Die Tagesbetreuung in Deutschland bzw. der institutionelle Bereich, der für frühkindliche Betreuung, Bildung und Erziehung
verantwortlich ist, befindet sich zurzeit in einem Wandel. Genauer gesagt steht der eigentliche Wandel noch bevor, denn, obwohl
die Tagesbetreuung längst als eine der wichtigsten Sozialisationsagenturen im Aufwachsen von Kindern identifiziert worden
ist, scheinen viele etablierte Erziehungskonzepte nicht mehr zeitgemäß. Insbesondere im Rahmen der Bildungsdiskussion (PISA-
und IGLU-Studie) wurde der besondere und an vielen Stellen nicht immer eindeutige Bildungsauftrag der Kindertagesstätten in
den Mittelpunkt gerückt (vgl. Rauschenbach 2004). Außerschulische Bildung, wie sie bereits im Elementarbereich notwendig ist, wird vor diesem Hintergrund als ein zentraler
Baustein im Aufgabenprofil der Tagesbetreuung unverzichtbar. Wenngleich hier unstreitig Wandlungsbedarf auf Seiten der erzieherischen
und institutionellen Konzepte besteht, kann der Bereich der frühkindlichen Erziehung, Bildung und Betreuung gerade in Deutschland
auf eine lange Tradition zurückblicken, deren Einflüsse auch heute noch sichtbar sind. Dies stellt der Länderbericht der Organisation
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD 2004) zur deutschen Gesamtsituation als besondere Stärke deutscher Tagesbetreuungseinrichtungen heraus. Frühkindliche Bildungs-
und Erziehungskonzepte folgen keinen wirtschaftlichen Zielen, sondern zeigen sich in Deutschland sozialpädagogisch und vielfach
an lebensweltorientierten Strukturmerkmalen ausgerichtet.