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Die Bedeutung sozialer Innovationen für eine nachhaltige Entwicklung

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Abstract

Die allgegenwärtige Thematisierung des Innovationsbegriffs weist große Ähnlichkeiten mit der des Nachhaltigkeitsbegriffs auf: Zum einen gilt Innovation ebenso wie der Übergang zu einer nachhaltigen Entwicklung als eine unabdingbare Existenz- und Fortschrittsbedingung bzw. als Synonym einer universellen Problemlösung. Je nach Perspektive handelt es sich in beiden Fällen um einen Imperativ der modernen Gesellschaft, der als Leitbild politischer Programme sowie von Konzepten des wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und institutionellen Wandels seinen (alternativlosen) paradigmatischen Ausdruck findet. Zugleich aber bleibt das mit Innovation tatsächlich Gemeinte meist ebenso diffus, wie die verbreiteten Vorstellungen von einer nachhaltigen Entwicklung und ihrer Realisierbarkeit. Zwischen der wachsenden Bedeutung der Themen und ihrer systematischen wissenschaftlichen Aufarbeitung klafft eine deutliche Lücke. Verbunden mit einer eigentümlichen Ausblendung der mit Innovationen im Einzelnen verbundenen Probleme und Folgen verleiht dies dem Innovations- wie dem Nachhaltigkeitsparadigma den Charakter eines sich verselbständigenden Sozialmythos im Sinne eines unreflektierten Deutungssystems (vgl. auch Krücken 2006). Bei beiden Themen hat man es gleichermaßen mit hoher Wünschbarkeit wie mit hoher Komplexität und dementsprechend überwiegend mit „einfachen und nicht-hinterfragbaren Kausalerklärungen“, sowie „stark affektiv aufgeladene(n) und emotionalisierte(n) Sachverhalte(n)“ (Krücken 2006: 2), mit „semantischen Simplifizierungen und Asymmetrien“ (Aderhold/ John 2005: 8) zu tun.

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... Dabei müssen vielfältige Spannungsfelder und kontroverse Interessen überwunden werden, wobei die Bewertung dieser Ansätze erst ex post erfolgen kann. In der wissenschaftlichen Debatte erhält die soziale Dimension der Nachhaltigkeit in der jüngsten Zeit verstärkt Aufmerksamkeit, da erkannt wurde, dass die Veränderungen sozialer Praktiken für eine nachhaltige Entwicklung wesentlich sind (Paech 2005;Schwarz et al. 2010;Schulz 2012). Dies ist insbesondere relevant für Länder des "Globalen Südens" in denen das Umweltbewusstsein und institutionelle Regulierungen oft erst in geringem Maße gesellschaftlich etabliert sind. ...
... Bisher besteht wenig gesichertes Wissen über die Entstehungsbedingungen, die Gestaltung und die Durchsetzung von Nachhaltigkeitsinnovationen. Zudem weist der heutige Stand der Forschung begriffliche, konzeptionelle sowie inhaltliche Defizite auf (Fichter 2005;Schwarz et al. 2010;Lange 2010). Nichtsdestotrotz rücken Nachhaltigkeitsinnovationen derzeit verstärkt in das Interesse von Politik, Wirtschaft und Forschung. ...
... Forschungen erwiesen haben. Während "Umweltinnovationen" und "soziale Innovationen" primär eine Dimension im Blick haben, sollen Nachhaltigkeitsinnovationen alle drei Dimensionen integrieren (Schwarz et al. 2010;Deutsches Global Compact Netzwerk (DGCN) 2011). Technology Push oder Market Pull, die wesentlichen Treiber für die Entwicklung von Innovationen, sind daher oft nicht ausreichend um Nachhaltigkeitsinnovationen zu initiieren und zu implementieren. ...
Article
Standards and certification systems have gained importance in facilitating sustainable development processes in global production and consumption networks. However, they are mainly developed in the Global North while actors from developing countries mostly remain passive standard takers. Currently, the majority of standards are primarily resource-oriented, while social criteria are less integrated. The result is a lack of acceptance due to low levels of embeddedness. Which requirements standards have to fulfill in order to facilitate a sustainable development is still widely unanswered. The paper intends to make mainly a conceptual contribution to the evolutionary trajectories of sustainable standards, which explicitly include the social dimension. Conceptually, neo-institutional approaches in organizational theory, focusing on institution building, and the research on innovation and knowledge dynamics are combined. Empirically, the evolutionary trajectory of the sustainability standard Fair Trade in Tourism South Africa (FTTSA) (since 2013 Fair Trade in Tourism FTT) is analysed from a transnational, knowledge-based perspective, based on 63 interviews conducted with different actor groups.
... Dabei müssen vielfältige Spannungsfelder und kontroverse Interessen überwunden werden, wobei die Bewertung dieser Ansätze erst ex post erfolgen kann. In der wissenschaftlichen Debatte erhält die soziale Dimension der Nachhaltigkeit in der jüngsten Zeit verstärkt Aufmerksamkeit, da erkannt wurde, dass die Veränderungen sozialer Praktiken für eine nachhaltige Entwicklung wesentlich sind (Paech 2005;Schwarz et al. 2010;Schulz 2012). Dies ist insbesondere relevant für Länder des "Globalen Südens" in denen das Umweltbewusstsein und institutionelle Regulierungen oft erst in geringem Maße gesellschaftlich etabliert sind. ...
... Bisher besteht wenig gesichertes Wissen über die Entstehungsbedingungen, die Gestaltung und die Durchsetzung von Nachhaltigkeitsinnovationen. Zudem weist der heutige Stand der Forschung begriffliche, konzeptionelle sowie inhaltliche Defizite auf (Fichter 2005;Schwarz et al. 2010;Lange 2010). Nichtsdestotrotz rücken Nachhaltigkeitsinnovationen derzeit verstärkt in das Interesse von Politik, Wirtschaft und Forschung. ...
... Forschungen erwiesen haben. Während "Umweltinnovationen" und "soziale Innovationen" primär eine Dimension im Blick haben, sollen Nachhaltigkeitsinnovationen alle drei Dimensionen integrieren (Schwarz et al. 2010;Deutsches Global Compact Netzwerk (DGCN) 2011). Technology Push oder Market Pull, die wesentlichen Treiber für die Entwicklung von Innovationen, sind daher oft nicht ausreichend um Nachhaltigkeitsinnovationen zu initiieren und zu implementieren. ...
Article
Standards and certification systems have gained importance in facilitating sustainable development processes in global production and consumption networks. However, they are mainly developed in the Global North while actors from developing countries mostly remain passive standard takers. Currently, the majority of standards are primarily resource-oriented, while social criteria are less integrated. The result is a lack of acceptance due to low levels of embeddedness. Which requirements standards have to fulfill in order to facilitate a sustainable development is still widely unanswered. The paper intends to make mainly a conceptual contribution to the evolutionary trajectories of sustainable standards, which explicitly include the social dimension. Conceptually, neo-institutional approaches in organizational theory, focusing on institution building, and the research on innovation and knowledge dynamics are combined. Empirically, the evolutionary trajectory of the sustainability standard Fair Trade in Tourism South Africa (FTTSA) (since 2013 Fair Trade in Tourism FTT) is analysed from a transnational, knowledge-based perspective, based on 63 interviews conducted with different actor groups. German Standards und Zertifizierungssysteme gewinnen zunehmend an Bedeutung, um nachhaltige Entwicklungsprozesse in globalen Produktions- und Konsumptionsnetzwerken anzustoßen. Sie werden jedoch vorwiegend im Globalen Norden entwickelt, während Akteure aus Entwicklungs- und Schwellenländern meistens passive standard takers bleiben. Ein Großteil der Standards ist zudem primär ressourcenbasiert, während soziale Kriterien weniger einbezogen werden. Fehlende Akzeptanz durch mangelnde Einbettung in lokale Kontexte ist die Folge. Welche Voraussetzungen Standards erfüllen müssen, um nachhaltige Entwicklungsprozesse anstoßen zu können, ist weitgehend offen. Dieser Artikel will vorwiegend einen konzeptionellen Beitrag dazu leisten und fokussiert dabei auf die Entstehung und Entwicklungspfade von Nachhaltigkeitsstandards. Theoretisch-konzeptionell werden hierfür die Forschungsstränge zu Nachhaltigkeitsinnovation mit neo-institutionellen Ansätzen der Organisationstheorie verknüpft. Empirisch wird der raumzeitliche Entwicklungspfad des Nachhaltigkeitsstandards Fair Trade in Tourism South Africa (FTTSA) aus transnationaler, wissensbasierter Perspektive analysiert, basierend auf 63 qualitativen Interviews mit verschiedenen Akteuren. http://www.ingentaconnect.com/contentone/fsv/gz/2016/00000104/00000004/art00001
... Zweitens lenkt es den Blick auf den Innovationsprozess selbst als eine der Strukturen, die den Möglichkeitsraum für Nachhaltigkeitsinnovationen beeinflussen, und damit eine entscheidende Stellschraube für die Maximierung von Nachhaltigkeitseffekten ist (Hoffmann, 2007;Schwarz et al., 2010). Schwarz (Schwarz et al., 2010, S. 174 "Systeminnovationen", eröffnet (Howaldt und Schwarz, 2010, S. 167). ...
... Der Begriff der sozialen Praktiken hat sich etabliert, wenn es darum geht, die Rolle von Alltagsverhalten und -entscheidungen von Nutzern als Stellschraube für die konkrete Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien und der strukturellen Veränderung von Systemen des Produzierens und Konsumierens zu verstehen (Geels, 2011;John, 2013;Schwarz et al., 2010;Shove et al., 2012 (Bhamra et al., 2008;Buhl et al., 2017;Hoffmann, 2007). ...
Thesis
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Die Arbeit diskutiert ob und wie die Einbindung von Nutzern in Innovationsprozesse zu nachhaltigerem Konsum beitragen kann. Die Literaturanalyse betrachtet die Produktionsperspektive (die Rolle von Nutzern in unternehmensgelei-teten Innovationsprozessen), und die Konsumperspektive (die Nutzerrolle in der Nachfrage und Nutzung von innovativen Produkten). Die Literatur legt den Schluss nahe, dass Ansätze des Innovationsmanagements den speziellen Anforderungen von Nachhaltigkeitsinnovation bisher häufig nicht gerecht werden. Jüngere Forschung zum Thema soziale Innovation dagegen deutet einen Möglichkeitsraum für die Einbindung von Nutzern in Innovationsprozesse an, die allerdings eine sorgfältige Abstimmung auf das Zusammenspiel zwischen breiten Mustern sozialer Innovation und dem Wandel konkreter sozialer Praktiken im Rahmen einzelner Produktions- und Konsumsysteme erfordert. Die empirische Untersuchung bestätigt die komplexe Entwicklungsdynamik von Nachhaltigkeitsinnovationsprozessen und deutet auf weiteren Forschungsbedarf bezüglich der Interaktion zwischen Nutzern und anderen Innovationsakteuren im Rahmen eines endogenen gesellschaftlichen Innovationsprozesses hin.
... Wettbewerb wird durch den politisch gesetzten Ordnungsrahmen ermöglicht, behindert, oder in seiner Richtung bestimmt, aber nicht verordnet, er ist vielmehr ein integraler Bestandteil des Wirtschaftssystems. Schwarz et al., 2010;Aderhold et al., 2014;Rückert-John et al., 2016). Die Innovationen entstehen vielfach bottom up, aus gesellschaftlicher Initiative. ...
Technical Report
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Das Erkennen der sozialen und gesellschaftlichen Dimensionen von Umweltpolitik ist ein wichtiger Schlüssel zu ihrer erfolgreichen und sozialverträglichen Umsetzung. Vor diesem Ausgangspunkt präsentiert der Bericht Ergebnisse einer Literaturstudie zur Systematisierung der sozialen Dimensionen von Umweltpolitik und widmet sich dabei unterschiedlichen Facetten des Themas. Zunächst werden zentrale Konzepte und verschiedene Zugänge zu sozialer ⁠Nachhaltigkeit⁠ beleuchtet. Anschließend wird exemplarisch auf die sozialen Dimensionen in der Verkehrs- und Energiepolitik eingegangen und dabei zwischen ihren sozialen Effekten (bspw. „Energiearmut“ oder „gesundheitliche Belastungen durch Verkehr“) und ihrer sozialen Bedingtheit (bspw. aufgrund gesellschaftlicher Zeit-, Raum- und Siedlungsstrukturen) differenziert. Es wird zudem beleuchtet, welche sozialen Aspekte im Rahmen bestehender Instrumente zur Politikfolgenabschätzung konzeptionell als auch praktisch berücksichtigt werden. Ein weiterer Schwerpunkt widmet sich verschiedenen Transformationsforschungs-Perspektiven und nimmt soziale Dimensionen gesellschaftlicher Wandelprozesse und Dynamiken von Umweltpolitik in den Blick.
... While Schwarz et al. (2010), Rammert (2013) as well as Bock (2012:58) and Cajaiba-Santana (2014:46) emphasize the role of actors, practices, and structures in their definition of social innovation, it was Rammert (2013) who developed a concept of societal innovation that goes far beyond this. His societal innovation approach distinguishes three levels of innovation: (1) the semantic level of innovation discourses, (2) the pragmatic level of innovative actions, and (3) the grammatical level of institutions and rules. ...
Article
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Many so‐called structurally disadvantaged rural regions are characterized by an ongoing demographic change, low economic productivity, and an insufficient infrastructure. Paradoxically, citizens of such regions are often urged to address local challenges by developing innovative ideas, products, or services. Innovation is becoming a “message of salvation” and imperative to local action due to a rise of an innovation regime that conceptualizes innovation as reflexive and ubiquitous. Unlike cities, however, disadvantaged rural regions are often seen as not conducive to innovation. And older adults are rarely ever regarded as potential innovators. This article will examine how innovations emerge in disadvantaged rural regions and what role older adults play in this context. It focuses on social innovation which is important for processes of rural renewal. Drawing on insights gained through the “Innovation in Rural Municipalities” research project, the paper illustrates the resourcefulness of older adults in the context of socially innovative community development. Older adults can in fact act as drivers of innovative projects, actively participate in and make use of social innovations. Their specific role, however, depends on their personal motives, community‐related interests, and available resources.
... At what (and whose) cost and benefits (Lange 2010)? Although international goals provide some orientation and legitimacy, they are abstract and call for further discussions in the innovation process (Schwarz et al. 2010). ...
Article
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Paludiculture is the productive use of wet and rewetted peatlands. A major motivation is climate change, because drained peatlands contribute significant amounts of anthropogenic greenhouse gas emissions. The study presents an analysis of paludiculture as a critical sustainability innovation mission in the making. It is based on qualitative interviews conducted in 2018 in the north-east of Germany as well as on subsequent regional and European level stakeholder workshops focused on wet agriculture options for rewetted mires and other types of wetlands. A social grid approach of cognitive frames, institutions and social networks and their interplay is used to analyse paludiculture options for currently drained mires. The analysis suggests a pathway of paludiculture as land use at the margins of intensive, dryland agriculture. It also points to strategies for paludiculture to move from the margin to a transformation pathway, based on the use of framing, institutional conversion and productive niche work. The study proposes a 3Ms-schema of mission, modes and making innovation as a device to create space for a wide and inclusive discussion of paludiculture.
... B. der Transition-Management-Ansatz (IASS 2011;vgl. auch Minsch/Feindt/Meister et al. 1998;Schwarz/Birke/Beerheide 2010;Kristof 2010). Sie lassen sich mit neueren Diskussionen um Governance-Formen verknüpfen, wie z. ...
... The latter option requires sustainable innovations and should be pursued throughout this work. According to Schwarz [20] it is important to find a well balance compromise between the pillars of sustainability. Therefore it is important to weigh the use of the three dimensions in the further work. ...
... der Gesellschaft als Ganzes nötig. Denn Nachhaltigkeit ist eine "umfassende kulturelle Innovationsherausforderung … Sie erfordert umfassende gesellschaftliche Reformprozesse und ist daher vor allem eine gesellschaftspolitische Frage"(Schwarz et al. 2010). Betrachtet man diesen Kontext, so ist CSR wesentlicher Aspekt der Governance, in deren Rahmen neben den hoheitlichen auch privatwirtschaftliche und zivilgesellschaftliche Einrichtungen Verantwortung für Steuerung und Regelung des Zusammenlebens übernehmen(Benz 2004). ...
Chapter
Im Durchschnitt sind über 99 % aller in Europa ansässigen Unternehmen kleine und mittlere Unternehmen (KMU)
Thesis
Creative farms have been appearing more and more in Europe since the 2010s and combine the areas of work and leisure in one place. With their offer, which they create together with and for a community, the creative institutions provide functions of social services of general interest (SSGI) in their regions. This raises the question of whether creative farms can serve regional development. In view of the fact, that social and territorial cohesion is becoming increasingly important in spatial planning and that securing the provision of social services of general interest continues to be an important goal of regional development, it is important to find out whether creative farms can specifically contribute to this. After a comprehensive definition of creative farms, their effects on the region and social services of general interest are examined based on three Austrian case studies. In the last part, creative farms are discussed as an instrument for regional development and their contribution with social innovation for the foundational economy. The findings show that the three creative farms can increase the attractiveness and quality of life in a region and that social exchange is promoted. A positive effect on social cohesion cannot be attributed in the three case studies, as it is conditioned by even more factors. Depending on the public accessibility of creative farms, a social meeting place is activated where knowledge is exchanged, and an awareness of the topics discussed at creative farms is created. Using creative farms as an instrument for regional development requires individual adjustments to create supportive conditions for creative farms. Creative farms cannot be established extensively, but they are an opportunity to develop regions with the society according to their needs. Social innovations in the provision of social services through creative farms serve to stabilize processes within social engagement. In the case of the provision of services of general social interest by civil society, creative farms with social innovation can serve the foundational economy. Taking the risks into account, creative farms have diverse potentials as social services of general interest for regional development.
Article
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Since the beginning of the 1990s, the LEADER programme has been implemented to promote positive development in rural areas in the EU through bottom-up approaches and community engagement. Lately, concerns have been raised about the capability of LEADER to foster social innovation and provide adequate room to manoeuvre for communities to set agendas locally. This paper attempts to engage in this discussion by analysing the implementation of rural development programmes, local ideas and experiences with LEADER and social innovation in four LEADER regions in Upper Austria (AT). Furthermore, the analysis outlines the projects implemented through LEADER to evaluate the possibilities for local agenda-setting. The research shows both the success of LEADER as a tool to instigate bottom-up and neoendogenous development and the need for additional institutional frameworks for community consultations if inclusive and forward-looking visions of rural development are to be fostered.
Chapter
Soziale Innovationen können eine wichtige Rolle spielen bei anstehenden Transformationsprozessen, die zu einer nachhaltigeren Gesellschaft führen sollen. Auf diese Hoffnung wird beispielsweise bei der langfristigen Transformation europäischer Städte für eine klimaneutrale Zukunft gesetzt. Am Beispiel des europäischen Forschungsprojekts „SPARCS“ (Sustainable energy Positive & zero cARbon CommunitieS) mit Ziel der nachhaltigen Herstellung von Klimaneutralität wird innerhalb eines experimentellen Erprobungsrahmen in ausgewählten europäischen Städten diese Transformation erforscht. Zur Zielerreichung werden veränderte soziale Praktiken eingesetzt, um urbane Transformationsprozesse anzuregen und zu lenken. In diesem Beitrag wird am Fallbeispiel untersucht, wie die lokale Adaption von sozialen Innovationen durch strategische Akteur*innen in den Beispielstädten gelingt und welche Faktoren bei der Anpassung und Durchsetzung sozialer Praktiken bedingen.
Article
Die Bedeutung der Kohle für Wirtschaft und Beschäftigung ist in keinem der anderen vom Strukturwandel geprägten Braunkohlereviere so groß wie in der Lausitz. Im brandenburgischen und im sächsischen Teil der Lausitz sind etwa 13.000 Menschen direkt oder indirekt in der Braunkohlewirtschaft beschäftigt (vgl. Lausitzprogramm des Landes Brandenburg 2020: 6). Mit dem beschlossenen Kohleausstieg leistet die Region ihren Beitrag zur Reduktion von CO₂. Im Umkehrschluss sollen Strukturförderungen helfen, die industrielle Basis der Lausitz zu innovieren, um neue, gut bezahlte Arbeitsplätze in industrie- und wissensintensiven Branchen zu schaffen. Diese Themen dominieren den Diskurs um den Strukturwandel in der Lausitz. Wenig beachtet bleiben allerdings Gruppen, die scheinbar nur indirekt vom Strukturwandel betroffen sind, da sie nicht mehr Teil des Beschäftigungssystems sind und sich beispielsweise im Altersübergang oder bereits im Ruhestand befinden. Welche Rolle spielen diese Älteren für den Strukturwandel? Und welche Bedeutung kommt ihnen für eine vorbildhaft zu gestaltende Transformation zu? Diese Fragen werden bis dato in der Strukturwandeldebatte vernachlässigt. Das Referat Transformation im Kompetenzzentrum Regionalentwicklung des BBSR in Cottbus wird ihnen künftig nachgehen. Ein Auftakt dazu ist dieses Heft.
Chapter
The author shows that processes of local social innovation initiated by civil society actors, which aim at the fulfilment of space-related needs and the prevention of social problems in problematised urban quarters, are not exclusively effects of intended action, as suggested by Schwarz and Howaldt. In some cases, actors do not even realise that they are introducing a space-related local innovation with transformative potential. The distinction between different levels of innovation, introduced by Werner Rammert, takes exactly my empirical observations into account. Thus, innovations are not solely to be experienced through their semantic mark. New ideas and practices can also be observed on the pragmatic level, without necessarily being phrased or perceived as an innovation. But what differences and similarities in the communication of innovations occur, regarding communicative formats and forms, the adoption of specific roles and strategies of legitimation, between civil society initiatives, who, on the semantic level, explicitly intend to introduce something new and those, whose intention to innovate can only be observed on the pragmatic level? The paper turns to this question by comparatively examining the communicative genesis and negotiation of innovative project ideas in two civil society initiatives .
Article
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The number of publications on social innovations has significantly increased over the past decades. Meanwhile even policy-makers build their hopes on socially innovative solutions and their ‘transformative power’. However, what is still needed is a better understanding of the processes and mechanisms of social innovations. This Special Issue focuses in particular on the genesis of social innovations in the context of urban development and planning. It addresses a research gap by systematically drawing the attention to the fact that innovative ideas often meet resistance or conflict and that the implementation of novel practices is hindered. The article gives a short introduction to the current state of research in the field. It explains the many-facetted concept of social innovation, defines how socially innovative urban development and planning can be understood in this context and discusses how the role of conflicts can be described. The article not least gives an overview of the contributions. The articles show that institutional friction and resistance are normal concomitants of innovation processes. This does not mean that conflicts necessarily result in the failure or delay of socially innovative developments. In cases where they are constructively processed, they rather lead to progress.
Chapter
In dem Beitrag wird der neue Zugang des ‚Innovation Learning‘ diskutiert und als Potenzial für organisationspädagogische Professionalisierung von Studierenden und Freiwilligenorganisationen erschlossen. Am Beispiel des Formats der ‚Engagementwerkstatt‘ werden damit die Potenziale hybrider, zwischen Hochschule und Region grenzüberschreitender Lernarrangements aufgezeigt. Der Modus einer studentischen Organisationsberatung ermöglicht zugleich die Professionalisierung Studierender, die Weiterentwicklung hochschulischer Lernarrangements und das Innovationslernen von Professionellen und Freiwilligenorganisationen.
Chapter
Wenn auch bekannt ist, welche Faktoren die betriebliche Innovationsfähigkeit und die Innovationsprozesse im Allgemeinen bestimmen, so ist es doch notwendig bei jedem spezifisch Unternehmen zu analysieren, wo Barrieren und Optimierungspotenziale für Innovation vorhanden sind. Dieser Beitrag gibt Befunde wieder aus einer methodisch fundierten Analyse von zwei Leistungsbereichen eines Sozialunternehmens. Für diese Unternehmensanalyse wurden einfach handhabbare Instrumente entwickelt und eingesetzt. Diese sind auch bei weiteren Unternehmen anwendbar.
Article
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Sustainable innovations can help to find ways of addressing major challenges such as global warming and resource consumption. This article begins by clarifying the specific inconsistencies within the concept, before introducing the research on sustainability-oriented innovation processes. This research is geared in part towards sustainability innovations in organisations and in part towards overarching processes of societal transformation for sustainable development. The article concludes by discussing strategies for promoting sustainable innovation and drawing consequences for the sustainable rebuilding of infrastructure.
Article
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Research on social innovation in rural regions is gaining momentum. However, the question where new impulses for innovation in rural regions are being created remains unanswered. This article argues that social innovation processes in rural regions can be inspired by cross‐border constellations of actors and do, at times, build on bodies of knowledge and practices widespread in urban areas. Ethnographic data from Germany's rural Eifel region in Rhineland‐Palatinate, Lower Lusatia, and the Uckermark region located in Brandenburg illustrates the way in which external urban factors and cross‐border constellations of actors can influence rural social innovation. Thereby, rural social innovation stimulates the intersection of rural and urban elements (strengthening rural‐urban relations) and the erosion of rural‐urban antagonisms. This article is protected by copyright. All rights reserved.
Book
Der Band dokumentiert die Ergebnisse eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Verbundprojekts. Am Beispiel des Konzepts ‚Bildung für nachhaltige Entwicklung‘ wird untersucht, wie ein politischer Impuls, der auf nationaler Ebene gesetzt wird, zu einem bedeutsamen Ereignis auf der Landes- und der lokalen Ebene werden kann. Untersucht wurde der Transfer des Konzepts ‚Bildung für nachhaltige Entwicklung‘. Vorgestellt werden die Hintergründe der gewählten Methoden und die jeweiligen Befunde, die zwecks Rekonstruktion des Governance-Regimes des Transfers von Bildung für nachhaltige Entwicklung trianguliert wurden. Der Inhalt • Triangulative Rekonstruktion von Governance-Regimen • Transfer von Bildung für nachhaltige Entwicklung • Inhaltsanalytisch-prozessuale Mechanismenanalyse • Grounded Theory • Wissenssoziologische Diskursanalyse • Objektive Hermeneutik • Soziale Netzwerkanalyse Die Zielgruppen< • Fachwissenschaftler/-innen und Studierende der Erziehungswissenschaft, Soziologie und Politikwissenschaft • Verantwortliche in Bildungseinrichtungen und -administration • bildungspolitische Entscheidungsträger/-innen in Bund, Ländern und Kommunen Die Herausgeber/-innen Dr. Inka Bormann ist Professorin für Allgemeine Erziehungswissenschaft der Freien Universität Berlin. Steffen Hamborg ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Betriebswirtschaft und Wirtschaftspädagogik der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Dr. Martin Heinrich ist Professor für Erziehungswissenschaft und Leiter der Wissenschaftlichen Einrichtung Oberstufen-Kolleg an der Universität Bielefeld.
Thesis
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---------------------------------------------------------------------------English----------------------------------------------------------------------------------------- Urbanisation is said to foster global, and especially climate change, due to large amounts of resource consumption, environmental pollution and green-house gas emissions. How-ever, cities are also melting pots and sources of innovation. Real-world laboratories (real-world labs) are a new scientific research format that can explore how innovation in urban areas can be fostered, developed solutions tested and which results are generally applicable and can lead to an urban transformation towards sustainability. They are on the political and scientific agenda as part of regional, national and international sustainability and climate strategies. Nevertheless, the research approach is not yet well-described. The subjects of this thesis are two cases. They are explored by analysing available open access material and various personal perspectives of participants. The focus is on how real-world labs can be applied by change agents for sustainable urban transformation in terms of knowledge creation, analysis, implementation and transfer. The goal is to find similarities of the two selected cases, which could be applied generally. Another goal is to identify starting points for future research about real-world labs in urban contexts, especially in Germany. The results show, that there are general issues in terms of effective public participation and empowerment of civil society. Therefore, current methods and instruments for integration and creation of different knowledge types in transformative processes need to be further developed. Coordinating change agents have multiple roles in the process and a special responsibility for its outcomes. It became clear that the current education and science system do not provide a viable environment for interconnected thinking, overcoming mental infrastructures, imagining varying desirable possible futures and deducing necessary personal, institutional and societal actions. Therefore, a change in the education and science system is necessary. Both systems are part of the initiated transition, and hence part of the developing transformation process. Robust social knowledge was found as a socially agreed temporary reality to start real-world experimentation with the possibility of failure, while dealing with uncertainties, non-knowledge and knowledge gaps. The authority of science, especially in terms of future prognosis is replaced by a tolerance to ambiguity and exchange of scientific knowledge, as well as practical expertise at eye-level. However, the joint goal within real-world labs should be, to stay within the safe operating space between the planetary boundaries and social justice, and should be formulated in a shared imaginable vision. --------------------------------------------------------------------------------German ---------------------------------------------------------------------------------- Urbanisierung ist ein Verursacher des globalen und des Klimawandels, aufgrund des hohen Ressourcenverbrauchs, verursachter Umweltverschmutzung und Treibhausgasausstoßes. Allerdings sind Städte auch Schmelztiegel und Quellen für Innovation. Reallabore sind ein neues Forschungsformat welches hilft, die Entstehung von Innovationen im urbanen Raum zu untersuchen und entwickelte Lösungsansätze zu testen. Weiterhin wird ergründet, welche Ergebnisse allgemein anwendbar sind, und zu einer urbanen Nachhaltigkeitstransformation führen können. Reallabore sind auf der politischen und wissenschaftlichen Agenda als Teil von regionalen, nationalen und internationalen Nachhaltigkeits- und Klimastrategien. Nichtsdestotrotz ist der Forschungsansatz noch nicht gut beschrieben. Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit ist das öffentlich zugängliche Material zweier Fallstudien und die Analyse verschiedener individueller Perspektiven der Teilnehmenden. Die Frage ist, wie Reallabore durch Gestalter des Wandels (Change Agents) angewendet werden können, um eine nachhaltige städtische Transformation durch Wissensgenerierung, -analyse, -umsetzung und –übertragung zu erzielen. Ziel ist es, Gemeinsamkeiten der beiden ausgewählten Fälle zu finden, welche möglicherweise generell anwendbar sind. Ein anderes Ziel ist die Identifizierung von Ausgangspunkten für zukünftige Forschung über Reallabore in urbanen Kontexten mit Schwerpunkt auf Deutschland. Die Ergebnisse zeigen, dass es generelle Herausforderungen bei der effektiven öffentli-chen Beteiligung und Stärkung der Zivilgesellschaft gibt. Aus diesem Grund müssen aktuelle Methoden und Instrumente für die Integration und Schaffung verschiedener Wissenstypen in transformativen Prozessen weiterentwickelt werden. Koordinierende Change Agents haben multiple Rollen im Prozess und eine spezielle Verantwortung für die Auswirkungen. Es wurde klar, dass vernetztes Denken, die Überwindung, sowie Durchbrechung mentaler Infrastrukturen, wie auch die Vorstellungsgabe für verschie-dene, wünschenswerte und mögliche Zukünfte, und die Ableitung notwendiger persönlicher, institutioneller und sozialer Maßnahmen möglicherweise Veränderungen im Bildungs-, wie auch im Wissenschaftssystem erfordert. Beide Systeme sind Teil des initiierten Wandels (Transition), und sich daraus entwickelnden Transformationen. Robustes Wissen ist eine gesellschaftlich vereinbarte temporäre Wahrheit, um möglicherweise misslingen Realexperimente zu beginnen, während mit Unsicherheiten, Nicht-Wissen und Wissenslücken umgegangen werden muss. Die Autorität der Wissenschaft, besonders bezüglich Zukunftsprognosen wird ersetz durch eine Ambiguitätstoleranz und gleichberechtigten Austausch von wissenschaftlichen Kenntnissen und Erfahrungswissen. Trotzdessen sollte das gemeinsame Ziel in Reallaboren sein, die Erde innerhalb des sicheren Raums zwischen planetaren Grenzen und sozialer Gerechtigkeit zu halten. Dieses Ziel sollte als gemeinsame vorstellbare Vision formuliert werden.
Article
This article contributes to an exploration of the relations between culture and policies for sustainable development in cities. It discusses the potentials to advance a cultural approach to sustainable urban development by enabling urban "spaces of possibility", relating them to institutional (social, cultural, and political) innovations. Based on empirical research in the two cities of Hamburg and Hanover, the article examines the relations between four selected cases of cultural actors/initiatives and the differing policies of the two cities, pointing at the seized or missed opportunities for innovative forms of transversal partnerships through a culturally sensitive urban policy. [Article Available Online since: 13 October 2017]
Chapter
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Die zentrale These des Artikels lautet, dass (künstlerische) Interventionen als Medium einer wissens- und kreativitätsbasierten Innovationsgesellschaft gedeutet werden können, welche sich über die permanente Suche nach Neuheit reguliert. Verstanden als kreativ-experimentelle Praxisform sollen in und durch Interventionen grenz- oder felderübergreifende Gesellschaftsgestaltung und -verhandlung entstehen, die neue Formen und Interpretationen des Sozialen ermöglichen. In einer von ästhetischer Regulation und einem Kreativitätsimperativ geleiteten Gesellschaft werden gestalterische Disziplinen mit ihren ästhetisch geleiteten Praktiken zunehmend als Gesellschaftsgestalter_innen beansprucht bzw. aufgewertet, um in spezifische Gesellschaftsstrukturen zu intervenieren und neue Möglichkeiten der Arbeits- oder Lebensorganisation zur Diskussion zu stellen. Interventionen werden dabei nicht nur als Instanzen der Verhandlung von Wirklichkeit zur Etablierung und Verschiebung von Handlungs-, Organisations- und Gesellschaftsformen konzeptualisiert, sondern sie können – so die These der Autor_innen – auch die ontologischen Grundlagen des Sozialen ent-grenzen und dadurch das radikal Neue möglich machen. In Anlehnung an die von Andreas Reckwitz entwickelten Regime des Neuen (I-III) erörtern die Autor_innen ein weiteres Regime des Neuen (IV), welches mit einem postfundamentalistischen Ansatz versucht, die konstitutive Ambivalenz des Interventionsbegriffs erkenntnistheoretisch als Artikulationspraxis des radikal Neuen neu zu erschließen.
Article
Over the past decade, more than 400 (post)migrant women in Berlin-Neukölln have been educated to become so-called ‚neighbourhood mothers‘. Their main task is to advise local (post)migrant families who are considered to lack social integration in household related practices and to motivate them to enrol their children in pre-school institutions. Hardly any other integration project in Germany is currently attracting more attention. Using the concept of intersectionality, this paper examines how the neighbourhood mothers position themselves in relation to the project’s contents and methods of integration and how the project influences their perception of their everyday environment. The paper reveals a striking paradox in this policy of urban integration that tends to reproduce discriminating categories but also politicises some of the neighbourhood mothers.
Article
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Zusammenfassung Energiegenossenschaften haben für den dezentralen Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion in Deutschland im neuen Jahrtausend eine wichtige Rolle gespielt: Sie bündeln das Kapital von Privatpersonen und erschließen damit eine weitere Finanzierungsquelle für das Erreichen der Energiewende. Dabei gelten ihre regionale Orientierung und die genossenschaftliche Mitbestimmung als akzeptanzfördernde Erfolgsfaktoren. Mit der Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) 2014 fallen nun die bisher sehr günstigen Förderbedingungen sukzessive weg, die für die Geschäftsmodelle vieler, vor allem regionaler Energiegenossenschaften zentral waren. Damit ist die Boomphase der Energiegenossenschaften beendet und die zunehmende Marktorientierung der Förderpolitik für erneuerbare Energien erfordert von den Energiegenossenschaften Anpassungen und Innovationen. Vor diesem Hintergrund werden Energiegenossenschaften und ihre Entwicklung aus einer Innovationsperspektive im Hinblick darauf untersucht, wie sich Energiegenossenschaften positionieren müssen, wenn sie auch in Zukunft einen bedeutsamen Beitrag zu einer dezentralen Energiewende leisten wollen bzw. sollen. Im empirischen Teil dieses Beitrags werden auf der Basis vorhandener Daten, einer eigenen Online-Befragung mit einem Schwerpunkt auf Energiegenossenschaften unterschiedlicher Größe und Reichweite sowie ergänzt durch zwei Fallstudien die Strukturen und der Wandel im deutschen Energiegenossenschaftssektor analysiert. Wir schlussfolgern, dass Größenvorteile und Risikostreuung durch überregionale Aktivität zwar Vorteile bieten können, dass es daneben aber auch für regionale Energiegenossenschaften weitere erfolgversprechende Entwicklungsmöglichkeiten gibt. Ansatzpunkte für erfolgreiche regionale Strategien bilden die Diversifikation der Geschäftsfelder, die neben Energiedienstleistungen auch weitere Tätigkeiten der örtlichen Daseinsvorsorge beinhalten können, sowie Kooperationen auf regionaler Ebene und mit anderen Energiegenossenschaften bzw. deren Dachverbänden. Generell bildet die Direktvermarktung ein potenziell relevantes Element der innovativen Weiterentwicklung von Geschäftsmodellen, da sie – entsprechend den genossenschaftlichen Kernprinzipien Mitgliederorientierung und Identitätsprinzip – die Fokussierung auf bestimmte Zielgruppen mit der Vermittlung eines regionalen bzw. ideellen Mehrwerts verknüpft.
Chapter
Dieser Beitrag geht von der These aus, dass mit der Wissensgesellschaft neue Formen der Wissensproduktion als relevante Bezugspunkte für eine Neufiguration und -bewertung des Verhältnisses von Wissenschaft und Praxis zum Zuge kommen. Dabei geht es nicht nur um verbesserte Möglichkeiten des Erkenntnistransfers, sondern vielmehr um neue Formen der Erkenntnisproduktion und des so produzierten Wissens (vgl. Nowotny et al. 2001).
Chapter
Die inhaltsanalytisch-prozessuale Mechanismenanalyse ist ein Label, welches wir unserem methodischen Vorgehen im Teilprojekt „Handlungskoordination zwischen staatlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren im BNE-Transfer in ausgewählten Bundesländern“ geben. Wir haben diese Methode sukzessive, während der unterschiedlichen Arbeitsphasen in unserem Projekt, entwickelt. Sie stellt also keine etablierte oder geschlossene Methodenschule dar, sondern expliziert unser konkretes Vorgehen auf einem stark generalisierten Niveau.
Chapter
Dieses Kapitel stellt die Ergebnisse einer dreijährigen Studie zur Handlungskoordination zwischen staatlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren im BNE-Transfer vor. Unsere methodologischen und methodischen Erläuterungen zur inhaltanalytisch- prozessualen Mechanismenanalyse werden nun veranschaulicht. Zunächst fassen wir zentrale Aspekte einer inhaltsanalytisch-prozessualen Mechanismenanalyse zusammen, bevor der Hintergrund der Studie einleitend beschrieben wird.
Chapter
Sozialen Innovationsprozessen kommt in Stadtquartieren mit ausgeprägten Problemlagen große Bedeutung zu. Von ökonomischer Deprivation gekennzeichnet, von Stigmatisierung und Negativ-Images betroffen, oder von der Erosion sozialen Zusammenhalts bedroht, besteht dort besonderer Bedarf an neuen Handlungsansätzen. Angesichts solcher sozialer oder ökonomischer Problemstellungen geht es dort nicht um städtebauliche Maßnahmen allein. In Stadträumen, die bereits auf eine längere „Problemgeschichte“ zurückblicken, sind es die etablierten Denkansätze und Sichtweisen auf den Raum selbst, die mit neuen Ideen und Handlungsansätzen durchbrochen werden müssen.
Article
The paper describes ten sets of theoretical sources that have either influenced social innovation or provide useful insights. It argues that although the field has been led by practice rather than theory it now needs stronger theoretical foundations in order to progress. The theoretical sources described include: theoretical perspectives on social plasticity and change; evolutionary theories; complexity theories; theories of entrepreneurship; theories of dialectical change; theories from innovation studies; theories of techno-economic paradigms; theories concerned with the ends of innovation, in particular well-being and capabilities; and epistemological approaches to social innovation. In each case I describe some of the main ideas and arguments, and their relevance to social innovation (and in some cases their key limitations). I then suggest ways in which these may be synthesized into an overall framework for social innovation that can generate useful and often testable hypotheses to guide practice.
Article
By using the example of spatial pioneers from civil society, who are committed to the field of social urban development in Berlin Moabit, the article introduces hermeneutical interpretation methods for analyzing the communicative genesis of social innovations in their initial phases. Under the umbrella of focused ethnography participant observations, problem-centered interviews, qualitative network, as well as documents and discourse analyses are triangulated. In terms of data analysis, apart from procedures of grounded theory, in innovation literature hardly proven hermeneutical interpretation methods are deployed: sociological hermeneutics and the analysis of communication genres.
Chapter
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Der Artikel befasst sich mit "Exnovation" - einer bislang zu wenig bedachten Variante von Innovation, deren Relevanz für die Transformation zu nachhaltigen Gesellschaften aber kaum zu überschätzen ist. Es werden der Spielraum nachhaltigkeitsorientierter Innovationen und Ansatzpunkte zu deren erfolgreicher Durchsetzung erschlossen.
Conference Paper
This work is a result of the increasing social awareness around the term of sustainable mobility. It identifies the mayor problems in current solutions and comes up with a foundation for solving these problems. According to the authors, the basic problem can be found within the increasingly complex and immeasurable system of mobility. A foundation is provided by making heterogeneous alternatives for mobility (transportation modes) comparable in the context of sustainability, while putting heavy emphasis on the ecological dimension of it. The key to a successful comparison of such transportation modes is stated as the selection of semantically suitable key performance indicators (KPI) and a reasonable decision analysis method, which will be covered throughout this work. A healthy set of KPIs is selected by considering various existing indicators, like indicators for measuring resource consumption or air pollution. This work provides a method for comparing the relative sustainability of multiple modes of personal transportation by using key performance indicators and the multi-criteria decision analysis method PROMETHEE II. Some possible practical use cases which are able to create real world added value are introduced by the authors as well.
Article
Environmental collaboration between civil society organisations (CSO) and large business companies have been increasing in Japan since the 1990s. This increase implies a significant social change, which is worth examining for various reasons: Business companies and CSOs are environmentally important actors but follow different rationalities (profit-seeking respectively environmentalism). However, cross-sector collaboration between such different actors may result in synergies and innovation as well (e.g. institutional change or new interaction patterns). Therefore, this leads to the question what kind of innovation arises from environmental collaboration in Japan. Moreover, it investigates how these innovation effects contribute to environmental governance. Precisely, this paper elaborates possible innovation effects by taking advantage of the concept of social innovation and by discussing a typical case study of cross-sector collaboration in Japan. Overall, this study underlines that civil society organisations serve as important drivers for social innovation. By this means, I argue that they are vital for effective governance, because their competences go (partially) beyond political capacities, although state interventions remain crucial for implementing binding environmental standards in society as a whole.
Article
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Zusammenfassung Demographischer Wandel wird als ein zentraler Einflussfaktor auf die Landnutzung und ihren Wandel beschrieben. Die Konsequenzen des demographischen Wandels werden in der Raumplanung bereits seit den 1970er Jahren diskutiert. In der gesellschaftlichen Auseinandersetzung wird dem Thema derzeit eine insgesamt hohe Bedeutung zugemessen. Doch trägt der demographische Wandel wirklich direkt zum Landnutzungswandel bei? Bislang fehlen umfassend erklärende Modelle für Landnutzungsänderungen, die insbesondere die Auswirkungen des demographischen Wandels auf die Landnutzung beschreiben; bisher sind lediglich Teilmodelle für verschiedene Arten der Landnutzung entwickelt worden. Dieser Beitrag zielt auf die Frage ab, ob und inwieweit klare Zusammenhänge zwischen dem demographischen Wandel und beobachtbaren Landnutzungsänderungen aus den vorliegenden Forschungsarbeiten abgeleitet werden können und welche Konsequenzen daraus für die Raumforschung und Raumentwicklungspolitiken zu schlussfolgern sind. Dazu wurde für den Zeitraum von 2005–2013 eine Literaturanalyse für Deutschland durchgeführt. Die Erkenntnisse wurden mit Experten während zweier Workshops intensiv diskutiert. Die Auswertung der Literatur ergab, dass nahezu keine Quellen vorhanden sind, aus denen direkte Auswirkungen des demographischen Wandels auf die Landnutzung ableitbar waren. Das gilt insbesondere für die Handlungsfelder Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Tourismus und Naturschutz. Auch indirekte Wirkzusammenhänge können aufgrund der Leerstelle Empirie nur schwer abgebildet werden. Folglich ergeben sich hinsichtlich der Steuerungsmöglichkeiten der Raumplanung und Raumentwicklung erhebliche Unsicherheiten.
Article
As a result of the bad economic situation and the infrastructural deficits in structurally weak rural regions of Europe, a downward spiral has started and ever more people are moving away, thus further reducing the economic opportunities of these regions. The support of such regions typically happens through top-down approaches, for example, by EU programs. All too often, however, experience has shown that such projects come to a halt when funding ends because the support needed from local actors was insufficient to bring on further development. Meanwhile, top-down approaches, such as the EU LEADER initiative, are building on this insight. The ideal of including committed citizens, however, is being confronted with a sobering reality: Often these groups suffer from a lack of institutional embeddedness, know-how, professionalism and necessary reputation.
Chapter
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This paper focusses on conceptualizing the quantification of the Carbon Footprint of IT-Services (CFIS). Initially, the increasing relevance of Carbon Footprint to the IS-community is pointed out. Based on literature review, we pre-sent related work that describes underlying concepts e.g. the Carbon Footprint of Products, Life Cycle Assessment as well as IT energy and performance measure-ment. We apply a transfer-oriented approach (design science) to propose a meth-odological framework for CFIS that is based on the phases of Life Cycle Assess-ment, and furthermore provide an example for the calculation. To our opinion the conceptualization of CFIS is an inevitable step to advance Green IS, since it quantifies dependencies between IT-Services, IT energy consumption and related greenhouse gas emissions. Thus, the paper contributes to the IS community by providing an applicable and novel method to IT service providers for calculating the CFIS and by identifying further important research directions in this field.
Conference Paper
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Creating more and more innovative technologies to face the challenge of sustainability transitions is not going to have a major impact, a lesson we could learn from the present status of sustainable development. According to this, a change of consumption patterns and lifestyles is necessary to encourage sustainable development. Hence the theory of social practice is used by an increasing number of authors to analyze practices linked to sustainability ideals. The present paper is going to analyze the theoretical approach of private consumption in context of sustainability transitions and social innovation. With the help of 40 consumer interviews the theoretical background is expanded. Therefore the analysis allows identifying processes of how social innovation is created by the users themselves within individual social practices. Especially the aspect of how consumers deal with sufficiency in daily life will be investigated. The results state that a set of sufficient behavior patterns can be identified and the patterns are regularly applied by the majority of the interviewees. The interviewees apply strategies of sufficient behavior due to different life experience, life phases or in specific fields of private consumption and due to different motives. Finally the prospective of the paper is going to emphasize further need of research within the concept of sufficiency.
Article
With a growing and especially fragmented body of literature on social innovations, the demand for categorizing the field increases. This study analyzes the current use of the concept social innovation. Following a systematic conceptual literature review methodology, the authors reviewed articles and books. The elements were then grouped in coherent categories. The authors found seven categories of social innovation that are linked to a distinct understanding of the concept. After presenting the categories and major themes which are discussed within each category, the different categories are set in context with each other. Subsequently, the authors discuss how the most prominent conceptualizations meet the criteria of concept clarity. Finally, the authors point to some aspects that are necessary in the future in order to strengthen the clarity of the social innovation concept.
Article
Von Enterprise 2.0 wird oft gesprochen, wenn von Web 2.0 die Rede ist. Viele Begriffsbestimmungen des Enterprise 2.0 tragen mehr oder weniger technikdeterministische Grundzüge. Dieser Beitrag will zu einem differenzierten Verständnis von Enterprise 2.0 beitragen, indem die Bedeutung sozialer Dimensionen (Organisation, Management) hervorgehoben wird, ohne technologische Gesichtspunkte zu ignorieren. Es wird die These vertreten, dass das Enterprise 2.0 als ein durch ein neues Innovationsverständnis geprägtes soziodigitales Innovationssystem charakterisiert werden kann (vgl. Abschnitt 2.2).
Chapter
The European Emissions Trading Scheme (EU ETS) is a central instrument of European climate policy and the first large-scale multi-national greenhouse gas trading programme in the world. It was referred to as the “grand new policy experiment” (Kruger and Pizer 2004). One of the central promises of emissions trading is to provide a price signal on the basis of which companies can calculate whether any shortage of emission allowances should be met with buying more allowances in the trading scheme or with reducing CO2 emissions. From these micro-rational calculations the most efficient CO2 abatement at the macro-level will ideally emerge, as emissions will be reduced where the costs for reducing them is lowest – “an epoch-making means of cost-effective control which can solve future global environmental problems” (Svendsen 1999: 232). Emissions trading thus has a potential to trigger sustainable innovations in the sense that companies face incentives to improve their CO2 performance (Stankeviciute et al. 2008). Still, the EU ETS has been criticised for many short-comings, among others for not providing triggers of innovation decisions in companies due to weak price signals. In a recent study on German companies in the CO2 market the authors point out that most of the CO2 reduction measures in Phase I of the EU ETS were only an unintended effect of emissions trading (Detken et al. 2009: 6–7). However, while the price of CO2 allowances was high in the first year of the EU ETS, some electricity providers mentioned having an incentive to supply electricity from gas-fired plants rather than from more carbon-intensive coal-fired plants (MacKenzie 2009: 169).
Research
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Mit Blick auf das Verhältnis von Innovation und Nachhaltigkeit stellen sich zwei grundlegende Fragen: erstens, inwieweit sind Innovationsprozesse steuerbar, und zweitens, kann die „Trefferquote“ von Innovationen im Sinne eines positiven Nachhaltigkeitsbeitrages im Prozess der Entstehung und Realisierung von Innovationen substanziell beeinflusst werden?
Book
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, wie Schlüsselakteure des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandels, nämlich Unternehmer und unternehmerisch agierende Gruppen, zu Nachhaltigkeitsinnovationen beitragen können und unter welchen Voraussetzungen sie dies tun. "Nachhaltigkeitsinnovationen" werden dabei verstanden als die Durchsetzung solcher diskontinuierlicher technischer oder sozialer Neuerungen, die zum Erhalt oder zur Entwicklung lebenswichtiger kritischer Naturgüter (wie z.B. den Klimaschutz oder die Artenvielfalt) sowie zu dauerhaft übertragbaren Wirtschafts- und Konsumstilen beitragen. Die Habilitationsschrift baut auf dem noch jungen Forschungszweig der interaktiven Innovationsforschung auf, sichtet relevante Prozessmodelle und Akteurskonzepte und nimmt eine interaktionsökonomische Fundierung von Innovationsprozessen vor. Auf dieser Basis entwickelt der Autor die Grundzüge einer Theorie des Creative Response, die die Aktivierung kreativer unternehmerischer Problemlösungskapazitäten durch produktive Akteursinteraktionen und -kooperationen sowie deren Einbettung in geeignete strukturelle und mentale Kontexte erklärt. Ein zentraler Bestandteil des Theorieansatzes ist das Konzept des Interpreneurship. Dieses beschreibt die unternehmerische Rolle im Innovationsprozess als die Erzeugung neuer mentaler, organisationaler, institutioneller und intertemporaler Verbindungen und als die Gestaltung und Nutzung von Akteursinteraktionen als Basis für die Entdeckung und Durchsetzung neuer Problemlösungen. Interpreneurship lässt sich damit sowohl als vernetzendes Unternehmertum als auch als Unternehmertum in Netzwerken charakterisieren. Fichter skizziert sechs zentrale Interpreneurship-Funktionen entlang des Innovationsprozesses und präzisiert diese mit Blick auf die Generierung und Durchsetzung von Nachhaltigkeitsinnovationen. Die herausgearbeiteten Interpreneurship-Funktionen stellen endogene Kräfte der Entstehung und Durchsetzung von Nachhaltigkeitsinnovationen dar. Der Autor erklärt die Entstehung und Durchsetzung von Nachhaltigkeitsinnovationen damit als Wechselspiel von unternehmungsinternen und unternehmungsexternen Kräfte und schließt mit diesem interaktionsökonomischen Modell eine wichtige Lücke in der Innovations- und Nachhaltigkeitsforschung.
Chapter
Es war 1990, als in Siegen unter Leitung von Eberhard Seidel eine Tagung stattfand, die die verbindliche Initiative zur Gründung der Kommission Umweltwirtschaft des Verbandes der Hochschullehrer für Betriebswirtschaftslehre unternahm. Die Bezeichnung Umweltwirtschaft war ein pragmatischer Schritt, der in der Rückschau die verbandsoffizielle Anerkennung als Kommission sicher erleichtert hat. Vielen Mitgründern, darunter mir selbst, der ich aus Gründen hinreichender ökologischer Radikalität und zur Hervorhebung des politischen Charakters des Unternehmenshandelns seinerzeit schon den Begriff ökologische Unternehmenspolitik favorisierte, war und ist immer noch der Begriff Umweltwirtschaft (abgesehen davon, dass ein Unternehmen ja sehr viele Umwelten hat) viel zu identisch mit dem klassischen Denken in Faktoren und Funktionsbereichen nach dem Motto: nun haben wir noch einen identifiziert, den wir bewirtschaften müssen.
Chapter
Die Kategorie der „Innovation“ stellt in der Soziologie, anders als in den Wirtschaftswissenschaften und den technischen Disziplinen, keinen zentralen Fokus innerdisziplinärer Debatten dar. Eine gewisse Ausnahme bilden nur die Technik- und Industriesoziologie, die sich, als wirtschaftsnahe Teildisziplinen, im Sog der öffentlichen Innovationsdebatte der vergangenen Jahre für diese Thematik geöffnet haben (vgl. Bechmann/Rammert 1997, Blättel-Mink 1996, Rammert 2000, Sauer/Lang 1999). Dieses weitgehende Desinteresse der Soziologie am Innovationskonzept hat wesentlich mit dem ökonomisch-instrumentell verengten Bezugspunkt der derzeitigen Innovationsdebatte zu tun: getrieben von anhaltenden Wachstumsproblemen steht hier fast immer die Frage im Vordergrund, durch welche Produkt-, Verfahrens- oder Dienstleistungsinnovationen der deutschen Wirtschaft Wettbewerbsvorteile auf globalisierten Märkten verschafft werden könnten und was getan werden müsste, um ein entsprechend „innovationsfreundliches Klima“ zu schaffen. Dass diese positiv besetzte, mit viel Hoffnung und dem progressiven Gestus der Gestaltung nationaler „Zukunftsfähigkeit“ geführte Innovationsdebatte auch für Fragen einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung genutzt wird, liegt nahe und ist strategisch sicher von Vorteil. Allerdings bleibt, zumindest aus soziologischer Perspektive, der thematische Bezugspunkt im wesentlichen derselbe: statt um wettbewerbsfähige Produkt- oder Verfahrensinnovationen schlechthin geht es nun um gerichtete, am Leitbild der Nachhaltigkeit orientierte Produkt- und Verfahrensinnovation und um die Frage, wie sich diese am Markt durchsetzen können. Das ist sicher eine legitime und für den Erfolg von Nachhaltigkeitsprozessen auch zentrale Fragestellung — sie hat allerdings für Soziologen zunächst wenig Charme.
Chapter
Nachhaltigkeit ist nur sehr bedingt ein wissenschaftliches Konzept. Zwar hat die Expertise von Wissenschaftlern im Entstehungsprozess des Nachhaltigkeitskon-zepts eine nennenswerte Rolle gespielt. Tatsächlich gehören aber die Agenda 21 und das Konzept der Nachhaltigkeit vor allem anderen in den Bereich der Politik. Schon die 1983 eingesetzte „Brundland-Kommision“ (UN World Commission on Environment and Development) zielte im Anschluss an die 1977 eingesetzte „ Nord-Süd-Kommission“ der Vereinten Nationen vor allem darauf ab, den Ende der siebziger Jahre fast zum Stocken gekommenen politischen Nord-Süd-Dialog wieder in Gang zu bringen. Die Umweltthematik war ein Unterthema der übergreifenden Problematik: Welche Akteure der beiden Seiten verfügen heute und in Zukunft über welche Ressourcen, die sie in eine Neubelebung der Nord-Süd-Beziehungen einbringen können, und zu welchen Konditionen sollte das geschehen, damit auch die Länder des globalen Südens eine faire Chance auf eine stabile und eigenständige Entwicklung erhalten. Der Bericht der Brund-landt-Kommission von 1987 ebenso wie die Agenda 21 des Jahres 1992 (UNCED 1992) verkörpert von daher in erster Linie einen entwicklungspolitischen Kompromiss.
Chapter
Spektakulären Ergebnissen der experimentellen Wirtschaftsfoschung vor allem ist es zu verdanken, dass Normen der Reziprozität neues Aufsehen unter Ökonomen erregen. Zwar hatten bedeutende Fachvertreter wie Kenneth Arrow oder George Akerlof reziproken Pflichten des Gebens und Nehmens schon vor einem Vierteljahrhundert theoretischen Tribut gezollt. Auch ist das Konzept unter Ethnologen und Soziologen seit Langem wohl etabliert. Allerdings zeigen Ökonomen bis heute eine ex professione starke Neigung, das reziproke Geben und Nehmen in Kooperationsverhältnissen auf schiere Nutzenorientierung zurückzuführen, und viele Soziologen und selbst Ethnologen sind ihnen darin gefolgt. Demgegenüber argumentiert der vorliegende Beitrag, dass Reziprozität in Interaktion und Kooperation nicht ausschließlich auf Nutzenkalkülen gegründet sein kann und durch solche Kalküle unter Umständen sogar unterminiert wird. Wirtschaftliches Handeln ist insoweit auf eine Reziprozitätsmoral angewiesen, die es aus sich selbst heraus nicht generieren kann. Reziprozitätspflichten zu befolgen, darf andererseits nicht mit Altruismus verwechselt werden, wie es gerade Ökonomen oft tun. Nach diesen theoretischen Klärungen konkretisiert der Beitrag die unverzichtbare Rolle der Pflicht als treibender Kraft eines Gebens und Nehmens neben dem Nutzen, und zwar anhand der Konzepte des Vertrauens, der Loyalität, der Fairness und der Reputation und an (inter-)organisationalen Kooperationsverhältnissen. Den Schluss bilden Überlegungen zur Genese einer solchen Moralität respektive einschlägiger institutioneller und näherhin organisatorischer Arrangements.
Innovation. Bielefeld: transcript Verlag
  • Holger Braun-Thürmann
Das Kleist-Theorem. Über Ökologie, Organisation und Rekursivität
  • Günther Ortmann
Nachhaltiges Wirtschaften jenseits von Innovationsorientierung und Wachstum. Eine unternehmensbezogene Transformationstheorie
  • Niko Paech
‘Spielregeln des Wandels’. EINBLICKE-Forschungsmagazin der
  • Uwe Schneidewind
‘Innovationen als Weg aus der Krise?’ Ökologisches Wirtschaften
  • Sigrid Stagl
Abhängigkeiten und Potenziale in der Forst-Holz- Wertschöpfungskette - Ressourcen orientierte Analyse von Organisationsalternativen zur Erschließung kettenweiter Innovationspotenziale. Zufo-Arbeitsbericht Nr
  • Steffen Wirth
Neue Formen sozialwissenschaftlicher Wissensproduktion in der Wissensgesellschaft. Forschung und Beratung in betrieblichen und regionalen Innovationsprozessen
  • Jürgen Howaldt
Innovation mit Richtungssinn, Vortrag auf dem regionalen Wissenschaftsforum Baden-Württemberg am 8. Mai
  • Helge Majer
Zur organisationalen Reziprozität von Diffusion
  • Tino Vordank
Innovation als Paradoxieentfaltung
  • Günther Ortmann
Abhängigkeiten und Potenziale in der Forst-Holz-Wertschöpfungskette-Ressourcen orientierte Analyse von Organisationsalternativen zur Erschließung kettenweiter Innovationspotenziale
  • Steffen Wirth
Unsere Strategie für eine nachhaltige Entwicklung
  • Bundesregierung