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Wertrationalität und das Modell der Frame-Selektion

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Abstract

Nach Max Weber ist wertrationales Handeln dadurch gekennzeichnet, dass ein Akteur sein Handeln konsequent planvoll an bewusst herausgearbeiteten Werten ausrichtet, ohne andere Folgen in Betracht zu ziehen. Im Beitrag wird dieser Handlungstyp im Rahmen des Modells der Frame-Selektion rekonstruiert. Das Modell erweist sich als geeignet, Webers Vorstellungen einer Wertreflexion und rationalen Eigenwertorientierung als Spezialfälle einer umfassenderen Handlungstheorie zu integrieren. Dadurch werden auch Verbindungen zu den Arbeiten anderer Theoretiker wie Raymond Boudon oder Jürgen Habermas deutlich. Ausgehend davon wird argumentiert, dass das Modell der Frame-Selektion dazu verwendet werden kann, Webers makrosoziologische Konzepte der Wertsphären und Lebensordnungen handlungstheoretisch zu fundieren. Der Beitrag schließt mit Anmerkungen zum Verhältnis zwischen dem weberianischen Forschungsprogramm und dem Ansatz der erklärenden Soziologie. According to Max Weber, value-rational action is characterized by a self-conscious elaboration of ultimate values and a consistently planned orientation to those values without regard for other consequences. This article reconstructs this type of social action within the Model of Frame Selection. This model proves to be able to incorporate Weber’s ideas of a “value reflexion” and “value orientation” as special cases of a more general theory of action. Thereby, links are also established to works of other theorists such as Raymond Boudon or Jürgen Habermas. On this basis, it is further argued that the Model of Frame Selection is well suited to provide Weber’s macro-sociological concepts of “value spheres” and “life orders” with an action-theoretic foundation. The article concludes with general remarks regarding the relationship between the Weberian research program and the approach of analytical sociology.

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... B. auf McCarthy und Chaudhary (2014) sowie Rauhut (2017) verwiesen.(ii) Das Modell der Frame-Selektion: Als Modell im Sinne einer formalisierten Theorie(Mayntz 1967) knüpft das Modell der Frame-Selektion(Kroneberg 2005(Kroneberg , 2007 an Überlegungen der Frame-Selektions-Theorie(Esser 2001) an. Mit der Idee einer ‚variablen Rationalität' wurden rationale ebenso wie normative Handlungskonzepte in den Bezugsrahmen des Makro-Mikro-Makro-Modells soziologischer Erklärungen gestellt. ...
... Mit der Idee einer ‚variablen Rationalität' wurden rationale ebenso wie normative Handlungskonzepte in den Bezugsrahmen des Makro-Mikro-Makro-Modells soziologischer Erklärungen gestellt. Neuere Überlegungen beziehen sich insbesondere auf eine Integration des Weberschen Idealtypus des wertrationalen Handelns(Kroneberg 2007). Das Modell der Frame-Selektion wurde erstmals vonEifler (2008Eifler ( , 2009 Handlungstheoretische Ansätze zur Erklärung von Kriminalität auf die Analyse kriminellen Handelns bezogen und entsprechend ausgearbeitet. ...
... 14 Eine Reihe von Beiträgen zur Frame-Selektions-Theorie bzw. zum Modell der Frame-Selektion widmen sich auf der Integration des wertrationalen Idealtyps(Esser 2003;Greve 2003;Kroneberg 2007;Stachura 2006). Diese sind für die Analyse des Zusammenwirkens zwischen Moralvorstellungen und Kosten-Nutzen-Erwägungen im Kontext von Entscheidungen für kriminelles Handeln relevant. ...
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The article represents the editorial of the special issue "Erklärungsangebote für kriminelles Handeln aus der Perspektive des Rational-Choice-Paradigmas".
... B. auf McCarthy und Chaudhary (2014) sowie Rauhut (2017) verwiesen.(ii) Das Modell der Frame-Selektion: Als Modell im Sinne einer formalisierten Theorie(Mayntz 1967) knüpft das Modell der Frame-Selektion(Kroneberg 2005(Kroneberg , 2007 an Überlegungen der Frame-Selektions-Theorie(Esser 2001) an. Mit der Idee einer ‚variablen Rationalität' wurden rationale ebenso wie normative Handlungskonzepte in den Bezugsrahmen des Makro-Mikro-Makro-Modells soziologischer Erklärungen gestellt. ...
... Mit der Idee einer ‚variablen Rationalität' wurden rationale ebenso wie normative Handlungskonzepte in den Bezugsrahmen des Makro-Mikro-Makro-Modells soziologischer Erklärungen gestellt. Neuere Überlegungen beziehen sich insbesondere auf eine Integration des Weberschen Idealtypus des wertrationalen Handelns(Kroneberg 2007). Das Modell der Frame-Selektion wurde erstmals vonEifler (2008Eifler ( , 2009 Handlungstheoretische Ansätze zur Erklärung von Kriminalität auf die Analyse kriminellen Handelns bezogen und entsprechend ausgearbeitet. ...
... 14 Eine Reihe von Beiträgen zur Frame-Selektions-Theorie bzw. zum Modell der Frame-Selektion widmen sich auf der Integration des wertrationalen Idealtyps(Esser 2003;Greve 2003;Kroneberg 2007;Stachura 2006). Diese sind für die Analyse des Zusammenwirkens zwischen Moralvorstellungen und Kosten-Nutzen-Erwägungen im Kontext von Entscheidungen für kriminelles Handeln relevant. ...
... In jüngerer Zeit wurden innerhalb dieses Bezugsrahmens mehrere theoretische Erweiterungen vorgeschlagen, die sich der Ausformulierung der Beziehungen zwischen Situation und Handeln widmen (Esser 2003;Kroneberg 2005Kroneberg , 2007Lindenberg 1993Lindenberg , 1996. Soziales Handeln wird dort als Ergebnis eines komplexen mehrstufigen Entscheidungsprozesses konzeptualisiert, der zumindest zwei Stufen umfasst: Die erste Stufe besteht in einer Definition der Situation durch die handelnden Akteure, die zweite Stufe besteht in der Selektion einer bestimmten Form sozialen Handelns. ...
... von Selbstkontrolle und Moralität formuliert. Weiterhin nehmen neuere Ansätze wie das Modell der Frame-Selektion(Kroneberg 2005(Kroneberg , 2007 über die Idee der variablen Rationalität neben dem Typus des rationalen Handelns auch andere Typen sozialen Handelns in die Analyse auf. Diese Überlegungen müssten Gegenstand weiterer empirischer Untersuchungen sein. ...
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Das Ziel der vorliegenden Studie besteht darin, innerhalb des Bezugsrahmens der analytischen Soziologie und ausgehend von einem Rational Choice-Ansatz Entscheidungen für kriminelles Handeln als einen zweistufigen Prozess zu konzeptualisieren und diesen anhand eines Discrete Choice Models (Hensher et al. 2005) konsequent statistisch zu modellieren. Für die empirische Analyse werden Daten einer postalischen Befragung (n = 2383) mit disproportional geschichteter Zufallsstichprobe von Bewohnern einer ostdeutschen Großstadt herangezogen. Gelegenheiten zu Fundunterschlagungen werden über Vignetten operationalisiert. Die Datenanalyse erfolgt mittels eines sequenziellen Logit-Modells, das erlaubt, beide Stufen des Entscheidungsprozesses simultan abzubilden und zu analysieren (Buis 2011, 2017). Die Ergebnisse der Studie werden unter methodologischen, theoretischen und statistischen Gesichtspunkten interpretiert und mit Blick auf das Potenzial des gewählten Vorgehens für weitere Studien diskutiert.
... Innerhalb der Soziologie taucht dieser Handlungstyp bereits seit den klassischen Arbeiten von Max Weber immer wieder auf. Weber (1980: 12) (Kroneberg 2007), durchaus eine plausible (Teil-)Erklärung des Geburtenverhaltens dar. Vor dem Hintergrund von Parsons (1937) voluntaristischer Handlungstheorie werden Werte dadurch handlungsrelevant, dass sie über Sozialisationsprozesse als Werthaltungen internalisiert und über Institutionalisierungsprozesse in Normen übersetzt werden, welche die angestrebten Handlungsziele und die zur Zielerreichung zulässigen Handlungsmittel regulieren (Kroneberg 2011: 64). ...
... Bislang wurde in bevölkerungssoziologischen Studien, im Einklang zur SEU-Theorie, implizit meist von einer rein additiven Wirkungsweise der beiden Faktorengruppen ausgegangen, ohne alternative -z.B. multiplikative -Formen des Zusammenwirkens von Normen und Anreizen zu berücksichtigen (Kroneberg 2011: 104). Neuere handlungstheoretische Weiterentwicklungen, hier insbesondere die Ausarbeitung und Formalisierung des Modells der Frameselektion (MFS) von Hartmut Esser (1990Esser ( , 1996Esser ( , 2000 und Clemens Kroneberg (2005Kroneberg ( , 2007Kroneberg ( , 2011, ziehen diese Additivitätsannahme in Zweifel. Nach der im MFS vertretenen Kernthese variabler Rationalität (Kroneberg 2005) muss vielmehr davon ausge-gangen werden, dass anreizgesteuertes Handeln als handlungstheoretischerwenn auch empirisch häufiger -Spezialfall anzusehen ist. ...
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Seit der Entstehung der Soziologie hat es zahlreiche mikro- und makrosoziologische Erklärungsversuche des demographischen Handelns gegeben (Kopp/Richter 2015). Jedoch hat sich mit den theoretischen Beiträgen von James Coleman (1990) und Hartmut Esser (1993b) zunehmend die Erkenntnis durchgesetzt, dass reine Makroerklärungen ohne handlungstheoretische Fundierung problematisch sind, da sie letztlich kein Verstehen ermöglichen und damit auch empirische Ausnahmen nicht erfassen können (Kroneberg 2011: 20). Aus der Perspektive des methodologischen Individualismus kann eine vollständige Erklärung nur über die Berücksichtigung individueller Wahrnehmungen und Handlungen gelingen (Braun 2008).
... Individuals tend to act in the social world based on what is important to them, what they hold dear, what is of value to them -irrespective of the likelihood of success of an action, of costs that might occur, or whether other goals are negatively affected. Value rational action in Weber's sense is solely oriented towards the "intrinsic" value of a particular kind of action -Weber uses the German phrase "unbedingter Eigenwert" to denote this intrinsic value of an action (Weber, [ ] 1980; see also the discussion in Kroneberg, 2007). Most importantly, an action is value rational in that it is intentionally and purposefully oriented towards some Eigenwert (Kroneberg, 2007). ...
... Value rational action in Weber's sense is solely oriented towards the "intrinsic" value of a particular kind of action -Weber uses the German phrase "unbedingter Eigenwert" to denote this intrinsic value of an action (Weber, [ ] 1980; see also the discussion in Kroneberg, 2007). Most importantly, an action is value rational in that it is intentionally and purposefully oriented towards some Eigenwert (Kroneberg, 2007). ...
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This chapter outlines an understanding of the societal origins of values and value feelings. I depart from the assumption that feelings and emotions are critical to understand the emergence of human values and value pluralism as well as their influence on social action. This perspective is elaborated by a review of the sociological literature on the emergence of values, in particular of works that have traditionally emphasized the role of feelings in the genesis of values and in value commitments. In a second step, the chapter discusses recent developments in theories of moral judgment, in particular works suggesting universal domains in which moral values arise. Acknowledging that intuitive moral feelings play a critical role in these accounts, I suggest that these feelings are not limited to or originate from specific universal domains of sociality and morality. Rather, I use constructionist accounts of human emotion to show that, through rituals and social practices, evaluative feelings can be tied to almost arbitrary objects, ideas, and domains of social life. In extending this view, I propose that understanding the origins of values and value feelings requires comprehensive theories and models of how evaluative affective responses become widely shared within groups and societies.
... Dieses spontane einstellungsbasierte Handeln widerspricht nicht der Grundannahme der Werterwartungstheorie, da das Ausblenden bestimmter Alternativen in konkreten Situationen angesichts von Bounded Rationality und anderer Restriktionen eine kosteneffiziente Heuristik der Entscheidungsfin- Hartmut Esser (1990Esser ( , 2002Esser ( , 2006 liefert Überlegungen, wie die rational-kalkulierende und die automatische, normativ-kulturalistische Strategie in einem SEU-Modell zusammengefasst werden kçnnen. Diese Ansätze wurden unter dem Namen Modell der Frame Selektion (MFS) von Clemens Kroneberg (2005Kroneberg ( , 2007 ...
... Eine reine Zielkonzentration ("Der Zweck heiligt die Mittel") impliziert hingegen eine für das soziale Handeln irrelevante und nicht existente objektive Rationalität und damit eine Abstraktion von Individuen als soziale Wesen. Rationalität wird hier nicht gesehen als die Evaluierung dessen, was mçglich ist, sondern als die Eliminierung von Handlungsalternativen, die nicht mçglich sind(Niggli 1994: 86).15 Bei der Auseinandersetzung mit der Integration von Wertrationalität ins MFS führtKroneberg (2007) sehr spezifische Rahmenbedingungen an, die für die Überprüfung des Vorliegens einer Entscheidung im Sinne der Wertrationalität erfüllt sein müssten. Dazu müsste 1. die Auslçsung der Wertreflexion, 2. der Prozess der Wertreflexion durch 3. die Elaboration des Passungs-und Geltungsgrads von Werten in bestimmten Situationen operationalisiert und empirisch erhoben werden. ...
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Zusammenfassung Bei der Frage nach den Determinanten der Zustimmung zu sozialstaatlichen Maßnahmen seitens der Bevölkerung wird in der Literatur entweder auf die Werterwartungstheorie oder auf die Bedeutung ergebnisunabhängiger Wertorientierungen und Einstellungen zurückgegriffen. In dieser Arbeit werden beide Ansätze am Beispiel inter- generationaler Transferleistungen für Familien mit Kindern (Erhöhung des Kindergeldes) diskutiert und mithilfe der Entscheidungsheuristik des Modells der Frame Selektion berücksichtigt. Nach Auswertung von Befragungsdaten zur Salienz von familiären Einstellungen und instrumentellen Anreizen kann geschlussfolgert werden, dass beide Ansätze jeweils für unterschiedliche Teile der Bevölkerung eine Erklärung liefern können. Eine vollständige Erklärung variierender Zustimmung mithilfe eines einzigen Erklärungsansatzes kann indes als nicht ausreichend angesehen werden. Die fallspezifische Auswertung von Interaktionseffekten zwischen der generellen Einstellung zur Familie sowie der individuellen Abwägung von Kosten und Nutzen liefert neue Einsichten in die Entscheidungsprozesse. Insbesondere können Unterschiede in den Erwartungen an den Sozialstaat zwischen Befragten aus Ost- und Westdeutschland herausgearbeitet werden.
... Unsicherheit) wahrgenommen wird. (Esser, 1999) folgend) in eine selegierbare Ordnung der Alternativen (SEU Fi vs. SEU Fj) überführt (Kroneberg 2007). ...
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Mit dieser Arbeit wird der Versuch unternommen, aus der kategorialen Verschränkung von verschiedenen thematischen Feldern der Schulforschung, neuartig aufbereiteter statistischer Empirie und insbesondere intensiver theoretischer Grundlagenarbeit sowie methodologischer Reflexion einen Forschungsrahmen zur Frage der Entwicklung regionaler Disparitäten im Schulangebot zu entwickeln. Dieser Rahmen baut mit dem Strukturtheoretischen Individualismus auf einer in der Schulforschung kaum beachteten theoretischen Leitperspektive auf und hält zudem konkrete Analyseinstrumente und Beobachtungsheuristiken für spezifische Teilfragen zur regionalen Schulangebotsentwicklung und ihrer Disparitäten im gesellschaftlichen Kontext bereit. Immer wieder wird das zentrale schultheoretische Thema der multiplen Assoziation von Schule und Gesellschaft in den Mittelpunkt der analytischen Auseinandersetzungen gerückt. Hier aber nicht allein theoretisch, sondern auch empirisch am Beispiel der gesellschaftlichen Einbettung regionaler Schulangebote im kommunalen Handlungszusammenhang. Die Zunahme regionaler Disparitäten der Schulangebotslagen, der Siegeszug der integrierten Schulformen, der Niedergang von Haupt- und Realschule sowie die ungebrochene Stabilität der Gymnasien werden empirisch nachgewiesen. In dieser Drastik allerdings neu ist sicherlich der Befund, dass in vielen Regionen keine weiterführenden Schulangebote mehr bereitgestellt werden (können). In vielen Gebieten ist ein Sterben der Schulangebote im Bereich der Sekun- darstufe I virulent, wesentlich beeinflusst durch die demografischen Schrumpfungsprozesse und die Geltung der schulgesetzlichen Normen. Die Schulentwicklungsforschung täte gut da- ran, diese vor dem Hintergrund der verfassungsrechtlich verbrieften Norm der Vorhaltung gleichwertiger Lebensverhältnisse als problematisch einzustufende Entwicklung verstärkt in den Fokus zu nehmen. Gerade auch die Frage, welche Rolle staatliche Institutionen der regio- nalen Schulentwicklung, insbesondere die Schulaufsicht und die kommunalen Schulträger, dabei spielen, sollte zukünftig von Interesse sein.
... Darüber hinaus lässt es das MFS aber auch zu, dass kulturelle Orientierungen im Rahmen von Typ-2-Prozessen eine Wirkung auf Handeln ausüben. Akteure können etwa im Rahmen von reflektierten Auslegungsprozessen über die situationale Geltung und Adäquanz von kulturellen Orientierungen räsonieren (Kroneberg 2007). Die Konformität mit kulturellen Orientierungen kann ferner eine der Konsequenzen sein, die der Akteur bei einer reflektierten Entscheidung über konkrete Handlungen in Rechnung stellt. ...
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Zusammenfassung Das Gros der Wahlforschung und insbesondere der empirischen Forschung zur Frage, wie sich die Wahlabsicht für die Alternative für Deutschland (AfD) erklären lässt, berücksichtigt zwar den Einfluss kultureller Orientierungen, aber nur in Form expliziter Einstellungen, welche vermöge evaluativer Verbaläußerungen erhoben werden. In diesem Beitrag wird vor dem Hintergrund der Dual-Process-Perspektive argumentiert, dass neben expliziten Einstellungen auch implizite Einstellungen, welche assoziative Verknüpfungen von mental repräsentierten Einstellungsobjekten und ihrer Bewertung darstellen, für die Wahlabsicht der AfD von Bedeutung sind. Dem Prinzip der Katalysation nach schlagen sich implizite Einstellungen stärker in expliziten Einstellungen und auch im overten Verhalten nieder, wenn sich die Artikulation der expliziten Einstellungen oder das Verhalten im Rahmen eines eher intuitiven als reflektierten kognitiven Prozesses vollzieht. Diese handlungstheoretischen Ideen werden im Rahmen einer explorativen Studie mit 960 Befragten überprüft. Es zeigt sich, dass beide, implizite und explizite Einstellungen zum Populismus und zum Rassismus, die Wahlabsicht der AfD bedingen, wobei der Einfluss der impliziten Einstellungen, wie vom katalytischen Prinzip vorhergesagt, davon abhängt, ob die Befragten eher zu intuitiven oder aber eher zu reflektierten kognitiven Prozessen neigen.
... Somit besteht die Aufgabe darin, das soziale Handeln der Eltern zu erklären. Daran knüpft die Frage an, ob es sich bei den Eltern-Kind-Aktivitäten um zweckrationales, wertrationales, affektuelles oder traditionales Handeln im Weberschen Sinne handelt (Weber 1980), oder ob sie verwandte Typen des Handelns sind, wie beispielsweise normatives oder habituelles Handeln (siehe dazu auch weiter das Modell der Frame-Selektion z.B. bei Kroneberg 2007 (2002) zeigen, dass nur 35 Prozent der Variation im hochkulturellen Kapital auf Variablen der Bildung und der beruflichen Stellung zurückgeführt werden können. Somit könnte es sich bei den häuslichen Aktivitäten eher um habitualisiertes, traditionelles oder geframtes Handeln der Eltern handeln. ...
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Families differ strongly in how they deal with their children. These differences are often attributed to the socio-economic origin of the parents. Numerous studies have shown that the type and the availability of the stimuli in a child’s home environment strongly influence the child’s abilities. But how can the social differences in parent-child interactions be explained? It is argued that parents consciously or unconsciously want to maximize their child-related activities’ utility. This maximization of utility is also visible in parents’ own cultural leisure activities. Thus these should predict the extent of their interactions with their child in the home environment. This utility-theoretical approach is tested by using the data of the project “Preschool education and educational careers among migrant children”. Employing linear regression models, it can be shown that the social differences are related primarily to the cultural leisure behaviour of the parents, rather than to the family’s financial situation. Thus, the parents’ own interests are reflected in their interaction within the home environment, which, in turn, has a direct effect upon their child’s development. Zusammenfassung Familien variieren sehr stark darin, wie sie mit ihren Kindern umgehen. Diese Unterschiede werden oft auf die sozioökonomische Herkunft (SES) der Eltern zurückgeführt. Viele Studien können belegen, dass die Art und der Umfang des häuslichen Anregungsniveaus die Kompetenzentwicklung der Kinder stark beeinflusst. Daher stellt sich die Frage, wodurch die sozialen Unterschiede bei den Eltern-Kind-Interaktionen erklärt werden. Es wird davon ausgegangen, dass Eltern bewusst oder unbewusst im Rahmen von Aktivitäten mit ihrem Kind ihren Nutzen maximieren wollen. Diese Nutzenmaximierung zeigt sich auch in ihren eigenen hochkulturellen Freizeitaktivitäten. Somit sollten die eigenen Freizeitaktivitäten der Eltern den Umfang an häuslichen Interaktionen mit ihrem Kind vorhersagen. Dieser nutzentheoretische Ansatz wird mit den Daten des Projekts „Erwerb von sprachlichen und kulturellen Kompetenzen von Migrantenkindern in der Vorschulzeit“ überprüft. Mit Hilfe von linearen Regressionsmodellen wird gezeigt, dass die sozialen Unterschiede vor allem mit dem hochkulturellen Freizeitverhalten der Eltern zusammenhängen, und nicht von der finanziellen Situation der Familien abhängen. Somit spiegeln sich die eigenen Interessen der Eltern in der häuslichen Interaktion wider, die wiederum direkt die Kompetenzen der Kinder beeinflusst.
... In jüngerer Zeit wurden innerhalb dieses Bezugsrahmens mehrere theoretische Erweiterungen vorgeschlagen, die sich der Ausformulierung der Beziehungen zwischen Situation und Handeln widmen (Esser 2003;Kroneberg 2005Kroneberg , 2007Lindenberg 1993Lindenberg , 1996. Soziales Handeln wird dort als Ergebnis eines komplexen mehrstufigen Entscheidungsprozesses konzeptualisiert, der zumindest zwei Stufen umfasst: Die erste Stufe besteht in einer Definition der Situation durch die handelnden Akteure, die zweite Stufe besteht in der Selektion einer bestimmten Form sozialen Handelns. ...
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Diese Festschrift zu Ehren Steffen M. Kühnels versammelt eine Vielzahl von Beiträgen zu verschiedenen Themengebieten, mit denen sich der renommierte Soziologe in den vergangenen Jahrzehnten beschäftigt hat. In rund 35 Artikeln diskutieren deutsche und internationale Expertinnen und Experten zentrale Fragen der empirischen Sozialforschung. Die inhaltliche Vielfalt der Beiträge spiegelt dabei das breite Forschungsinteresse und langjährige Schaffen von Steffen M. Kühnel wider. Der erste Teil der Festschrift setzt sich mit der (Weiter-)Entwicklung von statistischen Verfahren und empirischen Forschungsmethoden auseinander. Hierbei wird auch wissenschaftstheoretischen Fragestellungen nachgegangen. Der zweite Teil behandelt Themen der angewandten Sozialforschung und untersucht aktuelle Fragen, insbesondere aus den Bereichen der politischen Wahlen und Partizipation sowie der Einstellungs- und Vorurteilsforschung. Der Inhalt Vorwort · Statistische Verfahren · Empirische Methoden · Wissenschaftstheorie · Wahl- und Partizipationsforschung · Einstellungs- und Vorurteilsforschung · Weitere Themenfelder der angewandten Sozialforschung Die Herausgeber Dr. Anja Mays, Institut für Soziologie, TU Darmstadt. Dr. André Dingelstedt, Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG), Berlin. Verena Hambauer, Methodenzentrum Sozialwissenschaften, Universität Göttingen. Stephan Schlosser, Methodenzentrum Sozialwissenschaften, Universität Göttingen. Florian Berens, Methodenzentrum Sozialwissenschaften, Universität Göttingen. Dr. Jürgen Leibold, Methodenzentrum Sozialwissenschaften, Universität Göttingen. Jan-Karem Höhne, Universität Mannheim.
... New Home Economics, which provides important amendments to exchange theory and thereby emphasizes the relevance of market mechanisms and decision-making calculations, can be considered as quite "related". Within the same theoretical context, two other additional theories have to be mentioned: On the one hand commitment theory (Rusbult 1980) which emphasizes the "sunk costs" or, in other words, the investments in relationships as stabilising factors, and on the other hand -in accordance to the action-theoretical assumptions of the two perspectives mentioned above -the framing model which provides another (additional) perspective, namely the theoretical integration of norms into the rational-choice-approach (Esser 2002;Kroneberg 2007). ...
... So weisen etwa Brandstätter et al. (2006, S. 128) darauf hin, dass "Mängel in den Prüfungsleistungen […] zwar die wichtigsten objektiven ‚Vorgänge' […] des Studienabbruchs" seien, aber auch relevant sei, "wie diese Fakten von den Betroffenen interpretiert werden, das heißt […], in welchem Maße sie den Erwartungen zuwiderlaufen und wie die zukünftigen Möglichkeiten der Krisenbewältigung eingeschätzt werden." Hier bieten sich Anknüpfungspunkte zu elaborierteren (handlungs-)theoretischen Modellen wie beispielsweise dem Modell der Frame-Selektion (Esser, 2002, S. 239-258;Kroneberg, 2005Kroneberg, , 2007 (Klein & Stocké, 2016, S. 335) Insofern bedarf es weiterer Forschungsarbeiten, die klären, in welchem Ausmaß die soziale und akademische Integration sowie die akademische Passung Studierender seitens der Hochschulen gefördert werden können und welche Angebote und Programme sich hierfür als zielführend erweisen. ...
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Der vorliegende Beitrag befasst sich mit der Erklärung hochschulischen Studienerfolgs im Studienverlauf. Konkret werden die Merkmale der Studiendurchschnittsnote, der Zufriedenheit mit den Studienleistungen und der Studienabbruchintention näher in den Blick genommen und damit nicht nur traditionelle, d. h. objektiv orientierte Erfolgsindikatoren, sondern auch subjektive Kriterien des Studienerfolgs berücksichtigt. So hat sich bei der theoretischen Erklärung von Studienerfolg eine multikausale und interdisziplinäre Herangehensweise etabliert und konnten auf empirischer Ebene anhand zahlreicher Einzeluntersuchungen bereits vielfältige Merkmale als relevant für die betrachteten Studienerfolgskriterien identifiziert werden. Diese geraten häufig aus dem Blick, woran der vorliegende Beitrag anknüpft. In ihm wird anhand eines explorativ angelegten linearen Pfadmodells die Wirkungs- und Zusammenhangsstruktur diverser proximaler Prädiktoren, die sich in bisherigen Untersuchungen als mögliche studienerfolgsrelevante Determinanten herausgestellt haben, auf die drei genannten Studienerfolgsindikatoren modelliert. Gemäß einer zeitlich implizierten Kausalität wird dabei angenommen, dass sich die bisherigen Studiendurchschnittsnoten auf die persönliche Zufriedenheit mit den Studienleistungen auswirken und diese wiederum die Abbruchintention beeinflusst. Grundlage dafür bilden die bundesweit repräsentativen Daten der 21. Sozialerhebung, durch deren breites Themenspektrum viele der potenziellen Einflussfaktoren berücksichtigt werden können.
... In this case, cultural models have some parallels with Esser's (1990) concept of "frames" or "habits" (Diabaté and Lück 2014: 53). As a result, cultural models do not presuppose that individuals have perfect information like it is the case with narrow rational choice theories (Boudon 2003: 3f.) but allow for value-rational ("wertrational") decisionmaking (Kroneberg 2007) and "satisficing" (Simon 1997(Simon [1945: 118-120) as mechanisms of complexity reduction (Schimank 2005). Second, individuals might follow a cultural model because they deem it as suitable. ...
Thesis
Die vorliegende Arbeit untersucht kulturelle Vorstellungen und Praktiken von Elternschaft in Deutschland. Wie Familien ihre Kinder erziehen ruft ein steigendes Interesse von Seiten der Politik, Wissenschaft und weiterer (Bildungs-)Professionen hervor. Gegenwärtig wird von Eltern erwartet, dass sie sich mit Expertenwissen auseinandersetzen, welches oftmals kostspielige und zeitaufwändige Praktiken nahelegt. Zur gleichen Zeit nehmen staatliche Akteure verstärkt Einfluss auf das familiale Leben und insbesondere die Kindererziehung. Als Folge dieser Entwicklung haben sich die kulturellen Vorstellungen von Elternschaft in Deutschland gewandelt. Mit diesen Entwicklungen beschäftigt sich die vorliegende Arbeit in drei Aufsätzen. Im Einzelnen betrachten die Artikel: (1) die Bedingungen von familienpolitischen Reformen, (2) die elterlichen Diskussionen um sich wandelnde Erwartungen sowie (3) die Auswirkung der elterlichen Klassenposition auf deren Erziehungspraktiken. Um diese Fragen zu beantworten greifen die Artikel sowohl auf Umfragedaten als auch digitale Daten zurück, die mit neuen Methoden der computergestützten Sozialforschung analysiert werden. Insgesamt erweitert die vorliegende Dissertation unser Wissen um den aktuellen Wandel von Elternschaft in Deutschland. Zudem werden innovative Methoden der computergestützten Sozialforschung in die Familiensoziologie eingeführt. Zuletzt wurde mit kulturellen Leitbildern von Elternschaft ein Zugang vorgeschlagen, der es erlaubt den gegenwärtigen Wandel von Elternschaft zu untersuchen.
... Diese Passgenauigkeit wurde insbesondere von Hartmut Esser (1996) erkannt, der sie in sein Modell der soziologischen Erklärung integrierte. Im Rahmen der Frame-Selektionstheorie sollen Normen, Wissen und Regeln handlungstheoretisch fundiert und gedeutet werden (Esser 1990;Kroneberg 2007). ...
Thesis
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Gegenstand dieser Arbeit ist die Entwicklung einer sozialwissenschaftlichen Methodologie zur Analyse symbolischer Ordnungen. Darunter werden hier die Strukturen und Systeme von sozial standardisierten Zeichen (Symbolen) verstanden, die sich im Prozess der Kommunikation bilden.
... Considering the theory of subjectively expected utility, which is a general theory of rational action, including social-psychological theories on individuals' perception and cognition of the social situation of an interview and, in particular, the role of prepaid incentives, it is assumed that an unconditional prepaid monetary incentive increases the "chance" (Weber, 1922) of response in terms of the respondents' inclination to cooperate in the sense of either instrumentally (zweckrational) or value-driven (wertrational) social action (Kroneberg and Kalter, 2012;Kroneberg, 2007). The effect of cash might be larger than are the effects of other incentives due to the universalistic character of money. ...
Article
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In this study, we evaluate short-and long-term effects of three different prepaid incentives: a ballpoint-pen (gift worth approximately 2 Swiss francs), a voucher (cash card worth 10 Swiss francs) and cash (a 10-Swiss-francs' banknote) on young panellists' cooperation and response rate in three waves of a mature panel study with a sequential multi-mode design (web-based online survey, CATI, and PAPI). The survey experiment involved an alternative procedure to analyse the effect of different types of prepaid incentives, taking selective attrition into account as well as considering problems related to causal inference. The subjects were students, from randomly-selected school classes, who had finished their compulsory school in 2013. The findings are clear: cash provides the strongest direct, positive effect on the overall response rate and also on the latency until response after first contact. The other incentives did not work as efficiently as did cash. Additionally, cash is the most likely to minimise social selectivity in response. Finally, cash provides the potential to convert refusals in previous waves into cooperation.
... Aufbauend auf den Arbeiten von Hartmut Esser (Esser 2001(Esser , 2010 hat Clemens Kroneberg mit dem Modell der Frame Selektion (MFS) ein erweitertes Modell vorgelegt (u. a. in Kroneberg 2005Kroneberg , 2007Kroneberg , 2014, das sich der Grundannahmen der dualen Prozessmodelle bedient und welches er mit Henning Best (Best & Kroneberg 2012) auf die Erklärung von umweltfreundlichem Handeln anwendet. Während das MFS sowohl bewusste Typ-1 Entscheidungen in der Logik der RCT bzw. ...
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Zusammenfassung Verschiedene theoretische Ansätze versuchen, den Zusammenhang zwischen individuellen Umwelteinstellungen und umweltbezogenem Verhalten bei Alltagsentscheidungen zu erklären. Die Low-Cost-Hypothese wie auch duale Prozessmodelle im Allgemeinen und das Modell der Frame Selektion im Speziellen unterstellen dabei für das Wechselspiel von Umwelteinstellungen und Entscheidungskosten unterschiedliche Wirkungszusammenhänge. Der Beitrag möchte durch die Einbeziehung sequentieller Entscheidungssituationen in aktuellen Bevölkerungsumfragen die theoretische Auseinandersetzung um die angemessene Erklärung von Umweltentscheidungen empirisch anreichern. Dazu verwenden wir Daten aus zwei Wellen des GESIS Panels. Mit Hilfe von Mehrebenenanalysen lassen sich zwar empirische Nachweise für beide Erklärungsansätze finden, für die Vorhersagen beider Theorien finden wir jedoch in Abhängigkeit der situativen Rahmung der Entscheidung auch teilweise inkonsistente Ergebnisse.
... Eine solche Erweiterung der Nutzenfunktion um psychische An-10 Derartige Überlegungen werden mit dem "Modell der Frame-Selektion" begründet (vgl. Kroneberg 2007;Best 2009;Mehlkop 2011, S. 101-104). Aus diesem lässt sich die Hypothese ableiten, dass mit zunehmender Stärke der Norminternalisierung der Effekt der Nutzenerwägungen (speziell: der Verhaltenskosten) auf das zu erklärende normkonforme Verhalten schwächer wird. ...
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Zusammenfassung Um die Ursachen normkonformer Handlungen sowie von Normverstößen zu erörtern, wird im vorliegenden Beitrag das Menschenbild eines eigeninteressierten „Homo Oeconomicus“ in der individualistischen Tradition Humes beschrieben und mit dem Entwurf eines moralisch motivierten „Homo Sociologicus“ in der Tradition Durkheims und Parsons kontrastiert. Gestützt durch eine Reihe von Befragungsstudien wird das empirisch vorliegende normkonforme bzw. deviante Handeln der Akteure gemessen und in das durch die beiden Traditionen aufgespannte Kontinuum einer ökonomisch-instrumentellen versus einer psychologisch-normativen Handlungslogik verortet. Der vorliegende Beitrag argumentiert, dass sowohl situative Handlungsanreize als auch internalisierte psychische Konstrukte bei der Erklärung und der Messung von Devianz relevant sind. Allerdings zeigen die empirischen Befunde auch, dass sich normkonformes Handeln und auch eine validere Messung desselben besser durch situative Handlungsanreize erklären lässt als etwa durch uneigennützige Präferenzen der handelnden Akteure. Schließlich wird der enge Zusammenhang zwischen der empirischen Sozial- und Surveyforschung zu Normabweichungen und dem Problem der sozialen Erwünschtheit aufgezeigt. Auf einer praktischen Ebene werden Datenerhebungsansätze besprochen, die es erlauben, sozial erwünschtes Antwortverhalten zu reduzieren und eine validere Messung von Devianz zu erreichen.
... Genauso kann unklar sein, welches Verhalten in Situationen erwartet wird, selbst wenn sie unmittelbar definiert werden konnten. Es müssen dann die in der Situation geltenden Normen und Werte "rational herausgearbeitet" werden (Esser 2003a;Kroneberg 2007). ...
... We therefore focus on the distinction between instrumental rationality and value-rationality as two different forms of rational grounds of action. Value-rational action is distinguished from the affectual type by its explicit formulation of the values governing the action and the consistent intentional and purposeful orientation of the action to these values [52,56]. Since value is what is pursued through action, it is a cause or ground of action, but it is also the end of action, the good that is sought [57]. ...
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Questions have been raised on what role the knowledge provided by sustainability science actually plays in the transition to sustainability and what role it may play in the future. In this paper we investigate different approaches to sustainability transformation of food systems by analyzing the rationale behind transformative acts—the ground that the direct agents of change act upon— and how the type of rationale is connected to the role of research and how the agents of change are involved. To do this we employ Max Weber's distinction between instrumental rationality and value-rationality in social action. In particular, we compare two different approaches to the role of research in sustainability transformation: (1) Performance-based approaches that measure performance and set up sustainability indicator targets and benchmarks to motivate the agents in the food system to change; (2) Values-based approaches that aim at communicating and mediating sustainability values to enable coordinated and cooperative action to transform the food system. We identify their respective strengths and weaknesses based on a cross-case analysis of four cases, and propose that the two approaches, like Weber's two types of rationality, are complementary— because they are based on complementary observer stances—and that an optimal in-between approach therefore cannot be found. However, there are options for reflexive learning by observing one perspective—and its possible blind spots—from the vantage point of the other, so we suggest that new strategies for sustainability transformation can be found based on reflexive rationality as a third and distinct type of rationality.
... Grob skizziert besteht das MFS aus den folgenden vier zentralen Theoriebausteinen (vgl. ausführlich Kroneberg 2005Kroneberg , 2007Mayerl 2009Mayerl , 2010 (Mayerl 2009: 201) einhergehende Annahme, dass der automatisch-spontane Modus (as) den Default-Modus darstellt und es nur dann zur überlegt-kontrollierten (ük) Entscheidungsfindung kommt, wenn gilt: SEU(ük) > SEU(as). Standardmäßig handeln Akteure also automatisch-spontan, sie bewegen sich auf bekannten Bahnen der Routine und verlassen diese Gleise nur ungern. ...
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http://www.campus.de/buecher-campus-verlag/wissenschaft/soziologie/der_mensch_nach_ruecksprache_mit_der_soziologie-4394.html https://www.degruyter.com/view/j/srsr.2016.39.issue-1/srsr-2016-0019/srsr-2016-0019.xml Der Mensch ist ein soziales Wesen, das in Beziehungen zu anderen Menschen lebt. Diese alteuropäische Denkvoraussetzung hat den Menschen aus dem Fokus der Soziologie gerückt. Denn es ist nicht der Mensch, es sind die sozialen Beziehungen, für die sie sich interessiert. Doch hat sich damit bereits die Frage nach dem Menschen für die Soziologie erledigt? Die Autorinnen und Autoren des Bandes diskutieren aus unterschiedlichen Perspektiven die Relevanz anthropologischer Annahmen für die gegenwärtige Soziologie.
... Das MFS erfuhr aber eine signifikante Veränderung in Kronebergs Aufsatz Wertrationalität und das Modell der Frame-Selektion, welcher 2007 erschien und mir zu dem Zeitpunkt nicht bekannt war, als ich den Beitrag Neuere Entwicklungen in der Handlungstheorie (Etzrodt 2007) schrieb. Als eine Reaktion auf eine Kritik am MFS von Mateusz Stachura (2007), dass das MFS nicht adäquat wertrationales Handeln darstellen könne, führteKroneberg (2007) einen Spezialfall in den rc-Modus seines MFS ein. In diesem Spezialfall wird die Entscheidungsformel SEU(F i ) = Σ p j U ij durch SEU(F i ) = Σ p i U Sinn ersetzt, wobei U Sinn "einen über alle Alternativen konstanten und daher thematisch nicht relevanten Nutzenterm" und p ...
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Der vorliegende Beitrag stellt Grundannahmen der verschiedenen Theorievarianten des Rational-Choice Paradigmas einander gegenüber und präsentiert einen Überblick über empirische Umsetzungen. Im Rahmen des Rational-Choice Paradigmas lassen sich primäre und sekundäre Effekte der sozialen Herkunft unterscheiden. Theorien rationaler Bildungsentscheidungen beanspruchen die Erklärung der sekundären Effekte (womit Disparitäten in den elterlichen Bildungsentscheidungen bei gleichen akademischen Fähigkeiten gemeint sind). Der Forschungsüberblick zeigt, dass für die Gültigkeit des RC-Paradigmas ein großes Ausmaß an bestätigender empirischer Evidenz vorliegt. Es muss allerdings auch konstatiert werden, dass in keiner der vorliegenden Untersuchungen eine vollständige Erklärung der beobachteten Herkunftsdisparitäten im Bildungserwerb gelungen ist, weil sich weiterhin direkte Effekte der sozialen Herkunft auf die Bildungsentscheidungen feststellen lassen.
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It is argued that the model of frame selection as a specific version of the dual‐process perspective provides a clear theoretical conceptualisation of the mechanisms by which cultural orientations such as values, attitudes, and internalised norms influence social behaviour. In particular, the model of frame selection allows the derivation of two fundamental action‐theoretical principles. According to the principle of catalysation, situationally relevant cultural orientations have a greater impact on social behaviour, if the behaviour comes about in an intuitive rather than a reflective manner. The principle of suppression states that external factors of the objective situation, which lack salience with respect to situationally relevant cultural orientations, have a greater impact on reflective rather than intuitive behaviour. These two principles can be combined with the so‐called logic of mode selection to derive a multitude of empirically testable hypotheses regarding the question of how motivational factors such as thinking dispositions and feeling of rightness as well as cognitive resources such as time for reflection and availability of working memory moderate the influence of cultural orientations on behaviour.
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Algorithmen werden in Gerichten eingesetzt, z. B. zur Rückfälligkeitsvorhersage. Dies ruft Assoziationen zum Subsumtionsautomaten des 19. Jahrhunderts hervor und fügt sich nahtlos in die Kritik des Solutionismus ein, soziale Probleme würden zunehmend technisch gelöst. Die Untersuchung von zwei vielfach verwendeten und diskutierten Beispielen (COMPAS, PSA) zeigt allerdings, dass an entscheidenden Stellen gerade nicht auf Technik gesetzt wird. Um den Algorithmus fair zu gestalten, werden nicht technische Schnittstellen, sondern Beteiligungsformate gefordert. Nicht nur hierfür, sondern an vielen Stellen der Entwicklung von Algorithmen im Recht wird auf soziologisches Wissen zurückgegriffen. Entgegen der Kritik, Soziologie müsse praxisrelevanter werden, lässt sich hieran zeigen, dass in der Praxis Soziologie längst eingesetzt wird, allerdings nicht als kritische Beobachterin. Algorithms have entered courts, e. g. via scores assessing recidivism. The 19th century topos “subsumtion automat” as well as the recent notion of solutionism seem to coincide in warning of social problems getting increasingly fixed technologically. Analyzing two of the most prominent examples for legal algorithms (COMPAS, PSA) shows that crucial problems are not (only) tackled by technical means. To design a fair algorithm, for instance, stakeholder procedures should precede technical tweaks. Diffusion of these algorithms is triggered with the help of sociological knowledge. Against lines of criticism calling for a more applicable sociology, such developments rather show that practice makes use of sociology long since, yet not in terms of critical observation.
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Zur Erklärung des seit den 1960er Jahren in zahlreichen europäischen Ländern stattfindenden Anstiegs der Kinderlosigkeit wird in der Forschung einerseits auf soziokulturelle Wandlungsprozesse, andererseits auf gewachsene Kosten einer Familiengründung verwiesen. Es fehlt jedoch eine übergreifende Theorie, die beide Ursachenkomplexe in ihrem Zusammenwirken erfassen kann. Der vorliegende Beitrag erörtert die Möglichkeiten eines entsprechenden integrativen Erklärungsmodells. Vorgeschlagen wird ein Modell auf der Grundlage der Frame-Selektions-Theorie. Das Modell bezieht sich auf Entscheidungssituationen in Paarbeziehungen und thematisiert die Wechselwirkung zwischen sozio-kulturellen Leitbildern und strukturellen Anreizen. Die resultierende Hypothese, dass Anreizeffekte auf die Familiengründung von der situativen Kompatibilität einer auf Familie verweisenden Partnerschaftsdeutung abhängig sind, wird anschließend einer ersten empirischen Prüfung auf der Grundlage des Familiensurvey-Panels unterzogen.
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Es wird ein handlungstheoretisches Modell vorgestellt, welches auf der Wissenssoziologie und Relevanztheorie von Alfred Schütz basiert. Es vereint diese jedoch mit entscheidungstheoretischen Ansätzen und ist als Prozess-Modell formuliert. Dieses 'relevanztheoretische Handlungsmodell' beschreibt den für jegliches Handeln notwendigen Entwurfsprozess, berücksichtigt systematisch Entscheidungen des Akteurs sowie iterative Entwürfe. Es erlaubt auch die Untersuchung von Gruppenunterschieden und großen Fallzahlen. Damit werden nicht nur Defizite der Ausgangstheorie überwunden, sondern auch eine Alternative zu weiteren etablierten soziologischen Handlungsmodellen bereitgestellt. Insbesondere werden im Beitrag Schwächen des Modells der Frame-Selektion benannt und gezeigt, wie diese durch das neue Modell vermieden werden. (Zeitschrift für Theoretische Soziologie 01/2020)
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Max Bolze entwickelt an der Schnittstelle zwischen Alter(n)s- und Lebensstilforschung ein interdisziplinäres Forschungsprogramm, das er als Sozialstrukturanalyse des höheren Alters charakterisiert. Den Kern bildet ein handlungstheoretisch fundiertes Mehrebenenmodell zur Analyse von Lebensführungen. Mit diesem gelingt es, die sozialwissenschaftliche Diskussion um eine soziale und kulturelle Differenzierung des Alter(n)s theoretisch-konzeptionell präziser zu erfassen und empirisch zugänglich zu machen. Hierfür werden methodologische und empirische Zugänge gelegt, über die durch Methodenintegration eine Verbesserung der in der Lebensstilforschung häufig problematisierten Typenbildung erreicht werden kann. Der Inhalt • Systematisierung von Alter(n)s- und Lebensstilforschung • Konzeptionelle Grundlagen von Alter(n) und Lebensführung • Lebensführung im Spannungsfeld von Sozialstruktur und Kultur • Lebensführung als Disposition im Modell der Frame-Selektion • Integration qualitativer und quantitativer Methoden zur Typenbildung Die Zielgruppen • Dozierende und Studierende der Soziologie und Gerontologie • Praktikerinnen und Praktiker in der Gerontologie und Geriatrie, Markt-, Meinungs- sowie empirische Sozialforscherinnen und -forscher Der Autor Max Bolze ist Soziologe und hat am Graduiertenkolleg „Alter(n) als kulturelle Konzeption und Praxis“ der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf promoviert.
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Der vorliegende Beitrag hat zum Ziel, die in der Kriminalsoziologie bestehenden Operationalisierungen von Handlungsmessungen mittels Selbstberichten zur Lebensprävalenz kritisch zu hinterfragen und durch den Einsatz einer situationsbezogenen Messung von Handlungsabsichten zu erweitern. Der Fokus liegt dabei auf interpersonalen physischen Gewalthandlungen, welche im Rahmen der Erklärung von Gewalt als Sanktionshandlung anhand eines handlungstheoretisch fundierten Modells betrachtet werden. Die theoretisch ausgearbeiteten Schwerpunkte der Erklärung – Situation und Sanktionsbezug – dienen als Ausgangspunkt für den empirischen Transfer und die genaue Begutachtung der Selbstberichte. Der Einsatz eines Vignetten-Designs zur Erfassung hypothetischer Sanktionsreaktionen in einer Konfliktsituation wird als angemessene und gewinnbringende Ergänzung für die Übersetzung der theoretischen Annahmen in die empirische Modellierung ausgemacht und mithilfe von uni-, bi- und multivariaten Analysen untermauert. In den vorgestellten Strukturgleichungsmodellen kann (auch mittels eines multiplen Gruppenvergleiches) der Mehrwert einer situationsbezogenen Messung von Sanktionsabsichten mit den Querschnittsdaten des Jahres 2015 des DFG-Projektes Kriminalität in der modernen Stadt gezeigt werden.
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Von den Vertreterinnen und Vertretern der weiten Rational Choice Theorie wird sozialen Normen eine wichtige Rolle bei der Analyse sozialer Mechanismen zur Erklärung von kriminellem Handeln zugeschrieben. Es scheint jedoch keine Einigkeit darin zu bestehen, an welcher Stelle in einer prozessorientierten Erklärung die Normen intervenieren und ob sie direkte oder indirekte bzw. moderierte Effekte ausüben. In diesem Beitrag wird argumentiert, dass Normen zunächst im Sinne von Dual Process Theorien als eine Art Filter wirken und entscheidend dafür sind, ob Akteure automatisch-spontan nicht-kriminell bzw. kriminell handeln. Nur Akteure, bei welchen dieser Filter nicht wirkt treten in einen Abwägungsprozess von Kosten und Nutzen ein – in diesem deliberativen Modus spielen Normen nun aber auch eine Rolle. Sie wirken als psychische Anreize, die entweder als Kosten oder als Nutzen gesehen werden und deren Effekte mit anderen Merkmalen, wie der Fähigkeit zur Selbstkontrolle oder Verfügbarkeit von Neutralisierungen interagieren. Der Artikel schließt mit einer kurzen Diskussion über die angemessene empirische Überprüfung der Effekte der Normen, insbesondere über statistische Modelle, die simultan die Effekte einer Variable an mehreren Stellen des Mechanismus überprüfen können, wie Double Hurdle Modelle.
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Die Untersuchung der Entstehung von Wertorientierungen bei Kindern stellt in der soziologischen Forschung ein Nischenthema dar. In der Sozial- und Persönlich-keitspsychologie existiert zu diesem Gebiet dagegen ein dynamisches Forschungs-feld. Allerdings zeigt die psychologische Werteforschung zwei Mankos. Die Wertestrukturen von Kindern werden hier meist querschnittlich untersucht, was keine Erkenntnisse über ihre Entwicklung im Zeitverlauf zulässt. Dazu vernachlässigt die psychologische Forschung die soziale Bedingtheit der Werteentstehung bei Kindern. Die vorliegende Arbeit schließt diese Forschungslücken und versucht somit eine soziologische Wiedereinbettung der Werteforschung in der Kindheit. Hierfür werden in einer Stichprobe von Kindern in der ersten und zweiten Klasse Wertepräferenzen über Selbstauskunftsverfahren erhoben. In einem ersten Schritt werden die vorliegenden Wertestrukturen identifiziert. In einem nächsten Schritt wird die Entwicklung der Wertestruktur von der ersten zur zweiten Klasse längsschnittlich untersucht. Im letzten Teil der Arbeit wird der Einfluss familiärer Struktur- und Prozessmerkmale auf die Wertorientierungen und Wertestruktur der Kinder überprüft. Die Ergebnisse der Analysen zeigen bereits in der ersten Klasse eine plausible Wertestruktur. Sie beruht auf einer Grunddifferenzierung in individualistische und kollektivistische Werte. Während sich in der ersten Klasse nur für den kollektivistischen Wertebereich Substrukturen nachweisen lassen, zeigen sich in der zweiten Klasse auch im Bereich der individualistischen Werte Ausdifferenzierungen. Unter den familiären Bedingungen lassen sich besonders für den sozioökonomischen Status der Eltern, ihre religiösen Wertorientierungen wie auch ihren Erziehungsstil Einflüsse auf die Wertorientierungen der Kinder nachweisen. Die Erklärung der Strukturen von Wertorientierungen bei Kindern, ihrer Entwicklung und der familiä-ren Einflüsse bezieht theoretische Ansätze aus der Bedürfnisforschung, der Entwicklungspsychologie und der ungleichheitsorientierten Sozialisationsforschung mit ein.
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Das LKA NRW führte zum Thema Predictive Policing das Projekt SKALA (System zur Kriminalitätsauswertung und Lageantizipation) durch. Das Projekt wurde nach drei Jahren erfolgreich beendet. SKALA wird künftig weitere Polizeibehörden unterstützen. Detaillierte Ergebnisse sind dem veröffentlichten Abschluss- und Evaluationsbericht – jeweils in einer Kurz- und Langfassung – zu entnehmen.
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We investigate whether fair behavior in negotiations depends on the frame given by an actor to a situation. To test this proposition, we study secondary data from bargaining experiments. In the experiments, subjects were asked what they thought the situation was about. We compare this perception with their behavior in the negotiations. The results show that subjects with a prosocial frame were more likely to distribute the resource equally than those with a proself frame. Investigating the factors that lead to the adoption of a prosocial or proself frame, we find that minor situational differences do not influence the choice of a frame, whereas factors which can be traced back to socialization exert considerable influence on the selection of a frame.
Thesis
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Die Untersuchung der Entstehung von Wertorientierungen bei Kindern stellt in der soziologischen Forschung ein Nischenthema dar. In der Sozial- und Persönlichkeitspsychologie existiert zu diesem Gebiet dagegen ein dynamisches Forschungsfeld. Allerdings zeigt die psychologische Werteforschung zwei Mankos. Die Wertestrukturen von Kindern werden hier querschnittlich untersucht, was keine Erkenntnisse über ihre Entwicklung im Zeitverlauf zulässt. Dazu vernachlässigt die psychologische Forschung die soziale Bedingtheit der Werteentstehung bei Kindern. Die vorliegende Arbeit schließt diese Forschungslücken und versucht somit eine soziologische Wiedereinbettung der Werteforschung in der Kindheit. Hierfür werden in einer Stichprobe von 249 Kindern in der ersten und zweiten Klasse Wertepräferenzen über Selbstauskunftsverfahren erhoben. In einem ersten Schritt werden über explorative Analysen die vorliegenden Wertestrukturen identifiziert. Über Strukturgleichungsmodelle wird in einem nächsten Schritt die Entwicklung der Wertestruktur von der ersten zur zweiten Klasse längsschnittlich untersucht. Im letzten Teil der Arbeit wird der Einfluss familiärer Struktur- und Prozessmerkmale auf die Wertorientierungen und Wertestruktur der Kinder überprüft. Die Ergebnisse der Analysen zeigen bereits in der ersten Klasse eine plausible Wertestruktur. Sie beruht auf einer Grunddifferenzierung in individualistische und kollektivistische Werte. Während sich in der ersten Klasse nur für den kollektivistischen Wertebereich Substrukturen nachweisen lassen, zeigen sich in der zweiten Klasse auch im Bereich der individualistischen Werte Ausdifferenzierungen. Unter den familiären Bedingungen lassen sich besonders für den sozioökonomischen Status der Eltern, ihre religiösen Wertorientierungen wie auch ihren Erziehungsstil Einflüsse auf die Wertorientierungen und Wertestruktur der Kinder nachweisen. Eine Erklärung der Struktur von Wertorientierungen bei Kindern, ihrer Entwicklung und der familiären Einflüsse bezieht theoretische Ansätze aus der Bedürfnisforschung, der Entwicklungspsychologie und der Sozialisationsforschung mit ein. ____________________________________________________________________________________ Value orientations in children during the first years in school. An empirical study of structures, developments and familial determinants. .................................................................................................................................................. The study of the formation of value orientations in children represents a niche topic in sociological research. In social and personality psychology, in contrast, there is a dynamic field of research referring to this matter. However, psychological research on values displays two shortcomings. Here, the value structure of children is examined cross-sectionally, which does not provide any information on its development over time. In addition, psychological research neglects the social conditionality of the development of value orientations in children. The present work closes these research gaps and thus tries to re-embed value research in childhood into a sociological context. Therefore, ratings of value preferences are collected via self-assessment procedures in a sample of 249 children in first and second grade. In a first step, the detectable value structures are identified through exploratory analyses. Subsequently, the development of the value structure from first to second grade is investigated longitudinally by means of structural equation modeling. The last section of the study examines the influence of structural and process characteristics of the family on the value orientations and value structure of children. The results of the analyses show a plausible value structure as early as in first grade. It is based on a fundamental differentiation between individualistic and collectivistic values. While in first grade substructures can only be identified for the collectivistic range of values, in second grade differentiations become also apparent in the area of individualistic values. Amongst family conditions, primarily parents’ socioeconomic status, their religious value orientations as well as their parenting style exert an influence on the value orientations and value structure of children. In order to explain the structure of value orientations in children, their development and familial influences, theoretical approaches from research on needs, developmental psychology and socialization research are considered.
Research
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In den Diskussionen zur Nutzung von Nudges zur Anregung gewünschten Verhaltens spielen Normen eine zentrale Rolle. Mit Hilfe einer Variation des Diktatorspiels gehen wir der Frage nach, ob der Verweis auf eine Gleichverteilungsnorm eine Verhaltensänderung im Sinne des Nudgings bewirkt. Wir prüfen weiter, ob die Wirkung der Gleichverteilungsnorm von der Größe der Gruppe abhängt, die von der Teilung profitiert. Unsere Ergebnisse zeigen einen mittleren bis großen Effekt bei Verweis auf eine Gleichverteilungsnorm. Dieser Effekt scheint jedoch unabhängig von der Größe der profitierenden Gruppe zu sein. Die Ergebnisse erweisen sich als robust gegenüber Diktatorspielen immanenten Mannaeffekten.
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Zusammenfassung Die Erklärung des Geburtenverhaltens und seines Wandels ist seit jeher ein primäres Anliegen sozialdemographischer Forschung. In der Literatur wurden bislang zwei Arten von Einflussgrößen in mikrosoziologischen Erklärungen von Fertilitätsentscheidungen berücksichtigt: Zum einen ökonomische Faktoren, welche die (Schatten-)Preise von Kindern determinieren, zum anderen pronatalistische Normen und Werte, wie sie unter anderem in christlichen Religionen propagiert werden. Weitgehend ungeklärt ist jedoch bislang das Zusammenspiel solcher anreizbezogenen und normativen Fertilitätsdeterminanten. Analysen an einem Paneldatensatz zeigen, dass Religion in der säkularisierten deutschen Gesellschaft zwar vordergründig keine prominente
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Das Kapitel gibt einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand zu den Ursachen und Konsequenzen der Instabilität ehelicher und nichtehelicher Paarbeziehungen. Hinsichtlich historischer Trends zeigt sich deskriptiv ein deutlich ansteigender Trend des Scheidungsrisikos seit den 1960er Jahren, der sich allerdings seit der Jahrtausendwende abzuschwächen scheint. Die theoriegeleitete Systematisierung der Trennungsdeterminanten erfolgt auf Basis eines ökonomisch-austauschtheoretischen Prozessmodells, welches – unter Rekurs auf neuere Zwei-Prozess-Handlungstheorien – um kulturell-normative Determinanten erweitert wird. Das Modell beinhaltet folgende Gruppen von Einflussfaktoren: (1) Rahmenbedingungen bei der Partnerschaft sentstehung (exogene Gelegenheitsstrukturen und individuell-biographische Dispositionen), (2) spezifi sche Merkmalskonstellation der Partner bei der Paarbildung und (3) „Investitionen“ im Rahmen der Partnerschaftsgestaltung (z. B. partnerschaftliche Institutionalisierung, Familienbildung, Anschaffungen); quer dazu liegen normative Orientierungen (z. B. Religiosität), hinsichtlich derer Wechselwirkungen mit Anreizund Kostenfaktoren zu erwarten sind. Im Bereich Trennungs- und Scheidungsfolgen werden empirische Befunde zu den teils gravierenden materiellen und psychosozialen Trennungsfolgen für die involvierten Partner anhand eines theoretischen Modells systematisiert und diskutiert. Im letzten Abschnitt werden neuere Forschungstrends und zukünftige Fragestellungen identifiziert: die zunehmende systematische Erforschung von Effektheterogenität (z. B. Ländervergleiche oder Vergleiche zwischen nicht- und vorehelichen Lebensformen) und das wachsende Interesse an Tiefenerklärungen und an den vermittelnden sozialen Mechanismen (z. B. durch die Berücksichtigung von Wahrnehmungen und dyadischen Interaktionsprozessen).
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Zusammenfassung Handlungsentscheidungen kçnnen mit inneren Konflikten verbunden sein, die aufgrund der Interaktion verschiedener Grundorientierungen einer Person (z. B. Normen vs. Ressourcen) bestehen. Zielsetzungen des Aufsatzes sind die Rekonstruktion und Analyse solcher Konflikte im Rahmen eines formalen Modells und die Illustration seiner Anwendungen. Diese Modellierung erfolgt auf der Grundlage der (nichtkooperativen) Spieltheorie, die als Teilgebiet der Rational-Choice-Theorie (RCT) explizit mit Konfliktsituationen befasst ist. Der vorliegende Aufsatz steht damit im Gegensatz zu einer insbesondere im deutschsprachigen Raum zu beobachtenden Tendenz, handlungstheoretische Arbeiten in Abgrenzung zur RCT zu verfassen und dabei deren Unzulänglichkeit zu behaupten. Das hier vorgelegte formale Modell zeigt hingegen, dass die RCT flexibel genug ist, um vermeintliche Abweichungen vom traditionellen Kalkül theoretisch zu erfassen. Verdeutlicht wird dies durch modelltheoretische Diskussionen einiger Beispiele (z. B. Low-Cost-Hypothese, Crowding-Out-These, Wahlteilnahme), deren vermeintliche Unvereinbarkeit mit der RCT oft betont wird. Im Rahmen von Modellerweiterungen werden zudem empirisch prüfbare Hypothesen zu Verhaltenseffekten theoretisch begründet.
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Zusammenfassung Die vorliegende Abhandlung entwickelt ein soziologisches Modell, welches das „Mit-Handeln“ von Technik beschreibt und in einer Weise operationalisiert, dass die Frage der Handlungsträgerschaft empirisch untersucht werden kann. Es wird gezeigt, dass die von der Actor-Network-Theory thematisierten Phänomene auch im Rahmen einer soziologischen Handlungstheorie betrachtet werden können, die sich auf das Esser’sche Modell soziologischer Erklärung stützt. Das Ergebnis ist ein Modell soziologischer Erklärung hybrider Systeme, das die Interaktion von menschlichen Akteuren und nicht-menschlichen Aktanten beschreibt. Zu dessen Überprüfung wurden Experimente in einem selbst programmierten Fahrsimulator durchgeführt. Deren Auswertung belegt, dass die Probanden den technischen Assistenzsystemen Handlungsträgerschaft zuschreiben und das Verhältnis Mensch-Technik als ein symmetrisches wahrnehmen. Zudem tendieren sie dazu, sich je nach Handlungsverteilung der Verfolgung bestimmter Ziele zu entledigen, obwohl nach den Spielregeln „humans“ und „non-humans“ gleichermaßen für die Verfolgung aller Ziele verantwortlich waren.
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Zusammenfassung Im vorliegenden Aufsatz wird eine institutionentheoretische Alternative zu Siegwart Lindenbergs Modell der theoriereichen Konstruktion von Brückenhypothesen entwickelt. Lindenbergs Modell richtet sich sowohl gegen theoriearme, empirische Verfahren der Konstruktion von Brückenhypothesen als auch gegen bloße Ad-hoc-Annahmen über Präferenzen sozialer Akteure. Durch die Anwendung des Nachfragegesetzes auf die Relation zwischen Präferenzen und Metapräferenzen gelingt es Lindenberg, eine innovative Theorie der Ziele zu entwickeln. In der hier aufgeführten Kritik an dieser Theorie wird jedoch gezeigt, dass Lindenberg die Ad-hoc-Annahmen nicht eliminiert, sondern nur an eine andere, weniger offensichtliche Einsatzstelle verschoben hat. Als Alternative zur ökonomisch orientierten Theorie der Ziele wird ein an Weber orientiertes Verfahren zur theoriereichen Konstruktion von Brückenhypothesen entwickelt. Durch die Kontrastierung der Informationen über die Restriktionen und die Art der Handlungsregeln erlaubt das Verfahren Rückschlüsse auf die erklärungsfähigen Ziele des Handelns.
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Zusammenfassung Der Beitrag untersucht die Bedeutung unterschiedlicher Formen von Situationsdefinitionen für den Prozess der Handlungsselektion. Den Anknüpfungspunkt bildet das von Hartmut Esser entwickelte Modell der Frame- Selektion. Mit der Einführung des Modells der Frame-Selektion erfährt die Handlungstheorie im Makro-Mikro-Makro- Modell der soziologischen Erklärung eine neue, eine wissenssoziologische Ausrichtung: Handlungstheorie als Theorie der Situationsdefinition. Zu diesem theoretischen Unternehmen möchte der vorliegende Artikel einen Beitrag leisten. Der Beitrag argumentiert, dass die Kriterien der Selektion zwischen den handlungsorientierenden und handlungsleitenden Deutungsmustern von drei Formen der Verwendung von Situationsdefinitionen abhängen: der konstativen Verwendung von Situationsdefinitionen zur Deutung vorgegebener Situationen und zwei Formen der performativen Verwendung von Situationsdefinitionen: der Konstitution von Situationen auf der Grundlage handlungswirksam durchsetzbarer Situationsdefinitionen und der Konstitution von Situationen auf der Grundlage gemeinsam geteilter Situationsdefinitionen. Diese Auffassung steht im Gegensatz zu der aktuellen Fassung des Modells der Frame-Selektion, das die jeweilige Art und Weise der Selektion von Deutungsmustern auf die Differenz zwischen zwei Modi der Selektion zurückführt: automatisch-spontan oder bewusst reflektiert.
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Das Rational-Choice (RC) Paradigma kann derzeit in der Bildungssoziologie als der dominante Erklärungsansatz für Bildungsentscheidungen und Bildungsungleichheit angesehen werden. Die psychologische Theorie des geplanten Verhaltens und die soziologische Rational-Choice Theorie bilden zwei Hauptvarianten dieser theoretischen Perspektive. Beide Theorien gehen übereinstimmend davon aus, dass Bildungsentscheidungen und Ungleichheiten im Bildungserwerb das Resultat instrumentell rationaler Entscheidungen unter Bedingungen unterschiedlicher Ressourcenknappheit sind. Abgesehen von diesem Konsens unterscheiden sich die Theorievarianten in der theoretischen Bestimmtheit der als relevant angesehenen Erklärungsfaktoren und dem Grad der bei den Akteuren angenommenen Rationalität voneinander. Eine wachsende Anzahl empirischer Studien untersucht die empirische Angemessenheit der jeweils vorliegenden Annahmen der Theorie sowie der daraus resultierenden Prognosen. Der vorliegende Beitrag stellt die Grundannahmen der verschiedenen Theorievarianten des RC-Paradigmas gegenüber und präsentiert einen Überblick über den aktuellen Stand ihrer empirischen Überprüfung. Die Ergebnisse zeigen, dass die Theorie wichtige Aspekte von Bildungsentscheidungen erfasst und einen relevanten Teil der Herkunftseffekte zu erklären vermag. Die empirische Evidenz erbringt aber auch Hinweise auf die Unvollständigkeit der Theorie. Im abschließenden Teil dieses Beitrags werden mögliche Lösungen dieses Problems diskutiert.
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Der Beitrag antwortet auf den in dieser Zeitschrift erschienenen Artikel „Moderater methodologischer Holismus. Eine weberianische Interpretation des Makro-Mikro-Makro-Modells” von Gert Albert (Jg. 57, 2005, S. 387—414) und die dort vertretene Hypothese, dass das Modell der soziologischen Erklärung weder die Berücksichtigung makrosozialer Strukturen, noch den Einbezug historischer Prozesse erlaube. Es wird gezeigt, dass diese These allenfalls für die von Coleman vertretene Version des Modells zutrifft, nicht aber für die inzwischen vorliegende Erweiterung, insbesondere vor dem Hintergrund der darin an zentraler Stelle vorkommenden Konzepte der sozialen Produktionsfunktionen, des Modells der Frame-Selektion und der Entwicklung von idealtypischen Strukturmodellen historisch-spezifischer Zusammenhänge.
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This paper focusses on an unarticulated tendency of Weberian sociology to examine action and order equitable. The methodological position of moderate holism seems to be adequate for the Weberparadigm. Moderate methodological holism encompasses a holistic ontology and the individualistic macro-micro-macro-model of explanation. In detail it is different of Hartmut Esser’s version of this model. On the basis of emergence-theoretical thinking moderate methodological holism is distinguished from three other methodological positions. It is demonstrated that moderate methodological holism is the background for adequate models of explanation of Weber’s protestant ethic and his sociology of domination. It is shown that every action-theory in the Weberian sense has a holistic orientation based on the principle “reasons as causes”. The holistic orientation should be hold as regards the macro-level of order, too. This version of the Weber-paradigm has a historical and empirical orientation for ontological reasons.
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Im Beitrag wird die „Theorie der Frame-Selektion” von Hartmut Esser unter Bezugnahme auf Max Webers Handlungstheorie einer Revision unterzogen. Das wesentliche Defizit der Theorie von Esser, das im fehlenden Geltungsbezug der Frames besteht, wird in seiner Konzeptualisierung des wertrationalen Handelns besonders deutlich. Es betrifft aber das Gesamtmodell. Um die utilitaristische Verengung der TdFS zu überwinden, wird der Vorschlag gemacht, die Logik der Situationsdefinition von der Logik der Handlungsselektion stärker zu trennen. Die Definition der Situation folgt demnach nicht der Logik der Nutzenmaximierung, sondern der Logik der Wertbeziehung und der Wertgeltung. Beide ebenenspezifischen Selektionsprozesse bleiben aufeinander bezogen. Aber jede Ebene verfügt über eine Eigenlogik, deren Verletzung zu Rationalitätsverlusten des Handelns führt. This article presents a conception of “definition of situation” in reference to the theory of action of Max Weber which is an alternative to Hartmut Essers’ “theory of frame-selection” (TdFS). The basicdeficiency of the theory of Esser exists in the absence of the value-reference of the cultural frames what can be observed especially in Essers formalisations of the value-rational action. But the objec-tion is related to the whole TdSF. In order to overcome the utilitarian shortcoming of this model I propose to differentiate between the logic of the situation and the logic of the selection of action. The definition of the situation does not follow the principle of utility-maximizing, but the principle of value-reasoning. Both levels of selection-process are related to each other. But each of these levels has a specific principle of the selection, which cannot be violated without a decrease of the rationality of action.
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In sociology it has been much debated whether the normativist-culturalist or the rational choice perspective better explains social phenomena. Since each has received considerable empirical support, an integrated account of norms and rationality is much needed. The Model of Frame Selection offers such an integration. In this model, cost-benefit calculus is replaced by unconditional norm conformity if norms are strongly internalized. We test this proposition in three fields of application: the rescue of Jews in WWII, electoral participation, and the decision among secondary school tracks. In line with the predictions of the Model of Frame Selection we find that strong helping norms, intense norms of civic duty, and high educational aspirations lead actors to disregard the risk of helping Jews, the incentive to express political preferences, and the prospects to complete school tracks.
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Zusammenfassung Im Beitrag wird ein allgemeines Modell des Handelns auf der Basis von Hartmut Essers Frame-Selektionstheorie entwickelt, das die zentralen Einwände gegen die bisherigen Formalisierungen der Theorie überwindet. Das Modell erklärt, welche Definition der Situation ein Akteur vornimmt (Frame-Selektion), welches Programm des Handelns er heranzieht (Skript-Selektion) und welches Handeln er auszuführen versucht (Handlungsselektion). Ausgehend von der Annahme, dass die Rationalität der Akteure variabel ist, wird zudem angegeben, unter welchen Bedingungen ein Akteur bewusst diejenige Alternative wählt, die seinen subjektiv erwarteten Nutzen maximiert (reflexiv-kalkulierender Modus), und wann er im Gegensatz dazu unhinterfragt eine mental stark zugängliche Alternative selegiert (automatisch-spontaner Modus). Auf diese Weise wird versucht, soziologische, ökonomische und sozialpsychologische Handlungskonzepte in einer allgemeinen und gleichzeitig formal präzisen Theorie des Handelns zu integrieren.
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Zusammenfassung „Rational-Choice“-Erklärungen sozialer Prozesse sind (in den Sozialwissenschaften) häufig mit dem Hinweis kritisiert worden, sie setzten einen perfekt informierten und „kalkulierenden“ Akteur voraus. „Traditionales Handeln“ und Phänomene der „Definition der Situation“ seien daher mit diesem Ansatz prinzipiell nicht zu erfassen. Der Beitrag zeigt, daß die Orientierung des Handelns an Routinen („habits“) bzw. die Situationelle Dominanz bestimmter Ziele und „Codes“ („frames“) als Spezialfälle der Theorie der rationalen Wahl konzipierbar sind. In dieser theoretischen Fassung wird dann auch erklärbar, warum Institutionen gegenüber Änderungen in der „Umwelt“ oft sehr resistent sind: weil die Akteure mit ihrer „bounded rationality“ rational umzugehen verstehen. Die theoretische Rekonstruktion wird am Beispiel des Befragtenverhaltens im Interview empirisch erläutert und untermauert.
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Ich möchte mich einem Problem zuwenden, das durch die folgenden Sachverhalte entsteht: Zum einen ist relativ unstrittig, dass die Soziologie als Handlungstheorie betrieben werden sollte, was mit der Auffassung gleichzusetzen ist, dass ihr theoretischer Kern in einer Theorie des individuellen Handelns zu bestehen habe1, zum anderen aber bieten sich eine ganze Reihe von Handlungstheorien an, die sich zum Teil ganz unversöhnlich gegenüberstehen, wodurch verdunkelt wird, welche der verschiedenartigen Kandidatinnen zu diesem Zweck bevorzugt zu werden verdient. Die Beantwortung dieser Frage wird zugleich erschwert durch die Einsicht, dass es nicht Aufgabe der Soziologie sein kann, das kontextlose Handeln individueller Akteure zu erklären — dies kann jederzeit der Psychologie überlassen bleiben; vielmehr sollte sie sich bemühen, ein Licht auf die Entstehungs- und Reproduktionsbedingungen zwischenmenschlicher Verkehrsformen und der damit verbundenen Prozesse und Struktureffekte zu werfen. Die Frage nach dem handlungstheoretischen Kern soziologischer Erklärungen lässt sich demnach nicht unabhängig von dem sogenannten Mikro-Makroproblem lösen, d.h. nicht getrennt von der Frage, wie die angesprochenen Verkehrsformen aus den wechselwirksamen Handlungen individueller Akteure hervorgehen und auf diese zurückwirken.
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Die Analyse von Institutionen und daher auch ihres Wandels hat mit komplexen Problemen zu tun. Die Schwierigkeiten liegen in der inhaltlichen Unbestimmtheit, mit der die Alltagssprache den Ausdruck Institution verwendet. Aber auch wissenschaftssprachlich wird der Begriff uneinheitlich und vielfach fließend gefaßt. Lange Zeit vernachlässigt, richtet sich erst neuerdings ein theoretisches Interesse auf die sozialwissenschaftliche Entfaltung der als Institutionen bezeichneten Problematik. Besonders verwiesen sei dafür im deutschen Sprachraum auf die Arbeiten von Gerhard Göhler (vgl. insbesondere Göhler 1994), Gerhard Lehmbruch (vgl. insbesondere Lehmbruch 1994), Karl-Siegbert Rehberg (vgl. insbesondere Rehberg 1994) und den von Birgitta Nedelmann herausgegebenen Band (Nedelmann 1996). Die Konstruktion des Erkenntnisgegenstandes muß der Beschreibung und Analyse von Institutionen vorausgehen. Ich beginne daher mit der Frage: Was sind Institutionen? und biete dazu einen Vorschlag an. Dann bespreche ich den „Eigenschaftsraum“ von Institutionen und schildere die Prozesse, die Inhalt und Wirkungen von Institutionen beeinflussen. Schließlich wende ich mich der Frage zu, inwieweit der Wandel von Institutionen als Prozeß der Institutionalisierung beziehungsweise der Deinstitutionalisierung von Rationalitätskriterien erfaßt werden kann.
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Recently, two French doctors were convicted in a trial dealing with the transfusion of blood contaminated by the AIDS virus. A petition was signed all over the world by numerous doctors and scientists, including 30 Nobel Prize winners, making the point that the trial had been unfair and requiring that the French President use his prerogative of presidential pardon, which can effectively be applied in this case, to release the doctors from jail. A strong majority disapproved of the proposal. Influential members of the government had already made clear they would not recommend a pardon. This is an example of current 'collective beliefs', which the social sciences should be able to explain. The example is taken because the 'collective belief' appears here as unusually strong. Can the 'rational-choice model' explain this social fact satisfactorily? Can the classical sociological 'internalization of norms' model explain it? It is contended that none of them can explain the case as it is. If so, there are many important facts which cannot easily be explained by these two current models. From this example, a model is sketched, the 'cognitive model', of which the rational-choice model turns out to be a particular case.
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The chapter presents the two very different basic processes that link attitudes and behavior, along with variants that amount to a mixture of the essentials of each process. Conditions that promote one process or the other also are discussed in the chapter. This discussion of mixed models illustrates the complexity of the role of spontaneous and deliberative processing to understand the manner in which attitudes influence behavior. The basic difference between the two types of models of the attitude-behavior process centers on the extent to which deciding on a particular course of action involves conscious deliberation about a spontaneous reaction to one's perception of the immediate situation. An individual may analyze the costs and benefits of a particular behavior and, in so doing, deliberately reflect on the attitudes relevant to the behavioral decision. These attitudes may serve as one of possibly many dimensions that are considered in arriving at a behavior plan, which may then be enacted.
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Part I. Background: 1 Introduction 2. Anthropological resistance 3. Schema theory and connectionism 4. Two properties of cultures 5. Three further properties of culture Part II. Practice and Possibilities: 6. Research on shared task solutions 7. Research on the pschodynamics of shared understandings 8. Research on cultural discontinuities 9. Beyond old oppositions.
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Der allgemein gehaltene Titel von Hartmut Essers opus magnum Soziologie formuliert einen Anspruch und sieben voluminöse Bände bekräftigen ihn: Hier arbeitet jemand an einer fachuniversalen, einheitlichen Theorie. Esser schätzt den multiparadigmatischen Zustand der soziologischen Theorie sehr kritisch ein. Eine Vielzahl von Ansätzen steht unabgeklärt nebeneinander und es ist schwierig, sich in dieser Vielfalt ohne Willkür zu orientieren. Er wendet sich gegen die Selbstgenügsamkeit der verschiedenen Schulen und Richtungen, die sich gegeneinander abschotten und dadurch ihre jeweiligen Einseitigkeiten nicht zur Kenntnis nehmen. Esser glaubt an die Einheit der Soziologie - gar als zukünftige Existenzbedingung dieses Fachs (vgl. Schimank/Kron/Greshoff 2002, S. 352 f). Mit dem vorliegenden Werk möchte er dem Ziel näher kommen, die verschiedenen Richtungen der Soziologie zu überwinden und ein Fundament für die ganze Disziplin zu legen.
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Hartmut Esser erhebt den Anspruch, in der Tradition von Max Weber und Karl R. Popper eine generelle Handlungstheorie für die Sozialwissenschaften vorgelegt zu haben. Der folgende Aufsatz stellt einen Versuch dar, zu untersuchen, inwieweit Esser diesen Anspruch erfüllen kann. Es geht dabei im Wesentlichen um drei Fragen: 1) Kann Hartmut Esser die verschiedenen Handlungstypen Max Webers in seinem Modell theoretisch adäquat darstellen? 2) Welche Bedeutung besitzt die Methodologie Max Webers bzw. Karl R. Poppers für die Konstruktion von Essers Handlungstheorie? 3) Besitzt Essers Handlungstheorie wirklich die Integrationsfähigkeit, die ihr von Esser zugeschrieben wird?
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(1) Ein Buchbeitrag am Ende eines Buches, der — wenn auch nicht nur — die anderen Beiträge dieses Buches zum Gegenstand hat, steht immer ein wenig in der Gefahr, so verfasst oder interpretiert zu werden, als solle durch ihn die dort entfaltete Diskussion zu einem definitiven Abschluss gebracht werden, kommen doch die Autorin und Autoren dieser Beiträge danach im Buch nicht mehr zu Wort. Kurz, ein solcher Beitrag mag den schlechten Geschmack hinterlassen, dass sich hier jemand das letzte Wort nimmt. Dass die nachstehenden Ausführungen so gedeutet werden können, lässt sich nicht ausschließen. Intendiert ist ein solches letztes Wort jedoch nicht. Das gilt auch dafür, dass ich in den Buchbeiträgen eingenommene Positionen kritisch beurteile, wenn mir dies von der Sache her und zur Stimulierung einer konstruktiven Auseinandersetzung damit geboten schien. Was „von der Sache her“ heißt oder heißen kann, ist natürlich ebenso strittig und diskussionsbedürftig wie das, was „geboten“ heißt. Von daher wäre es zu begrüßen, wenn die am Buch Beteiligten zusammen kommen könnten, um solcherart Punkte, vor allem aber das Buchprojekt und die sich daraus ergebenden Perspektiven für die weitere Theoriediskussion, gemeinschaftlich zu erörtern (dazu gleich mehr).
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The question is being scrutinized how to integrate into a general theory of action the two types of rational action distinguished by Max Weber based on value rationality and instrumental rationality. Three proposals recently made by Raymond Boudon, Siegwart Lindenberg and Hartmut Esser are considered. These authors agree in conceiving rationality as based on reasons. But, unlike Boudon, Lindenberg and Esser hold that rationality should be essentially considered as consequential and that it is possible to reconstruct value-rational action in this framework, although Weber’s formulation of this type of action clearly excludes a reference to consequences. According to Lindenberg and Esser, this reconstruction of value-rational action can be accomplished by the theory of subjective expected utility supplemented by a concept of framing. In their opinion this kind of model also offers the opportunity to construct a conception superior to a mere typology of action orientations, because it enables us to specify under what conditions which type of action prevails. The article provides evidence that the proposals made by both authors still fall short of offering an adequate model for understanding the difference between both types of action. Lindenberg’s proposal does not sufficiently allow for explaining the difference between traditional and value-rational action and the claim for justification associated with value-rational action. Esser’s conception meets these two criteria but it remains unsettled whether his model already specifies sufficient conditions for value-rational action. The article concludes in considering the general question whether it is conceivable to derive both types of action from a common notion of rationality.
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In 1996, Hartmut Esser published a rational choice model of the “Definition of the Situation” in this journal (KZfSS 48, 1996: 1–34). This work is based on his economic interpretation of the theory of Alfred Schutz, a co-founder of interpretative sociology. This paper analyses Hartmut Esser’s attempt to reconstruct the sociological concept of the definition of the situation by means of economic theory. It shows that Esser’s misinterpretations and abridgements of the theory of Alfred Schutz (this is especially true of the interactive aspects) lead to considerable discrepancies between Esser and Schutz in modelling the definition of the situation. In his economic modelling of the definition of the situation Esser fails to conceive the sociological essence of this concept (the construction of sense structures) because he formulates a model of rational behavior in accordance with the economic tradition. Schutz, however, advocates the construction of rational models of human behavior, which also includes “irrational” (not utility-maximizing) or “sense”-directed behavior.
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This article presents a general model of action based on Hartmut Esser's theory of frame-selection, which overcomes the central objections to the previous formalizations of the theory. This model explains how an actor defines a situation (frame-selection), which program of action he activates (script-selection), and which action he is willing to perform (action-selection). Proceeding from the assumption that the rationality of actors is variable, it goes on to specify the conditions under which an actor will consciously choose the alternative which will maximize his subjectively expected utility (reflecting-calculating mode), as opposed to those under which he will select - without any prior reflection - a mentally strongly accessible alternative (automatic-spontaneous mode). Thus the attempt is made to integrate concepts of action from sociology, economics, and social psychology into a general and formally precise theory of action.
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The question Jon Elster addresses in this challenging book is what binds societies together and prevents them from disintegrating into chaos and war. He analyses two concepts of social order: stable, predictable patterns of behaviour, and co-operative behaviour. The book examines various aspects of collective action and bargaining from the perspective of rational-choice theory and the theory of social norms. It is a fundamental assumption of the book that social norms provide an important kind of motivation for action that is irreducible to rationality. The book represents a major statement by Elster, which will be of particular interest to political scientists, political philosophers, sociologists, and economists.
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Revised Thesis (doctoral)--Universität Heidelberg, 1999. Includes bibliographical references (p. 447-475) and index.
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Obra en dos volúmenes, disponibles en biblioteca. Habermas, filósofo y sociólogo alemán, propone con su teoría de la acción comunicativa los fundamentos de una teoría crítica de la sociedad. Para ello estudia la conexión interna que existe entre teoría de la racionalidad y la teoría de la sociedad. El resultado es la oposición entre la racionalidad tecnológica, como instrumento ideológico del poder que valora los resultados del mercado capitalista ignorando sus consecuencias, y la racionalidad discursiva. Contenido del volumen uno: Accesos a la problemática de la racionalidad; La teoría de la racionalización de Max Weber; Interludio primero: acción social, actividad teleológica y comunicación; De Lukács a Adorno.
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According to Max Weber, affectual action is one of four types of behavior. This type of action differs from instrumentally rational behavior in a way that the actors do not deliberately choose means with respect to certain ends, but are driven by their emotions prevalent in the situation. The emotional type of behavior has some "irrational" deviations from instrumental rationality in common with the traditional and value-rational types of behavior. As in the case of a value-rational orientation, the sense of behavior is not rooted in positively evaluated consequences, but in the particular behavior itself. The difference however is that emotional behavior does not imply a conscious elaboration of and a systematic orientation towards the most basic principles of behavior. With the traditional type of behavior it has in common the complete absence of any deliberation. Yet, emotional behavior does not simply imply a stimulus-driven execution of learned attitudes, but a vigorous and abrupt accomplishment of subjective preferences and a reaction to certain deviations from the usual course of events in everyday life. The problem with this typology of behavior is that it is not sufficient to label them, but it is necessary to predict under which conditions each has to be expected and how actors change from one to another. The aim of this paper is to show how this can be achieved with the Frame-Selection Model.
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This paper calculates indices of central bank autonomy (CBA) for 163 central banks as of end-2003, and comparable indices for a subgroup of 68 central banks as of the end of the 1980s. The results confirm strong improvements in both economic and political CBA over the past couple of decades, although more progress is needed to boost political autonomy of the central banks in emerging market and developing countries. Our analysis confirms that greater CBA has on average helped to maintain low inflation levels. The paper identifies four broad principles of CBA that have been shared by the majority of countries. Significant differences exist in the area of banking supervision where many central banks have retained a key role. Finally, we discuss the sequencing of reforms to separate the conduct of monetary and fiscal policies. IMF Staff Papers (2009) 56, 263–296. doi:10.1057/imfsp.2008.25; published online 23 September 2008
Strukturen der Lebenswelt
  • Schütz
  • Alfred
  • Luckmann
Moderater methodologischer Holismus Eine weberianische Interpretation des Makro-Mikro-Makro-Modells
  • Albert
  • Gert
Kultur. Zur Reformulierung eines ethnologischen Grundbegriffs
  • A. Wimmer