Pollenschläuche gehören zu den am schnellsten wachsenden Zellen im Pflanzenreich. Pollen benötigen während der Keimung und Pollenschläuche während des Wachstums viel Energie. Eine mögliche Energiequelle können das Disaccharid Saccharose, aber auch die Spaltprodukte Glukose oder Fruktose sein. Expressionsanalysen konnten zeigen, dass zwei Gene für Zellwandinvertasen, sieben Gene für alkaline/neutrale Invertasen und ein Gen für eine vakuoläre Invertase in Pollen und/oder Pollenschläuchen exprimiert werden. Die Expression von Saccharose-Synthase-Genen war nicht nachweisbar. Pollenkeimungstests mit knockout(k.o.)-Linien ergaben, dass nur die vakuoläre Invertase AtVI2 in vitro für die Pollenkeimung wichtig ist. In reproduktiven Organen wie Funiculi, Durchlassgewebe, Stigma, Pollen, Pollenschläuchen, Antheren etc. konnte die Expression von Zuckertransportergenen der AtSUC- und AtSWEET-Genfamilie nachgewiesen werden. Es stellte sich heraus, dass sieben AtSUC-Gene in Pollen und/oder Pollenschläuchen exprimiert werden, aber AtSUC1 für die Funktionalität der Pollen der wichtigste Saccharosetransporter ist. Ionenchromatographische Messungen des Saccharosegehaltes von Atsuc1- und Atsuc1Atsuc3Atsuc8Atsuc9-Pollen zeigten, dass der Verlust von AtSUC1 eine Reduktion des Saccharosegehaltes im reifen Pollen um ca. 50 % zur Folge hatte. Dies belegt, dass AtSUC1 bereits bei der Beladung des Pollen während der Reifung in der Anthere eine Rolle spielt. Keimungstests zeigten, dass Pollen am besten bei 250 mM Saccharose keimen. Das lässt vermuten, dass in vivo möglicherweise hohe apoplastische Saccharosekonzentrationen die Keimung fördern. Auch das Pollenschlauchwachstum wurde in vitro durch Saccharose gefördert. Ab 100 mM Saccharose im Pollenkeimungsmedium stieg die Pollenschlauchlänge mit zunehmender Saccharosekonzentration bis zu einem Optimum bei 250 mM Saccharose an. Es konnte gezeigt werden, dass Pollen viel Saccharose, aber keine nachweisbare Stärke enthalten. Saccharose könnte deshalb vor allem während der Keimung als Energiequelle dienen oder womöglich als Signalmolekül, da sie die Keimung in niedrigen Konzentrationen hemmt und in hohen Konzentrationen fördert. Maltose, Prolin und andere Zucker neben Saccharose konnten Saccharose im Medium nicht ersetzen. Aufgrund dieser Daten wird vorgeschlagen, Saccharose für in vitro-Analysen mit Pollenschläuchen als Energiequelle im Medium zu verwenden. Das Enzym der Prolinsynthese, AtP5CR, ist für die Pollenkeimung und das Pollenschlauchwachstum in vitro wichtig, da AtP5CR/Atp5cr-Pollen eine signifikant niedrigere Keimungsrate und kürzere Pollenschläuche zeigten. Das Nebenprojekt zur Analyse der Regulation der AtSUC2-Expression ergab, dass der AtSUC2-Promotor in weißen, chlorophyllfreien Bereichen der grün-weiß gefleckten Blätter von immutans-Mutanten nicht aktiv war. Da bekannt ist, dass AtSUC2 in Sink-Blättern nicht exprimiert wird, deutet dies an, dass die weißen Bereiche der immutans-Blätter in einem Sink-Status bleiben. Eine Zugabe von externer Saccharose konnte den AtSUC2-Promotor in weißen Bereichen induzieren, was belegt, dass die Expression von AtSUC2 durch den Saccharosegehalt im Apoplasten induzierbar ist. Im zweiten Nebenprojekt konnte gezeigt werden, dass BvSUT3 Esculin transportieren kann. Dies ist bereits von Transportern bekannt, welche Saccharose als Substrat erkennen. Die Daten deuten an, dass BvSUT3 sehr wahrscheinlich in vivo die Aufnahme von Saccharose katalysiert. BvSUT3 lokalisierte möglicherweise in Blättern und Wurzeln von Beta vulgaris in Zellen des Phloems.