Diskursforschung: Eine Einführung für SozialwissenschaftlerInnen
Abstract
Das Buch gibt im ersten Teil einen interdisziplinären Überblick über den aktuellen Stand der Diskursforschung und erläutert die wichtigsten diskurstheoretischen Grundlagen. Im zweiten Teil wird das forschungspraktische Vorgehen bei sozialwissenschaftlichen Diskursanalysen - von der Entwicklung der Fragestellung über die Auswahl von Daten, deren Analyse bis hin zur Interpretation und Präsentation der Ergebnisse - detailliert beschrieben. Mit seiner didaktisch aufbereiteten Darstellung wendet sich das Buch an Studierende und Lehrende der Soziologie, der Politik- und Geschichtswissenschaften und angrenzender Disziplinen, die sich im Rahmen der Methodenausbildung, von Studienprojekten und Abschlussarbeiten mit Diskurskonzepten auseinandersetzen wollen sowie allgemein an SozialwissenschaftlerInnen, die bezüglich der Konzeption und Durchführung eigener Forschungsvorhaben an Grundlagen und Umsetzungsmöglichkeiten der Diskursforschung interessiert sind.
Chapters (8)
In den Sozialwissenschaften besteht ein Grundkonsens darüber, dass die Beziehungen der Menschen zur Welt durch kollektiv erzeugte symbolische Sinnsysteme oder Wissensordnungen vermittelt werden. Die verschiedenen Paradigmen unterscheiden sich nach dem theoretischen, methodischen und empirischen Stellenwert, den sie dieser Einschätzung einräumen. In Analysen der gesellschaftlichen Bedeutung von Wissen und symbolischen Ordnungen haben in den letzten Jahrzehnten die Begriffe des Diskurses, der Diskurstheorie und der Diskursanalyse enorm an Bedeutung gewonnen. Dies gilt vor allem für die breite Rezeption der Arbeiten von Michel Foucault. In deutlich geringerem Maße lässt sich dies auch für Entwicklungen innerhalb des inter-pretativen Paradigmas behaupten. Die Konjunktur diskursorientierter Theoriebildungen und Forschungen zeigt sich eindrucksvoll in verschiedenen sozial- und geisteswissenschaftlichen Disziplinen, bspw. in Geschichts-, Sprach-, Literatur- und Politikwissenschaften oder der Soziologie.1 Der Bezug auf den Begriff ‚Diskurs ‘erfolgt dann, wenn sich die theoretischen Perspektiven und die Forschungsfragen auf die Konstitution und Konstruktion von Welt im konkreten Zeichengebrauch und auf zugrunde liegende Strukturmuster oder Regeln der Bedeutungs(re-)produktion beziehen. Diskurse lassen sich als mehr oder weniger erfolgreiche Versuche verstehen, Bedeutungszuschreibungen und Sinn-Ordnungen zummindest auf Zeit zu stabilisieren und dadurch eine kollektiv verbindliche Wissensordnung in einem sozialen Ensemble zu institutionalisieren.
Der Begriff ‚discourse ‘meint im angelsächsischen Sprachalltag ein einfaches Gespräch, eine Unterhaltung zwischen verschiedenen Personen. In der französischen bzw. den romanischen Sprachen ist ‚discours ‘(‚discorso‘) eine geläufige Bezeichnung für eine ‚gelehrte Rede‘, einen Vortrag, eine Abhandlung, Predigt, Vorlesung und dergleichen mehr. Seit einigen Jahren taucht auch in der deutschen Alltagssprache der Begriff ‚Diskurs ‘auf, meist, um damit ein öffentlich diskutiertes Thema (z.B. der Hochschulreformdiskurs), eine spezifische Argumentationskette (z.B. ‚der neoliberale Diskurs‘) oder die Position/Äußerung eines Politikers, eines Verbandssprechers (etwa ‚der Gewerkschaftsdiskurs‘) usw. in einer aktuellen Debatte zu bezeichnen, zuweilen auch, um von organisierten Diskussionsprozessen zu sprechen. Dennoch ist ‚Diskurs ‘als nicht-wissenschaftlicher Begriff im Englischen und Französischen sehr viel geläufiger, und auf diesen Begriffsverständnissen beruht zum größten Teil seine wissenschaftliche Karriere. Dabei wird unter ‚Diskurs ‘auch in den Sozial- und Geisteswissenschaften sehr Unterschiedliches verstanden. Das gilt sowohl für die theoretische Konzeptualisierung im Hinblick auf disziplinspezifische Forschungsinteressen wie auch für die methodische Umsetzung in konkreten Forschungsprojekten. In den letzten Jahren sind insbesondere im englischsprachigen Raum eine Vielzahl von Einführungs- und Überblickdarstellungen zum Diskursbegriff erschienen. Sie dokumentieren die enorme Verbreitung von diskursbezogenen Perspektiven in verschiedenen Disziplinen und auch quer zu Disziplingrenzen.
Jedes Projekt der Diskursforschung bedarf zunächst einer Klärung seiner diskurstheoretischen Grundlagen. Dafür machen die in Kapitel 2 vorgestellten Ansätze je unterschiedliche Vorschläge. An die theoretische Verortung schließen methodologische Reflexionen über die ‚Passungen ‘von Fragestellung, Datenmaterial und Methoden an. Erst danach bzw. in Auseinandersetzung damit erfolgt die konkrete empirisch-methodische Umsetzung eines Forschungsvorhabens. Diskursforschung ist durch ein unhintergehbares Reflexivitätsverhältnis gekennzeichnet, über das sie sich im Klaren sein sollte: Sie produziert nicht Wahrheit, sondern Aussageereignisse, die selbst Teil eines (hier: sozialwissenschaftlichen) Diskurses sind. Als wissenschaftlicher Diskurs über Diskurse unterliegt sie ihrerseits sozialen Strukturierungsprozessen, d.h. spezifisch situierten Möglichkeiten und Zwängen der Aussageproduktion — etwa im Hinblick auf die Transparenz methodischer Schritte — die dann zum Gegenstand weiterer Beobachtung gemacht werden können. In der vorangehenden Erläuterung diskursanalytischer und diskurstheoretischer Programmatiken wurden bereits an mehreren Stellen Hinweise auf die Schritte und Methoden der empirischen Umsetzung gegeben. Das konkrete Vorgehen unterscheidet sich zwischen den skizzierten Ansätzen beträchtlich. Die nachfolgenden Vorschläge für die methodische Anlage und Umsetzung sozialwissenschaftlicher Diskursforschung sind im Rahmen der Wissenssoziologischen Diskursanalyse, d.h. in der wissenssoziologisch eingebetteten Verknüpfung von kulturalistischen und diskurstheoretischen Perspektiven verankert.
Der Begriff ‚Diskurs ‘bezeichnet ein Konstrukt der Sozialforscherinnen. Damit wird hypothetisch unterstellt, dass spezifischen empirischen Daten, die zunächst als singuläre, in Zeit und Raum verstreute Ereignisse (Äußerungen) existieren und dokumentiert sind, ein Zusammenhang, eine Regel oder Struktur unterliegt. Eine solche Annahme muss als Suchhypothese für die Zusammenstellung eines Datenkorpus eingesetzt werden. Die konkrete Gestalt des Datenkorpus, also sein Umfang und seine Bestandteile, richtet sich nach den Untersuchungszielen. Es kann aus protokollierter mündlicher Rede, unterschiedlichsten Schriftstücken, audiovisuellen Materialien, Beobachtungsprotokollen und auch Artefakten bestehen. Unter der Perspektive ‚Diskurs ‘geht es darum, die sozialen Mechanismen und Regeln der Produktion und Strukturierung von Wissensordnungen zu untersuchen. Es ist deswegen möglich, dass sich bestimmte, zunächst bspw. nach groben thematischen Markern erhobene Daten nicht als Teile der interessierenden Diskurse rekonstruieren lassen bzw. im Fortgang des Untersuchungsprozesses aus dem Datenkorpus ausgeschlossen werden müssen. In diesem Sinne kann eine Diskursanalyse auch scheitern, wenn nicht hinreichend auf die ‚Zusammengehörigkeit ‘der zugrunde gelegten Daten geachtet wird. Welche methodischen Zugänge die konkrete Analyse verfolgt, muss im Zusammenhang der spezifischen Fragestellung, der getroffenen Datenauswahl und der anvisierten Tiefenschärfe einer Untersuchung entschieden werden.
Die Vorgehensweise bei der Datenanalyse orientiert sich an der offenen Forschungslogik der qualitativen Sozialforschung (Flick 2002). Die nachfolgend vorgeschlagenen Methoden bieten Hilfestellungen zur Strukturierung des Interpretations- und Analyseprozesses. Sie sind keine Garanten oder Vorschriften für den Forschungserfolg. Im Anschluss an das von Dreyfiis/Rabinow (1987) gewählte Etikett für Michel Foucault spreche ich ebenfalls von einer interpretativen Analytik (Keller 2005c). Diese umfasst, bezogen auf ein einzelnes Aussageereignis, die Analyse seiner Situiertheit und materialen Gestalt, die Analyse der formalen und sprachlich-rhetorischen Struktur und die interpretativ-analytische Rekonstruktion der Aussageinhalte.77 Zunächst geht es also um die Erschließung des Kontextes eines Aussageereignisses, dann um verschiedene Strategien der Feinanalyse einschließlich des Einsatzes qualitativer Textsoftware und Möglichkeiten der Quantifizierung. Die verschiedenen Optionen und Schritte der Feinanalyse werden nachfolgend erläutert. Auf die detaillierte Diskussion sprachwissenschaftlicher Methoden wird hier aus den oben genannten Gründen verzichtet.78
In der Diskursforschung haben einzelne Dateneinheiten den Status von Diskursdokumenten oder „Diskursfragmenten“ (Jäger 1999: 188ff). In einem solchen Dokument ist nicht notwendig nur ein einziger Diskurs, und dieser noch dazu vollständig repräsentiert. Diskursfragmente beinhalten kompatible Teilstücke von Diskursen. Um zu Aussagen über den oder die Diskurs(e) in einem diskursiven Feld zu gelangen, müssen die Ergebnisse der einzelnen Feinanalysen im Forschungsprozess aggregiert werden. Dabei handelt es sich um eine Konstruktionsleistung der Forscherinnen, die analog zur sozialwissenschaftlichen Typenbildung als abstrahierende Verallgemeinerung von den Besonderheiten des Einzelfalls begriffen werden kann (Kluge 1999; Kelle/Kluge 1999). Aus der methodischen Haltung der qualitativen Sozialforschung heraus kann vor einer Untersuchung nicht — auch nicht aus dem Vorwissen über unterschiedliche ‚Medienlager ‘oder Akteurskonstellationen heraus —empirisch begründet gewusst werden, wie viele unterschiedliche Diskurse in einem spezifischen Untersuchungsfeld vorfindbar sind und durch welche Deutungselemente oder Formationsregeln sie strukturiert werden.95
Die vorangehend vorgestellten und sehr verdichtet erläuterten Schritte der methodischen Vorgehensweisen einer sozialwissenschaftlichen bzw. wissenssoziologischen Diskursforschung sollten, das möchte ich noch einmal betonen, als Vorschläge und Anregungen, nicht als Rezepte und Blockierungen eigener Kreativität verstanden werden. Sie bedürfen deswegen der Anpassung an eigene Forschungsfragen und Theorieperspektiven. Die Kreativität des Forschungsprozesses ist unabdingbar für die weitere Entwicklung und die sozialwissenschaftlichen Potenziale gerade auch der Diskursforschung. In der Diskussion der einzelnen Schritte wurde schon verschiedentlich darauf hingewiesen, an welchen Stellen größere Defizite der Diskursanalyse ausgemacht werden können. Dies betrifft sicherlich die Schnittstellen zwischen discourse analysis und Diskurstheorie bzw. -forschung; dazu gehören auch die angesprochenen Auseinandersetzungen mit anderen Datenformaten jenseits der Texte sowie mit den Methoden ihrer Analyse, und dazu zählen letztlich auch Experimente in der Ergebnisaufbereitung. Vermieden werden sollte insgesamt die Neigung zu textidealistischen Fehlschlüssen oder zur ‚reinen ‘Textwissenschaft. Dies wird der Diskursforschung insoweit gelingen, wie sie die materiale Seite der Diskurse sowohl im Hinblick auf die Diskursproduktion als auch bezüglich der Diskursrezeption und der Diskursfolgen in den Blick nimmt, angemessene Vorstellungen der Rolle sozialer Akteure in Diskursen entwickelt, die soziohistorischen Kontexte der Diskurse anerkennt sowie ihre Ergebnisse in Beziehungen zu anderen sozialwissenschaftlichen Theorie- und Forschungsperspektiven setzt.
... In a narrative discourse analysis, the researcher has the role of interpreting discourses and identify structures of meaning [33, p. 189]. According to Keller [34], discourses have four distinct features that researchers share: firstly, discourse theories and discourse analyses use language and other forms of symbolic interactions that can be found in social practices. Secondly, discourse researchers acknowledge that the actual meaning of phenomena reflected through language is socially constructed. ...
Background
While discussions on nuclear energy mostly took place at the national level and the respective media arenas in the past, the questions of regulating sustainability and financing have now moved up to the supranational EU level. In this light, this article analyses the discussions and processes around the inclusion of nuclear energy into the EU Taxonomy, which aims at guiding financial means towards sustainable economic activities.
Results
The research question as to why nuclear energy has become sustainable is examined by applying a narrative discourse analysis. To account for the identified challenges for media-based discourse analysis regarding nuclear energy, an analysis was conducted alongside key events relying on media articles and expert interviews, following the institutional structure of the implementation process. The article contributes to the limited body of literature on sustainability regulation, particularly from a social science perspective. By delving into the specific dimensions of the regulatory process on nuclear energy, it provides a nuanced understanding that enriches existing academic discourse in this emerging field.
Conclusions
In the article, it is argued that four factors contributed mainly to the decision to label nuclear energy sustainable: the delegated act, combined with the decision to connect nuclear energy and gas (1), the publication of the report by the Joint Research Centre (2), the implicit compromise between Germany (gas) and France (nuclear energy) (3) and finally, the Russian war against Ukraine (4). Although narrative discourse analysis still offers valuable insights into ongoing policy processes at the EU level, the different implementation process in the EU by means of the delegated act shapes its explanatory power compared to the national context.
... Discourses form perceptions and "truths" for others (cf. Keller, 2004). In doing so, these texts produce rules that determine what and how things are talked about, what is kept silent, what appears as true and false (Biggs & Powell, 2009;Foucault, 1994). ...
Staging Generations as a Response to the Corona Virus
Jana Heinz, Helga Pelizäus
The social negotiation of the Corona crisis took place with a strong focus on different age groups and their relationship to each other. In the media reporting, stereotypical "images" of young and old were drawn, which culminated in the so-called generation conflict. By means of a discourse-analytical evaluation of newspaper reports, these images are reconstructed with their interrelations and over time.
It will be shown how, at the beginning of the pandemic, the stereotypical representation of older people as the "risk group 60+" dominates the media and how, since the beginning of 2021,
children and adolescents have become the focus of attention as the new risk group. The stereotyping ends in a generation conflict staged by the media, in which the side-effects of the pandemic are linked to climate change.
From the perspective of the sociology of risk, the internal logic of these stagings is traced as a form of crisis management. In addition, examples are given of the way in which they are accompanied by unintended side-effects that need to be made visible and critically reflected upon.
... Wissenschaftskoordinator*innen (Banscherus et al., 2009), Hochschul-bzw. Forschungsreferent*innen (Adamczak et al., 2007), Hochschulprofessionelle (Schneijderberg & Teichler, 2013) oder Forschungsmanager*innen (Henke & Schneider, 2021 (Diegmann, 2013;Keller, 2011a). Gemein ist aber all diesen Perspektiven, dass sie die Absicht verfolgen, Wissensordnungen zu rekonstruieren und deren Genealogie offenzulegen. ...
https://opendata.uni-halle.de/bitstream/1981185920/117317/5/Hoffmann_Tiefel_Walterbach_2024_Idealbilder%20in%20der%20Diskussion.pdf
... Dabei wird deutlich, dass es eine einheitliche Definition dessen, worum es sich bei der Diskursanalyse nach Michel Foucault handelt, nicht gibt. So wird sie einerseits als eigene Theorie verhandelt, andererseits auch nur als Methode oder Methodologie oder als Subsumption aller drei Aspekte (Diegmann, 2013;Keller, 2011a). Gemein ist aber all diesen Perspektiven, dass sie die Absicht verfolgen, Wissensordnungen zu rekonstruieren und deren Genealogie offenzulegen. ...
... 5 Cfr. Coulthard y Caldas-Coulthard, 1996;Fairclough, Mulderrig, & Wodak, 2011;Fairclough y Wodak, 1997;Fairclough, 1992aFairclough, , 1992bFairclough, , 2010Forchtner, 2012;Fowler, Hodge, Kress, y Trew, 1979;Keller, 2011;Le y Short, 2009;Locke, 2004;Machin, 2012;Van Dijk, 2008Van Leeuwen, 2006;Van Leeuwen, 2005;Weiss y Wodak, 2007;Wodak y Chilton, 2005;Wodak y Meyer, 2009;Wodak, 2011aWodak, , 2011bYoung y Harrison, 2004. las cuestiones conceptuales involucradas en la noción de discurso, el poder en y sobre el discurso, la noción de ideología y poder, y qué podríamos entender por una crítica confiable. ...
Este es un articulo para conversar desde el análisis cualitativo sobre la labor critica de la investigación social teniendo como referente el trabajo escrito desde Chile por Dorfman y Mattelart (1971) Para leer al Pato Donald. A nuestro juicio se trata de un trabajo que cumple con principios de transparencia y retroducción, lo que permite entre otras cosas, notar que los resultados del análisis de contenido realizado por Dorfman y Mattelart hace 50 años, son coincidentes con el realizado por los autores de este artículo, particularmente en lo que se refiere al análisis de la trama de 100 revistas Disney de la muestra, en las cuales la búsqueda de oro, dinero o fama tienen altísima presencia en las historias. Del mismo modo, la tesis del componente ideológico colonialista es aceptable en tanto se muestran evidencias consistentes del tratamiento despectivo de territorios y personajes del llamado tercer mundo (América Latina, Asia, África y Oceanía). Algo que a 50 años de distancia nos parece mucho más evidente aún.
... The use of inclusive language expresses a positive attitude towards a respectful co-existence of diversity in equality. The discrimination-sensitive use of language and communication begins with the realisation that language does not represent the world in a neutral way, but rather that the world is constantly reproduced through language (Hunter 1999;Keller 2007), which is why it can also be changed. ...
The legal recognition of gender diversity (Federal Constitutional Court decision of 17 October 2017) and the introduction of “diverse” as a positive legal gender marker (Section 22 (3) of the Civil Status Act) 2018 constitutes the background of this study. At the same time, national and international research shows structural discrimination against gender-diverse people in employment (chapters 1 and 2). Based on the analysis of the current research and interviews with experts, the study goes on to identify fields of action aimed at ensuring the equal treatment of gender-diverse people in employment and occupation. It then develops and elaborates approaches towards the inclusion of gender-diverse people in the workplace (Chapter 3). The key objective is to raise the awareness of employers and functionaries for the recognition of gender diversity and to offer specific guidance on implementing the inclusion of gender-diverse em- ployees. The needs and recommendations mainly concern the following areas: Corporate culture, recruit- ment, handling gender-related data, language and communication, medical facilities, body, clothing and health.
... The effective power that Foucault ascribes to discourse thus not only exceeds Habermas's idealist definition, it makes discourse a central label of his poststructuralist thought. In this respect, Foucault also emphasizes the social-constructive relationship between language and reality, so that discourse, in contrast to Saussure's structuralist view, for example, are primarily manifestations of the circulation of valid knowledge (Keller, 2011). ...
This article discusses the intensified debate about people of Turkish origin in Germany in the context of speculations about deviating understandings of democracy among the Turkish diasporas. Based on the thesis that a change in German integration discourse from measurable material achievements of the migrant community to immaterial aspects of adaptation with regard to norms and values is taking place, an argument for a discourse-theoretical perception of this debate is developed, whereby existing forms of the negatively connoted foreign construction of the community of Turkish origin are discussed.
... Als methodischen Zugang für die Erhebung und Auswertung digitaler Daten haben wir die Wissenssoziologische Diskursanalyse gewählt (Keller, 2011), um einen Überblick über die Bandbreite verschiedener und die Dominanz einzelner Ausprägungen der psychosozialen Verunsicherung und dessen Verhandlungen zu erschließen. Wir interessieren uns für Zusammenhänge, Regeln oder Strukturen der Diskussionen über Verunsicherung, woraus wir wiederum thematische Diskurse rekonstruieren, z.B. zur Tabuisierung von Angst im Sportunterricht, zu Mobbing an Schulen oder juvenilen Körpernormen. ...
Sowohl der Grundschulsport als auch das organisierte und informelle Sporttreiben im Kindesalter sind in den letzten zwei Jahrzehnten mit neuartigen Herausforderungen konfrontiert und von Wandlungsprozessen erfasst worden. Neben der Berücksichtigung heterogener Lernvoraussetzungen der Schüler*innen im Fach Sport hat nicht zuletzt die Etablierung des Ganztagsunterrichts in der Grundschule eine massive Ausweitung der Kooperationen mit Sportvereinen sowie Trägern der offenen Kinder- und Jugendarbeit begünstigt. Die Beiträger*innen diskutieren zentrale Entwicklungslinien und Zukunftsaufgaben des Grundschulsports sowie des organisierten und informellen Kindersports.
... Als methodischen Zugang für die Erhebung und Auswertung digitaler Daten haben wir die Wissenssoziologische Diskursanalyse gewählt (Keller, 2011), um einen Überblick über die Bandbreite verschiedener und die Dominanz einzelner Ausprägungen der psychosozialen Verunsicherung und dessen Verhandlungen zu erschließen. Wir interessieren uns für Zusammenhänge, Regeln oder Strukturen der Diskussionen über Verunsicherung, woraus wir wiederum thematische Diskurse rekonstruieren, z.B. zur Tabuisierung von Angst im Sportunterricht, zu Mobbing an Schulen oder juvenilen Körpernormen. ...
Einleitung
Lehrkräfte und die Qualität ihres Unterrichts zählen zu den wichtigsten Einflussfaktoren für den Lernerfolg von (Grund-)Schüler_innen, wie sich empirisch u.a. in den Ergebnissen der Metaanalyse von Hattie (2008) zeigt. Somit hat die Professionalisierung von Lehrkräften eine hohe Bedeutsamkeit, um schulische Bildungsprozesse
zu verbessern (Heemsoth, 2016). Entwicklungsmöglichkeiten bestehen u.a.
darin, qualitativ hochwertige Lernangebote für Schüler_innen zu schaffen und für
eine individuelle Förderung des Lernens der Schüler_innen zu sorgen. Relevanz
hat dies insbesondere für Grundschullehrkräfte, da noch keine Selektion der Schüler_innen erfolgt und eine hohe Heterogenität gegeben ist (MSW NRW, 2008, S. 12).
Der Beitrag fokussiert in Anlehnung an das Modell von Blömeke et al. (2015),
wie sich das Zusammenwirken von Professionswissen als Disposition auf der einen
Seite und die Unterrichtsqualität als beobachtbare Handlungen (Performanz)
auf der anderen Seite beschreiben lassen. Dazu werden die hierzu vorliegenden
empirischen Studienergebnisse für die Grundschule vorgestellt. Zudem wird diskutiert, welche Bedeutung sich hieraus für das Lernen von Grundschulkindern im
Sportunterricht ergibt.
... B. wenn Differenzierungen vorgenommen werden zwischen legitimen und illegitimen Lösungsansätzen oder zwischen legitimen und illegitimen Sprecherpositionen. Als methodischen Zugang für die Erhebung und Auswertung digitaler Daten haben wir die Wissenssoziologische Diskursanalyse gewählt (Keller, 2011), um einen Überblick über die Bandbreite verschiedener und die Dominanz einzelner Ausprägungen der psychosozialen Verunsicherung und dessen Verhandlungen zu erschließen. Wir interessieren uns für Zusammenhänge, Regeln oder Strukturen der Diskussionen über Verunsicherung, woraus wir wiederum thematische Diskurse rekonstruieren, z. ...
Sowohl der Grundschulsport als auch das organisierte und informelle Sporttreiben im Kindesalter sind in den letzten zwei Jahrzehnten mit neuartigen Herausforderungen konfrontiert und von Wandlungsprozessen erfasst worden. Neben der Berücksichtigung heterogener Lernvoraussetzungen der Schüler*innen im Fach Sport hat nicht zuletzt die Etablierung des Ganztagsunterrichts in der Grundschule eine massive Ausweitung der Kooperationen mit Sportvereinen sowie Trägern der offenen Kinder- und Jugendarbeit begünstigt. Die Beiträger*innen diskutieren zentrale Entwicklungslinien und Zukunftsaufgaben des Grundschulsports sowie des organisierten und informellen Kindersports.
... 7 The other position understands the sociology of knowledge, within a constructivist framework of thought, as the sociology of science and focuses on the specific processes of scientific knowledge production (e.g., Knorr-Cetina, 1983). 8 Keller (2010) understands discoursive knowledge as a systematic supply of socially constructed knowledge, which is solidified, objectified, and institutionalized to a certain degree. ...
Criminological research is a challenging field in many ways. The discipline criticizes the labeling carried out by the criminal justice system, which marks certain groups of people as “deviant,” “criminal,” or “dangerous.” Nevertheless, criminological studies often fall into the same trap. By relying on labels that the criminal justice system has applied when accessing the field through prisons, probation officers, or other kinds of support systems for offenders, sampling and labeling are intertwined. This article scrutinizes how qualitative reconstructive research supports and reproduces social inequality. It applies the concept of “doing social problems” and emphasizes a constructionist point of view. Furthermore, we review the sampling mechanisms of recent studies: What concepts of “social problems” do we see? What world does the criminological research at hand reconstruct? In our conclusion, we call for a sensitive approach and a broad discussion of possibilities and limitations. To us, qualitative reconstructive research – in fact – seems to offer some solutions for making the processes of labeling visible. We ask how social knowledge systems concerning crime and deviance are constituted and how we, as criminologists, contribute to them through our research practice.
... 7 The other position understands the sociology of knowledge, within a constructivist framework of thought, as the sociology of science and focuses on the specific processes of scientific knowledge production (e.g., Knorr-Cetina, 1983). 8 Keller (2010) understands discoursive knowledge as a systematic supply of socially constructed knowledge, which is solidified, objectified, and institutionalized to a certain degree. ...
Many of us work in a dispiriting academic industry run by corporate philosophies which demand our time is increasingly spent towards marketing ourselves, writing grants, obtaining research funds and undertaking projects which generally tend to have less benefit for the people we study yet more for our academic kudos and that of our institutions. As university funding structures crumble and instead hone in on new student markets and the pursuit of big grants, the pressure on us increases and so, in turn, research calls become increasingly competitive. Many of us are continually rejected particularly if we try to do ethnographic research and even more so if it means that it is done ‘differently’, ‘unconventionally’ and ‘covertly’ with some of society’s most dangerous and hard-to-reach groups. Notwithstanding the time invested in writing proposals and even in the event they are successful, before commencement, projects must also secure ethical clearance – a means of research governance and control, which frowns on ethnography – thus reducing further time and resource away from the studying the fast-paced change of the twenty-first century. We subsequently believe that our academic worth thereafter translates to further investment in publishing in ‘high-impact-factor journals’ and producing a seemingly never-ending stream of social media updates and waiting for ‘likes’ about our ‘research excellence’ and academic activity. However, as I saw written on the wall of a building where thousands of Bosnians were executed in the 1990s genocide ‘a like doesn’t change the world’. In the same vein, we have to ask ourselves if what we are doing actually contributes to the positive social change we outline in our research proposals. If – because of restrictive funding calls and ethics committees – we cannot access the world’s most excluded groups, study between the nooks and crannies of democratic societies and propose unconventional research methods, how can we report on the real harms of the social structure? This paper offers a twofold reflection – firstly, how can one ‘break from the shackles’ of this academic capitalism, and secondly, it evidences what this liberation can produce by providing reflexive analysis of three ethnographic projects I have undertaken over the last 5 years: (1) a two-year study of Spain’s largest drug market, (2) a three-year study of the refugee crisis across Europe and (3) an 18-month undercover study of a luxury brothel.
En el presente artículo abordo una serie de teorías que han tenido a la performatividad y a la comunicación, más precisamente, como centro de indagación y como forma de explicar la constitución de las dimensiones fundamentales de la estructura social. En concreto, presentaré y discutiré aquí el llamado ‘constructivismo comunicativo’, representado por las teorías de H. Knoblauch y J. Reichertz. Luego de presentar su relevancia y algunas de sus características más destacadas (I), hago foco en el problema del alcance de lo lingüístico en estas teorías (II), así como en el fundamento del lazo social tal como ellas lo entienden (III). Finalmente (IV), esquematizo cuáles deben ser las condiciones generale
This article analyzes the international geopolitical discourse about Bosnia and Herzegovina through three key frameworks: Balkanization, Daytonization, and Europeanization. Using critical geopolitical analysis, it examines how these discourses have shaped international perceptions and policies toward Bosnia and Herzegovina from the 1990s to the present. The paper argues that Balkanization discourse, which views the region as inherently prone to ethnic conflicts and fragmentation, has remained dominant even as it evolved into variations of Daytonization and Europeanization narratives. The Dayton Peace Agreement, while ending the war, institutionalized the geopolitics of war by recognizing ethnoterritorially defined entities. Meanwhile, Europeanization discourse, though presented as a path toward stability and EU integration, has not fundamentally altered the Balkanist perspective but rather transformed it into a new geopolitical imaginary. The article demonstrates how these interlinked discourses have contributed to Bosnia and Herzegovina's continued status as a state suspended between war and peace, with its political development constrained by both internal ethnonationalist politics and international community approaches that remain rooted in Balkanist assumptions. The research highlights how these discursive frameworks continue to influence Bosnia's path toward European integration and state-building efforts.
The article illustrates how international discourse and policy interventions have often reinforced rather than resolved Bosnia's challenges, suggesting the need for a more nuanced understanding that moves beyond traditional Balkanist narratives to address the fundamental causes of Bosnia's political stagnation.
The aim of this article is to take an analytical look at Social Start-Ups as organizational discourse actors of a digitalization discourse in the field of social services. The digital transformation is understood as an all-encompassing socio-cultural phenomenon that gives rise to new discourse arenas in the field of social services, in which Social Start-Ups occupy a special position. So far, however, little is known about the actual role of Social Start-Ups in the digitization discourse of social service work, although they differ from established social services and thus occupy a special spokesperson position. Firstly, Social Start-Ups are characterized by a hybrid organizational structure in that they want to realize social services as commercial enterprises and thus reconcile economic and social goals. Secondly, their entire organizational structure and service practice is a priori based on digital tools and practices that established social services tend to negotiate critically for themselves. Against this background, the article empirically discusses and critically examines the discursive influence of Social Start-Ups on the digitization discourse of social work. The article contributes to understanding how Social Start-Ups influence the digitalization discourse in social services, offering new insights into their unique role as hybrid organizations balancing economic and social goals. By examining their use of digital tools, the research sheds light on alternative models that challenge traditional service providers. This is crucial for advancing research on the evolving role of digitalization in social services and its practical implications for improving service delivery.
Dieser Beitrag dekonstruiert Elemente des Diskurses über eine Buddhistische Ethik ausgehend von folgenden Hypothesen: Dem Diskurs ‚Buddhistische Ethik‘ liegt eine westliche Aneignungsstrategie zugrunde, die buddhistische Lehren an westliche Wissensdispositive anschlussfähig machen möchte. Über die Bezugnahme auf eine so konstruierte ‚Buddhistische Ethik‘ werden buddhistische Traditionen homogenisiert und essentialisiert. Buddhismen werden dadurch in ein überzeitliches System transformiert, das wesentliche Unterschiede zwischen buddhistischen Strömungen und Traditionen nivelliert. Das im Diskurs ‚Buddhistische Ethik‘ formierte Dispositiv präsupponiert eine Deutungshoheit der Moralphilosophie gegenüber religiösen Handlungsnormen und religionswissenschaftlichen Deutungen. Die Auseinandersetzung mit diesen Hyothesen kommt zu dem Schluss, dass das, was als‚ ‚buddhistische Ethik‘ bezeichnet wird, nicht aus der Einbettung in das religiöse Denken von Buddhist:innen und in grundlegende Aspekte der Glaubenslehre gelöst werden kann. Auf Grundlage dieser Diagnose werden schließlich einige fachdidaktische Prinzipien zur Behandlung des in Rede stehenden Themas im Unterricht vorgestellt.
Ratgeber eroberten im 20. Jahrhundert ‚neue‘ Medien, wie Radio und Fernsehen. Die Omnipräsenz und Allzugänglichkeit des Internets hat mediale Erscheinungsformen des Ratgebens und Ratnehmens im 21. Jahrhundert einmal mehr diversifiziert. Der Sammelband widmet sich daher Ratgebermedien aus verschiedenen sozialwissenschaftlichen Perspektiven und beleuchtet sowohl die Produktion und das Angebot als auch die Inanspruchnahme von Ratgebern für Eltern, Lehrkräfte, frühpädagogische Fachkräfte sowie für Kinder und Jugendliche. Er entstand im Arbeitszusammenhang des DFG-Netzwerks „Ratgeben und Ratnehmen zwischen Selbst- und Fremdoptimierung. Empirische Rekonstruktionen zur Produktion und Rezeption von Ratgebermedien“, das von 2021 bis 2024 existierte.
Ratgeber eroberten im 20. Jahrhundert ‚neue‘ Medien, wie Radio und Fernsehen. Die Omnipräsenz und Allzugänglichkeit des Internets hat mediale Erscheinungsformen des Ratgebens und Ratnehmens im 21. Jahrhundert einmal mehr diversifiziert. Der Sammelband widmet sich daher Ratgebermedien aus verschiedenen sozialwissenschaftlichen Perspektiven und beleuchtet sowohl die Produktion und das Angebot als auch die Inanspruchnahme von Ratgebern für Eltern, Lehrkräfte, frühpädagogische Fachkräfte sowie für Kinder und Jugendliche. Er entstand im Arbeitszusammenhang des DFG-Netzwerks „Ratgeben und Ratnehmen zwischen Selbst- und Fremdoptimierung. Empirische Rekonstruktionen zur Produktion und Rezeption von Ratgebermedien“, das von 2021 bis 2024 existierte. (DIPF/Orig.)
This paper analyses the discourse around the inclusion of nuclear energy into the EU Taxonomy which promises to provide standards for the question if an economic activity is sustainable or not. The idea is to guide financial means into sustainable areas of the economy and accumulate private investments for the transformation of the economy against climate change. In this regard, the question whether nuclear energy is sustainable was heavily debated and fought over. Through the application of a narrative discourse analysis, relying on expert interviews and media articles, this paper finds that the discourse shifted throughout the process. While a general sustainability discussion around the question if the technology nuclear energy is sustainable characterized the early discourse, a shift towards a process related discussion around how nuclear energy found its way into the EU Taxonomy can be observed at a later stage. Furthermore, the discourse was structured by several key events which provided focal points for discussion and influenced the storylines of proponents and opponents of nuclear energy.
Ulus-devlet ve sömürgecilikten ortaya çıkmış olan tarih yazım anlayışının kapsayıcılığı tartışmalı olan noktaları içerisinde barındırmaktadır, zira tarih yazım anlayışı sömürgecilik merkezli olduğunda, odaklanılan nokta da sermaye döngüsü olmaktadır. Dolayısıyla tarih yazımında konu edinilecek her şey sermaye döngüsüne katkı sağlaması ölçüsünde anlam kazanmakta ve kendisine yer edinmektedir. Bu bağlamda ekonomik temelli bir anlayış içerisinde özne için sömüren ve sömürülen ayrımı söz konusudur. Fakat bu şekilde bir okuma, batı merkezli bir tarih yazımıdır. Diğer bir ifade ile, egemen öznenin varlığı doğrultusunda onun epistemik kaygılarını yansıtan ve ötekini oluşturan bir yazımdır. Batı merkezli olması, egemen bir öznenin istemlerini yansıtması ve sermaye döngüsüne hizmet etmesi nedeniyle de hiçbir imkana sahip olmayan ve bir yere ait olmayan sınıflardan bahsedilebilir mi sorusunu akla getirmektedir, dolayısıyla hegemonya dışında kalmış olan, ezilen, dile getirilmek istenilmeyen ve en altta olan bu sınıfları ifade etmek klasik tarih yazımı ile mümkün gözükmemektedir. Bu bağlamda edebiyat aracılığı ile söz konusu alt tabakaları ifade edecek, onlara ait olanın ne olduğunu araştıracak ve onlara ait temsil oluşturacak bir okumanın yapılması bu çalışmanın konusunu oluşturmaktadır. Bu noktada ise çalışmanın amacı, Günther Wallraff’ın “En Alttakiler” adlı eserinden hareketle zamanında Almanya’ya çalışmak için giden Türk işçilerin varlığını ‘madun kimlik’ adı altında incelemektir. Böylelikle en altta olanı ortaya çıkaran ve işaret eden bir arka plan dahilinde bu gruplara dair bir söylem analizi yapılmaya çalışılacaktır.
In the last third of the 18th century, in the context of a general discursive reference to the child´s nature as a child and its naturalness there were attempts at making educational punishment more humane. Notwithstanding the critical debate on so called barbarious punishment, going as far as to a “campaign against stick and birch” (Möller), after all corporal punishment was not fundamentally questioned. Also suggestions in this respect did not push through in the discourse. This contribution is meant to explain the reasons for this, with the following central thesis: In the first half of the 19th century the debate on corporal punishment produced a contradicting context of justification - out of love for the child and in view of its future social activities, it was said, in case of inappropriate behaviour a child must indeed be punished, because although being capable of reason it is at first, like an animal, only open for sensory stimuli.
Der Schweizerische Pädagogische Verband zwischen institutioneller Selbstvergewisserung, wissenschaftlicher Disziplinorientierung und Politisierung in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre. Gestützt auf archivalische Dokumente des Schweizerischen Pädagogischen Verbands wird in diesem Beitrag Spuren nachgegangen, die Aufschluss über thematische und disziplinäre Spannungsfelder in einer bildungspolitischen Phase des Wandels geben. Fokussiert werden am Beispiel von Verbandspraktiken institutionelle Verhältnisbestimmungen, der Stellenwert der Forschung und Bezugnahmen auf wissenschaftliche Disziplinen. Die Befunde zeigen, dass Exponenten unterschiedlicher Strömungen im Verband Hochschulprojekte für eine Lehrpersonenbildung skizzierten, die zum Ausgangspunkt weiterer Aushandlungsprozesse wurden. Es gibt Hinweise darauf, dass die Verfeinerung empirischer Positionen die philosophisch-pädagogische Kritik beschleunigte.
From a theoretical and empirical perspective, this article investigates age as a frequently neglected axis of inequality. We examine whether and how highly aged people become visible in the corona-related risk discourse and evaluate which disciplinary claims are formulated along with old age in this discourse. First, we delineate old age as a distinctive axis of inequality that is characterised on the one hand by its intersectional entanglement with disability, and on the other hand by its processual as well as categorical form. Secondly, we derive a methodological approach, investigating different facets of the representation and (in)visibility of old people based on images and text of print media. Thirdly, we describe and discuss the participation and agency of old people in the discourse as well as the disciplinary claims that are plausibilised on the basis of old age and its intersection with disability. Our analysis demonstrates that old people are excluded through mechanisms of differentiation, hierarchisation, homogenisation, and dehumanisation, demarcating them from the journalistic we-group as ‚others‘. Furthermore, we read three dominant governmental instructions in the material: the self-disciplining of old people, the moral disciplining by the majority society, and an authoritarian governance against those old people who are marked as confused.
Keywords: Representation, visibility, corona, age, intersectionality, inequality, governmentality
Ningxia, a comparatively small and underdeveloped autonomous region for China's Muslim Hui minority in the country's northwest, has increasingly received attention as the home of Chinese grape wine in both domestic and international media. This image of Ningxia as a home of wine is comparatively recent, and significant in several regards: first, wine fills a void in Ningxia's local image-building strategy for tourism and trade, which had emerged from the abrupt abandoning of an earlier strategy of stressing Ningxia's identity as a Muslim region. Second, wine is an agricultural product that is highly compatible with an urban, modern, and middle-class lifestyle as conceptualized by the dominant party-state discourse. Third, this framing lays claim to a new self-confidence in China's domestic wine market, which is expected to be able to compete internationally in terms of both quantity and quality. Ningxia wines have been winning a number of international awards in recent years, and the region at the eastern foot of the Helan Mountains, belonging to its capital Yinchuan, is aspiring to become an equivalent to France's Bordeaux, while also building up a distinct Chinese wine identity. As such, Ningxia wine is linked to Chinese nationalism: wine serves as both a global marker of taste and prosperity and source of local identity. Building on theories of nationalism and globalization, this paper traces the discourses surrounding Ningxia wine via ethnographic observations and several interviews conducted during a six-month field stay in Yinchuan in 2019, as well as through analysis of academic discussions, news items, and social media posts.
Der Beitrag schlägt vor, die historische Dimension religiöser Vielfalt stärker in den Blick pädagogischer Debatten zu nehmen. Dazu setzt er sich konkret mit der folgenden Frage auseinander: Wie werden die Erinnerungen an die religiöse Vielfalt der Zwischenkriegszeit in den 2020er Jahren diskursiv gerahmt? Auf der Basis von Zeitzeug*innen-Interviews aus dem ZwieKrie-Projekt wird deutlich, dass sich Zeitzeug*innen nachdrücklich an Situationen religiöser Vielfalt in der Zwischenkriegszeit erinnern, dass diese Erinnerungen aber kaum diskursiv gerahmt sind. Die Zeitzeug*innen können zur Auseinandersetzung mit religiöser Vielfalt kaum auf einen diskursiven Rahmen zurückgreifen. Man kann von einem „bedeutungsarmen Diskurs“ religiöser Vielfalt sprechen.
This chapter will examine narratives used by European governments in reaction to terrorist attacks and will analyze in which ways they might provide compatibility for narratives used by extremist organizations to radicalize members of their audience. The chapter will discuss how structures and configurations of narratives used by governments are prone to providing points radical narratives might connect to and build an argument upon. It will also analyze the potential these narratives already hold for reducing the amount of fertile ground public discourse provides for extremist narratives and the opportunities they provide in preventing violent extremism. The cases of France, Germany, and Great Britain will serve as examples. In conclusion, the chapter will raise awareness to the delicate deliberations necessary in public crisis communication after a terrorist attack. It will address the challenge to balance clear and reassuring communication versus oversimplified enemy constructions while considering the possible implications of crisis communication for radicalization and the prevention of violent extremism.KeywordsTerrorismRadicalizationPublic discourseNarrativesCrisis managementGovernment communication
Eurosceptic dreams of an independent UK and nightmares of faceless EU bureaucrats are not confined to the world of politics, public opinion and the media. Those tropes have also found their way into the literary domain. From 1973 till now, around a dozen novels about the European integration project have been published in Britain. The first chapter introduces the corpus of eight novels which have been selected for closer analysis. Published between 1987 and 2012, they cover the period between the establishment of the European Union and Cameron’s announcement of the In/Out-referendum and can be assigned to the Eurosceptic tradition. The chapter gives an overview over the academic literature on British Euroscepticism, British Eurosceptic discourses and British fiction about the EU. It outlines the historical and discursive background, against which the novels have to be read, focusing on the Eurosceptic discursive tradition. The chapter further introduces key concepts, representational strategies and discourse analytical tools by Anderson, Foucault, Hall, Hobsbawm and Laclau/Mouffe as well as the defining features of dystopian literature. Thus equipped with a toolbox to examine how the novels not only reflect but also exaggerate prevailing Eurosceptic discourses, i.e. representing the EU as a nightmarish dys-EUtopia, the chapter finally develops a four-type-classification scheme, which is apt to systematically capture the different strengths of literary Euroscepticism.KeywordsDiscourse theoryConstructionist discourse analysisDystopian fictionNationNational identity(British) EuroscepticismOrwellHuxleyCultural studiesSocial scienceLiterary studiesFoucaultHallAndersonBrexitBritish-EU relationsBrexLitEuropean UnionNovelsLiterary EuroscepticismDysEUtopiaEurosceptic discourses
Zusammenfassung
Der Artikel zeigt anhand der Analyse von Strategien und Maßnahmen dreier Schweizer Universitäten, wie Digitalisierung als organisationales Grenzobjekt angeeignet wird. Während das Aufgreifen der Digitalisierungsthematik vordergründig dazu dient, gesellschaftliche Responsivitätserwartungen zu bedienen, kommt ihr die latente Funktion zu, die heterogenen professionellen Interessen innerhalb der Universitäten auf ein gemeinsames Projekt hin zu orientieren. Digitalisierung macht Koordination möglich, ohne einen Konsens über ihre konkrete Bedeutung und Umsetzung in unterschiedlichen Arbeitskontexten vorauszusetzen. Sie kompensiert so die Limitationen hierarchischer Steuerung, die in Governancemodellen der Post-NPM-Ära anerkannt wird, um dennoch eine gesamtorganisationale Handlungsfähigkeit der Universitäten dar- und herstellen zu können. Am Beispiel der Digitalisierung argumentiert der Artikel weiterführend, dass Grenzobjekte nicht ohne weiteres auf Dauer bestehen. Wenn Grenzobjekte die Zusammenarbeit innerhalb von Organisationen wie z. B. Universitäten längerfristig stabilisieren sollen, stellt sich die Frage, wie mit ihrem ephemeren Charakter umgegangen wird. Abschließend kommt der Artikel zu der Einschätzung, dass Grenzobjekte angesichts jüngerer Entwicklungen auch in anderen Organisationstypen, wie z. B. Unternehmen, eine zunehmende Rolle spielen könnten.
Is there a need for a poststructuralist psychoanalytic education? The arduous path between perseverance and willingness to change
The paper discusses whether a post-structural Psychoanalytic Education is required. In the course of elaborating this question, the relation between psychoanalysis and poststructuralist and deconstructivist approaches is discussed. On the one hand, reference is made to the „academized bodilessness of cognitive sciences”. On the other hand, the currently prevailing evidence-based paradigm in the human sciences is critically examined and compared to Lorenzer’s concept of evidence. Based on the significance of transference processes and their professional reflection, advantages of the psychoanalytic discipline are formulated that can make a valuable contribution in exchange with recent developments in the field of attachment theory, neurobiology or mentalization theory.
Der Open Access-Band arbeitet das Themenfeld Polizei und Rassismus umfassend
auf. In 33 Beiträgen werden behandelt:
• Grundlagen zum Phänomen Rassismus,
• relevante Befunde zur Polizei als Organisation und zu ihrer Praxis,
• Entstehungszusammenhänge und Folgen von Rassismus in der Polizei,
• Methoden der wissenschaftlichen Untersuchung und
• Möglichkeiten und Grenzen des Umgangs mit dem Problem.
Zusammenfassung
Rassismus ist in Deutschland noch immer ein umkämpfter Begriff. Während antirassistische Initiativen, migrantische Verbände und Wissenschaftler:innen seit Jahrzehnten seine Existenz und Effekte nachweisen, beginnt gerade erst eine breitere gesellschaftliche Auseinandersetzung mit Rassismus. Der Beitrag reagiert auf dieses Unpassungsverhältnis mit einer Einführung in grundlegende Theorien der kritischen Rassismusforschung und bietet einen Überblick über zentrale Konzepte und Befunde mit Relevanz für den Kontext Polizei. Dazu gehört, Rassismus als gesellschaftliches Verhältnis vorzustellen, Rassismen voneinander zu unterscheiden sowie institutionellen Rassismus zu erläutern.
Zusammenfassung
Der Aufsatz unternimmt den Versuch, Forschungsergebnisse aus drei Dekaden, die Rückschlüsse auf die Verbreitung und Ausgestaltung rassistischer Einstellungsmuster innerhalb der Polizei liefern, pointiert zusammenzufassen und eine zeitgenössische Neubewertung selbiger vorzunehmen. Im Zuge dessen werden Forschungsdesiderate identifiziert und eine ganzheitlichere Betrachtungsweise, die verschiedene individuelle wie strukturelle Analyseebenen in einem multimodalen Ansatz vereint, aufgezeigt.
Zusammenfassung
In diesem Beitrag werden die Begriffe des individuellen, des institutionellen und des strukturellen Rassismus entwickelt und für die Polizeiforschung fruchtbar gemacht. Ausgangspunkt der Überlegungen ist die Beobachtung, dass in der (deutschsprachigen) Polizeiforschung die Begriffe des institutionellen und des strukturellen Rassismus in der Regel missverstanden und daher (zu Unrecht) abgelehnt werden. In Anschluss an die Heuristik Joe R. Feagins entgegnen wir, dass die Konzepte sinnvoll im Bereich der Polizeiforschung angewandt werden können und weiterhin relevant sind: Während individueller Rassismus die Ebene der Einstellung einzelner Beamt:innen umfasst, meint der institutionelle Rassismus handlungsleitende Normen innerhalb der Institution Polizei, welche relativ unabhängig von den individuellen Einstellungen sind, während der strukturelle Rassismus Interdependenzen mit rassistischen Exklusionen und Diskriminierungen außerhalb des polizeilichen Feldes beschreibt. Diese drei Ebenen bestehen realiter nicht getrennt voneinander, sondern bedingen sich, wie wir mithilfe der Autoritarismusstudien der Kritischen Theorie zeigen, je gegenseitig.
Zusammenfassung
Cop Culture übersetzt abstrakt formulierte Erwartungen des Gesetzgebers in konkrete Handlungsanweisungen, und sie bildet den normativen Rahmen dafür, dass Polizist:innen davon überzeugt sein können, auch dann zu den „Guten“ zu gehören, wenn sie gegen offizielle Vorschriften verstoßen. Der Wertekanon, der hinter dieser Haltung steht, beruht auf Dominanzkultur (Rommelspacher 1995). Cop Culture verteidigt den kollektiven Überlegenheitshabitus. Seine Infragestellung durch das Publikum liefert den Grund für überdimensionierten Gewalteinsatz, seine polizeiinterne Überhöhung die für Rassismus und Diskriminierung. Alle drei werden aber in ihrer Ursache, ihrem Umfang und ihrer Wirkung institutionell weitgehend verschleiert und relativiert.
Zusammenfassung
Unter Rückgriff auf die Theorie repräsentativer Bürokratie skizziert der Beitrag, inwiefern es plausibel ist, dass die Anwesenheit von mehr Polizist:innen mit Migrationshintergrund Diskriminierungsrisiken im Innen- und Außenverhältnis der Polizei reduziert. Dazu werden empirische Ergebnisse zum Umgang der Polizeien mit Diversität in der Personalauswahl und der Teamarbeit diskutiert. In beiden Bereichen zeigt sich ein indifferenter Umgang mit Verschiedenheit: Differenzen werden nicht ausgleichend oder fördernd berücksichtigt, vielmehr wird ihnen im Sinne einer allgemeinen Gleichbehandlung mit Standardisierung und Loyalitätsanforderungen begegnet. Ein solches, differenzblindes Verständnis von Diversität verstellt den Blick auf Diskriminierungsrisiken im Innen- und Außenverhältnis der Polizei und überlässt ihre Vielfalt einzelnen Diversitätsträgern.
Zusammenfassung
Die Intention dieses Aufsatzes ist die Darstellung der Analyseperspektive der Rassismuskritik, sowie die Diskussion von rassismuskritischen und rassismuskritisch relevanten Studienergebnissen, die sich mit der Polizeiarbeit befassen.
Zusammenfassung
Der Umgang der Polizei mit Kriminalitätsopfern mit eigener oder familiärer Zuwanderungsgeschichte ist in den letzten dreißig Jahren immer wieder Gegenstand medialer und politischer Auseinandersetzungen gewesen. Wissenschaftlich erforscht wird dieser Bereich polizeilichen Handelns erst seit kurzer Zeit. Die vorliegenden Ergebnisse deuten darauf hin, dass die in der Polizei verankerte Annahme, dass es sich bei diesem Teil der Bevölkerung um „Fremde“ handele, häufig unsensibles Verhalten und Diskriminierungen zur Folge hat.
Zusammenfassung
Rassistische und diskriminierende Einstellungen und Verhaltensweisen von Polizeibeamt:innen sind auch hierzulande zu Gegenständen politischer, medialer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Diskussion geworden. National wie international bemühen sich zivilgesellschaftliche Bewegungen und Organisationen, diesen Diskurs ins Licht der Öffentlichkeit zu bringen, ihn im Sinne betroffener Gruppen zu führen, Reformen zu initiieren und mitzugestalten. Sie setzen sich in ihrer alltäglichen Arbeit mit polizeilichem Rassismus und Vorurteilen, diskriminierender Kontrollpraxis und exzessiver, dabei möglicherweise selektiv ausgeübter Polizeigewalt auseinander. Der Beitrag stellt Entwicklung und Arbeitsweisen einschlägiger Initiativen und Organisationen im deutschsprachigen Raum dar und bezieht – auch mit Blick auf grenzüberschreitende Vorbildwirkung von Bewegungen wie Black Lives Matter – vergleichbare Entwicklungen im Ausland, insbesondere in den USA, ein. Der Schwerpunkt der Betrachtung liegt auf der Auseinandersetzung mit diskriminierenden polizeilichen Praktiken, die primär an wahrgenommenen Kategorien ethnischer Zugehörigkeit und Herkunft festgemacht werden.
Zusammenfassung
Als einer der Grundpfeiler der freiheitlich demokratischen Grundordnung sind Menschenrechte für die polizeiliche Arbeit unverzichtbar. Im Kontext der polizeilichen Praxis erlangt das allgegenwärtige Diskriminierungsverbot aufgrund der Rasse zentrale Bedeutung. Mit der Antirassismuskonvention (ICERD 1965), der europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK 1949) und der europäischen Grundrechtecharta (GRC 2009) ist mittlerweile ein wirksames Normengeflecht gegen Menschenrechtsverletzungen in der polizeilichen Praxis vorhanden. Das ICERD und die EMRK knüpfen an ein den wissenschaftlichen Erkenntnissen entsprechendem Bild von Rassismus an und verpflichten Deutschland zur umfassenden Bekämpfung und Sanktionierung von Rassismus sowohl auf der Rechtsetzung- als auch Rechtsanwendungsebene. Im datenschutzrechtlichen Bereich wird zudem die GRC eine zunehmende Rolle spielen.
for their insightful suggestions at a much earlier stage of the manuscript, and the three anonymous reviewers for their very helpful comments for this version.
(Post-)modern societies can be understood as "visual cultures." Despite the ubiquity of images in social life, social theorists have, to date, paid little attention to images and "the visual." This paper aims to outline what can be understood as a sociology of the visual. It suggests two new concepts - "visual logic" and "visual rationality" - to analyze imaging practices from a sociological perspective. By drawing on ethnographic fieldwork in the area of medical imaging, the paper shows how these concepts serve as analytical tools to explore and understand imaging practices in medicine.