Quelle seiner persönlichen Kontakte.
Kunden sind für Herrn C. mehr als Personen, die sich finanziell bei seinem Arbeitgeber enga-
gieren. Jeder einzelne Kunde wird zum persönlichen Gegenüber, in dessen Lage sich Herr C.
zu versetzen versucht, um dessen Beweggründe und Absichten vor dem Hintergrund eigenen
Verhaltens verstehen zu können. In diesem Sinne wird jedes (eigentlich rein zweckbezogene)
Telefonat geradezu zur persönlichen Kontaktaufnahme umfunktioniert.
Die Erwerbsarbeit ist für Herrn C. der wichtigste Bereich seines Lebens: Sie gibt ihm unter
anderem die Möglichkeit, seine Persönlichkeit zu entwickeln, indem er sich fachspezifisches
Wissen und allgemeine Verhaltensregeln aneignet, die er als generell nützlich ansieht. Seine
Zielstellung ist dabei, gute Arbeit zu leisten sowie permanent um Verbesserungen bemüht zu
sein. Die betrieblichen Ziele werden übernommen und in besonders ausgeprägter Weise “ge-
lebt”: Herr C. emotionalisiert die Kommunikation mit dem Kunden sehr stark und bringt da-
durch die vom Management beim Kundengespräch gewünschten emotional skills in besonde-
rem Maße ein. Aus der Übereinstimmung von Anforderung und Leistung und der daraus re-
sultierenden sozialen Anerkennung bezieht er ein positives Selbstbild nicht nur seiner Ar-
beitsleistung, sondern seiner Person insgesamt. Möglicherweise ist für die auffällige Betonung
dieser für personenbezogene Dienstleistungen zentralen Fähigkeit zur emotionalisierten
Kommunikation ein Konflikt mit dem seinem Vater grundlegend, der sachliche Rationalität
präferiert und der Arbeit seines Sohnes skeptisch gegenüber steht. Durch seinen beruflichen
Erfolg verfügt Herr C. vermutlich über ein gutes Argument in dieser Auseinandersetzung.
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Herr C. besuchte nach dem Abitur eine Designschule, ohne diese Ausbildung zum Designer
beendet zu haben. Zum Zeitpunkt des Interviews hat Herr C. bereits eine lange Berufserfah-
rung im Umgang mit Kunden. Mehr als vier Jahre hat er in einer Beschwerdeabteilung eines
Telekommunikationsunternehmens gearbeitet und die Umwandlung in ein Call Center miter-
lebt. Der Wechsel von einer schriftbasierten Kommunikationsform per Brief zur technisch
vermittelten verbalen Kommunikation hat ihn begeistert. Sein Wechsel in das unter Call-
Center-Betreibern angesehene Kundenzentrum der Direktbank kann als Fortführung einer
subjektiven Strategie der Entwicklung von Kompetenzen gedeutet werden, die über ihn for-
dernde Arbeitssituationen die Persönlichkeit insgesamt bereichert. Die Arbeitssituationen
werden von Herrn C. retrospektiv generell als gut und zufrieden stellend bewertet, was ihn
nicht daran hindert, bei Gelegenheiten zur individuellen Weiterentwicklung auf andere Stellen
zu wechseln. Beratungstätigkeiten sind dabei die Konstante in seinem Arbeitsleben. Ange-
sichts seiner sozial wie aufgabenbezogen guten Stellung in der Beschwerdeabteilung spielen
Veränderungen, seien es Wechsel innerhalb der Bank oder zu anderen Instituten, derzeit keine
Rolle in seiner Zukunftsplanung. Selbst die Karrierestufe zum Teamleiter wird angesichts der
positiv erfahrenen alltäglichen Arbeit nicht angestrebt: Herr C. hat aufgrund seiner Zufrieden-
heit alle Planungen suspendiert.
Zusammenfassung: Der “Arbeitsstil” von Herrn C. lässt sich als persönliche Herausforderun-
gen prozessierendes Engagement darstellen, das aber auf Grund des Übergewichts an emotio-
naler Kommunikation der Gefahr unterliegt, eine eindimensionale Engführung auf Emotions-
arbeit zu produzieren. Solange organisatorische und individuelle Ziele übereinstimmen, führt
dieser Arbeitsstil zum Erfolg. Die Spezialisierung auf troubleshooting innerhalb einer Be-
schwerdeabteilung verdeutlicht diesen Erfolg, stellt aber zugleich das berufliche Fortkommen
wegen der geringen Größe dieses Segments in Frage. Herr C. befindet sich gewissermaßen in
einer “selbstverschuldeten” Einbahnstraße, deren Ziel noch unbekannt ist.
4. Telefongespräche in Call Centern in gesprächsanalytischer Perspektive
In welches Verhältnis lassen sich nun diese aus Interviews gewonnenen Daten zu denen des
tatsächlichen Sprachhandelns setzen? Aus sprachwissenschaftlicher Sicht ist zunächst festzu-
halten, dass die dokumentierten Gespräche als ‚Reklamations’- bzw. ‚Servicegespräche’ zu
kategorisieren sind. Als wesentliche kommunikative Funktionen von ‚Reklamationsgesprä-
chen’ sind dabei das ‚Beanstanden’ oder ‚Beschweren’ seitens des Kunden und das ‚Überprü-
fen der Beschwerde’ sowie das ‚Beheben des Problems’ seitens des Call-Center-Agenten fest-
zuhalten. Hierbei handelt es sich um eine potentiell konflikt- und emotionsträchtige Ge-
sprächsform, die einer organisatorischen Vorstrukturierung und Formalisierung unterliegt
(Brünner 2000:101f.). Handlungslogisch betrachtet liegt derartigen ‚Reklamationsgesprächen’
eine Verletzung der (teilweise rechtlich) geregelten Prozedur “Jemandem etwas verkaufen
durch den Verkäufer / die Organisation” zu Grunde (Antos 1988:12). ‚Reklamationsgesprä-
che’ kann man einmal als einen Subtyp der Musterssequenz ‚Vorwurf’ – ‚Entschuldigung’ –
‚Rechtfertigung’ (Ohama 1987) oder aber als Spezialfall von ‚Problemlösegesprächen’, bei
dem die Urheberschaft an dem Problem einer der beteiligten Parteien (Organisation oder A-
gent oder Kunde) zugeschrieben wird, ansehen (Fiehler/Kindt/Schnieders 1999). Aufgrund
dessen ist ein Call-Center-Agent im Gespräch verschiedenen Maximenkonflikten ausgesetzt:
- Sprache des Kunden (Laie) sprechen vs. sich als Fachmann (Experte) zeigen;
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- handeln als Repräsentant der Organisation vs. als Individuum;
- Image der Organisation positiv darstellen vs. Fehler eingestehen/ Kundenperspektive
übernehmen;
- Emotionale/ Beziehungsebene vs. Sachproblem bearbeiten;
- kundenorientiert vs. organisationsorientiert kommunizieren.
Auf dieser Basis entwickeln sich zumeist asymmetrische Beziehungskonstellationen in den
Gesprächen, die mit Perspektivendivergenzen zwischen Klient vs. Agent verbunden sind
(Brünner 2000:111):
Klient Agent
Unkenntnis der institutionellen Abläufe Kenntnis der institutionellen Abläufe
Sicht auf die Reklamation als Einzelfall Sicht auf die Reklamation als Standardfall
persönliche Betroffenheit keine persönliche Betroffenheit
Abwicklung bedeutet eine Störung des Alltags Abwicklung ist Bestandteil alltäglicher Routine
erwartet individuelle Behandlung wendet allgemeine Regeln an
(negative) Emotionen emotionale Neutralität
Das idealtypische Musterrepertoire von ‚Reklamationsgesprächen’ lässt sich wie folgt syste-
matisieren (Antos 1988:12; Brünner 2000:107; Fiehler/Kindt 1994; Fiehler/Kindt/Schnieders
1999):
1. Aufgabenfeld: Emotions- und Beziehungsbearbeitung
- Ausdruck von Emotionen (Enttäuschung, Ärger, etc.) durch ‚Vorwürfe’ oder Prosodie
(Lautstärke etc.); Reaktion auf Emotionen durch ‚Vorwurfsbearbeitung’ (‚Anteilnahme’,
‚Entschuldigen’, ‚Rechtfertigen’); Wiedergutmachung durch ‚Anbieten von Benefits’ zur
Renormalisierung der Situation (Kallmeyer 1979)
- Imagepflege (Organisationsimage – Agentenimage – Klientenimage)
2. Aufgabenfeld: Bearbeitung des Sachproblems
- Problemexplikation: ‚Melden’, ‚Zuständigkeit klären’, ‚Darstellung’ (‚Berichten’ / ‚Be-
werten’), ‚Nachfragen’, ‚Prüfen’, ‚Ursache / Schuld zuschreiben’, ‚Herstellen / Ratifizie-
ren einer gemeinsamen / geteilten Sichtweise auf das Problem’
- Problemlösung: ‚Vorschlagen’, ‚Annehmen’/ ‚Ablehnen’/ ‚Bewerten’/ ‚Ratifizieren’ der
Lösung
Die wesentlichen kommunikativen Funktionen von ‚Servicegesprächen’ bestehen im ‚Bera-
ten’, ‚Erklären’, ‚Informieren’, die hierbei als Dienstleistungen im kaufmännischen Kunden-
dienst zu verstehen sind. Daneben spielt aber auch die ‚Konstituierung’ und ‚Aufrechterhal-
tung’ eines positiven Organisationsimages (z.B. durch ‚Kompetenzdarstellung’) eine Rolle,
die vor allem auf Kundenzufriedenheit und Kundenbindung zielt (Brünner 2000:119). Bei
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dieser Gesprächsform können natürlich ebenso Maximenkonflikte und Perspektivendivergen-
zen auftreten, wie sie bereits oben dargestellt wurden. Auf das idealtypische Musterrepertoire
kann hier aus Platzgründen jedoch nicht ausführlicher eingegangen werden; der folgenden
Analyse lagen aber auch hauptsächlich ‚Reklamationsgespräche’ zugrunde, in die bestimmte
Sequenzen von ‚Servicegesprächen’ (z.B. ‚Beraten’) eingeflochten waren.
Die weitere Analyse wird sich entlang zweier Linien bewegen: Zum einen soll ein spezifisch
linguistischer Blick auf die Leitfadeninterviews von Herrn K. und Herrn C. geworfen werden,
zum anderen sollen die authentischen Gesprächsdaten (Telefongespräche) gesprächsanalytisch
untersucht werden.
4.1. Zum Kommunikationsstil von Herrn K.
Die Analyse der Telefongespräche von Herrn K. und Herrn C. (sowie weiterer Call-Center-
Agenten) zeigt, dass sich beide bezüglich der Musterauswahl aus dem oben skizzierten Mus-
terrepertoire nur in einem Punkt (Sachbearbeitung vs. Emotionsbearbeitung) unterscheiden.
Dies mag seine Ursache einerseits in den oben aufgeführten Charakteristika der Gesprächs-
sorten und andererseits in der organisationalen Prägung des gesamten Sprachhandelns im Call
Center haben. Es ist zudem bemerkenswert, dass sich diese Einschätzung, die auf der Analyse
des authentischen Sprachmaterials beruht, mit den Selbsteinschätzungen des Herrn K. im Leit-
fadeninterview deckt. Dort charakterisiert er sich als fest in die Organisation und deren Abläu-
fe eingebunden, was sich nicht zuletzt in den Vorgaben zum Gesprächsverhalten am Telefon
äußert (Existenz von Gesprächsleitfäden). Bei der Beschreibung seiner biographischen Ent-
wicklung (Schule, Ausbildung etc.) im Leitfadeninterview fällt außerdem auf, dass Herr K.
die positiven Dinge in seinem Leben als selbst erarbeitet darstellt und sich somit die Rolle des
“aktiv und zielstrebig Handelnden” zuschreibt. Die negativen Dinge erscheinen hingegen in
seinen Äußerungen als von der Situation verursacht. Man könnte dies als seine persönliche
Grundhaltung bezeichnen. Als Herr K. im Interview über den Inhalt seiner Arbeit im Call
Center spricht, zeigt sich zudem, dass die persönlichen Einstellungen zur Arbeit zwar einer-
seits so inszeniert werden, wie sie den Vorgaben und dem Image der Arbeitsorganisation ent-
sprechen (interessant, spannend, abwechslungsreich etc.), dass aber andererseits die Arbeit
trotzdem eher als belastend erlebt und bewertet wird (z.B. in Schilderungen zum Tagesablauf
und Auswirkungen auf Familie). Dem Vorgesagten entspricht, dass Herr K. es positiv darge-
stellt, seinen Beruf aus eigenem Interesse angestrebt zu haben. Sofern er seine Arbeit in Teil-
bereichen als negativ erlebt (Schichtbetrieb, Belastungen), wird diese Situation als nicht zu
ändernde Vorgabe der Organisation zugeschrieben und hingenommen.
Wie oben erwähnt lassen sich in den Telefongesprächen, die das tatsächliche sprachliche Ar-
beitshandeln wiedergeben, Unterschiede in der Musterauswahl beider Agenten finden (Sach-
bearbeitung vs. Emotionsbearbeitung). Bezüglich der Musterausprägung – vor allem in der
Art und Weise des Beziehungsmanagements – lassen sich diese Unterschiede zwischen Herrn
K. und Herrn C. weiter ausdifferenzieren, so dass wir die weitere Analyse auf diesen Aspekt
eng führen wollen. Hierbei kommen u.E. die individuellen Gestaltungsleistungen der Call-
Center-Agenten am deutlichsten zum Vorschein. Der deutlichste Unterschied zwischen Herrn
K. und Herrn C. ist also in der Gewichtung und Ausdifferenzierung der beiden Aufgabenfel-
der (Sachbearbeitung vs. Emotionsbearbeitung) zu sehen. Zwar finden sich auch bei Herrn K.
‚Reformulierungen von Kundenanliegen’ und ‚Übernahmen von Kundenperspektiven’ (ver-
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steh ich), die als Konflikt mindernd angesehen werden können und eine emotionale Entlas-
tung zur Folge haben; der Großteil seiner Sprachhandlungen zielt jedoch darauf ab, sich als
“erfolgreichen und vor allem sachlich agierenden Problemlöser” zu stilisieren.
Es fällt auf, dass Herr K. gerade bei emotionalen Diskussionen (z.B. bei ‚Vorwürfen’ seitens
des Kunden) bevorzugt die Rolle des bloßen “Zuhörers” einnimmt und dem Kunden Raum
zur Artikulation seiner emotionalen Befindlichkeiten gibt. Hierzu ein typisches Beispiel,12 bei
dem sich eine Kundin über zu lange Wartezeiten beim Telefonieren mit der Bank und über
nicht ausgeführte Überweisungsaufträge beschwert.13
1 Kundin also im moment krieg isch etwas’n hals (-) muss
2 isch ganz ehrlich sage (-) es klappt in der letschte
3 zeit irgendwie net so ganz
4 Herr K. ja
5 Kundin also (-) egal was isch bis jetzt in der letzten zeit
6 g’habt hab es gab jedes mal irgendwie probleme
7 isch hab desch letschte mal geld überwiese und
8 wollt ähm ((räuspern)) s lombard ähm (-) des per
9 überziehungskontenkredit ausgleische
10 Herr K. ja?
11 Kundin ((räuspern))
12 Herr K. das ist auch eingetroffen hier
13 Kundin ja nur erwe/ erscht wars uffn geldmarkkonto verbuch
t
14 g’worden also hats sollt übertrage werde da hats
15 Herr K. Ja
16 Kundin geheeße es ging net da musst ich’s wieder zurück
17 überweise und wieder hie überweise über mei
18 Referenzkonto
19 Herr K. ja ja
20 Kundin jetzt hab isch des mal agerufe also so viele trans-
21 aktione hab isch net aber jedes mal wenn ich mal
22 Herr K. Ja
23 Kundin was hab läufts schief und wenn isch anruf
24 Herr K. ja ja ja
Dieses Transkript zeigt natürlich nur einen Ausschnitt aus einem längeren Gespräch. Herr K.
beschränkt sich aber sowohl im Vor- wie auch im Nachfeld dieser Äußerung (und auch in
anderen Gesprächen) auf das ‚sachliche Auskunft geben’ wie in (12) und das Anzeigen von
Aufmerksamkeit durch Hörersignale (ja), die gelegentlich auch die Funktion von ‚Nachfra-
gen’ (10) oder ‚Zustimmen’ haben können. Die Kundin wird durch dieses eher defensive Ge-
sprächsverhalten dazu veranlasst, ihren ‚Vorwurf’ immer weiter zu spezifizieren/ zu reformu-
lieren (vom allgemeinen Vorwurf, 1-6, über eine Exemplifizierung am konkreten Beispiel, 8-
12 Hinweis: Aus Platz- und Lesbarkeitsgründen können nur ganz wenige Beispiele in einer stark vereinfachten
Transkription aufgeführt werden.
13 Ein Verzeichnis der Transkriptionskonventionen findet sich am Ende des Artikels.
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18, bis hin zu einer Generalisierung auf den gesamten Geschäftsverkehr 21-23). Die Kundin
geht im Weiteren sogar so weit, dass sie mit der Kündigung ihrer Konten droht, falls der Bank
noch einmal ein Fehler unterlaufen sollte. Herr K. weicht den Konflikt jedoch nur insofern
auf, als er – rein sachbezogen – die versäumte Überweisung tätigt und der Kundin die Über-
nahme der entstandenen Kosten anbietet.
Kann Herr K. jedoch effektiv etwas zur Klärung von Kundenbeschwerden beitragen, so stellt
er das als persönliches Verdienst/ Dienstleistung dar. Auffällig ist in diesem Zusammenhang
der häufige Gebrauch der Personalpronomina ich und mein zur Darstellung des eigenen Enga-
gements. Der folgende Gesprächsausschnitt macht das am Beispiel einer Image bestätigenden
Sequenz in Form eines ‚höflichen Angebots’ deutlich (vgl. Holly 1979:51f.). Herr K. reagiert
während eines ‚Reklamationsgespräches’ auf den Vorschlag des Kunden, das Problem in einer
bestimmten Art und Weise (Suche nach gewünschten Aktienkursen) zu lösen, folgenderma-
ßen:
1 Herr K. ähm ich kann jetzt wenich dazu sagen weil ich den
2 kurs von heute nicht kenne
3 Kunde mhm
4 Herr K. ähm mein angebot sieht wie folgt aus also das is ne
5 sache die kann ich ohne mit der wimper zu zucken
6 sofort machen (-) ähm ich kann sie verbinden für die
7 order für die nachträgliche order und ähm (-) also
8 als zeichen eben des entgegenkommens äh schreib
9 ich ihnen hundert mark gut
10 Kunde na ja da müsste man jetzt
11 die die/ die orderpreise kenne (-) beziehungsweise
12 Herr K. Ja
13 Kunde äh den betrag ne?
((berät sich mit Ehefrau im Hintergrund))
In (1) ‚lehnt’ Herr K. den vorangegangen ‚Vorschlag des Kunden ab’ und gibt dafür eine ‚Be-
gründung’ (1-2). Seinen Lösungsvorschlag, den er selbst als mein Angebot deklariert (4), wo-
bei er eigentlich nur die Weitervermittlung an eine andere Abteilung beinhaltet, stellt er als
besondere Dienstleistung seinerseits dar: kann ich ohne mit der wimper zu zucken sofort ma-
chen (5-6).
Wenn er dagegen noch keine Problemlösung für den Klienten finden konnte, dann zieht sich
Herr K. wieder auf eine defensive Strategie zurück: er verschiebt die Verantwortlichkeit dafür
auf die Organisation der Bank. Probleme werden damit als quasi “von außerhalb” verursacht
perspektiviert (Kallmeyer 1996), was zur Wahrung seines persönlichen Image erheblich bei-
trägt. Das wird vor allem deutlich am Wandel des Gebrauchs der Personalpronomina (vgl.
Holly 1979; 2000): die Verwendung von ich – so wie bei der Darstellung der eigenen Leistung
– wechselt hierbei zur Verwendung des wir, uns etc. Dies ist meist verbunden mit Image kor-
rektiven Sequenzen wie ‚Entschuldigen’ und ‚Rechtfertigen’.
1 Herr K. guten tag mein name ist <Herr K.> sprech ich mit
2 herrn <anonym>? ich ruf von der z-bank aus an
3 (&&&&&) von Computer statt
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4 Kunde richtich danke
5 Herr K. ja? da ruf ich an (-) in ihrer sache (-) mit der äh
6 faxorder genau also wir haben
7 Kunde ja (-) vom vierzehnten
8 Herr K. die empfangsprotokolle äh durchgesehn und
9 Kunde Mhm
10 Herr K. dieses fax is also ähm mit DER absendernummer
11 nich eingetroffen bei uns also es/
12 Kunde hm ja w/ was
13 mach mer jetz?
14 Herr K. also was natürlich möglich ist (-)
15 dass sie die order jetz durchgeben (-) das kann ich ähm
16 gern machen
Herr K. ruft hier einen Kunden zurück, um ihm mitzuteilen, dass sein Auftrag nicht ausgeführt
werden konnte, da die Faxorder – so seine Darstellung – nicht bei der Bank angekommen sei.
Er ‚berichtet’ von der Suche nach dem Fax in der wir-Perspektive (6, 11) und stellt die bishe-
rige Erfolglosigkeit personell vage und damit eher als organisational verursacht dar. Dem ent-
gegen wechselt er sofort in die ich-Perspektive, als es um das ‚Anbieten einer Dienstleistung /
Problemlösung’ geht (15-16) und ‚schreibt sich Problemlösekompetenz zu’. Es ist besonders
hervorzuheben, dass dieser spezifische Gebrauch der Personalpronomina nicht (!) in den
Schulungsvorgaben und Gesprächsleitfäden der Bank verankert ist, sondern eine eigenständi-
ge Gestaltungsleistung von Herrn K. ist.
Zusammenfassung: Der “Kommunikationsstil” von Herrn K. zeichnet sich durch Betonung
von Sachlichkeit und emotionale Distanzierung vom Kunden aus. Besondere Bedeutung
kommt hierbei der positiven Selbstdarstellung zu, die darauf zielt, dem Anrufer als kompetent
und erfolgreich zu erscheinen. In Konfliktsituationen versucht er nicht, die Emotionalität
(meist Verärgerung) des Kunden auf der Beziehungsebene (z.B. durch ‚Zustimmen’) abzu-
schwächen und damit zu kanalisieren, sondern er ist eher bestrebt, den Streitfall sachlich und
Ergebnis orientiert zu verhandeln. In diesem Punkt weicht er sogar direkt von den Vorgaben
der Bank (Gesprächsleitfaden) ab. Da sich dies auch in seinen Selbsteinschätzungen wider-
spiegelt (d.h. im Leitfadeninterview), ist davon auszugehen, dass es sich hierbei um einen
bewusst inszenierten Aspekt seiner Gesprächsführung handelt.
4.2. Zum Kommunikationsstil von Herrn C.
Im Gegensatz zu Herrn K. bevorzugt Herr C. das Aufgabenfeld der Emotionsbearbeitung und
wählt aus diesem sprachlichen Handlungsbereich nicht nur mehr Muster als Herr K. aus, son-
dern verfügt auch über eine stärkere Ausdifferenzierung dieser Muster. Zunächst sei eine typi-
sche Gesprächseröffnung von Herrn C. diskutiert:
1 Herr C. schönen guten tag hier ist die <banktypische be-
2 zeichnung>-hotline der z-bank, ich bin herr c.
3 Kunde ja guten tag
4 <name> und zwar die kundennummer <anonym>
5 Herr C. vielen dank herr <name> ich brauch von ihrer ge-
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6 heimzahl die dritte stelle bitte und die letzte
7 Kunde <zahl>
8 Kunde <zahl>
9 Herr C. so (-) herr <name>
10 Kunde ja und zwar ich hab wieder
11 n eh problem mit ihnen nicht mit ihrer person
12 Herr C. oh gott!
13 Kunde sondern mit ihrer bank und zwar (...)
Bereits hier ist erkennbar, dass Herr C. auf die ‚Ankündigung eines Problemfalls’ seitens des
Kunden (10-11) mit persönlicher Betroffenheit reagiert (12), wodurch sich der Kunde sogar
veranlasst sieht, die Zuständigkeit für das Problem von Herrn C. auf die Bank im allgemeinen
zu verlagern (11, 13). (Dass es sich hierbei um eine bewusste Inszenierung handelt, zeigt sich
durch die Hinzuziehung ethnographischer Daten: Da Herr C. für Bearbeitung von ‚Reklamati-
onsgesprächen’ zuständig ist, hat er es folglich immer mit Problemfällen zu tun, so dass weder
Überraschung noch persönliche Betroffenheit eine Rolle spielen können.) An diese Ge-
sprächseröffnung schließt sich die Problemschilderung durch den Kunden an, in der sich Herr
C. zunächst analog zu Herrn K. in der Rolle des “Zuhörers” verhält (Hörersignale, gelegentli-
ches ‚Nachfragen’), so dass dieser Ausschnitt hier ausgespart ist. Im weiteren Verlauf (hier
chronologisch aber mit Auslassungen wiedergegeben) zeigen sich jedoch spezifische Unter-
schiede:
14 Kunde äh des ist jetzt natürlich blamabel für ihre firma
15 Herr C. also/
16 Kunde jetzt weiß ich nicht mehr weiter wo SIE die
17 daten her haben (-) sondern von dera/ aber SIE
18 kommen ja eigentlich in de äh in die falsche ecke
19 Herr C. so wie sich das anhört haben wir da wirklich ihnen ne
20 falsche auskunft gegeben
21 Kunde richtig und jetzt geht’s weiter
Der Kunde, der sich im Vorfeld darüber ‚beschwert’, falsche Aktienkurse mitgeteilt bekom-
men zu haben, geht hier dazu über, die Bank zu ‚beschimpfen’ (14). Herr C. ‚stimmt’ dem
Kunden an dieser Stelle rein ‚sachbezogen zu’ (19-20) und ‚räumt’ damit ‚eigene Fehler ein’.
Wenngleich dieses ‚Eingeständnis’ eingeschränkt formuliert ist (so wie sich das anhört, 19),
könnte die Emotionalität des Kunden damit abgeschwächt werden. Der Kunde ‚stimmt’ auch
zunächst ‚zu’ (21) fährt aber mit seinen ‚Vorwürfen’ fort (23-27):
23 Kunde und so kanns aber net weitergehen weil des war/ is
24 net es erste mal dass so dinge passieren wo ich mit
25 nem verlust äh dinge tun oder äh machen möchte
26 das hat ja GRÜNde um äh wenn/ wenn man solche
27 aktien verkaufen möchte
28 Herr C. also ich ähhh finde es sehr
29 schade herr <name> ich würde mich gern der sache
30 ANNEHMen herr <name>
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Herr C. bekundet nun explizit sein ‚Mitleid’ mit dem Kunden (28-29) und ‚bietet seine
Dienstleistung an’ (29-30); er ‚stimmt dem Kunden explizit zu’ (33) oder ‚übernimmt sogar
dessen Perspektive’ (37-38; 43-44), die der Kunde dann reformulierend und damit zustim-
mend wieder aufgreift (Echokonstruktion, 39):
31 Kunde und des [aktualisieren der kurse] muss schneller
32 Passieren
33 Herr C. da haben sie schon recht
[...]
34 Kunde UND auch probleme mit dem jahr 2000 (-) äh d/
35 irgendwie äh einfach probleme (-) überhaupt in den
36 computer rein zu kommen
37 Herr C. also das darf eigent-
38 lich gar nicht sein (&&&&)
39 Kunde Und es darf nicht sein weil
40 Ich äh all/ äh des war schon MEHRmals wo (-) ich
41 Dann verkauf oder jetzt n einkauf verluste getätigt
42 habe durch äh ihre bank
43 Herr C. das ist äh nicht sinn der Sache
Während bei Herrn K. zu beobachten war, dass die Verantwortung für nicht lösbare Probleme
eher in den Zuständigkeitsbereich der Organisation verschoben wurde, perspektiviert Herr C.
diese Fälle so, dass auch er eine persönliche Mitverantwortung trägt. So reagiert Herr C. bei-
spielsweise den ‚Vorwurf’, durch die falschen Aktienkurse sei dem Kunden finanzieller Scha-
den entstanden, folgendermaßen:
45 Kunde jetzt ist nur wie/ wie ist eigentlich die sache von äh
46 WENN da also gravierende fehler sind? wie ists von
47 der haftbarkeit (-) her? also wenn/ wenn da SO gra-
48 vierende sich also/ (-) ich mein äh das kann minimal
49 Sein kann a/ es könnte auch mal mehr sein gell?
50 aber s/ sind differenzen also schon verlustdifferenzen die
51 äh ind/ die sind aber nicht nurn paar mark
52 Herr C. <name>
53 ich äh werde das jetzt klären für sie <name> (&&)
54 stellt dass wir da einen fehler BEGANGEN haben
55 Kunde Mhm
56 Herr C. dann werden wir das auch auf unsere kappe
57 nehmen und <name> rein weil sie MÜSSEN
58 Kunde ja ja
59 Herr C. sich verlassen auf richtige auskunft (-) ja
60 Kunde Richtig
Hier ist anhand des Gebrauchs des sog. sprecherinklusiven wir (vgl. zum Gebrauch von Pro-
nomina v. Polenz 1988) zu erkennen, dass sich Herr C. das Verschulden von Fehlern vor dem
Kunden unmittelbar selbst und (!) der Organisation zuschreibt (54, 56-57, 59) und dies zum
Anlass nimmt, nun selbst in der Rolle des Dienstleisters für den Kunden aktiv werden zu
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wollen (53). Sprachlich zeigt sich dies auch durch das Ausfüllen der fakultativen (syntakti-
schen) Ergänzungen der Verben: “ich ... werde das jetzt klären für Sie” (vgl. Heringer 1973;
1978; 1996).
Es ist zudem auffällig, dass Herr C. 57-59 erneut die ‚Perspektive des Kunden einnimmt’. Er
‚bestätigt’ damit dessen Sichtweise auf das vorliegende Problem und ‚berechtigt’ ihn, in der
Rolle des “Anklägers” aufzutreten. Es gelingt ihm dadurch, den Konflikt in gewisser Weise zu
entschärfen; der Kunde ‚stimmt’ Herrn C. ‚zu’ (60). Herr C. geht im weiteren Verlauf des
Gesprächs sogar soweit, den Kunden für dessen ‚Vorwürfe’ oder gar ‚Anschuldigungen’ (z.B.
sie müssen [ihre Mitarbeiter] besser ausbilden) zu ‚loben’ (64-66; 71-72), um ihm so “den
Wind aus dem Segeln zu nehmen”:
61 Kunde und äh jetzt mittlerweile ist er wieder gesunken ja
62 gell?aber sie wissen um was/ (-) dass dass es effektiv
63 auch lauft
64 Herr C. richtig sie haben mir das ja sehr
65 detailliert geschildert herr <name> anhand dieser
66 daten tu ich mich dann auch sehr leicht für sie
67 Kunde Ja
68 Herr C. da ne klärung zu finden
[...]
69 Kunde (..) aber ich sag mal es sind ja gewissen verbesser-
70 ungsvorschläge die ich auch schon gemacht habe
71 Herr C. bedank ich mich auch recht schön <name> für die
72 vorschläge die sie gemacht haben werd’
73 Kunde Mhm
74 Herr C. Natürlich auch diese punkte (-)äh diese ganzen punk-
75 te an die verantwortlichen stellen weiterleiten
76 Kunde ja ich
77 danke ihnen (-)okay (-)alles klar schönen abend noch
78 Herr C. ICH danke IHNEN herr <name>
Dass Herr C. die Emotionalisierung nicht nur bei extrem konfliktträchtigen Gesprächen wie
dem eben besprochenen Beispiel bevorzugt, zeigt ein anderes Gesprächsausschnitt. Hier ‚teilt’
Herr C. einem Kunden ‚mit’, dass er ihm die erwünschten Kreditkarten via Kurier zustellen
und die entstehenden Kosten ersetzen will, da der Kunde schon länger darauf gewartet hatte:
1 Herr C. sie können mir dann auch den rechnungsbeleg
2 schicken (-) zu meinen händen (-) und ich erstatte
3 die kosten (-) für den kurier und lass mir n/ n/ was
4 Kunde aha
5 Herr C. nettes einfallen (-) als kleines/ kleine wiedergut-
6 machung <name> weil mir ist es ähm sehr (-) unan-
7 Genehm (-) was da passiert ist
8 Kunde aha (-) ja das ist nett
9 (-) ja mhm die
10 Herr C. ist diese lösung für sie in ordnung?
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11 Kunde ist okay (-) ja ((lachen))
12 Herr C. dann bin ich auch glücklich ((lachen))
13 Herr C. weil ich hab mir da schon gedanken gemacht weil
14 (-) es war auch nicht ganz einfach (-) aber (-) wie ge-
15 sagt (-) wenn wir das so hinkriegen dann/
16 Kunde nee ich
17 denk mit nem kurier krieg ichs unter (...)
Herr C. ‚unterbreitet’ dem Kunden zunächst ein ‚Angebot’ (1-6). Allerdings belässt es Herr C.
im Gegensatz zu Herrn K. auch hier nicht dabei, allein das Sachproblem zu lösen, sondern er
versucht außerdem, die emotionale Zufriedenheit des Kunden wiederherzustellen, indem er
sein ‚Mitleiden’ (6-7, 13-14) und sein ‚Mitfreuen’ (12) ‚bekundet’. Das Beispiel zeigt, dass
der Kunde dieses Vorgehen nicht nur akzeptiert (11), sondern dass am Ende auch die beste-
henden Auseinandersetzungen durch gemeinsames Lachen neutralisiert werden (11-12) und
der Kunde nun selbst ‚einlenkt’ und die ‚Problemlösung akzeptiert’ (16-17).
Als weitere sprachliche Mittel von Herrn C., die in solchen Situationen zur Entschärfung ein-
gesetzt werden, sind das ‚Scherzen’ mit dem Kunden und der häufige Gebrauch von Emoti-
onsausdrücken (z.B. au, oh gott) zur Annäherung an die Kundenperspektive zu nennen.
Zusammenfassung: Der ‚Kommunikationsstil’ von Herrn C. zeichnet sich durch hohe (mehr
oder weniger inszenierte) emotionale Beteiligung aus. Er schreibt sich hierbei die Rolle des
Dienstleisters im Auftrag des Kunden zu. Die emotionale Zufriedenheit des Kunden hat für
ihn dabei denselben Stellenwert, wie die Lösung des Sachproblems, die für Herrn K. das al-
leinige Zentrum seines Handelns bildete. Diese Einstellung manifestiert sich sowohl in den
Selbsteinschätzungen im Interview als auch – wie wir eben gesehen haben – im sprachlichen
Handeln. So zählt es zu seinen besonders hervorgehobenen Zielen, die Frustration beim Kun-
den abzubauen. Das gelingt ihm zum Beispiel durch die ‚Übernahme der Kundenperspektive’,
durch das ‚Antizipieren von Kundenwünschen’ und das ‚Bestätigen von Vorwürfen’.
5. Zu einer transdisziplinären Analyse von Kommunikationsarbeit: Ergebnisse und of-
fene Fragen
Unsere Überlegungen sollten gezeigt haben, dass eine Analyse des Gegenstandes Kommuni-
kationsarbeit auf Basis unterschiedlicher Datenarten (Interview, Gesprächsaufnahmen) und
jeweils aus Perspektive zweier unterschiedlicher Wissenschaftsdisziplinen (Arbeitssoziologie,
Sprachwissenschaft) eine exaktere Analyse der Fallbeispiele ermöglicht. So können die aus
den Leitfadeninterviews gewonnenen Selbstaussagen der Call-Center-Agenten mit ihrem tat-
sächlichen Sprachhandeln am Telefon in Bezug gesetzt werden, indem zum Beispiel die
sprachlichen Methoden zur Generierung von “Arbeitsstil” expliziert und kategorisiert werden.
Insofern besteht auch ein spezifisches Wechselverhältnis von “Arbeitsstil” und ‚Kommunika-
tionsstil’. Es gelingt auf diese Weise, mehrere Aspekte des Gegenstandes Kommunikationsar-
beit gleichzeitig in den Blick zu nehmen und so eine relativ “dichte Beschreibung” (Clifford
Geertz) zu erreichen. Das hat nicht zuletzt auch den positiven Effekt, dass auf diesem Wege
die Forschungsergebnisse über die einzelnen Disziplinen hinweg, die sich häufig isoliert von-
einander mit dem gleichen Gegenstand beschäftigen, überprüft und dadurch validiert werden
können. Das kommt dem wissenschaftliche Erkenntnisinteresse auch der Einzeldisziplinen
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zugute: Beide Entwürfe haben zum Ziel, die Differenz von (Sprach-) Handlungs- und Orien-
tierungsmustern der Arbeitsgestaltung im Hinblick auf ihre die Komplexität reduzierende
Funktion zu beschreiben. Im Mittelpunkt des Interesses stehen vor allem die Ethnomethoden
(Garfinkel 1967) der Problembewältigung in Arbeitskontexten, insbesondere im Spannungs-
feld von Routinisierung und Kreativität in “Krisen habituellen Handelns” (Joas 1992). Ein
Unterschied besteht lediglich im jeweils fokussierten Untersuchungsbereich (Muster des Ar-
beitshandelns vs. Muster arbeitsbezogener Kommunikation) und in der jeweiligen Daten-
grundlage (Leitfadeninterview vs. Audioaufnahmen bzw. Transkripte authentischer Gesprä-
che). Trotzdem beschäftigen sich beide Konzeptionen mit dem Prozess der aktiven Hervor-
bringung von Handlungen (Reproduktion und situationsbezogene Aktualisierung), wenn auch
– aufgrund der differenten Datenbasis – aus unterschiedlichen Perspektiven (typische Be-
schreibungen der Beteiligten vs. Vollzugswirklichkeit). Gerade diese methodische Triangula-
tion (vgl. Flick 2000) wird von uns als ein analytischer Gewinn betrachtet, der uns dem Ziel
einer ganzheitlicheren Betrachtung des Phänomens Kommunikationsarbeit ein Stück näher
bringt.
In einer gegenstandsbezogenen Perspektive ist dann zu fragen, ob sich ein spezifischer Zu-
sammenhang zwischen dem Arbeitshandeln (“Arbeitsstil”) und dem Sprachhandeln (‚Kom-
munikationsstil’), das in das Arbeitshandeln eingebettet ist, aufzeigen lässt. Die Fallbeispiele
belegen, dass beide Ebenen in vielfältiger Weise miteinander verflochten sind. Der Arbeitsstil
von Herrn K. ist, wie seine Aussagen im Interview belegen, in hohem Maße von Kontrollbe-
dürfnissen gegenüber einer kontingent erscheinenden Umwelt geprägt. Dies konstituiert sich
im Gesprächsverhalten unter anderem durch eine bewusst reflektierte Art des Beziehungsma-
nagements, das auf Distanz und Sachlichkeit zielt. Der Arbeitsstil von Herrn C. hingegen ist
sehr stark von seinem persönlichen Engagement gegenüber seinen Kunden (und seinen Ar-
beitskollegen) gezeichnet, wobei das unmittelbar angestrebte Arbeitsziel darin besteht, eine
möglichst hohe emotionale Zufriedenheit aller Beteiligten (auch für sich selbst) zu erreichen.
Dies zeigt sich im Gesprächsverhalten durch einen vergleichsweise stärkere Emotionalisie-
rung des Beziehungsmanagements. Insofern liegt es für beide Probanden nahe, von einer in-
dem-Relation (s.o. 1.2) zwischen Arbeitshandeln und arbeitsbegleitendem Sprechen auszuge-
hen. Eine derartige Analytik erlaubt es, weitere Typen von Kommunikationsarbeitern zu er-
fassen und über eine Typologisierung zu weiterführenden theoretischen Erkenntnissen dieser
Form moderner Arbeit zu gelangen.
Zu klären wäre dann allerdings ebenfalls, ob sich so etwas wie ein übergeordnetes und ‚sinn-
gebendes Drittes’ erkennen und aufzeigen ließe. So ist vorstellbar, dass Kohärenzen zwischen
Arbeits- und Kommunikationsstil auf der einen Seite und allgemeinen Mustern alltäglicher
Lebensführung (um hier nicht nur den auf sozioökonomische Aspekte konzentrierten Begriff
Lebensstil anzuführen) auf der anderen Seite als auf die Arbeit einwirkende sozial struktu-
rierte Determinanten individueller Handlungen konzipiert werden müssen. Insoweit diese so-
zialstrukturellen Stratifikationen unterliegen, wäre dies aus betrieblicher Sicht zum Beispiel
im Hinblick auf Schulungen zu berücksichtigen. Aus einer arbeitspolitischen Perspektive wäre
zu überlegen, welche Konsequenzen dies für den Zugang zu Call-Center-Tätigkeiten hätte.
Aller Wahrscheinlichkeit nach würde es zu Restriktionen kommen und Call Center könnten
nicht mehr per se als Job-Motor angesehen werden, sondern böten allenfalls für diejenigen
eine Erwerbschance, die bereits über die notwendigen Kommunikationsfähigkeiten verfügen.
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Der lange Arm der Herkunft scheint gerade bei Kommunikationsarbeit besonders weit in die
Erwerbssphäre hinein reichen und Inklusion wie Exklusion entscheiden zu beeinflussen. Al-
lerdings sind unsere gemeinsamen Analysen noch nicht so weit fortgeschritten, dass sich hier-
über gesicherte Aussagen machen lassen. Das wollen wir aber künftig weiter verfolgen und
präzisieren.
Transkriptionskonventionen
Symbol Bedeutung
((atmet ein)) nonverbale Handlungen
(-) kurze Pause
(5s) Pause mit Längenangabe in Sekunden
GROßschreibung betonte Silben
(&&&) Unverständliches
(ungenau) vermuteter Wortlaut
? Frageintonation
! Ausruf
/ Wort-/ Satzabbruch
= schneller Anschluss
< > lauter gesprochen
> < leiser gesprochen
simultan gesprochen
Kom Kommentarzeile
dér Akzentuierung / Emphase
la:nge lange, gedehnte Vokale
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Kontakt zu den Autoren:
Jana Haase, M.A.TU Chemnitz
Philosophische Fakultät
Germanistische Sprachwissenschaft
09107 Chemnitz
jana.haase@phil.tu-chemnitz.de
Dipl.-Soz. Frank Kleemann, M.A.
TU Chemnitz
Philosophische Fakultät
Industrie- und Techniksoziologie
09107 Chemnitz
frank.kleemann@phil.tu-chemnitz.de
Dr. Ingo Matuschek
TU Chemnitz
Philosophische Fakultät
Industrie- und Techniksoziologie
09107 Chemnitz
ingo.matuschek@phil.tu-chemnitz.de
Carsten Schulz-Nötzold, M.A.
TU Chemnitz
Philosophische Fakultät
Germanistische Sprachwissenschaft
09107 Chemnitz
carsten.schulz@phil.tu-chemnitz.de
Chapter
Full-text available
Internet-Chats sind in letzter Zeit zu einem beliebten Forschungsobjekt unterschiedlicher Disziplinen geworden.1 Aus sprachwissenschaftlicher Sicht wird zum Beispiel diskutiert, ob es zu einer Annäherung der Schriftkommunikation an die Mündlichkeit kommt oder ob man angesichts der spezifischen Eigenarten des Sprachgebrauchs (Emoticons, Akronyme, Jargonismen etc.) gar von einer “Sondersprache des Internet” (Haase et al. 1997, 53) als “Ausdruck einer im Entstehen begriffenen Netzkommunikationskultur” (Jakobs 1998, 194) sprechen kann. Zudem wird hervorgehoben, dass der Chat “das einzige synchrone Medium [sei], das auf geschriebener Sprache beruht” (Lenke & Schmitz 1995, 121).
Book
Deutsche Syntax dependentiell. - Tübingen : Stauffenberg-Verl., 1996. - 292 S.
Chapter
Die Mediengeschichte ist eine Geschichte von Kontroversen. Ihre Dramatisierungen stammen aus den gemischten Gefühlen im Untergrund der Entwicklung. Hoffnungen und Ängste begleiten ein jedes neue Medium. Die Hoffnungen wollen uns glauben machen, daß nun alles anders, d.h. besser wird. Sie betonen das gute Neue und stellen auch manches als neu dar, was vielleicht nur ein bißchen anders konstelliert oder verpackt ist. Zunächst gilt allemal das „stilistische Trägheitsgesetz“ (Bausinger), das dafür sorgt, daß in den jeweils neuen Medien erst einmal das Alte auftaucht, bis man nach und nach die Spezifik des neuen Mediums erkennt und eigenständige Präsentationsgegenstände und -formen findet. Aber auch scheinbar ganz Neues wie ‘Hypertext’ erweist sich genauerem Hinsehen womöglich als vertraut, z.B. als ein Textverweissystem, das uns — nicht genauso, aber ähnlich — in Enzyklopädien und Indices schon geleitet hat.
Chapter
Der Beitrag argumentiert, daß mit post-tayloristischen Rationalisierungsstrategien eine neue Qualität des betrieblichen Zugriffs auf die Subjektivität der Arbeitenden entsteht. These ist, daß Arbeitskräfte auf neue Produktionskonzepte mit „neuen Reproduktionskonzepten“antworten, die auf einer verstärkten Rationalisierung des Alltags beruhen. Dabei wird das alltagspraktische Verhältnis zur Arbeitssphäre zunehmend aktiv selber gestaltet, was nicht ohne Auswirkungen auf Betrieb und Arbeit, insbesondere aber auf die strukturelle Beziehung von „Arbeit und Leben“überhaupt bleibt.